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Allgemeiner Anzeiger : 26.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191604263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19160426
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19160426
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-26
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.04.1916
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ÜL ^"-Alwas zog sein Taschentuch hervor, um feuchte Stirn zu trocknen. iwf'?ErIich M,t. So was kann man doch feststellen. Nachträglich nnt theore- ,Beschuldigungen kommen, ist gänzlich weil man jedoch nicht mehr den Wahr- »i^^eiA erbringen kann. Außerdem hetzt l>^ da ^womöglich noch die ganze Bande wogen Sie damit sagen?" ^Ang ^ucht machte eine unentschlossene Ve- '4 ^nn mich ja natürlich täuschen. Mer vlz D nicht — ich habe so das instinktive Gefühl, kjy,°o die alle mehr oder weniger unter stecken. Und wenn man da wirklich — solche Geister geben doch keine viyy V in kavaliermäßigem Sinne. Also könnte lew», ch eventuell nochaufeinenregelrcchtcnFaust- ^Dfaßt machen" — er schnitt eine Grimasse «M Deibel, Scharrehn!" j>er bestätigte mit einem kurzen Auf- ich Ihnen nachfühlen, daß das für Heg./reußischen Kavallcrieoffizier recht wenig dieis^vdes an sich hat. Das tvüre übrigens esu Grund mehr, um derartige „Meetings" ZK IwM.ch LU meiden. Man darf auch nicht Ikin Melden in der Wahl seiner Amüsements andern schoß eine Nöte über die Sie Ihre Ironie! Die würden IHon vergehen, wenn Sie derart unglück ^raperuM. Mit der Einnahme von Trapezunt haben m Russen ihren zweiten größeren Erfolg auf Mi Kriegsschauplatz im Kaukasus errungen. Wir dürfen nach den bisherigen Vorgängen er warten, daß die feindliche Presse aus diesem von M Rusten gemeldeten Ereignis viel Aufhebens wachen und es zu einem großen Siege stempeln werden. Hat, sie doch schon in den letzten Wochen mehrfach versucht, die Kriegslage im Kaukasus für , die Türken besonders ungünstig N malen. Die Gründe, warum besonders die Engländer derartige Versuche machen, liegen nar auf der Hand, besonders wenn man die ungünstige Lage der Engländer im Irak berück- Wigt. Es ist darum notwendig, die Wertung weses Ereignisses auf seine wahre Bedeutung rnrückzuführen, vorausgesetzt, daß überhaupt die Nische Meldung von der Einnahme von Trape- Nt zutrifft. Als der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch am d». Januar seine große Offensive begann, be- M er sich den Türken gegenüber dadurch im Urteil, daß er einmal eine starke Truppenmacht iusammenziehen konnte, und daß er ferner von N kaukasischen Bahnen begünstigt wurde, die M den Beginn der Offensive sehr erleichterten. Mch die große Übermacht konnte er — aller dings nur unter ungeheuren Verlusten — die ,E!chen Linien, die heldenmütigen Widerstand ästeten, allmählich zurückdrücken. Zivar wurde von den Türken am 13. Januar geschlagen, Mr er verfügte über genügend starke Reserven, M selbst seine ungewöhnlich großen Verluste Mer wieder zu ersetzen. So gewann er lang- M neuen Raum, bis sich ihm in Erzerum eine von Festung entgegenstellte, die allerdings nur den Namen einer Festung führte, ohne ihn M unseren modernen Anschauungen auch wirk- zu verdienen. Als die Türken sich um die Mitte Februar "ns Erzerum unter Rettung aller Kriegsmittel W Unbrauchbarmachung aller eingebauten Achütze zurückzogen, erlebten wir das bekannte Schauspiel, daß dieser russische Erfolg auf einem Aenkriegsschauplatz als eins der wichtigsten ANnisse des ganzen