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Sächsische Elbzeitung : 23.01.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193201238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-01
- Tag 1932-01-23
-
Monat
1932-01
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 23.01.1932
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Jin Trnlschlnnd vorbildlirl,: Moor- und Heidekuttur in Holland. Bon Geh. Reg.-Rat Professor Or. I)r. I>. e. Br. Tacke-Bremen. Etlva 12 r>. H. dec- ganzen Gebietes, rund 409 900 Hektar der Niederlande sind Oedlnnd, dreiviertcl davon Heidcbödcn, der Nest Moore. Der größte Teil ist privater Besitz, die übrigen Flächen gehören dem Staal oder (Gemeinden. Bis ans einen kleinen Teil, etwa ein Drittel, ist das Oedland sür landwirtschaftliche Zwecke knltnrfähig, ein Drittel läßt sich wrstwirlfchaftlich nutzen. Trägerin der Knllnrarbeilen in de» letzen 40 Fähren war vornehmlich die Niederländische Hcidc- gesellschaft (Nederlandsche HeidemaalschaPPY) deren Sitz in 'Arnheim ist. Anher mit der Kultivierung von Ocdlaud in Heide und Moor besaht sich die Gesellschaft mit mancherlei anderen Aufgabe», wie mit der Planung und Uebcrwachnng von Entwässerungsanlagen, Regelung von Wasserläufen, Wege- nnd Kanaibau, Neubau von Gehöfte», Aufforstunge», 'Anlage von Obstgärten und Förderung der Süßwallerfischerei. Ferner erstattet die Gesellschaft Gntacbte», fertigt Taxationen von Güter» und Forste» und leistet Unterstützung bei Ein- richtmcg der Buchführung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Dnrch Veranstaltnug von Bvrträgcn, Lehrgängen, Ausstellungen, dnrch Zeitschriften und andere Veröfsenl- lichnngcn fördert sie in jeder Richtung die Landeökultnr. Bor dem Weltkriege wurden jährlich gegen 19 000 Hektar Oedland urbar gemacht. Bei Ausbruch des Krieges trat ei» starker Rückgang ein, vereinfacht durch die all gemeine Unsicherheit der wirtschaftlichen Verhältnisse, den Arbcitcrmaugcl und den Mangel an künstlichen Dünge mitteln. Nach dem Kriege haben sich die Kultnrarbcitcn. all mählich wieder gehoben, zumal die steigende Erwerbslosigkeit in de» Städten und in der Industrie Arbeitsgelegenheiten verlangte. So sind in den letzten Jahren umfangreiche Arbeiten mit Erwerbslosen ausgeführt worden. Die dabei gcmachtcm Erfahrungen waren im grvhcil und ganzen gut. Vornehmlich kamen Erdarbeiten mit der Hand, mit der» Spaten in Frage. Wichtig ist eine zweckmähige Anleitung nnd eine sachverständige Beaufsichtigung der Arbeiten. Es mich bei den Erwerbslosen das Gefühl erweckt werden, dah sic gemeinnützige Arbeit leisten. Erhöhung der Arbeits leistung wird nm sichersten dnrch Akkordlöhne erreicht. Liege» die Arbeitsstätten in der Nähe der Wohnorte der Arbeiters so lehren sie abends nach diesen zurück. Bei grösserer Ent- senmug wird für Unterkunft und Verpflegung in der Nähe der Arbeitsstätte gesorgt, entweder in Holzbarackcn oder auch in massive» Gebäuden, die nach Schluß der Arbeiten als Wirt schaftsgebäude für landwirtschaftliche Siedler dienen können. Am Wochenende oder nach einigen Woche» fahre» die Er werbslosen nach Haus. Wo geldliche Schwierigkeiten bei diesen Unternehmungen cintreten, übernimmt der Staat, die Provinz oder Gemeinde einen Teil der Kosten. Für die Aufforstung von Heidcflächen