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Volkswirtschaft. Dresdener Börse vom 29. Februar. Die erste Börse der neuen Woche eröffnete in sreunvlichcr Haltung. Die llinfntze ivarcn etivns gröyer nls nm Sonnabend. Für Spczialpapiece am Industrie-Ältienmarlt bestand weiterbin Interesse. Schubert L Salzer konnten weitere 3 Vrozeni gewinnen. Ferner gingen Elektra uw I Prozent, Bereinigte Pboto-Gcnufncheme um 7 R'M. Wunderlich um 2 Prozent, Kunstnnslaltcn Bla» uni 2 sonne einige Brauereien um 1 bis 2 Prozent höher. Rcichsbank setzte» ihre Answärtsbewegung mit einem Gewinn von 5.5 Pro- zciit fort, Sächnsihe Bank zogen um 1, Deutsche Bank um 2,5 Prozent an. PsandbricfmarU ebcnsalls etwas lebbasler. Dresdner Vroduktenbörse. , Dresden, an> 29. Februar 1932. Weizen 76 Kilogramm 217—252; Roggen 71 kg 209 211; Futter- und Industncgerste ttili—178; Somniergerstc sächj. 182 t!>2: Hafer inl. l 16 >56; Rotklee siebenbürgener 98-91 160—162 do böhmischer98-91 182 bis 168; Troclenschnitjel 8—8.20, Stcslcnschniticl ra. 3! Prozent 10,20—10,80; Zwlerschnihel ca tit> Prozent 8,70—!>; Kartoffel- sloltcn 19,25- 19,50; Futtermehl 13 25 — 11,25; Wcizcnkleie 10,2— 10,6; Noggenklcie 10,8—11,8; Kaiser-Auszug lob—17,2b; Vnl- lerinundmehl 39,50—11,25; Inlnndsweizeninehl Auszug 12 1b; Gricslcrniundmehl 26-27,50; Weizcnnachmehl 22,60—21; Rog- gcninchl Type 60 Prozent 33- 33,75; Nvggenmebl Tope 70 Pro zent 31.50—32,25; Noggennachmehl 22—2b. Berliner Produktenbörse. Die Versagung der Negierung, nach der eine stärkere Aus- wahlungsguotc für Roggen vorgeschricbcn wird, hatte an der Ber liner Produktenbörse vom Montag starke Andienungen siir die Märzliesernng zur Folge, so das; sich am Markt der Zeitgeschäfte die Preise uw durchschnittlich 1 Mark verringerten. An inlän dischem Rvggen blieb das Angebot weiter sehr klein. Für promp- icn Weizen war die Nachfrage geringer geworden, und die Preise wurden un> 2 Mark gesenkt Am Markt der Zeitgeschäsle zeigten sich wenig Veränderungen. Das Hauptinteresse konzentrierte sich aus das Mehlgcschast Eine private Firma trat plötzlich als Ab geberin grösserer Mengen in Roggenmehl Berliner Marken aus. Bei der Notierung des Richtpreises ergaben sich starke Meinungs verschiedenheiten, sv daß der Staatskommissar zur Notierung hcr- beigerusen werden muhte Man kam überein, zwei verschiedene Notierungen vorzunchmcn. Für Berliner Marken wurde ein Preis von 27,00 bis 28,50 je 100 Kg. notiert. Notierungen vom 29. Februar: Für 1000 Kg.: Vittoriaerbse» 20,00—27,00 Weizen, wärt. 211—216 Kl. Spcisecrbse» 21,00—23,50 Rogge», mark. 193—195 Fullcrerbseu 15,00—17,00 Braugerste 178—185 Peluschke» 16,50—18,50 Futtcrgerste 167—172 Ackerbohncn 15,00-17,00 Hafer, mörk. 118—155 Wicke» 16,00—19,50 Lupinen, blau 11,00—12,00 Für 100 Kg.: Lupinen, gelb 15,00—17,00 Weizemucyl 31,25—31,50 Serradella 30,00—36,00 Crdnnßkuchen 12,60 Leinkuchen 12,20—12,10 Lrdnußknchemnehl 12,10-12,50 Trockenschnitzel 8,20 Raggcnmehl 27,90—28,50 ab Hamburg 11,20—11,30 Weizenkleie 10,25—10,50 ab Stettin 12,30—12,10 Rogge»klcie 9,85-10,25 Kartoffelstöcken 11,80-15,10 Berliner Effektenbörse. An der Berliner Effektenbörse vom Montag wurden grössere Tauschgeschäfte vorgcnommen. Durch diese Transaktionen wurde das Geschäft zu Begin» des Freiverkehrs ziemlich belebt. Am Rcntenmarkt betrug der Rückgang für Goldpfandbriefe 1—1ZH Prozent, für Kammunalobligationen 21 Prozent. In Farben- akticn war das Geschäft ausserordentlich rege. Im allgemeinen traten leichte Kursrückgänge ein Siemens verloren etwa 1 Pro zent. Schubert L Salzer setzte» 3 Prozent fchwächcr nls am