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Allgemeiner Anzeiger : 06.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-06
- Sprache
- Deutsch
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- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-06
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 06.05.1916
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täglichen Kriegsausgaben Rußlands betragen jetzt 32 Millionen Rubel. Mas lmä äie „Sinn feiner"? (Zu der Revolution in Irlands Mit den Meldungen über die bedrohliche Revolution in Dublin, der Hauptstadt Irlands, tauchte in der deutschen Presse das Wort Sinn Kein auf, das bis zu diesem Tage der großen Öffentlichkeit wohl ziemlich unbekannt sein dürfte. „Sinn Fein" ist ein irischer Geheim bund, der englandfeindlich gesinnt ist und darum gerade in diesen Tagen eine große Nolle spielt. Die Engländer verstehen es vorzüglich, sich die Feindschaft der ihnen untergebenen Völker zu sichern. Durch den Druck der englischen Aus beuterpolitik wird ein gewaltiger Gegendruck hervorgerusen, der sich in der Bildung von! staatsfeindlichen Geheimbünden äußert. Etwas ähnliches haben wir.bereits mehrfach in Indien seststellen können. Auch hier hat der furchtbare englische Druck, der das ganze Volk aussaugt und verarmen macht, zu der Bildung von Ge heimbünden geführt, deren Tätigkeit schon ost großen Schrecken in der englischen Negierung hervorgeruien hat. Auch manches Haupt der englisch-indischen Regierung ist bereits den An schlägen dieser Geheimbünde zum Opfer ge-! fallen. Da sich diese revolutionären Organisationen aber in dem Heimatlande nicht stark genug ent wickeln können, so flüchten sie nach Amerika, wo sich ihr Hauplsitz befindet, und von wo aus alle Unternehmungen geleitet werden. Auch der Geheimbund der „Sinn Feiner" hat darum nicht in Irland seine Stätte, sondern gleich den indischen Geheimbünden in Amerika. Hierhin ist alles geflüchtet, was sich mit dct ungerechten Herrschaft der Engländer nicht einverstanden erklärt und mit Gewalt eine Änderung der Herrschastsverhältnisse in Irland anstrebt. So erklärt es sich, daß die amerikanischen Iren die größten Feinde der Engländer sind. Seit Aus bruch des Krieges lauerten sie beständig auf eine Gelegenheit, ihr Ziel, Irland von der englischen Herrschaft zu befreien, verwirklichen zu köünen. Ihr Name bedeutet in der Über setzung, daß sie auf sich selbst gestellt fein wollen, ohne irgend welche Gemeinschaft mit England. Die Iren Amerikas sind sich ganz klar darüber, daß die englische Herrschaft infolge der Selbstsucht der Engländer zur Verelendung und Verwüstung Irlands führen müsse, wie auch Indien durch England dem Hungertode über- j liefert wird. Die Sinn Feiner ziehen nun aus dieser Erkenntnis den Schluß, daß sie der eng- lischen Herrschaft mit Anwendung von Gewalt j ein Ende machen müßten. Daß unterscheidet sie von den anderen in Amerika wohnenden Iren, die alle englandfeindlich gesinnt sind, aber nicht revolutionäre Gesinnung zeigen und be tätigen. Der Kampfruf jedes amerikanischen Iren ist „Nieder mit England !", wie er auch bei der jüngsten Nationalversammlung der amerikanischen Iren in New Jork zum Aus druck kam. Der Bund der Sinn Feiner, dem auch sehr wohlhabende Kreise angehören, ver fügt nach amerikanischen Blältermeldungen über große Mittel, die ihm eine Werbetätigkeit großen Stiles gestalten. Wie aus den zögernden Angaben hervor geht, die