und Dünen gibt der Staat an Gemeinden oder gemeinnützige Vereine Darlehen bis zu 80 Prozent der Gcsamtkosten zins frei, zurückzahlbar »ach fünfzig Jahre». Auch für die Kulti- vicrung von Heide- und Moorböden für landwirtschaftliche Zwecke nnd Nenbautcn der Gehöfte auf den ncnkultivicrtcn Ländereien gibt der Staat Darlehen. Die Neusiedlungen werde» meist in einer Größe von sechs bis fünfzehn Hektar auSgelegt. Der Bewerber muß über soviel an eigene» Mitteln verfügen, nm die lanfenden Betriebskosten der Wirt schaft decke» zu köime». Daneben erhält er, soweit die im Staatshaushalt auSgeworfcneu Mittel reichen, Darlehen bis 5,00 Gnlden je Hektar, wenn eine Kommission sachgemäße Vorbereitung und Einrichtung der neuen Wirtschaft gut ge heißen hat. DaS Darlehen wird als erste Hypothek ein getragen, ist fünf Jähre zinsfrei, danach werden zwei Jähre 2 Prozent, zwei Jähre 3 Prozent, ein Jahr 4 Prozent und 30 Jähre ö/lä Prozent gezahlt. In 40 Jähren ist das Dar lehen abgelöst. Gegen 300 Banernstelleu sind bis jetzt ans diese Weise geschaffen worden, außerdem wurde vielfach zu Ncukultureu auch ohne Staatsbeihilfe angeregt. Besonders erwähnenswert ist. daß die Niederländische .vewegeieUjchall Mittel gepicht nnd gesunden hat, die städ tischen Absallstosse, feste wie slüssige, deren Beseitigung an dernfalls große Kosten verursacht, für landwirtschaftliche Zwecke ansznnntzen. Namentlich sind hier die Anlagen der Gemeinden Enschede wie Usselersehn nnd in Hilversums ferner die Rieselfelder der Stadl Tilburg zu ueuuen, bei deren Ans- ban ebenfalls arbeitslose Industrie und Banfacharbeiter be schäftigt wurden. (Nach Mittelungen der Direktion der Niederländischen Heidegesellschafl.) Erst tauchen, bann heiraten! Menschen auf dem Meeresgründe. Panzcrlauchcr steigen in unterseeische Gcldschränke. — Selt same Kunde von einem spanischen Mccrmcnschcn. Menschcn- schcuc flüchten unter die Wasseroberfläche. Von Robert H o l t s e n. Eine der Großtaten moderner Technik ist zweifellos die Schatzbcrgung, die zur Zeit von dem italienischen Dampfer „Artiglio II" ausgeführt wird. Die „EgYPt" sank bekanntlich 1022 etwa >40 Kilometer südwestlich von Brest in dem Fahr wasser der sehr belebten Hnndclspraße von Onessanl nach Kap Finisterre infolge eines Zusammenstoßes mit einer Ladung von 5>,ü Tonnen Goldbarren, 80 000 Goldpfnndeu nnd 43 Tonnen Silber. Das italiemsche Bergnngsschiss „Artiglio I" ging bei den ersten Sprengungen znm Oeffnen des Weges in das Schisfsinnere selbst in die Lnft. Der Nachfolger „Artiglio II" steht nun vor der Vollendung der Aufgabe. In Brest erklärte» die Taucher kürzlich, sie hätten nach Eni- sernnug des Daches der Schatzkammer die hölzernen Kisten gesehen, in denen sich die Gold- nnd Silberbarren befinden. Znm ersten Male in der Geschichte der Schiffsbergnngcn sind solche Arbeiten in einer Tiefe Voit 130 Metern vorgcnvmmen worden. Oftmals haben die Taucher mit ihrem Schiffe iu den Hafen von Brest flüchten müssen, wenn der Sturm gar zu fürchterlich lobte. Angesichts der Tatsache, daß auf dem Meeresgründe in allen Zonen »och große Schätze begraben liege,'., eröffnen sich der goldhnngrigeii Menschheit also die angenehmsten Aussichten. Wenn mau die geradezu ungeheuerlichen Ausrüstungen moderner Ponzertancher betrachtet, muß mau