Suche löschen...
Sächsische Elbzeitung : 20.01.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193201209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320120
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-01
- Tag 1932-01-20
-
Monat
1932-01
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 20.01.1932
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
GSOfisOe«. Sächsischer Lsndtag Die Hochwasserschäden vor dem Landtag Dresden, 20. Januar. Vor Eintritt in die Tagesordnung der ersten Vollsitzung des Sächsischen Landtags im neuen Jahr genehmigte das Haus einen kommunistischen Antrag, als einzigen Bcratungs- pnnkt den konununistischen Antrag auf Lnndtagsauflösung auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung am 26. Januar zu sehen. Hieraus wurde ohne Aussprache deschlossen, die Straf verfolgung bezw. Vorführung des sozialdemokratischen Abge ordneten Ferkel, der kommunistischen Abgeordneten Hermann und Sindermann sowie des nationalsozialistischen Abgeord neten Bcnneckc nicht zu genehmigen, dagegen der Vollstrek- kung der Ersahfrciheitsstrafe von vier Tage» gegen den natio nalsozialistischen Abgeordneten Kunz zuzustiinmcn. Es folgte die Beratung der Anträge zur Hochwasser- katastrophc, zum Talsperrenbau und über Schutzmaßnahmen. Aba. Uhlig begründete einen sozialdemokratische» Antrag auf Bereitstellung von Mitteln mr ausreichenden Hilfe für die Geschädigten und für den Wiederaufbau der verwüsteten Gebiete im Wege von Not- standsarbeiten. Abg. Sindermann (Kam.) beantragte die Untersuchung über den Umfang der Schäden, Bereitstel lung von einer Million Reichsmark an die Geschädigten und für Wiederhcrstellungsarbcitcn unter tariflichen Lohn- und Arbeitsbedingungen. In einer von dem Abg. Schm i d t vorgcbrachten volks parteilichen Anfrage wird die Staatsregierüng gefragt, was sie zu tu» gedenke, um angesichts der wirtschaftliche» Schwie rigkeiten die Schäden zu beseitigen. Abg. Schreiber (Nats.) begründet seinen Antrag aus Bereitstellung ausrei chender Geldmittel, Erhebungen über den Umsang des Scha dens, Aufstellung eines Sofort-Baupragramms und Vorle gung eines großzügigen Flußregulierungs- und Brückenbau- Programms. Schließlich wird in eine», vo» de», Abg. M ä t- zig eingebrachtc» kommu»istischcn Antrag ersucht, die Re gierung zu beauftrage», be> der Reichsrcgienmg die be- fchleunigte Ucbcrwcisung der Mittel zu fordern imd den Bau von Talsperre» zu beginne» Jn»e»mi»istcr Richter becmtwortet sämtliche Anträge mit der Erklärung, daß die Staatsregierüng regsten Anteil an dem Unglück nehme, das die in Sachsen schon besonders schwere Wirtschaftslage noch weiter verschlimmert habe. Die Regierung habe vo» sich aus sofort die erforderlichen Fest stellungen veranlaßt und den Amtshauplmannschafteii in den am meisten betroffenen Bezirken bereits Gelder zur Durch führung der notwendigsten Arbeiten zur Verfügung gestellt. Die Schäden seien namentlich in de» Kreishauptma»»- lchaftc» Chemnitz u»d Zwickau recht erheblich. Verheerend hätten sich die Dammbrüchc oberhalb Flöha ausgewirkt. Es sei nicht möglich, schon heute de» cmgetrctenc» Schaden ge nau zu beziffern. Die vorläufigen Schadensanmeldungen beliefen sich auf insgesamt Z.7 Millionen Reichsmark. Unter den von den Gemeinden cmgemeldete» Summen von zusam men knapp 1,5 Millionen Reichsmark befinde sich auch ein Betrag von 0,6 Millionen Reichsmark, der non der Stadt Ehcmnijz angescszt worden sei