Suche löschen...
Sächsische Elbzeitung : 27.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193202279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-27
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 27.02.1932
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MWEMii die MMWMW.! B^r einer internationalen Aussprache über die Zukunft <Hi»as. — Amerikas Druck aus Deutschland zur Untcr- zclchuuug des Ncunmächtcvertragcs. — Deutschland dars nur : eine Ausgabe kcniicu: Deutsche Politik! Bou Paul O s k : Seidl. Von besonderer Seite erfahren wir, das; die Vereinigten Staaten eine Vorfühluugnnhme über die Einberufung einer Neumnnchle-.Konse'mi.z zur Neuregelung der chinesischen Frage eingclcitet haben." Damit rückt für Deutschland eine neue Gefahr der Verwickelung in fernöstliche Probleme naher. Die angelsächsischen Mächte, die den Vorgänge» auf chmesischcm Boden besondere Anteilnahme znwendcn müssen, juchen diplomatisch und ganz sicher auch militärisch in einem Anstande der Alarmbereitschaft. Die englische Regierung vildctc einen ständigen Unterausschuß des Außenministers, des Kriegsmiuisters, des Ersten Lords der Admiralität und anderer Würdenträger für die Vorgänge in Schanghai, dem sogar der Verzicht anf die eingefleischte englische Gewohnheit des Wochenendes nahe gelegt worden ist. lieber die außer ordentliche Nervosität des amerikanischen Anßeusekrctärs Stimsvn, der in den jüngsten zehn Wochen mehr Politische Niederlagen cinheimsle, als sie Amerika im ganzen lehtcn Jahrzehnt seiner Geschichte erjnhr, braucht man kein Wort mehr zn verlieren. Die amerikanischen Bilderzcitungcn machen uns bis zum Uebcrdrnß mit Admiralen bekannt, von denen in den Unterschriften gesagt wird, daß sie „mit ernstem Gesicht" ans dem „Weißen Hanse" kamen. Selbst der Aus gang der Flottenmanöver von Hawaii wurde als „bedenklich" bezeichnet, weil cs einem „aus dem Westen vorstoßenden Feind" gelang, auf den Inseln zu landen. Nach allem überrascht cs nicht, daß Amerika im Verlauf der letzten Tage in allen wichtigen Hauptstädten der Erde eine Vorsühlnngnahme über die Einberufung der Neuumächtc- Kouferenz einleitcle. Nicht nur das Versagen des Völker bundes ist längst offenbar geworden. Niemand — nicht ein mal Amerika selbst — wagt auch die Bestimmungen des Kellogg-Paktes anznwenden, obwohl Japan ohne Zweifel — wobei die Frage, ob aus berechtigten nationalen Notwendig keiten oder nicht, ganz offen bleiben soll — ein Schulbeispiel für seine Anwendung beraufbeschwor. Und dieser Kriegö- ächtungspakt war doch ursprünglich nichts anderes als ein geschickter diplomatischer Schachzug seines amerikanischen Ur Hebers zur Durchkreuzung der sür Amerika beängstigenden japanischen AufrüstungSpolilik. Amerika blieb Japan die Antwort darauf nicht schuldig; es steigerte seine Kricgs- rüstnng trotz allen zynischen FricdenSgeredcs stärker als selbst Frankreich nnd leistete außerdem eine ständige diplomatische Wühlarbeit zur Erschütterung der internationalen Stellung Japans. Dazu gehören auch die u»verfrorenen Vcmühnngcn nm Deutschland, ja der offensichtliche Druck zur Unter zeichnung des Nennmächlevertrages, von dem im Zu- jannmmhang mit de» Ereignissen in Chma in der letzte» Zeit häufiger gesprochen worden ist. Die Unterzeichnung des Ver trages ist ans diplomatischem Wege bereits erfolgt, hat für uns jedoch noch keine bindende Kraft, weil die parlamentarische Bestätigung, die Ratifizierung des Beitritts zum Ncuumächte- vertrag, bisher