Volltext Seite (XML)
EMMMt» Sn StMni Der Kampf um die Freigabe des Schleppstarts Von Kurt Icntticwicz - Berlin. L>cr ocutphc Segelsluglporl hat einen bciuucllosen Sieges- zug hinter sicln Ans der Not, an» dein Diktat von Versailles, das unsere Mvtvrflicgcrci zerschlug, geboren, hat er sich im Sturm die Herzen der Jugend erobert und auch dort Wurzeln geschlagen, wo die Gestaltung des Landes keine diesem Sport günstigen Hänge und Berge bietet. Die Findigkeit der be geisterten Juügcu hat eben im Flachland durch den S chlepp - st a r t ciueu Ausgleich geschaffen, und die Leistungen, die im letzten Jahre sei es durch Flugzeug- oder durch Autvschlcpp erreicht werden konnten, waren so überzeugend, das; das auf Beraulassnng der Behörden vom Deutschen Lnstsahrtverbano ausgesprochene Verbot zur weiteren Durchführung des »cu- artigen Startverfahrcus wie eine Bombe einschlug, da hier durch einem überwiegenden Teil unserer Scgelfluggruppcn jede Möglichkeit zur sportlichen Betätigung genommen wurde. Behörden wie Lnstsahrtberband haben sich auf den Staud- smukt gestellt, das; Auto- und Flugzeug-Schleppstart ciue übermäs;ige Beanspruchung an das geschleppte Segelflugzeug stelle» uud darum oen Piloten gefährden. Soll seiten der Flieger wurde dagegen cingewcndct, das; z. B. in England und Amerika, wo der Start von Segelflugzeugen vom Hang mit Hilfe des Gummiscilü gar nicht geübt wird, keine nennenswerten Unfälle bekannt geworden sind. Auch in Deutschland ist bei Schleppstarts nicht mehr vorgekommen. Die scharfe Gegensätzlichkeit der Auffassungen hat man jetzt durch die Einberufung des „Parlamcuts der Segel flieger", des deutschen S e g e l f l u g a u s s ch u s s e s, zu klären versucht und vei dieser Tagung, die ausging wie das Hornberger Schiechen, leider sowohl den Theoretikern wie den Fliegern das Wort erteilt. Die Wissenschaftler kamen in ihren Berichten zu dem Schluß, das; der Schleppstart in jeder Form so große Gefahren in sich berge, daß eine Freigabe nicht empfohlen werden könne. Wesentlich anders klangen die Vorträge von Wolf Hirth uud Robert Kronfeld, Wohl den besten Segelfliegern der ganzen Welt. An prakti schen Beispielen zeigten sie, unterstützt von Forschungs ergebnissen des Instituts für Luftfahrt iu Braunschweig, daß fast alle vorhandenen Segelflugzeuge den Anforderungen der neuen Startmethoden vollauf gewachsen seien und der Schlepp- j tart eine weit gründlichere und gewissenhaftere Schulung § >er jungen Piloten ermögliche als der Start mit dem Gummi- 'eil, der im Hinblick auf die große Beschleunigung des Flug- zeugs im Augenblick des Abschncllcus ganz erhebliche Gefahren mit sich bringe. Die Tagung des Scaelflugausschusses hat also keine Klä- rnng gebracht. Der Schleppstart bleibt — von ver- > schwindend geringen Ausnahmen abgesehen — weiter ver boten, und der Deutsche Luftfahrtverbaud will in Gemein- > schäft mit der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt ein Segelflugzeug eutwickelu, das nach Ansicht der Behörden allen ! Aulorderunaen aewackilen ist. Darüber hinaus will man über die Ausarbeitung eines Starlreglemcnts beraten. Ein mageres Ergebnis, denn schon beim Verbot des Schleppstarts hatte man dies versprochen . Es soll nicht verkannt werden, daß der Verband nnd die Behörden eine große Verantwortung tragen, auf der anderen Seite mnß aber darauf hiugcwiescu werden, das; die vielen Hundert Segelflnggruppcu im Flachland nicht allein an der Ausübung ihres Sports verhindert werden, sondern daß sie, wenn die Versuchsanstalt mit der Entwicklung des in Aus sicht gestellte» Flugzeugs wirklich fertig wird, die zum Teil unter unsägliche» Opfer» geschastcue» Segelflugzeuge, die Henle vorhanden sind, ausscheidcn müssen. Dies kommt der V e r u i ch l u u g der S e g e l f l n g b c w e g » n g in der