Krieges gefeiert wurde. A erster Reihe sollte dadurch die Lage der Engländer im Irak eine ungeheure Umwälzung fstahren. Wir wissen heut, wie wenig Einstuß Einnahme von Erzerum tatsächlich gehabt Nicht die geringsten Folgen machten sich sonders im Irak bemerkbar, wo die Türken glänzende Stellung bis auf den heutigen M behaupten. r»,. So ist es auch mit Trapezunt. Diese Stadt Mi einen Flecken, wie manche andere Stadt, ^ bereits von den Russen besetzt ist. Eine Mutung hätte der russische Erfolg nur dann, damit zugleich eine Gefährdung der tür- Mn Truppen im Irak und in Palästina ver- -Men niäre. Davon kann aber keine Rede M Schon die ungeheuren Entfernungen bilden Mi ein großes Hindernis. Anderseits ist aber die Aufgabe von Trapezunt durch die 'wschen Truppen kein Beweis der russischen - bulligen Überlegenheit, sondern nur eine Zeit- Die Türken haben sich bisher offenbar n»k - Zwecke zurückgezogen, um ihre Macht geehrt zu erhalten, und sie nicht durch die szMblickliche Überlegenheit der Russen zu ge- Mven. Wie wenig die Besetzung eines großen Mikes Land den Sieg bedeutet, das zeigt am Krieg in Galizien, das die Russen tzj-z '^er schweren Niederlage vom 2. Mai 1915 schnell räumen mußten. ^lr dürfen darum erwarten, daß die Türken h Mgener Zeit, wenn das Gleichgewicht der Vorw hergestellt sein wird, dem „siegreichen k,Mrsch" der Russen energisch entgegentreten d^en. Das Wichtige ist die Unversehrtheit Nrkenarmee: die Einnahme oder Besetzung im/, iadt ist von geringer Bedeutung, da eine ^mee den Wechsel des Kriegsglückes ^olkswirtlckaftlickes. M^rforge für hcimkchrcndc Kricqsteil- Eine Fürsorge für Heimkel,rcndc Kriegs- ^Mer durch die Kriegskrcditbankcn regt eine gemeinsame Verfügung des HandelSmimsterS, des Finanzministers und des Ministers des Innern an. Es soll geprüft werden, ob die Mittel der Banken nicht auch im Frieden nutzbar gemacht werden können, um so mehr als diese Banken viel weniger in Anspruch genommen worden sind, als man er wartet hatte. Nötigenfalls soll eine Änderung der Satzungen angeregt werden. Wie bei den Kricgs- hilsskasfcn, soll in jedem einzelnen Falle untersucht werden, ob nicht statt barer Mittel eine geeignete Berufsberatung am Platz ist. Auch die Fälle, die als geeignet zu einer Kreditgewährung erscheinen, sollen zunächst von sachverständiger Seite geprüft werden. Für diese Aufgaben wird empfohlen, be sondere Beratungsstellen bei den amtlichen Handels vertretungen zu errichten oder bestehende Ein richtungen damit zu betrauen. Die Form dieser Fürsorge richtet sich nach den örtlichen Verhältnissen. Auf alle Fälle müssen die einzelnen Stellen Hand in Hand arbeiten. Eine Unterstützung durch Geld oder Übernahme von Aussallsgarantien seitens des Staates könne aber nicht in Aussicht gestellt werden. Das Rösten von Kaffee in Haushaltungen. Der Kriegsausschutz fü Kaffee, Tee und deren Er satzmittel G. m. b. H., Berlin, teilt folgendes mit: Das Verbot, Rohkaffee zu rösten, datz gleichzeitig mit der Kaffeebestandsaufnahme erfolgte, wird hier durch für Haushaltungen, die sich zurzeit im Besitz von Rohkaffee befinden, insoweit aufgehoben, als das Rösten von Nohkaffeemengen bis zu 10 Kilo gramm gestattet wird. Von Md unä fern. Erinncrungsmimzen des Grotzherzog- tums Mecklenburg-Schwerin. Zur Jahr hundertfeier des Großherzogtums Mecklenburg- Schwerin sind jetzt Reichssilbermünzen zu 3 und 5 Mark geprägt worden. Sie tragen das Bildnis des ersten Großherzogs und des jetzt regierenden Landesherrn, das Münzzeichen und das Wort Jahrhundertfeier. Die