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Allgemeiner Anzeiger : 18.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191603189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19160318
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19160318
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-18
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.03.1916
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Am „ktmc" cier IVlaas. Die Kämpfe der jüngsten Tage und die gänzlich ergebnislosen feindlichen Gegenstöße spielten sich in einem charakteristischen Abschnitt der Maas ab und zwar in der Nähe deS großen Kniees, das der Fluß hier bildet. Es ist ein nach Westen ausbiegender Halbkreis, der ungefähr von Regneville im Norden bis zum Fort Charny im Süden reicht. Der nördliche Punkt ist von unseren Truppen besetzt worden. Um den Kreisbogen herum liegen alle weiteren für die Entwicklung der Schlacht in Betracht kommenden Ortschaften und Geländeteile. Südlich von Forges und westlich von dem Knie der Maas liegt die viel und heißum- stMene Cote de l'Oie mit der Höhe von 265 m, di» gleichfalls in der Hand unserer Truppen ist. Berhincourt und le mort Homme liegen südlich zu diesen Ortschaften und Erhebungen des Bodens. Das Gelände hat durch seine teils waldige, teils hügelige Beschaffenheit schon seiner seits viel dazu getan, um den Angriff zu er schweren und gleichzeitig die Verteidigung zu erleichtern. Um so erstaunlicher und bemerkens werter sind die schnell errungenen Erfolge, die sich hier an unsere Fahnen geheftet haben. Der weitere Stoß unserer Truppen erfolgt gegen Süden, wie aus dem bisherigen Verlaufe der Kämpfe zu ersehen ist. Die Erfolge, die wir hier errungen haben, sind nicht nur von der moralischen Seite von größter Bedeutung, sondern sie haben auch den Zweck erreicht, zur Ausrichtung und Verkürzung unserer Front vor Verdun erheblich beizu tragen. Nach dem Bericht unseres General stabes war es uns östlich der Maas schon vor einigen Tagen gelungen, die Halbinsel Champ, die sich innerhalb des Maasbagens befindet, zu besetzen. Unsere Front war demgemäß auf dem östlichen Ufer des Flusses bereits weiter nach Süden vorgeschoben wor den, als auf dem westlichen, denn Forges liegt schon stark nordwestlich von der Halbinsel Champ. Nach der Eroberung von Forges und den weiter südlich gelegenen Geländeabschnitten nahm unsere Front an dieser Stelle eine immer ge drungnere und festere Form an, denn es wurde der fast gradlinige Anschluß unseres rechten Flügels der im Norden von Verdun stehenden Abteilungen an den linken Flügel erreicht. Man sieht, daß dieser Vorteil der neuen Stellung recht erheblich ist. An das südliche Ufer des Maasbogens schließt sich eng das Be festigungswerk von Verdun in: Nordwesten der Festung an. Es handelt sich um denjenigen Teil der. Festung, dem unser westlich der Maas angesetzter Angriff sich zu nähern bestrebt ist. Um den Maasbogen herum geht die Eisenbahn linie nach Dun und Sedan. An dieser Eisen- bahnflrecke liegen die Plätze Marre und das von uns eroberte Regneville. Marre ist die Station für das gleichnamige Fort, das weiter südwestlich in geringer Entfernung vvn der Stadt erbaut ist. Dieses Fort ist jetzt von großer Bedeutung, da es den nordwestlichen Eckpfeiler der Festung Verdun bildet, wie das von uns bereits er oberte Fort Douaumont den nordöstlichen Eck pfeiler darstellt. Das Fort de Marre liegt gerade südlich von der