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poUlikcke Kunälckau. Deutschland. *Jm Bundesrat gelangten zur An nahme: Der Entwurf einer Bekanntmachung, betr. Anbau von Frühgemüse auf Tabakfeldern, und der Entwurf einer Bekanntmachung, betr. Unfallversicherung von Angehörigen feindlicher Staaten. *Wie verlautet, wird dem Reichstage nach Oftern ein Gesetzentwurf betr. die Kriegs- fchäden in den Schutzgebieten zu gehen. Die Entschädigungen werden ebenso wie die für Ostpreußen bemessen werden. *Das württembergische Kriegs ministerium hat angeordnet, daß sämtliche Hilfsdienstpflichtige, die noch nicht für Kriegs bedarf und Volksernährung tätig sind, unver züglich Arbeit in der Landwirtschaft zu nehmen haben. Wer sich nicht selbst eine Stelle verschafft, wird vom Einberufungsausschuß dazu herangezogen. Österreich-Ungarn. *DaS ungarische Ackerbauministerium hat eine Vorlage über den Ausbau der Wasser st raßen ausgearbeitet. Für diesen Ausbau werden 266 Millionen Kronen ange fordert, darunter 40 Millionen für den Ausbau des Donauverkehrs. Schtveiz. *Jm Nationalrat teilte Bundesrat Hoff - ' mann mit, daß zwei die Friedensbe strebungen betreffende Vorschläge eingereicht worden seien. Der eine verlangt die sofortige Einberufung einer unverbindlichen Friedenskon ferenz durch den Bundesrat, welche von allen , Staaten offiziell zu beschicken wäre. Dieser Vorschlag ist, so erklärte Bundesrat Hoffmann, undiskutierbar. Heute den Kriegführenden zu- zumuten, an einer unverbindlichen Friedens konferenz sich zu beteiligen, ist ganz unmöglich. Ein zweiter Vorschlag ersucht den Bundesrat dring lich, alle möglichen Schritte zu tun, damit eine Konferenz neutraler Staaten oder einzelne Re gierungen einmal den Kriegführenden ihre guten Dienste zur Vermittlung anbieten, und ferner Schritte zu tun zur Einberufung einer all gemeinen Staatenkonferenz zur Beratung einer internationalen Rechtsordnung zur Erledigung der allgemeinen territorialen, wirtschaftlichen und völkerrechtlichen Streitfragen. Auch diese Re solution, so gut der Zweck ist, dem sie dienen will, geht übers Ziel hinaus und ist ein un geeignetes Mittel zur Erreichung des gewollten Zweckes. Unter den neutralen Staaten besteht gar keine Geneigtheit, eine solche Konferenz zu beschicken. Ferner ist die Aufstellung eines eigentlichen Friedensprogramms ohne Zuziehung Ler Kriegführenden eine unmögliche Aufgabe. Diese Zuziehung ist aber unmöglich. Wenig stens auf der einen Seite besteht gar keine Ge neigtheit, eine solche Konferenz zu beschicken. * Wie die Blätter berichten, erkennt England nunmehr den im englisch-schweizerischen Handels vertrag ausgestellten Grundsatz der Meist begünstigung an und räumt der Einfuhr der Schweiz die gleichen Erleichterungen ein, wie sie den französischen und italienischen Er zeugnissen bewilligt werden. Spanien. * Durch Königlichen Erlaß ist über alle Provinzen des Königreiches die Diktatur verhängt worden. Diese Maßregel hat sich offenbar als notwendig herausgestellt, weil die Arbeiterunruhen einen immer bedrohlicheren Um fang annehmen. Türkei. *Die Kammer hat auf dringlichem Wege einen außerordentlichen Marine kredit für den Bau von sechs Torpedoboots zerstörern bewilligt. Griechenland. * Die von den Vierverbandsmächten seit längerer Zeit über Griechenland verhängte Blockade soll in den nächsten Tagen auf gehoben werden. Die Opfer dieser unver antwortlichen Blockade macht diese Aushebung nicht mehr lebendig. Ein neues Denkmal eng lischer Greuel wird sich dauernd erheben. Wie groß die Zahl der Opfer ist, steht noch nicht fest. Tatsache aber ist, daß durch Englands menschenunwürdige Maßnahmen große Hungersnot, besonders unter der ärmeren Bevölkerung herrscht. Von unä fern. Landtagsabgeordneter Jmbusch ge fallen. Der Landtagsabgeordnete für Aachen- Land, Gewerkschaftssekretär Hermann Jmbusch, ist, wie jetzt festgestellt wurde, am 7. Dezember 1914 bei einem Sturmangriff auf