Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 23.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191612231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19161223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19161223
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-23
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 23.12.1916
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Weltkrieg als Cr^eker. v. ir. Mit vollem Vertrauen auf unser Heer sind wir in den Weltkrieg eingetreten. Gleich wohl übertreffen die Leistungen des deutschen Soldaten auch im dritten Kriegsjahr immer noch die höchsten Erwartungen. Bei solcher Haltung seiner Mannschaft muß jeder Führer draußen den Glauben an eine glänzende Zu kunft des deutschen Volkes gewinnen. Diese Zuversicht findet der aus dem Felde Heim kehrende jedoch im Vaterlands leider nicht all gemein verbreitet. Wohl wird viel v-n der Notwendigkeit des Dnrchhaltcns bis zum Siege gesprochen, aber schon fragt man sich vielfach besorgt, was nach dem Kriege werden soll. Es fehlt bei manchem der echte, frohe Glaube an unsere Zukunft. Hierbei spricht offenbar mit, daß die Eindrücke, die den im Felde Stehenden umgeben, in der Heimat fehlen. Noch so anschaulich Geschildertes ver mag niemals Selbsterlebtes zu ersetzen. Es kommt hinzu, daß bei der langen Dauer des Krieges das Interesse an den Begeben heiten, zumal denjenigen von geringerer Trag weite, für das Gelingen des Ganzen, abstumpft. Der Krieg wird in der Heimat nicht mehr über all mit dem Herzen erlebt, sondern zum Teil nur noch sozusagen akademisch betrachtet. Damit aber tut man, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, unseren Kriegern draußen schweres Un recht. Die Kühnheit der Führung hat im Heere überall die Kühnheit der Truppe geweckt. Gerade der Stellungskrieg ist das Gebiet unzähliger kühner Taten einzelner Leute. Uns allen, dem Führer wie dem Mann, haftet menschliche Schwäche an. So sind denn auch gewiß nicht alle deutschen Soldaten von Natur Helden, aber gerade darin offenbart sich dis erziehende Macht dieses Kampfes um unser Dasein, daß in ihm die Schwachen mitgerissen werden. Sie können gar nicht anders, als nach Heldentum streben. Darum ist zu hoffen, daß wir aus dem Weltkriege bleibenden Ge winn für unser Volk ziehen werden, daß es mit mehr Stolz und Selbstbewusstsein wieder an seine friedliche Beschäftigung gehen wird, als es ihm früher eigen war. Unsere geschichtliche Ent wicklung hat dahin geführt, daß wir im Gegen satz zu anderen Völkern erst spät zu einem nationalen Machtstadt gelangt find. Daraus erklärt sich vieles in unserer Wesensart. Es gilt, aus dieseni gewaltigen Kriege das heimzubringen, was den Fremden seit Jahrhunderten ge läufig war. Wir müssen bei voller Wahrung der uns eigenen Rechtlichkeit erkennen lernen, daß alle großen Fragen der Politik Machtfragon sind. Stur dann werden wir in Zukunft den Fremden Achtung abnötigen, nicht indem wir ihnen nach laufen und nach ihrem Beifall geizen. Die Achtung, die ihnen die deutschen Bajonette auf gezwungen haben, darf im Frieden nicht wieder verloren gehen. Ter Charakter eines Volkes ist wohl in seinen Grundlagen etwas Gegebenes, seine Entwicklung aber wird durch den Lauf der Geschichte stark beeinflußt. Nicht immer sind cs Jahrhunderte, die solchen Einfluß üben, auch plötzliche Anstöße können große Änderungen in dieser Hinsicht Hervorrufen. Und sollte nicht dieser Weltkrieg mit seinen tief einschneidenden Wirkungen