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1916. * Nr. 21. Wimvene; UnterdslwngrblaN. Erscheint jede Woche. Verlag Stadt und Laud Max Wundrrmann, Berit« W.S0 Münck»:nerlLratz« SL. ver vaver Zepp. Von Konrad Urban. Nachdruck vrrbotrn. Eine unheimliche Gestalt! Der Kopf mit den kurzgeschorenen Haaren saß ihm wie b! Kürbis auf. In den breiten Soldatenrock, der für ihn ganz Inders hatte geschneidert werden müssen, hätten sich ganz gut ^Reservisten stecken können. Dar Gewehr sah in diesen i,, Merkchen Tatzen aus wie ein Spazierstock. Seinen Anmarsch benagelten Kommißstiefeln hörte man einige hundert "kr weg auffallende Erscheinung hieß beim ganzen Regiment -Kayer-Sepp. In der siebenten Kompagnie führte er als tziyf Wer die dritte Korporalschaft. Da er wenig gesprächig hi^ buhlen seine Kameraden nur, daß er Joseph Packelhuber H^.ünd in einem oberbayerischen Dorfe als Schmiedemeister ^Maflete. Die Mobilmachung hatte ihn wie so viele tausend ^ni friedlichen Leben gerissen und in das Regiment eingereiht, glimme des großen deutschen Vaterlandes waren unter - Jahne vertreten. Der Laycr-Sepp schaute auf die anderen vj^wltleidig herab, vielleicht weil die meisten Nichtbayern waren, M auch, weil sie ihm als „dürftiges Zeug" erschienen. ...» Abend vor dem Ausrücken ließen es sich die Unterof- w einmal in der Kantine recht wohl sein. Dem bayerischen dhvtiwacker zugesprochen. Der Bayer-Sepp hatte gewiß Ehrex "w Matz vertilgt, als ihn der Vizefeldwebel, ein Ober aus dem Brandenburgiscken, anredete: yer-Sepp! In welchem Feldzug sind Sie so jämmerlich "'ehr ^worden? In Ihrem Gesicht hat ja gar kein Schmitz sah ihn der Bayer Sepp an, als habe et ihn nicht Plötzlich donnerte er mit der Faust auf den Tisch, k äffende Spalte im Holze entstand. üen's mich frozzeln? In meinem G'sicht hätt ka' Der K Pl°tz?" .. suchte ihn zu beruhigen. ^mer noch ^nich nicht falsch! Ein ehrlicher Schmitz b-i der anders denkt!" ^stiat gab noch einige Maß, und Bayer-Hepp war »- Za — er erzählte später sogar, wie er sich das zer hauene Gesicht geholt hatte, natürlich urbayerisch, was wir aber nach Möglichkeit hochdeutsch wiedergeben. „A Schneid mutz a jeder ha'n! Schaun's, die Toni, die jetzt mei Weib is, hat mich lang hingezogen, weil sie gemeint hat, ich hätt' ka Schneid. Zum Kirchweihtag, grad mitten im Tanz, als sie alle Burschen mir vorzog, hab ich sie um a'n Tanz gefragt. Gefrozzelt ha'n se mich, all. No —" er machte mit seinen Händen entsprechende Bewegungen — „da hab ich sie bekehrt, die Burschen mitsamt der Toni. So — und nun wissen's datz ich eine ehrliche Keilerei gehabt hab!" „Und Ihre Frau ist Ihnen gewiß heut noch dankbar, wenn sie Ihr vernarbtes Gesicht küßt!" „De Toni! De Toni!" seufzte der hünenhafte Schmied und kraute sich hinter den Ohren, „'s ist halt Kei Gleichgewicht im Hause! 's ist a Kreuz!" Der Vize wußte genug und lächelte nur. Sie plauderten noch lange, das heißt, der Oberlehrer erzählte, und der Schmied hörte zu. Plötzlich krachte des Bayer-Sepp Faust wieder auf den Tisch, daß er mitten durchbrach. Entsetzt schauten alle auf ihn, glaubten sie doch, datz der Bayer-Sepp im nächsten Augenblick auf irgendeinen losstürzen würde. Der aber sprach gar gelassen: „De Toni! Ich hab a Kreuz mit ihr, aber nu hab ich meine Ruh!" * * * Die Kompagnie war in ein französisches Dorf eingezogen. Sie bildete die Vorhut. Der Bayer-Sepp hatte mit seiner Kor poralschaft die Feldwache zu stellen. Fn der Nacht wurden die ermüdeten Soldaten alarmiert. Feder wußte auch sofort, was geschehen war, denn fast aus jedem Hause knallten die Büchsen der Bauern. Der Hauptmann ließ sofort das Dorf umstellen und stellte dabei fest, wer noch fehlte: der Vizeseld wedel, der Bayer-Sepp und zwei Mann aus Sepps Korporalschast. Einige Verwundete hatten sich retten können. Doch ehe der Hauptmann noch einen weiteren Befehl erteilen konnte, erschienen die Vermißten. Bayer-Sepp erstattete Meldung. Auf den ersten Schuß hin im Dorfe hatte er sofort alarmieren lassen und hatte die Häuser, aus denen am wütendsten geschossen wurde, gestürmt.