Volltext Seite (XML)
s I r I. I l! I c c Sächsische ElbzeLtung Sächsische Schweiz Nich.crsch-inc» ciuzclucr Ruuuucr» iusvlgc höhcrcr Gewalt, Streik, Aussperrung, Bct'icbsstörimg bcrcch.ig, nicht zur Bczugsprciöliirzuug oder zu», Anspruch auf Licfcruug der Zeitung Baü Scksndsu, Vl6nbt3g. den 27. Januar 1931 72. ^skrgsng Nr. 22 Mmhe sn Genf Reichstag wird, gleichmäßigen Preis- larischcr Sah nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme sür in- und ausländische Zeitungen Troß der bedauerlichen parteipolitischen Zerrissenheit ist das deutsche Volk zurzeit durch die Verhältnisse zu einer Notgemeinschaft zusammengeschlossen, die es erforderlich macht, gemeinsam der Schwierigkeiten Herr zu werden, oder gemeinsam zugrunde zu gehen. Die schönsten Die Pariser Presse sieht in der Entscheidung des Völ kerbundrates in der Oberschlesienfrage eine Verurtei- man in Deutschland wieder mit dem Pfennig rechnet und mit dem Pfennig geizt, muß nicht nur im Ausland be kannt, sondern muß dort auch fühlbar werden Solange wir uns in unserer heutigen schwierigen Lage befinden, kann es uns niemand verargen, wenn wir auf Waren d«s Auslandes verzichten, die wir uns im Wohlstand leisten konnten. Dort sollten wir nicht nur mit dem Pfennig, sondern mehr noch mit der Mark rechnen Wenn diese Ucberzcugung Gemeingut des deutschen Volkes wird, dann ist der Zeitpunkt bestimmt erreicht, wo es wieder vorwärts- gcht Für eMge Leser. * Das argentinische Schnlschifs „Presidcnte Sar miento" hat eine R undrcisc dnrch den Atlantischen Ozcan angetretcn. Das Schulschiff wird auch Deutschland be suchen. * Fünfzig jnngc Perser reisen dieser Tage nach Italien ab, wo sie zum Dienst in der neuen persi schen M nrin e ansgebildct werden sollen. Mehrere Schisse der neuen Flotte, die ans italienischen Wersten erbaut werden, nähern sich ihrer Aollcndnng. * Die Arbeitslosenkommission in Washington schätzt die Gesamtzahl der amerikanischen Arbeitslosen auf 4^—5 Millioneu. Diese Schätzung sicht ans einer Zäh lung, die von einer großen Ncrsichcnmgsgescllschast dnrch ihre Agenturen in 16 Großstädten vorgenommen worden ist. Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndors, Ostrau, Porschdors, Postclwitz, Prossen, Naihmannsdors, Rcinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischsährc, ' sowie für das Gcsamlgcbict der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: Walter Hieke Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gcspaltcnc 6", mm breite Pctitzeilc 20 Psg., sür inswärligc Auftraggeber 25 Psg., 85 mm breite Reklamezcilc 80 Psg. Tabcl- Nach dem Genfer Korrespondenten des Daily Tele graph gebührt Henderson das Hauptverdicnst an der vor läufigen Beilegung der oberschlesischen Frage, der deshalb auch von allen Seilen beglückwünscht worden sei. Derselbe Korrespondent schreibt: Es sei stark beachtet worden, daß der italienische Außenminister sich an der Session aktiv betei ligte, und daß die italienische Presse eingehende Berichte veröffentlicht habe. Dies werde hier als ein Zeichen dafür ausgelegt, daß Mussolinis Haltung gegenüber dem Völkerbund sich geändert habe. Nach dem „Daily Herold" bedeutet der Bericht über die Terrorisierung der Deutschen in Oberschlesien eine strenge Verurteilung der polnischen Behörden. Die „Morningpost" meint, der Bericht des Völkerbundes sollte in Deutschland eine Befriedigung Hervorrufen, ohne Polen deshalb zu ver letzen. Die „Times" behandelt das Ergebnis der Tagung in einem Leitaufsatz. Darin wird u. a. gesagt, daß der Kurs, den Dr Curtius zu steuern hatte, besonders schwie rig war. Die Mehrheit der