auf nahezu allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens von größerer Tragweite sein als manches gleichmäßig dahin- iließende Jahrhundert der Vergangenheit? Ge wahren wir doch jetzt mitten mi Kriege bei unseren Gegnern Erscheinungen, die wir vor her für unmöglich gehalten hätten. Der Haß, mit dem sie uns begegnen, darf uns nicht blind machen für ihre Leistungen. Frankreich zeigt einen Opfermut und eine Zähig keit, die von der überlieferten Auffassung von: Wesen des französischen Volkes durchaus ab weichen. England, das bisher nur zur See stark war, Hal, so wenig Anklang sie auch früher in, Volke sand, die allgemeine Wehrpflicht an genommen und sich ein gewaltiges Landheer geschaffen. In diesen Völkern, die bereits vor Jahrhunderten zu staatlicher Einigung gelangten, ist das Verständnis für große Machtsragen weit mehr Allgemeingut als bei uns. Darauf aber kommt es an. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß wir Deutsche in Technik, Handel und Kriegs wesen nicht nur durchaus modern sind, sondern darin Leistungen aufweisen, eine Anpassungs fähigkeit zeigen, die den Neid und die Be wunderung der ganzen Welt Hervorrufen, anderseits jedoch in staatlichen Begriffen uns vielfach im Gedankenkreise des vorigen, wenn nicht des vorvorigen Jahrhunderts beivegen. Wir sollen gewiß überkommenes hochhalten, aber doch nur so weit, als es der Gegenwart nutzt. Es ist kein Mangel an Ehrfurcht, sondern lediglich Klug heit, wenn man sich der Erkenntnis beugt, daß alles Leben Entwicklung ist. Diese aber voll zieht sich jetzt unter völlig anderen Verhältnissen als vor hundert Jahren. Man lese in Meineckes „Weltbürgertum und Nationalstaat" nach, in wie hohem Grade bei Stein, ja selbst bei Gneisenau damals' noch weltbürgerliche Ten denzen obwalteten, und der Gegensatz zu heute wird ohne weiteres offenbar. Die Zeit fordert von uns eine andere Ehr furcht als die vor den Gepflogenheiten der Ver gangenheit, sie fordert Ehrfurcht vor unseren Gefallenen. Soll ihr Blut nicht umsonst ge flossen sein, so müssen wir, um mit Clausewitz zu sprechen, „der Weichlichkeit des Gemüts, dem Hange nach behaglicher Empfindung", diesem Erbteil deutschen Wesens, entsagen. Nur wenn er diesen Härtungsprozeß vollführt, wird die er ziehliche Wirkung des Weltkrieges an uns nicht verloren sein. verschiedene Uriegsnachrichten. Schneefall an der Westfront. Londoner Blätter melden aus der Gegend von Verdun: Am 16. abends begann Schnee zu fallen und am 17. nahm der Schneefall zu. Das eroberte Gebiet fei ein ein zi g er Morast, in dem im Augenblick kein einziger Laufgraben angelegt werden könne. Die Wegschaffun g der Verwundeten sei entsetzlich schwierig und die Versorgung der Truppen mit Lebens rnitteln und Wasser eine Riesenarbeit. -t- Italiens Kriegslasten. In einer Kritik über die Erklärungen des Finanzministers Carcano in der italienischen Kammer schreibt der ,Avanti': Carcano habe gesagt, daß vom 1. Juli 1915 bis zum 30. Juni 1916 Italien 7ys Milliarden für den Krieg ausgegeben habe. Dieser Summe müßten 3 Milliarden für die Kriegsvorbe reitung und mehr als 1 Milliarde für die Kriegskosten im Mai und Juni 1915 hinzu gefügt werden. Bis Ende Juni 1916 habe also Italien 10'L Milliarden ausgegeben. Seit 1. Juli bis zum 20. November habe Italien nach den Angaben Carcanos weiter 8 Mil liarden und 982 Millionen ausgegeben. Die militärischen Kriegskosten Italiens beliefen sich also auf rund 20 Milliarden. Nicht inbegriffen seien in dieser Summe die