Volltext Seite (XML)
vom belgischen ZrankLireurkrieg. Ergänzende Dokumente. Eine wichtige Ergänzung zu der vom deutschen Auswärtigen Amt herciusgegebenen Denkschrift über „Die völkerrechtswidrige Führung des bel gischen Volkskrieges" bietet Dr. Paul Nohrbach in einem Buch „Massenverhetzung und Volks krieg in Belgien." Unvergessen wird in der Geschichte das Wort Winston Churchills, des englischen Ministers, bleiben, der erklärte, die britischen Seesoldaten, die er nach Antwerpen entsandte, seien dazu bestimmt gewesen, „an der Seite der erschöpften belgischen Soldaten und der städtischen Bevölkerung zu kämpfen." Daß — wie die oben erwähnte Denkschrift nachweist — auch die belgische Regierung die völkerrechts widrige Haltung ihrer Bevölkerung gegenüber dem deutschen Heere wesentlich verschuldet hat, kann keinem Zweifel mehr unterliegen. Rohrbach weist nun durch die Zusammen stellung einer großen Zahl — meist faksimiliert wiedergegebenen — Auszügen aus belgischen Zeitungen nach, „das; ein nicht geringer Teil der Schuld der belgischen Regierung dann liegt, daß sie das völlig wahnwitzige Treiben einer aus Rand und Band geratenen Presse hat ge währen lassen." Es wird nicht verschwiegen, daß sich in den belgischen Blättern Ermahnun gen zur Ruhe und zur Besonnenheit befanden, sowie Aufforderungen an die Bevölkerung, sich feindseliger Betätigung gegen die Deutschen zu enthalten. „Aber", fragt Rohrbach mit Recht, „was hat eine Aufforderung an die Zivilbevöl kerung, nicht zu kämpfen, für Wert, wenn dicht daneben eine Notiz über irgendeine Frankiireurtat steht; welche Bedeutung hat eine Ermahnung zur Ruhe, wenn in der nächsten Spalte toller Spionensang oder Vernichtung deutschen Eigen tums in größer Breite geschildert wird und wenn der Zeitungsschreiber dort seiner ohnmächtigen Wut gegen Deutschland in giftigen Verleum dungen und Beschimpfungen Ausdruck gibt? Und vor allem: welche Bedeutung kommt ihnen zu, wenn die Negierung nichts tut, um diese .platonischen Ermahnungen der Presse und dem Publikum gegenüber auch durchzusetzen?" Aus der langen Reihe von belgischen Geständ nissen und Berichten über belgisches Franktireur wesen sei ein kleine Blütenlese hier wieder gegeben. Das Grauenhafteste in dieser Beziehung ist zweifellos jener Anschlag, den man nach dem Bericht des Sekretärs des ehemaligen franzö sischen Konsuls in Düsseldorf an den Zugängen belgischer Gemeinden angebracht hat: „Die Jagd auf die Tiere mit Helmen ist eröffnet. Die Jagdscheine sind gratis." Sehr bezeichnend ist ein Arnkel der Metropole' von Antwerpen vom 7. Oktober 1914, dessen fettgedruckte Auf schrift lautet: „Zu den Waffen! Jeder waffen fähige Mann eine Flintei Dient nicht den Barbaren! Alles auf den Feind!" In einem Aufruf an die Nation schreibt die ,Auvers- Bourse' am 5. August: „Als Antwort auf diesen Piratenangriff erhebt Euch, alle Kinder Belgiens, eines Herzens, einer Seele; an der Seite unserer heldenmütigen Soldaten, die hin gehen, um ihr Leben dem Vaterlande zu geben, bewaffne sich die ganze Nation für die Ver teidigung des Landes, so wie sie es früher ge tan hat; keinen Schritt soll der Feind tun dürfen, ohne kämpfen zu müssen!" Das ist eine ebenso offene Anstiftung zum Völkerrechtsbruch wie der Satz in einem „Kultur- ookument" der Metropole' vom 13. September: „Wenn es nötig wäre, wie kürzlich der Rechts anwalt Dupont es geschrieben hat, daß sich hinter jedem Baum ein Gewehr befinde und in jedem Hause Schießscharten, so würde dies besonders im Augenblick oes bevorstehenden Rückzuges des Feindes eintreten." In einem Stimmungsbild über „die Erbitterung auf dem Lan.de" erzählt ,La Chronique' in Brüssel am 19. August