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Volkswirtschaft. Dresdner Börje vom 30. April, Zum Mochcnschlnp war dos oieschäft an der Dresdner Efekteulwrfc recht minimal, die Kurse zeigten uneinheitliche tüestaltnng. Dabei überwogen eher Ab schwächungen, die Ncrluste gingen über 2 Prozent selten hinaus, lediglich Schubert L Calzer verloren 3 und Kieler Vrnncrei zur Eiche 6 Prozent gegen 21. April. Seidel A Nnnmann verloren ihren gestrigen Gewinn säst wieder sminus 2 Prozent), auch Ge raer Strickgarn, Dresdner Ehromo, Grogenhainer Wcbstuhl und Pauhencr Papier notierten je 2 Prozent phwächer. Von den Banken verloren Neichsbank 2,5, Danalbank 1,5 Prozent, Verein. Photo nnd Dresdner Albumin-Genüsse waren ebenfalls rückläu fig. Fester verkehrten dagegen Dortmunder Ritter, die 5 Prozent Elektra, die 3,75 Prozent anzogcn. Anch Industrie Plaucu ge wannen 5, Plauener Gardinen 2, Gosag 2, Sachscuwerk 2, Union Diehl 3, Vereinigte Strohstosf 2 nnd Dresdner Schnellpressen 1,75 waren begehrt. — Anlagemarlt still, bei etwas obbrückcl»- dcn Kursen. Berliner Effektenbörse Die Berliner Esjektcnbörse schte am Sonnabend zn fast durch- .ocg abgcschwächleu Kursen ein. Aufträge lagen nicht vor. Es genügte das kleinste Angebot, nm stärkeren Druck anszuübcn. Auch im Verlauf der Börse trat keinerlei Besserung in Stimmung und Tendenz ein. Siemens gingen nach einem ersten Kurs von 102)1 auf 100)1 zurück. Schlickert gäbe» auf -19)1 nach. Ehade notierten mit 202 um 3 RM. schwächer. Der Farbenmarkl lag ebenfalls ruhiger. Der Kurs eröffnete mit 96)4 und sank später aus 93)1. Von Kalinkticn notierten Salzdetfurth mit 1-14)1 Punkte schwä cher. Westeregeln verloren 3)1 Punkte. Am Montanmarkt waren die Kurse kaum verändert. Bon Schissahrtswcrtcn notierten Ham burg-Süd 38)1. Am Kunstscidenmarkt waren die Kurse mäßig erhöht. Am Geldmarkt war die Lage vollkommen unverändert, Togos- gcld wurde mit 5,75—6,75 Prozent genannt. Am Privatdiskont markt lauteten die Notierungen wieder 4,87 Prozent im Mittel. Am Devisenmarkt waren Veränderungen kaum zu verzeich ne». London gegen Kubel 3,6525. Eine Kleinigkeit fester war Stockholm. Berliner Produktenbörse. Am Produktemnarkt vom Sonnabend erhielt die Weizen- tendcnz einen erneuten Auftrieb. Die Notierungen konnten für prompte Ware um 2 NM. heraulgcseht werden. Am Markt der Zeitgeschäfte stiegen die Weizcnkurse für die vorderen Sichten um 8)1 bis 3 RM. Das Roggengeschäst war ruhig, bei unveränderten Preisen. Das-Mehlgeschäst war leicht belebt. Hafer stetig. Notierungen vom 30. April 1932. Für 1000 Kg.: Weizen, märk. 269—271 Roggen, märk. 198—200 Braugerste 189—194 Fiittcrgcrste 179—188 Hafer, märk. 161—166 Für 100 Kw: Weizenmehl 32,50—36,25 Erdnufzkuchcn 11,80 Erdnußmehl 11,60 Noggcnmehl 25,90—27,60 Wcizenkleie 11,60—11,90 Kl. Spcisecrbsen Futtercrbsen Peluschken Ackerbohncn Wicken Lupine», blau Lupinen, gelb Scradella Leinkuchen Trockenschniszel Sojaschrot ab Jamburg 21,00—24,00 15,00—17,00 16,00—18,00 15,00—17,00 16,00—18,00 10,00—11,50 14,00-15,50 28,00-34,00 10,80 9,30 N,S0 Die Neichsrichtzahl für die Lebenshaltungskosten beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt des Monat? April 1932 auf 121,7, gegen über 122,4 im Vormonat; der Rückgang beträgt somit 0,6 v. H. Das Handwerk im April Vom Reichsverband des deutsche» Handwerk» wird uns geschrieben: Die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Hand werk bat im Monat April immer bedrohlichere Formen angenom men. Eine leichte Belebung der Geschäftstätigkeit haben nur die Handwcrkszwcigc aufznwcisc», die zn den ausgesprochenen Sni- sonberusen gehören. Zugenommen hat die Beschäftigung vorwie gend infolge der regen Umzugslätigkcit und der Frühjahrsrcmi- gung bei den Malern, Töpfern, Tapezierer» und Elektrikern. Allerdings lies; der Hausbefig nur die allernotwcndigslcii Repa raturen ausführcn. Auch im Beklcidungshnndwerk blieb infolge der allgemein ungünstige» wirtschaftlichen Verhältnisse sonne der verhältnismäßig kühlen Witterung die Gcschüslsbclebung ge ring. Für die Haudwerksberuse, wie Sattler, Schmiede, Stell macher tc., die von der Inangriffnahmc der Frühjahrsarbctte» in der Landwirtschaft eine vermehrte Auftragserteilung erhofften, brachte die Berichtszeit überwiegend eine starke Enttäuschung. Be sonders bemerkenswert war die Stille, die immer noch auf dem Bau markt herrscht. Infolge der Schwierigkeiten in der Kapitalbeschaffung sowie der rigorose» Sparmaßnahmen der Be hörde» wurde» Neubauten so gut wie gar nicht in Angriff ge nommen. Auch in den Baimebcngewcrbcn beschränkten sich die vorhandenen Aufträge fast durchweg auf kleinere Reparaturen. Die immer noch anhaltende Durchführung der Prcisfc»ku»gs- nktion der Neichsrcgierung hat durch ihre Form im Handwerk starke Verbitterung und Verärgerung hcrvorgerufcn. Der Ar- bcitsmnngcl sührtc auch insbesondere aus dem Gebiet der Schwarz- nnd Pfuscharbeit zu immer uucrsrculichcren Zuständen, denen unter den heutigen tatsächlichen und geschlichen Verhältnis sen das Arbcitgcbcrtum machtlos gcgenübersteht. Die soziale Belastung sowie die Slcuerbclaslung, die noch so gut wie keine Minderung crsahrcn haben, werden voi» Handwerk nachgerade als unerträglich empfunden. Namentlich die Beiträge zu den Berussgenafsenschaflcn sowie die im Widerspruch mit der Tendenz der Preissenkung stehende Erhöhung der llmsaßstcuer und die Vorverlegung der Einkommcnsteuervorauszahlungstcr- mine belasten das Handwerk im schlimmsten Maße. Der Arbeits- Markt hat bislang nur eine geringe Entlastung crsahrcn. KrisenMiei! Starker Rückgang des Außenhandels in Europa. Der Rückgang im deutschen Außenhandel, der sich im ersten Vierteljahr 1932 gegenüber dem letzten Vierteljahr 1931 bei dec 'Ausfuhr wertmäßig auf 32,1 Prozent und bei der Einfuhr auf 14,7 Prozent belief, war im handel mit Europa stärker als im handel mit den außereuropäischen Ländern. Infolgedessen ist dec Anteil Europas nm Gcsamthaudel. der im vierten Vierteljahr 1931 seinen bisher höchsten Stand erreicht hatte, wieder zurückgesaUcn, und zwar in der Einfuhr von 59,5 aus 54,2 Prozent, in der Aus fuhr von 84,1 aus 81,3 Prozent. Die Einfuhr sank gegen das Vor- vierlcljahr um 214 Millionen aus 1244 Millionen RM. In