indirekten Kriegs kosten, wie der Verlust bei der Einfuhr von Getreide, Kohle usw. * Die eroberten Ölquelle» in Betrieb. Im rumänischen Olquellengeknet erwies sich die Beschädigung der technischen Anlagen als nur geri n g. Der Bohr- und Raffinerie- belrieb konnte sofort wieder ausgenommen werden und dürfte demnächst eine Erweiterung erfahren. Die eingesessene Bevölkerung, die seither in den Betrieben arbeitete, ist durchaus arbeitswillig. Am schwierigsten dürste die Transportfrage bei der Ausbeutung der Öl quellen sein. * Das Schicksal der rumänischen Armee. Die Pariser Blätter beurteilen jetzt die Kriegslage in Rumänien wenig zuversichtlich. Dem Wettlauf zwischen Mackensen und dem rumänischen Heere zum Sereth müsse man, meint das.Journal', mit ängstlicher Spannung entgcgenblicken, da von dem früheren Eintreffen des deutschen linken Flügels das Schicksal der rumänischen Armee abhänge. Der Vmnerk, äer k^neckt. 12j Roman von Bruno Wagener. (Fortsetzung.) „Eine ihn selbst überraschende Ernüchterung befiel ihn. Dieses Weib hatte ihn mit stürmi scher Leidenschaft erfüllen können. Er verstand es kaum noch. Der Rausch war verflogen. Und jetzt wußte er, daß er sie nur mit den ^vaen geliebt hatte, mit den schönheits- lürfligen Sinnen in ihrer einstigen Anmnt und Kraft, ihrer knospenden Weiblichkeit. Und mit einem Schlage war das nun alles vorbei. Nichts war in seiner Seele übriggeblieben, das ihn inniger mit diesem Weibe verband. Er hatte geglaubt, sie zu lieben, und hatte sich nur an Jugend und Schönheit berauscht. In Gesine aber waren alle die alten Ge fühle auis neue wach geworden, als der Mann vor ihr stand, den sie drei Jahre laug ge glaubt hatte zu Haffen und den sie jetzt glühender begehrte als zuvor. Was war aus dem jungen Menschen geworden, dem das wilde Mädchen sich einst an den Hals geworfen hatte! Als ein ganzer Mann stand er vor ihr. Das Gesicht hatte etwas Festeres bekommen; die Hellen Löckchen, die ihm früher in die Stirn sich ringelten, waren verschwunden; er trug die Haare militärisch kurz geschnitten; aber dasfftand ihm gut und ließ ihn männlicher erscheinen. Der flotte Schnurrbart gab ihm etwas Unter nehmungslustiges, Keckes, und doch machte er eher einen gesetzten, ernsten Eindruck. „Ich muß jetzt gehen, Frau SiemerS," sagte er denn er wußte ibr auf ihre lebten Worte nichts Passendes zu erwidern. Ein Wort des Bedauerns über den Tod ihres Mannes hätte er nicht über die Lippen gebracht, das wäre Lüge gewesen. „So eilig?" fragte sie befremdet. „Ich hätte Ihnen gern den Hof gezeigt — es ist manches schlechter geworden bei uns: es fehlt die rechte Ordnung. Ich habe mich nicht so darum kümmern können, als der Junge kam, und das Gesinde wechselt alle Jahre. Die Alten machen mir die Leuts aufsässig, vor allem sie — die Mutter — mischt sich in alles, und so haben wir Zank und Streit den ganzen Tag. Am ersten Oktober ist der Großknecht ge gangen, und einen ordentlichen Ersatz habe ich nicht bekommen." Sie sah den vor ihr Stehenden erwartungs voll an. Aber er schwieg hartnäckig. D,a be schloß sie, gerade aufs Ziel loszugehe». „Wo haben Sie denn eigentlich einen Dienst ange nommen, Hinnerk?" fragte sie. Er verstand sofort, was sie bezweckte. „Ich will mich erst nach einer Stellung nmsehen," entgegnete er rühig. Beim Ortsvorsteher soll ja wohl ein Knecht gesucht werden. Da wollte ich nach der Kirche hin, und es wird jetzt wohl Zeit sein." „Warum haben Sie bei mir nicht angefragt, Hinnerk?" sagte Gesine stockend. „Sie