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Sächsische Elbzeitung : 16.03.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193203168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-03
- Tag 1932-03-16
-
Monat
1932-03
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 16.03.1932
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M»Beilage zur Sächsischen Elbzeitung». Mm M Wtislhe WeOe in SOwest? ' Die wirtschaftliche Not, die aus Südwestafrika stärker noch als auf anderen afrikanischen Kolonialgebieteu laste!, iveil nicht »ir die Stockung des Absatzes auf dem Weltmarkl sonder» auch eine verhängnisvolle Zeit der Dürre und eine verfehlte Wirtschaftspolitik der Mandatsverwaltung das Land und seine Bevölkerung an den Rand des finanzielle» Zusammenbruches geführt haben, hat die Bevölkerung zu Maßnahme» der «Älbsthilfe aufgerufen, die eine nicht nur rvirtsck-aftlichc sondern auch politisckz« Wende der inneren Verhältnisse Südmcsts hcraufzuführen verspreche». Der lange verfochtene, aber bisher nicht verwirklichte Grundsah „Süd- west zuerst" beginnt sich praktisch durchzuschen und hat de» südafrikanische» Teil der Bevölkerung mit der deutschen Stammbevölkerung des Landes zu gemeinsamer Arbeit zu> iammcngeführt und lange gehegte Wünsche und erhobene Forderungen der Deutschen auf politischem Gebiete der Ver- wirklichung »ahegebracht Wenn auch die am 27. November vorige» Jahres einbe- rufene Wirtschaftsko»fere»z ziemlich ergebnislos verlaufe» war, soweit es sich um die Lösung der dringendste» wirt schaftlichen Frage» handelte, so bereitete sich seitdem doch unter dem nichtdeutschen Teil der Bevölkerung ei» S t i m> m ungs u »i s ch w u » g vor, der ei»e endliche Erfüllung der völkischen Ziele des Südwester Deutsch tums zu bringen versprach. Die Entscheidung brachte eine auf den 7. Januar einbcrufen«, aus alle» Teilen des Lan des stark besuchte Wirtschastskonferenz in Mariental, in der sich mit einer im ganzen Lande freudig begrüßten E i n- mlltigkeit die Vertreter des Deutschtums und der S ü d a f r i k a n c r p a r t e i, der stärksten nicht- deutschen Gruppe im Südwester Landesrat, einstimmig für «in gemeinsames wirtschaftliches und p a l i- tisch cs Programm aussp rache». Dieses Pro gramm stellt zunächst fest, daß die Grundaufgabe der Man datsverwaltung für Südwest wie für alle anderen Man datsgebiete einzig die Wohlfahrt und die gedeihliche Ent wicklung des Landes und seiner Bevölkerung ist. Die Kon- ferenz gibt sodann der Ueberzeugmig Ausdruck, daß die Zeit für die Erweiterung der Rechte der Bevölkerung an der Verwaltung des Landes gekommen sei, und zwar spricht sich die Konferenz für die Abschaffung des Landesbeirates aus. für die Wahl der sechs bisher von der südafrikanischen Re gierung ernannten Landesratsmitglieder durch die Süd wester Bevölkerung, für die Verteilung der Sitze im Lan- desrat im Verhältnis der Stärke der Bevölkerungsgruppe» a» Stelle des Ergebnisses der Wahl in einzelnen Bezirken, für Uebertragmm der bisher dem Administrator der Union Vorbehalten«» Rechte auf ei» vergrößertes ausführendes Komitee, für das Recht des Landesrates zu s e l b- st rindiger Entscheidung in Angelegenheiten, die bisher durch Verfassung der südafrikanische» Regierung Vor