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Allgemeiner Anzeiger : 27.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-27
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 27.12.1916
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Oer äeutscke Geist. Von Prof. Rudolf Eucken. Schwere Zeiten machen es besonders wichtig und wertvoll, daß ein Volk nicht auf den bloßen Augenblick angewiesen ist, nicht vom bloßen Tage zu leben braucht, daß es vielmehr in seiner Geschichte ein Stammkapital besitzt, worau es zurückgreifen und woraus es die Gegenwar verstärken kann. Es wird nicht nur die Span nung des Kampfes steigern, wenn der Kämpiende weiß, wieviel an ererbtem Besitz seiner Treue und Tapserkeit anvertraut ist, es wird auch die Gemüter, ost über ihr bewußtes Wollen hinaus, zusammensühren und zur Gemeinschaft des Wirkens verbinden. Namentlich in Zeiten, welche den Menschen aus den Grund seiner Seele zurückwerfen und Höchstes von ihm ver langen, werden aus jenem gemeinsamen Besitze frische Quellen Hervorbrechen, die der träge Verlauf des Alltagslebens sonst mit einer Kruste überzog. Solche Zeiten treiben zur Besinnung auf den gemeinsamen Geist und rufen seine ganze Kraft für die Aufgabe der Gegenwart auf. So gewährt jetzt dem deutschen Volk in den ungeheuren Forderungen dieses gewaliigen Welt krieges der deutiche Geist eine teste Stütze und eine unerschöpfliche Kraft. Dieser Geist konnte sich nicht entwickeln ohne eine Anlage unserer Natur, wie sie in Wahrheit schon die ersten ge schichtlichen Anfänge unseres Volkes zeigen; dann aber haben Jahrtausende daran gear beitet, ihn auszubilden und zu befestigen. So umfängt er uns jetzt aus der Arbeit in Krieg und Frieden, aus unseren Sitten und Gesetzen, aus unseren Überzeugungen und Lebenszielen.- Er macht uns das Leben nicht leicht, denn er fordert von jedem viel. Vielleicht ist für ihn uichts bezeichnender als die Bedeutung, die er dem Pflichtgedanken zuspricht. Denn bei allem schweren Ernst bedeutet ihm die Pflicht nicht eine lästige Fessel, sondern etwas, das, in selbst- gewollter Entscheidung ergriffen, den Menschen erst auf sich selber stellt und ihm neue echte Größe und Würde verleiht, eine Größe und Würde, die sich auch in einer äußerlich noch so bescheidenen Stellung voll zu erweisen vermag. Die Anerkennung des Pflichtgedankens schlingt ein festes Band um die Gemüter. Der größte preußische König und der größte deutsche Denker fanden einmütig in der Pflicht die höchste Höhe des Lebens, zugleich aber ist sie auch dem schlichtesten Menschen verständlich und ver traut. Wo der Gedanke der Pflicht voransteht, da gewinnt das Leben einen tiefen Ernst und kann nicht als eine Sache leichten Spiels und bloßen Genusses gellen, aber aus treuer Pflicht erfüllung quillt unmittelbar eine innere Freudig keit auf, auch begründet sich daraus die Über zeugung, daß, soviel Dunkel über unseren äußeren Geschicken liegen mag, unser Leben keineswegs sinnlos ist, daß es eine hohe Auf gabe in sich trägt und geistigen Zusammen hängen angehört, die den Menschen weit über alle bloße Natur erheben. Auch das hängt eng mit dem Pflichtgedanken zusammen, daß dem Deutschen die Lebensbewe gung nicht bloß ein Wirken nach außen, sondern an erster Stelle eine Bildung der Seele ist. Aber die Sorge sür die Seele bedeutet dem Deutschen nicht eine Flucht in die stille Klause des Gemütes und eine Ent fremdung gegen die Welt, wie es bei den Indern der Fall war, vielmehr drängt es ihn, das, was im Innern erwuchs, nach außen hin voll zur Wirkung