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Allgemeiner Anzeiger : 10.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-10
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.05.1916
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VeMsManä an Amerika. Rund zwei Wochen haben unsere besten Staatsmänner und Soldaten, Diplomaten und Seeleute im Großen Hauptquartier und hier in Berlin an der deutschen Antwort auf Wilsons Drohnote gearbeitet, und es ist kein Wunder, daß sie so lange zu tun hatten. Denn ihre Arbeit war schwer, so schwer, wie es Außenstehende wohl kaum ermessen können. Alle Leidenschaften im deutschen Volke waren durch die letzte amerikanische Note aufge peitscht worden, und hätten die Leiter der Schick sale unseres Volkes der Stimme der Leidenschaft folgen dürfen, so würden sie mit ihrer Antwort schnell fertig geworden sem. Aber daS gerade war das Schwere: die Ruhe, die kühle Über legenheit zu wahren und die sichere Überlegen heit zu gewinnen, die nur dem gewiß ist, der die Leidenschaft zu meistern versteht. Ungeheuer viel stand auf dem Spiele. Sollten wir die einzige noch neutrale Großmacht in der Welt in das Lager unserer Feinde übergehen lassen ? Sollten wir es in den Kauf nehmen, daß damit der nun schon 21 Monate wütende Krieg ins Unabsehbare verlängert würde? Sollten wir uns ruhig mit dem Gedanken abfinden, daß die Leiden dieses blutigen und grausamen Krieges, die nun solange schon die Menschheit Plagen, ins Unendliche vermehrt würden? Durften wir andererseits die Waffe uns stumpfen lassen, die wir in bitterer Notwehr gegen unsere vor keiner Grausamkeit, vor keiner Tücke und vor keinem Völkerrechtsbruch zurückschreckenden Feinde er greifen mußten, die einzige Waffe, die uns ge geben war? Die Leiter der deutschen Politik sind der Schwierigkeiten Herr geworden. Deutsch land hat sich in seiner Antwortnote an Amerika zu einem äußersten Zugeständnis entschlossen. Die deutsche Antwortnote gibt zu, daß im Falle des „Sussex" ein sehr bedauerlicher Irr tum auf deutscher Seite vorgekommen sein kann. Falls sich die leider nicht ganz unwahrschein liche Annahme, daß der „Sussex" von einem deutschen Torpedo getroffen wurde, bestätigen sollte, ist die deutsche Regierung bereit, aus den gemeinsamen Feststellungen die notwendigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Das ist eine Selbstverständlichkeit, und eine Meinungsver schiedenheit kann in diesem Punkte auch in Deutschland nicht bestehen. Die deutsche Re gierung wendet sich in ihrer Note dann gegen die Wilsonsche Behauptung, daß' der Fall des „Sussex" kein Einzelfall, sondern ein typischer Fall sei — typisch für den Geist und die Methoden des deutschen Unter seebootkrieges. Die Zurückweisung dieser Be hauptung wird durch den Hinweis auf die Vor schriften unterstützt, die den deutschen Seestreit kräften zugegangen seien. Einen Zweifel an der loyalen Erteilung und der loyalen Aus führung dieser Befehle könne die deutsche Re gierung niemandem gestatten. Die Irrtümer, die tat'Schlich vorgekommen seien, ließen sich um so schwerer vermeiden, da der Feind erlaubte und unerlaubte Listen anwende. Eingehend werden die verallgemeinernden An klagen Wilsons zurückgewiesen. Die deutsche Note sagt, daß Deutschland die Gebote der Menschlichkeit ebenso sehr achte, wie die ameri kanische Regierung, daß aber bedauerlicher Weise „die Humanitären Gefühle der amerikanischen