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Allgemeiner Anzeiger : 27.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191605276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19160527
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19160527
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-27
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 27.05.1916
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Vas ^riegsernäkrungsamt. Zugleich mit dem Wechsel in den Reichs- Ämtern wurde amtlich auch die Einrichtung eines Kriegsernährungsamtes bekannt gegeben. Über den Nufgabenkreis dieser neuen Behörde macht die ,Nordd. Allgem. Ztg/ folgende Mitteilungen: „Die ausreichende Ernährung unserer Be völkerung ist völlig gesichert und wird, solange der Krieg auch dauern möge, durch keine noch ss rücksichtslosen Sperrmastregeln der feindlichen Staaten in Frage gestellt. Die Notwendigkeit aber, unseren Verbrauch bei wesentlich ver minderter Einfuhr aus der schwachen Ernte des Jahres 1915 zu decken, hat bekanntlich im einzelnen zu teilweise recht fühlbaren Knappheits erscheinungen geführt. Seit Monaten ist die Neichs'mtung im Verein mit den bundesstaat lichen Regierungen und den Organen der Selbstverwaltung bemüht, die auf den ver schiedensten Gebieten entstehenden Schwierigkesten zu bekämpfen und die fortlaufende, ausreichende und gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Mehr und mehr hat sich indes gezeigt, daß das System unserer bundesstaatlichen Behörden organisation dem vollen Gelingen seiner Be mühungen hindernd im Wege steht. Beim Er laß der die Versorgung grundsätzlich regelnden Verordnung, bei der Errichtung der mit Teilen der Ernähningsverwaltung betrauten, besonderen Organisationen, noch mehr aber bei der Über wachung der Durchführung allgemeiner Vor schriften war bisher eine größere Zahl von amt lichen Stellen beteiligt, die keiner zentralen Ober leitung unterstanden und deren Zusammenwirken deshalb von gegenseitigen Verhandlungen, Aus einandersetzungen und Zugeständnissen bedingt war. Dies tat der notwendigen Einheitlichkeit und Schnelligkeit Abbruch. Der Bundesrat hat deshalb jetzt den Reichs kanzler ermächtigt, eine eigene, neue, ihm unmittelbar unterstellte Behörde, das „Kriegs- ernährungsamt", zu errichten. Der Präsident dieser Behörde erhält das Verfügungsrecht über alle im Deutschen Reiche vorhandenen Lebens mittel, Rohstoffe und andere Gegenstände, die zur Lebensmittelversorgung notwendig sind, ferner über die Futtermittel und die zur Dieh- versorgung nötigen Rohstoffe und Gegenstände. Das Derfügungsrecht schließt die gesamte Verkehrs- und Verbrauchsregelung (damit er forderlichenfalls natürlich auch die Enteignung), die Regelung der Ein-, Aus- und Durchfuhr sowie der Preise ein; zur Sicherung der Durch führung können Zuwiderhandlungen mit Ge fängnisstrafe bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark bedroht werden. Der Präsident kann in dringenden Fällen die Landesbehörden unmittelbar mit An weisungen versehen. Die Verordnungen des Bundesrats bleiben unberührt; in dringenden Fällen können aber — unter unverzüglicher Vor lage an den Bundesrat — abweichende Be stimmungen getroffen werden. Im Kriegsernährungsamt werden bewährte Männer aus den wichtigsten wirtschaftlichen Interessengruppen — der Landwirtschaft, des Gewerbes und Handels, der Heeresverwaltung und der Verbraucher — Mitarbeiten; die Be schlußfassung wird aber ausschließlich dem Vor sitzenden zustehen. In einem Beirat werden Vertreter der Bundesregierungen, der behörd lichen Kriegsstellen und Kriegsgesellschaften Sitz und Stimme haben. Die Anordnungen der militärischen Befehlshaber werden den Maß nahmen der zentralen Ernährungsbehörde an gepaßt. Der aus der Mitte des Reichstages berufene Beirat für Volksernährung bleibt neben der neugeschaffenen