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Allgemeiner Anzeiger : 31.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191605314
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-31
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.05.1916
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Laäornas Kückrug. Die großen Erfolge der österreichisch-ungari schen Truppen haben die italienischen Rückzugs- straßen in den Vordergrund des Interesses ge drängt. Sogar Cadorna spricht in seinem letzten Generalstabs-Bericht bereits davon, daß er seine Rückzugsstraßen befestigt. Diese Straßen, die die rückwärtige Verbindung der Italiener dar stellen, haben in dem gebirgigen Kriegsschauplatz eine erhöhte Bedeutung. Die nördlichste Hauptheerstraße, die auf diesem Abschnitt des italienischen Kriegsschauplatzes in Betracht kommt, ist das Sugana-Tal, das durch den Lauf des Brenta gebildet wird. . Hier geht eine Eisenbahn, die über Bassano gegen Süden führt und die Versorgung der italienischen Heeresgruppe am Sugana-Tal zu erledigen hat. Den Schutz dieser Straße übernehmen die Werke von Primolano. Westlich davon führt eine gute Straße von Lafraun nach der Festung Asiago, die den rechten Stützpunkt der Linie Asiago-Arsiero bildet. Diese Straße führt in das Dal der Assa. Die Straße, des Assa-Tales nach Asiago, bildet die Rückzugslinie der auf dem Lafraun- Plaleau von der neuaufgetretenen österreichisch ungarischen Heeresgruppe geschlagenen italienischen Heereskörper. Diese beiden Straßen sühren im großen und ganzen von Nordwesten nach Süd osten. Weiter westlich finden wir die große Straße zwischen dem Astach-Tal und dem Lain- Tal, die von dem Hochplateau von Vielgcrcuth gegen Arsiero führt. Die Festungswerke von Arsiero bilden den Schutz dieser Verlsindungs- linie des italienischen Heeres. Die vierte große Heeresstraße, welche augenblicklich für den Vor marsch der österreichisch-ungarischen Truppen und den Rückzug der italienischen von Bedeutung ist, verbindet das Gebirgsmassiv des von den österreichisch-ungarischen Truppen erstürmten Col Santo mit Schio in Italien. Diese Straße ist darum von Bedeutung, weil sie nach den: Ver kehrsknotenpunkt Schio führt, von dem aus auch die vorher erwähnte Straße über Arsiero führt. Die Straße Col Santo—Schio führt in der Hauptsache durch das Vallarsa-Tal. Endlich ist noch die Straße un der Etsch zu erwähnen, die von Novreit nach Süden 'führt. Diese Gebirgswege haben nur zum Teil Eisen bahnverbindungen wie z. B. die Straße von Schio aus, da Schio ein wichtiger Eisenbahn knotenpunkt in dieser Gegend ist. Es handelt sich nicht um Vollbahnen, sondern um kleinere Schienenwege, die aber im wegearmen Gebirgs land besonders für die' Verpflegung und den Munitionsnachschub des italienischen Heeres von aller größter Wichtigkeit sind. Wir wissen aus denösterreichisch-ungarischenGeneralstabsberichten, daß die k. und k. Truppen bei ihrem Vorrücken sich schon eines großen Teiles der Heeresstraßen bemächtigen konnten. Von besonderer Bedeutung ist unteranderem die Tatsache, daß die vom Monte Maggio ans siegreich vorgehendcn Truppen sich des Borcola- Passes bemächtigt haben; der südlich des Monte Maggio gelegen ist, und durch den hier die wichtige Verkehrsstraße führt. Auch die Er stürmung eines bedeutenden Teiles der ita lienischen Höhenstellungen, wie z. B. der Cima di Laghi und Cima Mezzoie sowie eine Reihe anderer bereits