können Großknecht bei mir werden, wenn Sie wollen." Sie war blaß geworden vor innerer Erregung. Sie hatte hinzusügen wollen: „Und wenn du Lust hast, kannst du Bauer sein auf meinem Hofe!" Doch sie war klug genug, die Worte nicht auszufprechen. ,Petit Parisien' und der,Nadical' machen wegen der unzureichenden Vorbereitung Rumäniens und dessen Unterstützung durch seine Verbündeten der Diplomatie und der Heeresleitung der Ver bündeten heftige Vorwürfe. Oberstleutnant Rousset befürchtet einerseits eine Bedrohung der russischen Südprovinzen und anderseits Maze doniens. * In Monastir. In Sofia eingeiroffene bulgarische Flücht linge aus Monastir erzählen, daß dort nur zwei französische Schwadronen und kaum dreihundert Infanteristen eingezogen sind. Die bulgarischen Truppen beherrschen aus ihren Stellungen die Stadt und die ganze Monastir-Ebene. Das Leben in der Stadt ist ruhig. Die franzö sische Besatzung behandelt die bulgarische Bevölkerung schlecht und beraubt die bul garischen Geschäfte. Uber 150 Bul garen, die ihre Häuser beim Einzug der Fran zosen nicht mit französischen Flaggen schmückten, wurden nach Florina gebracht, die bulgarische Schule ist vollständig zerstört. Die Bevölkerung erwarte mit Ungeduld die Rückkehr der Ver bündeten Truppen. Vie Volten äer Offensive. Französisch - englische Verluste. Der französische Funkspruch Lyon vom 12. Dezember 1916 bringt unwahre Zahlen über die Verluste beider Gegner an der Somme, denen von völlig zuverlässiger militärischer Seite folgende Zahlen entgegengestellt werden : Die Gesamtverluste der Fran zosen und Engländer seit Kriegsbeginn betragen: Franzosen 3800 000 Mann, Engländer 1 300 000 Mann, zusammen 5100 000 Mann. In diesen auf sicherer Grundlage ruhenden Zahlen sind die Verluste der braunen und schwarzen Franzosen und Engländer nicht mit einbegriffen. Da diese farbigen Hilfsvölker von jeher mit Vorliebe bei größeren Angriffen ein gesetzt werden, erhöhen sie die Berlustziffern unserer Feinde im Westen wahrscheinlich noch um mehrere Hunderttausend. Seit dem 1. Juli werden in den Somme- kämpsen 104 französisch-englische Divisionen ein gesetzt, die von allen Teilen der Front zwischen dem Meer und der Schweiz herangezogen sind. Der größte Teil dieser Divisionen trat nach kurzer Ruhe zum zweiten, dritten und vierten Male in der Front auf, so daß im ganzen 226 Divisionsansätze zu rechnen sind. Die sranzösischen Verluste an der Somme sind bis Ende November auf mindestens 250000 Mann zu veranschlagen, jene der Engländer auf 550 000. Dabei haben die Franzosen seit langer Zeit sich von größeren verlustreichen An griffen zurückgehalten. Die französisch- englischen Gesamtverluste in der Somme-Schlacht belaufen sich somit nach vor sichtiger Berechnung auf mindestens 800000 Mann. Sie übersteigen demnach weit die von unseren Feinden errechnete Zahl von 690 000 Mann deutscher Sommeverluste, die in Wirklichkeit er heblich unter Vs Million bleibt und wobei zu bedenken ist, daß etwa 76°/» aller Verwundeten dank der vortrefflichen ärztlichen Pflege und dem hohen Stande der ärztlichen Wissenschaft in Deutschland in verhältnismäßig kurzer Zeit kampffähig wieder zur Front abrücken. PoliMcke Armäschau. Deutschland. * In der W ü r t t e m b e r g i s ch e n E r st e n Kammer erklärte der Präsident Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein, das deutsche Friedens angebot berechtige zu der Hoffnung, daß die Welt darin ein Zeichen von unserer Stärke und Zuversicht sowie unserer wärmsten