jedoch zugcbcn, daß die Leistungen ihrer Kollegen in den verflossenen Jahr hunderten in gewisser Hinsicht gleichwertig waren, da diese Wackeren früher völlig »»geschützt i» die »ässe Tiefe stiegen. So berichtet schon Plinius vor fast zwei Jahrtausenden von einem Taucher, der von Eaprea aus täglich auf dem Meeres grund Gänge von cinstündiger und manchmal noch längerer Tauer unternahm, um fischreiche Orte ausfindig zu machen. Als der Türkcnsnltan Mahomct ll. Konstantinopel belagerte, durchschwamm ei» griechischer Taucher den Bosporus unter halb des Wasserspiegels, um wichtige Meldungen zu über bringen. Gan; abenteuerlich aber mutet die Geschichte von dem Spanier Franz de Vega an, der einst mit einigen seiner Freunde ziemlich weit draußen im Meere badete nnd dam plötzlich untertauchte, ohne wieder au der Oberfläche zu er scheinen. Als man ihn trotz verpveiselten Suchens nicht fand, hielt man ihn für ertrunken. Nach fünf Jahren jedoch fingen Fischer im Cadixmeer eine» Meermciische», i» dem ma» de» ertrunkene» Spanier erkannte. Aber er antwortete ans keine Anrede. Vergeblich »ahnten die Franziskanermönche an ihm die TcufelsauStcibung vor. Umsonst verschwendeten Vater und Geschwister nenn Jahre lang ihre Liebkosungen an den völlig Unempfindliche». Eines Tages verschwand er wieder in der Tiefe. Ei» Landsmann will ihn einige Jahre später im Asturischen Meer mit Delphinen zusammen gesehen haben. Das klingt ja mm reichlich märchenhaft, aber noch aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts wird von einem sonder baren Wasserfreundc berichtet, der ganz Paris in Aufregung versetzte, weil er eine Zeitlaug jeden Mittag am Ourcgkanal erschien, einen Kopfsprung machte und erst drei Viertelstunden später anftauchte. Dann kleidete er sich wortlos an und ging seiner Wege, ohne sich um jemanden zu kümmern. Mebrere Personen wollen ihn ans dem Grunde des vier Meter tiefen Kanals entdeckt haben; er sei mit gesenktem Kopf, die Hände auf deu Rücken verschränkt, ans nnd nieder gegangen. Man fragte ihn, wie er das fertig bringe nnd weshalb er das tue. Woranf er kurz erwiderte, er sei starrsüchtig nnd habe das Bestreben, für eine Weile deu Belästiguugeu der Mücken nnd der Menschen zn entgehen. Nach diesem Interview hat der sonderbare Fremdling es allerdings vorgezogen, in jener Ge gend nicht wieder zn erscheinen. Ausgezeichnete Taucher sind heute noch die indischen Perlensischer, meist Neger, die große Tiefen erreichen nnd zu weilen fast eine halbe "Stunde unten bleiben. Den Austern fischern von Samos wird Aehnlichcs nachgcrühmt. Alle diese Leute tauchen anch heute »och ohne Apparate. Bei den Bewohnern der Insel soll es bis vor kurzem Sitte gewesen sein, daß kein Jüngling heirate» durfte, der nicht vorher vor einem Prüfungsausschuß de» Nachweis erbracht hatte, daß er ein guter Taucher war. Es ist aber wohl nicht anznuehmeu, daß diese Sitte sich in die Gegenwart hincin- gcrettet hat. Die Hauptsache wird auch auf Samos sein, daß der Freier eine „gesicherte Stellung" Hal, wie es im Inseraten teil der Zeitungen heißt, oder einen jener ergiebigen Wein berge besitzt, die der glücklichen Insel Weltruf verschafft haben. Liebe — oder etwas Numftsteak. Bon Elmar Werlö. Armselig nnd allein war ich in meinem Boot die Donau feruntergetrudelt