Vor» i rage cm uno sourc» nn Berlaus noch wctlcr. Montamucrtc waren wenig verändert. Kaliwerte lagen später 2 Prozent niedriger, j Schissahrtswerlc gleichfalls schwächer. Am Geldmarkt war Geld aus einige Tage über Ultimo fest ' mit 8—10 Prozent stärker gesucht. Am Privatdiskontmarkt herrscht ; mit Rücksicht aus die allgemeine Erwartung, das; der Diskont In dieser oder in der nächste» Woche ermässigt wird, die größte Zu- § rückhaltnug Am Devisenmarkt war das englische Pfimd etwas scster. Auch i der Dollar konnte sich leicht befestigen. i Berümgmmg der Rediskontlreditr Berlin, 1. März. Die seil längerer Zeit geführte» Verhandlungen übe ! eine Verlängerung des 100-Mllionen-Dollar-Vcdiskonlkre- > diles an die Neichsbank, der zuletzt bekanntlich um einen Blount verlängert morde» mar, dürften Milte der Woche zu Ende geführt werden. Dabei handelt es sich um die Verläugerlmg des Kredits aus drei Monate bis zum Mai d. I. Deutschland soll inner halb dieser Frist 10 Prozent des Kredits zurückzahlcn. j Deutsche Abwehrmabnahmen Einführung eines Oberlarlfes. i Berlin, 1. März Die Reichsregierung hat die Eiuführuug eines Ober- j iarifes beschlossen. Der Oberiarif gilt für Waren, die aus ' Ländern stammen, mit denen das Deutsche Reich nicht in j einem handelsverlraglichen Verhältnis steht oder melä;e die ' deutschen Waren ungünstiger behandeln als die Waren eines ! dritten Landes. Die Länder, auf deren Boden- und Ge merbeerzeugnisse der Obertarif anzumenden ist, werden durch besondere Verordnung bestimmt. Die wache zieht wieder durchs Brandenburger Tor. ! Die Berliner Wachtruppe wird von jetzt an wieder an allen Sonntage» durchs Brandenburger Tor ziehen, um die alte ! Tradition wieder zu bewahren U. B. z. die Wachlruppe am Brandenburger Tor van Tausenden begleitet. Das tägliche Rundfunkpeogfamm. Leipz 1 g-D r c s b c » Nundsuttkprogramm siir Mittwoch, 2. März 6,30 Funkgymiwstik, anfchtteßend Frühkouzcrt; 8,15 Reinige» der Wollkleider; 12,10 MiUngskonzert; 11,00 Kreditgestollung und Arbeitsbeschaffung; 16,00 Was uns erfreut: „Mein Ham sterkasten"; 16,30 Milttärkimzcrt; 18,10 Arbeitsbild aus einer Höheren Schule mit Internat: Landcsschule Klotzsche; 18,35 Sprachcnsunk: Italienisch, 19,05 Die Struktur der milteldeut- schcn Inbustricwirtschast; 19,31. Aus Opcrelle» von Oskar Strauß; 21,00 Zeitberich!; 21,10 August Kopijch erzählt: 21,-to ! Septett, Oktett, Nonett; 22,20 Nachrichtendienst, anschließend Unterhaltungskonzert. Glcichblribcude Tagcösvlge: 10,00 Wirlschaftsuachrichtc», 10,05 Wetterdienst und Vcr kchrssnnk; 10,10 Was die Zeitung bringt; 11,00 Wcrbenach richten außerhalb des Programms der Mitteldeutschen Rund sunt A.-G.: 12,00 Wetterdienst- und Wasserstandsmclduugcn: 15,10 und 17,30 Wirtschastsnachrichlcn und Wettervoraussage. K ö n t g s w u st c r h a u f e n. 6.30: Fu»k-Gym»astik. — Anschließend bis 8.15: Frühkon- i zcrt. — Während einer Panse (6.15): Hamburg: Wetterbericht. — " 9.00: Berliner Programm. — 9.35: Die Technik des Verkaufens j (IV): Verkaussmcthoocn. Prtv.-Doz. Dr. Waldemar Koch. — 10.10: - Schulfunk. Wir beobachten eine totale Somiensinsternis in Nord- > Sumatra. — 10.35: Neueste Nachrichten. —11.30: Lehrgang für praktische Landwirte. Die Bedeutung des Zwischcnsruchlbaues und seine Durchfühnmg.