dem östlichen Kriegsschauplatz gefallen. Bisher hatte man geglaubt, Jmbusch sei in Gefangenschaft geraten. Der Verstorbene, der dem Zentrum angehörte, war, bevor er Sekretär des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands wurde, auf Biermarken. Die ersten Biermarken sind in Dresden im Tucherbräu eingeführt worden. Jeder männliche Gast erhält dort beim Betreten des Lokals zwei aus Papier gefertigte Marken für 2 Gläser Tucherbräu, während die Damen 2 Marken für zwei kleinere Gläser oder Schnitte erhalten. Wenn die Gäste ihre Marken ver ausgabt haben, erhalten sie kein weiteres Bier. 12 Mark für ein Gänsekücken. In verschiedenen Dörfern der Umgegend von Magdeburg wurden kürzlich zwei bis drei Tage alte Gänsekücken mit je 12 Mark bezahlt. Was werden wohl dann im nächsten Winter die Gänse in den Großstädten kosten? Haft für Steuervergehen. Eine Kaiser liche Verordnung führt für Österreich die Hast- strafe bei Steuervergehen ein. Tur äeut leben front Verkürzung im Metten. mehreren Zechen im Ruhrkohlenrevier als Berg mann tätig gewesen. Schliestung der landwirtschaftlichen Schulen Sachsens. Das sächsische Ministerium des Innern hat, einem Wunsche der landwirt schaftlichen Kreise entsprechend, angeordnet, daß während des Sommerhalbjahres alle landwirt schaftlichen Schulen Sachsens zu schließen seien. Eiserne Abendmahlskelche. Die Biele felder altkatholische Kirchengemeinde hat be schlossen, ihren wertvollen Abendmahlskelch der Goldankaufsstelle zu übermitteln und an dessen Stelle einen eisernen während der Kriegszeit zu benutzen. Künstliche Milch in England. Seit Monaten leidet England, vor allem London, unter einem empfindlichen Milchmängel. Jetzt hat sich dort ein Chemiker ein Verfahren zur Herstellung künstlicher Milch patentieren lassen. Er stellt aus Erdnüssen, Soyabohnen, Zucker, Wasser und Mineralsalzen einen Milchersatz her, und dieser soll sich eindicken, trocknen und sogar zur Käsebereitung verwenden lassen. Neue Brotbeschränkung in Holland. Im Haager ,Staatscourant' kündigt der Acker bauminister an, daß vom 2. April ab die bisher zugestandenen Brotrationen verringert werden, und zwar werden die bisher für eine Woche gültigen Brotkarten neun Tage reichen müssen. Als Grund hierfür gibt der Minister das Zu-- rückhalten der holländischen Getreideschiffe in Halifax und anderen englischen Häfen an, sowie die verzögerte Abfahrt anderer Schiffe von Amerika, da England bisher noch keine Ent scheidung getroffen hat, ob die Schiffe Halifax zur Untersuchung anlaufen können. Ausnutzung bulgarischer Felder. Der Vertreter des deutschen landwirtschaftlichen Ver eins hat, einer Meldung aus Sofia zufolge, von der bulgarischen Regierung die Erlaubnis erhalten, in Bulgarien unbebaute Felder anzu kaufen, um auf ihnen Musterwirtschaften zu schaffen. Er hat solche Felder bisher in den Gebieten von Thrazien, Mazedonien und an der Morava erworben. Demnächst sollen ihm auch Felder im eigentlichen Bulgarien überlassen werden. Nach zehn Jahren wieder flott ge worden. Ein englisches Blatt berichtet, daß es einer von Vancouver ausgezogenen Expe dition gelungen ist, den deutschen Dampfer „Sesostris", der vor zehn Jahren an der Küste von Guatemala strandete, wieder flott zu be kommen. Beulenpest in Indien. Im Monat Fe bruar hat die Beulenpest in Englisch-Indien sich in bedenklichem Maße verbreitet. Sämtliche Truppen sollen daher aus Indien nach Ägypten gebracht werden. Die Zahl der erkrankten Europäer soll größer sein als bisher, weil es an Ärzten fehlt, so daß die Kranken längere Zeit sich selbst überlassen sind. k)anäel unä Verkehr. Beschränkung des Eil- und Frachtstück- gutverkchrs. Mit Rücksicht auf die bevorstehende Inanspruchnahme des Wagenparks für die durch den Frost verzögerten Kartoffel- und SaatguttranSV orn werden bis auf weiteres auf den preußischen Bahnen zur Beförderung als Eil- und Frachtstückgut nur angenommen: Lebens-, Futter- und