als erste Rate für den Umbau des Falkcplatzes in Chemniß. Die H o ch w a s s e r s ch u tz - »i aßna h m e » hätten sich bewährt und größeren Sä) a- den verhütet. I» erster Linie müßten fehl diejenigen Arbeiten ausgcführt werden, duräi die eine Wiederholung der Ucberflutimg verhütet werde. Schäden an Staatsstraßen oder anderem staatlichen Besiß würde» unverzüglich beseitigt werden, ebenso die Schäden an den Hochwasserschutzanlagcii der Flußläufe. Den baupflichtige» Wasscruntcrhaltungsgc- nosscnschafte» werde gegebenenfalls mit staatlichen Mitteln geholfen. Der Staat werde sich daraus beschränken müssen, in denjenigen Fällen cinzugrciscn, in denen die Existenz von betroffene» Privatpersonen vernichtet oder gefährdet erscheine. Die Regierung habe bereits das Reichssinan,Mi nisterium um Hilfe gebeten und es sei zu hoffen, daß dieser Ritte Rechnung getragen werde. Der Minister sprach schließ lich allen denen, die im Hochwasscrgebict zur Beseitigung unmittelbarer Gefahr nütgeholfe» haben seinen Dank aus. Abg. Schneider (Koni.) beantragte, de» durch Miß ernte geschädigten Kleinbauer» Beihilfe» zur Beschaffung von Saatgut und Futtermitteln zur Verfügung zu stelle» u»d die zwangsweise Eintreibung der Steuer» zu verbiete». — Abg. Dr. Troll (Laiidv.) wünscht Steuererlaß und Schaffung eines Nolsonds für die durch die Mißernte in ihrer Existenz gefährdeten ltaudwirte des Erzgebirges. Zu einem kommuuislische» Antrag aus Inangriffnahme des Baues von Talsperre» im Mügliß - und im Gottleubatal erklärte Finanzminisler Dr. Hedrich, daß vom Neichsfinannumislenum schon wiederholt betont worden sei daß die Bei ^lliellung vo» Mittel» fiir die Tal- iperre» n i cy - möglich sei. Es sei zur Zeit völlig aus- üchtslos. in wellereu Verhandlungen eine bestimmte Zusi cherung der unentbehrlichen Neichshjlfe bei der Neichsregic- rung zu erreiche». Auf einen weitere» kommmiistischen Antrag betreffend den Bau von Hochwasscrschußanlagen eingehend erklärte der Minister, daß die von der Negierung bis jetzt durchgcfllhr- tc» Bauten auch die schwere Belastnngspröbc des legten Hochwassers gut bestanden hätten. Vo» der Regierung seien zahlreiche sofort durchführbare Planungen über Höchwasser- schulzmaßnahmc» bearbeitet worden darunter Plammge» für die Hochwasserschutzsperren in den Tälern Gottleuba und Mügliß, für Jnstandjeßung des L u n g m i tz b a ch e s zwischen St. Egidien und Niedcrlimgwitz, des Albrecht- bachcs bei Bautzen, der Parthe bei LejpM, der W ei - ßen E l st e r in Elsterberg, der Flöha unterhalb Olbern hau, des R ö d e r m ü h l g r a b e n s bei Naundorf (Amts- hauptmannschaft Großenhain), der Schwarze» Elster bei Kamenz, der Würs ch n i tz zwischen Klaffenbach und Niederwürschnitz. In Bearbeitung befinde sich eine umfas sende Regelung der Röder von der Landcsgrenze an aus wärts in den Amtshauptmannschaften Großenhain und Dresden. Die beiden Talsperren im Müglitz- und Gottleuba tal seien auf dreißig Millionen Reichsmark, die geplanten Flußregelungen auf rund elf Millionen Reichsmark veran schlagt worden. An Erwerbslosentagcwerkeu würden auf die Talsperren etwa 720 000 und auf die Flußregelungen etwa 440 000 entfallen. Die Ausführung derartiger Projekte müsse aber leider wegen Mangel an Mitteln auf finanziell günstigere Zeiten verschoben werden. Hinsichtlich der vor allem in, Erzgebirge infolge der Ungimst der Witterung im Jahre 1931 eingetretenen Ernteschäden führte der Minister