Einrichtung bestehen. Bei dieser neuen, straff organisierten Rege lung wird es möglich sein, die im Reiche greif baren Nahrungsvorräte vollständig zu erfassen und ihre Verwertung und Verteilung ohne jede Verzögerung in der zweckmäßigsten Weise durch zuführen. Einschränkungen, Anpassung des Bedarfs, Verständnis für die Notwendigkeiten und Schwierigkeiten unserer wirtschaftlichen Lage werden selbstverständlich auch weiter von nöten sein. Die Organisation kann nur gewährleisten, daß innerhalb der Grenzen des Möglichen das Nußerste für die Befriedigung der Ansprüche des Bedarfs geschieht. Die Vorarbeiten zur Errichtung der neuen Behörde sind im vollen Gange; der Zeitpunkt, an dem sie ihre Tätigkeit aufnimmt, wird durch den ,Reichsanzeiger' bekanntgegeben." Seine Majestät der Kaiser, der den Fragen der Volksernährung ganz besonderes Interesse entgegenbringt, hat sich über die neue Organi sation vom Reichskanzler wiederholt ausführ lichen Vortrag halten lassen und Allerhöchst ge nehmigt, daß zum Präsidenten deS Kriegs ernährungsamts der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen, v. Batocki, berufen wird. Man darf nunmehr mit Vertrauen dem Wirken des neuen Amtes entgegensehen. Ganz sicher kann ein zielbewußter Mann — und in allen einge- Graf v. Batocki der Leiter des Kriegs-ErnährungSamtcs. weihten Kreisen gilt Herr v. Batocki als solcher — aus der Fülle seiner Macht Gutes wirken. Er kann vor allem dem Lebensmittelwucher, der Zurückhaltung von Waren und der Nahrungs- mittelversälschung steuern und vor allem für die gleichmäßige Verteilung der Vorräte zu er schwinglichen Preisen Sorge tragen. verschiedene Urlegrnachrichten. Verlegenheit der italienischen Presse. Die italienischen Blätter versuchen, das Volk zu beruhigen durch die Wiedergabe englischer Pressestimmen, die den Heldenmut der Italiener preisen. Mit besonderer Ausführ lichkeit wird ein Leitartikel des ,Observer' wieder gegeben, der die Tiroler Offensive als Ergänzung der Verdun-Offensive be zeichnet. In diesem Artikel heißt es, die Öster reicher hätten vielleicht Erfolg haben können, wenn nicht Cadorna mit seiner kalten, klugen und ruhig voraussehenden Strategie dem An griff begegnet wäre. Jetzt, nachdem die Über raschung mißlungen sei, bestehe keinerlei Gefahr mehr. — Auch französische Blätter schreiben allerhand Beruhigungsartikel, die den österreichi schen Erfolg verkleinern sollen. Nichtsdesto weniger herrscht nicht nur in Italien, sondern in allen Vierverbandsländern eine sehr gedrückte Stimmung angesichts des unerwarteten und er folgreichen Vorstoßes der Österreicher. Englands Ansicht über den Friede«. Die englischen Politiker beurteilen die Frage eines baldigen Friedens schlusses, wie er holländischen Blättern zu folge seit einigen Wochen erörtert wird, als aussichtslos. Der Friedenswunsch Deutsch lands sei auch in England vorhanden und ebenso ernsthaft gemeint. Mit Ausnahme von Frank reich seien auch die übrigen Verbündeten geneigt, falls der Anstoß dazu von irgendeiner maß gebenden Stelle ausgehen sollte, in Besprechungen einzulreten. In Frankreich habe sich aber in letzter Zeit eine aus verschiedenen Ministern und höheren Militärs bestehende Meinungsgruppe gebildet, die fü r Fr a n kr e i ch vorläufig jeden Frieden ablehnt, da sie Forde rungen erhebt, die jede Verhandlung ausschließen. Es frage sich nun, wie west England und die übrigen Verbündeten den französischen Sonder wünschen folgen müssen. Diese Frage wird in London stark besprochen. Man ist der An sicht, daß England, da es für Frankreich in den Krieg gezogen ist, auch bestimmen darf, wann der Krieg ein Ende haben muß. Die französische Militärdiktatur sei, wie man in London betont, auf England nicht anzuwenden. Der Zeitpunkt sei gekommen, wo man beide Parteien fragen müsse, was noch zu er reichen sei. * Zwaugsrekrutierung von Belgiern in England. In England ankommende Belgier werden in einem in London neu errichteten belgischen Militärbureau untersucht und dann in einem Hotel untergebracht, das von belgischen Soldaten bewacht wird. Die Diensttauglichen werden mit einem Dampfer nach Havre ge schickt und in das belgische Heer ein gereiht. Es wird den Besatzungen der nach Holland abgehenden Dampfer ausdrücklich ver boten, über diese Maßnahme zu sprechen, weil man fürchtet, daß dann keine diensttauglichen Belgier mehr nach England kommen. Deutscher Keickstag. (Orig.