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Tageblatt für die knlhäll die auUlichcn Bckaiiiilniachuiigcn sür den Stadlrat, das Amtsgcrichl, das Hauplzotlaml Pad Schandau und das Fiuanzaml Sebnitz. — Bankkonto: Stadtbank Bad Schandau Nr. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. Fernspr.: Bad Schandau Nr. 22. - Drahlauschrist: Elbzeilung Bad Schandau. Erscheint tätlich uachmillags Uhr init Nusnahine der Sonn- und Fcicrlage. Bezugspreis tin RM.j halbmonailich ins Haus gebracht I NM., sür Selbst abholer 90 Psg. — Eiiizelnuninicr ll> bzw. 15 Psg. — Bei Produktions- vcrleuerunqcn, Erhöhungen der Löhne und Matcrialicnprcisc behalten lvir uns das Recht der Nachsordcrung vor. Sächsische Schwei-» Tageszeitung sür die Landgcineinden Nllcndors, Kleingictzhübel, Kleinhcnncrs- dors, Krippen, Lichtenhain, Mitlclndors, Ostran, Porschdors, Postcltvitz, Prossen, Rathmannsdorf, Rcinhardlsdvrs, Schmilka, Scliöna, Wallersdorf, Wendischsähre, sowie sür das GesanUgebicl der Sächsischen Schwei;. Druck uud Verlag: Sächsische Elbzeitung Lllnia Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Waller Hieke. Anzeigenpreis <in lliM.): Die 7gespaltenc :i5 nun breiie Pclihcile 2l> Psg., sür auswärtige Anstraggcbcr 25 Psg., ^5 nun breite Ncklaiuczcile Psg. Tabel larischer Say nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Nnjeigenannahmc sür in und ausländische Leitungen. Siänüiae Mockenbeilaaen* "Unterhaltung und Wissen", „Das Llnterhaltungsblatt", Leben im Bild" E)ie ^-rau und ihre Welt", Illustrierte (Sonntagsbeilage: ..7^ - ' ' Nichterscheinen einzelner Nnniincru infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bczugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Nr. 22? Bad Schandau, Freitag, den 22. November 1931k IS. Jahrgang Ergebnis der Woche Was uns droht. Kr. Kr. In dein Augenblick, wo mir den Mut verlie ren, könmen wir als Deutsche, als deutsche Staatsbürger Mosen yehM' «m als wer weih was für neue Zu gehörige irgendeiner unbestimmten Staatskorporation wie beraufzuwachen. So ging es den Saarländern im Jahre KIS. Als Deutscl-e gingen sie schlafen und sind aufgewacht «ls Bürger eines Slaatsgebildes, das bis heute noch nie mand definieren kann. Der Völkerbund wacht darüber, baß auch sie in der Zeit des Selbstbestimmungsrechtes der Völker sich als das erklären dürfen, was sie sind. Nur dürfen sie es zur Zeit nicht. Seltsame Blüten treibt diese Zeit der großen Worte, hinter denen nichts steckt als der krasse Egoismus der Gemalt, die um so boshafter auftritt, ie mehr sie sich hinter schönen Allüren zu verstecken sucht. Wenn wir Deutschen Zusammenbrüchen, was würde die Welt erlebenl Wie würden unsere bis an die Zähne be waffneten Nachbarn über uns herfallen, sich da und dort »in Stück aneignen angeblich als Pfand ihrer Forderungen, tz> wie seinerzeit das Saargebiet angeblich als Pfand losge- lost wurde und noch ist, obwohl die Gruben in Nordfrank reich, für die es das Pfand bilden sollte, schon seit fast -ehn Jahren wicdcrhergestellt sind. Wir könnten sehen, wie wir uns nochmals als Deutsche zusammenfinden könnten. Neber uns alle käme aber ein himmelblaues Wunderdach eines Völkerbundes, der nicht tun darf und kann, was Rech tens ist, sondern was andere Herrschaften wollen. Noch kämpfen wir den Kampf um unser nacktes Dasein. Und wir werden diesen Kampf siegreich durchfechten, wenn wir nicht den Mut verlieren. Das Ergebnis der Beratungen Les Wirtschaftsbeirates, das die Negierung uns zur Kennt nis gegeben hat, enthält einen schönen Strauß von allen Blumen, die uns nächstens noch blühen werden. Nicht zur Vreude. Ganz gewiß nicht. Aber wir müssen auch durch Lies