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achsische Elbzeitung Sächsische Schweiz TageSzcittuig sür die Landflcmclildcn Allendorf, Klcingicsthübcl, lllcinhcimcrs- dors, Krippe», Lichtciihain, Mitlclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Aathniannsdors, Rcinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltcrsdors, Wendischsähre, sowie für das Gcsamtgcbici der Sächsischen Schweiz, Druck und Verlag: Sächsische Elbzeittuig Alma Hieke, Inh, Waller Hieke. Veranlworllich: Waller Hieke, Anzeigenpreis (in NM.): Tie 7gcspallcnc 35 mm brcilc Pclilzcilc 20 Psg., sür auswärlige Austraggebcr 2', Psg-, 85 mm brcilc Ncklamczcilc 80 Psg. Tabel- larischcr Sah »ach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird enisprechender Naball gewähr«. Anzeigenannahme siir in- und ausländische Zcilungcn. Michlerschcinen einzelner Nummern infolge höherer Gcwall, Streik, Aussperrung, Bclricbsftörung bercchlig. ntchl zur Bczugsprei-kürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zcilung. ^llntei-haltuns, und Mistens „Oaü llnterhaltungöblatt", f»ben IM Bild" Gianolge Wochenveuagen: und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: NN Lageblatt fllr die Lrhöhungcn der Löhne und Malcrialicnprcise bchallen wir uns das Ncchl der Nachforderung vor. Bad Schandau, Freitag, den 23. Mai 2932 26- Jahrgang Ar. 222 Ergebnis der Woche Die Kernfragen. Nr Nr. Die schweren Auseinandersetzungen im Reichs tag endigten mit der Ablehnung der Mißtrauensanträg«, die gegen das Kabinett Brüning gerichtet waren und seinen Sturz hcrbeifklhrcn sollten. Nach diesem Ergebnis ist die Reichspolitik für die nächsten Monate den Männern in die Hand gegeben, die bisher den Wagen des Reiches durch die ungeheuren Sturmnöte hindnrchsteuern sollten. Wenn ein Erfolg aus den Kämpfen nm den Sinn dentscher Politik her- ausgchoben werden kann, so ist es der, daß der Reichskanzler mehr denn je die herbe Entschlossenheit des Willens erkennen lieh, die deutschen Forderungen in der Reparations- und Ab- riistungsfrage ohne Wanken und Deuteln auf den Kon ferenzen in Lausanne dnrchzufechten. Es werden keine Tri bute mehr gezahlt und Deutschland ist in der Rüstung gleich berechtigt mit allen anderen. Das sind die Kernfragen deut- lcher Außenpolitik. Was der Kanzler zu der Begründung dieser Entschlossenheit ansührtc, gewinnt seine besondere Be deutung dadurch, das; er diese Forderungen aus der Not wendigkeit für Deutschlands Existenz hcraushob und sie als Forderung der ganzen Welt charakterisierte. Damit hat er eine große Berantwortnng auf die Konferenzpartner gela- den. Sicher waren es nur diplomatische Rücksichten, wenn er den wahren Gegner der deutschen Auffassung nicht mit Namen nannte. Es ist Frankreich. Wenn er darauf hin wies, daß bei den Vertretern der anderen Völker die Zu stimmung zu der deutschen Auffassung gewachsen sei, so wissen wir auch, daß bei den anderen Negierungen die Rück sicht eben auf Frankreich noch so ungewöhnlich stark auf -die Willensbildung einwirkt, daß noch immer der Erfolg '-er deutschen Politik in Frage gestellt ist. Gerade in den letzten hundert Metern vor dem Ziel liegt die endgültige Entscheidung. Aus den Worten des Kanzlers ging klar her vor, daß ein Versagen der anderen in den beiden für Deutsch land lebensentscheidenden Fragen nicht uns allein ins Un glück hineinreißen muß, sondern mit uns alle anderen zivili sierten Staaten. Außenpolitische Einheitsfront. Hier an dieser Stelle der Kanzlerrede hatten auch seine Gegner das Gefühl, daß der Punkt getroffen ist, wo dir Einigkeit aller Deutschen sich einmal treffen mußte. Ge kennzeichnet