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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Enthält dtc anulichcn Bckauiilmachiiugcu für den Sladlrat, das Ainiogcrichi, das Hauptzollaml Bad Schandau und das Finauzanu Scbnth. — Bankkaiuo: Stadtbank Bad Schandau dir. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. Fcrnspr.: Bad Schandau Nr. 22. — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau. Erscheint täglich nachmiuags 145 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: srci Haus monatlich l,85 !>!M. tcinschl. Trägcrgcldl, für Selbst rbholer monatlich 1,65 !»«!., durch die Post 2,00 !»M. ciuschl. Bestellgeld. Einzelnummer 11), mit Illustrierter 15 Psg. Bei Produktiousvcrienernngcn, Erhöhungen der Löhne und Matcrialienprcise behalten lvir uns das Rcchi der Aachsorderung vor. Sächsische Schweiz Zageszeilung siir die Landgemeinden Altendorf, kUcingichhübcl, lileiuhenucrs- dors, »rippen, Lichtcnhaiu, MiUclndors, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathinanusdorf, slicinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wendischfährc, sowie siir das Gesamtgcbict der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Juh. Walter Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis Hu AM.): Die 7gcspaUcnc 35 mm breite Pclitzcilc 2t) Pfg., siir auswärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Ncklamczcile 80 Psg. Tabel larischer Sah nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird ciusprcchcnder Rabatt gewährt. Anzeigenannahme siir in- und ausländische Zeitungen. Giandiae Wocbenbeilaaen: „Unterhaltung und Wissen", „Das Unterhaltungsblatt", „Das im Bild" „Die Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: N »IN onv Alchierscheiucu eiuzclncr Rummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugsprciskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Bad Schandau, Montag, den Februar 1932 Nr. 26 26. Jahrgang Vom fernöstlichen Kriegsschauplatz Standrecht in der lnternatlonalen Niederlassung Schanghais Der chinesische Widerstand verstärkt sich! Schanghai. In der internationalen Niederlassung Schanghais ist das Standrecht erklärt worden. Von abends ll) bis morgens 1 Uhr darf sich niemand aus den Strn- hcn zeigen. Ocsfeutlirhe Versammlungen sind verboten. Tic Stadtverwaltung hat drei Ausschüsse cingcscht, die sich mit der Verwendung der verfügbaren männlichen Bcvöllcr«ng für die verschiedenen Zwecke, mit den Nahrungsmittel-, Transport und Vrcnustoffrngcn und endlich mit der Unterbringung von Truppen usw. zu befassen haben. Die Versorgung mit Nah rungSmittelu hat sich wieder gebessert. Die Markle wurden wieder eröffnet. Etwa eine halbe Million Chinesen sind durch die Schliessung der Baumwollspinnereien und Läden arbeits los geworden. ES machen sich Anzeichen bemerkbar, das« der Streik, der als Protest gegen Japan gedacht war, znsammcnbricht. Die chinesischen Banken waren zum Teil heute schon wieder geöffnet. * In Londoner politischen Kreisen ist man der Auffassung, das; der Beschlus; der chinesischen Regierung, Japan den Krieg zu erklären, wenn er sich bestätigen sollte, möglicher weise nur den Zweck verfolgt, die Völksrbundsmaschinerie in Gang zu setzen. An japanischer zuständiger Stelle wird erklärt, das; eine offizielle Nachricht über einen Bcschlus; der chinesischen Regierung, Japan den Krieg zu erklären, weder beim Aus- wärligen Aml noch bei den japanischen diplomalischen Ver tretungen in China vorliege. Das Auswärtige Amt hat sei nen Geschäftsträger in China beauftragt, festzustellcn, ob die Rachricht den Tatsachen entspricht. TschianglaWekr Kamvsansage