behalten waren und schließlich für di« Gleichstellung der deutschen mit der englischen und afri kanischen Sprache im amtlichen Verkehr. Dieses Programm sieht also eine weitreichende Ver ma l t u n g sa u t o n o m ie des Mandatsgebietes gegen über dem Mandatar vor und gewährt der deutschen Bevöl kerung die Erfüllung ihres alten Anspruches auf Gleichbe rechtigung in der Sprachenfrage. Weiterhin sind in dem Programm Maßnahmen für die Verminderung der Lasten der Verwaltung vorgesehen, die Austilgung aller Regie rungshypotheken auf Farmen und Siedlungen, an deren Stelle eine entsprechende Vergütung an die Regierung tre ten soll, Besetzung aller Beamtenstellen durch Südwestafrika- ner, Aufhebung der Schutzzölle der Union, Neuorganisie rung d«r Eisenvahn und Proklamation eines Moratoriums für alle vor dem 1. Oktober 1931 «ingegangenen Schuldver pflichtungen. Uebereinstimmend erklärte die Konferenz, daß «in« weitere Belastung durch Steuern der Mandatsregie rung untragbar sei. Sie fordert von der Mandatsregierung einschneidende Maßnahmen zur Rettung des Landes, gibt aber auch gleichzeitig ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß Aufruf zum Goethe-Jahr Berlin. Reichspräsident, Roichsrcgicnmg und verschiedene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erlassen folgenden Ausruf zum Goethejahr: Wenn nin 22. März der Tag zmn Ittlt. Male wiederkehrt, an dein Deutschlands vvllcndelstcr Geist seinem Glauben gemäß in die Unsterblichkeit ciuging, sv kann der Tag, der damals die Klage um den unersetzlichen Verlust entfesselte, kein Trnncrlng mehr sein: Er bcdcMri jetzt das freudig stvlzc Bewußtsein eines unverlierbaren Besitzes, der dem Volke Goethes nicht geraubt werden kann, cs sei denn, dast cs sich selbst anfgibt. Dic immer neue Erwerbung dieses Besitzes nnd das gläubige Fcsthallcn an den geistigen Gittern der Nation spendet die Kraft des Ausblickes zum Ewigen nnd zur Erhebung über die Not der Zeit. Gocthe hat in den fahren hvfsunngsloscn Tiefstandes seinem Volke den Weg zur Wiedergeburt gewiesen. Leine größte Dichtung zeigt die Vision des freien Voltes ans freiem Grund als ein Vermächtnis des Dichters, der, weit in dic -Zn lunft blickend, dic Ansgabrn ncucr GcscllschastSvrdnnng al« Nntnrgcscl, wcchsclsciligrr Hilft und wcrltätigcr Licbc ans faßte. Wie er selbst alle Gegensätze der menschlichen Nnlnr in sich trug uno den lcidcnschnstlichen Zwiespalt seines Innern zum befreienden Einklana brachte, so mahnt sein Geist zur ein trächtigen Ucbcrwiudnna selbstzerfleischenden Ltrcitco. Der Name Goethe bedeutet dem deutschen Volte eine Botschaft in ncrcn Friedens. Wie Goethes Wert ans alten Wurzeln des BvltslnmcS anssteht nnd dessen Kräfte zusnmmcnfaßle, so wird seine Er schcinnng znm Linnbild eines Eins gefühlt von der über Deutschlands Grenzen hinaus in seiner Lprachc vcrbnndcnen Gemeinschaft. Goethes UM. Todestag soll, wie einstmals Lchil- lcrö Ulli. Geburtstag, ein Weckruf für das Einhcitsbckcnntnis des über dic ganzc Erdc vcrstrcutcn DcMschtumS werden. Wie nach Goethes Meinung erst dir Erfüllung im eigenen VvltStnm Lchwingtraft verleiht zum EinSwcrdcn mit vcr Welt, so ist sein Tichtcrwort als Ltimmc der Menschheit zur Weltsprache geworden, in der die Völker der Erdc cinnndcr vcr