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Sächsische Elbzeitung : 12.05.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193205122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-12
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 12.05.1932
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Das LknteryattunAüvlatt '»»»WMWMWWWMvWMI» I NUH-»»»»»»«»,»!!'!! «»1 Bei de» Bottwaljägern der Insel Gaya Von Theo Pöppelmann. An Bord der malaischen „Salaugcma" mar ich, von Bruni kommend, ans Gaya gelandet, einem Eilande an der Nordwestkiiste Borneos, dessen männliche Bevölkerung sich mit dem Fang des Kaschelot — des Pottwales — be schäftigt, der den Walrat, den weiße» Ambra liefert. Aber auch die Frauen und Kinder bleiben nicht untätig. Sind keine Feldarbeiten zu verrichte», sammeln sie den auf dem .Indischen Ozean schwimmende» graue» Ambra, eine mal)!' riecl>e»de Härzart, ei». -Im Haufe Sanaamiris, einen Ver wandte» des »»glückliche» Kaika, de» die Namasi i» Burni grausam ermordeten, fand ich gastlick)« Aufnahme. Sa»ga- miri war der älteste Fischer und genoß seiner grosse» Er fahrung wegen bei de» malaiische» Stammcsgeiiosseu hohes Ansehe». Er allein mar es auch, der, nur von zwei junge» Leute» als Hcmdlanger begleitet, die vergiftete» Harpune» zu werfe» hatte. Gegen " "-end des vorherigen Tages mar das Dorf Pemba in u .zeheure Aufregung geraten durch die Nach richt, das; der Wal im Norde» der J»fel spritze. Lachend, johlend, kreischend vor Vergnüge», waren jung und alt zur Küste geeilt, uni vom Nandgebirge aus die Kaschelots zu beobachten. Gleich nach dein Dunkelwerden verliessen 30 Boote, mit je zwei Insassen, das Land, um die Pottwale nachts in weitem Bogen zu umfahren »nd halbkreisförmig einzufchließem Jede Beunruhigung der Tiere war zu ver meiden. Kein Boot durste Segel zeigen. Die Paddel ruder waren vorher mit Bastschnüren umwickelt worden. Sangamiri, seine beiden Begleiter und ich, begaben uns kurz vor Tagesanbruch auf eine schmale Felswand, die sich etwa 100 Meter laug in das Meer hineinschiebt, und von der man das Küstengebirge Borneos deutlich sehen kau». Die Wand läuft in ein Plateau aus, das in 10 Meter Höhe frei über dem Wasser schwebt. Von dieser Stell« aus wird Saugamiri die schwere, eiserne Harpune mit ver gifteter Spitze auf die ahnungslosen Tiere herabschleuder», wenn diese in wilder Flucht die Meerenge passieren. Im Dämmerlicht des jungen Tages bewegen sich die schwarzen Rücken der Pottwale langsam, kaum wahrnehm bar, auf uns zu. Nach de» Wassersäule» zu schließe», die sie durch die Nasenlöcher hoch i» die Luft schleuder», müssen es 80 bis 100 Tiere sei». Ohne Unruhe zu zeigen, ohne daß die Oberfläche der See sich merklich kräuselt, schiebe» sic ihre ungeheure» Körper durch das Wasser. Noch sehe» sie »ich! die vielen Boote, die ihnen im Norden den Weg zum offenen Meere verlegen, die sie in die schmale Meer enge zwischen den Eiland Gaya und der Insel Borneo drucken wollen. Jetzt tritt die blutrote Scheibe der ausgehenden Sonne mählich aus dem Dunstkreise heraus, der de» Horizont ver schleierte. Blitzende Strahlen schießen über das Meer hin, die den, Wasser bunte, grelle Farben verleihen. In der Ferne hört man schon das aufreizende „Haha — ju" der