Adlerseite ist die gleiche wie bei dem Mansfeldischen Ge denktaler. Die Umschrift auf der Bildnisseite lautet: Friedrich Franz I. 1815; Friedrich Franz IV. 1915. Großherzog von Mecklenburg- Schwerin. Der Gouverneur von Köln gegen Modeauswüchse. Vor kurzem hatten 35 Kölner Frauenvereine an den Gouverneur von Köln eine Eingabe gerichtet, die sich mit der Bekämpfung der Modeauswüchse beschäf tigte. Darauf antwortete jetzt der Gouverneur v. Zastrow: „Ich bin mit der nationalen Frauengemeinschaft darin einig, daß Auswüchse der Mode schon wegen der damit verbundenen volkswirtschaftlich schädlichen Materialverschwen dung von allen berufenen Stellen bekämpft werden müssen. Deshalb habe ich die Polizei behörden angewiesen, solche Schaufensteraus stellungen, die Ärgernis erregen und aufreizend wirken können, im einzelnen Falle zu verbieten. Eine Reihe von Schaufensterauslagen wurde bereits entfernt. Zukünftig werde ich, soweit angängig, die mir zustehenden Machtmittel an wenden, um die Erregung öffentlichen Ärger nisses durch Modetorheiten zu verhindern." Die Ehrung gefallener Helden vom Lande. Aus einem Dorf im Thüringer Wald kommt eine bemerkenswerte Anregung zur Ehrung gefallener Helden auf dem Lande. Sie knüpft an die Tatsache an, daß auf dem Lande bei der engen Verbindung jedes Menschen mit seinem Hause die Ehrung mit dem Haus in Verbindung gebracht werden sollte, etwa in der Form, das; das Eiserne Kreuz von Malerhand mit dem Namen des Gefallenen geschmückt an den Flächen über dem Haupteingang oder sonst an der Straßenseite angebracht würde. Ivovlltt Kilogramm Zucker zur Bienenfütterung. Unter dem sich jetzt zeigen den Zuckermangel haben auch die Imker zu leiden. Die brandenburgischen Imker konnten schon in den Wintermonaten der beiden letzten Jahre nur unter Aufwendung der äußersten Rüttel die Bienen überwintern, da sie dem ein zelnen Volk nur geringe Zuckermengen als Winternahrung reichen konnten. Der Verlust an Bienenvölkern war daher ein sehr großer, obgleich immerhin noch 39 667 Bienenvölker in der Mark Brandenburg überwintert worden sind. Der bienenwirtschaftliche Provinzialver band für Brandenburg hatte sich infolgedessen mit der Zuckerverteilungsstelle in Verbindung gesetzt und eS sind ihm zur bevorstehenden AHtterfütterung 100 000 Kilogramm russischer Zucker bereitgestellt worden. Der Zucker ist nicht vollwertig, da er durch Nässe gelitten hat. Verlosung von 8VV Schinken. Die Stadlverwaltung in Barmen, die im Besitze von geräucherten Schinken war, wußte keinen Weg, wie sie solche gerechterweise an die Verbraucher abgeben könnte. Sie kam schließlich auf den Gedanken, die Schinken im Wege einer Ver losung zu verteilen. Durch öffentliche Bekannt machung war mitgeteilt worden, daß Anmel dungen zum Bezüge der Schinken schriftlich bis zum 11. April beim Städtischen Viehhof einge reicht sein mußten. Es liefen etwa 5000 An meldungen ein. Die Verlosung ging in der Weise vonstatten, daß die 5000 Anmeldungen in großen Körben durcheinandergerüttelt und 800 davon herausgezogen wurden. In 14 Tagen soll, vorausgesetzt, daß bis dahin nicht die Fleisch karte eingeführt wird, eine neue Abgabe von Schinken erfolgen. Diejenigen „Bewerber", die diesmal leer ausgingen, sind zuerst vorgemerkt. Selbstmord eines Millionärs aus Furcht vor Strafe. In Altona hat sich der Gioßkaufmann Heinrich L. erschossen. Gegen ihn schwebte bei der Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren, weil er, trotzdem er vielfacher Millionär war, aus Gewinnsucht eine Unmenge