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habe die Periönüchkeit des Reichspräsidenten in den Streit der Meinungen gezerrt, und menn Hindenburg heute ver stimmt sei, so wende sich seine Verstimmung nicht gegen die Rechtsparteien, sondern gegen die Urheber dieses Spiels. Wenn man den Dingen auf den Grund gehe, so babe die Aktion Brünings nur das eine Ziel gehabt das Ansehen seiner Negierung zu festigen. Noch hätten Hugenberg und Hitler das Ziel nicht er reicht. Aber einmal werde der Tag der Abrechnung kom men, der für die anderen fürchterlich sein werde. Bei dieser Abrechnung werde auch die Landwirtschaft ein Wort milzu- redcn haben. Vic AUlte sei zerschlage». Henle gebe cs nur ein Entweder-Oder! Die bevorstehenden Preußenwahlen böten die erste Ge legenheit, vor aller Welt die Sinnesänderung des deutschen Volkes zum Ausdruck zu bringe». Die Wahlen zum Preu- ßischen Landtag würden spätestens am 8. Mai statlfmde». Der Ausgang der Prcußenwahlcn werde und müsse so sein, das; das deutsche Volk am Morgen des 9. Mai mit neuer Zuversicht einer besseren Zukunft cnigegenblicken könne. Briand rieht sich zuriilt Paris, 16. Januar. Vie Agentur havas glaubt zu wissen, das; Briand wahr scheinlich heute Paris verlasse» und sich ans seinen Landsitz Lochercl zurückziehen wird. Reichskanzler Dr. Brüning hat Briand zu seinem Aus scheiden aus dem Außenministerium ein Telegramm gesandt, in dem er der Zusammenarbeit während des letzten Jahres gedachte und die besten Wünsche für die vollkommene Wie derherstellung der Arbeitskraft Briands übermittelte. Briand erwiderte die Wünsche des Reichskanzlers in einem freundlicki gehaltenen AntworttAegramm. Weitei-e Vreiöfenkungen. Nach Mitteilungen des Verbandes der Frachtspcditeurc sind bisher lOprozentige Preissenkungen in Berlin, Leip zig, Chemnitz und Mainz vorgenommen worden. Im Wup pertal beträgt die Preissenkung 20 Prozent, in Landsberg a. W. Prozent. In Magdeburg werden Preisrichtlinien nicht mehr ausgestellt. Die Kleinvcrkaufspreise für Brenn spiritus sind um 10 Prozent gesenkt worden. Auch die Ver bandstoff-Fabrikanten haben ihre Listenpreise durchweg um 10 Prozent herabgesetzt. Aus rund 70 Städten liegen dem Preiskommissar neue Meldungen über die Senkung der Strom- und Gaspreise vor, di« teilweise über 10 Prozent hinausgehen, meist aber darunter bleiben. <8lne Kundgebung an die internationale Abrüstungskonferenz. Berlin. .Zur Vorbcrcittmg der AbrüsiuugSlousereu; bal sich in Tcmscbland ein C b r e u a u ö s ch u s; für die o e u I s ch c k u » d g c b u u g ; u r A b r ii st u » gük o u s c renz gebildei. Diesem Ausschau gebären Personen aller Parteien an. Er erlas» folgenden Aufruf, zu dessen Nmcr Zeichnung er alle denlsche» Männer und Frauen anssorderl: „Dir nnlerzcjchnetcn Männer und Frauen TcMsclsinnds fordern von der inlernalionalen Abriislnngc-lonserenz, das, sie sosorl nnd ol>ne Hägern den Verpflichtungen nachloinmt, die hinsichtlich der Verminderungen der nationalen Rüstungen ein gegangen worden sind. Damit würden gleichzeitig die Envar Inngen nnd Hvsfmmgc» der Welt auf eine friedliche Enttvicl- Inng der Erfüllung nttbcrgrbrnchl werden. Die ehemaligen Alliierten haben im Vertrag von Versailles ihr Wort verpfändet, dasi die Abrüstung bestimmter Nationen nur die Einleitung einer allgemeinen Entwafsiwng sein sollte. Tic Labung des Völkerbundes sichert die allgemeine Abrü slnng zu. Die Natioueu sind iu feierlicher Form übereinge komme», dasi drohende Kvnslille des Völkcrlcbens nicht durch Krieg eutschicdeu, sondern aus friedlichem Wege bcigelcgl Iver deu müssen. LchUcsilich ist durch den gelloggpnll der Krieg gc nället worden. Ohne Hweisel muh der nächste Lä>ritl eine durchgreifende Herabsetzung der Rüstungen sein. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle Arten und Gnttmigc» der Rüstungen gleichmässig herangezogen werden. Der Friede kann nnr durch ciue allgemeine Abrüstung wirksam gesichert werden. Der Krieg wird vermieden, wenn die Regierungen der Voller es nur wolle». Die Regierungen werde» wolle», we»» die Völler sie daz» zwinge»." Russiilhes Kriegsmaterial beschlagnahmt Budapest, 16. Januar. Der „Pester Lloyd" meldet aus Bukarest, daß die rumänische hafenbehördc in Lonstanza Kenntnis davon erhielt, daß der in den Hasen cingelauscne schwedische Dampfer „Ertan" Kanonen, Blaffen und Muni- tion an Lord habe, die für Sowjetrußland bestimmt seien. Das Schiss konnte den Hafen zwar nngehindcrl verlassen, wurde aber auf offener See von zwei rumänischen Kriegs schiffen angchallen und durchsucht. Die kriegsgeräle wurden beschlagnahmt. Der Kapitän des Dampfers erklärte, das; die Munition aus den Skodawerken in Pilsen stamme und in Hamburg eingeschifft worden sei. Kleiner Welt-Spiegel Der Schlesische Sejm wählte de» Wojwodschaftsrat. Die Deutsche Wnhlgememschnft brnchte wieder mir eine» ihrer Kandi- dnten durch, mid zwnr den Tnrnowitzcr Bürgermeister Michlitz, der der deutsche» Minderheit ungehört. Die Untersuchung der im Ottakringer Arbeiterheim beschlag nahmte» Glasballons ergab, daß die Ballons mit Kaliumchlorat gefüllt sind. Bei den gleichfalls in großer Zahl beschlagnahmten kleinere» Flasche» handelt es sich um Paraffin- und Petroleum- Brandbombe». Der tschechoslowakische Minilterrat hat den Entwurf einer Re gierungsvorlage genehmigt, durch die der Fmcmzmniistcr zu Kre- ditaperationen bis zur hohe von einer Milliarde Kronen ermäch tigt wird. Das ägyptische Kabinett genehmigte den Entwurf einer Nil- talspcrre bei dem Berg Auli südlich von Khartum. Das Werk wird ungefähr -1500 WO Pfund Sterling kosten. In Montevideo hat die Kammer die Regierung ermächtigt, die Amortisierung der auswärtigen Schulden Uruguays aus- zuscßen. Nach einer Meldung aus Mexiko hat der mexikanische Kon greß die Verlängerung des Moratoriums der mexikanischen Außen- schuld bis zum 1. Januar 1934 ratifiziert. Das Moratorium lief ursprünglich am 7. Juli 1932 ab. F r a ii G andhi, die kürzlich verhaftet wurde, ist zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt worden. Die Lage noch nicht reif? Keynes fordert zunächst Vertagung der Lausanner Konferenz London, 16 Januar In der liberal«» Wochcnz«itschrifl „New Statesman and Nation" tritt der bekannt« Wirtschaftssachverständige Keynes erneut dafür ein, daß die britische Regierung sich offen für die völlig« Streichung der Reparation-;- und der Kriegsschulden und für die Vertagung der Lausanner Koii- sercuz um sechs Mouate erkläre. Kelmes schreibt: Au den Staatsmännern der Welt ist es fetzt, di« Fragen zu behan deln, für di« sie Sachverständnis haben sollten. Ich bin sicher, daß das britische Volk mit einer seltenen Kraft und Einmütigkeit wünfcht, daß die Regierung offen und mit Entschlossenheit für die völlige Streichung der Reparationen und der Kriegsschulden eintritt. Das Land wünscht, daß der Premierminister sich an die Seite Italiens stellt und den Aufruf Brünings unterstützt. Dies sollte unsere „erklärte" Politik sein. Diese Politik braucht aber nicht unvereinbar zu sein mit der Rücksichtnahme auf die diplomatischen Schwierigkeiten und auf de» verschiedenen Grad der Ent wicklung, den die öffentliche Meinung der verschiedenen Länder erreicht hat." Deshalb wäre es. so nieinl Keynes, im Interesse einer vereinbarten Regelung für Vcntschland der Mühe wert, sein