nnd »nu in Bnoapest angelommeu. Es ist chön in Budapest. Aber das wußte ich damals noch nicht o genau. Ich war ia erst ciucn Abend da. Ich schlief im Fremdenzimmer eines Ruderklubs. Die Ungarn sind freundliche, gastfreie Menschen. Neben mir lag ein junger Mann. Er schnarchte laut und kräftig. Er schnarchte durchaus männlich. Er war mit einem netten Mäd chen in seinem Boot ans Deutschland gekommen. Die Kleine war sehr verliebt in de» pmgc» Ma»». Sie hatte» sich so zärtlich „Gille Nacht" gesagt. Wen» er mit ihr sprach, strahlte sie mir ihre» große» blaue» Auge» zn ihm hinaus. Ich beneidete ihn. Ma» ist ja immer neidisch, wenn man erfährt, daß ein hübsches Mädchen einen Freund hat. Die Kleine war so blond, niedlich und brau» gebrannt. Nun lag sie im Schlafraum für Damen, wie dies nach Sitte und Vorschrift zu erfolgen hatte; und der junge Mann neben mir schnarchte ans Ueberzeuguna und mit Ausdauer. Er konnte ja nichts für meine Nervosität. Er hatte mir er zählt, wie schön die Fahrt gewesen war. Und ich glaubte ihm sehr. Sic war so hübsch. Doch uun lag er da, und ans einmal drehte er sich auf die Seite, sei» Schnarchen wurde leise, er öffnete ganz wenig die Lippe» »ud lächelte i» sei» Kopfkissen. „Er denkt an leine Freundin", dachte ich, „sicher träumt er von ihr". Ich war ganz leise, um ihn nicht zn stören. Da lächelte er wieder, atmete schneller nnd sprach mit schlafhciscrer Stimme' „Aitsgezeichn... Frollein, — bitte iwchmai von dem Nnmpsteak." Zwei Schallplatten für 50 000 Mark. In Milwaukee wird demnächst eine Gerichtsverhandlung mit Musikbegleitung stattfindcn. Allerdings werden weder Schalmeien noch Saxophone ertönen, sondern nur zwe, Schallplatte». Wenn da»» Fräulein Genoveva Keileh das Zeichen znm Beginn des.Konzertes gibt, so wird eine Männer stimme eine feurige Liebeserklärung in den grancn Saal schmettern, in dem die Würde des 'Gerichtes herrscht. Er war eben recht leichtsinnig, jener Jüngling, der seine zärtlichen an Genoveva gerichteten Worte einst ans zwei Platten ver ewigte. Nun soll er hart dafür bestraft werden. Denn Geuoveva verlangt, daß der Sänger, dessen Leidenschaft inzwischen längst abgekühlt ist — nüchterne Seelen würden sagen: dessen Leidenschaft längst der besseren Einsicht Platz gemacht hat —, die solchermaßen Augehimmelte auch heiratet. Sonst soll er fünfzigtanscnd Mark Schadenersatz zahlen. Wahr lich zwei teure GesangSPlatlen. Von Drinnen und Draußen. Berlin, dritte Januarwoche 1932. Pythagoras, der griechische Weise, der auch den alle Onartauer quälenden, nach ihm benannten Lehrsatz erfunden bat — Pythagoras war cs, dcr bchauptetc, die Zahl sei das Maß aller Dinge. Wenn das wahr wäre, dann bin ich zur Erkenntnis und Benrteilnng oder gar zur Messung allor Dinge sehr ungeeignet, denn ich vergesse jede Zahl. Bon meiner HanSnninmer angefangen bis znm Geburtstag meines Freundes — nnd wenn mich jemand fragte, wieviel wir de» Franzose» scho» bezahlt habe» a» „Tribute»" »»d wieviel wir eigentlich z» bezahle» gehabt hätte» a» Wiedergutmachung und um wieviel wir genau genommen schon belümpelt sind — ich wüßte es nicht genau zn sagen oder auüznrechnen. Wenn ich aber gar au das Gespräch deuke, das der gute Eckermann so ein Jahr vor Goethes Tod mit dem Weisen von Weimar hatte und in dem Goethe sagte: „Man hat behauptet, die Welt würde durch Zahlen regiert, das aber weiß ich, daß die Zahlen »ns belehren, ob wir gut oder schlecht regiert werden"... ja, dann denk' ich senszend an meine bald wieder fällige Steuer und kann mich für die Herrlichkeit der Re gierung, die mir und uns allen so was zumntet, nicht un bedingt begeistert aussprechcn. Ich weiß ja, viele halten eS heute mit 'dem schönen Wort ans dem sehr lesenswerte» Ge dicht, das Schiller mit Recht „Resignation" genannt hat: „Ich zahle dir in einem andern Leben." Aber damit ist nicht jeder Gläubiger zufrieden und das wenig ans Schiller gestimmte Finanzamt schon gar nicht. Auf diese verd verdienst vollen Zahlen überhaupt biu ich aber nur gekommen, weil ich dieser Tage staunend :as, daß ein Gelehrter — ich glaube, iu Aachen sitzt, studiert nnd zählt er — fcstgcstellt hat, in Europa allein würden hnndcrtzwanzig Sprachen gesprochen. Wieviel davon bitte, sprechen Sie fließend? Der Prozentsatz, den i ch beherrsche, ist sehr gering. Bon einigen weiß ich unr ein Kosewort — oder das Gegenteil. Und von deu meisten weiß ich nicht einmal die armseligste Vokabel. In Europa — solches hat in Aachen Jüngst erst ein Gelehrter festgelegt— Spricht die Menschheit hundertzwanzig Sprachen, Die den eignen Wortschatz sich geprägt. Schant man aber so iu Zeit und Fehden, Wie die Leute hitzig, überquer Sich am Ohr nur so v o r ü ber - reden — Lieber Gott, mau deukl, es wären m e h r. Korsika — Banditen anserlesen Ränderten hernm in Laud und Sc'dt, Huudertachlzig Kerle siud's gewJm. D:e man sing nnd dann gerichtet hat. Aber wer die Insel je bereiste And im Gasthof sand der Keltner Heer, Wartend, daß er reichlichst Trinkgeld leiste — Lieber Gott, der dacht', cs waren m e h r. Unser Vaterland liegt tief im Frieden Holder Eintracht, durch Gesetz geweiht, Und das Gegenteil davon verbieten Polizei und hohe Obrigkeit. Zwemudfünfzig in den letzten Wochen — — Unbekannt wieso, warum, woher — Wurden cmgepöbelt nnd gestochen — - Lieber Gott, ich dacht', cS wären in c h r. Neulich kounl' ich wieder mal nicht schlafen, — Ach, des Nachts schweigt selbst das Funk- Uud so zählt ich halt die Paragraphen sProaramm! - Aller „Nvt-Berordnnngen" zusamm'. Siehe da, als Resultat ergibt sich: Hübsch im Stil, bloß zu verstehe» schwer, Sind es seit September hundertsicbzig — Lieber Gott, ich dacht', es wäre» m e h r. Aber man »ins; anch s o zufrieden sein. „Genieße, was vir Gott beschieden — entbehre froh, was du nicht hast...", heißt es in dem alten schönen Lied — nnd wenn ma» nicht in alten schöne» Lieder», sonder» im „Eveiiing Standard" liest, daß der Völkerbund mit allem Drnm nnd Dran — Milgtiedsbeilrägeu, Palästen, Gerichtshof, Reise» — dem englischen Staat allein 2l>0l)l> Mark pro Tag kostet, so kann man ja annehme», daß anch wir für diese nützliche Ein- richlnng Erkleckliches beistenern. Aber alles seil Jahren unter dem Mollo: „Genieße, was dir Gott beschieden — entbehre froh, was dn nicht hast." Uebrigens soll der kostspielige Haager Völkerbnndspalas' gar nicht mal s o herrlich nnd luxuriös sein wie gewisse Palafle, die sich die Krankenkassen iu den letzten Jahren erbant haben, nm ihre Beamten darin uulerzubriugeu, die hübsch zn berechnen haben, wieviel die Arbeitnehmer jeden Monat zahlen müssen nnd wieviel