und Geltung zu bringen, die Seele in die Arbeit hineinzulegen, Seele und Arbeit einander gegenseitig durch dringen zu lassen. Nur bei der daraus er wachsenden Beseelung konnte der deutschen Art die Arbeit um ihrer selbst willen lieb und wert, konnte sie zu einem völligen Selbstzweck werden; ohne das hätte sie nun und nimmer die Tüchtig keit, die Gewissenhaftigkeit, die Präzision bis ins Kleinste erreicht, die selbst unsere Gegner widerwillig anerkennen müssen. Diese Verbindung von Seele und Arbeit hat den Deutschen im Verlauf der Geschichte zu Leistungen geführt, dte sich getrost allem Großen der Völker und Zeiten zur Seite stellen dürfen, sie wirkt lebendia amb m dtp Ge-^nwart binein. sie begründet, um nur eines anzuführen, die stolze Höhe der deutschen Wissenschaft. Aber jene Art mit ihrer Tüchtigkeit reicht in alle Verzweigung des Lebens und in alle Volks klassen hinein. Der deutsche Arbeiter wie der Bürger, der deutsche Lehrer wie der Beamte bekunden sie mit gleicher Deutlichkeit. Vor allem aber durchdringt sie mit belebender und er höhender Kraft das deutsche Heer, sie hat es zu einem unerschütterlichen Halt des deutschen Volkes gemacht, sie hat es herrliche Taten voll bringen lassen, sie wird ihm auch weiter die Kraft verleihen, durch den Geist die Masse zu überwinden und durch alle Stürme hindurch endgültig den Sieg zu erringen. verschiedene Uriegsnachrichten. V-Boot-Wirkungen. Wie die amtlichen Börjenlisten ergeben, sind seit etwa drei Wochen in Genua keine Kohlen mehr angekommen. Die ,Perseveranza' schreibt dazu, trotz der englischen Versprechungen fingen nunmehr sogar die Kohlenvorräte an, für die eigentliche Kriegs industrie knapp zu werden. Das Blatt führt den übelstand in erster Linie auf den deutschen HI-Boot-Krieg zurück, der nicht nur die Kohlen- zusuhr, sondern auch die Beschaffung der Metalle gefährdet. Nach anderen Blättern hat der Transporlminister angeordnet, daß ab 1. Januar alle italienischen Handelsschiffe, auch die nicht requirierten, und besonders diejenigen, die den Personenverkehr mit Nord- und Südamerika besorgen, den gesamten Laderaum sür den Transport von Waren freihalten müssen, die von ausschließlichem Interesse sür Italien sind. * Verschärfung der Blockade. Wie aus dem Haag gemeldet wird, wird der englische Ministerrat in den nächsten Tagen eine Reihe neuer Maßnahmen zur Ver- schärsung der Blockade Deutsch lands beschließen, insbesondere die Ver stärkung des Druckes auf Holland und Skan dinavien. * Vom englischen Fliegerkorps. In dem Bericht des Ausschusses zur Unter suchung der Leitung und Organisation des englischen Fliegerkorps wird darauf hingewiesen, daß jenes Korps zu Anfang des Krieges nur über 76 Flugzeuge mit 160 Fliegern und über 20 Apparate für die Ausbildung von Fliegern verfügte. Rühmend hervorgehoben wird die Tatkraft, die aus diesen Anfängen so Gewaltiges geschaffen hat. Kritiken an gewissen Arten von Flugzeugen werden zurückgewieien, dagegen wird zugegeben, daß die zu Beginn des Krieges auf Veranlassung der Admiralität aus Amerika bezogenen Flugzeuge und Motoie unbrauchbar waren. Rußlands Schuld am Weltkriege. Aus dem Felde schreibt der ,Kölnischen Volkszeitung" Major Z.: „Als ich Ansang Dezember 1914 von Belgien nach dem Osten kam, marschierten wir von Thorn der Weichsel entlang durch Polen. In der Nähe des wlniichen Städtchens Gostinyn kamen wir in einem Dorfe unter, wo auch eine Anzahl deut- cher Bauern wohnten, wie man das an der Weichsel häufig fand. Wir quartierten uns bei dem größten deutschen Bauer