— l2.00 Wetterbericht. — Anschließend: Schall- plalteu-Koiizert. — Anschließend: Wiederholung des Wetterberich tes. — 13.30: Neueste Nachrichten. — 11.00: Konzert. — 15.00: Jugendstunde. Große Männer erzähle» aus ihrer Kindheit und Jugendzeit — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.15: Frnucnsttmdc. Nenes zu Ostern siir .Haus und Heim. — 16.00: Pädagogischer Funk. Wie schasst sich die Schule eine Sammlung zur Heimatkunde? — 16.30: Uebcrtragung des Nachmittagskon- zertcs Königsberg. — 17.30: Hochschulsunk. — Universalreich. Großmacht und Kleinstaat in der Weltgeschichte. —18.00: Der nationale Charakter der Völker im Spiegel ihrer Mnsik. — 18.30: s Stellung und Befugnisse des Staatsoberhauptes in den Republiken. I - 18.55: Wetterbericht. — 19.00: Volkswlrtschaftssunk. Wirt- ' schastlichcr Wunderglaube. — 19.30: Stunde des Beamten. Nen- ! crschcinungen aus dem Gebiete des Beamteiircchts. — Anschließend: Wiederholung des Wetterberichtes. — 20.00: Ans Hamburg: „Drei ! Wiener Walzer." Knrzopcrellc von Joh. Strnnß. — 21.00: Ta- > ges- und Sportnachrichten. — 21.10: Wilhelm Conrad Gomoll liest seine Novelle „Dardnaii, der Glückliche". — 21.35: Berliner ! Programm. — 22.10: Welter-, Tages- nnd Sportnachrichten. — i 'Anschließend: Berliner Programm. ! ! Hoover an Hindenburg Berlin, 1. März Der Präsident der Vereinigte» Staaten von Amerika ; yat auf die Glückwünsche des Reichspräsidenten zur Feier von Washingtons zweihundertstem Geburlstage mit nach- , stehendem Telegramm geantwortet: „Ew. Exz. gütigen B«- § weis der Verehrung von Washingtons Andenken zum zwei- > hundertsten Geburlstage des Gründers seines Landes habe - ich dankbarst erhalten. Gern benutze ich diese Gelegenheit, um Ew. Exz. und durch Sie der Neichsregierung und dem deutschen Volk namens der Regierung und des Volkes der Vereinigten Staaten sowie in meinem eigenen Namen Ge gengrütze und oute Wünsche ZU senden, gez. Herbert Hoover." (15. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Nein, Hans, ich bin müde. Ich möchte ein wenig schla fen. Ich ziehe mich in meine Kabine zurück. Die Herre» verzeihen." Sie erhob sich und begab sich nach unten. Als sie ihre Kabine hinter sich abgeschlossen hatte, warf sic sich laut weinend über das Bett. Eie wußte nicht, warum sie so traurig war. Aber dieser kleine Vorfall mit dem Glas hatte ihr zn denken gegeben. Ls schien ihr, als bräche ihr eigenes Glück einmal so in Scherben. , * Eberhard Greiner hatte sich auf sein Schloß in den bayerischen Alpen zurückgezogen, widmete sich der Jagd und erhielt ab und zu den Besuch seiner Freunde aus München. So ging sein Leben in aller Ruhe dahin. Eines Morgens, als ihm sein Diener das Frühstück brachte, lag ein Brief auf dein Tablett. Der Stempel lau tete: Winnipeg, Kanada. Greiner wog ihn sinnend in der Hand und ließ sich von seinem Diener Kaffee einschcnken. Erst als er sich an dem duftenden Getränk gestärkt hatte, ergriff er sein Messer und öffnete das Schreiben. Er fal tete es auseinander nnd begann zu lesen. Der Brief : lautete: Sehr geehrter Herr Greiner! Ihrem Auftrag gemäß habe ich das Ehepaar Mendheim bis nach Winnipeg begleitet. Wir sind glücklich dort ange- j kommen. Aber ich muß Ihre Bedenken hinsichtlich Mend- heims voll nnd ganz teilen. Schon auf der Fahrt zeigte sich der Leichtsinn des jungen Mannes. Nicht nur, daß er achtlos das Geld um sich warf, nein, er zeigte auch ein so j mangelndes Imercssc an allen Dingen, die die nähere Zu kunft betrafen, daß ich bemerkte, wie die junge Frau stiller > und stiller wurde. Frau von Mendheim beginnt bereits s ernstlich über ihre Lage nnchzndenken. Sie zeigt ein viel ! größeres Interesse an allen Dingen als ihr Gatte. Das Leben dieser beiden Menschen verlief bisher im allgemei nen reibungslos. Man ist nun dabei, Grund und Boden znm Anbau einer Farm zu erwerben. Wo es geht, stehe ich mit meinem Nat zur Seite. Aber ich habe den