über die Ereignisse in Irland von der englischen Zensur zur Veröffentlichung zugelassen werden, hat die Tätigkeit der Sinn Feiner nicht nur große Erfolge aufzuweisen, sondern sie wird offenbar auch in Irland selbst von einem großen Teile des Volkes unterstützt. Insofern ist der Geist der Sinn Feiner, der bis zum Ausbruch des Krieges nur von einer kleinen Gruppe revolutionär Gesinnter gepflegt wurde, heut bereils Eigentum eines großen Teiles des. irischen Volkes geworden. Die englische Re gierung hat die Gefahr, die darin liegt, richtig erkannt. Ob es ihr gelingen wird, sie ganz zu beschwören, muß dahingestellt sein. Die bis herige Entwicklung der Dinge zeigt, daß Eng land mit deu Sinn Feinern nicht so leicht auf räumen kann, wie wohl anfangs von den maß gebenden Mannern geglaubt wurde. -i- Englischen amtlichen Nachrichten zoW haben sich alle Nebellenfübrer in Dublin m geben. Der englische OberstkommandiereM hofft deshalb, daß das Rückgrat der Nebel«» gebrochen sei. Die Nebelleniührer hatten an geblich Voten an die Nebellentruppen in bis verschiedenen Grafschaften gesandt, worm diese zur Übergabe aufsorderten. Die Priester und die irischen Konstablettruppen tun V möglichstes, um diesen Austrag zu verbreiten. Was die Lags in Dublin anbctrisft, io ergaben sich die Rebellen der bauvtsächlichsten Festen frei' willig. Bis jetzt sind 707 Perionen geianMe- nommen. Im Lande hält indessen die Bewegung noch unvermindert an. poMisede ALmälckau. Deutschland. * Verschiedene Mitglieder derbulgari scker Sobranje, die augenblicklich Besuche in öftp reich und Ungarn machen, werden am 16. d. M in Köln eintreffen und von dort aus eine Nh ei.«' fahrt bis Mainz unternehmen. Auch em Besichtigung des rheinisch-westfälischen Industrie gebieieS ist vorgesehen. *Jn der letzten Bundesratssitzung wurde« u. a. angenommen: Ein Nachtrag zur deutsche« Arzneitaxe 1916, der Entwurf einer Belang machung über die Beschränkungen des Veiteh» mit gewissen Arzneimittelstoffen, der EnlwlM eines Gesetzes zur Änderung des B""' einsgesetzes vom 19. April 1908, der Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung von Kriegsschäden im Reichsgebiete und der Entwurf einer Bekanntmachung zur Änderung der Verordnung über den Verkehr mit Kraß' futtermitteln vom 28. Juni 1915. * Verschiedene Blätter hatten gemeldet, /«ß die Einführung von Fl ei sch karten Uff das ganze Reich unmittelbar bevorstM und daß die Festsetzung von Höchstpreisen!«" alle Fleischgattungen und andere einschneidende Maßnahmen des Reiches, insbesondere auch «>" Beschlagnahme von Vieh zur Erreichung vo« stärkeren Zufuhren auf die Märkte in AusW genommen sei. Diese Nachricht ist unzutreffend Jede einzelne dieser Maßnahmen würde ww^ scheinlich auch das gerade Gegenteil dessen erreichen, worauf eS heute in erster Linie««' komme. Österreich-Ungarn. *Die Verhandlungen mit den kürzlich /" Wien eingetroffenen Vertretern der deutsch"" Negierung'über einige zoll- und wirk/ s ch a ft s p o l i tis ch e Fragen, haben den lebten Tagen im Ministerium des Äußere« unter Teilnahme österreichischer und ungarisch/ Amtspersonen slattgesunden und einen durch«"/ befriedigenden Verlauf genommen. Dio M' uischen' Einzelsragen werden in den nächst"" Tagen in Berlin von Fachleuten beider beraten werden. Italien. * Immer zahlreicher werden die Stimme«- die sich gegen einen Wirtschaftskrieg mitDeutschland nach dem Kriege wende/ Bedeutende Politiker erklären, eine