aus, die Regierung habe von sämtlichen Amtshauptmannschaften, deren Bezirke auch schon wegen der Mißernte im Jahre 1924 staatliche Hilfe hätten in Anspruch nehmen müssen, Berichte über die Ernteverhältnisse des Jahres 1931 eingefordert. Die Regie rung sei der Auffassung, daß es richtiger sei. bei Auswahl der zu unterstützende» Betriebe strengste» Maßstab anzule- gc» und denjenigen,, deren wirtschaftlicher Zusammenbruch infolge der Mißernte ohne staailiche Hilfe unvermeidbar sein würde, einen verlorene» Zuschuß z u gebe n, statt weiteren Kreisen mit Notstandskreditcn eine augenblickliche Hilfe zuteil werden zu lassen, die von ihnen später nur als eine weitere Vcrschuldimg ihres Betriebes empfunden wer den würde. Die unteren Verwaltungsbehörden hätten in verständnisvoller Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Sachverständigen der Regierung die erforderlichen Unterla gen zu beschaffe», um eine sachgemäße Durchführung der Hilfe zu gewährleisten. Die Regierung bitte den Landtag, ihr die Ermächtigung zu geben, da, wo staatliche Hilfe unerläßlich sei, diese ein- lrelcn zu lassen. Liu allgemeines verbot der zwangsweisen Reitreibung von Steuern gegen die kleineren Landwirte könne nicht erlassen werden, da cs zu schweren Ungerechtig keiten führen würde. Abg. Tögel (Dnat.) betonte die Notwendigkeit, daß sich das Reich an den Hilfsmaßnahmen beteilige. — Abg. Lasse (Volksn.) sprach sich für energische Inangriffnahme der Flußregulicrungsarbeiten aus — Abg Bretschnei der (Staatsp.) trat für einen Abänderüngsantrag seiner Partei ein, die Hochwasserschäden genau aufstellcn zu lassen, den nicht leistungsfähigen Geschädigte» Darlehen zu gewäh ren und beim Reich zwecks Erhalt von Reichs-Mitteln var- ücllig zu werden. — Die Abgeordneten Breitenborn t.Kom.) ^md Gerlach (Soz.) begründeten weitere Anträge der Linksparteien. In der Abstimmung wurde der Abänderunasantrag der Staalspartci abgelehnt. Die Anträge der SPD und KPD wegen der Hochwasserschäden im Erzgebirge fanden An nahme, ebenso ei» nationalsozialistischer Antrag und ein dcutschnationalcr Zusatzantrag. Die übrigen Anträge wur den als erledigt angesehen. Nächste Sitzung Dienstag, den 26. Januar, nachmittag« 1 Illir. * 14,5 Millionen vormlssWlither Fehlbetrag im Staatshaushalt 1931 Dresden, 20. Januar. Ministerpräsident Schieck hat dem Landtag eine Zusam menstellung der voraussichtlichen Einsparungen im Ordent liche» Staatshaushalt 1931 gegenüber den vom Landtag be willigte» Ansätzen des Staatshaushaltsplanes sowie eine llebersicht über das geschätzte Ergebnis des Ordentlichen Staatshaushalts für 1931 zugchen laßen. Danach muß bei dem gegenwärtigen Stand der Wirtschaftslage mit einem kasscnuiäßigen Defizit von 14 510 000 RM im Rechnungsjahr 1931 gerechnet werden, das sich im Falle einer Erhöhung der Ausgabcvorbehalle im Lause dieses Rechnungsjahres rech nungsmäßig noch erhöhen würde. Das Defizit ist, wie cs in der Vorlage heißt, lediglich aus den Ausfall au Steuereinnahmen zurückzusühren. Aus Grund einer Schätzung nach dem Stand oom 17. De zember 1931 wird mit Haushältsverbesserungeu von insge samt 39 309 000 RM gerechnet. Hiervon entfallen RM 13 496 000 auf Einsparungen tm Personalaufwand. Diese Summe wiederum setzt sich zusammen aus: 8 800 000 NM Ersparnis an Dienstbezügen der Beamten, Balks- und Be rufsschullehrer und Angestellten sowie an Versorgungsbezll- gen infolge der zweiten Gehaltskürzung, 4 796 000 RM