stchcn lernen. Dic Gocthcfcicr wird zur Weltfcicr. Wenn am 22. März in dcr Ltcrbcstundc dcS Mittags die Glocken läuten, soll der Geist Goethes durch alle deutschen Lande ziehen, während im Namen des deutschen Volkes der Kranz nm Large der Weimarer kirchcngruft nicdcrgclcgt wird, möge jeder Deutsche sich dankbar bewußt sein, daß Goethe auch für ihn gelebt und gewirkt hat. Da« Goethejahr soll dic ganze Volksgemeinschaft in einem Erlebnis zttsnmmenfnhrcu, da« mit großer Vergangenheit verbindet nnd über dic Not dcr Gc gcnwart rine Brückc schlägt in eine bcsscrc Zukunft. Unterzeichnet ist dcr Ausruf vom Ncichspräsidcuten von H i u d c u b u r g , Reichskanzler B r ü n i n g , dem Vorsitzen den des freien deutschen Hochstislö in Frankfurt, von Ber- uns, dem Direktor des Goethe Museums und des freien deutschen Hochstists, Pros. Bentlcr, Hans Earossa, dem Vertreter der Leipziger StnvcMcnschaf! sind. Phil. Fried rich, dem Oberbürgermeister von Leipzig, Gocroeler, dein preußischen Kultusminister Grimme, dem Reichsmini ster Groener, Gerhart Hauptmann, Ricarda Huch, dem Ihiiriugischeu Kultusminister Kästner, dem Vizcprä sidcnten der Goelhcgcscltschaft Prof. Klippen berg, Er win G. k olbe n Hetzer, dem Oberbürgermeister von Frank snrt a. M. Landmann, dem Rektor der Universität Leip zig Professor Litt, dem Rektor dcr Universität Frankfurt Professor Madelung, Thomas Manu, dem Oberbiir gcrmcistcr von Weimar Müller, dem Präsidenten dcr Gocthcgescllschaft Professor Petersen, Wifhclm von Scholz, Hermann Stehr, dem GcncraliiUcndanlen des Nalionalthcatcrs in Weimar Ulbrich nnd dem Direktor des Goctheuatioualmnsennis, des Goethe, nnd Schillerarchivs nnd der klassischen Stätten in Weimar Professor W a h l. vuvlvczr unter «mer faylge» uno nnuM pzuyrnng wieoer I auf ein« gesunde wirtscl-aftliche Basis gebracht werden könne. Jin Anschluß an die Marientaler Konferenz sollten 'n» ganzen Land« Versammlungen stattfindeii zur Propagierung der in Mariental aufgestellten Grundsätze der Anerkennung der deutschen Amtssprache und der deutschen Gleichberech tigung sowie der Erweiterung der Rechte des Laiidesrats nach dem Grundsatz der Voranstellung der Interessen Süd- wests vor denen des Mandatars. Aber eine Versammlung k» Otjiwarongo zeigte bereits, daß di« Marientaler Grund sätze im ganzen Lande uneingeschränkte Zustimmung fanden, nicht nur bei der deutschen Bevölkerung sondern vor allem auch bei der Südafrikanerpartei. So konnten bereits in der Zeit vom 19. bis 21. Januar zwischen den Vertretern des Deutschen Bundes und der Südafrikanerpartei Besprechun gen über ein gemeinsames politisches und wirtschaftliches Programm stattfinden, di« zu einer vollen Einigung in de» folgenden entscheidenden Punkten führten: Die Vertreter beider Bevölkerungsgruppen schlagen vor, daß das Deutsche als dritte Amtssprache in Südwest anerkannt wird, daß den Deutschen gleiches Recht auch auf dem Gebiete des Er- ziehungswesens, der Naturalisierung und der Anstellung im Staatsdienste eingeräumt wird. Bezüglich der Beseitigung des gegenwärtigen, für die Deutschen unerträglichen Zustan des, daß dic aus der Union einwandernden südafrikanische» Staatsangehörige» bereits »ach dem erste» Jahre wahlbe rechtigt sind, mährend di« Neueinwanderer aus