Abschluß«"." des deutschen Markles wäre auch eine SäM gung der italienischen Ausfuhr und würde N iien ärmer machen. Falls der Vierverband durch ein System gemeinsamer Schutzzölle st/ schließen wolle, würde sie bald JnteressengegeiM unter den Verbündeten und einen Zerfall da Einigkeit und damit einen neuen sichst"" wirtschaftlichen Sieg Deutschlands heraus«"' schwören. Amerika. *Nach Londoner Blättern ist das amerä/ Nische Ministerium des Äußeren nicht bereit, Deutschland zu einer Verständig """ zu gelangen, während man auf der deutM Botschaft in Washington durchaus zuversiaE ist. — Das »Providence Journal' veröffenü/. einen ausiührlichen Bericht über die Kocher"/ der Kapitäne der in Amerika befindlichen de«/ s ch e n D a m p fs ch i f fe mit Beamten des de«' scheu Konsulats, in der beraten wurde, was " Falle eines Krieges zwischen DeiwK land und den Ver. Staaten zu tun sei. 6orttce—Karnow. Ein Erinnerungsblatt. Die ersten Maitage des Jahres 1915 werden gleich der Schlacht bei Tannenberg zu den ewig denkwürdigen Schlachten dieses Krieges gehören, und zu den gewaltigsten Ereignissen aller Zeiten gerechnet werden müssen. Am Vormittag des 3. Mai 1915 hatte sich in ganz Deutschland mit Blitzeseile die Meldung von einem un geheuren Erfolge verbreitet, ohne daß man genaueres wußte. Die amtlichen Gebäude hatten schon um die VormiNagszeit Flaggen schmuck angelegt, der die Erwartungen sehr hoch spannte. AlS dann der General stabsbericht erschien, der meldete, daß unter Führung des Generalobersten v. Macken- ss- die verbündeten Truppen am 2. Mai nach erbitterten Kämpfen die ganze russische Front in West-Galizien von nahe der ungarischen Grenze bis zur Mündung des Dunasec in die Weichsel an zahlreichen Stellen durchstoßen und überall eingedrückt hätten, schien der Erfolg der Hoff- »ungen nicht zu entsprechen, da man auf die Zahlen der Gefangenen wartete, von denen der Bericht nichts erwähnte. Es war nur hinzuge- fügt, daß sich die Trophäen deS Sieges noch nicht annähernd übersehen ließen. Tatsächlich war aber mit dieser kurzen Meldung ein Erfolg verkündet worden, wie er gewaltiger in seiner Art und vor allem in seiner Wirkung selbst von den kühnsten Erwartungen nicht hätte erträumt werden können. Denn von diesem Tage ging der fluchtartige Rückzug der Russen in das Innere des Landes aus, der uns nicht nur die Wiedereroberung des größten Teiles von Galizien, sondern auch ein beträcht liches Gebiet des feindlichen Landes in den Schoß warf, und die Nüssen unrettbar in die Verteidigungsstellung drängte. Waren durch die gewaltigen Schläge Hindenburgs die Russen cntgültig aus Ostpreußen vertrieben worden, so hatte die Schlacht von Gorlice—Tarnow auch das russische Übergewicht in Galizien vernichtet. Um die ganze Bedeutung dieses Sieges würdigen zu können, muß man die Verhältnisse vor dieser Schlacht betrachten. Es war den Nüssen gelungen, sich in den Karpathen fest zusetzen und in immer erneuten Stürmen unter den größten Opfern langiam immer tiefer in österreichisch-ungarisches Gebiet vorzudringen. In den Karpathen hatten sie besonders fast uneinnehmbare Stellungen inne, die im Laufe der Monate furchtbar befestig! worden waren. Ein Durchbruch schien hier un möglich, und der damals noch unerschöpfte Menschenquell Rußlands, bot die Möglichkeit, durch das Nachschieöen neuer Reserven die Über legenheit auch weiterhin zu behaupten. So war die Kriegslage auf dem südlichen Flügel unserer