Ebene gleich, man kann fast sagen einer Ausrottung des Luftfahrlgedankeus in weite» Kreise» unseres Volkes, der vielfach allein auf der Segelfliegerei ruht. Vorsicht ist gut, auf die Spitze getriebene Vorsicht, die noch da;u kleinlich und bürokratisch angewandt wird, muß zu gefährlichen Schädigungen führen. Dem Deutschen Luft fahrtverband kann uud darf mau die Schuld dafür mcht allein aufbürdcn, denn diese Organisation ist vollkommen abhängig von den Luftfahrtbehördcn, hinter denen wieder das Reich steht. So kommt ech daß Reich nnd Länder infolge der Kurz- sichtigkeit ihrer ausfuhrenden Organe einer Bewegung Steine IN den Weg legen, die wie kaum eine andere uiitcrslützt zu werden verdiente. Eine Nntcrst ü tz u n g der Segelfliegerei verbietet der Pakt von Bcrsaillcs, aber er schreibt keine Be schränkung der Segelfliegerei vor. Das sollte man be denken, und jede Maßnahme, die von den Behörden in Bezug auf deu Sportflug getroffen wird, müßte eigentlich darauf ausgeheu, ihr wenigstens durch die weitestgehcudeu Erleichtc- ruugcu die Wege zu ebnen. Wenn jetzt der Frühling kommt, dann werden viele Hunderte von Segelflugzeugen nutzlos iu ihren Schuppen stehen müssen und nicht fliegen dürfen, daun werden sich viele Begeisterte enttäuscht von ihrem geliebtcu Sport, deu sie nicht weiter ausübcn dürfen, abwendcn. Die Folgen davon brauchen nicht geschildert zu werde». Die Segelflugbcwcgung kämpft eine» Kampf um Sein oder Nichtsein. Sie ist zum Scheitern verurteilt, weun mau sic im Flachland unter bindet. Heute ist der deutsche Segclflug noch führend in der ganzen Welt uud — darauf sei ausdrücklich hingewicfen — die herrlichsten Leistungen, die großartigen Flüge von Günter Grocnhoff, Wolf Hirth nnd Robert Kronfeld, sind fast aus nahmslos im Anschluß an Schleppstarts zustande gekommen. Darum in letzter Stuude eine Bitte für diesen jungeu Sport: stellt die kleinlichen Bedenken nnd Juständigkeits- treitigkcitcn zurück, haltet die Paragraphenreiter fern uud chützt eine gesunde nnd lebensfähige Jugendbewegung vor >em Ersticktwerdeii im Aktciistaub! Aus stählernen Schuhen. Zur Geschichte vcS Eislaufs. Schlittschuh uud Schlitten gehören zu den ältesten Geräten der Menschheit. Das gleiche gili, wie vorgeschicht liche Funde beweisen, für die Schneeschuhe. Die ersten Schlittschuhe stammen aus der Bronzezeit und waren aus Pferdckuocheu gefertigt. Daraus erklärt sich auch die alt nordische Bezeichnung für das Eisläufen: „skcicln u is8l<Mjum", was wörtlich übersetzt „Schreiten ans Eis knochen" bedeutet. Iu den Riederlanden benutzte mau während des Mittelalters eine». Schlittschuh aus Holz mit eiuerEiseuschieuc, aber erst 1850 kam oic einscheidende Um wälzung aus Amerika. Dort Hane man einen Schlittschuh erfunden, der ganz aus Metall bestand. Außerdem wurde auf die Nicmcnbefcstigung verzichtet. Später ersetzte man das Eisen aus Stahl, sonst ist es aber bis ans kleine Ver besserungen bei dieser Form geblieben. Ende des 18. Jahrhunderts gelangte das Eisläufen nach Deutschland, wo man cs bis dahin nur wenig kannte. Bald nahm es einen schönen Aufschwung. Guts Muths z. B., der bekannte Vorläufer Jahns, sagte, er kenne keine schönere Lcibesübung als das Schlittschuhlaufen. Er Der Sieger im Nennsteiglauf. Lei dem dchdbl Ucveo groyen Scvoeelcvubwelltdus In Gderhot M Tvarmaeo, vei dem soaenanmen Nennsteiglauf, dec vei strömenden liegen aul der 33 Kilometer iangen Strecke die glühten kln- torderuogen an die Teilnehmer stetste, siegle unier SS veroervern der deutsche 50-atlomelec-MeFter Lrlch Marx-ZciedruDrodd in 2 Stunden 25 Minuten. lchncv tu seiner „Ghmnastik": „Es führt ein so göttliches Vergnügen mit sich, daß ich den Milzsüchtigen und den Misanthvropen dadurch zu kurieren gedächte. Reine Luft, durchdringende Kälte, Bcschlcnnigung des Laufes der