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Sächsische Schweiz Tageszeitung siir die Landgemeinden Nlteudors, Kleingießhübel, Kleinhenncrs- dors, Krippen, Lichtenhaiu, Mittcludors, Ostrau, Porschdors, Postclwitz, Prossen, Nalhmanusdors, Reinhardlsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, 2Lcndischfähre, sowie für das Gcsamtgcbici der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltcnc 35 mm breite Pclitzcilc 2U Pfg., siir auswärtige Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite NcklamczcUe 80 Pfg. Tabel larischer Satz nach besoudercm Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. S^änbiae Wochenbeilaaen' „Unterhalt«»., und Wissen", „Das llnierfMungüblatt", „Das Leben im Bild" v Hrau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilqge: Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskiirzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Na- Schandau, Freitag, den 22. Januar L932 Nr. L8 76* Jahrgang Ergebnis der Woche Eine verfehlte Spekulation. R. p. Bor wenigen Togen yat der französische Min: slerpräsident auftragsgemäss die These von der „Heiligkeit der Verträge" erneu! vertreten. Frankreich wird nichts von „seinen Rechten" aufgebcn und es wird nicht dulden dass an dem Prinzip deutscher Reparationszahlungen irgend etwas geändert wird Mit dieser Erklärung Lavals ist eine Lage geschaffen, die alle varaufgegangenen Bemühungen zu einer Entspannung und Gesundung der weltwirtschaft lichen Verhältnisse zu kommen über den Hausen wirft Diele Lage ist weder für Frankreich noch für die Menschheit ins gemein allzu verlockend. Für Frankreich besonders deshalb nicht, weil es gehofft halte, es könnte durch forsches Auf treten in Washington so etwas wie eine Einschüchterung erreichen. Das Weisse Haus hat aber sehr kühl reagiert und Frankreich zu verstehen gegeben, dass Amerika Io lange nicht in eine Erörterung der Schuldenfrage eintreten werd? solange nicht Europa - lies Frankreich — einen Tatbe - weis für eine vernünftige Neparationsregelung erbracht haben. Den von Frankreich gemachten Vorschlag auf Ver längerung des Hoover-Moratoriums lehnte es ebenso kühl höflich wie entschieden ab Damit zwingt es Frankreich sich zu erklären, wie cs sich nach dem Ablauf des Hoover-Jahres die Wiederaufnahme seiner S ch u l d e n z a h l u n g c n an Amerika denkt. Inzwischen hat auch der deutsche Reichs kanzler auf eine Anfrage der britischen Neg>-rung erklärt daß Deutschland eine Verlängerung des Hoover-Morato riums ablehnt. Diese Antwort hat in London wie auch in Washington durchaus befriedigt, weil man dort der Ueber- zeugung ist, daß die Reparationsfrage unbedingt einer end gültigen Klärung zugeführt werden muß. Der unbequeme youngplan. Frankreich hat sich in seinem Vertragsgitterwerk, das es lediglich für Deutschland aufgerichtet haben wollte, schließ lich selbst gefangen. Als. vorbereitet durch die verschiede nen Staatsmännerbesuche in London, Paris und Rom. von deutscher Seite aus auf eine endliche und endgültige G e - samtlösung der politischen Schulden hingearbeitet wurde, weil sich durch den katastrophalen Rückgang der deutschen Wirtschafts- und Zahlungskraft der Widersinn des Boung-Plans erwiesen hatte, verlangte Frankreich, daß mit Ablauf des Hoover-Jahres die Bestimmungen des Noung- Planes wieder in Kraft treten sollten. Dadurch wurde Deutschland gezwungen, den in dem sogenannten Neuen Plan vorgesehenen Verfahrensweg einzuschlagen und die Einberufung des Sonderausschusses der BIZ zur Feststel lung der deutschen Leistungsfähigkeit zu beantragen. Da mit wurde der Apparat des Neparationsplans in Gang ge fetzt. Das erste Ergebnis war im