bekannler Bodenerhebung ist für die Frage der italienischen Rückzugsstraßen von besonderem Wert, da diele befestigten Berg kuppen, welche die Heeresstraßen überragen und beherrschen, von der italienischen Regierung in den letzten Friedensjahren aufs allerbeste zum Schutze dieser Straßen ausgerüstet worden sind. Mit der Entreißung dieser Straßensperren ist den österreichisch-ungarischen Truppen immer wieder ein neues Stück der Straßen in die Hände gegeben worden. Wenn man, abgesehen von diesen direkten Grenzverbindungen über das Gebirge, die in erster Reihe für das italienische Heer in Betracht kommen, die großen Eisenbahn straßen 'betrachtet, welche von diesem Teil Italiens aus nach Tirol sühren, und denen die Heranschaffung des notwendigen Nachschubes bis zu den Straßen selbst zusällt, dann er kennen wir eine große Hauptquerverbindung, die von Mantua über Verona und Vicenza als große Eisenbahnlinie das Laud durchzieht. Von! dieser Hauptlinie zweigen sich nun gegen Norden mehrere Nebenlinien ab, von denen die west lichste die Verbindung Verona—Trient darstellt. Diese Zweigverbindung ist von allergrößter Wichtigkeit, zumal sie von der sehr starken Festung Verona in das Etsch-Tal führt. Eine zweite Querverbindung, die östlich von der eben genannten nach Norden abgeht, stellt die Ver bindung von Vicenza mit Schio her, das, wie wir schon gesehen haben, zwei weitere Eisen bahnstraßen gegen Nordwesten entsendet. Die dritte große Querverbindung geht über Bassano nach dem Sugana-Tal. verschiedene Uriegsnachrichten. Überlegenheit der Deutschen bei Verdun. Die Londoner .Times' hört aus Paris, daß die Deutschen zwei Armeekorps auf das linke Maasufer brachten, um den Versuch zu unter nehmen, die gesamten Stellungen der Franzosen auf dem „Toten Mann" von Osten her zu um zingeln. Die erstaunlichsten Sturm angriffe durch dicht hintereinander folgende Infanteriekolonnen, deren Angriff sich durch außerordentliche Entschlossenheit kennzeichnete, vermochten nicht, durch das Sperr feuer der französischen Batterien und Maschinen gewehre durchzudriugen. Eine schier unergründ liche Sturmflut von.Granaten wurde auf die französischen Stellungen geworfen, wobei Sturm angriffe aus dem Westen, Osten und Norden erfolgten. Die Lage kann in großen Zügen wie folgt zusammengefaßt werden: Die Deutschen sind auf dem linken Maasuser, trotz gewaltiger Auf- opserung an Material und Menschen, noch immer von den Hauptverteidigungslinien Verduns weit entfernt,, während sie auf dem anderen Maasufer, wo sie die Hauptverteidigungswerke am 26. Fe bruar erreicht haben, zum Teil etwas zurück gegangen sind. DaS Kopenhagener Blatt ,Politiken' nennt die Eroberung von Cumiöres einen bedeutenden strategischen Erfolg. Die Deutschen seien im ganzen bei Verdun den Franzosen strategisch überlegen. Belgien — der Friedenspreis. Die -belgische Regierung gab den russischen Abgesandten in Havre ein Mahl, an dem zahl reiche hervorragende Persönlichkeiten teilnahmen. Der belgische Minister des Auswärtigen erklärte in einer Rede, daß Belgien trotz der andauern den Kriegsnot dein Beispiel seines bewunderten Herrschcrpaares folgen werde und entschlossen sei, alles zu ertragen, um die Unabhängigkeit seines Daseins vollständig wieder zu erlangen. Staats rat Fürst Lobanoff wies in seiner Antwort darauf hin, daß Rußland sich verpflichtet habe, Belgiens Neutralität sich er - zustelIen, und nur unter dieser