Tschiangkaischck richtete an die Konsuln der fremden Mächte in Schanghai ein Telegramm, in dem er sagi: „Je mehr wir ertragen, desto ongriffslustiger werden die Ja paner. China ist in Gefahr. Wer vaterländisch empfindet, kann die Bedrückung durch die Japaner nicht länger er tragen. Der Augenblick ist gekommen, da die Regierung und ihre Armeen sich erheben müssen, um die Ehre der Ration und das Dasein des chinesischen Volkes zu verteidigen. Mr wollen uns lieber schlagen und Opfer bringen, als uns vor den Japanern beugen, die das Recht verletzt und den Welt frieden gebrochen haben." Eine japanische Schlappe? Wie „Associated. Preß" meldet, sollen die Japaner ihre Truppen aus der LHInesenskadl von Schanghai zurück genommen haben, und zwar wegen des Eintreffens chine sischer Verstärkungen. Die besten Truppen Tschiangkaischcks sollen aus Rau ling eingelroffen sein und, wie gutunlerrichletc Beobachter mitteilen, Stellungen bezogen haben. Die Verstärkung des Gewehrfeuers seit 4 Uhr früh (Ortszeit) soll auf ihren Ein satz zurückzuführen sein. Zuspitzung der Lage in Nanking? Das amerikanische Konsulat in Nanking hat allen amerikanischen Staatsangehörigen bckannlgegeben, sich be reit zu halten, um binnen zwei Stunden nach Erteilung einer diesbezüglichen Anweisung die Stadl räumen zu können. Tschiangkaischek, der kürzlich zum Ministerpräsidenten ernannte Wangtschingwei und der Präsident der Regierung Liusen sind zusammen aus Rauking abgereist. Ihr Reise ziel ist nicht bekannt; doch glaubt man, daß sie sich nach Schanghai begeben werden. Um die LlttWabahn Der japanische Botschafter in Moskau, Hirota, stat- .ce dem stellvertretenden Volkskommissar des Aeußern Karachan einen Besuch ab, und übergab ihm eine Mit teilung über die Lage in der Nordmandschurei, worin es heißt: Die japanische Negierung hat keinerlei Absicht, die Interessen der Ostchinabahn zu verletzen, doch muß die Ost chinabahn zum Truppentransport nach Charbin ausgcnutzt werden. Für den Transport japanischer Truppen wird die japanische Negierung entsprechende Beträge zahlen. Um Mißverständnissen seitens der Sowjetregicrung vorzubeu- gen, beauftragte die japanische Regierung ihren Botschafter, die Sowjetregierung über den wahren Sinn der Entsendung japanischer Truppen nach Charbin aufzuklären. Karachan bemerkte im Gespräch mit dem japanischen Botschafter, das) gerade die Art der Tätigkeit der javanischen § Behörden im Gebiet von Charbin zu jenen Mißverständ nissen führe, die die japanische Negierung vermeiden wolle. Was den Transport japanischer Truppen im Gebiet von i Charbin betreffe, so hänge der nicht allein von der Sowjet- s union ab, sondern in erster Linie von den chinesischen Be hörden, die gemeinsam mit Vertretern der Sowjetunion die Ostchinabahn verwalten, wobei nicht vergessen werden dürfe, daß die Ostchinabahn über das Gebiet Chinas führt. Wenn die chinesischen Behörden den Transport japa nischer Truppen im Gebiet von Charbin gestalten, so habe , natürlich die Sowjetregierung keinen Grund, Hindernisse zu bereiten, unter der ausdrücklichen Bedingung allerdings, daß die Interessen der Vstchinabahn nicht verletzt werden. China wird selbstverständlich seine Zustimmung nicht geben. Siidstrelle der Eisenbahn zerstört Die Telegraphenagentur der Sowjetunion verbreitet eine Pressemeldung, die von ernsthaften Zerstörungen an der Südstreckc der Ostchinesischen Eisenbahn spricht. In der Meldung heißt es: Aus Verfügung des chinesischen Kom mandos wurden einige Linien der Südstrecke der ostchine- sischen Bahn zerstört und einige Brücken gesprengt. Die Angestellten der ostchincsischen Bahn