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GüWWlheS. Gegen die Pelschek-Gruppc Anläßlich der am kommenden Mittwoch slaltfindendcn Sitzung des Haushaltsausschusscs B des Landtages, in der die Anträge und Anfragen belr. das Ostelbische Braunkoh- lcnsyndikat bezw. die Petschek-Gruppe behandelt werden, hat der Schutzvcrband der Brikettgrossisten im Bereich des Ostel bischen Brannkohlensiindikats den Fraktionen des Sächsischen Landtaaes erneut Unterlagen über die monovolistiicben Be- strcbunaen der Ignaz Petschck «Kruppe iw OstcUnschcu Braunkahlensyndikat übersandt. Es wird darin daraus hin- gewiesen, daß die Industrie- und Handelskammer Dresden, der Verband Sächsischer Industrieller, der vorläufige Reichs wirtschaftsrat und das Landgericht Königsberg das schädliche Vordringen der Jgnaz-Petschek-Gruppe in Ostelbien betont baben. Ein Vortrag des Paters Georg von Sachsen Dresden. Auf Einladung des Ortsverbandcs der katho lischen Vereine Dresden sprach im Konzertsaal des Dresdner Ausstellungspalastes der ehemalige sächsische Kronprinz Pater Georg von Sachsen über dos Thema „Katholizismus und nationaler Gedanke". Der Redner kam zu dem Schluß, daß sich aus gottgewollter Gliederung in Nassen, Sprachen usw. eine weitere Gliederung in Nationen ergebe. Der einzelne Mensch sei in erster Linie Angehöriger seiner Nation, der Staat sei absolut zu bejahen. Pater Georg von Sachsen verlangte Beendigung des Streites zwischen den Parteien, damit Deutschland einer glücklicheren Zukunft cntgegengehen werde. Jur Austeilung der Amlshauptmannschasl Dippoldis walde In der voraussichtlich letzten Sitzung des Bezirkstages oer Amtshauptmannschast Dippoldiswalde wurde erneut gegen die Aufhebung der Amtshauptmannschaft Widerspruch erhaben. Amtshauptmann van der Planitz gab bekannt, daß beabsichtigt sei, von den 93 Gemeinden der Amtshauptmann schaft 77 Gemeinden mit -18170 Einwohnern der Amtshaupt mannschaft Dresden, 12 Gemeinden mit 10 831 Einwohnern der Amlshauptmannschaft Freiberg und 4 Gemeinden mit 1229 Einwohnern der Amtshauplmannschaft Pirna zuzutei- len. Der Haushaltsplan des Bezirksverbandes, der eine Bezirksumlage von 440 730 RM vorsieht, wurde einstimmig -angenommen. Gegen die Beseitigung der Amlshauptmannschaft und des Bezirksverbandes Oelsnih Der Bezirksausschuß der Amtshauptmannschast Oelsnitz faßte eine Entschließung, in der erklärt wird, daß der Volks entscheid im Oelsnitzer Bezirk unter der Wahlparole „Kampf gegen die Beseitigung derWmtshauptmannschaft und des Be- firksvcrbandes" geführt worden sei. Die Einwohner des Be zirks hätten damit gezeigt, daß sie die von der Regierung geplante „Sparmaßnahme" auf das entschiedenste ablehnen. Die Negierung wird erneut dringend ersucht, von der geplan ten Auflösung Abstand zu nehmen. Die Tatsache, daß die Versetzung des Amtshauptmannes verfügt worden sei, lasse allerdings dell Schluß zu, daß die Negierung mit der Auflö sung bereits beginne. Gleichzeitig wird festgestellt, daß es die Regierung immer noch unterlassen habe, einen Bescheid darüber zugehen zu lassen, welche tatsächlichen Ersparnisse fest- gestellt worden seien. Der Bezirksausschuß glaubt, daß seine sachlichen Einwände im Interesse des Staates und der Be zirksbevölkerung eine eingehende Stellungnahme verdient hätten, und bittet deshalb vor Durchführung weiterer Ab baumaßnahmen um Mitteilung des Prüfungsergcbnisses. Der Regierung wird nachdrücklichst versichert, daß die Bevölke rung des Bezirkes nicht