verhindert werden konnte. Wir haben zn erwarten, daß die Vereinigten Staaten in naher Zeit ihre Aufsordernng dringlicher wiederholen, nnd müssen dann darüber entscheiden, ob wir uns in die fernöstlichen Angelegen heiten hmeinzichcn lassen oder beiseite bleiben wollen. Es fehlt nutzt an Stimmen bei uns, die es schlechthin als Unglück, als völlig unangebrachte „Großmannssucht" betrachten, daß wir uns in den Schanghaiausschuß und auch iu den Mandschureiansschuß hincinziehen ließen, der augenblicklich noch aus den; Stillen Ozean schwimmt und sehr bald Gelegen heit Haven wird, sich von der Regierung einer „selbständig" gewordene,: Mandschure: hinter das Licht führe» zu lassen. I» Varis, wo sich der Mandschureiausschuß im Verlaus eiuer Ratssitzung des Völkerbundes bildete, und erst recht in Schanghai habe!; wir eine Gelegenheit versäumt, zu. erklären, daß ein derartig vollständig nnd einseitig abgcrüstetcr Staat w'c Deutschland sich an solchen Ausschüssen nicht beteiligen kann, da ihm weder die Mittel noch die Möglichkeit zur Ver fügung stehen, sciii Wort durch eine Achttmg gebietende Macht zu stützeu Ueber die Beteiligung Deutschlands am Neumnächle- vcrlrag und an der mit Sicherheit kommenden Ncunmächle- konfecen', kann cs mir eine Meinung geben, wenn man sich mit de» näheren Zusammenhängen bekannt macht. Der Nenn-- mäcb'evcrtrag entstand im Verlauf der Konferenz zu Washington von 1921/22, als Amerika den Gipfel seiner Macht erstieg und zin» ersten Mal England unter die Füße bekni». Damals bandelte cs sich mck« nm- 'n» de» „Fünf- ! mchievercrug" über die Flottenstürle. Staatssekretär Hughes ! entgift..e auch das englisch-japanische Bündnis von 1902, durch daS der russisch japanische Krieg überhaupt erst er möglicht wnrde. Es bekam durch seine Verlängeruiig 1905 eine deutliche Spitze gegen Amerika, die bei der Verlängerung von 1911 allerdings durch die Aushebung der Kriegshilfs- pstichl gegen eine durch Schiedsvertrag verknüpfte Macht um- gcbogc» wurde, aber doch eine Gefahr für die Vereinigten Staaten blieb. I» Washington wurde cs zu einem Vicr- mächtevertrag „ergänzt", in dem England, Japan, Amerika iliid Frankreich sich ihren Besitzstand im Großen Ozean gegen seitig bestätigte». Tas Schlußstück dieser amcrikcmischen Be- rcmiguugsarben im Stillen Ozean bildete der Neunmächte- vertrag, zu dessen Unterzeichner» außer de» vier Mächte» »och Ehi»a, Italien, Belgien, die Niederlande mid Portugal ge hörte». Er sichert die Integrität Chinas nnd die Politik der „osscmen Tür" zn, Witt China gegen „einseitige Ausbeutung" Ichützen, bietet eine Erneuerung des chinesischen Zolltarifs und verpflichtet Japan zur Rückgabe Schantnngs. Dieser Ncmnmächtevertrag bildet nicht nur die Ursache der verbissenen A nfrü st ung Japans, die selbst durch das Erdbeben nur verzögert, nicht aber abgeschwächt worden ist, sondern fand auch de» schärfste» Widerspruch der nationalem Chinesen. China besaß im Wechsel der Zeiten mehrfach die geistige und politische Führung der Gelben im Fermem Osten und ist selbstverständlich fest von der Ucbcr- zeugung durchdrungen, daß auch sein gegenwärtiger Schwäche- Mstand vorübergehend ist. Deshalb betrachtet cs das Neun- mächte-Abkommen durchaus nicht als Vorzug, obwohl es an geblich seine Unabhängigkeit sichert. China ist nicht so töricht, anzuuehmen, daß die mternatioimle Politik eine Wohlfahrts- einrichtnrig zugunsten eines Landes sein könnte. Aus diesen Zusammenhängen läßt sich eine deutsche Laltung zu einer