Körpersäfte, Anstrengung der Muskeln, Übung in so mannigfaltigen geschickten Bewegungen, reines Vergnügen nsw. müssen nicht nnr ans die körperliche Maschine der Muskeln, sondern auch aus seinen Geist einen sehr mäch tigen Einfluß haben." Die Dichter der Zeil überboten einander iu der Verherrlichung des Eislaufs, für deu zuerst Klopstock in seiner unsterblichen Ode cintrat. Goethe pries ihn in „Wilhelm Meisters Lehrjahre", seinen Briefen nnd Tagebüchern, Herder nnd andere Größen jener Tage folgten. Um 1800 lnmmeUe sich in Berlin jnilg und alt, arm nnd reich auf dem Eise. Nur für die Frauen galt Eis läufen als unschicklich, bis in den -10er Jahren des 10. Jahrhunderts die berühmte Sängerin Henriette Sontag mit diesem Vorurteil brach Man huldigte dem Eislauf damals aus verschiedenen Bahnen, dann aber auch in der wasserreichen Umgebung der Neichshaupistadt, und das Tonrcnlanfcn ist seitdem eine der schönsten Freuden des Winters geblieben. Vor allem in Friesland und Holland, dem Land der Kanäle, erfreute cs sich bcsoudcrcr Beliebt heit. Ehe mau das Flußwaudcni im Faltboot kannte, gab es längst das Flnßwandern ans dem Eis. Stählerne Schuhe beflügelten den Lauf des Menschen und schenkten seinem Herzen ein göttliches Hochgefühl, wie denn auch die Erfindung der Schlittschuhe in der Sage de» Göllern zu geschrieben wird; kein Slerblicher dnrfle sie eiiisl benutzen. Dicnw der SchliUschnh ursprünglich nur als Verkehrs mittel, so wurde der Eislauf doch bald zum Sport. Schon frühzeitig trugen Skandinavier Wettkämpfe im Schnell läufen ans, sie sind ja noch heute aus diesem Gebiete führend. Der Kunstlauf setzte sich erst später durch, weil man noch nichts von den Gesetzen der Bewegung wußte. Die fand vor nunmehr rund 70 Jahren ein Tänzer, Jackson Haines. Als dieser Amerikaner nach Europa kam, wurde die Kunst der neuen Welt schnell überflügelt. Ein besonders fruchtbarer Boden war Wien, die Stadl des Walzers, dort wuchsen Weltmeister heran. Und noch ein anderes! Durch ihre natürliche Anmnt ist die Frau im Kunstlaus ans dem Eis dem Mann mindestens eben bürtig. Die Eispaläste mit ihren künstlichen Eisbahnen haben neuerdings znr weiteren Entwicklung des Eis laufes stark beigetragcn. Als gar das spauueude Eis- hockeyspiel auch bei uns einzog, sind dem Eissport Tau- sendc neuer Anhänger gewonnen worden, vorerst leider nnr in Form von begeisterten Zuschauern. Die sonstigen Eisspiele, Eisschießen, Eisbosscln n. a. in., tragen über wiegend lokalen Charakter, auch Eissegeln ist an be stimmte Voraussetzungen gebnudcn; seine Heimstätte sind hauptsächlich Ostpreußen und Kurland. Im allgemeinen ist das Eisläufen leider noch nicht Mode bei uns, sonst würde es sich zweifellos noch schneller entwickeln. vterer-vobincistcn^aitcn In Oberjchreiberhau. Unser Bild zeigt den Sicgerbob ..Eva" (Berliner Schlitt- Iwuhclub) mit Führer Düsedau. Bremser Heimann, Mittel- mannschaft Peichen und Oster. j Deutsches Turnen im Ausland. 60 Jahre besteht jetzt der Rigaer Turnverein, ! all diese Zeit hat er immer dazu verwandt, seine freiwillig übernommene Aufgabe zu erfüllen: Pflege des Dcnisch- tnms und körperliche Ertüchtigung der Jugend. Aus Anlaß der Jahresfeier wurde ein Bühueufest veranstaltet, i das, geschickt und sorgfältig vorbereitet, einen glänzenden Erfolg brachte. Vor allem die Körperschule der Männer sowie die Gcrätübungen, an denen der alte Meister des Vereins, Fitler, teilnahm, gefielen ausgezeichnet. Der dcr- > zeitige Tnrnwart, Herr Baumeister, begrüßte die große Zahl der Erschienenen. Nach dem Bühncnfest freute mau i sich am Tanz, wobei sich besonders ein Tnrnerpaar mit ; einem grotesken Turnerlanz hervortat, der allgemeinen Beifall fand. I Der Deutsche Turnverein Iah» - Rotterdam beging sein zehnjähriges Bestehen gleichfalls durch ein Bühncn- schauturnen. Mit