ein. Hier erzählte uns die Bauerswau, daß bereits im März 1914 sehr viele Bauern der Umgebung von der russischen Negierung requiriert worden seien, darunter auch ihr Mann, um gegen 50 Pfennig Tagelohu an der Bzura Stellungen auszuheben. Viele Tausende von Bauern hätten dort längere Zeit gearbeitet; die ganze Bzuralinie sei stark befestigt; zwischen der Bzura und Warschau befänden sich noch weitere echs Verteidigungslinien. Außerdem seien bei Blonie (etwas weiter südöstlich der Bzura) große Verteidigungsanlagen gemacht. Als wir wer Tage später durch den Kampf bei Jlo die Russen hinter die Bzura zurückwarfen, fanden wir die Angaben der Frau bestätigt. Unsere Flieaer stellten auch die weiteren BesestigungS- ! anlagen zwischen Bzura und Warschau fest, ! ebenso diejenigen bei Blome." — Wer hat nun den Krieg planmäßig vorbereitet? R-ullilcke laugen. „Verwüstungen" im besetzten Gebiet. In der Duma hat sich der neue russische Minister des Äußern, Pokrowsky, in seiner das deutsche Friedensangebot ablehnenden Antwort auch mit unserer wirtschaftlichen Betätigung in den von uns eroberten und verwalteten fremden Gebietsteilen beschäftigt und bemerkt, daß „die feindlichen Heere Belgien, Serbien und Monte negro, Teile von Frankreich, Rußland und Ru mänien verwüstet und besetzt hätten". Weder in Belgien, Serbien und Montenegro noch in Frankreich, Rußland oder Rumänien haben wir das Land „verwüstet" im Sinne einer zweck- und ziellosen Brandschatzung. Belgien ist heute, abgesehen von den durch Kampfhandlungen zerstörten wenigen Ortschaften, abgesehen auch selbstverständlich vom eigentlichen Kampfgebiet, ein blühendes Land. Die Feld wirtschaft gedeiht wie in Friedenszeiten,- es ist sogar von der deutschen Ver waltung darauf gedrungen worden, daß jedes irgendwie brauchbare Landstück angebaut worden ist. Infolgedessen ist jetzt in den meisten Landes- teilen mehr Ackerfläche unter Kultur genommen als sonst in Friedenszeiten. Häuser sind nur an solchen Stellen zerstört worden, wo der Kampf gewütet hat oder eine regelrechte Beschießung stattfinden mußte. „Verwüstet" und ausgeraubt wurden zahlreiche Häuser, z. B. in Löwen und den benachbarten Ortschaften, nicht durch deutsche Soldaten, sondern nachgewielenermaßen durch die belgische Bevölkerung selbst. Wie in Belgien, so hat auch auf besetztem französischem Gebiet die deutsche Verwaltung dafür gesorgt, daß auf dem Lande draußen die Felder bestellt werden, in den Städten die Fabriken arbeiten und die Kohlenzechen ihren wertvollen Brennstoff herauffördern. In Montenegro und Serbien bemüht sich die österreichisch-ungarische Verwaltung nach Kräften, das vom Kriege schwer heimgesuchte Land wieder auszurichten. „Verwüstet" haben wir dort ebensowenig etwas wie in Rumänien, wo dieses Geschäft nach Ausweis unserer Heeres berichte von den Landestruppen oder den Ein wohnern selbst besorgt wird. Was wir endlich auf russischem Boden in Polen, Litauen und Kurland „verwüstet" haben sollen, dürste Pokrowsky nachzuweisen schwer- sallen. Im Gegenteil sind alle Ortschaften dort, soweit sie heute noch in Ruinen liegen, von den Russen selbst zerstört worden. Systematisch Wurde ein Dorf nach dem anderen von den Russen in Brand gesteckt. Die Saat auf den Feldern wurde vernichtet: in den Fabriken wurden die Apparate und Maschinen unbrauch bar gemacht oder sortgeschleppt. Vor allem sorgte die deutsche Verwaltung dafür, daß die Landwirtschaft sich wieder erholen konnte. Wer heute von Lübau über Miiau, Wilna und Grodno nach Warschau fährt, sieht nur bestellte Felder, wo