Neunmächtckonfcrenz und zu dem Vertrag ohne Schwierigkeit ablcscn. Wir sollten an dem Frieden von i Schimonoseki genug haben, bei dem wir cs mit beiden, mit Japan und' mit China gründlich verdorben haben. Die Neunmächtekonferenz könnte keinen andere» Sinn haben, als auch China Zumntnngeu wie die Neutralisierung Schanghais zn stellen und Japan entweder die Krallen zu beschneiden oder Bundesgenossen sür Amerika — und auch England — im im» doch Wohl ansbrechenden E n t s ch e i d n n g 8 k a m P f Kräfte spielen gegeneinander Fehlanlagen von Kapital und Arbeit Bo» Senator Karl Wie wenig der Staatssozialismus und die Staatsfina.iz wirtschaftlich zu denken vermögen, können wie alle Tage be obachten. Eine Armee von Lehrern wird beschäftigt, um jährlich 22 000 Abilnrientcm zur Prüfung vorznbereilen mid 15 000 Studenten vor irgendwelche Examen zu führen. Ein Riescnvcrmögen wird jährlich zu einer Ausbildung vertan, die hentc nicht einmal mehr die Zinsen verspricht. Eine Unmasse von Arbeit wird ausgewandt, die znm großen Teile keine Irüchte tragen kann, wett sich in den erstrebten Bernsen die Zahl der Anwärter nicht uliterbringen läßt. Alle diese Opser sind ei» Leerlaus von Kapital und Arbeit. Wie wenig Mensche» mache» sich klar, i» welchem Maße auch i» der Komunmalwirtschast ei» Lccrlails künstlich erzeugt wird, dessen Koste» die Allgemeinheit tragen muß. Alle Erscheinungen innerhalb unseres gemeindlichen Wirtschaftslebens, die den Leerlauf verursachen, sind auf einen Punkt zurück zu sichren, ans die Unselbständigkeit der Ge meinde», d. h. ihre Hi»ei»ziehuug in die StaalSwirtschaft. Es sind insbesondere zwei Stränge, durch welche die Ge^ meindcn mit der Staatswirtschast verbunden sind: die ArbcitS- losimfürsorge iiud der Finanzausgleich. Hier haben wir die Ausgänge sür alle die Uebelslände, über welche die Kommunal Politiker zu klagen Pslcgen. Die Festlegungen von Kapital und Arbeit bei der Arbeils- losenunte'-slützung beruhe» darauf, daß der eine wirtschaftliche Träger der Arbeitslosenunterstützung versiichl, sich zu befreien und de» cmderm zu belaste», sogar mit Aufwendung besonderer Kosten. Ta die ArbeitSlvsc»versicherm»g und die Kriscnsürsorge ihre Unterstützungen zeitlich begrenze» und »ach einem Jahre die Arbeitslosen der allgemeine» Fürsorge »»d damit den Gemeinde» überlasse», müsse» die Gemeinde» Mittel und Wege silche», die »»geladene» Gäste wieder vo» ihrem Tische zu entferue». Tas wird über de» Weg vo» Notstandsarbcitcn gemacht. Notstandsarbeitcn aber sind »ach de» gesetzlichen Bestimmungen mir Arbeite» zusätzliche» Charakters, d. h. solche, deren Wirtschaftlichkeit nicht nachzuweisen ist. Drücken wir n»s ganz klar ans: Nvtstandsarbeitcn sind über flüssige Arbeiten, die eine Gemeinde in einer Zeit der Not nicht anssühren würde, wenn sie nicht dazu gezwungen wäre. Für solcher Art gekennzeichnete Nolstcmdsarbetten zahlt der Staat einen erheblichen Zuschuß. Aus den Geldern der Gemeinden nnd der Länder beschäftigt man Nvlstandsarbeiter 20 Wochen lang, um sie dann wieder in die Arbcitsloscn- versicbcrung als Unterstützuugsbcrechligtc einreihcn zu können. Der Zweck war, NotstaudSarbeitcr unter Zuhilfenahme öffent licher Mittel von einer öffentlichen Kalle tdic der GemcindeiU in den Gemeinden A nlans Hannover. in eine andere öffentliche Kalle (die des Reiches) zu verschieben. Der Leerlauf liegt darin, daß öffentliche Mittel für über flüssige Arbeiten ausgegeben werden, nnr um die Fürsorge- Verpflichtung zu