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Kriegsereignifse. 17. März. Deutsche Stoßtrupps bringen an verschiedenen Punkten der Westfront von ge lungenen Vorstößen in feindliche Stellungen Gefangene zurück. — Vier Fesselballons werden von deutschen Fliegern abgeichossen. — Bei Monastir entwickeln sich neue Kämpfe. 18. März. Zwischen Arras und der Oise be setzen die Engländer und Franzoien in dem von uns planmäßig aufgegebenen Gelände- streil'en Bapaume, Peronne, Noye und Noyon. Unsere Sicherungen fügen dem Feinde erhebliche Verluste zu und weichen dann, wie befohlen, aus. — An verschiedenen Stellen der Front werden feindliche Erkun- dungsvorstöße abgewiesen, deutsche Sturm trupps holen sich eine Anzahl Gefangene. — 22 feindliche Flugzeuge abgeschossen, auf deutscher Seite nur 3 verloren. — Ein Ma- rinelustschiffgeschwader greift in der Nacht vom 16. zum 17. März London und die südöst lichen Grafschaften Englands erfolgreich mit Bomben an. „L. 39" wird bei Compisgne (nordöstlich von Paris) durch Abwehrfeuer zum Absturz gebracht. — Deutsche Seestreit- kräste versenken im Kanal in der Nacht vom 17. zum 18. März einen feindlichen Zer störer, zwei Vorpostenschiffe und einen Han delsdampfer. Ein zweiter Zerstörer wird schwer beschädigt. Der befestigte Hasen Margate wirkungsvoll beschossen. Alle deut schen Schiffe kehren unbeschädigt und ohne Menschenverluste zurück. 19. März. Ein Landstrich zwischen Aisne und Arras in den letzten Tagen planmäßig und ungestört geräumt. Ein Teil der Bevölke rung im aufgegebenen Gebiet wird mit Lebensmitteln für 5 Tage zurückgelassen. — Im Südostteil des Walves von Malancourt und aus dem Osthang der Höhe 304 mehrere französische Grabenlinien gestürmt, 8 Offiziere, 485 Mann gefangen. — Am Ochrida- und Prespa-See fowie nordwestlich Monastir starke französische Angriffe zurückgeschlagen. 20. März. Der in dem ihm überlassenen Ge biet zwischen Somme und Oise langsam vor gehende Feind erleidet durch die deutschen Sicherungstruppen neue empfindliche Verluste. 21. März. An verschiedenen Stellen der West front werden die Gegner zu verlustreichem Zurückgehen gezwungen. — Die Höhen nord östlich von Trnova und Snegovo (Mazedo nien) werden im Sturm genommen, der Gegner räumt das Zwischengelände. 22. März. Im geräumteir Gelände im Westen werden feindliche Abteilungen zurückge- worsen. — Drei feindliche Flugzeuge abge- fchossen. Prinz Friedrich Carl von Preußen kehrt von einem Flug über die feindlichen Linien zwischen Arras und Pöronne nicht wieder. — Deutsche Sturmtrupps stoßen bei Saberesinu, östlich von Lida bis in die zweite russische Stellung vor und kehren nach Zer störung der Verteidigungsanlagen mit 225 Ge fangenen, 2 Revolverkanonen, 6 Maschinen gewehren und 14 Minenweisern zurück. — Französische Angriffe auf die Höhen nördlich von Monastir schlagen fehl, ebenso ein eng lischer Vorstoß in der See-Enge. Politische Kun^lckau. Deutschland. *Jn der letzten Sitzung des Bundesrats gelangten zur Annahme: der Entwurf einer Bekanntmachung über Prägung von Zehn pfennigstücken aus Zink, der Entwurf einer Bekanntmachung über Befugnisse der Reichsbekleidungsstelle, der Entwurf einer Be kanntmachung über den Handel mit Opium und anderen Betäubungsmitteln, der Entwurf einer Bekanntmachung über den Handel mit Arznei mitteln, eine Vorlage über Beschlüsse und Ent würfe von Vorschriften zur Ausführung des Jmpfgesetzes und der Entwurf einer Bekannt machung über die Änderung des Gesetzes be treffend Höchstpreise. England. * In der gesamten Presse wird unumwunden zugestanden, daß England durch den deut schen U-Boot-Krieg bereits