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Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Walter Hieke. Verantwortlich: Waller Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspalicne 35 mm brciic Pctitzcile 20 Pfg., siir auswärtige Austraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamezcile 80 Pfg. Tabel larischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. ^)täridiae Mockenbeilaaen* „Unterhaltung und Wissen", „Das Unterhaltungelblatt", „Das Leben im Nild" ^runvigr Die z-rau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: Lrvvn INI onv Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Vezugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Dad Schandau, Freitag, -en 19. Juni 4SS1 Nr. 444 7S. Jahrgang UlM dkl MW über MWM Lise Die Unmöglichkeit der Tributsinanzierung. Von Or. Richard von Kühlmann, Staatssekretär des Auswärtigen a. T. Zu keinen Zeiten hat eine Krise derartige Ausmaße an genommen wie. die gegenwärtige Wirlschaftsoeprcsnvn, unter der alle Völker, große wie kleine, leiden. Begreiflicherweise konnte der Sturm, der über die ganze Welt fegte, nicht alle Staaten gleichmäßig treffen. Einige wurden in ihren Grund festen erschüttert, andere weniger in Mitleidenschaft gezogen, da sie sich günstigerer wirtschaftlicher Verhältnisse erfreuten und über in Jahrhunderten anaesammelte Rücklagen ver fügten. Unter alle» von der Krise betroffenen Ländern hat Deutschland, wie ohne weiteres einleuchtet, eine besonders schwere Last zu schleppen, und Reichskanzler Brüning steht daher vor einer ungewöhnlich schwierigen Aufgabe. Der ösfcntlichen Meinung des Auslandes ist dies indessen noch mcht mit hinreichender Deutlichkeit klar geworden. Vor kurzem meldete eine Kabelnachricht, daß Staats sekretär Mellon 800 Millionen Dollars kurzfristige Anleihe zur Zeichnung aufgelegt habe. Das Ergebnis war außer ordentlich günstig, denn der genannte Betrag wurde siebenfach überzeichnet. Zuverlässige Nachrichten aus Washington geben den Fehlbetrag des Staatshaushalts für das am 1. Juli endende Rechnungsjahr mit rund einer Milliarde Dollar an, »voraus erhellt, daß auch das reichste Land der Erde erstaun lich empfindlich gegen wirtschaftliche Rückschläge ist. Man darf nicht vergessen, daß der Haushalt der Vereinigten Staaten keine Ausgaben für Sozialversicherung oder Ar- deitslosenuntcrstützung kennt. Der riesige Fehlbetrag ist dem nach entstanden, ohne daß ein einziger Dollar für soziale Zivecke ausgcgcben wurde. Aü eine Erhöhung der Steuern zum Stopfe» des Loches hat niemand gedacht, cs wnrde aus- Micßlich durch die Ausgabe vvn kurzfristigen Schatzwechseln gefüllt. Diese müssen im Lause des konnneudcu Jahres aus einem gegebenenfalls sich einstcllcndcn Aufschwung gedeckt werden. Großbritannien, das zahlreiche Arbeitslose zählt, aber auch über erhebliche Summen für soziale Unterstützungen verfügt, muß für das laufende Jahr mit einem Fehlbetrag rechnen, der, wenn er auch weit uuter dem der Vereinigten Staaten bleibt, doch beträchtlich genug sein dürfte. Abgesehen von der in Aussicht genommenen Steuer auf den Grundbesitz, die in naher Zukunft noch keine Erträge liefern dürfte, will man das Loch durch eine Erhöhung der kurzfristigen Ver bindlichkeiten schließen. Deutschland sicht sich einem Gcsamtfehlbctrag gegenüber, der