politisch interessierten Deutschen hätte einen „Erfolg" erwartet, andererseits den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund gefordert. Dr. Curtius hätte verstanden, für sein Land eine wertvollere Genug tuung zu gewinnen, als die Niederlage seines polnischen Gegners. Die verschiedenen Maßnahmen der Regierung Brüning sind auf eine Senkung der öffentlichen Ausgaben und der Produktionskosten gerichtet. Sie haben sich vorerst in der Hauptsache in einer Senkung der Löhne und Gehälter ausgewirkt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Re'' von der Negierung Rechenschaft darüber verlangen ob ihre Zusagen der gleichzeitigen und gleichmäßigen Senkung inncgehaltcn morden sind. Seine Andeutungen in Köln, daß es mit der Lohnsenkung allein nicht getan ist, gibt schon einen Anhalt dafür, daß dieses Versprechen nicht er füllt wurde, vielleicht nicht erfüllt werden konnte. Die Preissenkungsaktion der Regierung hat sich somit dahin ausgewirkt, daß der Arbeiter und Angestellte jetzt mehr denn je mit dem Pfennig rechnen muß. Und wo bleibt die Pfen nigrechnung der anderen, wo bleibt sie bis zur letzten Konse quenz bei den Behörden? Genf, 26. Januar. Die zur Eurovakonferenz und der Ratstagung versam melt gewesenen Delegationen und ihre Pressestäbe haben Genf im Laufe des Sonntag sämtlich verlassen. Briand ist in Begleitung seiner Mitarbeiter LLger und Peycelon wieder in Paris eingetroffen. Mit dem gleichen Zuge traf auch der englische Staatssekretär Henderson in Paris ein. Er setzte am Montag seine Reise nach London fort. lung der polnischen Methoden. Selbst ver Temps muß ^ugeben, daß dem polnischen Außenminister nichts anderes übrig geblieben sei, als unter dem Gewicht des von deutscher Seite beigebrachten erdrückenden Mate rials sein Ableugnen aufzugeben. Damit gibt auch der Temps den polnischen Agitatoren, die auf die wohlwollende Beihilfe gewisser polnischer Regierungsstellen rechnen könn ten, unrecht. Was die indirekten Verantwortlichkeiten an- betrifst, so werde der polnischen Negierung aufgegeben. Maßnahmen zum Abbruch der Beziehungen zu ergreifen, die zwischen den Behörden und den eine politische Tätigkeit gegen die nationalen Minderheiten ausübenden Verbänden bestehen Diese Anordnung betreffe vor allem den Verband der schlesischen Aufständischen. Deutschland, so erklärt di« Nöpublique, erlangte die offizielle Anerkennung des Minderheitenschutzabkommens von 1922, einen indirekten Tadel gegen den Wojewoden in Schlesien, eine Desavouie rung des Zusammenwirkens der polnischen Behörden mit dem Verband der polnischen Insurgenten, und überdies be schäftige sich ja der Völkerbund noch weiterhin mit der An gelegenheit. Amerika gegen Abröstungs-Vorsitz London, 27. Januar. Der Washingtoner Times-Korrcspondent meldet: Die Linregung, daß ein amerikanischer Bürger den Vorsitz auf der allgemeinen Abrüstungskonferenz übernehmen solle, ist von der amerikanischen Regierung abgelehnt worden, und diese Haltung findet zweifellos die Unterstützung der öffent lichen Meinung. Auch der Gedanke einer önlerimskonfe- renz unter Beteiligung eines Amerikaners hat keine Billi gung gefunden Staatssekretär Stimson legte dar, daß die Methode „direkter Verhandlung" nach Ansicht der Negierung geeig neter zur Behandlcmg der „wunden Stelle" Europas sei. Die große Wichtigkeit der kommenden Konferenz wird in Washington ebensowenig geleugnet wie die Tatsache, daß die Vereinigten Staaten unvermeidlich eine führende Nolle spie len werden. Aber man ist der Meinung, daß es zu weil gehen würde, wenn die Vereinigten Staaten die leitende Äerantwortlichkeit