Regierung" sich nicht auch den vielen Millionen tzon deutschen Frauen und Kindern zuwendeten, denen England mit Aushungerung drohe. Die deutsche Regierung habe wiederholt erklärt, daß sie den Unterseebootkrieg nach den „vor dem Krieg anerkannten völkerrecht lichen Normen" führen wolle, falls Eng land seine Kriegführung gleichfalls diesen Normen anpasse. Aber die Versuche Amerikas, etwas in dieser Hinsicht von England zu erlangen, seien gescheitert. „Das deutsche Volk weiß, daß es in der Hand der Regierung der Ver. Staaten liegt", Wandel zu schaffen. Die amerikanische Regierung habe indessen England gegenüber „ihre unbestreitbaren Rechte auf die Freiheit der Meere" bisher nicht mit Nachdruck gellend gemacht. Trotzdem will die deutsche Regierung, in Erinnerung an die lange deutsch-amerikanische Freundschaft, und in dem Wunsche, einer weiteren Ausdehnung des Krieges vorzubeugen, „ein letztes dazu beitragen, die Beschränkung der Kriegführung auf die kämpfenden Streitkräfte zu ermöglichen." Die deutschen Serstreitkräste seien angewiesen worden, „in Beobachtung der allge meinen völkerrechtlichen Grundsätze . . . Kauf fahrteischiffe nicht ohne Warnung und Rettung der Menschenleben zu versenken, es sei denn, daß sie fliehen oder Widerstand leisten." Diese Er klärung ist indessen an die „Erwartung" ge knüpft, daß die amerikanische Regierung nun mehr von England „die alsbaldige Beobachtung" der anerkannten völkerrechtlichen Normen „ver langen und durchsetzen wird." Sollte dieses Er gebnis nicht erreicht werden, so stünde die deutsche Regierung „einer neuen Sachlage" gegenüber, und sie behielte sich „die volle Frei heit der Entschließungen" vor. Deutschland hat somit getan, was es zur Erhaltung des Friedens mit den Ver. Staaten tun konnte. Wir dürfen hoffen, daß man in Amerika die Bedeutung unserer Zugeständnisse anerkennen und würdigen wird, und daß Amerika nunmehr die Verpflichtungen erfüllen wird, die ihm diese Zugeständnisse auferlegen. Sollten jetzt Herr Wilson und seine Regierung versagen, so wird das amerikanische Volk erkennen, auf welcher Seite das Recht und auf welcher das Unrecht ist, und sein Zorn wird den bösen Willen hinwegfegen, der etwa noch am Werke ist, um trotz aller Bemühungen Deutschlands um den Frieden den Krieg gewaltsam herbei- zuführen. verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mil. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten.) Das Ende des Luftschiffes „I- 2O . Aus norwegischen Quellen erfährt man über die Strandung des deutschen Ma rine lüft schiff es „I- 20" noch die folgen den Einzelheiten: Das Luftschiff wurde am 3. Mai vormittags 10 Uhr über dem südlichen Teile der Jaeder-Küste ziemlich nahe dem Lande gesichtet. Es flog nordwärts und kam der Küste immer näher bis nach Hafsfjord, wo es auf das Wasser niederging. Der Zeppelin ist anscheinend beschädigt. Von Molde aus wurde alles versucht, um Hilfe zu bringen. Schließlich trieb das Luftschiff gegen eine Fels kuppe, und das Achterschiff brach direkt vor der Hinteren Gondel und stürzte herab. Eine Retumg des Schiffes war un möglich: es brach mitten durch und stürzte in den Hafsfjord. Ein Torpedoboot, das längs der Küste gefolgt war, rettete die Besatzung. Das vollständig wrackgewordene Luftschiff trieb nachmitags an der Westküste von Hafssjord an Land. Dort wurde es verankert und vom Militär bewacht. Phantasien über eine deutsche Kriegs entschädigung. Zum