wechseln. Ist der Finanzausgleich vielleicht etwas anderes? Der seltsame und geheimnisvolle Schlüssel, nach dem die Mittel aus den Neichsstenern verteilt werden, Halle zunächst die Merkwürdigkeit hervvrgerufe», daß viele, besonders kleine Gemeinden, die bis dahin wirklich nicht im Gelbe schwimmen konnten, sonder» recht sparsam lebe» mußlen, auf einmal über so viel Geld verfügte», daß sic nicht wußtcn, wohin damit. Diese Fälle waren gar nicht selten. Andererseits gibt es Städte, hier sogar recht große, die immer ein üppiges Leben geführt hatten. Und nnn will es die relative Garantie, daß allen Kommimcn eine gewisse Steucrcinnahmc zugesicherk wird. So kam es, daß die zumeist großen Gemeinden, die recht viele Schulden haben, weil sic immer auf großem Fuße lebten, nuii auch viele Gelder überwiesen erhallen. Sagen wir auch das deutlich: Den Gemeinden, die durch geringe Nenverschuldnng noch in der Lage sind, ihre Zinsen zu be zahle», wird auf dem Wege des Finanzausgleichs genommen, was de» verschiildelcii Städten gegeben wird. Dieses Ver fahren stellt die gewaltigste Fehlanlage von Kapital dar, die je in der Kommnnalvcrwaltnng geschehen ist, denn cs handelt sich hier um Hunderte von Millionen Mark. Auch das beste Vcrteilungsfystem wird eine solche Fehl anlage von Kapital und Arbeit nicht verhindern können, wett die Lclbstverantwortlichkeit dadurch vernichtet wird. Vor dem Krieg, als die Kommunen grundsätzlich nicht au die Finanzen der Länder oder des Reiches gebunden waren, konnte keine Gemeinde irgend eine» Plan in der Hoffnung anf die Unterstützung des Staates ausführcn. Das Hal sich nach dem Kriege ganz gewaltig geändert. ES gib! ganz be stimmt im dcntschcn Reiche mir wenige Städte, die sich nicht irgendwelche Umernehmnngen auf Grund des Dolations- sysiemS geleistet haben, die bei einer Beschränkung auf eigene Mittel unterblieben wären. Manches Stadion, manche An lage, viele Nepräscnlalionsgebäude wären nicht errichtet worden, tuen» die Gemeinde» die Koste» ans eigenen Stcncr- mittel» hätte» a»fbri»gc» müsse». Alle dicsc Fchlinvcsticrungen von Kapital und Arbeit in der össeutticheu Wirtschaft sind das beste Zeichen für das Un organische in der hcuiige» Staatsverwaltung, das die Nöle unserer Zeit »»nötig verschärft. Solange hier nicht eine starke Hand bessernd cingrcist, komme» wir zu keiner Ge suudung unserer Verhältnisse. Japans nm die mwedmgte Vorherrschaft nbcr China zu gewinnen. Stärkste politische und wirtschaftliche Notwendig keiten sprechen gegen die Mitwirkung Deutschlands an der artigen Fragen, solange Dcntschiand nicht tatsächlich als M a ch t anftreten kann, als Macht, die über militärische Kraft verfügt, um sich mindestens nicht von lächerlichen Ganner- staatc» wie Litauen nach Belieben ohrfeigen lassen zu müsse», als Macht, die daS Recht zur eigene » Wahrnehmung seiner außenpolitischen DaseinSbedmgungen besitzt, nnd als Macht, die man wieder an dem Ausbau der unerschlossemm Wirt schaftsgebiete der Erde beteiligt. Entartung des Welthandels zum Devisenschacher. Beschränkung des Devisenvcrkehrs in den Nuölandüstantci!. Dcvisengcsctzgebnng zum Zwecke der Einfuhrdrossclnug. — Er stickmig der Weltwirtschaft durch den Wcltgoldtricg. Von Werner Beringer. Eine vorurteilsfreie, kritische Betrachtung des Welt handels von heute führt zu der Ucberzeugung, daß gegen wärtig von einem Welthandel im natürlichen Sinne dieses Begriffes nicht mehr gesprochen werden kann. Welthandel be- dentet allein und nichts anderes als