dornige Gestrüpp hindurch, wenn wir endlich einmal wieder auf sicheren Pfad kommen wollen. Zahlungsunfähig. Nicht von uns allein hängt es ab, was in der nächsten Zeit mit uns geschehen wird. Wir könnten ja den ganzen Krempel hinwerfen und sagen: zunächst denken wir nur an uns selbst! — Das kann aber noch immer geschehen, und es geschieht viel vorteilhafter für uns, wenn alle an deren Möglichkeiten, mit unseren Gläubigern ins reine zu kommen, erschöpft sind, nußlos erschöpft durch eigene Hals starrigkeit des einen oder anderen Siegers von 1918, die uns und der ganzen Welt mit ihrem Unsinn von Versailles Lie eingebrockte Suppe ungerichtet haben. Wenn nicht alles trügt, wird der Sonderausschuß der BIZ. die Zahlung s- un fähig keit Deutschlands feststellen. Nach den formalen Bestimmungen darf er aber keinerlei Vorschläge machen, um die ungeschützten Jahreszahlungcn zu annul lieren. Wenn Deutschland aber gar nichts zahlen kann, so kann es auch die ungeschützten Zahlungen nicht leisten. Ob nun irgendein Gremium das versteht oder nicht. Und so werden wir dann dort sein, wo wir heute schon angelangt find: nämlich bei der Tatsache, daß wir keine Tribut- zahlungen leisten können. Nicht jetzt und nicht in ab sehbarer Zeit. Soweit wir sehen können, richten sich auch »ie anderen schon darauf ein, und es käme nur darauf an, wie nach Aufhören des Noung-Planes die Weltwirtschaft sich einrenken soll Sehr bezeichnend ist es, dass Frankreich statt seines glätteren Moreau jetzt Prof. Nist in den Son derausschuß delegiert hat. Einen Formelkrümer son- Lergleichen. Dieser soll offenbar dem vernünftigen Realpo litiker der Belgier, Francaui, Paroli bieten, der schon einen iehr großzügigen Plan ausgearbeitet hat, gar nickt «ur Freude der Franzosen. Da» Abrüstungstheater. Hier gibt es keine Eile mit Weile mehr. Das heißt: im Grunde können wir warten, da wir ganz genau wissen, -ah wir nichts mehr zahlen können. Aber die anderen Können nicht warten. Denn sie müssen sich darauf «inrich- H;n, daß sie nichts mehr erhalten, nämlich Milliarden, wo- Pir sie keine Gegenleistung auszuführen hatten. Deshalb ziauoen wir, den andern, besonders den Franzosen, ist «s eiliger als uns, denn bedenklich klopft die Krise auch bei ihnen an. Nur die Kriegs- und Rüstungsindustrie arbeitet bei ihnen noch voll, alles andc-re sinkt allmählich auch ab. - Lie Rüstungsindustrie ist aber sehr interessiert an dem Er gebnis der Abrüstungskonferenz im Februar. „Gott erhalte uns die brave Rüstung", werden Frankreichs wirkliche Machthaber beten. Es ist gar nicht so ausgeschlossen, daß die schöne private Konferenz für die Abrüstung, die soeben in Paris zusanmiengetreten ist, gerade von jenen — aller dings hintenherum — arrangiert wird, die keine Abrüstung wollen, wenigstens keine französische. Denn die Entschlie ßung, zu der sich alle Teilnehmer schon im vorhinaus ver oberungsmarsch abzuhalten. Trotz Völkerbundspäkt, trotz Kellogg-Pakt schlagen sich tausende und aber tausende Menschen blutig und zu Tode. Die einen, um ihrem Volke neues Land und neue Absatzgebiete zu erwerben, die an dern, um ihr Vaterland, ihr Volk, ihre Existenz zu ver teidigen. Schlachten werden geschlagen — aber das alles oarf noch nicht Krieg genannt werden, weil beide Parteien doch den Krieg in Acht und Bann erklärt und versprochen haben, sich friedlich auseinanderzusetzen, ehe sie aufeinander losschlagen. Was der Völkerbund bedeutet, das sage» die Schatten in den Augenhöhlen der gefallenen Chinesen, das sagt das Stöhnen der Verwundeten, die von jenen Kano nen dahingerafft wurden, die es nach der berühmten Rede Briands nicht mehr geben dürfte. Aber es gibt noch