Ein- Iparungcn an Personalaufwand ab 1. Oktober 1931 auf Grund der Sparverordnung vom 21. September 1931, RM 4 125 000 Ersparnis an Dienst- und Vcrsorgungsbezügen in folge dcr vierten Gehaltskürzung ab 1. Januar 1932, 150 000 Reichsmark weitere Lohnsenkung bei den Verwaltungsarbei tern ab 1. Januar 1932 und 625 000 NM Ersparnis an Ver- sorgungsbczügcn ab 1. Januar 1932 aus Grund der Reichs- notverordnungcn zur Sicherung von Wirtschaft und Finan zen vom 6. Oktober 1931. Weitere bedeutende Einsparungen sind vorgesehen bei de» Kapitel» „Forsten" mit rund 1,2 Millionen Reichsmark, „Gerichte, Staatsanwaltschaften und Gefcmgencnanstalten" mit rund 1,8 Millionen Reichsmark, „Ministerium des In nern" mit rund 190 000 NM. „Kreis- und Anitshauptmann- schaften und Zwcigamt Sayda" mit rund 220 000 NM, „Frauenkliniken, Heil- und Pflcgeaiistalten, Landesgcsund- hcitsamt, Medizinalwcscu und Anstalten der öffentliche» Ge sundheitspflege" mit insgesamt etwa 1,5 Millionen Reichs mark, „Ordnmigspolizei. Kriminalpolizei und Gendarmerie" etwa 1,45 Millionen, „Landcsfürsorgeverband und Wohl fahrtspflege" rund 1,6 Millionen, „Staatsbauschulcn. Fach-, Gewerbe- und Handelsschulen usw." rund 0,8 Millionen, „Vcterüiärwesen, Landwirtschaft usw." rund 0,6 Millionen Reichsmark. 4,8 Millionen sollen beim Staatsstraßen-, Wege- und Wasserwesen, 1,1 Millionen im Hochbauwesen, 250 000 Reichsmark beim Kapitel „Ministerium für Volksbildung" und etwa 200 000 RM bei den Staatsleistunge» für die Ev.- luth. Landeskirche eingcspart werden, mährend am Aufwand für die Landcsuniversität, die Technische Hochschule Dresden, die höheren Lehraiistalteii, die Staatstheatcr, das Volks- und Berufsschulwesen usw. insgesamt etwa 4 Millionen Reichsmark gestrichen werden. linier den Haushaltsvcrschlechterungen sind Minderein nahmen an verschiedenen Steuern mit rund 45 Millionen zu nennen, denen höhere Einnahmen, vor allem in der Schlachtstcuer und Umsatzsteuer, mit zusammen etwa 5,5 Mil lionen gcgenüberstehen Im Haushalt der Zuschüsse ergeben sich »ach Abzug verschiedener Mehreimiahmcii aus Gebühren, Vcrwnltimgskostcn usw. Mindereinnahmen von etwa 2.6 Millionen Reichsmark, zu denen Mehrausgaben und bewil ligte Ueberschrcituiigen bei verschiedenen Kapiteln in Höhe von 1,94 Millionen Reichsmark hinzutretcm Insgesamt be laufen sich die Haushaltsverschlechlerungen aus 54 319 000 Reichsmark. Da der Stand-der Ausgabevorbhalte zu Beginn des Rechnungsjahres 1931 nur rund 7,3 Millionen Reichsmark betragen hat, ist anzunehmcn. daß ein Zugang an Ausgabe vorbehalten eintreten wird. Um diesen Zugang würde sich der kassenmäßige Zuschuß von 14,51 Millionen erhöhen. * Gemeinde Mittelsrohna zahlungsunfähig Miltelsrohna, 20. Januar. Rach einem in einer Sondersitzung des Gemeindeverord- netenkollcgiums gefaßten Beschluß soll den Gläubigern durch Rundschreiben mitgeteilt werden, daß die Gemeinde Mittel srohna ab 15. Ianuar ihre Zahlungen cinstelll und Slaals- aussicht beantragt Es soll ein Vergleichsverfahren in die Wege geleitet werden. Vorher hatten die Gemeindeverordneken ihren bisherigen Vorsteher Köthe (Bürgert.) miedergcwählt. Bürgermeister Schüppel entwickelte die trostlose Finanzlage der Gemeinde. Es sei unmöglich, den Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern nachzukommen, weil die Skeuerein- qänge stärk zurückgeganen und die Wohlfahrks- iasten gestiegen feien. Reue Bestimmungen über den Religionsunterricht Das