übernähme» Die Heimattreuen Oberschlesier an Dr. Lurtiuö. Natibvr. Die Vereinigten Verbände Heimattrcucr Ober schlesier haben au den Rcichsaußcmuiuistcr Dr. Curtius fol gendes Telegramm gesandt: „Die Vereinigten Verbände Hcimattrcncr Oberschlcsicr danken Ihnen, Herr Neichsaußcnminister, sür Ihre entschiedene geradlinige und unbeugsame Vertretung der deutschen Mindcr- hcitsintcressen in Genf. Wir danke» Ihnen besonders daiür, daß Sie auf die Unmöglichkeit der jetzt bestehenden ober schlesischen Grenzen und die sich aus dieser ergebenden Politik des Deutschen Reiches und jedes deutschen Reichsaußenmini- sters ausdrücklich hingewiescn haben. In unwandelbarer Hosfnnng aus die Wiedervereinigung Gesamtoberschlcsiens grüßt Sic bei Ihrer Heimkehr namens der Vereinigten Verbände Heimattrcucr Obcrschlcsier Ober bürgermeister K a s ch u y - Ratibor, Vorsitzender." EMM gegen VANgM-Revism? Der britische Schatzkanzler im Kabinett Baldwin, Sir Robert Horne, veröffentlicht in der „Sunday Times" eine bedeutsame Erklärung zur Frage der britischen Kriegs schulden. Er warnt darin vor der Erwartung, daß die Ver einigten Staaten in der unmittelbaren Zukunft bereit sein würden, ihren Schuldnern irgendwelche Konzessionen zu gewähren. Nach Auffassung des genannten Blattes sei die Erklärung Hornes wichtig angesichts der Kampagne, die zu Gunsten der Revision des Poung-Plancs geführt wurde. Es scheine daraus zu folgen, daß Großbritannien keine Ver minderung in den deutschen Reparationszahlungen billigen könne, wenn nicht ein Acqnivalcnt in den britischen Zah lungen an die Vereinigten Staaten geschaffen wird PresienachttängL Die „Oberschlesische Volksstimm e", das maß gebende Organ der oberschlesischen Zentrumspartei, begiüßt das Ergebnis von Genf als einen vorläufigen deutschen Erfolg gegenüber Polen. Als wesentlich bezeichnet das Blatt die Feststellung der offiziellen Verurteilung Polens wegen Verletzung der Genfer Konven tion und die Betonung der Notwendigkeit eines System wechsels in Ostoberschlesien. Damit sei erreicht, daß die Oberschlesienfrage in der Schwebe bleibe und ihre endgültige Erledigung nicht durch bloße Versprechungen der polnischen Regierung, wie bisher, sondern nur durch Taten finden könne. Polen stehe in Zukunft unter dem starken Druck und der Kontrolle des Völkerbundes. Die „Ostdeutsche Morgenpo st" stellt in der Be urteilung des Genfer Ergebnisses mit großer Befriedigung fest, daß durch den Bericht des Rates ein großer Fortschritt erzielt worden ist. Das Blatt ist der Ansicht, daß durch die Feststellungen über den Charakter des Aufständischenverbandes und über die Beziehungen der Behörden zu dieser Organisation die Grundlage für eine Aenderung des Systems in Ostoberfchlesien geschaffen sei, der sich Polen um so weniger werde entziehen können, als es auf Grund der ukrainischen Beschwerden im Mai neue Bloßstellungen in Genf zu erwarten habe. Die „Katta witzer Zeitung" schreibt in ihrem Kommentar über den Ausgang der Genfer Ratstagung n. a., daß die Entscheidung geeignet sei, das Vertrauen der Min derheit zum Völkerbund wiederherzustellen. Der „O b c r s ch l e s i s ch e Kurier" schreibt, die Gen fer Entscheidung werde in allen Kreisen der deutschen Min derheit mit um so größerer Befriedigung ausgenommen werden, als sich zum ersten Male eine minderheitenfreund lichere Tendenz des Völkerbundsrates bemerkbar gemacht habe. Tageblatt für die dl- «MM«,,,, Erschein, täglich ncichuutiags 5 Uhr mit Ausuahme der Sonu- und Fcwrim L "L" - ocncucruttgcu, Erhöhungen der Löhne imd Maicnalicuprcise behalte» wir »ns das Recht der