Zwecke der wirtschaftlichen und sonstigen Unschädlichmachung Deutschlands soll, wie im .L'Oeuvre' milgeteilt wird, nach einem von der Gesellschaft für Handelsgeographie in Paris her ausgegebenen „Programm von wirtschaftlichen Reformen aus Anlaß des Krieges und seiner Folgen" Deutschland alle Kriegs tost en bezahlen, und zwar 100 Milliarden, die mit Zinsen in 50 Jahren abzutragen sind. Dazu sollen in Deutschland die Steuern nach dem Kriege verdoppelt werden. * Das Geheimnis der Ruffenlandungen. Über die in Marseille gelandeten etwa 15 000 russischen Soldaten wird aus dem Haag gemeldet, daß es sich hier um Leute handle, die auf Grund des russischen Heeresgesetzes eingezogen wurden und bis jetzt im fernen Osten, besonders in den eng lischen Kolonien lebten. Sie sind halb oder noch gar nicht ausgebildet und nur zu Demonstrationszwecken durch den Suezkanal nach Marseille gebracht worden. Die Gruppe russischer Munitionsarbeiter, über die eine Lon doner Meldung berichtet, besteht aus ähnlichem Material. Sie umfaßt allerdings gelernte aus gebildete Arbeiter, von denen man sich für industrielle Zwecke größeren Nutzen verspricht, als wenn man sie als bloßes Rekrutierungs material nach Rußland gebracht hätte. -l- Weitere farbige Kulturvorkämpfer. Wie die Pariser Blätter melden, ist eine Ab teilung eingeborener Truppen aus Ma dagaskar in Marseille eingetroffen, von wo sie an die Front gehen sollen. Nach anderen Blättermeldungen haben französische Dampfer in den letzten Tagen wiederholt anamitische Eingeborene nach Marseille gebracht, die zur Arbeit in den Werkstätten für Schießbedarf verwendet werden sollen. Sckweäen unä KuKlanä. Im schwedischen Reichstage ist eine außer ordentlich wichtige Frage verhandelt worden. Seit langem weiß das schwedische Volk, daß die Frage der Alandsinseln für die Aufrechterhal tung oder die Aufgabe der schwedischen Neutra lität eine entscheidende Bedeutung gewinnen muß. Die in den letzten Wochen in Stockholm eingetroffenen Nachrichten lassen an dem Umfang und an der Bedeutung der seit Beginn des vorigen Herbstes von den russischen Militär behörden Tag und Nacht betriebenen Befesti gungsarbeiten auf den Alandsinseln keinen Zweifel übrig. Sie bezwecken, das Labyrint der Alandsinselgruppe in eine einzige starke russische Operationsfestung zu verwandeln. Der militärische Ausbau der gesamten Inselgruppe geht weit über die Anlage gewisser kleinerer Marinestütz punkte hinaus. Die auf der Südseite wie auf der Nordseite der Inselgruppe durch permanente Forts gesicherten Ein- und Ausfahrten ermög lichen einer russischen Flottenstärke sowohl einen Vorstoß unmittelbar auf Stockholm und die Schären wie einen geschützten Ausfall in die bottnische Bucht. Dre an der Westseite der Inselgruppe angelegten Befestigungen geben die Möglichkeit, durch eine Minensperre die bottnische Bucht zu verschließen und damit die überschiffung von Landungstruppen an die gegenüberliegende schwedische Küste zu decken. Es handelt sich also faktisch um eine nach allen Regeln der Strategie vorgenommene, im Hauptteil bereits vollendete Befestigung der ge samten Inselgruppe, zu der sowohl befestigte Häfen für die Transportflotten und große Kriegsschiffe, wie auch Schlupfwinkel für Tor pedo- und Tauchboote an der Westseite gehören. Letztere kommen zugleich als Ausgangspunkte für die Minensperre in Betracht, die quer durch das Alandmeer bis zu den schwedischen Terri