wesentlichen eine Nieder lage Frankreichs, da der Sonderausschuß unter Feststellung der deutschen Zahlungsunfähigkeit und des Zusammenhangs zwischen deutscher und allgemeiner Wirtschaftskrise den be teiligten Regierungen die dringend beschleunigte Ingang setzung geeigneter Maßnahmen empfahl. Diese Maßnahmen sollten instanzenmäßig durch die von England auf den 25. Januar einberufene Regierungskonferenz in Lausanne beschlossen werden. Da man in Frankreich fürchtete, daß diese Regierungskonferenz zu einer ähnlichen Auffassung über die Zusammenhänge zwischen Reparationen und Welt krise wie der Sonderausschuß kommen würde — und man cherlei Anzeichen lassen eine solche Annahme durchaus als berechtigt erscheinen —, so betrieb man von Paris her syste matisch die Sabotierung der Lausanner Konferenz. Die eng lische Negierung hat sich denn auch veranlaßt gesehen, zu er klären, daß sich ein Zusammentritt der Konferenz am kom menden Montag nicht werde erreichen lassen Während Frankreich also durch Verhinderung dieser Konferenz die Vertragsbestimmungen verletzt, steht Deutschland und mit ihm wohl die Mehrzahl aller Gläubigerländer auf dem Standpunkt, daß jetzt dem Neparationsproblem wirklich ernsthaft zu Leibe gegangen werden muß. Mit dem Boung-Mechanismus ist das nicht zu erreichen, eine Er kenntnis, die sich auch bei den Baseler Sachverständigen durchgesetzt hatte. Eine Verlängerung des Hoover-Morato- riums kommt für Deutschland deshalb nicht in Frage, weil sie gleichbedeutend wäre mit der Abgabe eines neuen deut schen Zahlungsversprechens. Das Hoooermorato- rium sieht bekanntlich die Nachzahlung der gestundeten Zah lungen vor. Deutschland müßte also mit Ablauf des Mo ratoriums in zehn Jahresraten das nachzahlen, was es heute nicht leisten kann. Es wäre ein absoluter Wider sinn, zu erwarten, daß Deutschland etwa vom nächsten Jahre ab die vollen Zahlungen einschließlich der gestunde ten Beträge aufbringen könnte. Bourgeois erzählt Märchen. Wie die Neparationsregelung so ist Frankreich auch die Abrüstungsfrage ein Greuel. Nur mit stärkstem Widerwillen und nach Schaffung einer ganzen Reibe von „Sicheryeitskautelen" hat es sich schließlich dazu bereit ge funden, der Einberufung der allgemeine» Abrüstungskon ferenz zuzustimmen. Jetzt steht sie vor der Tür. und nach französischer Auffassung ist die Gefahr immerhin gegeben dass man in Genf tatsächlich die Forderung der Abrü- »ung auch Frankreichs erhebt. Deshalb haben die -ranzösischen Rüstungsfreunde nicht ohne stillschweigende Förderung von amtlicher Seite einen Vorstoss unternom men, der daraus abzielt, die Abrüstungskonferenz von vorn herein in ein Frankreich genehmes Fahrwasser zu leiten Die Senatoren General Bourgeois und Eccard haben dem französischen Parlamentsausschuss einen Bericht über den deutschen — nicht französischen! — Rüstungsstand erstattet und diesen mit den alten Museumsstücken über Deutschlands heimliche Armee" wirkungsvoll ausgeschmückt Unter diese'.! n »D II» INIW» Stücken befinden sich eine ganze Reihe von Modellen, die ui gleicher oder ähnlicher Form leider in gewissen deut schen Zeitschriften vor längerer oder kürzerer Zeit ausge taucht sind und damit für die französische Oesfentlichkeit ein gewisses Mass von „Beweiskraft" darstellen. Das Reichs gericht hat vor kurzem unter dem tosenden Protest gewisser pazifistischer Kreise Deutschlands einige dieser Uebeltäter zu empfindlichen Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie durch Veröffentlichung unwahrer Behauptungen dem Ausland Material an die Hand gegeben haben. Deutschlands Wehr polilik zu verdächtigen. Man wird gleichwohl annehmen müssen, dass trotz der erweisbaren