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Allgemeiner Anzeiger : 27.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-27
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 27.05.1916
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Vie „äritte Abteilung". Aus dem unterirdischen Petersburg. Das Institut, dessen sich Rußland bei dem Mlicherwcise vereitelten Mordanschlag auf König Gustav von Schweden bediente, ist auf ms engste mit der Geschichte des Zarenreiches dnbunden und unter Peter dem Großen ent- mden. Dieser Herrscher entfesselte durch die M das Wohl des Staates zwar nötigen, aber dein Empfinden des Volkes schroff zuwiderlau- lenden Neuerungen offenen und heimlichen Wider- Mnd. Um nicht ein Opfer der Mißstimmung öu werden — die so stark war, daß sogar der Sohn in der Verschwörer Reihen trat —, schuf «er Zar die „Geheime Kanzlei". Jeder, der Kenntnis von gegen den Zaren Michteten Plänen halte und das zu dessen Kenntnis bringen wollte, trat vor die „Geheime Kanzlei" und brachte hier seine Anzeige vor. Bieler Beweise bedurfte es bei der Beschuldigung sucht, die entlockten schon die Folterqualen, denen der des Hochverrats Angcschuldigte regelmäßig unterworfen wurde. Köpfen, Hängen, Vierteilen, uls Mildestes die Verbannung nach Sibirien, Karen die Strafen, die regelmäßig und fast °hne jede Ausnahme von der „Geheimen Kanzlei" auf die Anschuldigung „Wort und Tal" Erhängt wurden. . Das Institut der „Geheimen Kanzlei" hat Peter dem Großen manche Änderung er- Men, sich in die „Dritte Abteilung" und das 'Departement der Polizei", wie sie noch heule M, gewandelt. Aber der Wandel hat sich ^hr auf das Außere erstreckt, weniger das Mere Sein ersaßt. Die Folter ist ja zwar in Ekland offiziell abgeschafft, doch Geständnisse Alden dort nicht nur mit Worten erlangt. Auch Würdigung der Beweiskraft des Magematcrials das gleiche Bild. Zwar nur und Tat auszuiprechen, schadet heute Aem etwas, wohl aber ein ost nur unbe- «ründeter Verdacht. Die „Geheime Kanzlei", dritte Abteilung, j^artement der Polizei hat alio durch die 'Mensänderungen nichts von seinem Schrecken Floren, ist sozusagen nur zeitgemäßer gcwor- Auch darin ist ein gewisser Wandel bc- ^stbar, daß die Erhebung von Anklagen sich ,^>ger auf zniällige Anzeigen Außenstehender, mehr auf die Berichte der eigenen Beamten j A- Die Geheime Kanzlei hat eben nach und feste Formen angenommen: ganz Rußland D einen sehr großen Teil des Auslandes mit M dichlmaschigen Netz von Spitzeln über- . 8sn. Dieser Leute Aufgabe ist es, alles, was °'U Erfahrung bringen, zu melden. Zweierlei Arten von Beamten hat das ^partement der Polizei: das eine sind die Marinen der politischen Abteilung. Dieser iz, Ausgabe ist es, Verhaftungen von ttbcl- gegen des Staates Sicherheit, Haus- Mngen in solchen Fällen, vorzunehmen und k' Maus sich ergebenden Untersuchungen zu dem m Viel wichtiger aber sind die Beamten sh? Geheimdienst. Menschen aller Lcbeus- iz^gen, deren Diensteid unter anderem vor- Mt: „Vater und Mutter nicht zu schonen," de» Trümer. Möglichst genaue Meldungen tM "Ken in Vorbereitung befindlichen, vorzugs- b^^politischen Verbrechen, haben sie zu er- melden zu können, bedarf cs der die Die verschaffen sich die Leute durch >>^ ^Nen selbstverständlich unter Gewährung ^Straffreiheit befohlene Teilnahme an Ver- Das kennzeichnet den ganzen Apparat, tz? der Reihe der von der Regierung als e^^einde Bezeichneten werden die Gehcim- n größtenteils gewählt, da