Deutschland erst nach 3 Jahren das voll« Bürgerrecht erhalten, erkläre» die Südafrikaner, daß sie Verhandlungen der deutschen Be völkerung mit der südafrikanischen Union über diese Frage nicht stören, sondern so weit unterstützen wollen, daß sie eine nochmalige automatische Naturalisierung der im Lande wohnenden Deutschen befürworten. Im übrigen ist es Auf gabe der Deutschen, dahin zu wirken, daß eine gleiche Warte zeit für alle bis zur Ausübung des Wahlrechts gesetzlich ein geführt wird. Die deutschen Vertreter gaben die Versiche rung, daß sie unter der Voraussetzung der Erfüllung ihrer Forderungen in den Frage» der Gleichberechtigung die Er- weiteruna der Recht« d«s Landesrats und damit der Süd ¬ wester Bevölkerung nicht nur gern annehmeu solider» auch aus vollem Herzen unterstützen würde». Damit sind di« Grundlagen für ein« politische Neuord nung in Südwest zwischen den anerkannten Vertretern der beiden wichtigsten Bevölkerungsgruppen gelegt worden, und es besteht begründete Hoffnung, daß ein für März geplanter gemeinsamer Kongreß des Deutschen Bundes und der Süd afrikanerpartei diese Vereinbarungen billigt und in einem gemeinsamen Antrag dem Premierminister der Union als dem Mandatar des Landes unterbreiten wird. E. Ds. Dic NLDAP. zur Beschlagnahme cinc« WasfcntrinwportS. Haniwvcr. Zu dcr Beschlagnahme eines nationalsozialisti schen Wafscnlransports in dcr Gegcnd von Einvcck durch dic Polizei erklär! dic uaiioualsozialistischc Gaulcituug, ihr sei die Angelcgcnhcit bisher nicht bekannt geworden. Sic werde aber sofort cingrcifcn und gcgcbencnsalls alle an der Sack-c irgendwie Beteiligten unbedingt aus dcr Zlarlci ausschlicszcn. Dcr Hapag-Tampscr „Harburg" in Sicherheit. Hamburg. Wie dic HamburgAmerika-Limc inittcilt, ist dcr Frachldampser „H arburg", der seit Tagen mit Rndcr- bruch auf dem Ozcan trieb, nunmehr von dem amerikanisckzcn Passagicrdampfcr „Wille!" nach Halifax cingcschlcppt worden. Große Ucücrschivemmungcn im Kaukasus. Moskau. Nach einer Meldung aus Tiflis sind infolge starker Schuceschmclzc dic Flüsse über die Ufer getreten und haben weile Gebiete überschwemmt. 33 Dörfer wurden unter Wasser gesetzt. Nach den bisherigen Feststellungen sind 22 Per sonen ums Leben gekommen. Pflcghanr au« dcr Haft entlassen. Göttingen. Nach einem Hafiprllsungslcrmin am Dicustag- uachmillag wurde dcr Student Pfleg haar, dcr im Ver dacht des Diebstahls an dem Königsmantcl von Hawai verhaftet wurde, aus dcr Hast wiedcr cutlasscn. Pflcghaar blcibt weiter des Diebstahls, zumindest der Teilnahme am Diebstahl, stark verdächtig. Es ließen sich aber positive Tat- bcwcise gegen ihn nicht erbringen. Mike, der Schiffbrüchige. Aus einer alte» Chronik anfgestöbert von Harris Brackett. Das sind nun schon an die hundert Jahre her, und damals sah cs in Sydney anders ans als heute. Da merkte man so recht noch, das; die Stadt aus der Vcrbrccherkolouie Botany Bay entstanden war. nnd Menschen, die einem offen und frei ins Auge blicken konnten, mußte man mit dcr Laterne suchen. Das Scheelängige steckte Wohl an. Da war cs denn ganz begreiflich, wenn die rote Dorothy, dic hinter der Bar des „Lahmen .Känguruh" stand, einen Whisky nach dem anderen ausschcnkte nnd sich trotzdem ein kindliches Herz bewahrt hatte, vom schönen