Lügen Bourgeois' und Eccards sich auch auf der Abrüstungskonferenz Leute finden werden, die damit versuchen werden, die allgemeine Abrü stung zu hintertreiben Die srANZssischeN VerLeNMÄLMges? Eine (Lttlärung Ses Irelchswehsminifteriums Berlin, 22. Januar. In dem planmäßigen Verleumdungsfeldzug, den die französische Presse und andere Stellen in letzter Zeit über oas Thema angeblicher deutscher Sclieinrüstungcn veranstal tet haben, stellen die Behauptungen dos Generals Bourgeois und des Senators Eccard einen Gipfelpunkt dar. Nach die sen Behauptungen soll Deutschland ein mächtiges Heer orga- s nisiercn, indem eine grosse Anzahl von Unteroffizieren aus ! der Reichswehr ausscheide, um Platz für Rekruten freizu- s machen, und indem zahlreiche Offiziere in verbotenen Schulen s ausgebildet würden. Hierzu erklärt das Reichswehrministerlum u. a.: Diese Behauptungen sind erlogen. Die Zahl der Entlassungen und Neueinstellungen ist im wehrgeseh nach den Vorschriften des Diktats von Bersailles genau feslgclegt und wird ebenso ge nau eingehalten. Eine Ausbildung von Offizieren ist schon deshalb nicht möglich, weil die geringe Anzahl der deutschen Offiziere zum Dienst in der Truppe benötigt wird und weil cs überhaupt verbotene Schulen nicht gibt. Im deutschen Reichsheer dienen nur 3800 Truppenoffiziere, während die Zahl der französischen aktiven Offiziere höher als 30 000 ist. wenn General Bourgeois u a von einer deutschen „Stoß armee" gesprochen hat, so verwechselt er diese anscheinend mit der etwa fünfzig Divisionen starken französische» „Armee de ocuverture", die eine voraussichtliche Kriegsstärke von über l,5 Millionen Man» hat, während die Stärke des deut schen Ncjchshccres im Frieden nnd Krieg nnr 100 000 Mann s beträgt. 'wenn General Bvnrgcvis Vvn der Möglichkeit cjncr ! schnellen Umstellung der deutschen Großindustrie aus krlc.zs- scrtigkeit spricht, so ist darauf zu erwidern, daß eine Um stellung nicht so schnell erfolgen kann, wie die mächtigen französischen Bombengeschwader das jeden Luftschutzes ent behrende deutsche Gebiet überfliegen können. Für die vvn General Bvnrgcvis bemängelte Erziehung > der Kinder im Sinne einer Rcvanchcpropaganda ist er jeden Beweis schuldig geblieben. Deutschland wäre zufrieden, wenn die französischen Schulbücher die kriegsschnldlüge und die s Darstellung des Weltkriaes im gleichen Geiste der Wahr- ! Hastigkeit behandeln würden, wie die denlschen. 5 Die Behauptungen des Senators Eccard über die deut- ! schen Militäransgaben strafen sich durch ihre Lächerlichkeit ! selbst Lügen. Eccard wendet sich auch gegen die von Deutsch land betriebene Aufklärung der öffentlichen Meinung über die Abrüstungssragc. Dazu ist zu sagen, daß Deutschland nicht rufhören wi>rd, das ungeheure Mißverhältnis an Recht, Macht und Sicherheit, das durch die Nichteinhaltung des im Diktat Ilir eilige Leser. Das Rcichskabinctt nahm am Donnerstag einen Vortrag des Reichskommissars Dr. Gocrdelcr entgegen. Es be schäftigte sich dann mit dcn Osthilscmaßnahmen. Die Bera tungen werden fortgesetzt. Die Denk s ch risl Hitler s an den Reichskanzler wird voraussichtlich am heutigen Freitag oder Sonnabend be antwortet werden. " Ministerpräsident Mae Donald, der vvn dem fran zösischen Ministerpräsidenten Laval für das Wvchencnde zu Besprechungen nach Paris gebeten wurden war, hat diese Einlad n ng nbgcle h n t. Durch den Bvtsrhnfter in Paris hat er der französischen Regierung sein Bedauern zum Aus druck bringen lassen, dah er unter dem Druck der parlamentari schen Arbeiten nick» von Londvn abkömmlich sei. * Am 2-1. Januar verläßt die russische Abordnung unter Führung Litwinows Moskau und begibt