doch nur diese ^„«erdacht bei ihren Genossen, den wirk- M Verschwörern, Einblick in deren Tun ge- können. Große Versprechungen aller ^ch'tLockung mit dem Geldbeutel VM, mache» die Leute zu Verrätern, schm^hchen den Geheimagenten und den Ver- ka-i " es oft schwer, den Unterschied zu Merm spielt eins in das andere wie ein rk- Viele dienen auch abwechselnd der Ahka Ulg und dem Umstürze. ,Und diesen ganzen lejAMi Nu», dessen Unterhaltung jährlich zahl- MKnklionen lostet und der sich wie kein Vollmondnächtcn — die Slhnen- ük^ entlang, die Treppe hinab durch die Ma ^"ile in den Schloßhof, woran das gc- Portal sie nicht verhinderte. Im Hof fie bis zum Drachenbrunnen, dessen sh/echscchl sie scher die blutbefleckten Hände Dann huschte sie hinter zur Schloß- KNd n'lttelte an der Tür, die indes ür ,Mond. Verzweifelt rang sie die Hände, bis Schluß der Geisterstunde auf demselben öum Gespensterturin zurückkehrcn nmßte, sie verschwand. eine oder andere von den Bediensteten Gestalt begegnet sein. Aber alle be- ^öö» -uweilen aus dem Gcipensterlurm ° ""d Wimmern gehört zu haben, das MM klang, als befände sich ein Mensch in V Todesnot. Mg»h°lf nichts, daß Ictkchcn Wohlgemut gegen solchen „Unsinn" zu Felde zog: "Irem Rücken erzählten sich die Leute ^der die gruseligen Geschichtchen, und " Wohlgemut „Großreinemachen" im "erturm ansetzle, gab cs jedesmal erst und Wehklagen, ehe die Mägde ihr und Scheuertüchern in das angebliche Aerreichfolg^ M Bovenau wußle nm diese Spukge- ß lin^' . nihhr als oin Achselzucken dafür Wie sie entstanden, wußte niemand. r. chforschie er einmal die allen Chro- Geschlechtes nach einem Anhalt für dwstö Gerüchtes und entdeckte s Graf Roderich Ravcnau war in dein anderer zum Begehen von Verbrechen eignet, benutzt Rußland selbstverständlich nicht nur für innerpolitische Zwecke, sondern neben der mili tärischen Spionage auch zur Beseitigung un bequemer Leute. Ein Sozialrevolutionär, so heißen die Männer des russischen Umsturzes heute, begeht also oft genug irgend einen Anschlag im Auftrage seiner Parteileitung und weiß gar nicht, daß er eigent lich der Vollstrecker des Willens von Väterchens Negierung ist. Von unä fe^n. Erfolgreiche soziale Maßnahmen. Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, der auf Schloß Primkenau wohnt, hat dort die Gründung einer Waren-Einkaufsgesellschaft ermöglicht, die sich zum Vertriebe der Waren der ansässigen Kaufleute bedient. Dadurch kommen die wich tigsten Lebensmittel um rund ein Drittel billiger zum Verkaufe. Ferner hat der Herzog an geordnet, daß alles abgeschossene Wild unent geltlich an die arme Bevölkerung der Herrschaft und Stadt Primkenau verteilt wird. Gemeinsame Hausschlachtungen für die landwirtschaftliche Bevölkerung. Um eine ausreichende Ernährung der landwirtschaftlichen Bevölkerung während der Ernte zu gewähr leisten, empfiehlt der sächsische Landeskulturrat dem königlich sächsischen Ministerium auf eine entsprechende Anfrage, während der Ernte Haus- schlachtungen in der Weise zu gestatten, daß sich mehrere Haushaltungen zusammenlun und das gewonnene Fleisch in der ihnen zustehenden Menge unter sich verteilen. Gegebenen falls sollen auch die Gemeinden berechtigt sein, Schlachtungen zu unternehmen und den Verkauf zu tätigen. Für die Dauer von sechs Wochen soll während der Erntezeit gleichmäßig in allen Kominunalverbänden die gewährte Fleischmenge erhöht werden. Tas Ergebnis der Schulkriegsanleihe. Das Ergebnis der Werbungen der