mit rund 880 Millionen weniger als ein Viertel des der Vereinigten Staaten ausmacht, von dem aber die Hälfte für die Schuldentilgung vvrgemcrkt ist. Man muß indes bedenken, daß wir den größten Teil des Jahres hindurch für etwa füuf Millionen Arbeitslose zn sorgen hatten und unsere sozialen Einrichtungen sür die ganze Welt vorbild lich sind. Deutschlands Lage ist besonders schwierig angesichts der Unmöglichkeit, lang- oder kurzfristige Staatsanleihe» z» be geben, da sich für diese weder im In- noch im Auslände Käufer finden lassen. Es ist daher, um seinen Staatshaushalt auszuglcichcn, — zum vierten Male innerhalb eines Jahres — zur Anziehung der Steuerschraube und zur strengste» Ansgabcnbeschränkung ge»ötigt. Es muß diese äußerste» Maß- nahmc» i» ei»er Weltwirtschaftskrise a»we»de», während keins der viel reicheren Länder an Aehnlichcs auch nur gedacht hat. Die Inflation in Verbindnng mit dem Druck der Tri- bnte machten cs den: deutschen Geldmärkte unmöglich, der Neichskasse Alt Hilfe zn kommen. Krieg, Revolution und In flation haben nicht weniger als 200 Milliarden Mark deut sches Kapital vernichtet. Erst nach vielen Jahren werden wir uns von diesem fürchterlichen Schlage erholen könne». Unsere aus den Tributvcrpflichtungcn sich ergebenden Verbindlich keiten bilden die zweite, vielleicht die wichtigste Ursache für Deutschlands wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Versuch, aus Deutschlands geschwächtem Wirtschaftskörper während einer Weltkrise nicht weniger als zwei Milliarden Goldmark jährlich heranszupressen, muß letzte» Endes fehlschlagen. Reichskanzler Brüning vermag deutsche Staatsanleihen nicht unterzubringen, gleichwohl muß er unter allen Umständen einen Fehlbetrag im Haushalt vermeiden. Die unausbleibliche Folge ist die Anziehung der Steuerschraube bis zur äußersten Grenze des Möglichen. Es liegt auf der Hand, daß ein derart hoher Steuerdruck bei dem Volke auf heftigen Widerstand stößt. Wollten die Ver einigten Staaten oder Großbritannien den Versuch machen, die riesigen Fehlbeträge dieses fürchterlichen Jahres dnrch Plötzliche Einführung höherer Stenern zu decken, so wäre ein an Revolution grenzender Eutrüstuugssturm die Folge. Nur ein Mann mit der Beharrlichkeit und den eisernen Nerven Brünings kann mit scheinbarer Ruhe einem derartigen Sturm trotze». Ma» braucht nicht über die Gabe des „Zweiten Gesichts" zn verfügen, nm eiuznsehen, daß der Weg, dem Brünings Ka binett heute folgt, au gefährlichen Klippen vorbeiführt. Man sollte ganz besonders im Auslande ferner nicht außer acht lasse», vaß ct»c crnftc Krife tn dem cincn Lande auch ans die anderen vernichtende Folgen haben muß. Sobald die übrigen Staaten und die Finanzlcutc der Welt die Grundursachen von Deutsch lands Schwierigkeiten erst einmal erkannt haben, mögen sie vielleicht noch ein Heilmittel finden. Dies könnte nur darin bestehen, daß für eine beträchtliche Zeit die Haushaltsausgabe für die Schuldentilgung ans etwa eine Milliarde Mark bc- fchränkt wird, zugleich muß ein Weg mindestens für die un verzügliche Einschränkung der Tribntzahlungcn gefunden werden. J^n Krilemcitcn verdient allein schon der gute Wille dankbärc, herzliche Zustimmung. Wenn jedoch ein derartiges Verständnis zn internationalem Zusammenschluß und Zu sammenwirken führt, so