Europa allein betrug die Abnahme 192 Millionen, in den anderen Erdteilen insgesamt nur 3,7 Prozent. Bei Amerika betrug der Rückgang 6,2, bei Asien '.4,7 Prozent; Afrika, Austra lien haben ihre Ausfuhr »ach Deutschland sogar um 17,1 bzw. 87,4 Prozent gesteigert, eine Steigerung die auf de- Einfuhr von Wolle beruht. Die Ausfuhr ging insgesamt nm 760 Millionen auf 1606 Millionen zurück. Im Handel init Europa betrug der Rück gang 34,4 Prozent, mährend er bei den übrigen Erdteilen wiederum weit schwächer mar, nämlich bei Asien 15,1, bei Afrika 18,4, bei Amerika 23,7 und bei Australien 22,5 Prozent. Die Ab nahme des Handels mit allen Ländern enlfälll ganz überwiegend auf die Fertigwaren. llnter den Momente», die die deutsche Ausfuhr ganz beson ders hemmen, kommt der Entwertung der Valuta eine besondere Bedeutung zu. Teilt man die Länder in solche mit entwerteter und solche mit nicht entwerteter Valuta, so ergibt sich, daß bei den neunzehn Ländern mit entwerteter Valuta (ohne Großbritannien) der durchschnittliche Rückgang im ersten Vierteljahr 1932 gegen das Vorvicrteljahr 34,2 Prozent betrug, bei den übrigen Ländern da gegen nur 26,7 Prozent. Bei Großbritannien belief sich der Rück gang auf 55,1 Prozent. Das tägliche Nundfunkpi-ogramm. Rundfunkprogramm für Dienstag, 3. Mai Leipzi g-D resden 6,30 Funkgymnastik, anschließend Frühkonzcrt; 10,10 Schul funk: „Kunz von Kaufungcn, der Prinzcnräubcr"; 10,45 Garlcn- rundschan im Mai; 12,00 Enrico Caruso singt; anschließend Schrammelmusik; 13,30 'Ausschnitt vou der Trakehner Pserdc- Anktion; >4,00 'Aus der Welt des Erwerbslosen; 16,00 Alte und neue Elektrotechnik; 16,30 Rachmitlagskuuzerl; 18,05 Franensunk: Kindcr-Erholungssürsorgc; 18,30 Sprachcnjunt: Französisch; 19,00 Jugendliche als Erzieher, 19,30 'Aus deutschen Opern; 20,10 Abcndfeier; 21,10 Orchcjterkonzcrl; 22,10 Nachrichtendienst; an schließend Fritz-Ncuter-Stundc; Glcichblcibendc TngeSsolge: 10,00 Wirtschastsnachrichten, 10,0:5 Wetterdienst und Ner- kchrösuuk; 10,10 Was die Zeitung bringt; 11,00 Wcrbcmich- richte» außerhalb des Programms der Mincldeutscheu Ruud- iuuk 'A.°G.; 12,00 Wetterdienst und Wosscrstouvsmclduuotu: 1.5,40 und 17,30 Wirtschastsnachrichten und Wettervoraussage. K ö n t g s w u st c r h a u s e n. 5.45: Wetterbericht. — 6.00: Funk-Gynmastik — 6.15: Wie derholung des Wetterberichtes. — Anschließend: Frühkonzcrt. — 10.00: Nencstc Nachrichten — 10 10: Schuisunk aus Leipzig: Kunz von Knusnugcn, der Prinzcnräubcr. — 12.00: Wetterbericht. — Anschllcßend: SchnUpIalicn-Konzert. — Anschließend: Wiederho lung des Wetterberichtes. — 13.30: Neueste Nachrichten. — 14.00: Konzert — 15.00: Kinderslunde. Märchen und Geschichten. — 15.30: Weller- und Börsenberichte — 15.45: Fraucnsttmde. Künst lerische Handarbeiten. Der Krngcnbchnlter. — 16.30: llebcrtragung des Nachmittagskonzcrtes Leipzig. — 17.30: Das Antlitz der Erde unter dem Meere. — 18.00: Wir bauen Melodien (Arbeitsgemein schaft). — 18.30: Englisch für Fortgeschrittene. — 18.55: Wetter bericht. — 19.00: Gedanke» zur Zeit: Für und wider die Vivi- sekttcm. — 19.40: Aus Wum: Wiener