Halbinsel Champ und bildet die stärkste Wehr südlich des Knies der Maas. Weiter nordöstlich in dem Knie, das von der nun wieder nach Süden fließenden Maas gebildet wird, liegt die Batterie de Charny, die den südlichen Teil des Maaskreises deckt. Zwischen Batterie de Charny und Fort de Marre, befinden sich znr Verbindung eine Reihe be-' festigter Anlagen, die weiter südwestlich von dem Fort de Bois Bourrus fortgesetzt werden. Wir sehen demgemäß hier eine starke Front, dis von Charny aus in der Richtung West-Süd west verläuft und sich gegen Norden und Nord westen richtet. Diese ganze befestigte Front bildet den starken nordwestlichen Schulterpunkt der gesamten Festungsanlage und reicht bis an den Lauf der Maas selbst heran. Von Tag zu Tag nähert sich unser Angriff in der jüngsten Zeit immer mehr diesen Werken, die dem Verteidiger einen starken Rückhalt verleihen. Trotzdem entschwand unseren Feinden bisher eine StelluM nach der anderen und auch der größte Heldenmut konnte das Vordringen unserer Truppen nicht auf halten. verschiedene MegsnachrWen. (Von der mil. Zensurbebörde zugelassene Nachrichten.) „Die größte Tat des Krieges." Die gesamte Presse widmet den Heldentaten der „Möwe" ausführliche Leitartikel, in denen sie ihre uneingeschränkte Anerkennung und Be wunderung zum Ausdruck bringt. Alle Blätter stimmen darin überein, daß die „Möwe" die bishergrößteTat des Krieges aus geführt habe. Die Zeitung .Indianapolis Star' sagt: Alle Seegeschichten sind durch den deutschen Streifzug übertroffen worden. ,St. Louis Re publik' spricht von unsterblichem Ruhme, den sich die „Möwe" erworben habe. .Cleveland Plain Dealer' erklärt, die „Möwe" habe schein bar Unmögliches geleister. Einige Blätter fragen ironisch, wo die englische Blockadeflotte ge wesen sei. * Wie lange dauert der Krieg? Munitionsminister Lloyd George sagte einer irischen Abordnung, die schnellere Munitions besorgung forderte, er sei bestrebt, die Reserven Irlands bis zum Äußersten auszunutzen. Ir land habe bereits mehr als den ihm zukommen den Anteil an Maschinen erhalten. Er hoffe, daß es in drei Monaten möglich sein werde, weitere Maschinen zu liefern. Er wollte, er hätte die Sicherheit, daß der Krieg im Juni oder Juli vorüber sein werde, er sei aber nicht zuversichtlich genug, um das zu hoffen, und wünsche die Gelegenheit, welche die Munitions erzeugung gebe, dazu auszunutzen, Irland, in dustriell zu entwickeln. -s- Englands Nekrutierungssorgen. In mehreren großen Versammlungen, die in London stattfanden, erhoben die verheira teten Männer, die sich freiwillig gemeldet haben, Einspruch dagegen, daß sie früher ein gezogen werden sollen, als die ledigen, die in Industriebetrieben tätig sind, die als „dienstfrei" gelten. ,Times' meldet, der Kabinettsausschuß habe beschlossen, große Gruppen aus den frei gelassenen Industrien auszumerzen und auch Unverheiratete aus anderen Betrieben anszu heben. * Vor einer italienischen Offensive. Das Mailänder Blatt,Italia' erklärt, das italienische Heer stehe offenbar vor dem Beginn einer neuen Offensive, die nach der scheinbaren Untätigkeit des Winters einsetzen werde. Höchst wichtige Ereignisse seien in Vorbereitung, deren Verlauf Italien ruhigen Mutes und im Vertrauen auf den Sieg entgegensehe. Ein neuer Erlaß regelt die Befreiungen vom Militärdienst. Der Erlaß soll verhindern, daß Militärtaugliche in den mobilisierten Betrieben ver bleiben, wenn ihre Arbeit nicht zur Aufrechterhaltung