den Güteraustansch der Völker, bei dem Gold und Devisen nicht mehr als den ver abredeten Wert der gehandelten Waren darsletten. Warcn- versorgnng nnd Warenabsatz sind Zweck, Gold und Devisen nur technische Hilfsmittel, und zwar vollkommen entbehrliche. Mau kann sie, wenn man lvill, auf tausenderlei Wegen durch andere Verabredungen ersetzen. Das geschieht schon heute im internationalen und anch im binnenwirtschastliche» Verkehr bei Warenlieferungen gegen andere Waren nnd müßte in ähnlichen Formen allgemein durchgesührt werde», we»» etwa mit einem Schlage die Goldgewinnung aus der Erde infolge Erschöpfung der Fundstellen aufhörcn würde. Ein derartiger Zustand der Goldverkmrppung ist durch die amerikanisch-französische GoldPolitik s ch o n T a t s a ch e geworden. Im letzten, am 30. Juni 1931 abgeschlossenen amerikanischen Wirtschaftsjahre nahmen die Hortuttgskeller der Notenbanken der Vereinigten Staaten allein mehr Gold ans, als die Wellansbenle in der gleichen Zeit betrug. Die Arbeit der Goldgräber, die weltwirtschaftlich vorwiegend den Sinn hat, die Grundlagen sür die Nen- schöpfnng von Geldmitteln zur Finanzierung der Weltarbeit zu schaffen, erwies sich also in jenem Jahre als vollkommen nutzlos vcrlau; den» weltwirtschaftlich bleibt es ganz gleich gültig, ob das Gold »»gehoben in den Tiefen der Erde lagert öder ob es ans Licht gezogen wird und dann »ngcnutzt in den Gewölben der Banke» Frankreichs und Amerikas ver schwindet. Der Vorgang, daß einige Millionen Arbeiter aller Zonen Gold ans der Erde wühlen, das von einigen lausend Beamten der Notenbanken wieder iinler die Erdoberfläche gebracht wird, kennzeichnet schlaglichtartig die phantastische Sinnlosigkeit des weltwirtschaftlichen Systems vo» heute. Praktisch sind wir dahiu gelaugt, daß die 160 Millioue» Menschcm Frankreichs nnd Amerikas, weniger als ein Zwölftel der gesamten Erdbcwvhnerschafi, allein die Hälfte des Münz goldes beschlagnahmt hallen. Diese widerspruchsvolle Gvldbewcgnng ergab sich aus de» Fiuanzbestimmnngen des Versailler Gewallvcrlragcs, die grundlegend für die Schuldenverträge der ehemaligen Feind- bundstaaten nnd die Tributdiktatc gegen Deutschland geworden sind, löste de» Weltzollkrieg aus, der schon in einen all gemeinen Welthandelökrieg einmündet, nnd »ährt de» Gold- »»d Devisenkrieg aller Völker aegeiiei»a»der, durch de» die Welt wirtschaftskrise zu immer neuen Schlägen gegen den Arbeils- markt aller Länder der Erde getrieben wird. Der Welthandel dient heute nicht mehr m erster Linie der Warenversorgung oer Völker, sondern wird schon ganz offen nur noch als Mittel zur Gold- und Devisengewinnung betrieben. Die Volks wirtschaften . verteidigen durch Zölle, Einfuhrbeschränkungen, Kontinacntternnasvolilik nickt mehr die nationalen Wirl- schaslcch sondern'verwenden sic als Waffen im Krieg um die Devisen. Die Zahlungsmittelpolitik regelt nicht mehr die Abwickelung des Warenhandels, sondern drosselt ihn ab ohne Rücksicht ans Wirtschaflsschwicrigkeiten für di«, eigen- nationale und die Außenwirtschaft und ohne Verständnis sür d:e Notwendigkeit der Sclbstcrhattung der nationalen Arbeits kräfte durch Arbeit. Der internationale Warenaustausch wird nicht mehr von dein Bedarf der Nationalwirtschaften an Roh stoffen oder Fertigwaren bestimmt, sondern von der Möglich keit, Devisen herzugeben oder dem Willen, sie zn beschaffen. Mit dürren ÄZorten bedeutet das die Entartung des Welthandels zu einem würdelosen Dcviscnschachcr, der mit den wirklichen