-Bericht.) Berlin, 22. Mai 1916. Im Reichstage wurde am Montag das Reichsgesundheitsamt und der Bericht des Woh nungsausschusses besprochen. Vorher sprach der Präsident dem Abg. Dr. Spahn die Glück wünsche des Hauses zum 70. Geburtstage aus. In der Beratung verlangte Abg. Kunert (Soz. Arbg.) die reichsgesetzliche Regelung des Säuglings- und Mutterschutzes, nannte die Kindersterblichkeit ein Schandmal der heutigen Wirtschaftsordnung und sagte das Auftreten von Seuchen voraus. Dem widersprach der Präsident des Reichs gesundheitsamtes Geheimrat B u m m. Es gäbe keine Seuchengefahr. Noch nie sei in einem Kriege die Zivilbe völkerung so wenig von Seuchen heimgesucht worden wie in diesem Kriege. 1870/71 hätten die Pocken noch Hunderttausende hingerafft, Während heute diese Krankheit und Typhus und Cholera nur in ganz wenigen Fällen vor gekommen sei. Der medizinischen Wissenschaft gebühre Dank, daß bis jetzt die Zustände so gut geblieben seien. Was die Säuglings sterblichkeit und die der Frauen im Kindbett anlange, so seien recht erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Während 1901 noch 361000 Kinder starben, verringerte sich diese Zahl 1913 auf 235000. Im letzten halben Jahre sei allerdings eine gewisse Steigerung zu verzeichnen, deren genaue Zahlen noch nicht vorlägen. Die Sterlichkeit der Frauen sei unvermindert; hier müssen geeig nete Maßnahmen ergriffen werden. Die Regelung des Hebammenwesens, die ja damit Zusammen hänge, sei durch den Krieg unterbrochen worden. Im preußischen Ministerium des Innern fänden gegenwärtig Beratungen unter Beteiligung der Reichsstellen statt, die die einheitliche Bekämpfung der Säuglings sterblichkeit zum Ziele haben. Im neu zu bildenden Reichs- tagsausschuß für diese Frage könne sie gründlich beraten werden. An der weiteren Beratung beteiligten sich noch kurz die Abgg. F i sch e r - Hannover (Soz.) und Dr. Müller- Meiningen (Fortschr. Vp.) Es folgte die Besprechung des Berichtes des Wohnungsausschusses und der von diesem ge stellten Anträge, die Erhöhung der Geldmittel zur Unterstützung des Wohnungsbaues, Errich tung von Kriegerheimstätten u. a. in. bezweckten. Der Abg. Prinz zu Schoen aich-Caro- lath (natl.) besprach eingehend die Wohnungs frage, in der etwas Entscheidendes geschehen müsse; vom ReichswohnungSgesetz wie von, preußischen Gesetz höre man nichts mehr. Kriegerheimstätten müßten als eine Art Nationaldank geschafft» werden, frei von allen Einschränkungen. Den heimkehrenden Kriegern müsse ein besserer Los zuteil werden als den Veteranen von 1870/71. Ähnlich äußerten sich die Abgg. Dr. Arendt (Deutsche Fr.), Bartschat (fortschr. Vp.) u. -- Mittisterialdireklor Dr. Lewald warnte davor, an die Kriegsheimstätten allzu große Hoffnungen zu knüpfen; am besten sei es, diese Frage den Siedlungsgenossenschafien zu über lassen. Im übrigen werde die Reichsleitung ans dem Gebiete des Wohnungswesens alles tun, was möglich sei; sie werde auch weiter gern nm dem Reichstage zusammenarbeiten. Der Rett des Haushaltsetats wurde genehmigt. Dana vertagte sich das Haus auf den 24. Mai. Politische Kunälckau. Deutschland. * Bei dem Empfang der Reichstags - uad Landtagspräsidien beim Kaiser hat sich, soweit politische Dinge überhaupt be rührt wurden, die Unterhaltung fast ausschließ lich um die Ernährungsfragen und die neuen