gemeinsamen Ostfront nicht sehr rosig. Da waren Ende April unbemerkt vom Feinde größere deutsche Truppentransporte nach West- Galizien vollzogen worden, mit der Ausgabe, die russische Front zwischen Karpathenkamm und dem mittleren Dunajec im Verein mit den be nachbarten Armeen unseres österreichisch-un garischen Verbündeten zu durchbrechen. Die Stelle war für dieses Unternehmen günstig. Am 1. Alai nachmittags begann unsere Ar tillerie gegen die russischen Stellungen, die stock- werkartig auf steilen Bergkuppen bis zu sieben Reihen hintereinander festungsartig ausgebaut waren, ein vernichtendes Trommelfeuer, das am 2. Mai 6 Uhr morgens in verstärkter Form aus Geschützen aller Kaliber 4 Stunden lang fortgesetzt wurde. Die Wirkung dieses Trommel feuers war ungeheuer. Als um 10 Uhr die Feuer schlünde schwiegen und plötzlich die Infan terie mit einem furchtbaren Angriff ein setzte, stürzten die Russen in kopfloser Flucht selbst aus ihren dritten und vierten Stellungen oder ergaben sich. Die Garderegimenter, Bayern und Schlesier hatten in Verbindung mit un garischen und galizischen Truppen dieses gewal tige Werk des Durchbruches vollbracht, der am ersten Tage bereits eine Ausdehnung von 16 Kilometer erreicht hatte. „Am Abend des 4. Mai war der takiische Durchbruch vollzogen", so meldete unsere Heeresleitung. Der Feind sah sich sogar genötigt, über die befestigte Wis- loka-Linie zurückzugehen. Auf eigner Schotte. 27s Roman von Guido Kreutzer. (ForNttzungy Es klang so väterlich wohlwollend, daß Albrecht Grona unwillkürlich lächeln mußte. Aber nachdenklich war er doch geworden. „Ich werde mir mal die Sache beschlafen, lieber Klaassen; vorderhand, so lange Graf Scharrehn die Bewirtschaftung von Trerow noch nicht in eigne Hand genommen hat, kann ich ja sowieso nicht daran denken, mich in irgendeiner andern Unternehmung festzulegen. Aber wenn's so weit ist, wollen wir die Sache noch mal ge nauer durchsprechen." Sie bogen nach rechts ab. Die Pferde sielen in einen leichten Trab. „Was ich übrigens noch fragen wollte, Klaassen: Sind die Mähmaschinen gestern nach Trerow 'rübergeschafft worden? Ich hab' mich nicht weiter darum kümmern können, weil ich ja auf dem Vorwerk zu tun hatte." „Alles besorgt, Herr Grona. Der Nepplin fängt heute mit dem Schneiden an. Es wird übrigens auch die höchste Zeit. Das Korn schüttet schon etwas. Und ich werd' heilsroh sein, wenn ich erst alle Schober gesetzt habe. In Trerow war es ja leider nicht möglich, so wie bei uns, gleich vom Halm aus zu dreschen. Und das ist vielleicht auch ganz gut so." „Weshalb denn? Im Gegenteil, mir wäre eS zehnmal lieber gewesen, well es uns die halbe Arbeit erspart hätte. Aber Sie wollten das ja dem Repvlm durchaus nicht allein über- laLeu." Die Aufrollung der russischen Karpakhenfront war die erste große Folge dieses Sieges. Die Russen mußten aus ihren uneinnehmbaren Stellungen weichen, wenn sie nicht von ihren rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten werden wollten. Tatsächlich trat der Feind den Rück marsch nach Norden an. Am 6. Mai hatte die Armee Mackensen die Wisloka überschritten und die Durchbruchsschlacht konnte als beendet an gesehen werden. Ungeheures war erreicht. Nadko Dimitriew, der russische Oberbefehls haber, war vernichtend geschlagen, 140 000 Gefangene waren schon in den ersten Tagen gemacht worden, 100 Geschütze und 300 Maschinengewehre waren erbeutet, und der Grundstock zu den weiteren