könnten die Völker der Welt dnrch dauerhafte Baude aneinander gefesselt werden. Unleugbar bildete die Einladung »ach Chcquers einen ausrichtig ge- »uürdigten Akt iutcrnationalcr Höflichkeit. Vom Standpunkt t-^cr Völker wäre es zu begrüßen, wenn diese Zusammen kunft sich künftig als ein Mittel erwiese, die Bannerträger der Kultur zu freundschaftlicher, ehrlicher Zusammenarbeit zu briugim, um so die Menschheit vvn dein schlimmsten AL^ zu befreien. Der Kampf geht weiter! Eine Erklärung der Deutschen Dolküpartel Berlin, 19. Juni. Unter dem Vorsitz des Parteiführers Dingeldey befaßte sich eine Besprechung von Vertretern einer Reihe von Wahl kreisverbänden der DVP. mit den Motiven, aus denen her- lus die Reichstagsfraktion den ursprünglich gefaßten Be schluß auf Einberufung des Reichstages am Montag än- »erte. Vor allem sollte eine Klarstellung über die Abma- hungen des Parteiführers mit dem Reichskanzler erfolgen. In der Oeffentlichkeit waren nämlich Gerüchte verbreitet, »aß einzelne Gruppen bzw. einzclye Abgeordnete aus der Fraktionsentscheidung vom Montag Konsequenzen zu zie- »en gewillt seien. Diese Behauptungen werden von par ieioffiziöser Seite als unrichtig bezeichnet. Im übrigen kam in der Besprechung nach einem Bericht »es Parteiführers Dr. Dingeldey eine Entschließung ein- Ammig zur Annahme, in der darauf hingewiesen wird, daß nit der Ablehnung der Reichstagseinberufung die politische 5nlscheldung nur verschoben sei, daß der Kampf aber wei- ergehe. Im Ziel sei die Partei völlig einig. Dieses Ziel ei in den bindenden Abmachungen des Parteiführers mit »em Reichskanzler unzweideutig vorgezeichnet. Sie seien )ie Voraussetzung für die veränderte Stellungnahme der keichskagsfraktion gewesen und müßten in kürzester Frist »urchgeführl werden. Die teure Krise Berlin, 19. Juni. Auf einer Funktioüärtagung der Christlichen Gcwerk- lchaften Berlins sprach Reichsarbeitsminister Dr. Steger wald über den Kampf um die Notverordnung. Vor Erlaß der Notverordnung konnte die Reichsregicrung keine klare Sprache darüber fübren.^da sonst eine Panillt.immuna und restlose Zerschlagung der Kredite eingetreten wäre. Die aus ländischen Kreditgeber hätten nach oem Beschluß der Deut schen Volkspartei, daß der Reichstag einzuberufen sei, in kur zer Zeit rund eine Milliarde Reichsmark an Devisen abge zogen. Daraus seien Kreditkündigungen in Höhe von 2^ vis 3 Milliarden Reichsmark erfolgt. Der notwendige Deckung»- kredit, der mit den Banken schon vereinbart war. habe in Ge fahr gestanden, weil die Banken erklärten, nicht mehr im stande zu sein, den in Aussicht gestellten Betrag aufzutrel- ben. Angesichts dieser Gefahren habe die Neichsreaierung auf ihrem Gesetzgebungswcrk bestehen müßen und die Ein berufung des Reichstages oder des Haushaltsausfchusses als gleichbedeutend mit ihrem Rücktritt erklären müssen, denn der gegenwärtige Reichstag sei zwar fähig, die Notverord nung und damit den ausgeglichenen Etat zu beseitigen, aber nicht fähig, an Stelle der Notverordnung etwas Besseres zu setzen. Die von der Reichsregicrung geforderten Opfer seien hart, aber Staat und Wirtschaft Deutschlands seien schwer krank und keine Regierung käme um ein hartes Ein greifen herum. Durchgreifend könne die Notverordnung kaum geändert werden. Der Minister hoffe und erwarte