Eindruck, daß Mendheim seiner Aufgabe nicht gewachsen ist. Er ist rin Mann, der gern viele Worte macht und wenig hält. Die Arbeit, mit der er sich so gebrüstet hat, scheint ihm nicht viel Vergnügen zu machen. Zurzeit wohnen sie in einem ersten Hotel in Winnipeg. Mendheim unterhandelt mit Maklern und Agenten. Ich lasse ihn handeln. In sol chen Dingen finde ich, daß ich mich nicht einmischen soll. - Frau von Mendheim ist eine wirklich sehr seriöse, vor nehme Dame und ihre Schönheit wird allgemein bewundert. Mendheim liebt es, sich gern als Kavalier zu zeigen. Wenn er sortfährt, seiner Frau schöne Kleider zu kaufen und mit ihr zu prunken, wird das Geld meiner Berechnung nach nicht lange anhalten. Es hat von beiden niemand den Ver dacht, daß ich von Ihnen beauftragt sei. Ich werde mir auch keine Blöße geben und etwa den Grund meiner An wesenheit vcrratcm In Zukunft sollen Sie jede Woche von mir einen Bericht erhalten Ich hoffe, daß Sic mit der Art und Weise, mit der ich bisher meinen Auftrag ausführte, zufrieden sind. Die Lage für Mendheim wäre leicht, wäre er sofort energisch dahintergegangen, sich in die Arbeit zn stürzen. Der Staat bietet Farmern, die sich ankaufen, große Ländereien zu ganz billigen Preisen. Aber die Vergnü gungen in Winnipeg üben auf ihn einen zu starken Reiz i aus. Solange die Unterhandlungen dauern, die viel schnei- I ler geführt werden könnten, geht cr jeden Abend trotz des Protestes seiner Frau in Bars und Theater und wirft das Geld mit vollen Händen nm sich. Ich halte cs für unmög lich, daß er auf diese Weise zu einer, wenn auch noch so be scheidenen Farm kommt. Vis die Vorarbeiten beendigt sein werden, die Arbeiter ansgclöhnt, wird von dem Gelbe nichts mehr vorhanden sein. Mendheim rechnet bereits mit der Reserve seiner Frau. Die zehntausend Mart werden auch nicht reichen, die An sprüche dieses Mannes zu befriedigen. Seit er sich selbst ständig fühlt, gebärdet er sich wie ein Krösus. Man hält ihn allgemein für sehr reich. Er streut mit Absicht dieses Gerücht aus, um gebührend gewürdigt zu werden. Ich weiß, daß seine Gattin darunter leidet. Frau von Mendheim sprach zu mir allerdings nach nicht darüber, aber ich fühle cs, sie leidet bereits. D e -"sie Enttäuschung ist ihr schon zum Erlebnis geworden. Sic ist auffallend ernst und lacht kaum. Ich hörte wiederholt, daß sic ihren Gatten bestürmte, endlich mit der Arbeit anzufangcn. Aber er lacht nur und nimmt sic in die Arme, um sie zu küssen. Die junge Frau > ist wehrlos diesem Manne gegenüber, dem sie mit einer ganz unbegreiflichen Liebe angchört. Mendheim ist ein schwacher Mensch. Er hat keinen Willen. Sein Wille liegt > ihm auf der Zunge, aber nicht in den Armen. Solange ; noch Geld da ist, denkt cr nicht daran, etwas anzufangen, das ist meine feste Uebcrzeugung. Mir tut die junge Frau heute schon leid. Elend wird auf sic warten. In kurzer Zeit wird Mendheim mit leeren Taschen in Winnipeg stehen. Von dem Augenblick an, da er das Schiff betrar, war er ein anderer, kam seine wahre Natur zum Vorschein. Ich vermute, daß diese zwanzigtausend Mark nicht im Spiel gewonnen wurden, wie er angibt, sondern daß sie ihm der Baron von Lerchenfels eigens zu dem Zweck gab, damit ihm die Ehe mit der Komtesse ermöglicht wurde. Sehr geehrter Herr Greiner! Wenn ich das schreibe, sv weiß ich, was ich damit ausspreche. Es ist ein furchtbarer Ver dacht, der sich mir stündlich mehr nufdrängt, daß diese ganze Ehr von selten Mendheims und des Barons provoziert wurde. Die Komtesse wurde schmählich betrogen. Ich möchte darauf schwören, daß cs so ist. Ich hoffe, bis zu meinem