in deutlichen, nicht mißzuverstehenden Worten: „Das einmütige Gefühl aller dieser braven Leute ist ein wilder Haß. Sie sind entschlossen, ihr Leben teuer zu verkaufen . . . Man glaubt sich zurückversetzt in die epischen Zeiten des Bauernkrieges . . . Vergebens versucht inan, ihnen Ruhe zu predigen. Vergebens erinnert man sie daran, daß es Zivilisten verboten ist, zu kämpfen, daß jeder feindliche Akt ihierseits als Vorwand dienen würde zu schrecklichen Repressalien, daß sie die Ihrigen den schwersten Gefahren aussetzen und es riskieren, getötet zu werden. Sie wollen nichts hören" u. f. f. Triumphierend verkündete ,Havas' am 6. August der Welt: „Die Lütticher leisteten wundervollen Widerstand. Die Einwohner im Verein mit der Bürgergarde schlagen sich in den Straßen." Ähnliche Geständnisse über den bel gischen Heckcnschützenkrieg finden sich in den belgischen Blättern in großer Zahl; und damit jedem Verdacht einer Fälschung von vornherein die Spitze abgebrochen ist, sind die Zeitungs- stellen im Orient faksimiliert abgedruckt. Von unä fern. Die Vaterländische Gedenkhalle Lösten wurde durch den Kommandanten der Feste Boven Oberst Busse in feierlichen Weise ihrer Bestimmung übergeben. Der Kommandant gab Die Polizeistunde wurde für die gesamte Zeit auch für geschlossene Gesellschaften auf 12 Uhr festgesetzt, soweit nicht dnrch örtliche Maßnahmen eine frühere Stunde bestimmt ist. Militärische Förderung des Wieder aufbaus von Litauen. Die Heeresver waltung in den besetzten russischen Landestesten Kurland und Litauen hat sieben örtliche Bau- ämter geschaffen, die einer besonderen, der Armee-Intendantur beim Oberbefehlshaber Ost angegliederten Bauabteilung unterstellt wurden. Diesen Bauämtern wird die Instandsetzung vor handener Betriebsanlagen sowie die Errichtung der erforderlichen Neubauten obliegen. Eine große Malzladung verdorben. Bei Tangermünde trieb infolge Nebels ein mit 18 000 Zentner rümänisches Malz beladener Elbkahn der österreichischen Nordwest - Dampf- ichiffahrtsgesellschaft gegen einen Pfeiler der > Elbbrücke und wurde stark beschädigt. Ein großer Teil der Ladung im Werte von 540 000 Mark Tu äen Kämpfen bei Veräun. (Gesamtansicht der Stadt.) Verdun, eine der schönsten Städte Frankreichs, mit prächtigen Kirchen und Patästen geschmückt, kam im Jahre 1552 an Frankreich. Im Westfälischen Frieden wurde diese Stadt mit ihrem ganzen Gebiet sowie mit den beiden deutschen Bistümern Toul und Metz endgültig und in aller Form an Frank reich abgetreten. Von den Franzosen wurde diese Stadt stark befestigt. Besonders der berühmte Festungsbauer Vauban, der einen großen Teil der französischen Festungen geschaffen hat, zeigte auch hier seine Kunst. Die Festung Verdun wurde schon mehrfach von Deutschen besetzt. Am 2. Dezember 1792 zogen die Preußen in die Stadt ein. Im Kriege 1870 ist die Festung am 25. September zerniert worden. Am 13. Oktober begann die Be lagerung, und anr 8. November mußte die Festung kapitulieren. Nach dem Frankfurter Frieden liehen cs sich die Franzosen angelegen sein, die Festung aufs stärkste auszubauen. einen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Gedenkhalle, wies auf das Juteresse hin, das der Kaiser, Generalfeldmarschall v. Hinden burg und alle Fürsten und Feldherrn, die im Laufe des Krieges zur Feste Boyen Beziehungen hatten, diesem Werke angedeihen ließen, und schloß mit einem Kaiserhoch. Kein Karneval. Von den Behörden der Provinzen Rheinland und Westfalen wurden für die Karnevalszeit Bestimmungen erlassen, die den für das Vorjahr ergangenen Verboten entsprechen. Hiernach ist für die Zeit vom 2. bis 8. März verboten der gewerbsmäßige Aus schank von