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125 „Aber da kommt Besuch! Das ist ja der Herr Angstmeier. Der hat sich seit Kriegsbeginn kaum aus seinem Hause gewagt. Nur abends schlich er zum Stammtisch. Bei jedem Meter Graben, den wir verloren, stimmte er ein Jammergeschrei an. O, wenn wir wüßten, was in den französischen Zeitungen stände? Und unsere Erfolge in Rußland, Serbien, Montenegro! Ja, ja, aber! über! Na, da ist er ja." Argwöhnisch reckt er seine spitze Nase gegen den Himmel. „Herr Gartendoktor haben Sie gehört?" Damit hat er mich glücklich am Rockknopf erwischt. „Jawohl, Herr Angstmeier, das sind Kanonenschüsse." Herr Angstmeier wird käsebleich. Wütend reißt er an meinem unglücklichen Rockknopf. „Herr Gartendoktor, das kommt näher — näääher — nääääher!" „Unsinn, Herr'Angstmeier, wir gehen ja vor. Aber lassen Sie bitte meinen Rockknopf los, das Garn ist teuer und " „Alles ist teuer," fällt Herr Angstmeier ein. „Wo bekommen wir Samen?" „Na, beim Samenhändler." „Was kosten Früh kartoffeln, Herr Gartendoktor?" „18-20 Mark." „18—20 Mark?" Herr Angstmeier sucht verzweifelt nach meinem Rockknopf, doch bin ich vorsichtig hinter einen mächtigen Rosenbusch geflüchtet. „Gartendoktor, das ist mein Tod! Ich lasse mich begraben." „Das kostet auch viel Geld, Herr Angst meier!" Herr Angstmeier verdreht die Augen. „Ich baue meinen Garten überhaupt nicht an, vielleicht kommen die Franzosen doch — — — Und dann das Geld! Und die Zigarren werden teurer, der Schinken kostet schon 3,50 Mark das Pfund, ein Glas Münchener kostet 40 Pfg., die Butter kostet 3 Mark, es ist nicht mehr zum Aushalten und " Der Gartendoktor ilt näher getreten, hält aber seinen Knopf mit der Hand zu. „Wissen Sie, Herr Angstmeier, was der Herr Dickenbacher sagen würde? Der würde sagen: „Sie sind ein ganz erbärmlicher, armseliger Tropf." „Aber, Herr Gartendoktor!" »Ja das würde der Dickenbacher sagen, das ist nun einmal ein Grobian." Knurrend und stöhnend schlurft der Angstmeier heim. „Tag, Herr Gartendoktor!" „Tag, Herr Redakteur! Was gibt's Neues im Wochen- Mtchen?" „Ach, Herr Gartendoktor, wir sind arme geplagte Zeitungs- mensclM, die alles wissen sollen. Schickt mir da ein Abonnent diesen Zweig mit der Anfrage, wer daran gefressen hätte. Ich wollte schon antworten, da es hier keine Rinozerosse und Nil- oscrde gebe, so müsse es eine Giraffe oder ein Renntier gewesen jUw aber dann bestellt der Mensch die Zeitung ab. So eine mage? Wo kann ich wissen, wer die Zweige abnagt!" „Na, Herr Redakteur, so schlimm ist es nicht. Dieser Fraß Mhrt von einem kleinen, schmalen Rüsselkäfer, dem Schmalbauch Raten Sie dem Abonnenten, er soll die Knospen und Aus triebe der Pfropfreiser mit Lehm bestreichen, vorher aber die Eäume aus unterlegte Leintücher abklopfen." „Danke schön, Herr Gartendoktor, wenn Sie vielleicht noch einen Waggon Hülsenfrüchte zu verkaufen haben, nehme ich In- ^rat umsonst auf." „Gut, werde mich melden. Ade." „Ah, der Herr Rechnungsrat! Was bringen Sie?" „Etwas ganz Sonderbares, Herr Gartendoktor, eine Spatzen- Kheuche für Erbsenfelder. „So? Ganz nett! Was kostet der Apparat?,, „5 Mark, Herr Gartendoktor." „So, dann schicken das Ding schnell zurück und kaufen Sie Drahtgeflecht, ^wses biegen Sie rechtwinkelig und stellen es über die Erbsen. fft das beste und billigste Mittel. Ich habe vor 10 Jahren IM 4 Wark Geflecht gekauft, brauche es heute noch und brauche auch noch 10 Jahre." „Danke schön. Was tut man gegen Erdflöhe?" ... »Spritzen Sie die Felder am Morgen und streuen Sie Ruß oder Tabakstaub darauf. Das ist das beste Mittel. we! Desgleichen Gruß zu Haus." Landwirtschaft. wkn-- Das Abkeimen der Saatkartoffeln ist eine land- H chchafMche Sünde, die man zu den häufigsten und schädlichsten wohnheitssünden zählen kann. Ja. in manchen Fällen wird «Niu ob seiner neumodischen Ansichten ausgelacht oder mit ^ ewigen Blicken betrachtet, denn was die Eltern und Voreltern „g? /Mge Jahre getan, das ist gut und richtig, und mag es Hin- u verkehrt sein. Und Gründe werden eine ganze Masse gegeben. Aber, liebe Leute, in solchen Sachen Hilst kein Ge schwätz und kein Wortschwall, hier müssen Beweise gelicfert werden. Beweise aber erhält man nur dürch Erfahrungen, durch Vergleiche und Versuche. Alle Versuche aber zeigen