angreifeuden Insulaner. Noch steigen aus der Mitte der Walherde vereinzelte Wasserfontänen hoch, die sich beim Nie derfallen in unzählige Tropfen auflösen und die im Son nenlicht wie Edelsteine funkeln. Die den Boote» zunächst befindliche» Kolosse dagege» habe» das Spritze» eingestellt. Stark bennruhigt schwimmen sie hin und her. Versuche» nach Norden auszubrechcn. Werden mit gellendem Haha — zu zurückgetrieben. Rasen mitten in die Herde ihrer Artgenosse» hinein, die sich wie Schafe, dicht zusammeit- drängc» »nd augeiischeiiilich nicht wisse», wohin sie fliehen solle». Eigentümlich daß, während jedes für sich allein schwimmende Tier bei Gefahr sofort getaucht märe, die Herde in ihrer Gesamtheit auf diesen Ausweg nicht verfiel. Immer enger zieht sich der Halbkreis der Boote zu- fammeii. Immer aufgeregter, wilder, gebärden sich ihre Insasse». Vollführen jauchzend fanatische Kriegstänze, die die schmalen Pirogen fast zum Kentern bringen. Schlagen mit den Paddelruder» das Wasser zu blasige», Schaum. Bringen sich im Paroxismus der milden Lust mit dem Kris tiefe Schnittwunden bei. Beschmieren mit dem auellenden Ehrlichkeit. Humoreske von Gertrud Nnlich. Onicl Kasimir glaubt noch an das Gute in, Meiischcu, er ist überzeugt, daß cs sich auf unserm Planeten gar nicht so übel leben lasse. Er ist davon überzeugt trotz des kulturellen und moralischen Niederganges, trotz aller Wirtschaftskrisen und Notverordnungen und obwohl er persönlich durchaus nicht an den Fleischtöpfen Aegyptens saß. Die Sache mit dem silbernen Krückstock bestätigte seine Ansicht von neuem. Onkel Kasimir bekam von seinen drei Nichten zum !>0. Geburtstage einen Stock geschenkt, dessen Griff, einen Hundekopf darstellend, von Silber war. Ein sehr kostbares Stück, Onkel Kasimir hatte nie im Leben etwas so Pracht volles besessen, und er beschloß, gerührt und erhoben, den Stock ein wenig auszuführcn. Er hing sonst fast gar nicht aus, nur hin und wieder trank er in einer kleinen Kneipe seiner Straße ein Glas Bier, heute aber wollte er, dem Stock zu Ehren, ein bcsfcres Restaurant in einer vornehmen Straße aufsuchen, ein Lokal, in dem, wie er wußte, sich oft sein Chef aufhiclt. Es war die „Goldene Gans", in der er auf Umwegen endlich landete. Er fühlte sich peinlich unsicher, als er vor dem kleinen Marmortisch sich seines Mantels "itledigte und Stock und Hut an den Haken hängte, wobei ihm ein Kellner beflissen half. Onkel Kasimir bestellte sein gewöhnliches Glas Bier und verschanzte seine Hilflosigkeit hinter einer großen Zeitung, die er von A bis Z durchlas. Er trank noch ein Glas Bier und leistete sich verschwenderisch sogar einen kleinen Schnaps. Endlich erhob er sich, ein wenig benebelt, zahlte, nahm Mantel nnd Hnt vom Haken und ging. Den Stock mit- znnchmen, vergaß er ganz und gar. Ueberdics hatte ein Gast leinen Mantel darüber gehängt. Vielleicht war das letztere sogar in einer gewissen Absicht geschehen, denn der Herr, dessen Mantel den silbernen Hunde-- kopf zndeckte, nahm, als er den Mantel abhängte, seelenruhig auch den Stock herunter, hängte ihn wie selbstverständlich über den Arm nnd entfernte sich ohne jede Hast. Es war Abend, und der Herr schlenderte gemächlich eine belebte Straße entlang, blieb hier und da an einem Schau