wird diese Tatsache dadurch, daß die schärjste Gegenpartei der Regierung keinen Mißtrauensantrag gegen den Außenminister Brüning eingereichl hatte. Bei den Verhandlnngen in Lausanne, wo wohl über beide Fragen, Tribut und Abrüstung, verhandelt wird, steht der Wille Deutschlands einig und entschlossen hinter unseren Vertre- rcrn. Dies ist um so notwendiger, als auch der große Geg ner Deutschlands in diesen Fragen, Frankreich, mit dein Mandat einer letzten Entscheidung des französischen Volkes auftreten wird, wie sie aus den Wahlen hervorgegangen ist. Noch steht nicht fest, ob eine Linksregierung oder eine Regierung der Mitte Frankreichs Politik vertreten wird. Von welchen Parteien sic auch getragen fein mag, sie hat ein Erbe mitbekommen, das Erbe ans den furchtbaren Verträgen von Versailles. Selbst ein Herriot könnte heute nicht diese Me duse so ohne weiteres in den Orkus werfen, ganz abgesehen davon, daß auch dieser Politiker der Linken es gar nicht wollen wird. Fraglich ist, ob er überhaupt trotz der auch für Frankreich verderbcndrohenden Ungeheuerlichkeit jenes Vertrages imstande sein wird, die in 'dem Vertrag selbst vorgesehenen Abwandlungsmöglichkeiten gelten zu lassen. Leicht wird der Kampf in Lausanne nicht werden. Wer weiß, ob nicht irgendwelche abenteuerliche Ränkeschmiede di« Lösung der Hauptfragen in Lausanne unmöglich machen, nm das von dein deutschen Kanzler, wie von jedem Einsich tigen, prophezeite Chaos in Europa herbeizuführen und dann irgendwelche egoistische Ziele zu verwirklichen. Gleichgültig, ob die Völker dabei verderben. Große Politik wird ja mei stens nicht von den einzelnen hcrausgestellten Männern ge macht, auch sie sind oft Vertreter irgendwelcher anonymen Kreise, die nicht in Erscl)«inung treten oder nicht treten wollen. Merkzeichen. In alten Zeiten hätten die Seher und Weisen geglaubt, Ler Finger Gottes habe Frankreich gewarnt. Erst in Briand und kurz darauf in Thomas hat der Tod zwei Männer aus den Reihen der französischen Politiker weggerissen, die Frankreichs Interessen in vielen internationalen Fragen ver treten haben. Nun noch das Attentat, das den Präsidenten der französischen Republik hinwegraffte. Das alles wäre in früheren Jahrhunderten Warnnngszeichcn gewesen. Wir gehen heute über solche Dinge hinweg und erklären sie als Zufälle. Aber doch ist das Attentat auf den französischen Präsidenten ein Merkzeichen für die Welt. Noch ist »ich: geklärt, wessen Werkzeug der Mörder mar. Ob ihm Sinn- wuakeik den Revolver in die Hand drückte oder planvolle Ab sicht politischer Kräfte. Mit Recht wird aber ans oas ahn- liche Attentat hingcnuescn, das sich gegen den deutschen Bot schafter in Moskau richtete, das aber dann den Botschaftsrat traf. Hier sollte durch das Attentat Feindschaft gesät wer den zwischen Deutschland und die Sowjets. Der Mörder Donmers steht ebenfalls irgendwie in russischen politischen Kreisen, denen an einer Beunruhigung der Well gelegen tft. Ob beide Attentate in Zusammenhang stehen, wird allerdings kaum ganz aufzuklärcn sein. Ohnmächtiger Koloß. In Ostasien scheint sich die Lage vorläufig wenigstens zu stabilisieren. Japan verläßt den Kampfboden Schanghais. Das bedeutet aber nicht, daß Japan seine Pläne auf dem asiatischen Festland anfgegeben hat. Im Gegenteil, es wird seinen Plan, sich die Mandschurei untertänig zu machen, rücksichtsloser denn je fortsetzen. Die autonome republika nische Scheinrcaieruna. die es in diesem Gebiet eingesetzt und für die als Präsidenten es den Thronprütendenlen' von Ehina gewonnen hat, ist doch nichts weiter als eine mora lische Decke für das Losrcißen der Mandschurei