Ka- fionen, und wer welche hat, der geht damit los gegen jene, die keine haben oder nur weniger. Das sehen wir in der Mandschurei. Und das spricht für die deutsche Forderung: Abrüsten, dann Sicherheit! pflichten muffen, enthält versteckt altes, was Frank reichs These ebenfalls verlangt: Vor allem, daß es erst Sicherheit geoen müsse, d. h., wie die Dinge liegen: eigene Rüstung, dann ließe sich darüber reden, wieweit die Nü-. stungen eingeschränkt werden können. Was bedeuten würde, daß Frankreich niemals abrüsten würde, oder daß es die anderen Staaten in sein« eigene Rüstung einbeziehen würde Was die französischen Arrangeur« mit dieser privaten Kon- erenz wollen, ist offensichtlich die Absicht: der Welt den ;uten Willen Frankreichs zu demonstrieren, um dann um o fester seinen Nüstungspanzer zu behalten. Krieg, der keiner sein soll. Grotesk in diesem heuchlerischen Getue der Großnatio nen wirken doch die Vorgänge in der Mandschurei. Er: wäre komisch, wenn wir nicht wüßten, daß jeden Tag Hun derte Menschen ihr Leben lassen müssen, weil der Völker bund keine Möalickkeit bat. die Javaner von ibrem Er- Absage der nationalsozialistischen Parteileitung an die hessischen Phantasten Der hessische GauMer der NSDAP erklärte, es sei ganz ausgeschlossen, daß bei diesen Haus suchungen irgendwelche wesentlich belastenden Dokumente gesunden werden könnten. Dr. Schäfer wurde erst bei den letzten Landtagswahlen zum Abgeordneten gewählt, legte aber einige Tage darauf sowohl seinen Posten als Kreis leiter wie auch sein Landtagsmandat nieder. Nach Angabe seiner einstigen Parteigenossen soll er seinen Schritt offen bar aus Verärgerung darüber getan haben, daß er seine bei der NSDAP, erstrebte Laufbahn zerschlagen sah. Äbg. Hauptmann a. D. Göring erklärte, daß, wenn dieses fragliche Schriftstück tatsächlich existiere, es nur die Privatarbeit eines Mitgliedes darstellen könne. Dr. Schäfer sei vor wenigen Wochen von der So zialdemokratie §u den Nationalsozialisten gestoßen, scheinbar also in der Absicht, hier Material zu fabrizieren. Die Par teileitung stehe rückhaltlos zu der beschworenen Legalität, und in diesem Sinne seien auch bisher Verhandlungen be züglich einer Regierungsbildung in Hessen unterhalten worden. Neue Legalitätserklärung Hitlers Neichskagsabgeordneler Göring hat im Auftrage Hillers dem Reichsinncnministcr eine Erklärung über mittelt, in der es heißt: Die Reichsleikung steht »ach wie vor auf ihrem oft genug zum Ausdruck gebrachten und 1»«- schworenen Standpunkt strengster Legalität. Sic wird die Vorgänge in Hessen untersuchen und gegen jeden, der nicht die Weisung der Legalität befolgt hat, rücksichtslos Vor gehen und ihn aus der Partei ausschließen. Mir eilige Leser. " Der Berliner Polizeipräsident hat den „A a t i o n al- s oz i a l i st i s ch c n Pa r l a m cn t s d i e n st" mit sofortiger Wirkung 'bis zum 21. Februar 1932 verboten. Das Per bot erfolgte wegen einer unter der Ucberschrift „Noch immer Ansnahmcbcstimmungcn gegen die NSDAP." veröffentlichten Kleinen Anfrage des Abg. Kube. " Die Gaulcitung der NSDAP. Weimar teilt mit: Wie wir zuverlässig erfahren, hat der Direktor des Rcichslandbun- des v. Shbel am 20. November seinen Ucbertritt znr NSDAP, erklärt. Auch der Direktor des Mecklenburgischen Landbundcs Dr. Wend h auscn , M. d. R., und Landwirt Sieber, M. d. N., beide führende Mitglieder der Neichs- tagssraktion der Landvolkpartei, sind zur StSDAP. übergc- treten. " Am Donnerstag ist in Berlin von einer deutschen Ab ordnung, bestehend aus Vertretern des Rcichsarbcitsministe- riums, des Reichsfinanzministerinms und des Auswärtigen Amtes und einer litauischen Abordnung ein