des Betriebes unbedingt nolwendig ist. Für die Untauglichen bestimmt der Erlaß strenge Über wachung und ärztliche Untersuchung in jedem Vierteljahr, um Mißbräuche zu verhindern. Der Erlaß wird von der Presse einstimmig gelobt. * Der Aufstand in Tripolis. Nach französischen Blättern ist die große Auf stand s b e w e gu n g in Tripolis von den Genüssen geleitet worden. Die vorgeschobenen italienischen Posten wurden an gegriffen, worauf die italienische Garnison von Sinaun nach Tunesien flüchtete. Die Bewegung breitete sich alsdann auf den ganzen tripolitani- schen Djebel aus, und die Italiener mußten Kabao, Djoches, Seghir, Midza, Tarhouna usw. räumen. Sie konnten nur die Küstenplätze Zonora und Tripolis behaupten, mußten jedoch den ersteren später gleichfalls aufgeben. Die Ereignisse machten auf die Araberstämme einen sehr starken Eindruck. Die italie nische Garnison von Nalut konnte Tunesien nur mit Hilfe der französischen Garnison von Dehibat erreichen und verlor 500 Mann von 1000. Infolge dieser Ereignisse wurde die Lage der tunesischen Gebiete von Tatahouine kritisch. Der Militärposten Oum Souigh wurde von 200 Rebellen angegriffen und nur durch Heranziehung von bedeutenden Verstärkungen gelang es, den Posten zu halten. Während des Kampfes wurden neun Franzosen getötet und 50 ver letzt. — über den weiteren Verlauf des Auf standes schweigen sich die Blätter wohl weißlich aus. Auf Valona Lurückgeworfen. Von dem albanischen Kriegsschauplatz kommt wieder gute Kunde. Längere Zeit war es nach der Einnahme von Durazzo durch die öster reichisch-ungarischen Truppen völlig still auf diesem Teil des Kriegsschauplatzes geworden, soweit die Kriegsberichte in Betracht kommen. Das aber tatsächlich nicht Ruhe herrschte, sondern daß der bisherige Erfolg der k. u. k. Truppen in Ziel bewußter Arbeit weiter ausgebaut wurde, be weist die neue Meldung von der Zurück- drängung der Italiener auf Valona. Trotz der Unwegsamkeit des Geländes und der Unwirt lichkeit der Jahreszeit, die den Vormarsch unserer Verbündeten naturgemäß sehr verlangsamen und die lange Kampfpause der letzten Tage er klären, drangen die österreichisch-ungarischen Truppen unermüdlich von Durazzo aus ge^en Süden vorwärts, den weichenden Jtalwxrrn folgend. Leicknet äie vielte Rriegs- anteibe! Von Durazzo aus hatten sich die italienischen Truppen in südlicher Richtung zurückgezogen und nach dem österreichisch-ungarischen General stabsbericht den unteren Semem erreicht. Hier waren zwei Flüsse als Verteidigungsmöglichkeit gegeben, nämlich der Semeni und der südlich zu ihm fließende Vojuca. Am Semeni hatten die italienischen Truppen Halt gemacht. Da es aber den k. u. k. Truppen gelungen war, die östliche Flanke der Italiener zu bedrohen, sahen sich diese genötigt, um der Umgehungsgefahr vorzubeugen, schleunigst den weiteren Rückzug gegen Süden anzutreten. Sie hatten südlich des Semeni noch einmal die Möglichkeit Halt zu machen und Widerstand zu leisten, da die Höhen, welche sich südlich des Semeni und nörd lich der Stadt Feri hinziehen, ihnen durch die beherrschende Stellung der Höhen eine gute Ver teidigungsgelegenheit boten. Feri liegt zwischen den beiden von Osten nach Westen gerichteten Flußläufen des Semeni und des Vojuca und ist eine Station der Straße von Durazzo—Kawaja über Nowo— Selo—Arta nach Valona. Diese Straße schneidet den Vojuca-Fluß rechtwinklig von Valona. Anfangs machten die Italiener auch auf diesem günstigen