torialgewässern führen. Die augenscheinliche Gefahr einer strategischen Abschneidung Schwedens in der Mitte und der Verschließung des bott- nischen Meeres durch die russische Seegewalt rückt damit in unmittelbarer Nähe. Unter Darstellung dieser Sachlage und mit . dem Hinweis auf die durch den schwedisch-russischen Vertrag von 1809 und das Pariser Friedens protokoll von 1853 geschaffenen Rechtsverhältnisse, die Schweden zusichern, daß Aland niemals russische Seefestung werden dürfe, sowie zugleich mit der Hervorhebung der unerschütterlichen schwedischen Forderung, daß Rußlands und Englands gemeinsamer Kampf gegen Deutsch land nicht so geführt werden dürfe, daß Schweden zum Aufgeben seiner Neutralität genötigt oder künfüg in militärpolitische und außenpolitische Abhängigkeit herabgedrückt werde, verlas im ! schwedischen Reichstage der Abgeordnete Pro- festor Gustav Steffen im Einverständnis mit der Kammer folgende Anfrage an den Minister des Auswärtigen: Ist der Herr Minister der Ansicht, daß die Bedeutung, die seit 1809 von militärischen und politischen Autoritäten, der königlichen Regierung und der Vertretung des schwedischen Volkes ein stimmig der «ländischen Inselgruppe beigemessen wurde, weiterhin die gleiche wie früher ist, das heißt so groß, daß die Möglichkeit, unsere Selbständigkeit zu behaupten, wesentlich er schwert wird, wenn Rußland Aland in einen Stützpunkt für mililärWe Operationen ver wandelt? Wenn der Herr Minister diese Frage nicht mit einem bestimmten Ja beant worten zu können glaubt, bitte ich fragen zu dürfen, was die königliche Regierung Politische KunälckaU Deutschland. *Die Antwortnote an Amerika dem Botschafter Gerard in Berlin überreif worden. In politischen Kreisen besteht E Überreichung der Note die Hoffnung, daß °, ernster Konflikt mit Amerika vE mieden werden wird. Auch Botschafter war in der Unterhaltung mit einem Zeit»^ manne guter Stimmung. *DieFinanzd eputation inBreuU^ schlägt eine allgemeine E r h ö h u n g ds Einkommensteuer um 1 °/° für alle kommen über 2600 Mark vor. Außerdem höhere Einkommen Sonderzuschläge von 20 f auf die ersten 1000 Mark Steuer, steigend 50 auf den 3000 Mark übersteigenden der Steuer. Österreich-Ungarn. * Die bulgarischen Parlament"' rier, die eine Studienreise durch OsteE Ungarn und Deutschland machen, sind in mit großer Herzlichkeit ausgenommen NE. Es fanden wichtige Besprechungen mit leitet, Persönlichkeiten statt, die hoffnungsreiche blicke aus die Zukunft eröffnen. England. * Ein slmsterdamer Kaufmann, der eben einer Rundreise durch Irland zurückgekehrt ist," , richtet, daß die Aufständischen noch"' Orte Galway, Laremorris, Athlone, MulliE sowie zahlreiche Küstenorte an der NordosH besetzt halten. Gewaltmaßregeln können gegen die Rebellen nicht unternommen wE weil sie über Ehr als tausend bewaffnete I . glieder verfügen und englisches Militär in dick, Gegenden Irlands nicht vorhanden ist. scheint sicher, daß es hier zuneuenKäml> E und Blutvergießen kommen wird, sobald " Erschießung der Jrenführer bekannt wird. Belgien. * Durch Verordnung des Generalgou»^ neurs in Brüssel werden die ordentlich,, Staatseinnahmen für das Rechnung jahr 1916 auf 248 649 935 Franken veranschlag Die Staatsausgaben werden für Rechnungsjahr 1916 insgesamt auf 274 4804^ Franken festgesetzt. Die Ausbringung der zur Deckung des sich ergebenden Fehlbetrag , von 25 830 000 Franken bleibt einer befanden Verordnung