widersetzten sich der Zerstörung der Eisenbahnstrccke. Sie nahmen die chincl-'- scheu Soldaten fest und verprügelten sie. Japan droht dem Völkerbund Der japanische Außenminister teilte dem britischen Bot- gyafter mit, daß Japan in der ausländischen Konzessions- zone in Schanghai nichts unternehmen werde, ohne sich vor her mit den örtlichen Behörden verständigt zu haben. Ein Vertreter des Außenministeriums gab zu verstehen, daß, wenn eine Berufung auf die Artikel zehn und fünfzehn des Vötkerbundspakkes erfolge. Japan sich veranlaßt sehen könnte, sich aus dem Völkerbünde zurückzuziehen. Cens IW untersuchen China protestiert. Genf, 31. Januar. Der Völkerbundsrat hat auf Vorschlag des General- s sekrekärs des Völkerbundes beschlossen, einen neuen Unter suchungsausschuß zu bilden, der aus den ständigen Ver- tretern der Ratsmächte in Schanghai zusammengesetzt sein ! soll und der dem Völkerbundsral unverzüglich einen Bericht j über den Ursprung und die Entwicklung der Ereignisse und s den gegenwärtigen Stand in Schanghai erstatten soll. Dem Untersuchungsausschuß steht es frei, weitere Per- i sonen zu der Untersuchung hinzuzuziehen. Damit ist die Mög- i lichkeit gegeben, die Vertreter der amerikanischen Negie- I runa zu der Untersuchung zuzuziehen. Die Verhandlungen zwischen Washington und Genf über diesen Punkt sind ge genwärtig noch nicht endgültig abgeschlossen. Die Vertreter von Frankreich, England, Italien, Deutschland, Spanien und Norwegen gaben bekannt, daß sie von ihren Regierun gen ermächtigt seien, dem Völkerbnndsrat mitzuteilen, daß ihre ständigen Vertreter in Schanghai dem Völkerbundsrat für die Untersuchung zur Verfügung ständen. Der chinesische Vertreter protestierte dagegen, daß bis jetzt die Untersuchung sich ausschließlich auf die Ereignisse in Schanghai beschränke. Die chinesische Regierung habe das Verfahren des Artikels 15 nicht allein wegen Schanghai, sondern wegen der japanischen Angriffe in der Mandschurei beantragt. Die chinesische Regierung verlange, daß die Un tersuchung auf den ganzen Konflikt ausgedehnt werde. Für eilige Leser. " Dcr Reichspräsident empfing den Gouverneur a. D. Dr. Schnee, der sich in seiner Eigenschast als deutsches Mitglied der vom Völkerbnndsrat ernannten Mandschureikom mision meldete. " Der deutsche Botschafter Freiherr v. N e u r a t h hat dcr britischen Regierung das Beileid der Ncichsregierung zum Untergang des britischen Unterseebootes tA. 2 ausgedrückt. " Wie die polnische Presse meldet, befinden sich die H a n d e l s v c r t r a g s v e r h a n d l n n g e n zwischen Polen und Oesterreich vor dem Abschluß. Allerdings soll.zunächst nur ein dreimonatiges Handclsprovisorium unterzeichnet werden. " Der finnische Reichst a g nahm mit 120 gegen 45 Stimmen 'endgültig das Al ko Holge seh an. Tie Vorbe reUungcn zur Durchführung des Systems werden wahrschcin lich bis zum 1. April abgeschlossen sein. Der Kampf um Schanghai. Schnpei von den Chinesen gehalten. Schanghai, 1. Februar. Die Kämpfe um den Besitz von Schanghai dauern an. Zwanzig japanische Flugzeuge vollführten eine große Luft- dcmonstration über Schnpei und dem Hinteren Landesteil. Das Ergebnis der Kämpfe in Schanghai besteht bisher darin, daß die Chinesen die nordchinesischc Bahnstation und den größten Teil des Stadtteiles Schapei trotz der heftigen und mehrfach wiederholten Angriffe der Japaner ge halten haben. Die Japaner haben sich ans eine geeignete Stellung zurückgezogen, wo sie sich eingegraben haben und auf weitere Verstärkungen warten. Der japanische Kreuzer „Taksuta" ist mit 1000 Seesoldaten bereits vor Schanghai eingetrossen. Weitere