die Russen Wüsteneien hinterlassen hatten. So sehen die von uns Deutschen angeblich „verwüsteten" fremden Ländergebiete aus. Er obert und „besetzt" haben wir die Gebiete in Gemeinschaft mit unseren Bundesgenossen aller dings — und das nach schweren Kämpfen, auf die wir stolz sind. Die Tatsache der Eroberung kann auch Pokrowsky natürlich nicht ver schweigen. Vergebens sucht er diese Großtaten eines heldenhaft geführten Kampfes durch falsche Angaben zu verdunkeln; auch er wird es nicht verhindern können, daß die Wahrheit trotz aller Verleumdung endlich doch siegt. Politische Auncllcbau. Deutschland. *Jn parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß der Reichstag, falls nicht besondere Umstände seine frühere Berufung notwendig machen sollten, in der zweiten Hälfte des Januar n. Js. zu seiner Frühjahrstagung zusammentreten wird. Welche Regierungsvor lagen außer dem Reichshaushaltsvoranfchlage für 1917 dem Reichstage zugehen werden, stO gegenwärtig noch nicht fest. * Eine Reihe kleiner Anfragen, die im Reichstag eingelaufen aber nicht be antwortet waren, sind jetzt durch schriftlichen Bescheid erledigt worden. So wurde milgeteilt, daß die Überschreitung der Höchstpreise sür Kohl rüben nach der Beschlagnahme ausgeschlossen sei. Gleichmäßige Verteilung der Kartoffelvor räte sei gesichert. Verschiedene Beschwerden aus Bayern wurden als ungerechtfertigt bezeichnet. Brotgetreide zur Kornbranntwein-Erzeugung werde nicht verwandt, wurde auf eine weitere Anfrage erklärt. Österreich-Ungar«. "Bei der Besprechung der Zusammensetzung des neuen Kabinetts Clam-Martinitz ist die gesamte österreichische Presse darin einig, daß der neue Ministerpräsident zu den be deutendsten Politikern der Monarchie gehöre. Das neue Kabinett wird insbesondere den Ausgleich mit Ungarn und die Rege lung der Sprachenfrage durchführen. Wie ver lautet, soll der Neichsrat demnächst zu sammenberufen werden. Frankreich. * Der Kammerausschuß, der mit der Prüfung der Vorlage beauftragt ist, die der Regierung das Recht geben soll, auf dem Ver ordnungswege gewisse Maßnahmen zu treffen, beschloß, es sei bis auf weiteres nicht erforderlich, die Regierung zu hören. Er lehnte mit 24 gegen 2 Stimmen den Grundgedanken der Vorlage ab, der dahin ziele, das Parla ment seiner konstitutionellen Befugnisse zu ent kleiden. — Liese Ablehnung der Vorlage Briands bedeutet sür die Regierung eine empfindliche Niederlage. * Die sozialistischeMinderheitder Kammer versendet ein Rundschreiben an ihre Parteifreunde, das sich gegen die Erobe- rungspläne in den einzelnen Vier verbandsstaaten wendet. England. * Die Rede, mit der Premierminister LloydGeorge das Friedensangebot der Mittelmächte vor dem ' Unterhause beantwortet hat, findet in allen englischen Blättern Zustimmung. Merkwürdigerweise lesen aber die einzelnen Organe ganz verschiedene Dinge aus den ministeriellen Worten. Während nämlich ein Teil erklärt, Lloyd George habe die Vorschläge, wie zu erwarten war, abgelehnt, schreiben die andern, daß sie mit dieser Rede die Grundlage zu weiteren Verhandlungen ge- schaffen, und die (amtlichen Kreisen nahestehende) ,Westminster Gazette' meint: Der Feind soll die Antwort Lloyd Georges nicht als eine energische Weigerung, über das Friedensangebot zu verhandeln, betrachten, sondern als eine versöhnliche Antwort auf den Vor schlag, den Deutschland uns gemacht hat. Jetzt liegt es an Deutschland Vorschläge zu machen. Auch in der neutralen Presse sind die Meinungen geteilt. Während man aber in Holland und Skandinavien noch immer