Musik. Orchester Otto Rö misch. - 20.40: „Führcrin-Vcrsührcnu Musik". - 21.00- 22,20: Berliner Programm. — 22.35—0.30: Aus Hamburg: Konzert im Mai. Nornq-Ehor, Norag-Orchcster. Meiterlührung der Junlers-Werle Zum Zweck der Wetterführung der Junkers-Werke ist In Ber lin unter Beteiligung der Stadl Dessau eine Belricbsgcsellschaft in Form einer G m. b. H. gegründet worden, deren Antcilhnber Gläubiger der Werke sind. Die vorläufige Führung der Vor- sMndsgcschäflc hat Handelskammerlyndikus Dr. Rausch aus Dessau übernommen Man hasst, durch die Gesellschaft de» 2900 Ange stellten und Arbeiter» Gehalt und Loh» zu zahlen und Rohstoffe beschossen zn können. Voraussetzung dafür ist aber, daß auch das Reich seine Unterstützung leiht. Die handelsgerichttiche Eintragung der Gesellschaft ist beantragt, aber noch nicht erfolgt. Ungünstige Lage den NelHsbohn. Die Deutsche Reichsbahugejellfchast veröffentlicht den Lagebericht der Reichsbahn für März 1932. Danach blieb der Güterverkehr im Mürz angesichts der wirtschaftliche» Schwierigkeiten, die den Binnenmarkt und den Außenhandel lähmen, schwach. Unter der gleichen Erscheinung litt der Personenverkehr infolge der unverändert schlechten Wirt- schaftsverhältnisje sowie der ungünstigen Witterung. Die Betriebseinnahmen beliefen sich auf insgesamt 244 463 000 RRl. Die Ausgaben betrugen unter Berück sichtigung des Dienstes der neuen Schuldverschreibungen und Anleihen sowie der festen Lasten insgesamt 312 175 000 RM. Die Gesamlausgaben übersteigen somit das im März 1932 aufgekommene Linnahmeergebnis um rund 68 Millionen RM., so daß nunmehr seil Beginn des Geschäftsjahres rund 222 Millionen RM. durch die Betriebseinnahmen nicht ge deckt Und. (19. Forlsetzuug.) (Nachdruck verboten.) „Der Drei-Eichen-Hof! Das GeldI" stieß Dr. Koch leicht erregt hervor. „Ich habe daran nicht gedacht. Und wenn ich diese dummen Worte einmal gesagt habe, dann . dann schäme ich mich ihrer. Ich habe gelernt. Fräulein Helga. Ich . ich möchte in meinem Leben nicht nur Rechtsanwalt sein, nicht nur ein Gesellschaftsmensch ... ich möchte Mensch sein, ein glücklicher Mensch Das ist es." Helga sah zu Boden und schwieg „Wollen Sie mir eine Antwort geben, Fräulein Helga?" Sie iah ihm offen ins Auge und entgegnete: „Ich danke Ihnen. Ich bin zu überrascht, ich kann Ihnen heute keine Antwort geben Nein, das kann ich nicht, das werden Sie als einsichtiger Mensch auch nichl erwartet haben. Ich bin nicht mehr ganz jung, bin achtundzwanzig Jahre alt, Herr Doktor, und in diesem Alter ist man nachdenklich. Ich Habs mich Ihrer Worte gefreut, schon darum, weil Sie sich so ge- wandeit haben. Aber ich will mit mir zu Rate gehen." „Entscheiden Sie sich bald!" bat der Rechtsanwalt. „Ja, bald, in drei Tagen." Er nahm trotz ihres Widerstrebens ihre Hand und küßte sie. „Und ich will hoffen." Dann tanzten sie wieder. Der alte Oberst spielte mit Gottlieb Nüster und dem Land arzt Dr. Scherenbach, der sich ihnen zugesellt hatte einen Skat Oberst Kettler schmunzelte, als er Anita über leine Schul ter in seine Karten schauen sah Er hatte alle Rot, vom Aß bis zur