Mike geradezu begeistert schien. Ob der blonde Bengel mit den braven blauen Augen wirklich so hieß, war freilich recht zweifelhaft, denn er sah eher ans, als hätten sie ihn zuhause in England mit Master oder gar noch höher angercdct. Schmale Finger hatte er, wie man sie dort nuten in Sydney nicht kannte, und eigentlich paßie er nicht nach Australien. Aber cr selbst wollte nichts sagen, warum cr aus England herüber gekommen war. „Ich will ein Anstralie'- werden wie Ihr alle!" schnitt er sämtliche müßigen Fragen ab. nnd man gab sich damit zufrieden. Nun hatte die rote Dorothy den ehrlichsten Willen, den kleinen blonden Mike zum echten Australier zu machen: „Komm, Jung', Du bleibst bei mir." Zivei, drc: Wochen lang hatte Mike nichts dagegen cinznwendcn. Aber dann bekam er Wohl einen Rückfall in altenglischc Ansichten von Anstand und Benehmen, und cr wollte dcr rvtcn Dorothy Lcbwvhl sagen: „Vielen Dank, ich mnß weiter!" Sonst hatte das Mädchen nicht sv nahe ans Wasser ge baut, was sa auch im damalige» Australien zwecklos gewesen wäre. Doch Mike gegenüber lag dic Sache anders. Der hatte noch ein weiches Herz. Also heulte die rote Dorothy ausgiebig: „Junge, Dn willst mich doch nicht verlassen!" Dabei nahm sie ihn so fest in den Arm, daß es dem guten Bengel mit dem besten Willen unmöglich gewesen wäre, sich von ihr zu reiße». Dafür stahl cr sich nachts fort. Er hatte gehört, daß die „Mecrmaid" segelfcrtig im Hafen lag nnd nach Bombay be stimmt ivar. Für ihn also die beste, ja die einzige Gelegen heit, ans Sydney nnd aus -er liebenden Dorothy Nähe zu komme». Freilich war Mike nicht recht wvhl zu Mute, als die ..Meermaid" um Onter Norib Head herum :» de» Stillc» Ozean cinbog. Dem Schiffskatcr übrigens auch nicht. Beide sahen melancholisch zum emsckiwindciideu Land hinüber, lin der Kater bezog einen Fußtritt vom Steuermann: „Dummes Bich, »lachst gerade ei» Gesicht, als sollte auf dieser Fahrt alles schief gehen!" ' Richtig! Es ging schief. Zwar kau' die „Mecrmaid", die übrigens cm ganz alter Kasten war, glücklich um das Große Barrier Riff herum, aber in dcr Torres Straße rannte sie auf Korallen und schützte sich felblt den Bauch auf. Die Be mannung einschließlich des blonden Mike konnte sich mit knapper Nvt vor den gefräßigen Haien auf ein kahles In selchen retten. Es sah schon aus. als sollten sic dort alle verfaulen, damit ein verirrter Palmensamcu einmal Nährboden fand. Doch als alle» schon die Zunge im Gaumen schwoll, da kam dic „Siviftsure" von Neukaledonien her, sah das Häuflein Elend auf dem nackten Felsen und »ahm die Leute vo» der „Meermaid" auf. Drei Tage später hatte die Freude wiedcr ei» Ende. Es war ungefähr d-i- gleiche Geschichte wie mit dcr „Mecrmaid", nur daß dieses Atul zwei Bemannungen ans einem Felsen hockten lind Trübsal bliesen. Aber dcr Himmel hatte ein Einsehen und ließ zwei Tage später den „Governor Ready" an dcr Unalücksmsel vorbei komnien. Der Kapitän war kein Unmensch und hoffte, schließlich auch mit verdreifachter Mannschaft seinen Bestimmungshafen erreichen z» können. Er irrte sich. In der Nähe von Alert Nock setzte cs sich dcr „Governor Ready" in den Kopf, gerade dort lavieren zu wollen, ivo ein Korallenriff im Wege lag, und der Versuch bekam ihm schlecht. Nun