Düngemittel, leere Emballagen, Saatgut, lebende Pflanzen, laud- wirtschaftliche Maschinen und Geräte, Bücher uns Zeitschriften, Ausfuhrgut, U-Boot-Material, Militiä- gut und Privatgut für die Milttärverwauung bzw. für die Kriegsrüstung. Sonstige Güter sind nur in ganz besonders dringlichen Fällen mit Genehmigung der Eisenbahndirektion Berlin zulässig. GeriebtsbaUe. Berlin. Der Handelsfrau Bonis aus West- preutzen waren acht Enten von einem Abnehmer wieder zur Verfügung gestellt, weil sie schon etwas bedenklich aussahen. Um sie möglichst vorteilhaft zu verwerten, machte sie sich nach Berlin auf den Weg und bot hier die Enten zum Verkaufe aus. Bei der Fleischknappheil sammelte sich auch sofort eine Schaar Kauflustiger um diesen weiblichen Außenseiter, die in aller Seelenruhe für das Stück 20 Mark verlangte. Ein zufällig vorüberkommender Beamter der Marti- Polizei, der durch den sehr verdächtigen „Geruch," der Enten angelockt war, machte ihr aber einen Strich durch die Rechnung, indem er zur Beschlag nahme schritt. Der Polizeitierarzt konnte von den acht Enten nur vier freigeben, die allerdings auch schon stark angestoßen, aber doch noch genießbar waren. Die vier anderen waren gänzlich ungenieß bar, waren ganz grün und verbreiteten einen fürchterlichen Gestank. — Das Gericht verurteilte die geschäftstüchtige Frau zu drei Wochen Gefängnis. Oppeln. Ein seltener Fall von KriegSwuchcr stand vor der hiesigen Strafkammer unter Anklage. Der Apothekenverwalter V. hatte Branntwein, den er vorgeblich zur Bereitung von Arzneimitteln brauchte, zu Trinkzwecken verkauft und rund 2000 Mark daran verdient, indem er für das Liter, das ihn nur 5 Mark gekostet hatte, 8—10 Mark forderte. Die Strafkammer verurteilte ihn zu 1000 Mark Geldstrafe. GememnülLiges. Gegen Ratte» bewähren sich Meerschweinchen recht gut, da sie durch ihren penetranten Geruch die Ratten vertreiben. Auch den Ziegcnbockgcruch können die Ratten nicht vertragen und meiden die Ställe, in denen Ziegenböcke gehalten werden. Ausgetrocknete Holzgefätze wasserdicht zu machen. Man legt die ausgetrockneten Gefäße mit einer Lage Stroh aus, bringt einen Stein darauf und füllt Wasser darüber. Wenn auch das Wasser abfließt, ist doch ein Nachfüllen desselben nicht nötig, da das feuchte Stroh das Aufquellen des Gefäßes sehr er seine Tochter auch liebte, sein Ansehen, feinen Einfluß in der Gesellschaft, nahm er sich vor, würde er unter keinen Umständen ihrem Glücke opfern. „Es wird der Trotz dem größeren Trotze weichen," sagte er, düster und unheilsvoll vor sich hinblickend. „Wir haben Rücksicht auf die Gesellschaft zu nehmen und alle Ursache, einen Familien skandal zu vermeiden I" meinte die Kommerzien- rätin bedächtig. „Die Gesellschaft!" lachte er ingrimmig. „Ich beherrsche sie mit meinem Gelds und meinem Einfluß, aber ich fürchte sie!" „Dr. Faller muß entsagen, er muß Hedwig steigeben und er wird es, so wie ich ihn kenne, wenn du ihm die Unmöglichkeit schonend vor stellst, daß er Hedwigs Hand erhalte." Dem Kommerzienrat schien das nicht' einzu leuchten. „In der Familie ist der gerade Weg der beste," meinte er unwirsch. „Nicht immer," widersprach ihm die Kom- merzienrätin lebhaft. „Der Vorsichtige gewinnt auch in solchen Dingen erst Zeit, um alles zu gewinnen." „Du sollst recht behalten," gab der eigen sinnige Mann nach. „Ich werde mich zu mäßigen suchen; er wird entsagen, denn er muß es; dieser Skandal ist mir äußerst fatal, denn < ich bin in ihn zu sehr verwickelt. Ich habe zu viele Feinde, und nach Schopenhauer ist die ft Schadenfreude die größte der Freuden. Ich habe fo das niederdrückende Gefühl, als würden die Leute mit den Fingern auf mich deuten. Es ist wohl wahr, ich habe den Doktor prote giert, er gefiel mir; er hat Einfluß nach unten, ich nach oben; ihn an mich ketten, war mein Plan, denn wir hätten uns zu meinem Vorteil ergänzt. Sein Einfluß ist mit diesen: Wisch vernichtet," — er zerknitterte