Brotgetreide, das ihm zum Vermahlen anver traut war, als Futter verkauft hat. Man spricht davon, daß es sich um eine Menge handelte, von dem die Bevölkerung Altonas wochenlang hätte leben können. Die Sache stand so, daß L. einer schweren Strafe gewärtig sein mußte. Aus diesem Grunde ist er freiwillig aus dem Leben geschieden. Der Fall erregt in Altona- Hamburg großes Aufsehen, da L. einer Familie angehört, die großes Ansehen genießt. Das Rathaus in Leitmeritz eingestürzt. In Leitmeritz ist der Mittelbau des altertüm lichen Rathauses, in dem sich das städtische Gewerbemuseum befindet, eingestürzt. Der Schaden ist groß. Niemand wurde verletzt. Die Drückebergerei. Nach Meldungen französischer Blätter ist in Frankreich abermals eine große Organisation zur betrügerischen Be freiung vom Heeresdienst entdeckt worden. In Rouen wurden auf Veranlassung der Militär behörden bereits mehrere Verhaftungen vorge nommen. Schwere Frostschäden. Im Kanton Wallis im Alpengebiet wurden die Kulturen durch Frost völlig vernichtet. Man beziffert den . Schaden auf mehrere Millionen Mark. Tollwutfällc in Wilna. Neun Wilnaer Einwohner, die von einem tollwütigen Hunde gebissen wurden, sind in das Kochsche Institut in Berlin übergeführt worden. Gericktskalle. Berlin. Unter der Anklage des schweren Raubes stand der 16 jährige Bäckerlehrling Mar zellus G. vor der Strafkammer. Als eines Abends gegen zwölf Uhr eine Frau über den Michaclkirch- platz ging, kam ihr der Angeklagte in vollem Lause entgegen, versetzte ihr einen Stoß, daß sic zu Boden fiel und entriß ihr die Handtasche mit solcher Ge walt, daß der Bügel sich von der Tasche loslöste. Der Staatsanwalt hielt diesen Überfall für besonders strafwürdig und beantragte zwei Jahre Gefängnis. Der Gerichtshof kam aber zu einer milderen Strafe, da er dem bisher unbestraften Angeklagten glaubte, daß er in großer Not sich befunden habe; er ver urteilte ihn zu drei Monaten Gefängnis, die der Junge aber verbüßen muß, da der Gerichtshof cs ablehntc, ihn der Begnadigung zu empfehlen. Amberg. Der ehemalige GarnisonverwaltungS- Jnspektor Ferdinand Streber wurde vom oberpfälzi- schcn Schwurgericht wegen Tötung seiner Frau auf deren Verlangen, Amtsunterschlagung usw. zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Vermilcktes. Frankreichs Ehrensäbel des serbischen Kronprinzen. Da die Franzosen sich keinerlei greifbarer Erfolge an der Front rühmen können, begnügen sie sich damit, ihre Siegertätigkeit auf billige Symbole zu beschränket!. Charakteristisch für diese Art der Selbstverblendung ist der Ehrensäbel, den die französische Studentenschaft dem serbischen Kronprinzen zum Geschenk machte Der Griff des von dem Bildhauer Falize ent worfenen Säbels besteht aus der Siegersigur eines serbischen Soldaten, der den die Hand schützenden Korb umklammert. Der Säbelkorb aber zeigt vier Schlangen, deren drei Deutsch land, Österreich und die Türkei versinnbildlichen, während die vierte (Bulgarien) das untere Ende des Korbes bildet. Das Ganze ist so ange- ordnet, daß die Soldatenfigur siegreich den FM auf den Kopf der „bulgarischen Schlange" setzt!' Ob diese Darstellung den Kronprinzen über die Erfolge Bulgariens zu trösten vermag? . . . Der Geist -er Unordnung. Tatsachen, die für sich selb st sprechen. Angesichts der nach wie vor höchst unge ordneten Zustände in der französischen Heeres- und Zivilverwaltung setzt Louis Forest im ,Matiw sein gegen die Fehlgriffe der Regierung gerichtetes Frage- und Anwortspiel fort: „Trotz dem es sehr begreiflich ist, daß