mit der Beseitigung von Amtshaupt- mannschaft und Bezirksverband einverstanden sein werde. Die van der Negierung geplante Maßnahme werde geradezu als eine Preisgabe dieses besonders notleidenden und schutz bedürftigen Grenzgebietes empftmdcn. Das Annaberger Blufiksest im Rundfunk Leipzig. Das Erzgebirgische Musiksesl in Annaberg, das von der Stadt Annaberg und dem Mitteldeutschen Rund funk veranstaltet wird, beginnt am 2. Mai, 19 Uhr, mit einem Hörbild „Annaberg, die Stadl auf silbernem Grunde" von Rudolf Schuster, das die wirtschaftliche Struktur und Ent wicklung der Stadt in ihren Hauplphasen durch knappe Sze nen herausschält. Ani 7. Mai, 20 Uhr, gelangt in einem Kir chenkonzert in der berühmten St. Annenkirche Joseph Haydns „Die sieben Worte des Erlösers am Kreuze" zur Aufführung unter Mitwirkung namhafter Solisten, des St. Annenchors und des Leipziger Sinfonieorchesters. Die Leitung hat Kir chenmusikdirektor Franz Neumann, Annaberg. Da sich die Partitur dieses Werkes in Annaberg befindet, lag es nahe, das Musikfest mit diesem Werk einzuleiten. Der zweite Teil des Kirchenkonzerts bringt eine Aufführung der Eroica- Symphvnie von Beethoven. Der Haupttag des Musikscstcs, Ler 8. Mai, wird eingeleitet mit einem Frühkonzcrt um 7 Uhr auf dem Pöhlberg, in dem das Annaberger Orchester Werke von Cherubini, Franz Schubert Siegfried Ochs und Joseph Strauß zu Gehör bringt. Um 8,30 Uhr wird aus der St. Annenkirche ein Orgelkonzert übertragen, und zwar spielt Kirchenmusikdirektor Neumann ein Orgelwerk von Karl August Fischer. Eine Hörfolge „Annaberg" von Dr. Hans Reh um 15 Uhr faßt vier Bilder zusammen, ein Kirchcnbild, eine Uttmann-Bild, ein Bild der Bergleute und ein Peter- Gast-Bild, in denen historische und künstlerische Stationen, aufleben. Ein Chorkonzert um 16 Uhr vereinigt erzgebi» gische Sängerchöre. Den großen Abschluß bildet um 20 Uhr das Abendkonzert aus dem Annaberger Stadtthcater, das sein besonderes Gewicht durch die Mitwirkung von General musikdirektor Carl Schuricht, der das Konzert leitet, und dein berühmten Bassisten Albert Fischer erhält. Im Vordergrund Les Konzertes steht die Uraufführung der „Ergebirgischen Suite" von Karl Thieme. Karl Thieme, 1909 in Nieder- schlema i. E. geboren, gibt in dieser Suite ein dankbares Be kenntnis zu seiner Heimat. Der erste Satz „Bergwerk" soll die seelischen Eindrücke eines Bergwerksbesuchs wiederaeben. Die „Variationen über ein erzgebirgisches Volkslied" sind kapriziös gehalten und klingen in einem orgiastischen Jubel aus. Mit einem Lied kommt Peter Gast, der einstige Ver traute Nietzsches, der aus Annaberg stammende und dort auch gestorbene Komponist, zu Wort, der mit bürgerlichem Namen Heinrich Köselitz hieß. Als Abschluß des Abendkonzerts kommt Mozarts C-dur-Symphonie, die sog. Jupiter-Sym phanic, zum Vortrag. Der Mädchemnord bei Bikkrseld Billerfeld. Zum Mädchenmord bei Bitterfeld wird wei- .rc gemeldet, daß es sich bei der Taten nicht, wie berichtet, um eine 32jährige Lehrerin aus Leipzig, sondern um die 20jährige Näherin Hulda Müller aus Leipzig handelt. Vor etwa vier Wochen war sie aus Leipzig nach Bitterfeld verzollen, wo sie mit dem Arbeiter Grzskowink, ihrem Freund, I im Hotel „Stadt Wien" wohnte; sie gehörte Proslituierlen- kreisen an. Sie war gegen Mitternacht beobachtet worden, wie sie über die Loberbrücke in Richtung der Stelle ging, an der später ihre Leiche gefunden wurde. Es liegt zweifellos Mord vor. Der Mörder Halle es auf das Geld