in eine Königliche Hoheit Paul durch eine längere An sprache ausgezeichnet und auch Otto gnädigst in das Gespräch gezogen." „Aber Mama," lachte Hedwig belustigt auf. „Der Prinz hat Paul nach seinen Pferden ge fragt, und zu Otto sagte er folgende drei Worte: „Sind Sie Herrenreiter?" Die Kom- wrrzirnrätin blickte ihre Tochter erstaunt und befremdet an. „Ich finde, Hedwig, daß du in letzter Zeit sehr demokratisch geworden bist!" Hedwig errötete unter den forschenden Blicken ihrer Mutter. „Mama, bitte I" sagte sie verlegen und be sangen. „Was ist das mit dem Doktor, Hedwig? Ein Mutterauge sieht scharf," forschte die Kommerzienrätin. In diesem Augenblick klopfte es an die Tür und ans das „Herein" der Kommerzienrätin trat Herr von Hupfer ausgeregt in das Gemach ein. 12. Hedwig atmete erleichtert auf, als Paul von Hupfer auf das ^Herein" ihrer Mutter in der Türöffnung erschien; sie war dadurch jeder Erklärung enthoben; diesmal kam ihr die Drohne willkommen. Sie bemerkte es nicht, wie der Letter ihr einen forschenden Seitenblick zuwarf; er lat aufgeregt. „Gnädigste Tante, erholt von den gestrigen Strapazen?" fragte er hastig und führte die schöne Hand der Kommerzienrätin galant an seine Lippen, dann wandte er sich an Hedvi» Herrle Lage gekommen ist. Die Brotver sorgung der Bevölkerung ist nur mit großer Mühe durchzuführen und droht zu stocken, da auch Kartosfe lmangel herrscht, der be reits dazu geführt hat, daß auf den Kopf der Bevölkerung nur ein halbes Pfund in der Woche in Aussicht genommen ist. Diese Ration soll 15 Wochen lang bestehen bleiben. Spanien. * Spanien ist nicht gewillt, sich dem ein seitigen Ausbeutesystem Englands zu beugen. Der Ministerrat hat beschlossen, die Ausfuhr von Erzen und Eisen nach England vom 25. März ab nur noch unter gewissen Bedingungen zn gestatten. Die Reeder müssen sich verpflichten, mindestens 33"/» der nach Asten. * Die Chinesen haben sich in ihrem Ver halten zu Deutschland völlig Herrn Wilson als Lehrmeister genommen. In einer Note des chinesischen Außenministers erklärt dieser den Abbruch der diplomatischen Be ziehungen damit, daß durch den verschärften U-Boot-Krieg viele Chinesen ums Leben ge kommen seien und Deutschland trotz der chine sischen Proteste die Seesperre nicht habe auf heben wollen. Echt Wilsonsche Gedankengänge. Weil die Engländer und unsere anderen Feinde sich Chinesen holen, um ihre Dampfer zu be mannen, haben diese Dampfer das unbestrittene Recht, zu fahren, wo es ihnen beliebt. Statt ihre Landsleute davon abzuhalten, im Dienst Das franLösilcke 6rol)kampflckiff „Danton". Im westlichen Mittelmeer ist durch eines unserer Unterseeboote, Kommandant Kapitänleutnant Moraht, das durch Zerstörer gesicherte französische Groß- kampsschiff „Danton" durch Toipcdoschuß vernichtet worden. DaS Linienschiff, das Zickzacktreise ließ legte sich nach dem Treffer sofort stark über und kenterte nach 45 Minuten. Die Dantonkiasse um faßt sechs Grobkampfschiffe, die in den Jahren 1909 und 19t0 von Stapel gelaufen waren. Die Schiffe verdrängen rund 18 400 Tonnen, sie laufen 19,7 bis 20,7 Seemeilen; bestückt sind sie mit je vier 30,5-, zwölf 24-, sechzehn 7,5- und acht 4,7 Zenti meter-Kanonen, auch führen sic zwei Torpedorohre. Ihre Turbinen entwickeln 22 500 Pferdestärken. Der Fricdcnsstand der Bemannung betrug 858 Manu. England auszusührenden Erz- und Eisenmengen in englischer Kohle nach Spanien einzuführen. Die Engländer, die sonst von allen Neutralen nur nehmen wollen, sehen sich jetzt vor die Notwendigkeit gestellt, auch etwas zu geben. Griechenland. * Nach fast neun Monaten der schärfsten Blockade, die das