alkoholischen Getränken in sämtlichen Wirtschastsbetrieben und Versammlungen jeglicher Art, soweit es sich nicht um wissenschaftliche, religiöse oder rein geschäftliche Angelegenheiten handelt, das Tragen von karnevalistischen Ab zeichen in der Öffentlichkeit und Vereinsräumen, die Veranstaltungen karnevalistischer Auffüh rungen und Vorträge, das Singen und Spielen karnevalistischer Lieder in öffentlichen Lokalen, Vereinsräumen, auf der Straße und auf öffent lichen Plätzen, der Verkauf von Konfetti, Luft- fchlangen und anderen Karnevalsgegenständen. ist verloren, da das Wasser durch den Kahn dringt. Großfeuer in einer Papierfabrik. Durch Großseuer wurde die Jlligsche Papierfabrik bei Elberstadt (an der Bergstraße) zum Teil ver nichtet. Das Feuer sprang von einem Seiten gebäude auf das Hauptgebäude über, das aus gebrannt ist; gerettet konnte nur das Verwal- ! tungSgebäude und die Arbeiterwohnunge« ! werden. Der Schaden ist durch Vernichtung von Maschinen und Baulichkeiten bedeutend und dürfte etwa V4 Million betragen. Eine Mutter, die ihren Jungen nicht Wiedersehen will. Als „blinder" Passagier Halle der 13 jährige Schüler Klein, Sohn einer Arbeiterfrau in Königsberg, die Reife von Ost preußen nach Marienburg in Westpreußen ge macht, um von dort aus sich weiter die Welt anzusehen. Aus dem Marienburger Bahnhofe wurde der jugendliche Abenteurer aber entdeckt und von der Polizei in Schützhaft genommen. Als nun die Behörde den Ausreißer zurück- fchicken wollte, schrieb die Mutter, daß sie gerne darauf verzichte, da der Junge die Schule schwänze und auch schon kleinere Diebstähle ver ¬ übt habe. Sie beantrage daher, den ungeratenen Sohn einer Zwangserziehungsanstalt zu über weisen, zumal ihr Mann im Felde stil Dem Anträge soll stattgegeben werden. Wiederaufnahme des Postverkehrs zwischen Hollaud und England. Von jetzt an wird von Rotterdam wieder dreimal wöchent lich Post nach England gehen. Der Postverkehr von England wird von den englischen Post behörden geregelt werden. Am 6. März wird die holländische Post nach und über England mit der Batavia-Linie versandt werden. Der Schadenersatz sür die „Titanic"« Opfer. Die White-Star-Line bat jetzt an 660 Personen, die nach dem „Titanic" - Unter gang Schadenersatzansprüche an sie stellten, 2 700 OM Mark auszahlen lassen. Der ursprüng liche Antrag ging auf 75 Millionen Mark, die dann auf 10 Millionen Mark herabgesetzt wurden, während das erste Angebot der Gesell schaft nicht über 2M 000 Mark hinausging. Die nun ausbezahlten 2 700 000 Mark sind das Er gebnis eines Vergleichs, bei dem sich alle Ge schädigten beruhigten. Björnson von einem Ruffen überfalle». Nach einer Meldung aus Christiania traf dort Björn Björnson, der Sohn des berühmten nordischen Dichters, aus Stockholm kommend, ein und begab sich sofort in ärztliche Behand lung. Es verlautet bestimmt, daß er auf seiner Vortragsreise durch Schweden das Opfer eines Angriffs geworden ist. Als er in einem schwe dischen Orte nach einem deutschfreundlichen Vor trag feinen Kraftwagen besteigen wollte, stürzte ein Russe auf ihn zu und fügte ihm mit einem Dolch mehrere gefährliche Stichwunden an der Stirn und Nase zu. Volkswirlsckaftiickes. Neue Bundesratsvcrordnungcn. DcrBun- bcSrat hat in seiner letzten Sitzung angenommen den Entwurf einer Verordnung zur Beschränkung deS Zuckervcrbrauchs bei der Herstellung von Schokolade, den Entwurf einer Bekanntmachung über Bestands aufnahme von Heu und Slroh und die Vorlage be treffend Sicherstellung des Hcubedarfs der Heeres verwaltung. Durch die Verordnung über die Sicherstellung des augenblicklichen Heubedarss der Heeresverwaltung werden die Bundesstaaten nach dem