gewaltigen Erfolgen war gelegt worden, die zur Eroberung von Przemysl und Lemberg und eines großen Teiles Rußlands führten. Auch die Zahl der Gefangenen, die offenbar im Volk am meisten wirkt, war nicht hinter den Erwartungen zurück geblieben. Aber unendlich bedeutender war die Lahmlegung des russischen Heeres, die auch für die Entscheidung des ganzen Krieges auf allen Fronten von weittragender Bedeutung war. Verschiedene UriegsnachrichLen. (Von der mit. Zemurbehörde zugetaffene Nachrichten. Der Zweck der englische» Blockade. ,Svens ka Dagbladet' gelang in einem län geren Artikel über die wirtschaftliche Widerstandskraft Deutschlands zu folgendem Ergebnis: Die neuiralen Länder, um die sich der englische Griff täglich rücksichtsloser schließt, überzeugen sich täglich mehr, daß alle Verschärfung der Blockade nicht ausreicht, Deutschland den letzten enticheidenden Schlag zu versetzen. Selbst diejenigen, die der von Asquith gegebenen Darstellung Glauben schenkten, müssen einsehen, daß die Verschärfung der Blockade vollkommen zwecklos ist, falls nicht hinter den Worten der versteckte Sinn liegt, daß die Blockade tatlächlich nur dazu dient, die Neutralen zu knebeln. * Zweiundzwanzig englische Kampfschiffe seit Kriegsbcginn vernichtet. Französische Blätter, die den Untergang des englischen Panzers „Ruffel" besprechen, betonen, daß dieses die zweiundzwanzigste, seit Kriegs ausbruch zerstörte Schiffseinheit der englischen Marine ist. Sie geben zu, daß diese Ver luste wohl beklagenswert seien, aber durch Neubauten, an denen in den englischen Werften ständig gearbeitet werde, ersetzt würden. * Friedenskundgebungen in Mailand. Die Mailänder Präfektur hat eine Privat versammlung verboten, die dis Sozialisten im großen Saal der Mailänder Arbeitslammer ab- zuhalten beabsichtigten, um den 1. Mai zu feiern. Der ,Secolo' weiß von Kundgebungen der Sozialisten zu berichten, die auf dem Domplatze und an der Porta Venezia statt fanden. Vor dem königlichen Schloß wurde „Nieder mit dem Krieg!" gerufen. — Dem sozialistischen ,Avanti' ist der erste Teil eines Leitartikels, der die Notwendigkeit eines baldigen Friedensschlusses behandelte, gestrichen. Ruhlands tägliche Krkegsansgaben. Ein Artikel in der russischen Beilage der ,Times' behandelt das Papiergeldwesen Rußlands. Zu Beginn des Krieges betrug der Papiergeldumlauf 1 636 Millionen Rubel, am 1. Januar 1915 3 031 Millionen und am 8. Februar 1916 bereils 5 776 Millionen Rubel. Man hat jetzt schon Papiernoten im Betrage von 1 Kopeken herausgegeben; diese haben eine Größe von 3:6 Zentimeter. Um die Aus-, gaben der Bevölkerung nach Möglich keit zu vermindern und gleichzeitig den russischen Wechselkurs im Auslande zu ver bessern, hat die Regierung den Banken verboten, Geld für den Ankauf einer ganzen Anzahl von Waren, so z. B. für Baumwolle, Wolle, Tee, Kautschuk, Maschinen usw. vorzustrecken. — Die Der Alte schüttelte störrisch seinen Graukopf. „Nee, Herr Grona, is nich! Da würden wir wohl schwerlich allzuviel von übrig behalten. So was find alles Arbeiten, wo ich mit der Nase beistehen muß." „Unsinn, Klaassen! Sie sehen Gespenster bei höllichtem Tage." Der Inspektor lächelte. „Ich kann mir nicht helfen, aber ich trau' dem Repplin nicht über den Weg. Der Kerl ist ein Schleicher und ein Duckmäuser mit seiner aalglatten Höflichkeit. Im ganzen Leben aber kein Okonomiksr. Wer weiß, wo der sich seine Zeugnisse hergeholt hat. — Wenn ich ihm