Bedingung Frieden schließen werde. Enthüllungen über die russische Mobilisierung. Ankuüpfend an die Äußerung des Reichs kanzlers zu dem Korrespondenten v. Wiegand, die russische Regierung habe am 25. Inst 1914 den Entschluß gefaßt, mit der geheimen Mobi lisierung zu beginnen, teilt die weißrussische Zeitung „Homan" ans zuverlässiger Quelle mit, General Nennenkampf habe unter Befehl Nr. 13 482 vom 26. Juli 1914 auf Befehl des Zaren die Festung Kowuo inKriegs- zustand versetzt. * Die S1i»mmn.g in Italien. Die amtlichen italienischen Bemühungen, die Erfolge der österreichischen Offensive zu ver schleiern, werden nahezu unmöglich gemacht durch den amtlichen Bericht Cadornas, in dein nicht nur der vollständige Rückzug zum ersten Male zu gegeben, sondern auch ein gestandenwird, daß die s ch w ere Arti l l erie wegen der Eile, in der der Rückzug nötig war, vernichtet' werden mußte, da sie nicht mitgesührt werden konnte. Die Negierung bemüht sich jetzt durch eine neue halbamtliche Mitteilung durch die .Agencia Stefani' den Ein druck abzuschwächen, doch ist diese Rechtfertigung I gegenüber dem Eingeständnis des Heeresberichts völlig unzureichend. Einzelne Zeitungen, dar unter ,Secolo', fassen daher den Mut, einzuge stehen, daß die italienischen Hauptstellungen mit Campomolon und Monteverona im Besitz der Österreicher sind. Die Zensur ver stümmelte diesen Bericht stark, doch wiegt immer noch allgemein der Eindruck vor, daß die Lage sehr ernst geworden ist, wenn schon die italie nische Armee alles daran setzen muß, die ge fährdeten Stellungen auf der Hochplatie von Arsiero zu halten. -l- Kämpfs im Wardartale. Der Mailänder ,Secolo' meldet aus Salo niki, daß rechts des Wnrdar zahlreiche und sehr lebhafte Scharmützel und links des Wardar heftige Artilleriekämpfe stattgefunden haben; es sei aber nicht anzunehmen, daß eine umfassende und entscheidende Aktion in nächster Zeit beüorstehe. Deutscher Reichstag. (Orig.-Berichts Berlin, 2ö. Akai. Die am Donnerstag fortgesetzte Besprechung der Zensurfragen brachte zunächst eine Rede des Abg. Dr. Oertel (kons.). Der Redner nahm die kommandierenden Generale gegen mancherlei Norwürfe- in Schutz. Wenn die Zeitungen nur mit der militäriichen Zensur zu tun hätten, wären sie heilfroh. Sd aber müssen die alten Klagen immer wieder vorgebracht werden, denn es sei schümmer als bisher ge worden. Das Verbot der Bittschrift des Prof. Schäfer sei ein Eingriff in das Eingabenrecht und geht weit über das hinaus, was man sich gefallen lassen könne. Jetzt werden sogar Kriegs- zielerörterungen in verschlossenem Briefumschlag verboten; auch beim Redner wurde eine Haus suchung gehalten. Dr. Oertel verlas darauf einen Aufsatz des Abg. Dr. von Heydebrand, der in der,Kreuzzeitung' erschien, dessen Ab druck Berliner und anderen Blättern verboten wurde. Dabei wandte sich der Aussatz nur gegen die Scheinheiligkeit Amerikas und er klärte, daß man mit den Amerikanern eine andere Sprache hätte führen müssen, die der deutschen Stärke entsprach. Das durch Verbote erzwungene Schweigen erzeuge nicht die Stelle der Stärke, sondern Pis unheimliche Ruhe des dumpfen Druckes. Das Volk habe ein Recht dazu, sich zu einem sieghaften Frieden zu be kennen. Es wolle den Frieden nur durch dc» Sieg; kein Vermittler soll es um den Siegespreis betrügen. Der Staatssekretär des Auswärtigen v o n Iagow erklärte nun, daß der angeführte Auf satz in der ,Kreuzzeitung' eine