das Wahl flugblatt wütend in seiner Hand — „für mich hat der Mensch ohne Einfluß aber leinen Wert." Dies harte und egoistische Urteil über einen Mann, der noch vor wenigen Tagen der gern gesehene Gast ihres Hauses war, schien der Kommerzienrätin denn doch ungerecht. Sie be handelte und betrachtete die Angelegenheit mehr von einem ethischen Standpunkte, sie schreckte mehr der Sohn des Defraudanten und Selbst mörders als der in seinem Einfluß brachgelegte Mann ab. „Glaubst du in der Tat," fragte sie daher ihren Mann, ,,daß seine Beliebtheit bei den Leuten durch diesen Angriff schwindet, ich nicht!" „Ich kenne die Menschen, es wird ihm schaden," entgegnete der Kommerzienrat be stimmten Tones. „So sicher auch seine Wahl stand, jetzt fällt sie um. Es ist gar keine Mög lichkeit, daß er durchdringt. Der moralischen Niederlage wird die Wahlniederlage folgen, darauf gebe ich dir mein Wort. Die kleinen Leute sehen heutzutage auf Ehre; Titel und Namen fallen weniger ins Gewicht." „Aber er kann am Ende doch nichts für die Schuld seines Vaters," meinte die Kom merzienrätin. „Seine persönliche Ehre kann doch hier nicht getroffen sein, denn feine Vergangen heit ist rein und makellos!" Der Kommerzienrat zuckte bedeutungsvoll mit den Achseln, dann erhob er sich und sagte mit Nachdruck: „Zu der Vergangenheit eines Menschen zählt auch seine Geburt!" Der Diener trat ein und meldete den Fabrik direktor Doktor Faller. „Ich lasse euch allein," sagte die Kommerzien rätin und entfernte sich rasch. Auf einen Wink des Hausherrn verließ der Diener das Gemach und meldete dem Doktor, daß ihn der Herr Kommerzienrat erwarte. 14. Herr Doktor Faller sah abgespannt und an gegriffen aus. Die großen Aufregungen der letzten Tage und die Empörung über die boden lose Niedertracht der Gegner, die sich nicht scheuten, ihren politischen Parteigegner in seiner persönlichen und gesellschaftlichen Ehre so schonungslos anzugreifen, wie sie es getan haben, hatten seine Gesundheit mehr untergraben, als es den Anschein hatte. Der Kommerzienrat hieß den Fabrikdirektor in herzlicher Weise willkommen. „Ich danke Ihnen, daß Sie kommen, sagte er zuvorkommend, „bitte, nehmen Sie Platz. Darf ich Sie zu einem Glase Wein einladen? Hier sind Zigarren, werden Ihnen schmecken; bitte, bedienen Sie sich, es läßt sich so besser plaudern." Die beiden Herren hatten an dem kleinen Tischchen Platz genommen, auf dem noch das Kaffeeservice der Damen stand, das der Kom merzienrat geschäftlich wegräumte. Während letzterer den Wein einschenkte, brannte sich der Doktor eine Havanna an. „So!" meinte der Kommerzienrat und er griff ein Glas, „stoßen Sie mit mir an auf das, was wir lieben." Der Doktor folgte der freund lichen Aufforderung und hell erklangen die Gläser. — propos, haben Sie das Flug blatt unserer Gegner gelesen?" „Ja, Herr Kommerzienrat," entgegnete der Doktor bitter, und seine Stirne zog sich in finstere Falten. „Die Herren waren so freund lich, mir gleich mehrere Exemplare zuzuschicken." „Haben Sie etwas dagegen getan?" fragte der Kommerzienrat. „Ich habe Doktor Beer einen Artikel ge geben, der im Abendblatte erscheint!" antwortete der Doktor. „Widerlegt Ihr Artikel die schwerwiegenden Behauptungen der Gegner?" „So weit es meinen Vater betrifft, nein, so weit es mich angeht, ja! Mein Vater hat in der Verzweiflung, von dem Phantom der Ehre getrieben, Hand an sich gelegt. Er erschoß sich, als ich acht Jahre alt war!" „Ich nehme herzlichen Anteil an Ihrem Un glück!" meinte der Kommerzienrat. „Wie steht es mit der anderen Behauptung Ihrer Gegner . . . nun. Sie verstehen mich!" „Es sand sich allerdings in der Kasse des Verstorbenen ein Defizit vor," antwortete der Gefragte ernst, „das durch die Kaution mehr als gedeckt wurde. Herr Kommerzienrat, Sie kennen mich seit Jahr und Tag als einen Ehrenmann, auf mich können die Schatten dieses Unglücks nicht fallen, meine Ehre ist rein!" Dr » (Fortsetzung folgt.)