Gelände Halt. Unter dem Druck der siegreichen österreichisch-ungarischen Truppen sahen sie sich aber bald genötigt, auch diese Stellung zu räumen und wichen auf das süd liche Ufer des Vojuca zurück. Dieser Fluß strömt wenige Kilometer von Valona ins Adria tische Meer und bildet die letzte von der Natur geschaffene Deckung Valonas gegen Norden. Auch gegen Westen hat Valona einen ähnlichen Schutz durch den Nebenfluß deS Vojuca namens Susica. Dieser Susica fließt von Süden nach Norden ungefähr parallel der albanischen Küste östlich an dem Gebiete von Valona vorbei, um sich westlich von Gradica in den Vojuca zu er gießen. So bildet ein Teil des Stromgebietes des Vojuca sowohl von Norden als auch von Osten her ein natürliches Hemmnis für einen vordringenden Feind. Da die Italiener hinter diesen Flußläufen nach ihren Mitteilungen ihre starken Befesti gungen ausgeführt haben, welche Valona zu einer angeblich uneinnehmbaren Festung machen sollen, so sind diese beiden Flußläufe für die Italiener sehr günstig. Trotzdem wird man das Hindernis, daß der Vojuca und sein Nebenfluß bilden nach den bisherigen Erfahrungen des Krieges nicht all zu hoch einschätzen dürfen. Hat Auf eigner Tckolle. 14s Roman von Guido Kreutzer. (Fortsetzung.) „Aber," fuhr Albrecht fort, und seine Augen kehrten zu ihr zurück — „ich hab' mal vor Jahren — mir scheint, das ist schon ein Menschenalter her —, da hab' ich eine Frau gelieLt. Sie gehörte einem andern, mit dem sie auch heute noch verheiratet ist. Ich hab' ihr meine Empfindungen nie auch nur mit einem ein zigen Wort verraten. Wir sind oft auf Gesell schaften und Jagddiners zusammengetroffen und haben uns immer ausgezeichnet verstanden. Sie hat mich sehr gern gehabt, das — na, das merkt man ja als Mann." Er lächelte ein klein wenig verlegen. „Oh sie mehr für mich übrig hatte, weiß ich nicht; denn ich hab' sie nie danach gefragt. Weil sie doch die Frau eines andern war, und davon soll man die Finger lassen, wenn man auch nur einen Funken Ehre im Leibe hat." Seine Augen wurden wieder unruhig. „Später wurde ihr Mann dann in eine andere Garnison versetzt — irgendwohin nach dem Rheinland. Und seit der Zeit hab' ich sie nie wiedergesehen, auch nie mehr von ihr ge hört." Eine kleine Pause. „Darüber sind nutz Jahre gegangen. Aber die Bresche in der Brust ist geblieben. Ich glaub' auch kaum, daß sie noch einmal ausgefüllt wird. Und — ja — sehen Sie, Fräulein Brigitte — wie das so ist. Und wenn man eben solch Waschlappen ist, wie ich in diesem Fall —" Er schob Lie Schultern hoch. Und dann ging er Plötzlich mit Gewalt auf ein anderes Thema über; wandte sich an den alten Stein rott, der ganz gerührt aussah. „Um auf die poetischen Anlagen zurückzu- kommen, Herr Oberst, die Sie mir partout an dichten wollen — so schlimm ist das natürlich nicht. Der Mensch braucht ja auch nicht gleich ein dichterisches Genie oder sonst ein Geistes heros zu sein, um an all solchen Sachen und Erinnerungen, wie Sie hier im Zimmer sehen, seine Freude zu haben. Aber wenn ich mir wirklich ein Quentchen Schönheitssinn und Grips dofür angeeignet hab', dann ist das nicht etwa mein Verdienst. Das kommt noch alles von der Gräfin Scharrehn." Brigitte Steinrott setzte die Tasse, die sie gerade zum Munde führen wollte, klirrend zurück. Und ihr Vater hob, aufmerksam werdend, den Kopf. „Sie meinen die Blutter Ihres Freundes? Die ist schon längst tot." Albrecht Grona wurde eifriger. „Das gewiß. Aber ich