der Müller abgesehen, die 48 RM bei sich gehabt haben soll. Der Tod ist wahrscheinlich durch Erwürgen eingetreten. Für die Er- mittlung des noch unbekannten Täters hat der Regierungs präsident in Merseburg eine Belohnung von 300 RM aus gesetzt. Mordversuch an der Geliebten Freiberg. Zwischen dem 25jährigen Glasarbeiter E l sch- n e r aus Brand-Erbisdorf und seiner 17jährigen Geliebten, der Verkäuferin Oehlschlägel aus Kleinwaltersdorf, entstand aus der Straße nach Kleinwaltcrsdorf eine Ausein andersetzung wegen angeblicher Untreue der Oehlschlägel. Der Glasarbeiter schlug schließlich mit einem Eleinmeiscn aus das Mädchen ein, das nm Kopf, Hals und Rücken schwere Ver letzungen erlitt; das Mädchen mußte ins Krankenhaus ae- bracht werden. Elschner wurde verhaftet. Pilot Noh tödlich abgcstürzt. Auf dem Flugplatz der Deutschen Verkehrsfliegerschnle in Schleißheiin ist der bekannte deutsche Flieger Notz tödlich verunglückt. Bei einem Probeflug über dem Flugplatz stürzte die Maschine vor der Landung aus geringer Höhe ab Eröffnung der WeltwirlschafiSkonferen) Die erste Sitzung in Berlin. Berlin, 2. Mai. In den Räumen des Reichswirtschaftsrates in Berlin wurde die Wcltwirtschaftswoche mit einer Kundgebung feierlich eröffnet. Der Verleger Lachmann-Mosse hielt eine kurze Begrüßungsansprache. Dann umriß Chefredakteur Dr. Pinner die Aufgaben der Konferenz, die in einem Augen blick zusammenlrete, in dem die Krise chren Höhepunkt er reicht zu haben scheine Der gesamte Wirticbastsmechanis- mus sei in Verwirrung geraten, den ungeheuren Erzeu gungsmöglichkeiten und dem weitgehend unbesriedigten Be darf ständen Hemmnisse für einen Ausgleich entgegen, für die die Möglichkeiten einer Beseitigung gefunden werden müßten Dieser Aufgabe habe sich die Konferenz zu unter ziehen. Es folgten dann Begrüßungsworte verschiedener Ver treter der beteiligten Nationen Lauw erhält den Hindenburg-Pokal Vom Reichspräsidenten überreicht. Berlin, 2. Mai. Der Reichspräsident empfing den Ziegeleibcsitzer August Lauw aus Bockhorn (Oldenburg), dem vom Preisgericht der Hindenburg-Pokal für die beste sportliche Flugleistung mit Motorflugzeug für das Jahr 1931 zuerkannt worden ist. Der Reichspräsident überreichte Lauw persönlich den Pokal und sprach ihm zu seiner hervorragenden Leistung seine herz lichen Glückwünsche aus Tagung -es Auslan-sinsittnis Eröffnungssitzung des wissenschaftlichen Beirats. Stuttgart, 2. Mai. Das Deutsche Auslandsinftitut in Stuttgart eröffnete seine diesjährige Tagung mit der Sitzung des wissenschaft lichen Beirats unter dem Vorsitz des Leipziger Historikers Geheimrat Prof. Dr. Goetz. Zu der Sitzung waren er schienen die Vertreter der Reichsregierung, der Reichsma rine, der preußischen, württembergischen, badischen, hessi schen und sächsischen Regierung. Auch der Vorstand des Verwaltungsrates, Botschafter a. D. Dr. Solf, und der iw vorigen Jahr durch die Verleihung des Deutschen Ringes geehrte Geh. Rat Prof. Dr. Duisberg-Leverkusen wohnten den Verhandlungen bei. Nach Ueberreichung zahlreicher Ehrenurkunden und nach Absendung eines Telegramms an den Reichspräsiden ten hielt Dr. Eckener die Festansprache über das Thema „Das Luftschiff als Pionier". Geheimrat Max. Rubner gestorben. Berlin. Ter in der ganzen Welt bekannte und berühmte Berliner Physiologe und Hygieniker Geheimer Obcrmedizi nalrai Professor Dr. Max Nnbner ist nach längerer Krank heit kurz vor Vollendung seines 7er. vcbensjahres gefror den. Er war im Fahre 