sich zur Teil nahme an der Abrüstungskonserenz nach Gens. Litwinow wird bei einem kurzen Aufenthalt in Berlin Reichskanzler Brüning seinen Besuch abstattcn. von versauies gegebenen Abruslungsversprechens der Slc- gcrmächle hervorgerusen und durch das Wettrüsten der rü- siungssrelen Mächlc in unerlrägllcher weise geslcigerl wurde, weiter der Oeffenllichkeik der well vor Augen zu hallen. Groener fordert Gleichberechtigung für Deutschland. Berlin. In der neuen Ufa-Ton Woche wird, wie der „Lokalanzciger" meldet, der Ä b r n st u n g s s r a g c ein be- j soliderer Teil gewidmet. Dazu hat Ncichswehrminister Groc- s n c r folgende Rede zur Verfügung gestellt: „Inmitten einer Weltkrise ohnegleichen geht Deutschland s in den schweren Kamps der Abrüstungskonferenz, Ter Irr sinn der FricdcnSvcrträgc hat die Menschheit an dcn Rand des ! Abgrundes gebracht. Tas deutsche Volk ist nicht länger gewillt, duldendes Objekt dieser Politik der Unvernunft zu fein. Aus , der Nvl der Vergangenheit, nuö dem Leid der Gegenwart cr- i wächst ihm der Wille zur Freiheit, zur Gleichberechtigung und I zur Wiedergewinnung seiner nationalen Sicherheit. Eittwür- j digcnd nnd iimitiäglich für das Frcihcitsgcfühl eines großen - Bolles sind die Fesseln vvn Versailles, svlnnge der Entwaff- s nung Deutschlands nickst die feierlich verpfändete Abrüstung der Ticgcrmächtc im gleichen Umfang nnd nach den gleichen s Methoden svlgt. Der Völkerbund must Deutschland Gleichüc- s rcchtigung in der Wchrfrage bringen, vdcr er zerstört die > Grundlagen, auf denen er ruht. Es darf nicht zweierlei Recht s für Sieger und Besiegte geben. Umringt vvn wasfenstarrcn- ven 'Nachbarn, finanziell und wirtschaftlich bis ins Mark ge troffen, kann Deutschland seine naiivnnlc Sicherheit nur durch Abrüstung der Siegcrmächte, nicht durch Teilnahme nm Wett rüsten, wicdergcwinnen. Deutschland verlangt aber das gleiche ' Masi an Wehrhvhcil wie die anderen Mächte. Der Knmpf um Genf wird schwer werden. An Lockungen zu schwächlichen Kompromissen wird es nicht fehlen. Um so mehr gilt cs, in geschlossener Front für die unantastbaren Ansprüche Deutsch lands cinzntrctcn." s „Ehrliche Abrüstung" Eine vernünftige belgische Stimme. Brüssel, 21. Januar. Im Verlaufe der Senalserörlerungen über den haus halt der nationalen Verteidigung verfocht der Senator de Vrouckere, belgischer Vertreter auf der Abrüstungskonferenz, die These einer fortschreitenden gegenseitigen Abrüstung in Aebereinstimmung mit dem Versailler ^Vertrag, der von den Alliierten nicht erfüllt worden sei. De Brouckere fügte hinzu, daß Belgien ein gutes Ab rüstungsbeispiel geben möge, zumal Belgien selbst unfähig sei, sich zu verteidigen und alle Verteidigungspläne Illusio nen sein würden, wenn das Wettrüsten anhielte. Das würde aber der Fall sein, wenn die Abrüstungskonferenz scheitern würde. Fast 6 Millionen Arbeitslose. Am 15. Januar 1932 waren ve: den Arbeitsämtern rund 5 966 000 Arbeitslose gemeldet. Die Zunahme seit dem Jah resende belief sich auf annähernd 300 000. Seit dem Tiefst stand des vergangenen Sommers ist die Arbeitsloscnzahl um rund 2 012 000 gestiegen. Gegenüber dem letzten Stich tage hat die Zahl der Arbeitslosen in den Saisonaußenbc- rufen um 4,4 v. H., In den übrigen Berufsgrnppcn nm 5,9 vom Hundert zugenommen. In der Arbeitslosenversicherung, stieg die Zahl dec Hauptunterstützungsempfäuger um rund 136 000 auf rund 1 778 000 (35,9 v. H. der unterstützten Arbeitslosen), in dsr Krisenfürsorge um rund 41 000 auf rund 1 547 000 (31,3 vom Hundert). Die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen er höhte sich bis Mitte Januar um rund 63 000 auf rund 1 629 000 (32,8 v. H.).