saßen -re- Mannschaften auf einem Inselchen und drehten verzweifelt die Daumen. Am schlech testen sreilich ging es dem Sch'-fsSkater von der ,,Meermaid", denn dcr Struckmann war fest davon überzeugt, daß nur das dumme Vieh dic Schuld an allem UncDck trug, und cr drehte ihn: den H-dls um. Dcr üloude Mike stand mit ent setzten Augen -abee und dachte, nun müßt« es auch ihm an den Kragen achc.r denn sollte nicht rtwa er, dcr Ausreißer, all das Unglück gebracht haben? — Doch dieses Mal ging ias Unheil noch einmal gnädig an ihm und seinen Mit schiffbrüchigen vorüber. Denn dic Vorsehung schickte den „Komet" vorbei, und dcr war so freundlich, seinen rasenden Lauf zu hemmen nnd die drei Schiffsbesatzungen auf« zunchmen. Freilich wurde es dadurch etwas cug unter Deck. In der hintersten Ecke hockte Mike und stellte tiefsinnige Betracbtnnacn an: Ob es Wolk recht von ibm acbandelt war. dic licbcvolle rote Dorothy so einfach schnöde bei Nacht und Nebel im Stich zu lassen? Das alte Blut in Mikes Ader»! sagte „Ja", und das gntc Herz grollte „Nein". Dcr Zwiespalt war quälend. Dann wurde Mikes Sinnieren durch eiucu neuen Zwischenfall »Erbrochen: Anch dcr „Komet" lief ans ein Riff ans. Wahrscheinlich mochte cr dic vierfache Menfchcu- ladnng ans dic Dauer nicht ertragen. Sieben Tage lang hockten die vier Mannschaften dieses Mal auf einem kleinen Inselchen, und etliche wollten sich schon endgültig zum Sterben uiederlegeu, da tauchte wie ein rettender Engel dcr „Jupiter" auf, besah sich die Angelegen heit von fern und entschloß sich nach langem Zögern, die Schiffbrüchigen zn retten. Nun drängten sich fünf Besatzungen in dem engen Raum, dcr für eine einzige bestimmt ivar, nnd jeder hatte den sehnlichsten Wunsch, ans dein Pferch bald herans- zukvmmen. Besonders die Stimmung des armen Mike war alles andere als rosig. Er sah wvhl schon Gespenster, denn er glaubte, jeder zeige ständig mit Fingern ans ihn, jedes Ange blicke ihn grimmig an: „Du trägst die Schuld!" Diese betrübliche Stimmung wurde plötzlich durch einen erneuten Zwischenfall nnterbrocizcn: Als der „Jnpitcr" in den Hafen von Batavia einlaufen wollte, gab er in seiner begreiflichen Eile, die vier fremden Mannschaften los zu werde«, uichr gcuügcud acht uud blieb als hoffuilugsloses Wrack auf einer Klippe hängen. Zum Glück gab es auch dieses Mal kein Menschenopfer, und alles war glücklich, in Batavia zu landen und ein paar Schiffe zn finden, dic nach Enrvpa fuhren. Nnr einer drehte bei erster Gelegenheit um. Das war Mike, der Ausreißer. Niemand hätte ihn jetzt noch von der festen Ueberzeugung abbringen können, daß die Vorsehung ihn znm Lebensgefährten der roten Dorothy bestimmt hatte. Sv erlebte das liebevolle Mädchcnherz eines Tages das kann: glanbhafte Glück, ihren blonden Mike in den „Lahmen Känguruh" einlaufcn zu sehen. Mit einem erstickten Schrei höchsten Entzückens fiel ihm die rote Dorothy um den Hals, und daun gab es für jeden Gast freien Whisky, bis die Gvssc vor dem „Lahmen Kängnrnh" voller Schnapslcichcn lag. — Mike starb fünfzig Jahre später als biederer Hotel besitzer, betrauert von seiner einst rothaarigen Dorothy, acht Kindern, zweinnddreißig Enkeln nnd einigen hundert treue» Gäste».
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