Schulen sür die vierte Kriegsanleihe liegt jetzt vor. 509 An stalten warben fast 47 Millionen. Darunter waren 887 Knabenschulen, die 34 321400 Mark aufbrachten, 69 Mädchenschulen mit 3 374 400 Mark, sieben Schulen sür Knaben und Mädchen mit 112 000 Mark, 126 Seminare und Prä- parandenanstalten mit 8 982 900 Mark. Die österreichischen Schulen haben bei der dritten Kriegsanleihe ein Ergebnis von 13Vs Millionen tronen erzielt. Städtische Schweinemästerei. Die Stadtverordneten in Herborn im Westerwald haben 42 Schweinezüchter mit der Aufzucht und Mästung von 44 Schweinen betraut. Für jedes auf Rechnung der Stadt zu mästende Schwein werden seitens der Gemeinde 450 Pfund Maisschrot und 50 Pfund Fischmehl zur Verfügung gestellt. Höchstpreise für Löst verlangt. Wie aus Bautzen berichtet wird, haben die dortigen Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung ein stimmig beschlossen, die sächsische Regierung auf- zusordern, im Bundesrat sür rechtzeitige Fest setzung von Höchstpreisen auf Obst einzutreten. Acht Söhne unter den Fahnen. Mit j Stolz kann der Winzer Johann Maßmich aus Oberwalluf im Rheingau auf seine acht Söhne als Vaterlandsverteidiger blicken. Sieben von ihnen stehen bereits seit Kriegsbeginn im Felde und sind bis auf einen, der seit November 1914 vermißt wird, sämtlich noch unverwundet. Der achte ist seit dem 1. Mai einberufen. Außer dem hat er noch zwei Schwiegersöhne vor dem Feinde. Für 4VVOV Mark Goldwarcn ge stohlen. In Gleiwitz wurde in dem Gold- Warengeschäft von Ludwig ein Einbruchsdiebstahl verübt, bei dem Goldwaren und sonstige Gegen stände im Werte von 40000 Mark gestohlen wurden. Bienenzuchtkursc für Kriegsinvaliden. Die Gemeinde Hofheim im Taunus hat für Kriegsbeschädigte und zur Entlassung kommende Mannschaften einen Kursus in Bienenzucht und allen damit in Zusamincnhang stehenden Fertig keiten eingerichtet. Außer freier Teilnahme Gespensterturm eines Tages ermordet aufge sunden, anno 1680. In seiner Brust steckte ein feiner zierlicher Dolch, der seiner Gattin, der Gräfin Katharina Charlotte, gehörte. Diese — eine geborene Prinzessin Twiel — wurde des Gattenmordes beschuldigt, ehe man aber gegen sie vorgehen konnte, hatte sie sich selbst entleibt — mit demselben Dolch, der ihren Gatten ge tötet. Ihr eigener Sohn glaubte an die Schuld der Mutter und schrieb diese Historien nieder. Die Seele der Gräfin Katharina Charlotte tollte nun keine Ruhe im Grabe gesunden haben und verdammt sein, ruhelos umherzu wandeln, bis der letzte Ravenau in der Familien gruft beigesetzt sein werde. — Graf Rudolf schritt langsam die Galerie hin ab, von Bild zu Bild. Vor manchem blieb er eine Weile stehen, als wolle er sich die Züge einprägen. Vor allem die Porträts der Frauen seines Hauses sah er forschend an. Alle hatten Helle Augen, blaue oder graue, die meisten braunes, nur wenige lichtblondes Haar. Schwarze Augen besaß keine dieser Gräfinnen von Ravenan — keine. — Doch halt! Graf Rudolfs Fuß stockte, und sein Blick heftete sich düster auf ein Frauen porträt, das unweit des Einganges zum Ge- jpenslerturm hing. Es trug die Unterschrift: „Katharina Charlotte, geb. Prinzessin Twiel. Geboren den 13. März 1649. Gestorben den 21. Juli 1680." Der alte Herr sah in die feinen kapriziösen Züge dieser erlauchten Frau. Sie war ihrer Abstammung nach die vornehmste unter den Gräfinnen von Ravenau. Das blasse Antlitz werden auch Reise- und Aufenthaltskosten ge währt. Zwei Kinder erstickt. In Sagan sind die fünf und drei Jahre alten Mädchen des eingezogenen Arbeiters Lubbin erstickt. Sie halten in Abwesenheit der Mutier mit Streich hölzern gespielt und erstickten bei dem dadurch entstandenen Brande. Die skeptischen Dieke. An dem Laden der Fleischerei Kuczeja in Kattowitz prangte in letzter Zeit sehr oft »in Schild mit der Auf schrift: „Wegen Fleischmangels geschloffen." Ent täuscht machte das Publikum vor dem Laden kehrt. Nur die Diebe hatten das Vertrauen zu Kuczeja nicht verloren. Sie brachen nächtlicher weile ein und kamen auch auf ihre Kosten. Denn sie stahlen, wie es im Kattowitzer Polizeibericht heißt, „viel Fleischwaren und Speck". Und das Publikum, herzlos wie es ist, hat nicht einmal Mitleid mit dem armen beraubten Kuczeja! Dreizehn Anwesen eingeäschert. In Unadingen brach in einem Hause ein Feuer aus, das schnell um sich griff und in fünf Stunden 13 Anwesen einäscherte. Das Vieh konnte recht zeitig gerettet werden. Menschenleben sind nicht zu Schaden gekommen. Neue französische Briefmarke«. Die französische Regierung hat die Ausgabe neuer Briefmarken zu 2, 5, 15, 35 und 50 Centimes sowie von 1 und 5 Frank angeordnet. Die alten Wertzeichen werden mit dem Überdruck „drcsrro 1914/16" versehen. Gericktskalle. Berlin. Ein Angestellter eines Nahrungs- mittelgeschästs, der wegen NahrungSmittclvergehens im Betriebe seines Arbeitgebers gerichtlich bestraft worden ist, muß eS sich gefallen lassen, daß bei ge wünschter Fübrungsbeicheinigung auch das Vergehen erwähnt wirb. Diesen Standpunkt nahm die 3. Kammer des Berliner KaufmanntgerichtS in einem dieser- Tage verbandelten Nechtkfall ein. Die Klägerin Berta Reiß war im Dienste der beklagten Jnteressen-Gemeinschast märkischer Milchproduzenten zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie ver besserte Kaffeesahne für Schlagsahne auSgegeben halte. Auf Grund dieses Vorkommnisses trug die Beklagte Bedenken, der Klägerm die Führung im Zeugnis zu testieren; wenn sie dar tun solle, so könne sie den Vorsall, der zur Entlassung sühne, nicht ver schweigen. Nachdem Fran R. aus einem Zeugnis mit Führung bestand, formulierte das Gericht das Zeugnis wie folgt: „Mit Leistung und Fühlung waren wir stets zufrieden, doch wurde zuletzt festge stellt, daß sie verbesserte Kaffeesahne unter dem Schilde „Schlagsahne" verkaufte." Nachdem die Klägerin dies Zeugnis errungen hatte, verließ fie mit „sehr gemischten" Gefühlen den Gerichtssaal. Danzig. Das Schwurgericht verurteilte den 28 jährigen Schmied WtadiSIaus Pafchowski aus Hochstüblau, der in der Nacht zum 30. Oktober vorigen Jahres in Hochstüblau die Familie des im Felde befindlichen Mühlenbesitzcrs Schwedowfki, be stehend aus Frau, Schwiegermutter und zwei Söhnen, ermordete, das Haus auiraubte und es dann in Brand steckte, so daß die sämtlichen Leichen ver brannten, zum Tode. k)auswirtlckrft. Sauerampfer. An Wegerainen, an Ab hängen, an denen Wasser vorüberfließt, ist der Sauerampfer zu finden und kann bis weit in den Sommer hinein verwendet werden, wcnn man die jungen Blätter nimmt. Man rechnet 1 Liter oder V- Pfund Sauerampfer für Mahl zeit und Person und bereitet Gemüse, Suppen und Soßen aus den säuerlichen Blättern. Die Rezepwerwertung der Zubereitung wie Spinat ist bekannt. Doch kann man, da vielen der säuerliche Geschmack nicht recht zusagt, die abge wellten, fein gehackten Blätter auch mit Zucker und Konnten aufkochen. Man rechnet auf drei Pfund Sauerampfer Pfund kleine, sauber abgewaschene Konnten und Pfund Zucker, läßt alles zusammen eben auskochen, schmeckt mit einer Prise Salz ab und läßt das Gemüse noch etwas dämpfen, wenn man es sämig ge macht hat. Eine Soße kann auf gleiche Weise hergestellt werden und findet Verwendung zu gelochtem Rindfleisch. Sauerampfer in Verbindung mit unreifen Stachelbeeren ist gleichfalls zu Soßen bereitung geeignet. Ein Liter Sauerampfer wird mit einem Psund unreifer Stachelbeeren mit wenig verriet einen leidenschaftlichen Charakter. Die roten Lippen leuchteten wie Blutstropfen auS dem weißen Gesicht. Er stand und bohrte di« Blicke hinein in diese schwarzen Augen, und da stieg ein anderes Frauenbild vor seinem Geiste auf, das der Gattin seines Sohnes. Auch sie besaß solch schwarze Augen — und auch sie mordete den Gatten, wenn auch nicht mit eigener Hand. Mit müden Schritten ging er zurück. Vor den beiden letzten Bildern an der Wand neben der Treppe blieb er nochmals stehen. Das eine das Porträt seines Sohnes, von dem eine Kopie unten in seinem Arbeitszimmer hing, das andere das seiner Gattin Ulrike. Es zeigte feine, seelenvolle Züge, tiefblaue Augen, wie die des Sohnes, einen schönge schwungenen, zarten Mund und wundervolle schlanke Hände, die leicht verschlungen im Schoße ruhten. Lange sah Graf Rudolf in das liebe Frauen gesicht. Ein Seufzer entstieg seiner Brust. Unten in der Halle traf er Frau Wohl gemut. Sie trat mit ehrerbietigem Knix ins Ge- mach und blieb an der Tür stehen. Einigemal ging der Graf im Zimmer auf und ab. Schon glaubte sie, er habe ihre An wesenheit vergessen und wollte sich gerade respektvoll räuspern, als er plötzlich vor ihr stehen blieb. . . „Welche Zimmer im Hause eignen sich am besten als Wohnung für eine junge Dame?" Jcitchcn Wohlgemut wäre vor Schrecken beinahe zu Boden gesunken. Ihr altes Herz. Wasser angesetzt und weich gekocht Man treffe alles durch ein Sieb, schmeckt nach Zucker ab, macht, wenn nötig, die Tunke etwas sämig und gibt sie zu Flesschresten aller Art. Suppen können nach allen vorstehenden Rezepten durch Verlängerung mit kochendem Wasser oder mit FleifchRckhe hergeftellt werden. Die Stengel des Sauerampfer, gesondert gehalten, doch auf gleiche Weise gekocht, find ebenfalls verwendbar. Um auch im Herbst und Winter dies« kostenlosen Speisen nicht entbehren zu müssen, ist es ratiam, Sauerampfers einzumachen und ihn oann wie frischen zu verwenden. Sauber gewaschen« Sauerampferblätter werden in kochendes Wasser geworfen und dann an der Seite des Herdes bis zum Garwerden hingestellt. Auf einem Durchschlag bleiben sie dann einen Tag stehen, um ordentlich abzutropfen. Nun drückt man sie in kleine irdene oder Steintbpse und füllt etwas Hammelsett zum luftdichten Abschluß darüber. Mit Pergomentpapier zugebunden, find die Töpfe trocken und kühl aufzubewahren. Sin ESilkstemäse. Einen ebenso billigen als schmackhaften Ersatz für Spargelsalat bildet der an fließenden Nassem in Garten und Hecken und Wiesenrainen wachsende wilde Hopfen (Humulis), dessen erste Sprossen im April und Mai wie Schlangen in Mengen hervorsprießen und mit Etiig und Ol zubereilet fast ebensogut schmecken wie Spargel. Vermischtes. Die fr««zösische „Liga für ka- LeKe»". Wie wenig man in Frankreich mit den bis herigen Zuständen im allgemeinen einverstanden ist, geht sehr deutlich aus der großen Zahl der verschiedenartigsten Vereine hervor, die zur Durchführung mannigfacher Verbesserungen ge gründet werden. Am bekanntesten wurde bis her die „Liga gegen die Drückeberger", aber auch die neueste Gründung, die „Liga für das Leben" verdient Beachtung. Sie gilt der Be kämpfung eines alten Übels, nämlich des Geburtenrückganges in Frankreich. Der außer ordentlich starke Mannschaftsverbrauch der fran zösischen Armee hat diese so oft und stets so erfolglos erörterte Frage von neuem in den Vordergrund d«s Interesses gerückt, und die ge nannte Liga soll „alle rechtlichen und wirt schaftlichen Neuerungen, die sie ihrem Ziele näher bringen können", anw«nden. Ganz be sonders aber beabsichtigt man den Weg einer moralischen Bolkrerziehung einzuschlagen, die jeden Bürger aus die Pflichten der Rasse auf merksam machen und so zu einer ganz neuen Art des Familien- und GejelUchaftslebens führen soll. Welchen Ersolg die „Liga für das Leben" in Frankreich zu erringen vermag, bleibt abzuwarten. Fest steht iedensalls, daß sie, wenigstens in Betracht aus diesen Krieg, zu spät kommt. Besitzerin eines kleinen Landhauses in der Umgebung von London würde gerne eine zahlende Pensionärin auf nehmen. Person mit humorvollem Gemüt in dieser misten Zeit besonders erwünscht. — Das unterzeichnete französische Lazarett kann den englftchen Bundesgenossen nicht eindringlich genug versichern, daß eS ans Zusendung von Grammophons und Platten rechnet. — Junge Mädchen, die mit freundschaftsbedürftigen Kolo- nialosfizierrn in Verbindung treten möchten, mögen sich an die untenstehend« Adresse ivenden. — Kriegszeitung sucht eine geübte Redakteurin. kultige Ecke. Im Hause der «emeiuen. Dor englische Minister: Die deutsche Regierung kämpft mit wachsenden Schwierigkeiten. Man kann dar zum Beüditl daran ermessen, daß jeyt in Deutschland die HauSschtachtungen verboten find. Im erfreulichen Gegensatz dazu beobachten wir ein bemerkenswertes Wachstum der HauSschlachNmgcn in England . . . Zwischenruf: „Jawohl! Kitchener in Irland I" (Luftige Bl?) U«ch ei« Grund. Herrin: „Sir sollten sich doch schämen, solchen Schund zu lesen I" — Köchin: „Im Gegenteil, ich bin stolz darauf, wenn ich fetz', nur gut man eigentlich selber noch iS!" . —(,Meg. Bl.'s klopfte heftig. Eine jung« Dame? Damit konnte doch nur ihr liebes Komteßchen gemeint sein. Die gute Alte schluckte krampfhaft, dann sagte sie stotternd: „Alle Zimmer, Euer Gnad«n brauchen nur zu befehlen I" „Alle Zimmer Kürsten sich wohl nicht dazu eignen, Frau Wohlgemut. Sie haben mich wohl nicht recht verstanden. Ich meine di« Zimmer, die sich für meine Enkelin, Komtess- Jutta, z«r Wohnung eignen würden." Irttchen Wohlgemut war daS Blut in dah Gesicht gestiegen. Ihre Hände zitterten. „Die Zimmer, die sich über denen des Herr« Grafen befinden, dn ersten Stock, dürsten sich wohl am besten dafür eignen," sagte sie endlich, ohne zu verraten, daß si« seit Jahre« schon diesen Gemächern dre liebevollste Fürsorge an-edeihen ließ, weil sie immer darauf wartete, daß Komtesse Jutta sie eines Tages beziehen würde. Der Graf wandte sich ihr wieder zu. „So, meinen Sie? Sind sie denn voll- ständtzg eingerichtet?" „Ja, Euer Gnaden. Ich hake sie regednäßig reim-en und lüften lassen." „Schön. Nun aber weiter! Nuter unserem weiblichen Personal befindet sich wohl kann: ein«. Person, die Komtesse Jutta persönlich bedienen könnte. Ich meine eine eine Jungfer, die einer vornehmen Dame bei der Toilette behilflich zu sein versteht." „Nein, Euer Gnaden, das sind alles n« Mägke für Hausarbeit." , Hg» (Fortsetzung soiglch
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