einer kleinen Hoffnung Raum gibt, ist die Mehrzahl der amerika - nischen Blätter der Überzeugung, Lloyd George habe abgelehnt und werde nicht eher Frieden schließen, als bis Deutschland ge schlagen ist. Dänemark. * Der Reichstag hat die Vorlage betr. denVerkaufderwestindischen Insein nunmehr endgültig angenommen. Im Folketing stimmten 90 Abgeordnete dafür, 16 dagegen; im Landsting 40 dafür, 19 dagegen. Amerika. "Die amtliche Untersuchungskommission ver öffentlicht ihren Bericht über die Schuld bei der Ausfahrt der „Deutschland" aus dem Hasen von New London. Darin heißt es u. a.: „Wir freuen uns seststellen zu können, daß die „Deutschland" sorgsam und richtig vom Kapitän König gesteuert wurde, als sich der Zusammen stoß mit dem Schlepper „Scott" ereignete, und daß Kapitän König alles tat, was in seiner Macht war, um das Unglück abzuwenden." Die Ursache des Unglücks war ein fahches Flaggen signal, das der Kapitän vom Schlepper „Scott" gegeben hatte. hinnerk, äer kneckt. 13j Roman von Bruno Wagener. Gorttetzimg.» „Und malen hat der Herr Volkhardt die Liese wollen," fuhr die Witwe fort, „aber das dumme Mädchen hat gesagt, das tue sie nicht, daS tue sie partout nicht. Und da hat der Herr gelacht und gesagt, er wolle den Hinnerk fragen, ob der's erlaubte — hast du gehört, Hinnerk? Dich will er fragen, ob du's auch erlaubst?" , Sie lachte, daß ihr der Kopf wackelte. Er sah sie lächelnd an und streichelte ihr liebkosend den Rücken. „Ich bin der Liese so dankbar, daß sie ab und zu nach dir gesehen hat." „Und mitgebracht hat sie mir was — fast jedesmal, wenn sie zum Besuch kam. Nicht etwa so, wie die Mädchen das wohl manchmal machen, so aus der Speisekammer von den Herrschaften — weißt du, so heimlich, daß sie nichts merken. Nein, keine Redel Eingepackt hat ihr's die Volk- Hardt, die Madam mein' ich — und einen Gruß hat sie bestellen müssen. Und wenn ich was brauchte, sollt ich's nur sagen. Ach, die Liese hat's gut — wie im Himmel!" Hinnerk sah ernst drein. „Dann wird sie wohl dafür danken, meine Frau zu werden. So gut kann ich's ihr nicht bieten. Wie eine Dame kann sie sich nicht anziehen, wenn wir als Tag löhnersleute in der Arbeiterkate wohnen. Ob ihr das noch passen wird?' Er schüttelte zwei felnd den Kopf. „Hinnerk, Hinnerk, was bist du für'n dummer Lerl!" jagte die Mutter und stieß ihn spaßend mit der Hand in die Seite. „Ob der Liese das passen wird? Sie will ja gar nichts Besseres. In einem fort spricht sie von dir — Hinnerk hier und Hinnerk da. Und Geld hat sie sich ge spart, und gar nicht hochmütig ist sie geworden in der feinen Stellung. Na, du wirst es ja sehen." Er setzte sein unruhiges Aufundabgehen fort. Ja, selbst sehen mußte er. Von dem, was die Mutter erzählte, durfte man immer nur die Hälfte glauben. Das wußte er von früher her, sie übertrieb im Guten wie im Bösen. Wie hatte sie doch damals geleugnet, als sie gestohlen hatte, beide Male — Stein und Bein hatte sie geschworen, daß sie unschuldig sei, und nachher war's doch wahr gewesen. So würde es wohl auch jetzt sein. Die Volkshardts würden sich wohl hüten, der Alten, die sie gar nicht kannten, die schönen Sachen zu schicken. Wie sollten sie dazu kommen? Um der Liese willen oder gar seinet wegen? Wer das glaubtet Und doch wurde ihm unbehaglich bei dem, waS die Mutter ihm von der Liese erzählt hatte. Fein und zart war sie schon und nun vielleicht noch verwöhnt wie eine Stadtdame. Da würde sie schlecht aufs Dorf passen. Mit sorgenvoller Miene war er in der offenen Tür stehengeblieben und blickte ins Freie