fenster stehen nnd zündete sich schließlich eine Ziaarette an. Blute Gesicht und Glieder. Alle» Lärm übertönend aber das uerveuaufpeitfchendc Haha — ju der exaltierte» Jäger. Langsam, zögernd fetzt sich das Gros der Säuger gegen die südliche Meerenge in Bewegung. Mit blitzenden Augen verfolgen wir von, Felfe» ans das Anrücken der Herds. Ein alter Bulle führt. Vorsichtig, mißtrauisch. Im Ueber- maße der Erregung springt einer der jungen Begleiter auf. Zwar reißt Sangamiri ihu an den Beine» sofort wieder zu Boden, doch hat diese Bewegung schon genügt, den Vor trupp in Verwirrung zu bringe». Zwei, drei Tiere mache» kehrt. Breche» sich Bahn. Ihne» schließen sich andere an, bis gegen 20 der Mecresricseii die Flucht »ach Norden aufnehnic». Immer schneller wird ihre Fahrt. Großen Torpedobootssägern gleich, nur bauchiger, gewaltiger, zer teile» sie das Wasser, als sei es Luft. Stürzen in rasen dem Tempo auf die Kette der winzige» Boote los. Ein einziger Schlag mit dem ungeheuren Schwanz« und — Menschenleiber! Bootstrüminer vermischen sich in der Luft mit Gallone» cmporgeschleudcrler Wasfermasse». Ei» Schrei des Entsetzens schrillt über die See. Einen Augenblick will es scheinen, als gäben die übrige» Boote die Jagd auf. Einen Augenblick nur. Dann setzt das Haha — j» der unerschrockenen Insulaner aufs neiie ein. Nur wilder, ent fesselter. Der ausgestandene Schrecken muß sich austoben. Gleich gelben Teufeln springen die Malaien in den Boo te» umher. Das Haha — ju steigert sich zum bestialische» Geheul. Die Walherde stoppt Sucht »ach der Seite aus zubreche». Stößt endlich in rascher Fahrt auf die Meerenge zu. Die ersten Tiere rauschen unter dem Felsplateau her Nun ist Sangamiris Zeit gekommen. An den Boden geschmiegt, gleitet sein Körper pantherartig der äußersten Felskante zu, bis Haupt und Arme frei über dem Abgrund schwebe». Hinter ihm schiebt einer der junge» Malaie» die Harpune vor. Zoll für Zoll. Jetzt ergreift Sangamiri deren Ende mit sehniger Hand. Senkt die tatbrmgcnde Spitze. Wartet. Lauert Grünes Feuer blitzt zwischen seinen halbgeschlossenen Augenlidern hervor, die sich plötzlick, weiten, wie es bei den Großkatzen unmittelbar vor dem Angriff der Fall ist dann saust das schwere Eife» hinab. Hinab in die Tiefe — hinein in Haut und Fett — in warmes, zuckendes Fleisch. Noch dreimal bohrt sich eine vergiftete Harpune tief in dunkle Tierrücken ein. ehe die letzten Nachzügler den Todesfelfe» passiert, den Weg in die Freiheit gefunden habe». Vier arme Opfer pumpen die letzte Kraft aus ihre» gigantische» Körpern, um sich dec Sturmfahrt ihrer Brüder anzupasseu. Sehen sie brechenden Auges am Horizont verschwinden. Unaufhaltsam frißt das Gift weiter. Zersetzt das Blut, lähmt die Muskeln. Wirst den Niesenleib auf die Seite, bis. nach Verlauf einer Vier telstunde. statt der schwarzen Rücken, nur »och weiße ge schwollene Bäuche leblos an der Oberfläche treiben. Nicht lange. Von allen Seiten eilen die Boote heran Treiben an lange Leinen befestigte Speere in die Kadaver Ziehen, schieben die toten Kolosse in de» geschützte» Hase» Hämmern die Schädel auf. Schöpsen eimerweise den kost baren, halbflüssigen Walrat aus den Stirnhöhlenbassins. -18 große, bis an dem Rand mit weißem Ambra gefüllu Fässer, find