Verstärkungen an Bord von Flugzeugmutterschiffen und anderen Kriegsschiffen werden erwartet. Der japanische Admiral Shiosawa Hal geschworen, den Stadtteil Schapei unter allen Umständen von den Chinesen zu säubern. Der weitere Bormarsch wird aber von dem Ausgang der Bermittlungsverhandlungen abhängen, die der englische Generalkonsul eingeleilet hat und die zu einer Konferenz dcr chinesischen und japanischen Befehlshaber führen sollen. Auch die Chinesen erhalten laufend neue Ver stärkungen. Japanische Seesoldatcn und Reservisten haben die Tätigkeit der Polizei in dem Hongkew-Bezirk aufgenom men, wogegen die Smdtbehörden der internationalen Nie derlassung bereits Protest erhoben haben. Eine japanische Patrouille hat Stellungen am Bund, etwa 200 Meter vom englischen Konsulat entfernt, an einer Brücke bezogen und bedroht von dort ihnen verdächtig erscheinende Chinesen mit Pistolenschüssen. Bewaffnete Reservisten besetzten einen Platz an der Penang-Nobinfon-Slraße, die eigentlich in den englisck)en Verteidigungssektor fällt. Mit großen Schwierigkeiten gelang es englischen Frei willigen, die Japaner zu entfernen, aber erst nachdem Pan zerwagen ausgefahren waren. Amerikanische Seeleute ver- hastetcn drei bewasfncle japanische Zivilisten, weil diese von einem Platze hinter den amerikanischen Verleidigungsslellen auf den Stadtteil Scha)>ei feuerten. Die chinesischen Kaufmannskreise unterstützen die Hal tung der Regierung und sind besonders über das Bombar dement eines Entbindungsheims empört, aus dem etwa 250 schwangere Frauen entfernt werden mußten. Iapaner stecken Hotel in Brand Aktion in der internationalen Jkiedcrlassung. Unter dem Vorwand, daß chinesische Scharfschützen in einem Hotel im nördlichen Teil der Frcmdcnniedcrlassung versteckt seien, forderten die Japaner die Hotelgäste zum Verlassen des Gebäudes aus und steckten dieses mit Petro leum in Brand. Das ist der erste Fall einer japanischen Aktion innerhalb der internationalen, nicht japanischen Nie- derlasfuna. In Nanking herrscht fieberhafte Aufregung und große Kriegsöegeisterung. Mehr als 50 000 Menschen umlagern die Eisenbahnstationen, von denen die Truppen nach Schanghai nbfahren. Sie rufen in voller Begeisterung den Truppen ein Lebewohl und „Haltet Schanghai!" zu. Wieder japanische Fliegerangriffe Die japanische Telegraphenagculur Schimbun Nengo teilt mit, daß nach starker Beschießung der japanischen Trup- pen durch die Chinesen japanische Flugzeuggcschwader einen neuen Luftangriff auf Schanghai unternahmen. Es wurden etwa 100 Bomben abgeworfen. Die von chinesischen Trnppen befestigten Teile der Stadt Schanghai wurden vollkommen vernichtet. China will keinen Krieg erklären Der Meldung einer britischen Nachrichtenagentur aus Schanghai zufolge lassen chinesische, der Rankingregierung nahestehende Kreise erklären, daß China nicht die Absicht habe, den Krieg an Japan zu erklären. Von einer amtlichen Entscheidung der Regierung in dieser Frage sei nichts be kannt. Sie betrachten den Aufrus Tschiangkaischeks, die Wassen zu ergreifen, als eine bloße Geste. Die chinesische Regierung verlegt ihren Sih. Die chinesischen Regierungsbehörden haben ihren Sitz von Nanking nach Loyang in der Honan-Provinz verlegt. Die Vorbereitungen hierfür waren schon seit einigen Mo naten getroffen, und die Staatsarchive waren bereits vor einiger Zeit dorthin übcrgcführt worden. Ministerpräsident Wangtschingwei und auch Tschiangkaischek haben sich an geblich dorthin begeben. England bleibt neutral. Der englische Kreuzer „Suffolk" ist vo» Hongkong nach Schanghai in See gegangen. Der Kreuzer „Kent" mit den»