hinaus. Da kam jemand die Dorfstraße entlang — mit fröhlichen Schritten. Eine schlanke Mädchen- gestalt war es, zierlich und nett. Die flinken Füße blickten unter dem einfachen und doch hübschen blauen Rock in festen schwarzen Stiefeln hervor und griffen munter aus. Ein kurzes schwarzes Jackett umschloß den Oberkörper; fast elegant konnte man es nennen, wenn es auch billig sein mochte. Auf dem blonden Haare, das leicht gewellt sich über der Stirn scheitelte, saß ein dunkelblauer Filzhut mit einer einfachen Feder. Und unter dem Hute guckte ein reizendes Gesicht hervor, aus dem ein Paar blauer Augen wie große Veilchen herausleuchtete. Ein liebliches Rot überzog die zartgerundeten Wangen, und ein verschämtes Lächeln schwebte über den rosigen Lippen, als das junge Mädchen erkannte, wer in der Tür der Kate stand. Ihr Schritt schien einen Augen blick zu stocken; bann aber beschleunigte sie ihn noch mehr. Und nun erblickte auch Hinnerk die Herannahende. Es war fast, als wäre er er schrocken. War das nicht — ja, wahrhaftig, er irrte sich nicht, das war Liess Rickmann. Er sah ihr in sprachlosem Erstaunen ent gegen. Da sie nun vor ihm stand und ihm die Hand bot, hätte er fast vergessen, diese zu er greifen. Vor seinem verwundert auf sie ge richteten Blicke senkte Liese Rickmann verschämt die Augen. Da sagte er, wie von einem Banne gelöst: „Du bist's wirklich, Liese! Kaum hätte ich dich wiedererkannt, so sehr hast du dich verändert." Sie standen Hand in Hand und blickten sich schweigend an. Dann kam es — wie un bewußt — von seinen Lippen: „Wie du schön geworden bist, Liese!" Da war der Zauber gebrochen. Mit einem Hellen Lachen — wie Lerchentriller so fröhlich — sah Liese ihm ins Gesicht! „Aha! Hast du das bei den Soldaten gelernt?" Das kam so urwüchsig heraus, so ganz ohne Ziererei und Schöntuerei, daß auch er lachen mußte. „Nein, Liese, was wahr ist, muß wahr bleiben. Du bist gewachsen in den drei Jahren und siehst so verständig aus — gar nicht mehr wie die kleine Liese, die auf der Diele saß und sich im Dunkeln graulte!" Da senkte sie bestürzt das Köpfchen. „Wenn ich so anders geworden bin, dann magst du mich gewiß auch gar nicht mehr leiden." Sie fühlte sich plötzlich von seinen Armen umfaßt und an seine Brust gezogen. Da barg sie ihre glühende Wange an seiner Schulter und hörte mit inniger Seligkeit, wie er leise sagte: „Du süße, liebe, kleine Liese." Er gab sie ftei und zog sie in die Stube. „Mutter, unsere Liese ist da," rief er jubelnd. Die aber riß sich los von seiner Hand und warf sich in überströmendem Glücke der alten Frau an den Hals, und heiße Tränen der Freude rannen über ihre Wangen. Ein Viertelstündchen später saßen die drei am Kaffeetisch. Liese hatte von ihrem selbst verdienten Geld in Mölln Kuchen gekauft und spielte die Hausfrau. Und Hinnerk ließ es sich gern gefallen, daß sie ihm von dem Butter kuchen große Stücke abschnitt und ihm den Kaffee einschenkte. Er konnte sich nicht sattsehen an dem Mädel. Wie war sie kräftig und frisch aus sehend geworden, seit sie bei den Volkhardts im Hause war. Im stillen mußte Hinnerk sich immer wieder die Frage vorlegen, wie es mög lich gewesen Ivar, daß seine Augen immer nur die stolze Gesine in ihrer prahlerischen Sinnen schönheit gesehen hatten, ohne den viel höheren Wert Lieser zarten Menschenblume zu erkennen. > Die sbis eol ^eve r sande l daiür vMtän Deutsch Andere Mlen die so dm se 'N ' ^chig «r in , Ün ^sten es, r Gesicht Achtet, Mch, Äser Mnm M d Mvl ssr an And. 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