di« Ausb«ute d«s aufregenden Jagdtages! L)as Gewehr. Skizze von Emmy Kra e t kc -N n m p f. Eilig betrat der Regisseur Fred Willmann das Zimmer ! des Direktors Wendt der F.A.G. „Gut, daß ich Dich allein treffe, ich habe eine Idee, eine Idee, die wird uns 'rausreißcn." Der gelangweilte Zug im Gesicht des Direktors schwand, neugierig sah er auf: „Na, schieß mal los, Fred!" Während Willmann, nm die Spannung noch zn erhöhen, sich langsam eine Zigarette anzündete, schrillte der Fernsprecher. Der Direktor griff nach dem Hörer, und sein Gesicht bekam einen gequälten Ausdruck. „Also, der Film „Kameraden' kauu so nicht gedreht werden. Ich mnß erst mal mit dem Verfasser Rücksprache nehmen. Es fehlt, wie ich leider erst jetzt richtig erkenne, die unbedingt notwendige Bindung zwischen dem Kriegserlebnis und der Gegenwart. Ich kann Ihnen das augenblicklich nicht in der Eile auseinander setzen. Kollege Willmann wartet hier zn einer Besprechung auf mich. Jedeil falls und die Proben anfmicknebeu." In diesem Angenblick bat ihn ein Mann, oer zufällig auch die Auslage» betrachtete, um Feuer, dankte und ging, mehrmals den Hnt lüftend, in entgegengesetzter Richtung davon. Nach einer Weile merkte der Herr, daß er den silbernen Stock nicht mehr bei sich hatte, er rannte dem Mann, der ihn nm Fener ansprach, eine Strecke nach, konnte aber von dem Menschen keine Spur mehr entdecken. Dieser hingegen begab sich in eine kleine Kneipe in einem ganz anderen Teil der Stadt nnd verhandelte den silbernen Stock nm ein warmes Abendbrot nnd ein Paar Schnäpse an den Bndiker. Der Wirt wiederum nahm einen Kerl mit einer blanen Narbe im Gesicht beiseite, nnd sie schacherten hinter der Theke um den Stock.. Sie einigten sich endlich. Die blaue Narbe betrachtete dcu erworbenen Hundekopf geringschätzig und fluchte über das elende Blech. „Was willst Du für die Mistharkc haben?" fragte eine rostige Stimme. Sie gehörte dein „Goldwarcnhändler" Daniel, einem gerissenen Hehler, dem die Polizei scharf ans die Finger sah, ohne ihn ein seltenes Mal erwischen zu können. Die Narbe und Daniel wurden bald handelseins, der Stock wechselte wiedernm den Besitzer, es schien ihm nichts auszumachen, daß er von Hand zn Hand wanderte. Plötzlich ein Pfiff, ein kurz warnendes Signal: Razzia, Polizei. Der Hehler Daniel schoß wie eine Rakete in eine Ecke des Lokals, dort, wo ein Bündel Ueberzieher an der Wand hing, er hakte die Hundeschnauze in irgend eine Manteltasche, die zu einem besseren Ucberrock gehörte, dann schritt er tänzelnd nnd lächelnd ans die Polizei zn, nnd seine Unschuld überstrahlte ihn blendend. Die Beamten lächelten anch. Gleichwohl griffen sic sich einige Individuen heraus. Wozu steht denn das Ungeheuer von einem Polizeiauto vor der Tür? Die Spelunke ist mit einem Male bedenklich leer geworden. Ueber einen Tisch gebeugt ruhte ein besserer beleibter Herr. Er hielt ein Wein glas umkrampft und schnarchte den Schlaf des guten Gewissens. Die Polizei weckte ihn verständnisvoll. Er konnte sich ausweisen. Ein wenig blöde wankte er zu seinem Uebcr- rock und kroch hinein, ohne den Stock zu bemerken, der ans seiner Tasche baumelte. Die Polizei begleitete ihn väterlich hinaus. Ter Regisseur hatte zustimmend gemckt und erklärte, als deL