Land in eine schlimme Lage gebracht hat, ist jetzt der erste Getreide dampfer im Hafen von Piräus ausgeladen worden. In der letzten Zeit lebte die arme Bevölkerung ausschließlich von Gräsern und etwas Gemüse, das Volk enthielt sich jedoch jeder Kundgebung wegen des Brotmangels. Von den angekommenen 4000 Tonnen Getreide soll nach Anordnungen des französischen Admirals an die bedürftigen Klassen verteilt werden, es darf jedoch nichts in die Regierungsdepots davon kommen. Die Blockade wird weiterhin streng ausrechterhalten. Amerika. "Die Nachrichten aus Washington lauten noch immer recht widerspruchsvoll. Während englische Blätter behaupten, Wilson sei zum Kriege entschlossen und bereite ihn mit größter Energie vor, besagen Meldungen aus neutralen Quellen, daß noch keineswegs ein endgültiger Entschluß vorliege. Allgemein glaubt man indessen, daß Wilson in der außerordent lichen Tagung des Kongresses gelegentlich seiner Rede über die Notwendigkeit der all gemeinen Dienstpflicht die Möglichkeit einer Teilnahme amerikanischer Truppen an dem europäischen Kriege nicht ableugnen wird. Dementsprechend wird daran gearbeitet, die Armee auf volle Stärke zu bringen. Bian hofft ein Heer von etwa drei Millionen Mann aufstellen zu können. unserer Feinde ihr Leben zn riskieren, macht man uns ein Verbrechen daraus, daß wir uns gegen den englischen Aushungerungskrieg mit gleichen Waffen wehren. Aber jeder Wahnsinn hat eben seine Methode. Von unä fern. Gelder für Kriegsgefangene in Sibirien und Japan. Der „Hilfsaktion für deutsche und österreichisch-ungarische Gefangene in Sibirien", die ihren Sitz in Tientsin hat, ist von der chinesischen Negierung gestattet worden, die Kriegsgefangenen in Sibirien und Japan auch weiterhin zu unterstützen. Geld für diese Kriegsgefangenen zur Weileileitung nach Tientsin nimmt die Deutsch-Asiatische Bank in Berlin und Hamburg wie bisher entgegen. Balkanochsen in Berlin. Auf dem Magerviehhof Friedrichsselde-Berlin soll eine Anzahl Balkanochsen versteigert werden. Die kleinen kräftigen Tiere, die als Zugtiere mit dem Nackenjoch bespannt werden, sind sehr zäh, äußerst genügsam und durchaus geeignet, den Pflug und Lastwagen zu ziehen. Der Preis stellt sich gegenwärtig auf 1000 bis 1500 Mark für das Stück. Der Jingerabdrnrk als Erkennungs mittel. Im Jahre 1916 sind in Berlin durch Vergleichung der Fingerabdrücke 530 Personen, die sich einen falschen Namen beigelegt hatten, und fünf unbekannte Leichen sestgestellt worden. 32 Verbrecher konnten auf Grund an Tatorten vorgefundener Fingerspuren überführt werden. Gegen säumige Butterablieferer. Der stellvertretende Landrat deS Kreises Lands berg a. W., Geheimer Regierungsrat Thon, hat sich mit einer Verfügung an die ihm unter stellten Orts- und Gemeindevorsteher gewandt. Er weist darauf hin, daß der Kreis Landsberg an Butter und Milch 70 Zentner zu wenig ab- geliesert habe und stellt dieser Methode einen benachbarten Kreis gegenüber, der, obwohl er an 4000 Milchkühe weniger habe, die veran schlagte Lieferung um 70 Zentner übertroffen habe. Da die Bitten des Landrats bisher nicht gefruchtet haben, sieht er sich genötigt, strenge Maßregeln zu ergreifen. Sämtliche Land- und Gutsgemeinden werden fortan für jeden Zentner Butter, mit dem sie bei der Ab lieferung im Rückstände bleiben, mit fünf Mark und für jeden Liter Milch mit einer Mark Strafe belegt werden. Ferner wird im ganzen Landkreise eine Ausnahme deS Kuhbestandes angeordnet und strengste Bestrafung allen denen angedroht, die unrichtige Angaben machen. Die Namen der Kreiseingesessenen, die ihrer Ab lieferungspflicht nicht ganz