Sieben, Schellenaß, Schellenzehne und Grünaß. „So einen netten Kiebitz hat man nicht alle Tage," schmun zelte er Er reizte das Spiel bis zu fünfzig, dann iechzig, Der Vordermann hielt, es war Dr Scherenbach. Schon wollte der Oberst passen, da sagte Anita lebhaft; „Weiter reizen!" Die drei Spieler lachten über den Eifer Anitas, sogar Gott lieb Rüster verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Der Oberst schüttelte den Kopf. „Wie kann ich denn weiter, Fräulein? Ich verliere doch das Spie!, wenn ich überreize. Wollen Sie es spielen?" „Jawoll!" sagte Anita burschikos. Lachend gab ihr der Oberst die Karten. Die Nebenstehen den drängten sich heran und iahen zu. wie Anita die Karten nahm. Das war allerhand, jetzt spielte die fixe Blonde vom Drei- Eichen-Hof noch Skat! 'Anita reizte weiter. „Siebzig!" Die beiden anderen paßten. Alle, die herumstanden, auch der alte Oberst, waren maß los gespannt. Was würde das Mädel spielen? Nun griff sie auch nach in den Skat. Um Himmels Wille» . . . ,jetzt hatte sie das Spiel schon überreizt. Siebzig hatte sie schon gesagt. Im Skat lagen Grünzehne und Grünneune. Die Umstehenden schüttelten den Kopf. Anita lächelte verschmitzt. Sie drückte Rotaß und Rotzehne und sagte mit Heller Stimme: „Eichel sticht!" Die beiden Gegenspieler sahen sich an. Gottlieb Nüster hatte sechs Trümpfe, Dr. Scherenbach hatte fünf. Anita hatte also nicht einen einzigen Trumpf. Nüster sah mitleidig auf Anita. „Das verlieren Sie mit Pauken und Trompeten. Dars man denn bei Ihnen Kontra sagen?" „Aber feste! Es gibt gleich ein Ne!" Nun lachten alle, und Gottlieb Nüster sagte: „Kontra!" Anita antwortete lachend: „Rei" Die Kiebitze fuhren zusammen. Das war ja Wahnsinn!! Das Spiel begann. Gottlieb Rüster hatte sechs Trümpfe und dabei vier Wen» zel. „Jetzt wollen wir erst einmal ihre Trümpfchen wegholen. Bitte, fünfmal bedienen. Doktor, daß Sie mir ja ordent lich reinbuttern!" Er legte gleich vier Wenzel nnd das Eichelaß auf den Tisch. Und nun kam die Bescherung. Dr. Scherenbach legte auch fünf Trümpfe dazu, und . . Anita brachte fünf Röt. Das Gesicht des alten Rüster war zum Brüllen. „Ohne . . Trumpf spielen Sie?" sagte er ganz verdattert zu Anita. „Jawoll, Herr Rüster, ohne Elfen!" Nun faß Gottlieb Nüster unter dem Gelächter der Um stehenden da. Er mußte Anita Hineinspielen und zog Grün- sieben. Anita geht mit dem Grünaß auf, spielt Schellenaß und Schellenzehne nach, die gingen, dann die Grünzehne, die ging auch Anita hatte siebenundsiebzig Augen. Das gab ein Lachen und war eine Sensation wie noch nie. Von Mnnd zn Mund ging die Kunde: „Das Fräulein Anita vom Drei-Eichen-Hof hat ein „Eicheln ohne Elfe" gespielti" So etwas war in Postclwitz noch nicht vorgekommcn. Alle gratulierten. Dann rechnete der Oberst das Spiel aus, uud jeder hatte elf Mark zweiundfünfzig Pfennige zu zahlen, denn sie hatten um die Zweier gespielt. Anita weigerte sich, das Geld zu nehmen, aber schließlich ließ sie sich doch erweichen nnd nahm das Geld, um es der Wohlfahrtskasse der Gemeinde zu überweisen. „Oh, Sie Gerissene! Wehe dem Mann, der Sie einmal kriegt! Sie