heftige Preß äußerung veranlaßt haben würde, die gerade in jenem Augenblick die Verhandlungen über die Antwort an Amerika erschwert hätte: er über nehme jede Verantwortung sür die getroffenen Maßnahmen. Der nächste Redner, der neugewählte Abg. H.i rsch - Essen (natl.), der zum erstenmal das Wort nahm, hielt es sür notwendig, die Zensur lucht über das militärische Gebiet zu erstrecken. Es dürfe auch im Auslande nicht der Eindruck aufkommen, daß dem „deutschen Michel" alles geboten werden könne; Pie Freudigkeit des Durchhaltens dürfe nicht beeinträchtigt werden. Wenn das Volk noch gewillt sei, durchzuhalten, dann sei das nicht ein Verdienst der Zensur, sondern ein elementares Gesühl, das nicht niedergedrückt werden konnte. Staatssekretär Dr. Helfferich erwiderte, die Zensur sei zwar ein Übel, aber ein not wendiges, Wodurch er lebhaften Widerspruch im Hause hervorrief. Der Krieg werde nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich und mit Druckerschwärze' geführt. Immerhin hoffe er die Zuversicht aussprechen zu können, nach und nach zu einem Abbau der Zensur zu kommen. Diese Ausführungen ergänzte nach der juristi schen Seite hin Ministerialdirektor Dr. Lewald, der das Verbot der Schäferschen Bittschrift da mit rechtfertigte, daß sie in vielen hnnderüausciü Stücken verbreitet wurde. Von ein» VerletziM des Pctitionsrechtes des Reichstages könne keine Rede seins Die Schutzhaft sei nicht ganz Z» vermeiden; in den bisherigen FWen handelte es sich meistens um Spionagcsälle. Der sterialdirektor schloß, daß ein neues Gesetz «rer die Zensur jetzt nicht geschaffen werden könne. Weiter kam Abg. Mcr'kin (Dt. Fr) Worte, der die Aufhebung des Belagerung»« zustandes ablehnte und auch den Ausführungen des Ministerialdirektors über das Pelitionsrecht nicht zustimmen konnte. Der Redner der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft verlangte die sofortige Aus hebung des Belagerungszustandes und de' nützte des weiteren seine .Rede dazu, ich gegen jede Annektion auszusprechen. Auf rie Aufforderung des Redners, der Reichstag st'" die Stenern und die neue Kreditvorlage al" lehnen und so die Aufhebung der Zensnr zu er zwingen, erhob sich Ministerialdirektor 4" Lewald, um gegen solche Äußerungen Bn- wahrung einzulegen. Das Haus vertagte M auf den 30. d. Bits. Polltilcde Armälckau. Deutschland. * Obwohl durch die Verständigung de-? preußischen Landtages mit der StaatSregierung die Verabschiedung des preußische Steuergesetzes vor Pfingsten gesicht erscheint, wird eS dennoch unmöglich sein, die n> diesem Gesetze vorgesehenen erhöhten Sleutt- zuschläge bei ihrer erstmaligen Fülligkeit gleich zeitig mit der normalen Steuer zu erheben. Die Nachrichten über die erfolgte Veranlagung sind in der Hauptsache bereits in den Händen der Steuerpflichtigen. Für diese behalten die Fälligkeitstermine ihre Gültigkeit; in vielen Fällen sind die fülligen Steuerbeträge auch wohl bereits entrichtet. Was die neuen Zuschläge be trifft, so wird nach Verabschiedung des Gesetze? voraussichtlich durch öffentliche Bekanntmachung über die Form und den Zeitpunkt ihrer Ent richtung Bestimmung getroffen werden. *Wie der württembergische ,Staatsanzeiger mitteilt, ist bei den Bundesratsverhandlungen über die sogenannte Lebensmitteldiktalur Sicherheit gegeben worden, daß die Rechte und berechtigten Interessen der Bundes staaten die ihnen zukommende Beachtu n g finden, daß insbesondere