besonderer Feierlichkeit wurde die neue Vereinsfahne geweiht. Zahlreich waren Glückwünsche und Geschenke eingclaufcn. Verschiedene Sportnachrichten Die Olympia-Eishockeymannschaft sowie der Berliner Kunst- , läufcr Ernst Baier versammelten sich vor der Abfahrt nach Ame rika zu einer schlichten Abschiedsseier aus dem Lehrter Bahnhof in Berlin Nach ermahnenden Abschiedsworten von Exzellenz Dr. Lewald verlas Dr. Diem die vom Olympischen Ausschuß hcraus- I gegebenen Geleitworte und verpflichtete alle Teilnehmer durch Un- ! terschrist und Handschlag, die ihnen gegebenen Richtlinien gewissen haft zu befolgen. Dann erfolgte die Abfahrt nach Hamburg, von wo aus mit dem Dampfer „Hamburg" die Uebcrfahrt angetrcten s wurde. Ein Schwimmländerkamps Amerika —Deutschland ist dem Deutschen Schwimm-Verband angetragen worden. Er soll entweder ! vor oder nach den Olympischen Spielen im Schwimmstadion von s Los Angeles vor sich gehen. Die New Docker Vox-Lommission hat sich jetzt bereit erklärt, die Suspendierung Schmelings aufzuheben und ihn als Welt- ! meiner anzuerkenncn. Sie hat Iacobs uufgetragen, umgehend den ! unterzeichneten Kontrakt für den Kampf gegen Sharkey beizu- bringcn. Der Kampf muß bis zum 1. Juli slattsinden. Doja unterlag Marcel Thil, dem französischen Mittelgewichts- ' meister, in Paris schon nach 80 Sekunden, der „Kamps" nahm den erwarteten Verlaus. Die Deutschland-Rundfahrt 1032 wird in l7 Etappen voraus sichtlich folgende Städte berühren und in Berlin beginnen und enden. Bcrlin-Stcttin-Schwerin-Kiel-Hamburg-Bremen-Hannover- § Bielefeld - Dortmund - Düsseldorf-Köln-Kasscl-Wiesbaden-Frankfurt- Stuttgart - Vlm - München »Schweinfurt-Erfurl-Ouedlinburg-Hallc- Leipzig-Chennütz-Dresden-Vreslau-Hirschberg-Görlitz und Berlin, s Für die Teilnahme sind bisher von ausländischen Fahrern der Luxemburger Frantz sowie die Belgier Nonssc und Hacmerlinck > in Aussicht genommen — Ein neuer StratoWiirenflug Der ungarische Nennfahre- Graf Zichtz hat mit der. ; Wiener Ingenieur Braun ein liebereinkommen getroffen s wonach beide in kurzer Zeit gemeinsam einen Stratosphären § flug nnterneymen wollen Der Name des Ingenieurs Braun wurde im vorigen Sommer dadurch bekannt, daß er einen Höhenmesser erfunden hat. der dem Flugzeug »ich, die Höhe über dem Meeresspiegel, sondern seine absolute Höhe über dem Erdboden angibt. Der Stratosphärenslug soll mit einem Ballon erfolgen, der dem Piccards ganz ähnlich ist. Die Gondel ist etwas größer als die Piccards. Dec Ballon wird in Augsburg bergestellt, die Bestandteile der Gondel, die in Wien zusanimengestellt wird, stammen eben > falls zum größten Teil aus Deutschland Der Flug wurde s von einem amerikanischen Verlag angeregt der den Flug unter der Bedingung finanziert, daß Graf Zichn von der Gondel aus eine Radioreportage über den Flug mittels eines in der Gondel untergebrachten Senders durchführt. Dec Aufstieg wird in Oesterreich erfolgen, doch ist der Ort hier für noch nicht bestimmt. Der Abstieg soll durch einen Fall- schirm von -15 Metern Durchmesser erfolgen. Wenn der Äbstieg beginnen soll, kann man ourch einen einfachen Me chanismus Gondel und Ballon trennen. Damit der Ballon ! nicht ganz verlorengeht, wird in diesem Augenblick auch eine Neißleine gezogen, so daß die Ballonhülle irgendwo unabhängig von der Gondel niederaeht. Zivilisation. Der amerikanische Senator Underwood war immer ei» Gegner der Zivilisation. Eines Tages bewarb sich bei ihm ein bekannter Polarforscher um eine erhebliche Unterstützung einer neuen Expedition in den Norden. < „Bevor wir mit unserer Zivilisation zu ihiieu kamen", erklärte er mit hohen hohlen Worten, „haben die Eskimos aus Hunger ost ihre Talglichter aufgegessen." — Underwood erwiderte ruhig: „Und jetzt nähren sie sich von elektrischen Glühbirnen?"