Maßstab deS Ernteergebnisses des Jahres 1915 verpflichtet, für das Heer insgesamt 250 000 Tonnen Wiefenheu zur Verfügung zu stellen, von denen die eine Halste bis zum 15. März die andere bis zum 31. März zu liefern ist. Durch die Verordnung zur Beschränkung des Zuckeroerbravchcs bei der Her stellung von Schokolade wird der Zuckcrverbrauch für die Schokoladeherstellung in derselben Weise, wie eS durch die Süßigkeiten - Verordnung vom 16. De zember 1915 bereits sür die Herstellung von Süßig keiten geschehen ist, für das Jähr 1916 auf die Hälfte deS Zuckervcrbrauchs in der Zeit vom 1. Oktober 1914 bis 30. September 1S15 beschränkt. GericblskaUe. Dresden. Das Landgericht verurteilte dm Alt warenhändler und Fuhrwerksbesitzer Michael Eicslack, der grobe Posten Kupfer und Messing nicht ange meldet, sowie das Metall weit über den Höchstpreis verkauft hatte, zu 500 Mark Geldstrafe oder 50 Tagen Gefängnis. Jbbcnbührc« (Wests.). Das Schöffengericht ver urteilte einen Landwirt, der seine Kornbcstände un richtig angegeben hatte, zu 1100 Mark Geldstrafe, außerdem wurde aus Einziehung der vorhandenen Kornbestände im Werte von etwa 8000 Mark er kannt. (Zoläene Morte. Alle Tage und alle Nächte Rühm' ich so des Menschen Los; Denkt er ewig sich ins Rechte, Ist er ewig schön und groß! Goethe. Verwelkt, entblättert, zertreten Von rohen Schicksalsfüßen — Mein Freund, das ist auf Erden das Los Von allem Schönen und Süßen. H. Heine. Denn wie dem Baum zur rechten Stunde Die Blätter Gott nimmt und verleiht, So schlägt und Heist des Herzens Wunde Auch dir dein Gott zu rechter Zeit. ------ v. Redwitz. Griffen den Tisch und stellte in die Mitte auf einer Kristallschüssel einen großen Kuchen. Dann setzte sie sich gleichfalls und schenkte ein. „So. — Und nun langen Sie zu, Graf, und kaffen Sie es sich gut schmecken. Der Kuchen ist von unserer Katharina eigenhändig gebacken und eigentlich erst für Sonntag bestimmt. Wenn sie heut' abend sieht, daß er schon angeschnitten ist, wird sie sich die ganze Nacht hindurch sicher lich als das unglücklichste Wesen vorkommen. Aber das darf für mich kein Grund sein, ihn zu schonen, wo es sich um einen so erlesenen Gast handelt" — „Wie wär's, wenn ich mit ihr Vielliebchen esse und sie gewinnen lasse? Würde das nicht den Sturm in ihrem Innern beruhigen?" schlug er vor und nahm mißtrauisch ein Stück des ver botenen Kuchens. Brigitte Steinrott schüttelte lächelnd den Kopf. „Da kennen Sie unsere alte Katharina aber schlecht, wenn Sie denken, daß sie freiwillig ge- tvinnt. Dazu hat sie für die Mannsleute, und namentlich für die uniformierten, viel zu viel übrig. Hans Scharrehn setzte eine gekränkte Miene auf. „Ich empfehle Ihnen diese würdige Dame Ks leuchtendes Beispiel, Fräulein. Denn an ihr rönnen Sie ermessen, wie völlig ungerecht- r- ÄAntipathie gegen mich und gegen »e Soldateska im allgemeinen ist. Sie Sog die Augenbrauen hoch. 1. » wenn es sich nur darum handelt, jemand 'em Vlelüebchenessen zu überlisten und ihm ^Mr gehörig das Fell über die Ohren zu wrü ich mich gern Lessern. Das ist aber alles, was ich mit Leuten anderer Geschmacks richtung machen kann. Wenn Ihnen atso daran liegt, dann bitte schön." Er lehnte dankend ab. „In diesem Falle muß ich doch bitten, mich als Opfer nicht m nähere Konkurrenz zu ziehen. Was nützte es mir schon, wenn ich die Zechinen selbst wie ein Milliardär springen ließe?" „Sie haben recht, Verehrtester: Nicht das geringste!" bestätigte sie. So verplauderten sie am Kaffeeiisch auf der Terrasse eine Stunde oder auch zwei; kamen vom Hundertsten ins Tausendste, waren wie zwei alte gute Freunde — und hatten dabei doch das Empfinden, als trügen sie eine