von China. Also trotz Völkerbund kann ein Mitglied dieses Bundes einem anderen Mitglied ein ganzes Gebiet mit Millionen Einwohnern ungestraft entreißen. Kein Hahn kräht danach. Man wollte wissen, daß Rußland aus ureigenstem Interesse solches nicht zulassen könne und Japan mit Gewalt wie der vertreiben werde. Sicher wird auch Rußlands Inter esse durch Japans Vorgehen tödlich getroffen, und sicher möchte Rußland diesen Streich Japans mit Gegengewalt ab- mehren. Aber das Rußland der Sowjets kann einfach nichts machen. Seine militärische Macht ist so gering und seine inneren Verhältnisse sind so katastrophal, daß, würde es seine Grenzen nach Osten mit Heeresmacht überschreiten, es sicher ein großes Reich zerstören würde, aber es märe ihr eigenes. Das wissen die schlauen Männer im Kreml ganz genau. Groener tritt von feinem Posten als Reichswehrminister zurück Berlin, 13. Mai. Beichswehrminisler Groener hak an den Reichspräsiden ten ein Schreiben gerichtet, in dem er ihn bittet, ihn von seinem Amt als Reichswehrministcr zu entbinden. Der Reichspräsident hat diesem Wunsche entsprochen. Die Leitung des Rcichswehrminiskeriums übernimmt für die Wehrmacht der Chef der Heeresleitung vorläufig von Hammerstein, für die Seemacht der Lhcf der Marineleilnng Admiral Dr Racdcr. lAnmcrkling der Redaktion. Ticsc Meldung wurde von »ns gestern abend nach Erscheinen der Zeitung durch Aushang bckanntgegcbcn.) Groeners Riilktrittsgriinde Berlin, 13. Mai. Wie voll unterrichteter Seite mitgeteilt wird, sieht Groe ner die ihm im Oktober 1931 übertragene Aufgabe, die Neichsautorität durch Zusammenfassung aller Mittel des Reiches in der besonders schwierigen Zeit des Winters zu sichern, als erfüllt au; die weitere Leitung beider Ministerien werde seine Kräfte übermäßig in Anspruch nehmen. Außerdem sei die gleichzeitige Verwaltung eines aus gesprochenen politischen Ministeriums, wie die des Reichs- Ministeriums des Innern durch den Reichswehrministcr mit dem unpolitischen und überparteilichen Charakter dec Reichs wehr auf die Dauer nicht zn vereinbaren. Da er im Reichs innenministerium eine Reihe von Aufgaben in Angriff ge nommen habe, an deren Durchführung ihm besonders liege, wolle er in der Lage sein, in Zukunft seine ganze Arbeits kraft diesem Ministerium zu widmen. Admiral Raeder wird Reichswehrminifter Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, kommt in erster Linie der Chef der Marineleitung, Admiral Dr. h. c. Raeder, als Rachfolger Groeners im Reichswehrminisierium in Frage. Seine Ernennung dürfte jedoch erst in der Woche nach Pfingsten erfolgen. Admiral Dr. phil. h. c. Erich Raeder, der als Nach folger Dr. Groeners im Amt des Reichswehrmiuisters ge nannt wird, steht im 57. Lebensjahr. 1894 ist er in die Kaiserliche Marine cingctreten. Während des Krieges wurd^. er Chef des Stabes auf dem Kreuzer „Seydlitz" und über nahm 1918 als Kommandant den Kreuzer „Köln". Nach dem Umsturz mar er von 1918 bis 1920 Chef der Zentral abteilung des Neichsmarineamts und dann bis 1922 dem Marinearchiv zugeteilt. Während eines längeren Urlaubs betätigte er sich als Mitarbeiter an dem Gesamtmerk der Marineleitung über den Seekrieg. Auf Grund seiner Lei stungen als Verfasser der Bände über den Kreuzerkrieg im Auslande verlieh ihm die Universität Kiel die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie. 1922 zum Konteradmiral be fördert, übernahm er die Inspektion des Bildungswesens der Marine, war dann von 1924—1925 Befehlshaber der leichten Seestreitkräfte der Nordsee und seit seiner Beförde rung zum Vizeadmiral im Januar 1925 Chef der Ost seestation. Als Nachfolger