aber, daß die Stunde miederkommen werde, wo aus festem Boden in Staat und Wirtschaft weitergekämpft werden könne. Keine Einladung zu einer Reichsresorm- konferenz München, 19. Juni. Pressenachrichte» kündigte» an, daß Reichskanzler Dr. Brüning die Ministerpräsidenten der Länder für die erste Juliwoche zu einer Besprechung über einen Reichsreform- gesetzentwurf eingeladen habe: Eine solche Einladung ist, wie wir zuverlässig erfahren, nicht erfolgt; sie wird auch nicht erfolgen. Alle Nachrichten der letzten Tage van einer bevorstehenden Neichsrcform sind nach Erkundigungen ar» maßgebender Stelle falsch. Immer wieder Panzerschiffe Flottendebatte in der französischen Kammer Paris, 19. Juni. In der Generalaussprache der französischen Kammer über den Gesetzentwurf betreffend das zwischen dem 10. April 1981 und 10. April 1932 in Angrifs zu nehmende Flottenbauprogramm drehte es sich hauptsächlich um den Bau des deutschen Panzerschiffes „Deutschland". Das fran zösische Flottenbauprogramm sieht den Bau eines 23 009 Tonnen-Linienschiffes, zweier Kreuzer von zusammen 7500 Tonnen und sechs Küstenwachtschiffen vor. Der erste Red ner, der Abgeordnete Le Caur-Grandmaison, unterstrich die Notwendigkeit, daß Frankreich ein Linienschiff bauen müsse, das dem neuen Panzerschiff Deutschlands überlegen sei. Lin 23 999-Tonnen-Schifs werde zwar, noch ehe sein Bau vollendet sei, überholt sein. Trotzdem werde er dafür stimmen. In Genf sollte die Regierung die Begrenzung der Höchsttonnage der einzelnen Einheiten zu erreichen suchen, andernfalls müßte Frankreich die stärkstzulässigen Schiffs bauen. Der sozialistische Abgeordnete Auguste Reynaud mies darauf hin, daß man ein finanzielles Opfer von 1099 Mil lionen Francs verlange, um sechs Monate nach Beginn der großen Abrüstungskonferenz ein neues Schiff bauen zu können. Der sozialistische Abgeordnete Herriot bezeichnete es als beunruhigend, daß Deutschland mit 19 009 Tonnen einen Panzerkreuzer baue, der seinem Erfindergeist zur Ehre gereiche, den man nicht einholen könne und dei stärker bestückt sei als größere Schiffe. Deutschland bringe ein neues Element in das Programm der Abrüstung. Die Frage, ob es nötig sei, ein 23 999-Tonnen-Schiff zu bauen, um einen vorteilhaften Ausgleich gegenüber einem deut schen 19 999-Tonnen-üreuzer zu schaffen, vermochte Her riot nicht zu beantworten. Die Kammer hat mit 391 gegen 196 Stimmen einen ,ozialistischen Antrag, die Beratung über das Flottenbau programm 1931/32 bis nach der allgemeinen Abrüstungskon ferenz zu vertagen, abgelchnt und die Gesamtvorlage mit 410 gegen 168 Stimmen angenommen. In der Zeil vom 1. April 1931 bis 31. März 1932 werden somit auf Kiel ge legt werden ein Linienschiff und zwei Kreuzer zweiter Klasse, für deren Bau 599 Millionen Francs bewilligt worden sind. Für eilige Leser. * Die belgische Ka m in c r hat die Vectra u ens - t a g e sord n n » g für die n e » e Negierung mit 05 gegen 77 Stimmen bei 5 Enthaltnngcn a n g c n o in in e n. " Mellon hatte am 18. Juni mit Macdonald nnd Henderson eine einstnndigc Unterredung, an der auch Montague N o r m a n beiwohnte. Obwohl man versichert, das; sie einen inoffiziellen Charakter gehabt hat, glaubt man allgemein, das; die Reparationen, die Kriegsschuld und die all gemeine finanzielle Lage besprochen worden seien.