un recht getan habe, will ich's ihm gern ins Ge sicht hinein abbitten. Vorläufig aber wollen wir erst mal abwarten, wie der Hase läuft." Und Albrecht Grona entgegnete mit seinem breiten, behaglichen Lachen: „Sie sind eine alte Unke, Klaassen. Und damit Sie sich darüber keinen Illusionen mehr hingeben, werde ich den Nepplin in den nächsten Tagen mal auf eine Probe stellen, die ihn auf Herz und Nieren prüft. Natürlich so, daß er nicht das geringste ahnt. Erst wollen wir mal abwarten. Ich glaub', dann werden Sie endlich mal wieder ruhig schlafen können." Der andere wiegte den Kopf zweifelnd hin und her. „Sollte mir leid tun, wenn ich von dem Mann falsch gedacht hätte; sollte mir aufrichtig leid tun. Aber ich hab' vom ersten Tage an meinen Verdacht und kann den nicht wieder los werden." . ' Sie hielten ihre Pferde. Denn hier gabelte l sich der Weg. „Wie ist das nun mit dem Grafen Schar rehn, Herr Grona — soll da nicht ein Wagen zur Bahn geschickt werden? ES wäre vielleicht das richtigste, wo er uns seine Ankunft doch telegraphiert hat. Und die halbe Stunde zu Fuß durch den fliegenden Sand waten, ist bei der Backofenglut auch gerade kein Vergnügen." Wie zur Bestätigung schob er seine Mütze zurück und trocknete die feuchte Stirn, auf der der Schweiß in dicken Tropfen stand. „Das würde sowieso geschehen, oller Sicher- heitskommissarius; darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich bin in einer knappen Stunde wieder auf dem Hof und werd' schon darauf achten, daß der Wagen rechtzeitig zur Station fährt." „Schön, Herr Grona. Ich inspizier' dann jetzt erst mal unsre Leute und reit' nachher auf einen Sprung nach Trerow 'rüber, damit die Kerls mit ihrer Arbeit da 'n bischen fix von der Stelle kommen." „Aber sehen Sie zu, daß Sie zum Mittag zurück sind. Es wäre doch möglich, daß Graf Scharrehn irgendeine Auskunft über sein Gut haben will. Und dazu brauchte ich dann die Wirtschaftsbücher, die Sie weggeschlossen haben." „Punkt zwölf bin in zurück, mit dem Glocken schlag/ Und nun — Gott Helf!" „Gott Helf, Klaassen!" Damit trennten sie sich. Und jeder ritt seines s Weaes. i uv. Es war wieder dasselbe große Zimmer«/ dem großen schwarzen Diplomatenschreibtisch,./., rotgeblümten Polstermöbeln, den kleinen solen und Regalen; mit seinen zopfigen Famw/s bildern in den Goldrahmen, seinen RE/' Tassen und Porzellanen. Dasselbe belM! heimliche Arbeitszimmer Albrecht Grönas,. dem HanS Scharrehn zuletzt der Brigitte St" rott gegenübergestanden hatte. Wie kurze Zeit das erst her war — acht Tage! Und doch schien es, alS !" Wochen und Monate darüber ins Land gangen. Die Konferenz mit Repplin X- Besuch Burgers-Berlin — der „Esplanade-/!/ - die Erlaucht - die Mitteilung des r-E mandeurs gleich am Tage seiner Rückkehr «, Herzogswalde . . . Der Alltag jagte M'« Ereignisse hindurch, wie ein Segler, w""« mit voller Leinwand über die schaumigen kämme schießt. , , »,-.N Und jetzt halte man sich hier wieder um stillen Hafen gerettet, wo der reißende ström nur leise Wellen schlug; stand und E und grübelte, ob es denn nun wntwd wahrhaftig Tatsache sei, daß der Alvrcw^o gelogen und betrogen habe vom ersten blick an und all die Monate hindurch - „Willst du dich nicht wenigstens erst setzen, Hans?" „Danke, ja." , . Die Stühle knisterten em wenig. Uno war wieder Stille. . , Wh Die Morgeusonns lag voll im d mit blinkenden Pfeilen nach den KnoM
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