Vorbehalten. Amerika. *Jn einer Unterredung mit einem MitaM der römischen ,Tribuna' erklärte Roose V E' daß die Ver. Staaten zum Schutze ihrer M., stellung den Krieg mit den Mitte Mächten längst hätten herbeiführen mMI^ Roosevelt verband mit der Erinnerung an seE früheren Aufenthalt in Roni warme WE für den Sieg der italienischen Waffen. *Aus Rio de Janeiro wird italienE, Zeitungen berichtet, daß die Unterhalt langen zwischen Deutschland und B' . silicn wegen leihweiser Überlassung " , deutschen Dampfer in, Bahia zur Verwend» , für die Küstenschiffahrt Brasiliens auf Schmie" leiten gestoßen sind. I gerade jetzt dazu bewegen könnte, von d'c ! Auffassung abzugehen. Endlich bitte ich fE ! zu dürfen, teils wie der Herr Minister die M Lage bezüglich Aland vom schwedischen politischen und politischen Standpunkt aus sieht, teils was er glaubt, daß geschehen E um schon jetzt während des Weltkrieges SchE die Möglichkeit zu sichern, eine wirkliche M tralität und seine vollständige politische Hai" lungsfreiheit zu bewahren? Diese Anfrage hat in Schweden und darüber hinaus ungeheures Aufsehen gewW um so mehr, da sich ihr auch die Erste Kania» mit großer Mehrheit angeschlossen hat. Zeitunsen stellen fest, daß die Alandsinseln , Schwedens Interesse nicht befestigt uE" dürften. In Petersburg ist man einigcrmE beunruhigt und beeilt sich, Erklärungen abz» geben, die aber die Tatsachen des Vertrag bruches nicht verschleiern können. .. — Auf eigner HckoUe. L8s -toman von Guido Kreutzer. (Fortsetzung.) „Wie du dabei zu Werke gegangen bist, konnte ich mir ungefähr aus der Ablehnung meiner Werbung denken. Dein Grund ist natürlich klar: Du hegst selbst den Wunsch nach einer Ehe mit Brigitte Steinrott und hattest es leicht, mich aus dem Felde zu schlagen, da alle Trümpfe in deiner Hand vereinigt waren. Das Recht des Stärkern ist immer das bessere." Eine kleine Pause. „Weiter, Kerlchen!" sagte der Roggenihiner Albrecht gelassen. Um Hins Scharrehus Mundwinkel zuckte es wieder. „Wie du willst. — Der zweite Teil deines Programms beruht auf realeren Erwägungen und heißt: — Trerow. Seit dem Tode meines Vaters hattest du das Gut mit unter deine Verwaltung genommen. Du wußtest, daß ich als Offizier von einem landwirtschaftlichen Be trieb naturgemäß nur unvollkommene Kenntnisse besitzen konnte. Was lag also für einen so nüchtern und ,praktisch' veranlagten Menschen, wie du es doch augenscheinlich bist, näher, als die Erkenntnisse, daß es dir ein Kinderspiel sein würde, alle Forderungen, die gegen Trerow bestanden, aufzukaufen und damit deine Hand auf das Gut zu legen — die Hand des Herrn I Denn der wirst du inzwischen schon längst ge worden sein. Oder solltest du die Zeit meiner Abwesenheit in Herzogswalde zur Erledigung dieser Transaktionen' benutzt haben? Das traue ich dir eigentlich kaum zu, wo du doch in bezug auf Brigitte von Steinrott schon so glänzende Proben einer wahrhaft erfrischenden Selbstsucht abgelegt hast." Der bittere Hohn gab dem jungen Gesicht des Grafen einen seltsam gespannten Ausdruck. Der Hausherr hatte ein Federmesser vom Schreib tisch genommen und bewegte es spielend zwischen den Fingern hin und her. „Ist das alles, Hans?" „Wenn ich davon absehe, meine privaten Ansichten über diese Handlungsweise anzu fügen — ja." „Und würdest du die Güte haben, mir — gewissermaßen so als Schlußpunkt. — auch noch diese privaten Ansichten mitzuteilen?" Durch den Körper des