nachkommen, sollen öffentlich bekannigegeben werden, anderseits aber auch die Namen derer lobend erwähnt werden, die über ihre Verpflichtung hinaus Butter und Milch abliefern. Die Konferenz der Donau—Oder— Elbe-Interessenten tagte in Breslau. Die Referate über den Stand des Projektes wurden vom Vertreter des Wiener Handelsministeriums, Hofrat Schneller, vom Baudirektor der Stadt Wien Ingenieur Goldmund und vom Reichs tagsabgeordneten Bergrat Gothein-Breslau er stattet. Die Versammlung nahm folgende Ent schließung an: „Die vom deutsch-österreichisch- ungarischen Wirtschaftsverband gemeinsam mit dem Arbeitsausschuß für den Donau—Oder— Elbe-Kanal einberufene Versammlung erachtet den Ausbau des Donau—Oder—Elbe-Kanals mit Anschluß zur Elbe im militärisch-wirtschaft lichen und politischen Interesse für eine der dringendsten Aufgaben, nm auch nach FriedenS- fchluß die Einigung der in schwerem Kampfe um ihr Dasein ringenden Völker immer fester zu gestalten." Tie Sprotten- und Heringsfänge in der Elbemnndung sind wieder flott im Gange und es sind in den letzten Tagen ganz be deutende Fischmengen in Cuxhaven eingebracht worden. Täglich liefen mehrere Fischerkutter mit Fängen von je 10000 bis 15 000 Pfund ein, um mit der Eisenbahn sofort nach größeren Orten im Binnenlands befördert zu werden. Es bestehen begründete Aussichten, daß die Fangergiebigkeit sich in der nächsten Zeit auf gleicher Höhe halten wird. Sehr ergiebig er weist sich jetzt auch die Muschelfischerei. GericktskaUe. Berlin. Einen bösen Reinfall erlebte eines Tages ein Brotkartenschieber. Der herumliingerndc Schlächter Hermann Gerasch war einem Kriminal beamten ausgefallen. Dieser trat an ihn heran, fragte ihn unauffällig und geheimnisvoll, ob er Brotkarten zu verkaufen habe. Auf diese Falle siel auch Gerasch pünktlich herein, denn er bejahte nicht nur diese Frage, sondern ging mit dem angeblichen Käufer zu sammen ein Stückchen weiter die Straße hinunter, wo ihnen dann eine Frau cntgegenkam, der Gerasch sagte, sie solle dem Mann ein paar Brotkarten geben. Dafür verlangte er 1,50 Mark für das Stück. Z« seiner Verblüffung gab sich jetzt der Beamte zu er kennen und verhaftete ihn. Das Endergebnis dieses Reinsalles war für ihn sehr schlimm, denn er wurde jetzt wegen Hehlerei mit Brotkarten, die er von dem großen Unbekannten erhalten haben wollte, die natür lich aber gestohlen waren, zu der empfindlichen Strafe von 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Leipzig. Der Kontorist Friedrich Johann Bönick halte in den Monaten November 1916 bis zum Januar d. Js. in zahlreichen Fällen hiesigen Geschäfts- und Privatleuten Nahrungsmittel aller Art, in der Hauptsache Butter, zum Kaufe angcbolen, obwohl er solche gar nicht zu liefern imstande war. Er ließ sich aber als vorsichtiger Geschäftsmann vorher Anzahlungen in Beträgen von 3 bis 125 Mark, insgesamt 456 Mark, geben und verbrauchte das Geld für sich. In 13 Fällen glückte ihm auch sein betrügerisches Vorgehen. Die 3. Strafkammer des hiesigen Landgerichts verurteilte den Ange klagten, der angab, sich in mißlichen Verhältnissen befunden zu haben, unter Anrechnung von zwei Monaten der Untersuchungshaft zu acht Monaten Gefängnis. „Schöne Cousine, strahlend wie immer. Keine Spur von Ermüdung." Er rückte einen Sessel in die Nähe der Damen und nahm Platz. „Bin ganz echausfiert," meinte er, mit dem Taschentuch sich Kühlung zusächelnd. „Bist wohl wieder zu scharf geritten," meinte die Kommerzienrätin und schenkte dem Neffen ein Glas Wein ein. „Das nicht, gnädigste Tante," entgegnete Herr von Hupfer, indem er dankend das Glas Wein entgcgennahm. „Aber