die Arbeitgeber sür ihre Arbeitnehmer zahlen müssen, damit das Geld für die Krankenkassen-Paläsle hübsch zusammeukommt. Ich denke mir, wie man jetzt ans dem „Canale grande" herum- fährt nnd der freniidliche Gondoliere dem in den scl-warz quellenden Kissen meist nicht allein sitzenden Fremden erklärt: „Was Sie da links sehen, Signor, das schöne Gebäude dcr Frührenaissauce, das ist der Palazzo Camerlenghi, uud, weil» wir jetzt am Fisch-Markt vorbei sind — halten Sic sich die Nase zn! —, sehen Sie rechts den zierlichen gotischen Palast, der im Volksmnnd .Ca Doro' heißt, und ein paar Ruder- schläge später deu berühmten herrlichen Palazzo Vendra- min —" so wird später ein Gesellschaftsanto mit Amerikaner- sracht dnrch Deutschland rasen und der Fremdenführer dnrch lein Sprachrohr erklären: „Was Sie da links scheu, Ladies und Geullemeu, das war ein Kraukcuhanspalast, erbant von "Professor Meyer im Jahre 1928; und dort rechts — halte» Sie sich die Nase zu — das pompöse Gebäude, Barock PliG- Kitsch, das ist a u ch ein KrankenhanSpalast, erbaut von Ge heimrat Lehman» im Jahre 1931. Ehemals für die Ver- waltuua bestimmt, iebt uubenubt. Das Kunere ist nicht weiter "sehenswert, nur leere Tische, leere Schränke und hernmliegeud ein paar Parteibücher längst verstorbener Be amter. Patienten haben n i c darin gewohnt..." Ja. so Hal eben alles seinen Ehrgeiz gehabt in der Welt. Und da der Ehrgeiz und das Mißtrauen unn einmal seit altcrsher eng bei einander wohnen, so könnte der Fremdenführer hundert Jahre später vielleicht auch noch erklärend h i n z n fügen: So um das Jahr 1932 hernm entstand dnrch ein gewisses Unbehagen Mißtrauen im Anblick solcher Paläste, und man fragte sich, ob denn solche „VerwallnngSgebände" — zur Kontrolle von einlanfenden Postanweisungen nnd so — unbedingt not wendig seien ... Aber was ist in der Welt überhaupt „un bedingt notwendig?" Eins ist es ans jeden Fall — nnd das hat der Doktor Salaban in seiner Villa in Lichterfelde eingesehen — Kleingeld muß man haben! Uud deshalb stellte er seit Jahren schon in seinem Keller mit schönem Fleiß Zweimarkstücke her. Warum anch nicht, in einer Zeit, da Amerika und Frankreich fast alles Geld geschluckt haben? Ich sag' bloß, was ich oft gedacht Beim Becher sauren Weines: Wer heut' sein Geld nicht sclbe r macht, Der h a t halt leider keines. Wer wartet erst auf Chef und Bank, Ans Schuldner gar — der Gute, Der ist nicht nur am Beutel krank, Dem fehlt's anch unterm Hute. Und fromme Sprüche, die man weiß, Die helfen nicht znm Geldc — Wir haben jetzt millioncnweis Die „Lilien auf dem Felde", Die, statt zu ernten nnd zu sä'n — Das Korn ist längst gedroscl-cn — In langer Schlange stempeln geh'» Und holen ihre Groschen. Und dauert a n der Völkerwahn, Mit Hunger uns zu quälen, Dann wird der Doktor Salaban Bald viele Schüler zähle», Die »achtS in Kellern, tief versteckt, Sich müh'n nnd morgens eben Für Münzen, alt nnd schon verdreckt, Blitzblanke „nene" geben. Ob abcndländ'sch, ob mvrqcnländ'sch, ES ist die selbe Chose — Ein bißchen esse n mnß der Mensch, Der deutsche, auspruchslose; Uud ohne Geld — das sei bedacht — Gibt's nirgendswo lvas Feines; Drnm, wer sein Geld nicht selbe macht, Dcr hat halt leider keines! Diogenes.
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