Einverständnis zu erklären, „bescheidene und vernünsstgc" Summen zn bezahlen, wenn klargcmacht wird, das; dadurch eine Regelung möglich wird. Rach Ansicht von Keynes müßte eine solche endgültige Regelung im Laufe des Jahres erfol gen, doch glaubt er, daß die Läge noch nicht reif ist, um eine solche Regelung bereits fehl in Lausanne zu erzielen. Besonders könne man angesichts der unmittelbar bevor- stehenden Wahle» in Frankreich und in Preußen sicher sein, daß die Staatsmänner weder des einen noch des anderen Landes heute die Zugeständnisse machen können, die sie viel leicht innerlich als weise erkennen, und zu denen sie in einigen Monaten imstande sein dürften. Ueberdies schreite die öffentliche Meinung der ganzen Welt mit Siebenmeilem stiefeln vorwärts. Aber sie sei nicht überall gleichsclmcll var- wärtsgekommcn. Die Zeit nnd der Druck der Ereignisse lei steten noch gute Arbeit und sollten noch nicht unterbrochen werden. Dazu komme, daß eine kurze Vertagung der Kon ferenz außerordentlich leicht sei Gemäß dem Hoover-Mora torium sei Deutschland am 18 Juli d Is. zur Wiederauf nahme seiner Zahlungen verpflichtet. Aber die Kriegsschul denzahlungen an Amerika begännen nicht vor dem 15. De zember. Somit sei es möglich, das Deutschland gewährte Moratorium nm fünf Monate zu verlängern. Die Beschlüsse, die in Lausanne zu fassen sind, könnten deshalb die folgende Form annehmen: 1. Lin Versprechen der Alliierten, Deutschland noch in diesem Jahre einen präzisen und endgültigen Vorschlag für die endgültige Festsetzung seiner Verpflichtungen zu machen, zugleich mit irgendwelchen weiteren Zugeständnissen, die sie anbieten können, um Deutschland seine Aufgabe leichter und schmackhafter zu machen und um der Kriegsatmosphäre mit einem Händedruck nnd einem aufrichtigen Freundschaftsan gebot ein Ende zu bereiten. 2. Eine Vereinbarung, die Entwicklung der Wirtschafts krise während weiterer sechs Monate zu beobachten, bevor dieses Angebot gemacht wird. 3. Im Hinblick auf diese Ziele eine Verlängerung des Moratoriums Deutschlands bis zum 15. Dezember und ->>»- Vertagung der Konferenz um sechs Monate. Erst kurzes Tributmorawrium — danach Endlöfung. Emglmwo Ailsict» über Lnistamic. London. Enlgegen Gerüchlen hüll das englische Kabinett daran scsi, daß die Lausanner Konsercn; planmässig am 25. Fannar beginnen soll, vorausgeseht, daß Frankreich zn die sein sicttpnnli daran teilnchmen kann. Atan hossi in London znversichilich, daß das iicne sranzösischc Kabinett im Lause der nächsten Woche sein Vcrirancnsvolnm von der -Kammer er hallen wird, so daß dann dem Erscheinen der srauzösischcn Verlreler in Lansamie nichls mehr im Wege slehl. Außenminister S i m o n imd der Schatzkanzler Neville Chamberlain werden, so verlanlel au zuständiger Sielle, bestimm, nach Lausanne sahren. während die Teilnahme des Handclsmiuistcrs R n n e i m a n augesichls der voraussicht liche» Veränderuugeu des Programmes der kousereuz und im Hinblick "aus die große Belastung, die die Vorbcreimugen sür die neue Haudelspolilik mil sich bringe», zweiselhasl ge worde» ist. Tie Vvrbereil»»ge» der englische» Regierung zur Kcmfc renz stützen sich, wie bestäligl wird, nuf den sogenannte» City Plan, der vvrsiehl, das; die Konscrenz zunächst ei» kurzes T r i b u l m v r n l o r i u m sür Tculschlaiid beschliesst, so dnst auch über den l. Juli 1932 hinaus keinerlei Bnrgeldlribule ge zahl! werden, und dnst n n ch A blnus einiger M onnl e die kvnsere n z e r n e n l z » s n m m enlrill, um siel» d au u einem P la u z n r endgültigen Lö s u n g znzi, wenden. Atan hossi, ans dieser Gimndlage schon vor dem H» snmmenirstt der Konferenz eine