Lcbcnsnotwcndigkeitcn der Völker nichts mehr gemein hat; lebcmsnotwcndig bleibt allein die brolgebendc Arbeit. Die aber wird von der Dcvisenwirlschaft erstickt. Von den rund 60 Staaten der Erde verfügten bisher außer Deutschland 32 mit einer erdrückenden Mehrheit der Erdbevölkerung Beschränkungen des freien Devifenverkehrs; davon in Europa allein Ich nämlich die drei nordischen Staaten, England und Irland, Spanien und Portugal, Lett land und Estland, die Sowjetunion, Italien, die Tschecho slowakei, Ungarn, Südslawien, Bulgarien, Griechenland, Oesterreich und Italien. In A m e r i ka gehören zu der Reihe dieser Länder: Argentinien, Brasilien und Chile, Uruguay, Bolivien, Venezuela und Columbien, Costa Rica und Nica ragua; in Asien zähle» dazu Judien und Persien, in Afrika die Südafrikanische Union und in Australien der Australische Build nnd Neuseeland. Wenn auch »och nicht sämtliche Länder dieser Aufzählung die Devisenzuteilung für Emsiihrzwecke in den Dienst einer eingreifenden Handelspolitik steilem, so verzögern und gefährden sie doch ausnahmslos die Begleichung der Ettifuhrschulden. Die Mehrheit der erwähnten Länder verschärfte die Devisenpolitik aber schon bis zur gewollten Einfuhrvcrhinde- rung, soweit sie nicht bereits durch die Zollgesetzgebung und andere drastische Formen der Handelspolitik erzielt wird. Dieser außerordentlichem weltwirtschaftlichen Unruhestiftung gesellt sich noch die Schwierigkeit der entwerteten nnd unter werteten Valuten, die Länder mit und ohne Goldstandard be troffen hat. Für Deutschlands Außenwirtschaft erschwerend wirkt die bei zahlreichen Ländern hervorlretende Absicht der ausdrücklichen Behinderung der deutschen Ausfuhr. Diese kann mit dem in der vierte» große» Notverordnung ge- schaffcmem Mittel der Selbstkostensenkung durch Ermäßigung der Löhne und Preise schon nicht mehr wettbewerbsfähig bleibe», weil die Devisenpolitik des Aiislcmdes einem Wett beiverb überhaupc keinen Spielraum mehr bielet, sondern, schon den ganzen Handel an verschlossene Türen pochen läßt. Die deutsche Negierung darf daher nicht länger säumen, das Stillhalteabkommen, das deutsche Versprechen der Siche rung der Auslandsschulden, als undurchführbar zu erklären, weil ein loyales deutsches Vorgehen zur Erfüllung der Zu sagen durck die illoyale Zoll- und Devisen politik des Auslandes sabotiert wird. Das Leben des deutschen Volkes steht höher als eine nervöse Weltfinanz, die sich aus Augst vor der verbrecherischen oder beispiellos törichten Politik der eigenen Regierungen in de» Sparstrumpf verkriechen möchte und dadurch die Arbeit zum Erliege» bringt. Anekdoten nm Friedrich August. Bei einem Spaziergang nach Radeberg bestellte er sür sich und die Prinzen Kaffee mit Hörnchen, dieser beliebte» sächsn scheu Gcbäckart Ma» war schon beim Trinken, und bclnstigl beobachtete der König, wie einer der Prinzen sich anschickte, sein Hörnchen in den Kassce zu stippen oder, Ivie inan in Sach se» sagt, zu „titschen". Alle, auch der König, wussten, so etwas sei bei Hofe streng verpönt. Plötzlich nahm auch er fein Hörn chen, tauchte cs iu den Kaffee und rief: „Heute wird getitscht!" -i- Dcr Erzieher der Prinzen lässt sich beim König melden, um ihm mitzuteilen, daß einer der Prinzen den Ausdruck Lu der gebraucht hat. Als er gerade ansängl zu erzählen und den Namen des Prinzen sagt, fällt ihm der König ins Wort: „Was hat venu das dumme Luder uu wieder ungerichtet?"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)