Nachsvrdcrung vor. Ständige Wochenbeilagen: Zu—- L „Vas Leben im Bild Worte vom Sparen und vom Rechnen nützen nichts, wenn sie nicht allgemein beachtet und angewandt werden. Das deutsche Volk muß in seiner Gesamtheit herunter von dem Millionenfimmel, cs muß wieder allgemein mit dem Pfennig rechnen und „muß überlegen, was der Pfennig wert ist". Die Erkenntnis davon, daß das deutsche Volk seit einem Jahrzehnt mehr erleidet als je ein anderes, auch daß cs Unrecht leidet, setzt sich mehr und mehr auch im Aus land durch. Wir dürfen nur nicht durch falschen Schein, vor allem nicht durch falsche Maßnahmen verhindern, daß die Erkenntnis sich überall durchsetzt. Die Ueberzeugung, daß MN dem Mennig rechnen Der Reichskanzler hat in den letzten Tagen mehrere i» oer großen Oeffentlichkeit im allgemeinen stark beachtete Reden gehalten, die dazu bestimmt waren, eine gewisse Ner- vosität und falsche Einstellung zu den gegebenen Tatsachen zu zerstreuen. Einmal sprach er in Chemnitz vor der sächsi schen Unternehmerschaft und wenige Tage spater in einer Kundgebung der christlichen Gewerkschaften in Köln. In Heiden Fällen hat er ziemlich deutlich die Äcfamtlage Deutsch lands vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht gekennzeichnet. Sie ist wahrlich nicht rosig, und mancher Unternehmer und ein großer Kreis von Arbeitern, die durch die Ungunst der Verhältnisse aus dem Produktioiisprozcß hcrausgeschleudert worden sind, beginnen pessimistisch, verbittert und wohl auch ungerecht zu werden. Diesen Stimmungen und Strömungen versuchte der Kanzler cntgegcnzuwirken. Was seine Ausführungen besonders bedeutungsvoll machte, war die Forderung an Reichstag und Parteien, die Dinge klar und sachlich zu sehen. Er hat davon gesprochen, daß der Reichstag mit seinem Wieder zusammentritt Anfang Februar vor gewaltige Entscheidun gen gestellt sein wird. In erster Linie muß nach des Kanz- lers Worten die Grundlage weiterer finanzieller Konsoli dierung in Reich, Ländern und Gemeinden geschaffen wer den. Dabei hat er ein Wort geprägt, das zu beachten gerade unseren Behörden wärmstens anempsohlen werden sollte, nämlich „mit jedem Pfennig, den die öffentliche Hand aus gibt, genau so zu verfahren wie andere Völker, die naä) einem verlorenen Kriege wieder hochgekommen siiw, nämlich sich wieder zu überlegen, was derPfennig wert! st". An diesem Wort sollte niemand, dem die Sorge um den Wiederaufstieg Deutschlands am Herzen liegt, gedankenlos vorübergehen. Es ist leider so, und ost ist es in der Oeffent lichkeit schon gesagt worden, daß gerade unsere Behörden, gleich welcher Art, sich nicht an jene Sparsamkeit gewöhne» können, die einstens die preußische Verwaltung auszeichnete. Heute muß jede Behörde im eigenen Prunkhause sitzen: For derungen der Hygiene und der neuzeitlichen Bauweise wer den vorgeschoben, um solche Bauten zu begründen. Parker Gilbert hat einmal in seinem Bericht über den deutschen Haushalt gerade auf diesen Luxus der deutschen Behörden hingewiesen und erklärt, daß solche äußeren Erscheinungen nicht den Eindruck erweckten, als könne Deutschland die Re parationslasten nicht tragen. Was von den Reichs- und den Staatsbehörden gilt, trifft leider in vielen Fällen auch von den Gemeindebehörden zu. In der Zeit, wo wir den Grund stein hätten legen können für einen Notfonds, haben sich die einzelnen Behörden, haben sich vor allem die Groß- und vielfach auch die Mittelstädte gegenseitig Konkurrenz gemacht in der Durchführung von öffentlichen Bauten und Anlagen, die eigentlich über unsere Kraft gingen. Der Pfennig war nichts, imd die Millionen rollten