1891 als Nachfolger No den Kocys nach Berlin gekommen nnd haue im Fahre I909 das Ordina rial für Physiologie an der Berliner Universiläl übernom men. Leine Hauptbedeutung lieg! aus dem Gebiet der Er nährnngslebre. Leine Forschungen haben uns während des Krieges die grössten Dienste zur Ueberwindnng der Ernäh rungsschivierigkeilen geleistet. Die moderne Ausgestaltung der Ernährungslehre nnd die Einführung der Berechnung nach Kalorien sind hauptsächlich sein Werk. Ein Verireier Kreugers verhafiei Direktor Bredberg der Schweizer Unlernchmungen. Kl-Eolm. 2. Mai. Der Fall Kreuger zieht immer nc»eM^isc, das Ende oer Untersuchungen ist noch nicht abzuseheH tmd es dürfte noch manche Ucberraschung geben. M Hetzt wurde Direktor Bredberg, der Schn» »er Vertreter von Ivar Kreuger, nach mehrtägigem Verhör dßrch die Stock holmer Kriminalpolizei verhaftet. Liner Pressemeldung zu- solae bat licb berausaestellt, daß er der Ebes «on nicht we niger als fünf der sogenannten Kreuger-Tochter-zefeUschatten war, die sämtlich hochtrabende Namen ivi« „Finanzgesell- schafk für die Industrie" oder „Unionsgeseltschoft Ä.-G." usw. tragen. Bredberg ist angeblich ichwer belastet. Nach „Allehanda" beträgt der Bruttoertrag der viel genannten Krengerschcn Goldgrube Boliden jährlich 40 Mil lionen Kronen. 90 v. H. des gesamten Aktlennorrats sinL von Kreuger bei der Schwedischen Reichsbank verpfändet worden Bei dem jetzigen Betricbsumsang stellt sich der Er trag angeblich auf 6Ü00 Kilogramm Gold, 21 000 Kilo gramm Silber, 7000 Kilogramm Kupfer und 25 Kilogramm Arsen. Das amtliche Untersuchnngsergebnis des nach Bo liden entsandten Negicrungsausschusses liegt jedoch noch nicht vor. Aus dem Gerlchtsfaal. Zuchthaus siir einen Eisenbahnattentäter Vom Erweiterten Schöffengericht Berlin-Schöneberg wurde der Eifenbahn-Hilfsarbeiter Iänchen zu einem Jahr und einer Woche Zuchthaus wegen Transportgefährdung verurteilt. Iänchen. der als junger geringbesoldeter Arbeiter mit Frau und zwei Kindern in sehr ungünstigen wirtscl)aft- lichen Verhältnissen lebte, halte sich dazu verleiten lassen, einem Kollegen sechs RM. zn stehlen. Die Sache war aber herausgekommen, und er mußte nnn unangenehme Folgen fürchten. In seiner Verzweiflung betrank er sich schwer und warf dann zwei eiserne Kandelaber über die Schienen vor dem Bahnhof Papestraße. Bald darauf brauste der Stadt- bahnzug heran, aber zum Glück entstand kein größeres Un glück. Die dünnen, hohlen Kandelaber wurden van der Ma schine einfach zerbrochen, und der Zug blieb stehen. — In der Gerichtsverhandlung erklärte der medizinische Sachverstän dige, Iänchen sei zwar geistig sehr minderwertig, aber der 8 51 könne ans ihn nicht angewendet werden. Urteil im Berliner Kommunisten-Prozeh In dem schon seit vielen Wochen andauernden Prozeß gegen die Kommunisten Deig und Gen. wegen des Ueber- fallcs auf ein nationalsozialistisches Verkehrslokal im Osten Berlins, bei dem der Gastwirt Böwe getötet wurde, fällte das Landgericht >> Berlin das Urteil. Von den 22 Ange klagten wurden 12 zu Gefängnisstrafen von 8 bis 18 Mo naten verurteilt, während der Staatsanwalt gegen einige Angeklagte Zuchthaus beantragt hatte. Zehn Angeklagte wurden sreigesprochen. Das Gericht sah nicht als erwiesen an, daß einer von den Angeklagten an der Tötung des Gastwirts unmittelbar beteiligt gewesen sei. Die Sebnitzer Nvvcmbcrunruhcn vor dein Schöffengericht. Sebnitz. Ain 10. November 1931 Ivar es hier zu erheb lieben Erwerbslosenunruhcn