Maßnahmen gedreht. Der Monarch toll die bestimmte Erwartung ausgesprochen haben, daß es nun gelingen werde, den Mißständen- denn um einen wirklichen oder gar bedrohlichen Notstand könne es sich nicht handeln — ein schnelles Ende zu machen. * Mehrere Mitglieder des Reichs tages werden der Sobranje im Inn einen Gegenbesuch abstatten. Es ist E ausgeschlossen, daß im Laufe des Sommers auch bayerische Parlamentarier ihre Kollegen m der Sobranje besuchen. * Dem Reichstag wird, wie verlautet, noch in diesem Tagungsabschnitt eine neue ditvorlage und zwar wieder in der Holst von zehn Milliarden zugehen. Die letzte» Kredite reichen zwar noch bis in den Sommer hinein, man will aber dem Reichstag ein Z»' sammentreten im Hochsommer ersparen. So dürste die Vorlage noch in der Woche vor PfinM» zur Erledigung kommen. *Jn der letzten Sitzung deS Beirats Volksernährnng vom 20. Mai wurde die Fleisch, und Kartoffel Versorgung sowie die Frage der Olgewinnung aus kernen erörtert. Bei der Erörterung der FleE versorgung wurde auch die Förderung des An schusses von Wild in Betracht gezogen- Frankreich. * Der Pariser ,Temps- teilt als Ergeb»^ der Sitzung der Heereskommission, die Minister Briand und RoqueS beiwohnst», mit, daß zwei Anträge angenommen wurden- Der eine fordert Verbesserungen in »er Handhabung der Zensur, damit Vorfalls wie gewisse Presseäußerungen über den Beg'»» der Schlacht bei Verdun, welche die Bevölkerung sehr aufregten, zukünftig vermieden werde'» Zweitens erklärt die Heereskommission es t»j ihre Pflicht, ohne Einmischung in die und die Ausführung der militärischen Opfs»' tionen, darüber zu wachen, daß mit NiRM auf die Operationen an allen Punkten Front der Geländebesitz, die Eisenbahnlinien »'» der Schießbedarf mit Sorgfalt, Eifer und Vor aussicht zweckmäßig behandelt werden, wie dem Heldenmut der zu höchsten Opfern bereite Soldaten entspricht. Darum wird die Kom Mission besondere Abordnungen in das Krieg'- gebiet schicken, um sich über die Bedürfnisse»» die Leistung der Truppen an Ort und Sst^ selbst zu unterrichten. Amerika. * Die Erregung über die engIische 3/' landspolitik wächst in den Ver. Staate»- Die Regierung gab im Senat die ZusichettE daß der in Dublm zum Tode verurteilte rikaner Lynch nicht hingerichtet werden wiM, bis der amerikanische Botschafter in London »' Gelegenheit gehabt habe, alle Tatsachen Falles zu prüfen. ?)exengolä. Lj Roman von H. Courths-Mahler. Nun ging es wohl nicht mehr an, die Heim kehr seiner Enkelin zu verzögern. Er würde sie Heimrufen müssen, das sah er ein. Eine leise Hoffnung regte sich in ihm, daß Jutta ihrem Vater ähnlich sehen möge, daß sie eine richtige Ravenau sein könne und ihn nicht an ihre verhaßte Mutter erinnere. Wenn das möglich wäre — wenn er sie lieben könnte — wenn sein einsames Alter durch ihre Gegenwart erwärmt und erhellt würde I — Aber wie dem auch sei — Heimrufen mußte er sie, die Erbin von Ravenau-Schönrode, die jüngste Herrin deS ausgedehnten Besitzes. Ihr Platz war nun, da sie erwachsen, an seiner Stelle. Auch galt es, einen paffenden Gatten für sie zu wählen. DaS fiel ihm nicht schwer. Im Grunde hatte er ihn schon längst gefunden. Ravenau und Schönrod« sollten wenigstens einen Besitzer nach seinem Wunsch« erhalten: Götz von Gerlachhausen sollte fein würdiger Nachfolger Kin. Er war seines Vaters echter Sohn, ehr- sich, rechtschaffen, klar und wahr. An diesem -Gedanken hielt der Graf mit der ganzen Zähig keit seines Willens fest. Er wußte, daß schon Fritz Gerlachhausen schwer »m seinen Besitz gekämpft hatte. In Gerlachhausen fehlte es an Barmitteln. Auch Götz hatte seine junge« starken Schultern gegen den Untergang gestemmt md arbeitete, unterstützt fleißig von früh bis spät. AuS dem eleganten Offizier war vn .tWiüer LgndMt geworden. Während Graf Rudolf an seinem Schreib tisch saß, erwog er seine Idee noch einmal nach