nächsten Bericht darüber Klarheit zu haben. Sie haben sehr weise gehandelt, mich zum Schutz und Schirm der jungen Frau mitzusenden, ohne daß die Beobachteten eine Ahnung haben, wer sich hinter meiner Person verbirgt. Im In teresse der jungen Frau begrüße ich Ihren Schritt und fühle mich persönlich außerordentlich erleichtert, diese Aufgabe übernommen zu haben. Ich entledigte mich ihr mit weit größerem Eifer, seit ich weiß, daß Sie im Recht waren, als Eie mir den Befehl gaben, die Reise nach Kanada mitzu machen. Ich ahne im voraus, wie alles kommen wird. Zwei Jahre, die Sic als genügende Zeit ansetzten, werden kaum nötig sein, um die Komtesse zu der Uebcrzeugung zu brin gen, daß sie den törichsten Streich ihres Lebens begangen hat, nls sie Mendheim heiratete. Ich versichere Sie meiner aufrichtigen Ergebenheit und verbleibe mit hochnchtungs- vollcn Grüßen Ihr Jörg Fock. Greiner war von diesem Brief sehr schmerzlich berührt. Obwohl er das alles ja voraus geahnt hatte, traf es ihn doch wie ein Schlag. So schnell hatte er das Verhängnis nicht erwartet. Und daß Varon Lcrchcnfcls diese zwanzig- tauscnd Mark gegeben, davon war cr im stillen auch schon überzeugt gewesen. Johann erschien und begann schweigend den Tisch ab- zuräumen. „Sage dem Chauffeur, er solle den Wagen bereit halten. Ich will in einer halben Stunde wegfahren." „Jawohl, gnädiger Herr." Greiner ging erregt in dem Frühstückszimmer auf und ab, den Brief in der Hand. Das war unerhört. Das ge hörte — er ballte die Fäuste und murmelte einen Fluch zwi schen den Zähnen. Als der Diener erschien und meldete, daß der Wagen bercitstände, gab er sich einen Ruck, steckte das Schreiben in die Tasche und begab sich hinunter. Der Wagen raste in direkter Strecke zum Schloß des Barons von Lerchenfels. Wer Greiner in dem Wagen sitzen sah, schrak zusammen Uber den finsteren Ausdruck seines Gesichts. Eiserne Entschlossenheit lag darin ausgeprägt. Nein, mit Mendheim kannte cr keine Schonung. Er konnte nicht anders. Ilse war einem Schurken in die Hände gefallen, und der zweite Schurke saß auf seinem Gut und wartete auf die Ernte der bösen Saat, die er aus gestreut. Er würde eine Ernte finden, die ihm gebührte. Auf einmal war Greiner aus seiner bisherigen Weich heit herausgetreten und der harte und rücksichtslose Ge schäftsmann geworden. Während das Anto dahinraste, ent warf er seinen Plan. Lerchenfels durfte nicht ungestraft aus dieser Sache kommen. Nein! Er sagte cs fast laut vor sich hin. Dieses „Nein" war wie ein Todesurteil in seinem Mund. Er hatte seither immer noch zu Ehren Mendheims angenommen, daß er wenigstens aufrichtig war. Aber nun, da er Ilse in gemeiner Weise hintergangen, war ihm in Greiner nicht nur ein Gegner, sondern ein tödlicher Hasser entstanden. Dieser Mann, Eberhard Greiner, der ein Gemüt wie ein Kino besaß, war angesichts dieser Tatsache, die sich aus dem Brief enthüllte, auf einmal furchtbar erbittert und empört geworden. Er empfand die Schmach, die man Ilse antat, als eine durchaus persönliche. Er war nicht der Mann, der sich in dieser Weise hinters Licht führen ließ. Das 'Auto hielt mit einem Ruck vor dem schloßühnlichen Gutshof des Barons von Lerchenfcls. Einem Diener, der eilfertig hcrbeikam, übergab Greiner seine Karte. „Ich möchte den Herrn Baron sprechen." Nun saß er in einem eleganten Warte- und Empfangs zimmer, reckte seine Gestalt und folgte dem Diener, der ihm sagte, der Herr Baron lasse bitten. Die beiden Männer standen sich gegenüber, kühl abwii- gend, vom ersten Augenblick nn wissend, daß sie sich feindlich aesinnt waren. (Fortsetzung folgt)