gekommen. Seinerzeit bestand ein allgemeines Versammlungsverbot. Eine Abordnung von Er werbslosen drang in Begleitung einer ans MO Leuten bestehen den Menge in das Rathaus während einer Ratssitzung ein. Die Polizcibeamten drängten die Leute nach dem Markt zurück. Ein zufällig nach Lebnitz kommendes Ltrcifcnanto der Drcsd ncr Beamten erregte die Menge jedoch so, daß sie erncnl ans die Beamten eindrang nnd weitere Polizeihilse aus Dresden ange fordert werden muhte. Erst nach Eintreffen weiterer Unter stiitzungcn wurde die Polizei der Unruhen Herr. Wegen der Beteiligung au diesen Vorfällen halten sich nun mehr 18 Sebnitzer Einwohner vor dem hier tagenden Bautzener Schöffengericht zu verantworten. Nach achtstündiger Vcrhand lung verkündete das Gericht folgendes Urteil: Der Bauarbei ter Martin Oehme wird verurteilt wegen Vergehens gegen die Notverordnung, Aufreizung gegen die Staatsgewalt und schwerer Beamtenbcleidignug zu 3 Monaten 8 Tagen Gefäng nis, der Blumenarbciter Mär H a n tz s ch aus Hertigswalde zu 2 Wochen Gefängnis wegen schwerer Beamtcnbclcidigung und die Arbeiter Kunze, Erich Muschaller, Kurl Hoss manu, Kurt Menzel wegen Vergehens zu 3 Tagen Gc sängniö. Verschiedene weitere Angeklagte erhielten Geld strafen, während neun sreigesprochen wurden. Wenn der Waldmeister grünt Bald — wenn nämlich die Buche sich mit frischem Grün bekleidet hat — streckt zu Füßen der Buchen Ler Waldmei ster seine zarten Glieder heraus, ein echtes Waldkind, auf den ihm unentbehrlichen Schatten angewiesen, und deshalb gelingt es auch nur schwer, das Kraut vom schattigen Hei- matboden in den Garten zu verpflanzen. Der angeuehine Duft, den die Pflanze ausströmt, ist den größeren Tieren des Waldes widerwärtig. Die Menschen sammeln aber den Waldmeister, ehe er Blumen heroorbringt, zur Bereitung des Maitraukes. Schon vor viHen Jahrhunderten würzte mau den Wein mit dem lenzduftigen Stengel. Im Jahre 1354 wird der Maitrank von Bruder Waldar Bertus aus der berühmten Benediktinerabtei Prüm in Ler Eifel erst malig erwähnt. Andere schreiben dem Leibarzt des Kaisers Maximilian 0., Semportus Domomödus, das Verdienst zu, den Waldmeister als Weinwürze verwendet zu haben. Das Ansetzen einer „Maibowle" — wie übrigens jeder Bowle — will verstanden sein. Die „Würze" darf niemals Len be sonderen Charakter des Weins ersticken; die Bowle darf auch nicht „parfümiert" sein, d. h. durch alle möglichen Zut-iteii zu einem Getränk gestaltet werden, das alle Düfte des Orients in sich zu vereinigen scheint, aber der Zunge nicht verrät, was ihr eigentlich anvertraut wird. Auch mit dem Zucker gehe man vorsichtig beim Ansetzen der Bowle um: zu viel Zucker und zu viel Würze beeinträchtigen nicht nur den edlen Weingeschmack', sondern haben nach dem Genuß einer Bowle in der Regel Kopfschmerzen im Gefolge. Bec der Maibowle wie beim Ansetzen des Waldmeister-Extrakts beachte man ferner: nicht zu lange ziehen lassen! In der Regel soll das Maikraut mit den Stielen (aber ohne Blü ten!) nicht länger als 10 Minuten im Wein liegen. Denn der Waldmeister enthält eine giftige Substanz, die bei zu langem Ziehen ausgelaugt wird und der Bekömmlichkeit der Bowle starken Abbruch tut. Und die Kopfschmerzen nacl> reichlichem Bowlengenuß stammen dann in der Regel nicht so sehr vom „vielen Alkohol", sondern von eben jenem Gift stoff, Kumarin genannt. Wenn man aber all diese Winke beachtet, dann wird der Waldmeister uns manch' herrliche und bekömmliche Maibowle würzen!