hab' sie doch sehr gut gekannt. Denn als sie starb, war ich ge rade elf Jahre geworden. Und solange hat sie sozusagen Mutterstelle an mir vertreten; wenig stens immer, wenn ich drüben in Trerow war und mit dem Hans spielte." Er wandle sich wieder an seilte Nachbarin. Seine Augen blitzten. „Das war eine Frau, sag' ich Ihnen, Fräulein Brigitte! Aus ganz kleinen Verhält nissen hcrvorgegangeu, aber dabei von einer Herzensgüte und einem Feinempfinden, daß sich manch andere hier aus der Gegend an ihr hätte ein Beispiel nehmen können. Und was ist die Frau dabei hinter ihrem Rücken geschmäht worden — bloß, weil sie sich vor ihrer Ver heiratung ihr Brot hat mit eigenen Händen ver dienen müssen! Ich war ja damals, wie gesagt, noch ein dummer Junge. Aber Kinder haben für so was meistens den ganz richtigen Instinkt. Und ich erinnere mich noch ganz genau, wie oft ich mir damals wünschte, erwachsen zu sein, um all diesen Pharisäern heimleuchten zu können." „Daun muß ihr Sohn doch eigentlich sehr an ihr gehangen haben," sagte die schöne Brigitte ruhig. „Denn nach allem, was man so hört und was auch Sie gesprächsweise erwähnten, war er doch das gerade Gegenteil feines Vaters." Sie sahen sich in die Augen. Und der Noggenthiner begriff. „Gewiß, Fräulein Brigitte," entgegnete er ernst. „Hans Scharrehn ist eine tiefe Natur. Aber, wie alle solche Leute, hat er eine fast ängstliche Scheu davor, es merken zu lassen. Er war ja erst ein ganz kleines Jungchen, als seine Mutter starb. Aber wir haben später so manches liebe Mal über sie gefprochen. Und daher weiß ich, wie hoch er ihr Andenken in Ehren hält. Manche Züge ihres Charakters sind ja auch auf ihn übergegangen. Das ver träumte Grübeln über alle möglichen phan tastischen Dinge und dann das ständige Warten auf irgend etwas Wunderbares, Gigantisches. Nur eins fehlt ihm: die nachgiebige Weichheit des Charakters, die die Frau denn auch elend gemacht hat. Darin ist er wieder doch erst so eben der eilige Rückzug der Italiener von: Semeni — trotz ihrer beherrschenden Stellung auf den Höhen dieses Flusses — gezeigt, daß der Fluß ihnen auch keinen Halt bieten konnte. Der Wert der derartigen Hindernisse hängt eben i« erster Reihe von der Tüchtigkeit und Überlegen« heit der Verteidiger ab. Den italienische« Truppen wird aber kein verständiger Mensch, weder Freund noch Feind die Überlegenheit über die österreichisch-ungarischen Soldaten zu« sprechen können. Das hat der Krieg an bet italienischen Grenze zur Genüge erwiesen. Nach diesen Erfahrungen ist der weitere Verlauf der Kämpfe in Albanien mit der besten Zuversicht für unsere Verbündeten zu erwarten. Politische AuncLlckau. Deutschland. * Staatssekretär desNeichsmarineamtsGroß- admiral v. Tirpitz, ist seit einigen Tagen erkrankt. Die Geschäfte werden von dem dienst- ältesten Offizier geführt. * Der Bundesrat hat den Entwurf eines Frachturkundenstempelgesetzes und den Entwurf eines Kriegsgewinnsteuergesetzes angenommen. Schweden. * Die Beschlüsse der Ford scheu Kon ferenz an die neutralen Regierungen werden dieser Tchze den betreffenden Gesandtschaften oder Konmruten in Stockholm überreicht werden. An die Staaten, die in Stockholm nicht ver treten find, werden Schreiben gesandt. In den Beschlüssen heißt es, daß die Geschichte die neu tralen Länder hart verurteilen würde, wenn sie ganz einfach als Zuschauer des Konflikts fort während daständen. Die nichtamtliche neutrale Konferenz wendet sich also an die