der Mensch hat so seine Überraschungen, die manchmal echauffieren." „Wohl wieder einer reizenden Dame be gegnet, die da? Herz in Flammen setzte ?" fragte Hedwig scherzend. „Das nicht, Cousinchen," entgegnete er, „aber pikante Geschichten gehört und gelesen." „Aus der Gesellschaft ?" fragte gespannt und neugierig die Kommerzienrätin. „Wie man es nimmt," lautete die Ent gegnung. „Gesellschaft wird gestreift. Stoff zur pikanten Unterhaltung." „Pikanten Klatsch, meinst du wohl l" ver besserte ihn Hedwig. „In der Gesellschaft wird nicht geklatscht, man raunt sich in ihr höchstens etwas zu. Was sind das sür Ausdrücke!" sagte die Kommerzien rätin ernstlich böse. „Aber Mama I" „Gnädigste Tante hat ganz recht," stimmte Herr von Hupfer seiner Tante bei, „wenn es sich um Gesellschaft handelt. Creme der Gesell schaft ist heute leider durch Umstände und Zeit- Verhältnisse vor Eindringlingen nicht geschützt, die nur sogenannte, selbsterworbene Verdienste, aber keine anständige Geburt, keine Ahnen auf zuweisen haben. Macht immer schlechte Er fahrungen mit solchen Leuten." Der Dünkel ihres Vetters, den sie gewohnt war, als ein Spielzeug zu behandeln, das man achtlos wegwirit, ivenn es seinen Zweck er reicht hat, empörte Hedwig so sehr, daß sie sich erhob und ernstlich böse mit den Worten: „Du bist in einem bürgerlichen Hanse I" an ein Fenster trat. Herr von Hupfer blickte die Kommerzien rätin, deren Schwäche, die Einbildung auf ihre hochgeborene Abstammung er genau kannte, mit gut gespieltem Erstaunen an, doch dieKommerzien rätin schwieg. „Ich bin allerdings in einem bürgerlichen Hause, das durch den Ratslitel ausgezeichnet ist," sagte er daher mit gehobener Stimme. „Das also wie jedes adelige Hans vor Ein dringlingen geschützt werden muß." „Vor Eindringlingen I Wen willst du damit treffen?" entgegnete Hedwig und wandte sich um, den kecken Sprecher von oben bis unten mit einem strafenden Blick messend. „Du beunruhigst mich, Paul!" meinte die Kommerzienrätin. „Die ganze Stadt spricht davon," langsam und scharf kam jedes Wort von seinen Lippen. „Horribler Skandal, durch den auch der Name dieses Hauses in das Gerede der Leute ge kommen ist." „Das ist beleidigend!" rief Hedwig er bleichend aus, Lena ihr ahnje Entsetzliches. —„ „Ich bin wie auf der Folter; von wem sprichst du?" fragte Frau Lang in der Tat be unruhigt. „Von eurem Schützling, dem Hem: Fabrik direktor Doktor Faller!" antwortete Herr v. Hupfer. „Dem Doktor Faller?" rief Hedwig erstaunt und ungläubig aus. „Ja, dem Doktor!" wiederholte Herr von Hupfer und gab sich eine Miene des Bedauerns. „Doktor Faller ist der Sohn eines im Jahre 1896 wegen großartiger Unterschleife berüchtigten Kaffenbeamten, der feine Stellung und das ihm erwiesene Vertrauen dazu benutzte, um seiner Majestät Kasse zu plündern und dem Ge fängnis nur durch einen Selbstmord entging. Doktor Faller hat vergessen, daß er als Soh» eines solchen Vaters dessen Schuld zu ver antworten habe, sonst hätte er nicht durch Annahme der Kandidatur, die ihn und seine Familienverhältnisse vor das Forum der Öffentlichkeit bringen mußte, den Skandal pro voziert !" „Welche Blamage, unser gute Name I" rief Frau Lang klagend aus. „Beweise, hast du Beweise?" sagte Hedwig in großer Aufregung. Herr von Hupfer, dessen Ruhe unheimlich gegen die Aufregung der beiden Damen abstach, zog ein ZeitungSblatt aus seiner Brusttasche und überreichte es seiner Cousine. Hedwig flog das Blatt aufgeregt durch. „Armer, armer Freund!" flüsterte sie leise und gab das Bla«! ihrer Mutter, die entsetzt die Andeutungen ih>^- Neffen bestätigt fand. .Lr i» - (ForssetzunL Mü)