Friedensliebe erkennen werde und daß diese Bemühungen dem furchtbaren Bölkerkampfe ein baldiges Ende be reiten. Ministerpräsident Freiherr v. Weizsäcker wies darauf hin, daß, wenn der Krieg fortgehe, Deutschlands tapfere Soldaten dem Vaterlande erst recht einen starken und dauernden Frieden erkämpfen. Zu Hause werde dem Rufe der Mit' arbeit mit freudiger Entschlossenheit Folge ge leistet werden. Was den Aushungerungspla» anlange, so seien wir für 1917 in jeder Richtung bereit. * Eine Regierungsvorlage an den hessi schen Landtag fordert Staatsdar- lehen an alle selbständigen Gewerbetreibenden und Angehörigen der freien Berufe, die ge schäftlich oder beruflich infolge Einziehung zum Militärdienst Schaden erlitten haben, ferner für Arbeiter, Privatangestellte und aktive Militär personen, die infolge Kriegsbeschädigung einen selbständigen Beruf ergreifen müssen. Die Dar lehen sollen bis zu 1600 Mark auf fünf Jahre gewährt werden. Auch kann an Witwen zur Fortführung des Geschäfts ein Darlehen ge geben werden. Im ersten Jahr ist das Dar lehen zinsfrei, für das zweite und dritte Jahr ist eine 2 °/»ige, für das vierte und das folgende Jahr eine 4 °/»ige Verzinsung vorgesehen. Dis Tilgung soll mit dem dritten Jahr beginnen. An der Gewährung der Darlehen sollen Staat und Gemeinde gleichmäßig beteiligt sein. Zu nächst wird ein Kapital von drei Millionen gefordert, die im Anleihewege aufzubringen find. Österreich-Ungarn. * Ministerpräsident Graf Tisza teilte im ungarischen Abgeordnet-enhause mit, daß die Krönung am 30. Dezember stattfinde. Er beantragte, daß das Abgeordneten haus hierfür gewisse Vorkehrungen treffe und die Wahl des Paladin-Stellvertreters vornehmen möge, der gemeinsam mit dem Primas dem König die Krone aufs Haupt setze. Ferner soll eine Abordnung gewählt werden, die nach dem feierlichen Einzug den König begrüßt und ihn ersucht, die Krönung vorzunehmen und die Erlaubnis zur Krönung der Königin zu er teilen. Frankreich. * Der Kongreß der Sozialistischen Vereini gung des Seine-Departements hatte eine lange Besprechung über die Frage der Wieder aufnahme der internationalen Beziehun gen zwischen den krieg führ enden und neutralen Ländern. Er nahm mit 10 026 gegen 403 Stimmen eine Entschließung an, die die Möglichkeit der Wiederaufnahme der inter nationalen Beziehungen und besonders Verhand lungen für den Frieden in Betracht zieht, unter der Bedingung, daß klare Vorschläge auf genau umschriebenen Grundlagen von Deutschland und seinen Verbündeten vorgelegt würden. England. *Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, wird Premierminister Lloyd George sich nach seiner Wiederherstellung ganz dem Kriege widmen und dem Nnterhause dazu sehr krasse Mittel Vorschlägen. Sollte er dabei aus Widerstand stoßen, so seien Neuwahlen zu er warten. Die Anhänger Lloyd Georges machten kein Geheimnis daraus, daß cs möglicherweise in nächster Zeit zu Neuwahlen kommen werde. Griechenland. *Die Vergewaltigung Griechen lands durch den Vierverband dauert an. Ministerpräsident Lambros hat erklärt, daß die Blockade erst aufgehoben werden würde, wenn die Frage der Genugtuung gelöst sein werde. Die Annahme der Forderungen des Vier verbandes bedeutet die Entfernung der Armee aus Thessalien und der Verbringung der Artillerie nach dem Peleponnes. Die Verlegung der Truppen und der Artillerie wird etwa 3 Wochen dauern. Amerika. *Nach den letzten Nachrichten aus Washington ist keine Änderung in der aus wärtigen Politik der Ver. Staaten