des Admirals Zenker wurde Admiral Raeder dann am 1. Oktober 1928 zum Chef der Marinelcitung ernannt. biroener und die Chefs der Heeres- und Marinelcitung. E i » n »itlichcs Dc »i c ii t i, Berti ii. Amtlich wirb im,geteilt: Jii der Presse wird behauptet, dnst dem Gesiich des Reichsministers Groener nm O nibebmig im» seinem Am, nls Reichswehrmiiiister ein Schritt des Chefs der Heeresleitung vvrnusgcgnugen sei. Hierzu wird erklärt, das, diese Behnnptnng unwahr ist und nicht den Tat snchcn entspricht. Die Berliner Blätter zur Groener-Krise. Berlin. Zum Rücktritt Groeners als Rcichs- wchrmiiustcr wird von dc» Berliner Blätter» einge hc»r> Stellung genommene. Tie „G e r m a » i a" weist ans die Gerüchte von einer angebliche» „Gencralskamarilla" hi» »»d cmstert schwerste Bedenke», falls etwa Persönlichkeiten, die keine staatsrechtliche und parlamentarische BeraMworlmig zu trage» habe», i» dieser Frage eine Rolle gespielt habe» sollen, die ihnen unmöglich zukommeu könne. Tas Blatt betont weiter, daß der Rücktritt Groeners in Perbindimg mit dem national sozialistische» Zwischenfall zweifellos eine Berd»»kel»»g ber polilischen Situativ» bedeute. Es sei misastbar, wie Regierung und Reichstag in einem Augenblick, wo sich die konzentrierte tilrast des ganze» Polkes »»d seiner Parlamentarischen Vertrc -png den bevorstehende» ansteilpolitische» Entscheidungen zn wende» wollte, in diese Verwirrung hätten gestürzt werde» können. Gerade dieser Verwirrung wegen sei es notwendig, mit verdoppeltem 'Aachdruck zn betonen, dast der Bestand und die Politik des Kabmetts Brüning durch diese Vorgänge in keiner Weise berührt werden. — Die „DAZ." sagt, cs sei dic Frage, ob "Groener nicht richtiger gehandelt hätte, auch das Rcichsministerimn des Innern znriickznlegeu. Es sei ansterdem die Frage, ob Gcneralleninaitt v. Schleicher, der schon bisher neben dem Minister die politische Seele der Bendlerstraste ge wese» sei, »iclu auch »ach allste» mit der sichtbare» Verantwor ttuig bekleidet werde» müsse. — Der „Vo ssi scheu Zei t u»g" erscheint cs so. als sei es Groener auserlegt, den menschlich erschütternden Teil des Wallenstein Schicksals zn tragen. Kameraden, denen Groener die Treue gehalten und an deren Ergebenheit und Verbundenheit er geglaubt habe, auch als, wie einst bei Wallenstein, alle Spähen im Lager es von den Dächern Psisse». dast er getäuscht werde, hätten ihn ver lassen. — Der „B ö r s e n k u r i e r" ist der 'Auffassung, dast Uebcrraschmigen mitgcspielt hätte», die »iclu »nr den Allste» stehenden, sondern dem innersten politischen Kreis bereitet Für eilige Leser. Bundespräsident Miklas glitt ans der Treppe seines Hauses aus mid zog sich eine Verletzung oberhalb des rech le» 'Anges zu, die mit nicht unbeträchtlichem Blniergust ver bnnden war, sowie eine Zerrung des linke» Handgelenks. Der Bmldespräsident wird einige Tage zu Hause znbringeli müssen; er sührt aber voll »ori seine Auttsgeschäste fort. Wie das amerikanische Schatzamt bekanni gibt, beläuft sich der Fehlbetrag im a m e r i k a u i s ch e n HanS- h a l l aus rund 2,5 Milliarden Dollar. Ter Fehlbetrag des Vorjahres war OO."> Millionen Dollar. Wie aus Sau Diego berichte, wird, ist das Lnflschiss „A k r o u" nunmehr dort gelandet. * Vier groste Vulkane iu den 'Anden sind von mmem in Tätigkeit getreten. Die Bewohner der in der Nähe des Ansbrnchsgebiets gelegenen Ortschaften find geflohen. * Ter rumänische Ministerpräsident Prof.. Dr. F o r g v wnrdc wegen seiner regen Anteilnahme an der Lösung der mitteleuropäische» Frage vom Mitteleuropa Institut zu Dres den zum korrespoildierendeti Mitglied ernannt.