die Armee unter anderem auch alle möglichen Eisenbestandteile in Massen requiriert, ist es doch nicht ver ständlich, daß man uns im Lande nicht einmal mehr genügend Schuhnägel übrig gelassen Hai. Was halten Sie davon, wenn man, wie ich, vier Kinder hat, deren Schuhe schließlich doch einmal neu genagelt werden müssen? — Ich halte diese Beschwerde für umso gerechtfertigter, als die Kinder durch das viele Soldatenspielen ihre Schuhe jetzt noch schneller abnützen als im Frieden . . ." „Ein Wagen der Schlafwagen- gesellschast wurde in einen Sanitätswagen um- gewandclt. Unter anderem liegen auch ständig 300 neue Hemden bereit. Sowie ein Ver wundeter in den Wagen gebracht wird, reicht man ihm eines dieser frischen Hemden, doch bevor er den Wagen wieder verläßt, muß er es zurückgeben, um wieder das alte, schmutzige an zuziehen. Was halten Sie davon? — Ich denke, daß dies mehr als lächerlich, aber in sofern verständlich ist, als unser Gesetzbuch hier für keine Bestimmung vorsieht. . ." „Ein Mann geht zur Steuerbehörde, um ordnungs gemäß die Höhe seines Einkommens anzugeben. Als er die Frage, ob er Kinder habe, bejaht hat, verlangt der Beamte die diesbezüglichen Dokumente. Und da der Mann sie nicht bei sich hat, wird er nach Hause geschickt, um sie zu holen. Doch nachdem er den weiten Weg zweimal gemacht hat und die gewünschten Papiere vorlegt, begnügt sich der Beamte, zu nicken, ohne auch nur einen Blick auf die Dokumente zu werfen. Was halten Sie da von?" — Ich denke, daß der Beamte zu jener großen Gruppe französischer Staatsange stellter gehört, die in der Steuereinziehung weniger eine fiskalische Maßnahme, als ein Mittel zum Quälen des Publikums erblicken ..." „Bereits vor langer Zeit befahl eine Militär verordnung, daß jedes neugebildete Regiment seine Musikkapelle haben solle. In pflicht- fchuldiger Erfüllung dieser Anordnung beeilte man sich, Militärkapellmeister und Militärmusiker einzustellen. Aber trotzdem schon drei Monate vergangen sind, konnte noch keine einzige Note gespielt werden, da man hierzu ja nicht nur Musiker, sondern auch Instrumente braucht. Die letzteren aber sind bis heute noch nicht zur Stelle. Was halten Sie davon ? — Ich er laube mir zu prophezeien, daß in Kürze ein Zirkular erscheinen wir), das die Militärmusik verbietet, und daß sich am selben Tage sämtliche Musikinstrumente einfinden werden. . ." 6oläene Morte. Das eine Höchste, was das Leben schmückt, Wenn sich ein Herz, entzückend und entzückt, Dem Herzen schenkt in süßem Selbstvergessen. Schiller. Halte dich an Gott und weiche nicht, auf daß du immer stärker werdest. Sirach. Lasset uns, meine Brüder, mit mutigem, fröhlichem Herzen auch mitten unter dem Volke arbeiten: denn wir arbeiten zu einer großen Zukunft. Und lasset uns unser Ziel so rein, so hell, so schlackenfrei annehmen, als wir können, denn wir laufen in Dämmerung und Nebel. seliges Naturell hätten, dem Sie wehrlos aus- grliefert sind." „Nee, Luhn," sagte Hans Scharrehn ent schieden, „mit solchen billigen, Entschuldigungen können Sie sich denn doch nicht um alle Kon sequenzen herumdrücken. In Ihrem Falle gibt's eben nur zwei Wege: man reißt sich zusammen oder man bleibt ein Waschlappen und geht unter. Die Wahl bleibt jedem natürlich unbenommen. Und ich selbst bin auch nicht gutgläubig genug, um mir einzureden, daß Ihnen mit Phrasen zu helfen wäre!" Die Erlaucht atmete tief. „Mir ist überhaupt nicht zu helfen. Denn ich bin nicht imstande, diese Siebentausendvier hundert binnen drei Tagen auf normalem Wege aufzubringen; und