in die VersorguUg-- einrichtungen der einzelnen Staaten, die M bewährt haben, nicht ohne zwingenden Grund eingegriffen werden soll. Frankreich. *Bei den Nachuntersuchungen dcc Untauglichen der Jahrgänge 1913 b^ 1917 sind nach dem ,Matin' durchschnittä" 50 °/o der Untersuchten sür srontdiensttanglich er klärt worden. England. *Jm Unterhanse leitete Grey mit eUNst großen Rede gegen den deutsche" Kanzler, in der er mit vielen Worten wenig sagte, eine regelrechte Friedensdebatte ein. Gf ihren: Verlaufe erklärte der Liberale Ponsonby: „Hat Deutschland sich geweigert, Belgien wiederherzustellen und Frankreich Serbien zu räumen? Hat es sich geweigert, ein unabhängiges Königreich Polen aufzurichten und an der Ernennung einer internationalen Kommifsion zur Erhaltung des europäischen Friedens mitzuwirken? Wir wissen es nichn und Deutschland wurde nie darum gefragt Das englische Volk muß wissen, ob Deutschland diese Dinge verweigert hat, oder ob ein anderes geheimes Abkommen' England daran hindert, Friedensverhandlungen anzusaugen." Amerika. * Sicheren: Vernehmen nach wird der be kannte Vertrauensmann Wilsons, Oberst House, demnächst abermals nach Europa ab reisen, um bei den kriegführenden Staaten ver trauliche Anfragen zu stellen, wie ste sich zur Erörterung von Friedens bedingungen stellen würden, und zwar soll Oberst House zunächst nach London und Paris gehen. I^exengolch. Ss Roman von H. Courths-Mahlcr. (FsrNetzungU „Hml Dann müssen Sie schleunigst eine Person engagieren. Das beste ist, Sie anuon- zicren in den Zeitungen der Hauptstadt. Seidel mann kann Ihnen die Annonce aussetzen. Das Engagement überlasse ich Ihnen. Sorgen Sie dafür, daß- eine geeignete Persönlichkeit in zwei bis drei Wochen in Ravenau eintrifft. Sie muß dann von hier aus mit Seidelmann nach Genf reisen, um der Komtesse.auf der Heimreise zur Verfügung zu stehen. Ich verlasse mich ans Sie. Frau Wohlgemut knirte wieder wortlos zum Zeichen, daß sie den Auftrag ansführen werde. , Götz von Gerlachhausen war inzwischen an- gekommcn und trat nach einer Weile in das Arbeitszimmer des Grafen Navenau. Dieser sah ihm mit scharf prüfendem Blick entgegen, K-S er sich erhob, um ihn zu begrüßen. Götz Machte eine höfliche, 'formelle Verbeugung, aber Ravenau trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Sl-en Sie mir hcr-stich willkommen, lieber Götz. Ich danke Ihnen, daß Sie meine .Bitte so schnell erfüllt haben." Götz sah mit heimlichem Mitleid in das schmerzdurchiurchte Gesicht des Alten. „Als ich das letzte Mal in Ravenau weilie, zeigten Sie mir deutlich, daß ich Ihnen ein lästiger Fremder war, Herr Graf." Dieser lud ihn mit einer Handbewegung zum Sitzen ein und nahm daraus selbst Platz. 1 „Ein lästiger Fremder? Fritz Gerlachhausens Sohn ein lästiger Fremder in Navenau? Nein, mein lieber Götz, da haben Sie mich falsch ver standen. Ihr herrlicher Vater, der meinem Sohn und mir ein so treuer Freund gewesen, hätte Sie eines anderen belehrt und Ihnen gesagt: Der alte Navenau hat einen Hang zum Einsiedlerleben, er will sein Leid nicht hinaustragen aus den Mauern seines Hauses. Vergessen'habe ich Sie darum nicht, Götz. Nun geben Sie mir noch einmal -die Hand und sagen Sie mir, daß Sie mir nicht zürnen." Götz reichte mit impulsiver Wärme Lem alten Herrn seine Hand. „Darf ich nach der Ursache meines Hierherberufens fragen, Herr Graf? Kann ich -Ihnen irgendwie dienen?" Ravenau wandte sich ihm