Einigung zwischen England, Frankreich. Ilnlicn nnd Tenischland z»stnndez»bri»ge», wofür die Anzeichen günstig beuricili werden. Aber, so bemerk „E v e n i » g News", keine der drei Glänbigcrmächic wolle Tenlschlaud von seinen Verpflichtungen besreien, lediglich um ihm die Möglichkeit einer erhöhten in dustricllcn konlurrenzkrast zn geben. Tie englische ojsiziclle Ansicht sei, sagt „Manchester Guardian", daß ein lan ges Moratorium nicht zn empschleu sei. Ein zweijähriges Moratorium sei ungünstiger als ein einjähriges. „Lausanne wird wenig bringen" Zu dem Mussolini zugeschriebenen Artikel des Popolo o' Italia bemerkt der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph, Mussolinis Aufruf an Amerika sei von einer amtlichen Londoner Stelle als „sehr «indrucksvoll" bezeichnet morden. Die britische Regierung habe sich noch nicht dankt abge- funden, daß die schwierigen, aber dringlichen Probleme durch Ueberweisuuq an Sachvcrsländigenausschüsse auf die lange Bank geschoben würden, obwohl die Lausanner Konferenz wahrscheinlich diese Politik wählen werde. Infolgedessen dürfte die britische Regierung die eindrucksvollen Darle gungen Mussolinis begrüßen, aber sie sei skeptisch Hinsicht- lich der Anregung, eine Art europäischen Schnldnerbln^ gegenüber Amerika zu bilden. Frankreich sperrt sich Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph glaubt zu wisse«, daß der französische Ministerpräsident La- val gewissen ausländischen Botschaftern in Paris zu ver- stehen gegeben habe, Frankreich werde an der Lausanner Konferenz nur teilnekrmrn, wenn es eine vorherige Ver ständigung mit Großbritannien und Deutschland erreicht habe. FrancoiS'Voncet unterrichtet Briining Der französische Botschafter Francois-Poncet ist von Ikner Pariser Reise wieder nach Berlin znrückgekchrt. Der Botschafter hat unmittelbar nach seiner Ankunft dem Reichs kanzler einen Besuch abgcstaltet, bei dem die mil den, Re- paralionsproblem und der bevorstehenden Konferenz zu sammenhängenden Fragen besprochen wurden. ,,, Auch Ver„TenW"glaubt an eiliamerlkanischesNachgeben Paris. Tcr „T e m P s" solgerl aus dc» lchic» Erklä- rimgc» Hoovers, baß Amerika sich ci»cr europäischen Fmiiaiive hmsichstich einer vorläufige» Lös»»g der pesamie» Schulde» frage »ich, verschließe» würbe. Alan sehe wohl ein, so sagt das Blau, baß bie Washmgioiier Regierung vor sei, Wahle» eine cmbssiilstae Lösung bicser Frage »ich, vornehme» kö»»e. Deshalb ist bie Forderung eines kurzen allgemeinen Hak- lnngsansschnbes, der eine späicre endgülstge Lösung vorbe reilcn könne, nm so bcrechliglcr. Belgien und Frankreich „Hand in Hand" in Lansnmrc. Brüssel. Tcr Pariser korresponbcm des Blattes „La Nalion Beige" bestäligl, daß die belgische Regierung j» London nnd Paris habe wissen lassen, sie Halle an dem Wei lcrbcstehcn der Tribule scsi nnd werbe zusammen mil Frank reich in Lausanne au bicsem gemciusamcu SlaudpnuN sesl halleu. Beibc Siaaleu würden aus der Konferenz Hand in Hand gehen. v. Rcurnlh beim englische» Anstcunttnistcr. Loiidv». Ter denlschc Bolschaslcr besuchle am Tcnmers- lagabe»d den englischen Außenminister, mil dem er die Tri bulsrage nnd die Vorbereilnngen sür die Lausanner Konferenz besprach. Tcr englische Außenminister mtterrichlelc de» Bol schasler über die jüngsten Slrömungc», die sich im englische» Kabi»ctt zugunsten einer kurzfristigen Verlängcrmig des Tri- bulmoraloriums durch die Lansaimcr koufcrcnz bemerkbar machen, durch die der Weg zu einer endgülligcn Regelung der Reparastonsfragc offen bleiben soll. ZeutWand gegen Verschiebung der Konserenr Zu den Gerüchten und Erörterungen in der inler- nationalen Presse über eine