er folgt, weder in der V-Boot-Frage mit Deutsch land und Osterreich-Ungarn, noch in den Handels- sragen mit England und seinen Verbündeten. Diese Erklärung wurde durch eine in einem New Iorker Blattveröffentlichte drahtlose Mel dung aus Berlin hervorgerusen, in der darauf hingewiesen wird, führende Berliner Schrift steller seien der Ansicht, daß Wilson eine un freundliche Politik gegen Deutschland ange nommen habe. Hinnerk zögerte einen Augenblick. Dann sagte er: „Wenn alles vergessen sein soll von damals vor drei Jahren, dann möchte es wohl sein. Ich muß mir's überlegen und mit meinen Leuten darüber reden." „Mit deinen Leuten?" stieß sie geärgert her vor. „Weißt du nicht allein, was du zu tun hast, Hinnerk?" Er erwiderte ihren zornigen Blick mit der Ruhe des Mannes, der sich nicht beirren läßt. „Ich spreche noch heute mit meiner Mutter und der Liese darüber. Da sie meine Maut ist, hat sie ein Recht, um ihre Meinung gefragt zu werden. Morgen bringe ich Bescheid, Frau Siemers." Und mit kurzem Gruße ging er. Gesine sah dem Davonschreitenden nach. Eine wilde Eifersucht hatte sich ihrer bemächtigt. Also dachte Hinnerk immer noch an die Liese Rickmann. Seine Braut hatte er sie genannt I Nun ja, die paßte freilich zu ihm, das Dienst mädchen des Herrn Volkhardt aus Hamburg. Um ihretwillen hatte er schon einmal Gesines Hand verschmäht. War er noch immer nicht klüger geworden in den drei Jahren? Nie war er Gesine so begehrenswert erschienen wie heute. Es lag eine verhaltene männliche Kraft in seinem ganzen Wesen, die das junge Weib reizte. Wie stolz er dahinschritt — inan sah ihm den Soldaten an in der geraden Haltung, der Sicherheit der Bewegungen. Sie kannte keinen zweiten, der ihr so gefallen hätte wie dieser. Und nun wollte er erst mit seiner Mutter und mit der Liese großen .Kriegsrat halten, ob er sich herablassen sollte, als Groß- lnecht auf den Bolten-Siemersschen Hof zu ziehen. ES war zum Lachen! Und Gesine lachte wirklich — aber das klang mehr wie em ersticktes Schluchzen. Ein lautes, höhnisches Gelächter mischte sich in den qualvollen Laut aus ihrer Kehle. Als sie erschreckt herumfuhr, sah sie ihren Bruder Krischan hinter ihrem Rücken stehen. Seine Fuchsaugen funkelten sie an in Heller Freude über ihren Zorn. Sie wußte sofort, daß er irgendwo versteckt ihr Gespräch belauscht hatte. Unwillkürlich hob sie die Hand zum Schlage. Ins Antlitz hätte sie ihn treffen mögen, den hämischen Gesellen, der den ganzen Tag faulenzend herumlag, den Zwischenträger zwischen ihr und der Mutter auf dem Altenteil machte und in der Dorfwirtschaft über sie und alle Welt Klatsch und Tratsch verbreitete. Seit sie den Hof übernommen hatte, ließ cs ihm keine Ruhe, hinter ihr herumzuspioniercn und ihr Ärger zu bereiten. Denn er war ja der eigentliche Anwärter auf den Hof gewesen, von dem die Eltern ihn ausgeschlossen hatten, weil er ein Krüppel war und nur halb zu rechnungsfähig. Und da sollte er die Schwester nicht hassen und vor allem ihren Jungen ? Denn er war ja schuld daran, daß ihm — dem Krischan — der Hof nicht gehörte. In der Hoffnung auf den Elben hatten sich die Alten ja zur Ruhe gesetzt, und der Kleine war nun der eigentliche Hofbesitzer; für ihn verwalten' Gesine die Wirtschaft, und sogar, wenn sie sic!) noch einmal verheiratete, wurde der Mann nur Jnterimswirt und mußte den Hof abgebcn, wenn der Junge fünfundzwanzig Jahre war. La stand es ausdrücklich in der Hosverschreibnng
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)