skaten ihm ja die Seele aus dem Leibel" sagte Hans Berghoff. „Haben Sie noch mehr folche Talente?" „Eine ganze Menge. Sie sollen mich noch kennenlernen." „Das ist ja reizend. Da kann man ja gespannt sein. Das Mädel . nein, das Mädel! Spielt Skai ohne Trumpf! Lockt so alten Skatfüchsen die Taler aus den TaschenI Kaum zu glaubenl" Oben trank die Kapelle auf das Wohl Hans Berghoffs. Das war ein freigebiger Herr, sicher sehr reich, der guckte den Taler nicht an. Der ließ leben. Hans hatte ichmunzelnd fcstgestcllt. daß die Musikanten in einer reichlichen Stunde spätestens aber in zwei Stunden kampfunfähig sein würden. Er hatte sich mit Berlin verbinden lassen. „Kapellmeister Sparrke!" meldete sich eine liefe Stimme. „Sparrke! Kennen Sie mich noch? Hans Berghoff." „Aha . . jawohl . . . kennen wir! War ein gemütlicizer Abend damals! Was machen Sie denn?" „Ich sitze in Postelwitzl" „Kenne ich. nicht weit von Eberswalde. Was machen Sie denn da?" „Amüsiere mich zum Erntefest. Ich habe mich eben damit beschäftigt, die Kapelle grau zu kriege», denn sie spielt scheuß lich daneben, kein Takt, kein reiner Ton. Hören Sie, wparrke. Sie müssen sich sofort mit vier oder fünf tüchtigen Musikern ms Auto letzen und nach Postelwitz kommen. Kostenfrage Nebensache. Ich will eine anständige Mnsik haben." „Wird gemacht! Klapp! wundervoll! Denken Sie, ich habe das verrückte Quartett freil" „Was?" „Jal Der Zinjer zahlt nicht, ist seit acht Tagen die Tages honorare schuldig. Ein Anruf genügt, die kommen sofort. In anderthalb Stunden können wir draußen sein." „Verlaße mich drauf." „Sie kennen doch Anton Sparrke! Ein Wort gilt!" „Bringen Sie Stimmung mit!" „Vorhanden! Sie wissen doch, ich ziehe meinen Humor auf Flaschen." „Irrtum, mein Bester! Sie meinen: Ans Flaschen. Also kommen Siel" Hans hängte an. Als er das Zimmer verließ und durch die Gaststube schritt, stieß er mit dem jungen Hornauer zusammen, der ihn finster ansah. „Sie haben uns ja eine nette Suppe eingebrockt, Herr Verghoffl" sagte der junge Bauer ärgerlich. „Das ver dammte Nundengeben! Die Musik kann schon bald nicht mehr spielen. Die sehen schon jetzt die Noten doppelt. Wie soll denn das in zwei Stunden werden?" Hans Berghoff beugte sich schmunzelnd zn Hornauer und jagte ihm ins Ohr: „'Famos, daß die Musik kampfunfähig wird. Dann hört das Attentat auf unsere Ohren nnd Nerven mal auf." „Ja, aber wir wollen doch tanzen!" „Alles in Ordnung! Bon Berlin lasse ich eine tipptoppe Kapelle kommen, die erstens richtig spielen wird und dann auch für den nötigen Humor sorgt. In einer reich lichen Stunde ist sie mit dem Anto da." Nun strahlte Hornauers Gesicht. „Aber wer bezahlt die Kasten?" „Die Herren spielen aus reiner Nächstenliebe," sagte Hans mit pfiffigem Gesicht. „Befürchten Sie keine Belastung Ihres Geldbeutels. Ich gehöre nicht zum Finanzamt." Hans schlug ihm freundschaftlich ans die Schultern und ver ließ die Gaststube, das heißt, er wollte es. Aber der brave Hans hatte sich dnrch seine unverwüstliche gnte Laune schon soviel Freunde m Postelwitz geschaffen, daß das nicht so rasch aina. (Fortsetzung folgt)