Volksbildungsministerium Hai über die Beteiligung am Religionsunterricht folgende neue Bestimmungen ge troffen: Abmeldungen der Schüler vom Religionsunterricht sind schriftlich durch die Erziehuugspslichtigcn für Schmer unter vierzehn Jahren, schriftlich oder mündlich durch die älteren Schüler 'elbst an die Schulleitung zu richten. Ab meldungen der Erzichungspslichtigen für Schüler zwischen dem zwölften und vierzehnten Lebensjahr bedürfen zu ihrer Gültigkeit der mündlichen oder schriftliche» Zustimmung des Kindes-, diese Erklärungen solle» in der Regel spätestens am erste» Unterrichtstag abgegeben werden. Vas neue Dresdener Stadlverordnelcnpräsidium In der ersten diesjährigen Stadtverordnetcnsitzung fand die Wahl des Stadtverordnetenpräsidiums statt. Zum Erste» . Vorsteher wurde Stadtverordneter Dölitzsch (SPD) wieder- gemählt. An Stelle des bisherigen Ersten Vizevorstehers Holst (VDP) wurde Stadtverordneter Dr. Kaiser (DVP) ge wählt, mährend die Wahl des Zweiten Vizevorstehers die Wiederwahl des Stadtverordneten Kuntzsch (Handwerk. Handel und Gewerbe) ergab — Der Wahl kam diesmal in sofern besondere Bedeutung zu. als die Mehrheit der bürger lichen Parteien entgegen dem bisherige» Brauch einen ihrer Vertreter, und zwar den Stadtverordneten Dr. Kaiser (DVP) für den Posten des Erste» Stadtvcrordneteiivorstehers vor- geschlage» hatte, während bisher die Sozialdemokratische Partei als die stärkste Fraktion den Erste» Vorsteher stellte. I» der Stichwahl konnte Dr. Kaiser als bürgerlicher Kan didat nur 32 Stimmen auf sich vereinigen, während der sozialdemokratische Stadtverordnete Dölitzsch 34 Stimmen er hielt. Damit war dcr Vorstoß der bürgerlichen Parteien ge scheitert. Die Stadtverordneten beschäftigten sich weiter mit der am 1. Februar eintretenden Senkung der Fllrsorgebedarfs- sätze. Oberbürgermeister Dr. Külz erklärte die Finanzlage der Stadt, ihre Spar- und Fllrsorgcmaßnahmen. Die ganze Lage zwinge täglich von neuem, alle Gebiete der Verwaltung auf Erspnrnismöglichkeiten durchzuprüfcn; diese konnte auch an den Bedarfssätzen der Fürsorgebetreuten nicht vorüber- gehcn. Aus der Tschechoslowakei. Husiumlienslos! zwischen Wilderer» und Hegern. Tcplib-Schönan. Im Elärbschen Revier bei An- Perschin im böhmischen Mittelgebirge ertappte,i die Heger W c n d und Borjan einen Wilderer auf frischer Tat. Dcr Ucbcrraschtc ergriff die Flucht, während seine Helfer den Rück zug durch Schüsse ans die Heger deckten, die das Feuer crwi denen. Die Wilddiebe, die ihre Bente (Fasane) im Stiche lassen mußten, temmen nicht crgrissc» werden. Dagegen gc lang cs denselben Hegern, in einem anderen Revier den Wild dieb W ilio m l; ans Schrcckcnstcin, dcr scincm Handwerk bei bcllichtcm Tage nachging, zu überraschen nnd sestzunchmem Geheimnisse um Haiti. Dcr Forschnngsreisendc Seabrook hat über ein Jahr in Haiti zugebracht, das Land kreuz und gucr durchstreift, und in de» entlegenen Gegenden als einziger Weißer unter der primitiven ländlichen Bevölkerung gelebt. Besondere Auf merksamkeit wandte Seabrook de» geheimnisvolle» religiö sen Kulten, dem Zauber und der Magie dcr Eingeborenen m Haiti zu. Er hat seine Beobachtungen und Erfahrun» gen in einem Buch „Geheimnisvolles Haiti" zusammenge- tragcii. in welchem er u. a.von einem Brauch berichtet, der eigentlich auf eine medizinische Lehre des großen Paracelsus zurückgeht, der der Ueber.zeugung war, daß ei» Mensch seine Krankheiten unter gewissen