neutralen Regierungen und Parlamente mit einer ein dringlichen Bitte, sie möchten den Anstoß zur Einberufung einer amtlichen neutralen Friedenskonferenz zwecks Beschleuni gung des Abschlusses eines gerechten und dauer haften Frieden übernehmen. Spanien. * Kriegsminister General Buluque wird dem Komitee für Nationalverteidigung Vor schläge zur Neubildung und Vergrößerung des Heeres unterbreiten. Die Reform wird 250 Millionen Pesetas (225 Millionen Mark) erfordern. Valkanstaaten. *Die Kriegserklärung Deutsch lands an Portugal hat in Brasilien nach einer Neutermeldung große Aufregung hervorgerufen. Die großen Tageszeitungen er klären: „Wir sind nicht neutral. Wir wünschen den Sieg des Vierverbandes und Portugals." * Nachdem der türkische Senat den neuen allgemeinen Zolltarif ohne Debatte angenommen hat, ist das Parlament, dessen Mandat erlischt, durch Erlas; des Sultans geschlossen worden. Amerika. * Die Negierung der V er. Staaten hat England um eine Abschrift der vertraulichen Anweisungen an die Kapitäne der englischen Handelsschiffe ersucht. Wie verlautet, ist dies Ersuchen durch den englischen Botschafter seiner Regierung übermittelt worden. Dies ist der erste Schritt, den die Ver. Staaten unter nommen haben, seitdem die amtlichen Re gierungskreise begonnen haben, die vervoll ständigte deutsche Denkschrift zu studieren. — In der letzten Senatssitzung hat Senator Mac Cumber seine Entschließung, wonach Ameri kaner vor der Benutzung bewaffneter Handelsschiffe gewarnt werden sollen, mit der Begründung zurückgezogen, oag die Amerikaner genügend gewarnt seien. Er hoffe, daß die Meinungsverschiedenheiten in freund schaftlicher Weise beigelegt würden. * Die a mexikanisch eStrafexpedi- tion nach Mexiko hat jetzt begonnen. Es sind zunächst 5000 Mann abgesandt worden. Natürlich reichten diese Streitkräfte bei weitem nicht, um die Ruhe herzustellen. Dazu gehören mindestens 500000 Mann. sein ganzer Vater; hart, energisch, und vielleicht auch ein wenig brutal." Das junge Mädchen nickte und erwiderte irgend etwas, während sie Albrecht Grona voll ins Gesicht sah. Und auf dem Grunde ihrer Augen stand dabei riesengroß die quälende Frage: Weshalb erzählst du mir das alles ? Weshalb sprichst du so viel von ihm? Weißt du denn von der Qu^ meiner Liebe, die wächst und wächst und alle? andre in mir erstickt? Weißt du denn, wie ich mir oft nächtelang das Gehirn zermartere nach irgendeiner Rettung, nach irgendeinem Ausweg, damit wir nicht beide einst an einer mißver standenen Leidenschaft zugrunde gehen? Weisst du denn, daß all meine Gedanken ein einziger Sehnsuchtsschrei sind, einmal nur im Leben an seiner Brust zu ruhen. Du bist ja so klug und so ernst und so in dir gefestet — hilf mir doch! Mit irgendeinem Wort oder irgendeinem Bick. Und Albrecht Grona lächelte freundlich, als gälte es, ein scheues Kind zu beruhigen. - Dann verallgemeinerte sich das Gespräch wieder, indem der Oberst berichtete, was ibn denn eigentlich in aller Frühe hier hcrausgeführt habe. Der Noggenthiner nickte hin und wieder zu stimmend, machte Einwände — und ehe mau sich's versah, war man mitten drin in besten Fahrwasser der „Fachsimpelei." Brigitte von Steinrott hatte diesen Gesprächen bisher immer viel Interesse entgegengebracht. Albrecht Grona besaß eine so unendlich feine Art, zu erklären, ohne dabei belehren zu wollen. Heute aber konnte sie sich nicht einmal selbst
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