Abkommen über Fragen der Sozialversicherung im Mem clgc biet para phiert worden. Die weiteren Verhandlungen über dieses Ab kommen werden im Nahmen der allgemeinen Verhandlungen mit der Republik Litauen erfolgen. " Der ehemalige König von Spanien Alphons hat nach einer Meldung aus Paris am Donnerstag Fontaine bleau verlassen, um sich zu einem dreitägigen Aufenthalt nach München zu begeben. Der australische Gencralgonverncur hat den Rück tritt des Kabinetts und die Auflösung des Nepräsentantenhau ses genehmigt. Die Neuwahlen für das Parlament nnd die Hälfte des Senats werden am 19. Dezember stattsiuden. Schäkers Vernehmung abgeschlossen Leipzig, 27. November. Die Vernehmung Dr. Schäfers vor der Neichsanwalt- lchaft dauerte den ganzen gestrigen Tag über an und wurde in den späten Abendstunden abgeschlossen. Dr. Schäfer ist vom Oberreichsanwalt darauf entlassen worden. Ueber etwaige Maßnahmen, die sich aus der Vernehmung ergeben. Wieder Haussuchung in Darmstadt Am Donnerstag wurde die polizeiliche Aktion mit einer neuerlichen Durchsuchung des Braunen Hauses in Darmstadt fortgesetzt. Ueber das Ergebnis ist noch nichts bekannt. SberreiüMlMolt Dr. Werner erklärte der TU., daß das Vorgehen der Darmstadter Polizei nicht aus seine Veranlassung hin geschehen sei. Er habe am Mittwoch auf Einladung des preußischen Innenministers in Berlin eine Unterredung gehabt, bei der ihm das Schriftstück vorgelegt wurde, in dem der Versuch des Hochverrats er blickt werde. Er, der Oberreichsanwalt, habe dem preußi schen Innenminister raten lassen, seine Ablicht, die Presse in großem Ausmaße zu unterrichten, zunächst nicht auszu-, führen, weil die Untersuchung empfindlich gestört werden könnte, wenn wirklich der Tatbestand des Hochverrats vor läge. Ob das der Fall sei, müsse »och geklärt werden. So weit das Schriftstück Bests als Slühe zur Feststellung des Tatbestandes in Betracht komme, handele es sich offenbar uni Maßnahme», die sich gegen eine auf Grund der jetzt gelten den Verfassung im Amte befindliche Regierung nicht richteten. Vielmehr sei vorausgesetzt, daß eine solche legale verfassungs mäßige Regierung gestürzt und dnrch die Herrschaft der „Kommune" erseht sei. Diese ungesetzliche „Kommuneherr- schafl" sei dann abgelöst dnrch die Nationalsozialisten, nnd erst dann sollen die Maßnahmen zur Wiederherstellung von Ordnung, Ruhe und Sicherheit in Kraft gesetzt nnd durchge- führt werden. In der weiteren Erklärung des Obcrreichsanwalts wird gesagt, daß Dr. Schäfer auf noch nicht geklärte Weise von Darmstadt nach Frankfurt a. M. gebracht nnd dem dortigen Polizeipräsidenten übergeben worden sei, der für Vorfälle in Darmstadt nicht zuständig wäre. Von Frankfurt a. M sei Dr. Schäfer nach Berlin ins preußische Innenministerium und von dort nach Leipzig zum Oberreichsanwalt gebracht worden. Es verlautet, daß Assessor Dr. Best nicht mehr auszusin- den sei. Er sei in Urlaub gegangen, ohne sich von seinem Vorgesetzten zu verabschieden. Bon preußischer Sette wird mitgeteilt, daß das inkriminierte Material zuerst den preußischen Polizeibehörden bekanntgeworden sei. Das preußische Innenministerium habe keinen Zweifel an der Echtheit des vorgefundenen Dokuments. Es sei davon über zeugt, daß das Schriftstück von leitenden Persönlichkeiten oer NSDAP, stamme. Der in dem Dokument enthaltene Passus über den Wegfall Ker bisherigen Inhaber der Staatsgewalt beweise, daß die Voraussetzung, es ' »handele sich um ein hochverräterisches Unternehmen, zweifelsfrei ge klärt sei. Bei Gefahr und Verdacht eines hochverräterischen Unternehmens sei es aber die Pflicht der Polizei, sofort alles zu tun, um di« Angelegenheit aufzuklär«n.