die Schäd lichkeit des Abkeimens. Folgender Versuch wurde auf meine Veranlassung drei Jahre nacheinander gemacht. Vierhundert Pfund Kartoffeln derselben Sorte wurden aus ein Feld, also in völlig gleichem und gleich bearbeiteten Grund und Boden gepflanzt. Von diesen 400 Pfund waren 100 Pfund gar nicht, 100 Pfund einmal, 100 Pfund zweimal und 100 Pfund dreimal abgekeimt worden. Beim Ausgraben der Kartoffeln zeigte sich nun bei den abgekeimten ein doppelter Schaden. Sie wiesen zunächst weniger und kleinere Knollen auf, und zwar war der Unterschied ein großer. In Prozenten ausgedrückt, betrug der Minderbetrag bei den einmal abgekeimten 7° °. bei den zweimal abgekeimten 18°/» und bei den dreimal abgekeimten 30—35°°. Nach wissenschaft lichen Forschungen hat jedes krätzige Kartoffelauge 3-4 Keim ansätze. Von diesen entwickelt sich zuerst der Hauptkeim, der am stärksten ist, und wenn dieser abgebrochen wird, erst die Neben keime, die viel schwächer sind und nie so starke Sträucher bilden und auch nicht so viel Frucht bringen. — Kellerkartoffeln müssen im Frühlinge mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden. Ist im Freien eine Temperatur von 2—4 Grad Wärme vorhanden und ist die Luft einigermaßen Klar, so öffne man Fenster und Türen, damit die Luft zirkulieren kann. Dabei wird mit Wasserdampf gesättigte Luft entweichen und frische, reine 'Luft eintreten. Es ist in diesem Jahre ganz besonders nötig, die Kartoffeln kühl zu halten. Am besten halten sich die Knollen bei 2-4 Grad, da dann der Stoffwechsel nur mäßig und der Entwicklung von Schimmel- und Fäulmspilzen etwa vorgebeugt ist. Niemals darf man die Kartoffelkeller ganz mit Knollen füllen. Es müssen vielmehr einige Räume frei bleiben, damit von Zeit zu Zeit ein Umschaufeln der Kartoffeln vorge nommen werden kann. Die hierbei zurückbleibende Erde mutz sorgfältig entfernt werden. Die gesäuberte Abteilung wird mit Kalkweisser, welchem 10 gradiges Schachts Ptxolkarbol beigemischt wurde, desinfiziert, wodurch nicht nur die schädlichen Bakterien und Schimmelpilze getötet werden, sondern auch eine Reinigung der Luft bewirken wird. Nachdem das geschehen ist, können in diese Abteilung später die Kartoffeln einer dritten Abteilung geschaufelt werden. Besser ist es noch, wenn genügende Arbeits kräfte und Räumlichkeiten vorhanden sind, die Kartoffeln durch sammeln zu lassen. Dabei werden alle kranken und verdächtigen Knollen besonders geschüttet, um durch sofortiges Verfüttern ver wertet zu werden, die fauligen Kartoffeln dagegen werden weg geworfen. Gerade das Verlesen ist in solchen gefährlichen Jahren die Hauptsache. Das Umschaufeln mutz wiederholt vorgenommen werden. Sobald man auf der Oberfläche des Haufens feuchte Knollen bemerkt, ist es höchste Zeit dazu. Je wärmer es wird, je mehr wir uns also dem Ende des Winters nähern, um so öfter ist das Umschauseln erforderlich. — Zahme Dohlen bereiten oft viel Vergnügen. Jung eingefangen, wird die Dohle sehr zahm, läßt sich ans Aus- und Einfliegen gewöhnen und macht durch ihr drolliges Benehmen viel Spatz. Ein Knabe hatte einst eine Dohle io gezähmt (er gab ihr den Namen Jakob) datz sie ihm aus diesen Ruf sofort auf Kopf und Schulter flog. Späterhin gewöhnte er sie an einen Pfiff. Wo der Knabe ging und stand, mußte auch die Dohle sein, er allein durste sie anfassen und streicheln, sie ging mit ihm schlafen und stand wieder mit ihm auf. Bei Tage strich sie viel umher, schleppte nach Rabenart glänzende Sachen hinweg und machte sich durch ihre losen Streiche nicht eben beliebt, wußte jedoch allen Nachstellungen geschickt zu entgehen. In der Gefangenschaft ernährt man die Dohle mit Quark, Fleisch, altem Weitzbrod in Milch geweicht, mit Kirschen, Waldbeeren und dergleichen. Ziergarten und Blumenpslege. Anemone japonica aus Rasenplätzen. Diese schönblühende Herbststaude, wenn sie auf Rasenplätzen verwendet werden soll, steht am schönsten, wenn sie (in kleinen Trupps angepflanzt, wie z. B. 3 oder 5 Stück beisammen, doch nicht dicht beisammen, sondern in lockerer Ausstellung Aus größeren Rasenflächen, die von Gehölzen begrenzt werden, kann diese Anemone einen lockeren Kranz vor der Gehölzpartie bilden, und einzelne Pflanzen dürfen für sich einzeln, wie hingestreut, auf dem Rasen stehen.