Verschiebung der Konferenz von Lausanne wird in unterrichteten Berliner Kreisen mir allem Nachdruck darauf hingewiesen, daß der Standpunkt der deutschen Regierung sich in dieser Frage in keiner Weis« geändert hat. Es könne nur immer wieder betont werden, daß angesichts der im Baseler Giitachtc» sestgcstclllcii „Gc fahr im Verzüge" eine Verschiebung der konscrenz nicht stattfinden darf, und der angekündigle Termin unbedingt cingehallcn werden muß Für europäischen Wirtschastrsriede« Die Reichsregierung zum Bericht der Wirtschaftssach verständigen. Genf, 16. Januar. Die mmmehr vom Völkcrbundssekretariat veröffent lichte Stellungnahme der deutschen Regierung zu dem am 29. August 1931 erstatteten Bericht des Unterausschusses der wirtschaftlichen Sachverständigen der europäischen Studien kommission hat folgenden Wortlaut: Die deutsche Negierung hält de» Grundgedanken des Berichts des Unterausschusses der wirtschaftlichen Sachver ständigen der Europäischen Studien-Kommission vom 2S. August 1931 für zutreffend, wonach das Endziel einer wirt schaftlichen, europäischen Zusammenarbeit die Bildung eines einheitlichen europäischen Marktes sein sollte. Dieses Ziel kann nicht mit einem Schlage erreicht werden, sondern es sind, wie der Bericht ausführt, schrittweise Vereinbarungen notwendig, die keine Spitze gegen außereuropäische Staaten haben dürfen und zu denen der Beitritt jedem Staate offen- stehen muß. Nichtig ist auch, daß die Zerstückelung Europas zu einer großen Zahl wirtschaftlicher Einheiten und die Vielheit der Zolltarife zur Vermehrung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten beigetragen haben, und daß die Erschwe rung des Warenumlaufs mit ihren ungünstigen Rückwir kungen auf die Kapitalbewegung das wirtschaftliche Gleich gewicht in bedenklicher Weise gestört hat. Die deutsche Regierung glaubt jedoch, darauf Hinweisen zu müssen, daß in den wenigen Monaten seit der Abfassung des Berichts verschiedene europäische Staaten autonome Maßnahmen auf dem Gebiete der Zölle und Linfuhrkontin- gentierung oder auf dem Wege der Deoisengesehgebung durchgeführt haben, die eine systematische Behinderung des Warenaustausches darstellen und das strikte Gegenteil dessen sind, was der Bericht empfiehlt, wenn er als Ziel euro päischer Zusammenarbeit die Bildung eines einheitliche» europäischen Markles bezeichnet. lAnmerkung: Seit Mitte 1931 haben 23 Staaten auf dem Gebiet der Devisenbewirtschaftung, 7 Staaten auf dem der Einfuhrkontingentierung Maßnahmen getroffen. 5 Staa ten habe» Einfuhrverbote erlassen, 18 Staaten haben wich tige Zollerhöhungen vorgenommen. Eine Anzahl weiterer Staars» plant gleiche oder ähnliche Hemmnisse der Einfuhr.) Wird diese Entwicklung nicht aufgehalten, so werde» weiter die bestehenden Spannungen verstärkt, nach dem Kriege mühsam wicdcrangeknüpfte Handelsbeziehungen zer rissen und die Grundlagen des Vertrauens zerstört, atzf denen allein die wirtschaftliche Zusammenarbeit Europas aufgebaut werde» kann. Die deutsche Regierung wünscht lebhaft, daß trotz aller bestehende» Schwierigkeiten der Versuch gemacht wird, Ver einbarungen über ein« europäische wirtschaftliche Solidarität zu treffe», und zwar i» eugstem Zusammenhang« mit der Regelung der schwebenden internationalen finanziellen Fra ge», die bei der heutigen Lage der Ding« nicht mehr von den wirtschaftlichen Fragen zu trennen sind. Die besonders schwierige Lage Deutschlands macht es hierbei dringend er forderlich, schleunigst zu handel», wie der Baseler Bericht der Finanzsachvcrstä»dige» vom 18. August 1931, die auf Emp fehlung der Londoner Koufereuz 1931 zusammeizgetreten sind, bereits betont hat.