Ulanen ging ein straffender Ruck. In seinen Augen flammte es auf. „Ekel, mein lieber Albrecht Grona!" — Seine Stimme war schneidend scharf. — „Ein Ekel, der mir fast die Kehle zusammengeschnürt hat. — Hat! Denn heute bin ich auch darüber längst hinaus. Und wenn ich an all diesen Schmutz wirklich noch einmal rühre, so geschah es lediglich, um dir zu beweisen, daß ich nicht mehr der reine Tor bin, der noch bis vor wenigen Tagen Talmi sür Gold ansah. Damit könnten wir unsre Unterredung eigentlich ab brechen. Denn wenn überhaupt nach eine Frage zur Diskussion stände, dann wäre es vielleicht einzig und allein die: ob es nötig war, mich gerade in der von dir gewählten Form über meine Gutgläubigkeit aufzuklären." Es war ein Schweigen in dem Zimmer, und dann legte der Roggenthiner Herr mit einer unwillkürlich etwas heftigen Bewegung das Federmesser auf den Schreibtisch zurück, stand auf und trat an das Fenster. Da blieb er stehen und sah in den Garten hinaus, sekundeu- lang. Endlich atmete er tief auf und wandte sich langsam zurück. „Würdest du mir ein paar Fragen beant worten, Hans, die auf das vorhergegangene sich beziehen?" „Ich habe nichts zu verschweigen," sagte der Ulan hochmütig. „Trotzdem weiß ich nicht, ob es unbedingt notwendig ist, dieses Thema nach meinen Erklärungen noch weiterhin zu erörtern." „Höre doch auch den Gegner!" — Die Stimme des andern hatte unverwandt ihre schwere Ruhe. — Vielleicht wären doch noch einige Erörterungen nötig, die du in der Hitze des Gefechts außer acht ließest. Also erstens: Hat Fräulein von Steinrott dir erklärt, daß ihr die Nachrichten über dich von meiner Seite gekommen sind?" Hans Scharrehn lächelte mitleidig. „Fürchtest dn, daß dein Unterricht so wenig lehrreich war? Du kannst ganz beruhigt sein — nach der Richtung hin hat man sich streng an das Programm gehalten. Um dich im Gegenteil völlig aus dem Spiel zu ziehen, wollte sie mir sogar schwören, ihr Gewährsmann sei jemand ganz andres gewesen. Ich war jedoch chevaleresk genug, diesen Schwur noch rechtzeitig zu unterbrechen." Albrecht Grona nickte etwas, als fände er eine Vermutung bestätigt. „Weiter! — Du beschuldigst mich mit dürren Worten und ohne jede Beschönigung, daß dir Trerow abjagen wollte oder es schon gem. habe. Zu dieser Ansicht bist du natürlich E allein gekommen, sondern durch irgendwo Verdächtigungen von dritter Seite. Das selbstverständlich." „Allerdings." . „Diese „dritte Seite" wirst du nur natur nicht nennen?!" „Ich wüßte nicht, was mich daran Hindes sollte," sagte der Offizier gleichgültig. -E, jüngere Burger ließ ein paar dahingehenoe merkungen fallen, die zum erstenmal einen v wissen Argwohn in mir weckten, ."siii mittag meiner Aussprache mit Främem E Steinrott war ich auf ein paar Stuno > Trerow und ließ mir bei dieser Gelegenheit dem Inspektor Repplin einen kurzen - über den Stand des Gutes und die wirtschaftung halten. Und da wurde mein dacht zur Gewißheit." , „Du verkehrst mit dem Burger? klang ein wenig befremdet. . , . gc> „Ick bin mit dem «ohne einigemal schäftlichen Angelegenheiten zusammengew „ „Diese geschäftlichen Angelegenheiten M Geldsachen? I" „ „ , »ica c>" In das Gesicht Hans Scharrehns st-c»^ leises Rot. Schroff warf er den KM! „Darüber bedaure ich, keine Auskunft g° zu können." „ „Danke. Hoffentlich ist der Bettag zu hoch." „ Mste'' Albrecht Grona lehnte sich mit
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