Maske, hinter der sie ängstlich ihr wahres Gesicht zu verbergen trachteten. Als schlummerten auf dem Unter gründe ihrer Seele Leidenschaften, die, einmal geweckt, mit elementarer Wucht zum Licht des Tages drängen und alle Schranken widerstands los niederreißen würden. So wie damals, als der alte Graf Scharrehn gestorben war und sie sich beide dort unten an der Freitreppe gegen überstanden. Die Erinnerung an jenen einen Augenblick — die mußte tot sein. Sie wußten nicht, weshalb; aber sie fühlten es und hielten sich in der Gewalt. Mitten im Gespräch wurde Brigitte Stein rott abgerufen. Der Haushalt erforderte ihre Gegenwart. Und der Ulan vertrieb sich die Zeit mit einem Rundgang durch alle Wirtschaftsge bäude, fteute sich über die Sauberkeit in den Boxen der Arbeitspferde, amüsierte sich über den Lärm, den die vierhundert Schafe in ihrer Scheune machten, und ließ im Kuhstall von dem OLerschweizer einen langatmigen Vortrag, be treffend die Verwendung von Melasse bei Trocken- fütternng, über sich ergehen. Und bei all dem regte sich in ihm zum erstenmal so etwas wie ein ganz leises Interesse für die Landwirtschaft und ein Erstaunen, wie vielseitig solch ein Betrieb war und wie Exakt da zahllose, scheinbar nebensächliche Kleinigkeiten ineinander greifen mußten, um ein Gut überhaupt in Kultur zu halten und es rentabel zu machen. Schließlich wurde es aber höchste Zeit, an den Heimweg zu denken. Hans Scharrehn suchte seine junge Gastgeberin vergeblich im ganzen Hause, das wie ausgestorben dalag. Endlich fand er sie in einem kleinen Verschlag, wo sie das Tränken der jungen Kälber überwachte. Und er war ganz ehrlich, als er ihr beim Abschied versicherte, daß der heutige Nachmittag sür ihn sehr lehrreich gewesen sei. „Paffen Sie auf, Graf Scharrehn," sagte sie ernst, als er schon auf dem Pferde saß und sie ihm noch einmal die Hand hinausteichte, „mit der Zeit werden Sie Ihren Grund und Boden schon lieb gewinnen, als wäre er ihr eigen Fleisch und Blut." Und ihm lag die bittere Antwort auf die Zunge: „Wenn es noch mein eigner Grund und Boden wäre " Laut aber sagte er: „Vielleicht helfen Sie mir dabei ein wenig, gnädiges Fräulein. Albrecht Grona ist wahr haftig ein Freund, dem ich mein Lebtag die Dankesschuld nicht abtragen kann. Aber mit der Freundschaft allein schafft man so was nicht." Und als er schon längst die staubige, sonnen überhitzte Chaussee entlang trabte, glaubte er noch immer die schöne Brigitte Steinrott neben sich zu sehen, in deren dunkeln Augen eine so stolze Offenheit gelegen hatte. * Zu Hause gab ihm der Bursche eine ange- knickte Visitenkarte, auf der nur der Name Paul Burger stand. Hans Scharrehn war erstaunt. „Hat der Herr nicht hinterlassen, weswegen er mich zu sprechen wünschte?" „Zu Befehl — nein, Herr Graf. Er wird sich gestatten, morgen nachmittag gcgcn sünf Uhr seinen Besuch zu wiederholen und läßt Herrn Grafen bitten, ihn dann zu empfangen. ES handle sich tun eine wichtige Geschäftsangelegen heit, sagte er nur." „Merkwürdig!" dachte der Ulan. „Was habe ich mit Herrn Paul Burger in Geschäftsangelegen heiten zu schaffen? Seit der damaligen Jagd beim alten Steinrott hab' ich ihn überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und aus diesem Zusanunentreffen kann der Herr doch wirklich nicht Beweggründe genug herleiten, um mich in meiner Privatwohnung aufzusuchen. So war der Jdcenkreis um Langenbruch glücklich wieder geschloffen, und dabei blieb es denn auch den Rest des Abends hindurch. 6. Am nächsten Nachmittag stellte sich Herr Paul Burger mit militärischer Pünktlichkeit ein. Ganz offiziell: im Überzieher; gestreiften Hosen: grauen Glacös. EL» », KortsetzMa folgt