Begleitumstände» loswcrde» kau», wen» es ihm gelingt, diese sinnbildlich auf eine Wachspuppe oder auf eine Leiche zu übertrage». Diese Lehre wurde i» merkwürdigster Form im religiöse» Kult der Bevölkerung von Haiti umgewertet. Seabrook er zählt: „Ein „bocor" (Zauberkünstler und Magier), der an der Zeremonie teilnahm, füllte seinen Mund mit wei ßem Rum und spritzte ihn durch die Zähne über alle Gegen stände auf der Kuhhaut. Dies geschah, um die bösen Gei ster zu vertreiben. Während Papa Theodore fortfuhr, seine Ingredienzien in dem Mörser mit streng rhythmischen Be wegungen zu zerstampfen, begann der „bocor" die Balsam blätter und die Blätter der Nizinusstaude einzeln aufzu- hcbe», auf jedes einzelne Blatt mit der Kreide ein Kreuz zu malen und sie dann auf das rote Tuch zu legen, bis dort ei» neues Häufchen entstanden war. Oben auf diese« Häufchen legte er das kleine Kruzifix sowie einen Büschel Haare, den man mir vorher von der Mitte des Scheitels abgeschinttcn und mit einem Faden zusammeiigcbunden hatte, ferner ei» Stückchen meines echte» Daumemiagels und einen viereckige» Lappe», der aus einem Unterhemd herausgeschnitten worden war, das ich auf der bloße» Haut getragen hatte. Solche Gegenstände, die vo» der Person stamme», auf die dcr Zauber i» gutem oder bösem Sinne Aiiweiidmig finde» soll, habe» vo» jeher i» der Magie aller Völker eine große Nolle gespielt. Eine der gefürchteste» Forme» der haitianischen Rachcmagie besteht darin, einer Leiche Kleidungsstücke der Person aiizuzichen, auf die man es abgesehen hat, und die Leiche sodami an einer ab gelegenen Stelle zu vergrabe» und verwese» zu lasse». Dem Opfer wird davon Mitteilung gemacht, ohne daß cs jedoch erfährt, wo die Leiche vergraben wurde. Gegen diese ent setzliche Verzauberung, die nach Ansicht dcr Haitianer unbe dingt zum Tode führt, gibt es nur ein Mittel, nämlich, die Leiche zu finden und auszngrabcn, ehe sie verwest ist. Viele Leute verfallen bei der Suche nach einer solchen Leiche dem Wahnsinn. Glaubwürdige Zeuge» versichern, daß die sogc- nanicten Todes-Ouangas, die den Tod eines verhaßten Geg ners herbeiführen sollen, sehr häufig die beabsichtigte Wir kung erzielen, daß das Opfer in der'Tat in verhältnismäßig kurzer Zeit dahinsiecht. Skeptiker behaupten, vielleicht mit Recht, daß diese tödliche Wirkung nur dann möglich ist. wenn das Opfer selbst daran glaubt. Allerdings werden auch vielfach praktische Methoden angewendet, um den, der nicht an die Wirkung eines Todesguangas glaubt, eines Bessere» zu belehre». Die haitianischen Medizinmänner, Zauberer und „bocors" verstehen sich wie ihre afrikanischen Kollegen ausgezeichnet auf oie Herstellung von Giften aller Art, und ich bezweifle nicht, daß die telepathische Wirkung eines Quangas gelegentlich durch eine direktere Behand lungsmethode verstärkt wird. Man wird mich hoffentlich nicht für abergläubig halten, wenn ich sage, daß ich an «ine praktische Wirkung der Wodu-Magie glaube. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ich bin fest davon über zeugt, daß die wohltätige Wirkung des Quangas, das für mich mit soviel Liebe nnd Anteilnahme bereitet wurde, stark beeinträchtigt morden wäre, wenn ich nicht an seine Wir kung geglaubt hätte. Erst mein Glaube verlieh diesem Wundermittel seine Kraft, wie es ja immer der Glaube ist, der aller Magie, alle» Gebeten und allen Wundern ihre Kraft verleiht."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite