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Sächsische Elbzeitung : 16.01.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193201160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-01
- Tag 1932-01-16
-
Monat
1932-01
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 16.01.1932
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UJz Beilage zur Sächsischen Elbzettung »rmmr Preissenkung und Zwischenhandel. Von Obcrregicrungsrat vr. Schuster-Berlin. Der Preiskommissar hat bekanntlich angcvrdnet, daß in den (Geschäften Preistafeln auSgchängt werden. Eine wirk same Mitarbeit des Publikums au der Preissenkung kann aber durch diese Maßnahme nach nicht herbeigesührt werden. Denn für diesen Zweck genügt eS nicht, daß die Käufer er fahre», wie hach die Preise sür die Waren sind, svndcrn sie müssen auch erkennen können, warum sie so hach sind. Bar allem müßten sie einen Einblick bekommen, wie der Verdienst an der Ware sich ans Erzeuger, Händler und Verkäufer verteilt. Als vor etwa Jahresfrist die vvn der Regierung an gekündigte Preissenkung ausblieb, gab der RcichSfinanzministcr als Grund an, daß unser Handel „zn stark überseht sei". Dieser Vergleich aus dem Maschinenbau kennzeichnet treffend die in unserem Warenverkehr herrschenden Zustände: Der Zwischen handel verdient zu viel. Nicht der Erzeuger und nicht der Verkäufer trage« die Schuld an den hohen Warenpreisen, sondern die Schar der Zwischenhändler, die sich zwischen beide einschiebl. Wir lächeln gern über den seltsamen nnd schädlichen, jede gesunde Entwicklung ertötenden Zwang, den die mittelalter lichen Gilden nnd Zünfte ans das Gewerbe auüübtcn. Aber unser modernes Handelssystem, bad die Waren dem freie» Verkehr entzieht, sind die meisten geneigt als naturgegeben hinzunehnien. Diese Passivität wird zu nicht geringen, Teil verursacht durch kritiklose Anwendung des Fundamentalsatzcs der Volks- wirtschaftslchre, daß der Preis der Ware durch Ac^cbot und Nachfrage geregelt wird. Denn dieser Sah hat nur Gültigkeit für den Markt in seinem ursprünglichen Zustand, in dem Erzeuger und Käufer unniittelbar miteinander verhandeln. Nur, weil der Käufer das Bestreben hat, möglichst billig zu kaufen, wirkt ein großes- Warenangebot prcissenkend. Fällt aber diese Bedingung fort nnd dies geschieht in der Regel beim Auftreten des Zwischenhändlers — so hat auch der Sah von der Regelung des Preises durch Angebot und Nachfrage keine volle Geltung mehr. Denn durch de» Zwischenhandel verändert sich der ganze Vcrkaufsvorgang. Nunmehr hat der Abnehmer des Erzeugers, der Zwischenhändler, nicht mehr in erster Linie das Bestrebe», möglichst billig n»d gut zu kaufen; sein Interesse geht vielmehr dahin, möglichst viel am Weiterverkauf zu verdienen. Er braucht also vor allem eine große Spanne zwischen EezcuguugS- und Verkaufspreis. Diesem Bestrebe» des Zwischenhändlers wird dadurch Vorschub geleistet, daß der Verbraucher gar keinen Ucberblick »lehr über das Angebot der Erzenger bekommt, sondern nur die Auswahl hat unter den Waren, die der Zwischenhändler dem Verkäufer zuführt. Die Ware kann sich also nicht mehr selbst durch ihre Güte und Billigkeit durchsetzen. Der Er zeuger ist darum genötigt, die geschicktesten und geschäfts tüchtigsten Zwischenhändler sür sich zu gewinnen. Dies kam, er aber am beste» dadurch, daß er ihnen einen möglichst hohe» Aufschlag auf den Erzeugerpreis als Verdienst zugesteht. So kann es kommen, daß in Zeiten schlechten Warenabsatzes die Preise nicht sinken, sondern gar die Neigung zum Steige» haben, weil der Erzeuger, um seine Waren auf den Markt zu bringen, dem Zwischenhändler immmer höhere Prvzciltc gewäbrt. Soll nun das Publikum dem Staal helfen, dieses bei »ns leider tief cingefrcsscnc Uebel des zu stark übersetzten Handels zu bekämpfen, so muß cs in den Stand gesetzt werden, die Erzeuger- und Zwischcnhändlerpreilc kennen zu lernen und zu kontrollieren. Dazu ist es erforderlich, daß der Ver käufer auf der Preisliste auch den Zwischenhändler- nnd Er zcugerpreiü angibt. Den ersteren muß er auf alle Fälle kennen. Ucber den letzteren ist er Wohl vielfach nicht unterrichtet, hat aber selbst das größte Interesse, ihn zu ermitteln. Gelingt dies ihn, selbst nicht, so mnß ihn, die Behörde zn Hilfe kom me». Wenn diese anch nicht de» genanen Erzeugerpreis sür die einzelne Ware feststellen kann, so ist sie doch imstande, ihn für die in Frage sl.heude Warcngattung aiizugeben. Auf einige Prozente Ungenauigkeit kommt es bei dem durchgängig außerordentlich große» Abstand zwischen Erzeugerpreis lind Verkaufspreis gar nicht an. Werde» aber die im Warenhandel bestehenden Verhältnisse erst einmal allgemein bekannt, so wird der öffentliche Unwille zu einer Acndernng des Systems zwingen. Dieses wäre möglich durch Selbsthilfe der Er zeuger uud möglichste Ausschaltung des Zwischenhandels oder durch staatliche Zwangsmaßnahme» in Gestalt von Höchst- jätzcn für Zwischeichändlergewinne. Vorbedingung aber ist die Erkenntnis, daß überhaupt eine Acndernng des Systems möglich ist und daß die geforderte Preissenkung in« erforder- iiche» Maße nicht nach dem bekannten Satz der Volkswirt schaftslehre durch Angebot und Nachfrage von selbst erfolgt. Ein weiterer Nichtangriffspakt? Vor russisch-rumänischen Verhandlungen. — Wird man sich über Bessarabien einigen? — Polen als Vermittler. Von Albert Hein-rich Hähnel. Von den russisch-französischen und russisch-polnische» Ver- hcmdluttge» wegen eines Nichtangriffspaktes ist cs in letzter Zeit recht still geworden, ohne daß daraus zu schließen wäre, in der diplomatischen Betätigung der Sowjets sei ein Still stand emgetreten. Man hat nur den Schauplatz gewechselt uud rüstet zu neuen Besprechungen, diesmal mit Rumänien, nm die Beziehnnge» zu diesen: Laude womöglich zu bessern. Das Verhältnis zwischen beiden Staaten ließ seit Ende des Weltkrieges sehr stark zu wünschen übrig. Den Stein des Anstoßes bildet Bessarabien, zu dessen Anerkennung als rumä nisches Gebiet die Russen sich nicht verstehen wollen; im Gegenteil haben die Sowjctführer bei jeder passenden und un passenden Gelegenheit nachdrücklich erklärt, daß die ihm ent rissene Provinz in den Schoß des „Mütterchen Rußland" zurückkehren müsse. Wenn man diese Erklärungen auch nicht gerade tragisch zu nehmen braucht, so haben sie in Rumänien doch immer eine gewisse Unruhe ausgclöst. Die tatsächliche Lage ist ja die, daß sich am Dnjcster zwei Heere hinter Stacheldrahtverhauen mit Gewehr bei Fuß gcgen- überstchen. Kein Verkehr über den Strom, dessen Brücken ab gerissen wurden, findet statt, nur Schmuggler und kommu- nistische Sendboten vermögen im Dunkel der Nacht die scharf bewachte Grenze zu überschreiten. Die einzige» amtlichen Be ziehungen erfolgen durch eiuen gemischten Ausschuß aus unter geordneten Beamten, der die Aufgabe hat, Grcnzzwischcnfälle an Ort und Stelle bcizulcgen. Es liegt auf der Haud, daß derartige Zustände für keines der beiden Länder von Vorteil sein können. Wenn Rumänien sub so auch vielleicht die aelürcktetL Sowiet-Vrovaaanda von. Amerikanische Flottenmanöver Von Major a. D Kurze Zeil bleibt nur noch bis zum Beginn der Allge meinen Abrüstungskonferenz in Genf. Es lassen sich zwar Stimme» höre», daß mit einer Verschiebung um mehrere Mo nate mit Rücksicht auf andere dringende Konferenzen zn rechne» sei. Aber schon sind die Vertreter weit obliegender Staaten, wie die Japans, a»f den« Wege »ach Genf. Da wird die Welt Plötzlich mit der Nachricht überrascht, daß die Ver einigte» Staaten im Februar nnd März nicht nur die größten Flottenmanöver ihres Landes, sondern die gewaltigste», welche die Welt gesehen hat, im Stillen Ozean abgehalten werden. Vom marinetechnischen Standpunkt aus gesehen hat es nichts Auffallendes, wenn die Flotte der Vereinigten Staate» zn dieser Zeit Ucbungcn abhält. Das ist für den Jahresanfang seit langer Zeit Brauch. Dagegen überraschen die Zahl der zn oen Uckmngcu herangczogcncn Streitkräfte nnd die ins Ange gefaßte» Ueb»»gc» selbst sowohl »ach Dauer wie nach Art der Durchführung, wobei sie politische Bedeutung der Manöver stark ausklingcn muß. Diese werden sich ausschließlich in: Stille» Ozean abspicleii und dort die gesamten Streitkräfte der ame rikanische» Flotte »»ter Heranziehung vo» Teile» der Land- armcc und der Luftflotte vereinigen, während cs sonst Brauch war, in solchen Fallen zum wcuigsteu leichte Marinckräste in: Atlantischen Ozean zu belassen. Am 6. Februar beginnt der Angriff der verstärkten Schlachtflotte, unterstützt durch Land- und Luftstreitkräfte, unter Kommando des Admirals Leigh auf die Hawaii-Inseln mitten im Stille:; Ozcan, die mit gleichartigen Kräften, aber in schwächerer Zusammen setzung, von Generalmajor Wells verteidigt tverden. An schließend soll sodann d:e gesamte Flotte im März einen „gigantischen" Landungsversuch an der kalifornischen Küste in der Nähe von San Pedro machen. Die Verteidigung liegt in den Händen von Vizeadmiral Willard, dem neben Landstrcit- kräften leichte Marinefahrzeuge und das neue, vor kurzem van der Marinelcituna übernommene Luftschiff „Nkrou" zur Verfügung stehen. Diese gewaltigen Manöver wecken die Erinnerung an ähnliche Hebungen der amerikanischen Flotte in früheren Jahren. Präsident Roosevelt hat im Dezember 1907 zum ersten Mal eine Dcmonstrativiisfahrt der amerikanischen Flotte in den Stillen Ozcan angcordnct. Damals gab cs noch kcincn Panama-Kanal. Infolgedessen mußte die Flotte den weiten Weg um die Südspitze von Südamerika, nm das Kap Horn nehmen. Amerika gab aber mit dieser Fahrt das erste deutliche Signal, wohin in Znknnft seine weltpolitischen Absichten zielten. 1914 erfolgte die Eröffnung des Panama-Kanals, der eine schnelle Vereinignng der atlantischen und pazifischen Flottcntcilc ermöglichte. Aber erst nach Abschluß des Welt krieges wandte sich Amerikas Gesicht wieder vermehrt der großen Wasserfläche des Stille» Ozcans mit den ausgedehnten Interessengebieten cm dessen Rändern und in seinem Hinter land zu, bis hinüber nach dem ostasiatischen Küstengebiet. Während der Washingtoner Konferenz, im Dezember 1921, wurde die „Bcreinigte-Staatcn-Flotte" geschaffen, die nach Osten oder Westen rasch zu einen: zusammenhängenden Kampfmittel gemacht werde» ka::n. Zur gleichen Zeit beschloß d:c amerikanische Regierung, Pearl Harbour auf den .Hawaii- Inseln zum stärksten Flotteiistützwmkt der Welt ansmbaucn. - Diese organisatorischen Aenderungen :m Zusammenhang mit dem Pazifik-Vertrag von: 13. Dezember 1921 und dein Marmeabrültungsvcrtrag von: 0. Februar 1l)22 erführe» ihre erste Erprobung durch die zweite große Flottendemoisstration der Amerikaner in: Jahre 1925. In: Januar jenes Jahres hatte die Atlantische Flotte zunächst Ucbungcn bei Kuba ab- gehaltcn und dampfte daranf durch de» Panama-Kanal in den Stillen Ozcan. In umgekehrter Reihenfolge, wie für 1932 vorgesehen, wurde dann von dcu vereinigten Flottenteilen ein Angriff ans den Panama-Kanal von der pazifischen Seite dnrchgeführt. woran sich der große Angriff auf die Hawaii- Otto Mos; darf. jcyiog. Dam» mcyt genug, vvllsührte die gesamte ame rikanische Flotte eine Besuchsfahrt nach Australien und Neu seeland, wo sic besonders gefeiert wurde. Inzwischen hat i» London die neue FlottcuabrüstnngS- konfcre»; im Jahre 1930 mit dem Abkommen vom April! stattgcfundem Amerika und England sind dadurch noch enger als bisher zusammengeschlossc» worden. So konnte bei neuen großen Manövcrn ans die Abwehr eines Gegners im Atlantik, als welcher bisher England in Frage kommen mußte, ver zichtet werden. Es bleibt dann als möglicher Zukunftsgcgner sür Amerika nur noch die drittgrößte" Flottcnmacht Japan. Daraus ergab sich die große Manövcrlanlage für 1932, die nur im Stillen Ozcan dnrchgeführt wird. Nun ist Japan durch die Abmachungen der Washingtoner Konferenz in: Besitz von Schlachtschiffen und Flugzenainntterschiffen bei einem Ver hältnis Vvn 10 zu u hinter Amerika und England zwar in zweite Linie gerückt worden, aber es hat verstanden, auf der Londoner .Konferenz seine KrcuzerftreUkrafte gegenüber vuig land und Amerika auf das Verhältnis 10 zu 7 hinauf;:! bringen, ja in der U-Bootwaffe steht Japan den beide» angel jächsischeii Mächten sogar gleich. Dazn kommen verschiedene andere Gesichtspunkte, die Japans Unterlegenheit gegenüber Amcrika in vielen Punkten wieder wettmachcn. Bemerkenswert ist noch, daß 1932 eine Bcsnchsfahrt nach Australien nnd Neuseeland, soweit bekannt, nicht wieder be absichtigt ist. 1925 hat sich vor allem die Londoner Flottcn- Uga über diese Fahrten empört. Jetzt sind englische Marinc- kreise darüber erregt, daß es der amerikanischen Flotte mög lich ist, solche gewaltigen Uebungen in kriegsmäßiger Art zu veranstalten, während die englischen Manöver, anch die im kommenden Frühjahr ans Ersparnisgründen „mit halber Ration" vor sich gehe». Die politische Seite der amerikanische» Flolte»ma»över gerade i» dieser Zeit tritt, uuschwer erkennbar, in de» Vorder grund. Aus Japan sind sehr scharfe .Kritiken zn erwarten, obwohl die Japaner keinen Grund zu Vorwürfen haben, da sie ihrerseits am 21. Dezember mit ihren großen Manöver» i» Anwesenheit des Marineministcrs begannen. Der Abschluß der Manöver fand in: Gegenwart des Kaisers statt, der eine Pa rade der beteiligten Flottenstrcitkräfte almahm. Das Bedenk- lichc der Lage liegt ans anderem Gebiet. Japans Vorgehen in der Mandschurei hat gerade zum Jahresende zn einer Zu spitzung der japanisch-amerikanische» Beziehungen geführt, wie-' sie in den letzten Jahren nicht zu verzeichne» war. Japan lebt immer nntcr dein Druck seiner Zurücksetzung als Rasse, wie sic in dem vollständigen Einwanderungsverbot der Ame rikaner vom 1. Juli 1924 deutlich geworden ist. Dazn kommt, daß der Schritt der Botschafter Amerikas, Englands und Frankreichs in Washington wegen Japans crncntcn Angriffs absichten ans den Südwcstteil der Mandschurei die Lago kritisch gestaltet hat. Es ist darum selbstverständlich, wenn die Japaner die amerikanischen Flottenmanöver als eine Heraus- sorderung ansehen und in diesem Sinne kritisieren. Amcrika- nischcrseits wird betont, daß die Manöver schon seit langer Zeit in Aussicht genommen seien. Auch erwarte mau nicht, daß Japan seine mandschurische Politik ändern tverde, wenn die amerikanische Flotte bei de» Manövcrn wesentlich näher an die japanischen Inseln herangeschobcn werde. Andererseits verhehlt man sich in Washington nicht, daß China gewisse Er wartungen auf die Flottenmanöver setzen wird, die Japan doch vielleicht veranlassen könnten, etwas kürzer zu treten. Schließlich ist nicht ohne Bedeutung, daß die Manöver gerade in der Zeit statlfinden werden, wo man in Genf über die Abrüstung der hochgerüstetcu Staaten verhandeln will. Die Aussichten der Konferenz werden dadurch nicht günstiger. Das .ist ein Gesichtspunkt, der anch Deutschland wesentlich angcht, das mit einer klaren Marschroute in die Konferenz hincin- geht, aber von Monat zu Monat sehen muß, wie alle Hoff nungen auf wirkliche Abrüstung mehr und mehr schwinden. Leibe halten kann, so leidet es doch in wirtschaftlicher Hinsicht außerordentlich und nicht weniger unter der politischen Un sicherheit. Rußland andererseits büßte seine kürzeste Ver bindung zum Westen ein, die wichtige Eisenbahnverbindung Odessa-Kischineff längs des Dnjester ist stittgelegt. > ' Aus den Erklärungen, die Molotoff in Moskau und Ghika in Bukarest unlängst abgaben, geht hervor, daß beide Regie-; rungen die Nnhalibarkeit dieses Zustandes cingeschcn haben und zu Verständignngsverhcmdlungen bereit sind. Diese dürften noch vor Schluß des Januar bcgiimcn, wenn anch über den Platz, an den: sie vor sich gehen sollen, noch nichts bestimmt ist. Kurze Zeit wurde Augora genauut, doch scheint es, daß die rumänische Regierung Paris den Vorzug geben würde, Wohl weil es sich dort bei»: Austa»chc» bestimmter Fragen an Ort und Stelle gleich den nötigen Nat und ge gebenenfalls Weisungen cinholen könnte. Die Russen dürften einen neutralen Ort, wie z. B. Riga, aus leicht verständliche» Gründen lieber sehen. Wie steht es mm aber nur den Auspcylen ocr Verhandlungen? Werden sic zu einem greifbaren Erfolge führen? In der rumänische:: Hauptstadt zweifelt man nicht, daß ein solcher erreicht werden wird. De» beiden Ländern nahestehende Staaten, die Türkei für die Russen, Frankreich und Polen sür Rumänien, haben das Gelände in vorbe reitenden Besprechungen erkundet und geebnet. Wie verlautet, soll der künftige russisch-rumänische Vertrag sich eng an die in Aussicht genommenen Abkommen der Sowjets mit Frank reich und Polen anschließen, immerhin bleiben einige die beiden Staaten allein angehende Fragen einer Sonderregelung Vorbehalten. Zu diesen Fragen rechnet natürlich in erster Linie Bessarabien, dessen Anerkennung als rumänisches Gebiet Bukarest vor allem durchzusctzen versuchen wird. Sollte es gelingen, für die Russen eine Formel zu finden, die einer solchen Anerkennung gleich käme, dann würde der zu schlie ßende Nichtangriffspakt Wohl noch in der Weise erweitert werden, daß auch die wirtschaftlichen und diplomatischen Be ziehungen neu geordnet werden könnten. Geringere Schwierigkeit dürfte die weitere rumänische Forderung auf Unterlassung kommunistischer Propaganda be reiten. Wce sic cs gegenüber der Türkei seiner Zeit getan und kürzlich erst auch Bulgarien gegenüber angcboten haben, werden die Russen alle in dieser Hinsicht geforderten Ver sprechungen bereitwillig geben. Um es dann der Zukunft zu überlassen, wie weit sie ihre Zusagen zu halten gedenken. Besondere Berücksichtigung verdient noch die -Haltung der Kleinen Entente gegenüber den bevorstehenden Ver handlungen. Sic, die sonst in außenpolitischen.Frage.nZchr eng zusammen,znhalten Pflegt, war in diesem Falle zu keinem ge meinsame» Vorgehen zn bewegen. Die Belange der Tschecho- Slowakei, Rumäniens nnd Südslawiens laufen ja auch iu der Tat, was das Verhältnis zn Rußland angeht, zu sehr aus einander. Die betreffenden Regierungen sind denn auch über- cingekommen, sich gegenseitig völlig freie Hand zu lassen, hin sichtlich des Ganges der Besprechungen aber einander auf dein Laufenden zu halten. Dagegen hat Polen, obwohl cs nicht zur Kleinen En tente gehört, das aber zu Rumänien auf Grnud seines Mi litärbündnisses sehr enge Beziehungen unterhält, auch das Verhältnis seines Bundesgenossen zu dem gcmeiusamen Nach barn im Oste» seit langem zu bessern gestrebt, den: gegenüber die Belange beider Staaten ja auch im großen ganzen parallel laufen. Ans seine Anregungen ist Wohl in erster Linie der Plan eines russisch-rumänische» Nichtangriffspakts znrüctzn- führcn. Mnß ihn: doch mehr als jede::: anderen Staat daran gelegen sein, die ständige Gefahrenquelle im Südasien, die das gespannte Verhältnis zwischen Bukarest uud Moskau darstcllt, nach Möglichkeit zu beseitigen. Ob seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, ob man über die leidige bessarabische Frage in der Tat zu einer Verständigung ge langen kann, wird schon die nächste Zeit lehren. Die herrische Riviera im Kernen Osten. Alle Nationen der Welt amüsieren sich in Kiautschau. — <8n Modcbad, das deutschen Soldaten seine Entstehung verdankt. — Japanische Kinder exerzieren am Jltishügel. , Von Franz Schömbach. Wenn die eroberungslustigen Japaner ihre Drohung, die chinesischen Häsen zu besetzen, in die Tat umsetzen, wird es mal wieder um dcu idyllischen Frieden des beliebtesten Bade- strandcs im Reiche der Mitte geschehen sein. Sind doch immerhin schon einige Jahre vergangen, seit Tsingtau, die „Riviera des Fernen Ostens", von: Kricgslärm verschont ge blieben ist. Wie die Japaner berichten, hat sich nämlich jenes Gebiet aus einen: waffenstarrenoen Platz, der zu den größten und wichtigsten Befestigungen der Welt gehörte, zu einem der lieblichsten Stätten an der chinesischen Küste entwickelt. r Man muß es den Japanern hoch anrechnen, daß sie un umwunden zugeben, wen: die „Riviera des Fcrnen Ostens" ihre Kultivierung verdankt. Nämlich niemand anders als dcu — Deutschen! „Das Reich, das irr: Jahre 1898 Kiautschau auf 99 Jahre pachtete, Hal die Stadt erbeut", so sagen die Gelben in sachlicher^ aber uneingeschränkter Anerkennung.
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