zu. Ohne ihm auf seine Frage zu antworten, sagte er, wie vor sich hin: „Meine Enkelin kehrt in allernächster Zeit nach Navenau zurück." Götz sab übcr-rascht auf. „Komtesse Jutta kehrt heim?" rief er er staunt. „Ja. Sie wundern sich Wohl gar darüber," entgegnete Navenau mit einem matten Lächeln. „Jedenfalls freue ich mich herzlich," ant wortete Götz ehrlich. Navenau sah sinnend in sein männliches Gesicht. „Wissen Sie, Götz, was. mein Sohn einst zu Ihren: Vater sagte, als dieser Jutta aus der Taufe hob?" Götz verneinte. Navenau faßte ihn fest ins Auge und fuhr fort: »Daun will ich cZ Ihnen sagen: Mein Sohn rief: „Fritz, das wird einmal deine Schwiegertochter. Dein Götz und meins Jutta — ein Gerlachhausen und ein Navenau — das muß doch gut zusammenstimmen." Was sagen Sie zu diesen: Ausspruch meines Sohnes, lieber Gütz?" Dieser machte ein verblüffendes Gesicht. „Dazu kann ich gar nichts sagen, Herr Graf." „Das ist wenig. — Aber Sie glauben viel leicht, ich frage Sie in müßiger Plauderei. Nein, mein 'lieber Götz, mit diesem kurzen „Nichts" kann ich mich nicht zufrieden geben. Ich frage Sie in ernster Erwägung dieses Aus spruches meines Sohnes, dem ein wirklicher Herzenswunsch zugrunde lag. Oder können Sie sich nicht dazu äußern? — Sind Sie vielleicht schon mit Herz und Hand gebunden? — Dann freilich —" „Nein, Herr Graf, ich bin vollständig frei. Aber trotzdem wüßte ich auf diese Frage Leine Antwort zu geben." „Dann muß ich anders fragen: Würde Ihrerseits ein Hindernis bestehen, meine Enkelin zu Ihrer Gattin zu machen?" „Herr Graf," erwiderte Götz erregt — „ich weiß wirklich nicht, was. ich Ihnen antworten soll, Komtesse Jutta und ich sind einander doch fremd geworden. Jeder von uns hat sich nach seiner Art entwickelt. Wie kann ich wissen, ob wir uns, wenn wir uns Wiedersehen, auch nur sympathisch sind? Und dann die Hauptsache. — Ihre Enkelin ist eine der reichsten Erbinnen des Landes und ich bin ein armer Landlunker, — das harmoniert doch nicht." „Also, daß Jutta meine Erbin ist, wäre ein Grund sür Sie, nicht um sie zu werben?" „Ich würde wenigstens nicht an eine Ms bindung denken, wenn nicht eine große, »n^ bezwingende Liebe in meinem Herzen mich Unterschied zwischen reich und arm vergepen machte. Um eine junge Dame zu freien, nur weil sie reich ist, das halte ich meines ehrlichen Namens für unwürdig." Graf Navenau legte seine Hand auf die Schuller des jungen Mannes) „Götz, Sie M ein prächtiger Mensch. Ihre Ansicht mach Ihnen Ehre. Aber nun lassen Sie uns nm vernünftig miteinander reden. Navenau nm Schönrode brauchen einen Herren, wenn ich wast mehr bin. Und ich wüßte keinen, in desstn Hände ich meinen Besitz beruhigter legte, aw " die Ihrigen." , , _ Götz hatte tief erregt zngehört. Was mm da geboten wurde, war überwältigend, c, kannte den Reichtum der Navenaus. Wm, c, Rausch überkam es einen Moment seine Aber schnell kehrte Klarheit in sein, Den« zurück. Dies war der Plan eines ai Mannes, der ihm seines Vaters wegen wm> wollte. Er brauchte sich weder dafür noch c Wider zu entscheiden. ,;Sie sehen mich tiefbewegt, Herr Gw' sagte er. „Ihre Güte und Ihr Vertrauen eM mich hoch. Ich danke Ihnen herzlich. Sie vergessen, daß Komtesse Jutta die scheidnng zu treffen hat." .. g,e „Das vergesse ich nicht, wenn ny auw > Autorität in die Wagschale lege. Jutta m 'Institut aus meinen Wunsch sehr zurnckgez u
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