allen Seiten. Dann nahm er mit einer entschlossenen Be wegung die Feder in die Hand und begann zu schreiben. Zuerst einen Brief an die Geschwister Leportier, denen er mitteilte, daß er in kurzer Zeit seine Enkelin durch seinen Haushofmeister abholen lassen werde. Eine Jungfer zu ihrer persönlichen Bedienung würde den Postmeister begleiten. Dann schrieb er einen zweiten Brief, der sehr viel kürzer ausfiel und an Götz von Gerlachhausen gerichtet war. Diesen Brief schickte er durch einen reitenden Boten nach Gerlachhausen. « Götz Gerlachhausen* war eben von einem Ritte durch die Felder heimgekehrt. Schnell hatte er sich vom Staub gesäubert und trat in das altväterlich eingerichtete Speisezimmer. Nachdem er seine Mutter herzlich begrüßt hatte, tat er dem schmackhaft zubereiteten Mahle alle Ehre an. Frau von Gerlachhausen, eine rüstige, statt liche Fünfzigerin, legte ihrem Einzigen immer wieder vor und fteute sich an seinem gesunden Appetit. »Nichts Neues, Mama?" fragte ihr Sohn Während des Essens. »War Besuch da?" »Nein. Aber eine Überraschung habe ich für dich! Höre und staune. Graf Ravenau hat eine Botschaft für dich gesandt. Der Bote wartet auf eine Antwort." .Graf Ravenau? An mich?" Seine Mutter gab ihm den abgegebenen Brief. Götz erbrach ihn rasch. „Warum hast du mir den Brief nicht gleich gegeben, Mama?" „So eilig wird es ja nicht sein, daß du deine Mahlzeit aufschieben mußtest. Hat er doch jahrelang nichts nach uns gefragt." Sie war etwas erzürnt über Graf Rudolf. Hatte er doch, nachdem ihr Mann bis zu seinem Tode, ihm treu zur Seite gestanden, ihren Sohn bei seinem Besuche unartig abgewiesen. Trotzdem sah sie nun mit einiger Spannung in ihres Sohnes Gesicht. „Nun? Was schreibt der Einsiedler von Ravenau?" Götz sah auf. „Er bittet um meinen Besuch, herzlich und dringend." Sie machte ein ungläubiges Gesicht. „Willst du mich necken?" „Da lies selbst." Frau von Gerlachhausen las und schüttelte den Kopf. „Das ist allerdings sehr überraschend. Aber gleichviel — natürlich mußt du der Aufforderung Folge leisten, und zwar gleich." Götz lachte. »So eilig?" „Gewiß, mein Sohn, daß er dich dringend bittet, beweist, daß er dich braucht!" Er faßte ihre Hand und küßte sie. „Meine gütige, schnell versöhnte Mutter. Es genügt dir, daß man deine Hilfe braucht, um dich sofort zu besänftigen- Nun gut." Damit du dich zufrieden gibst, will dem Boten den Bescheid geben, daß ich noch heute nachmittag nach Ravenau komme. Ist es jo recht?", Sie nickte lächelnd und er ging, um de Boten abzufertigen. . Graf Ravenau hatte Befehl gegeben, Hett» von Gerlachhausen in sein Arbeitszimmer s führen. Dort saß der alte .Herr mit sammengepreßtem Munde und fil""»^, Augen und wartete auf den angekündigten fucher. Im Geiste suchte er sich seine Enkelin zustellen. Wenn er nur erst wüßte, ob , ihrer Mutter ähnlich sei, ob sie name""^ die unheilvollen schwarzen Aug«n dersew besitze I . . Er erhob sich plötzlich und verließ Zimmer. Schneller als sonst durchschritt ec » von langen Galerien durchschnitten« große K» / Hier hatte Jutta mit ihrem Dackel sMst ' wenn schlechtes Wetter herrschte und sie » „ im Part herumtollen konnte. Er warf " Blick in diese breiten Gänge, als er die Drei» emporstieg. -„e Auch in der ersten Etage befand st») - solche Galerie — die doppelt so lang wm- sie nicht durch die Halle unterbrochen w» In dieser Galerie hingen die Porträts stu Vorfahren. Die führte vom östlichen TM»f-^ zum westlichen, dem Gespensterturm. Tss 7-^. die von hier in diesen führte — sollte »A,.;, so behauptete das Schloßgesinde — »»»^s,j um Mitternacht geheimnisvoll öffnen, ovn Jettchen Wohlgemut den Schlüsse dazu p wahrte. Dann erschien auf der Schwelle^, schwarzgetleidete Frauengeslalt mit U'O totenühnlichem Gesicht und Blutflecken (M Mauken, weißen Hände«, Sie s-"'
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