Direktor de».Hörer austegte: „Gerade wegen dieses Unglücksfilms der F.A.G." bin ich hier. Ich schlendere da so gestern durch die Bergstraße nnd sehe dicht bei der Post eine Menschenansamm lung. Gan; gegen meine Gewohnheit trete ich näher. Ich kann noch nichts erkennen, da höre ich schon eine eigenartige Musiki Für Geige hielt ich es nnd war erstaunt über das künstlerische Spiel. Ich drängte mich etwas nach vor» nnd sah eine». Menschen im feldgrauen Mantel, mit großem, klarem Gesicht, in das die Not ihre Linien gezeichnet hatte. Zwischen seinen Knie» hielt er ein Gewehr, das er durch Saitcnbespauuung zu einer Art Cello umgebaut Halle. Ich nahm das Bild dieses Mannes ganz in mich auf. Ich könnte Dir sofort die Szene; stellen. Und mit einem Mal, blitzartig kam mir der Gedanke: Das muß in unsern Film! Ich trat also aus den armen! .Künstler zu und bat ihn, mir in ein Kaffeehaus zu folgen, da ich Arbeit für ihn hätte. Er sah mich erst mißtrauisch anz die Sechser waren gerade reichlicher in seine Mütze gestossen.! Aber er ging mit. Bei Kasfee nnd Zigarren wurde er ge-> sprächia und erzählte die Geschichte des Gewehrs. In Ma-! surcn schlug er mit dem Kolben seinen jungen Leutnant ans" einer Horde Russen heraus. Er hofft im stillen immer nock^ den Geretteten, der sich für ihn verwenden wollte, irgendwo; mal wiederzusehn. Wie der Mann erzählen konnte! Ich sah das alles vor mir. Erst dachte ich daran, ihn, der wirklich hoch lünstlcrisch spielt, im Tonfilmorchester bei uns nnterzn - bringen,' aber je länger ich mir sein im Gespräch belebtes Gesicht ansah, desto klarer wurde es mir: Der Mann muß! sein Erlebnis spielen! Tas wird etwas anderes als die ewig- gleichen Masken unserer Prominenten, die jeder kennt." Der Regisseur halte sich so in Eifer geredet, daß er gar nicht merkte, wie Wendt die Augen mit der Hand bedeckte und scheinbar ganz abwesend War. Erst als eine Stille cintral. suyr oer Direktor wie aus einen, Traun, auf: „In Masure« lagst Du? Mit dem Kolbeu...'?" Die Finger glitten über die breite Narbe, die sich über die Stirn hiuzoq. „Sag mal. wie heißt der Mann?" „Mack heißt er, und draußen im Vorzimmer wartet er." Damit war Willmann znr Tür hinaus. Wendt stürmte ihm nach: „Werner Mack, der längst Tot geglaubte?" „Jawohl, Herr Leutnant!" Das Cello-Gewehr schulternd, stand der Geiger da und konnte nicht verhindern, daß es ihm heiß in die Angcn stieg. Willmann, der sofort den Zusammenhang erfaßte, ries begeistert: „Kinder, jetzt haben wir auch den Schluß für unsern Film, und morgen fangen wir an zu drehen!" Verschiedenes Kolibris „fliegen" nach Deutschland. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat von seiner vierte» Südamerikafahrt eine Sendung Kolibris mitgebracht, die für mehrer« zoolo gische Gärten in Deutschland bestimmt sind und zweifellos die ersten sein dürften, die von Südamerika »ach Deutschland „geflogen" sind. Jin Hinblick auf das kühle Wetter waren besondere Vorkehrungen getroffen worden, damit sich die empfindlichen kleine» Luftschiffreisende» bei ihrer Landung in Friedrichshafen und bei ihrem Weitertransport mit der Anschlußmaschme der Luft-Hansa »icht erkälte». Ihm muh es schlecht gegangen sein. Ei» Löwenbändi- ger erreicht« dies«r Tage vor einem Pariser Gericht die Scheidung von seiner Gatti». Der Prozeß ist ihm »ich, leicht geworden, den» seine Gatti» verstand es, manche Winkelzüge zu machen. Aber als der Manu schließlich voll Trauer erklärte: „Bei meine» Löwe» fühlte ich mich siche rer als bei meiner Frau", hatten die Richter ei» Einsehe i und befreite» ih» von der gefährlichen „besseren Hälfte". warum — „Pantoffelheld"? Das berüchtigte Wort Pantoffelheld ist wohl ebenso alt wie der Gebrauch von Ver lobungsringe». Hatte nämlich die Fra,, den Verlobungs ring bekommen, so trat ihr der Bräutigam mehrere Male auf den Fuß zum Zeichen, daß sie numnehr in sei» Eigen tum übergegange» war. Die Braut zog jedoch ihren Fuß zurück und ihr Pantoffel blieb bei dem Mann, der ihn nunmehr als Symbol seiner Herrschaft über sie aufbcwahrte. Bewahrte er aber seine Herrschaft »icht, so nah», ihm die Braut deu Pantoffel wieder ab und das Spattwort Pan toffelheld wurde sei» Titel. Uebrigens stammt der Brauch der Verlobmigsriug« allen, Anscheine nach aus Köln. Draußen irrte er durch mehrere Straßen, blieb stehen, blickte ans die Uhr, landete schließlich vor der „Goldenen Gans" nnd ging ans einen Gutc-Nacht-Schoppcn hinein. Das Lokal Ivar so unfaßbar leer, der Beleibte ließ sich vom Kellner ans dem Mantel schälen. Anch den Hnt hängte der Ober sorgfältig an die Wand, nnd das Halstuch steckte er behutsam in die innere Brnsttasche. Znm Schluß nahm er noch den Stock mit der silbernen Krücke ans der äußeren Seitentascl^c nnd hängte auch ihn an den Haken. Tann fragte er den Herrn nach seinen Wünschen nnd trug eilfertig das Bier nnd einen Stoß Zeit schriften herbei. Falls es dem Herrn belieben sollte... Es war still in dem weiten Saal. In einer entfernten Ecke leierte ein Lantsprecher sein eintöniges Schlagerprogramm ab. Der Herr duselte über einer Illustrierten ein. Anch der Kellner, der sich diskret zurückgezogen hatte, gönnte sich hinter einer umfangreichen Sänke ein kleines Mitternachts- nickerchen. Plötzlich kam, ein wenig hastig nnd gar nicht vornehm, Onkel Kasimir herein. Seine kleinen buschigen Augen irrten schon unter der Tür den ganzen Raum entlang, seine Mienen verrieten Unruhe, eine ganz kleine, kaum eingestandenc Furcht, der schöne Stock mit der silbernen Krücke könnte nicht mehr an seinem Platze sein, wo er von Onkel Kasimir vergessen wurde. Aber schon im nächsten Angenblick glättete sich das rosige Kindergesichl Kasimirs, nnd in den farblosen Angen lächelte eine strahlende Genngtunng: Der Stock war da, er hing still nnd treu au seiner Stelle und wartete ausdauernd und zuverlässig auf seinen Eigentümer. O, cs waren mehr als sechs Stunden vergangen, seit Onkel Kasimir ihn schnöde und gedankenlos vergaß. Aber lief der Stock etwa fort, verlor er sich spurlos, oder ging er mit einem fremden Herrn mit? O nein, wie ein blankes Auge zwinkerte er seinen Besitzer von der Wand an. Behutsam und mit leiser Zärtlichkeit griff Onkel Kasimir den silbernen Stock vom Haken, nickte dankbar grüßend in alle vier leeren Winkel und verließ das Lokal. Gütiger Himmel, daß es eine so goldene Ehrlichkeit in der Welt gab! Sein Herz frohlockte, nnd er stammelte bewegt: „Kinder^ Kinder, ich hab es ja immer gesagt: Der Mensch ist gut!"
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