zu einem gewerbsmäßigen Geldvermittler gehe ich nicht. Aus dem einfachen Grunde, weil ich ganz genau weiß, daß ich mich nie mehr von diesen Leuten freimachen könnte, wenn ich sie erst einmal in Anspruch genommen habe. Im Gegenteil, ich würde erbarmungs los verschulden, wovor ich mich bi? jetzt noch immer bewahrte. So ein letzter Rest klarer Blick, den ich mir gerettet habe." „Und Sie besitzen auch nicht einen einzigen guten Bekannten, der Ihnen die Summe leihen würde?" Um die müden Lippen des andern geisterte den Bruchteil einer Sekunde hindurch ein amü siertes Lächeln. „Das Kunststück müßten Sie mir erst mal vormachen: — ein guter Bekannter, der mir auf meine schönen Augen hin bare siebentausend Mark pumpt. Wohlgemerkt: — zu anständigen Bedingungen." — Er schüttelte langsam den Kopf. — „Ausgeschlossen, Verehrtester, solche freundlichen Seelen gibt es denn doch nicht l" Hans Scharrehn betrachtete ihn aufmerksam. „Gut, Luhn-Alwas," sagte er ruhig, „ich werde Ihnen dieses Kunststück vormachen — ich bin bereit, Ihnen das Geld zu geben, wenn Sie mir zwei Bedingungen erfüllen." In das Gesicht der Erlaucht kam ein Ausdruck von Verlegenheit. „Scharrehn, Sie sind ein lieber, guter Kerl, weil Sie sich mir so nobel zur Verfügung stellen. Aber ich nehme es natürlich nicht an. Denn ich weiß, daß Sie — Verzeihung! — ich meine: — die Instandhaltung Ihres Gutes verursacht Ihnen doch sicher ziemlich bedeutende Kosten; und Sie könnten eine solche Summe auf keinen Fall leichten Herzens entbehren. Trotzdem aber danke ich Ihnen schön, daß Sie überhaupt die gute Absicht zeigten, mir zu helfen." Der andre wurde ein klein wenig ungeduldig. „Zerbrechen Sie sich bloß nicht den Kopf über meine Sorgen und machen Sie weiter keine Redensarten. Wenn ich Ihnen das Geld hier zur Verfügung stelle, dann können Sie ver sichert sein, daß ich mir das alles reiflich über legte. Außerdem zu Ihrer Beruhigung: — ich habe fast sechsmal so viel bei mir, als Sie für Ihren Ehrenschein brauchen." Ist das tatsächlich Ihr voller Ernst, Scharrehn?" Der lächelte etwas. „Aber ja. Ich habe e? Ihnen nun doch bereits zweimal gesagt. Wenn Sie aber durchaus die Etikette gewahrt wissen wollen, dann tue ich es auch noch ein drittes Mal." Da atmete Egon Luhn-Alwas mit einem fast kindlich glückseligen Lächeln tief auf. „Scharrehn, wenn ich Ihnen das je vergesse! Sie haben ja gar keine Ahnung, was für eine Last Sie mir da vom Herzen nehmen. Die ganze letzte Stunde habe ich gegrübelt und ge grübelt und konnte keinen Ausweg finden; außer dem einen, den ich vorhin erwähnte und der für mich doch niemals in Frage kommen kann." Seine feinen Nasenflügel vibrierten leise. „Denken Sie mal, wenn ich die Uniform hätte ausziehen müssen — ich, der ich mir Leib und Seele Soldat bin! Ich weiß, ich wäre daran zugrunde gegangen, wie ein Köter, den man von seinem Hof jagt." „Also lassen Sie sich das für künftige Fälle zur Warnung dienen. Außerdem sind wir ja noch lange nicht fertig; denn jetzt kommt erst der zweite Teil des Programms: — nämlich die beiden Bedingungen, die ich an die Überlassung des Geldes knüpfe." Luhn-Alwas wurde aufmerksam. „Was sind das für Bedingungen, Scharrehn?" -- In seiner Stimme war eine leise Unruhe. Eine kleine Pause. „Sie glaugen beobachtet zu haben, daß der junge Burger ein professioneller Falschspieler sei j und daß mehrere Klubmitglieder ihm bei seinen ! unsaubern Manipulationeu in die Hände ar- ! beiten?" j Ech<> A (Fortsetzung solgt^
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