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Allgemeiner Anzeiger : 09.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191602094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19160209
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19160209
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-09
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.02.1916
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solchem Dienst. kein trockenes Haar mehr am Leibe; karminrot den schrie Scharrehn einem herbeilausenden fort! aus aus am lag zu- des die da Der Fliegerangriff auf Durazzo. Dem Amsterdamer .Telegraast wird London gemeldet: Nach Telegrammen gehalten hatte, riß dem Burschen die Zügel aus der Hand schon saß er im Sattel, bohrte der „Brunhilde" dis sporenlosen Hacken in die Seiten. — Und dann fegte der hochgezogene Hunter mit quirlendem Schwanz über spritzenden Schnee nach Langenbruch zurück. Wie eine krummgebogene Stahlstange leuchteten die Nüstern. Der Knecht nahm sie gleich mit in den Stall. sondern eine Entgleisung, die ihren Ursprung in der so schnellen sozialen Umschichtung hat, die durch den Krieg bedingt ward. Und die Schuld liegt nicht an der verderbten Jugend, sondern an der Allgemeinheit. Wir haben mit Eifer alle Begleiterscheinungen des Krieges studiert und uns mit bewunderungswürdiger Anpassungs fähigkeit mit ihnen abgefunden — aber gerade der Frage der Jugendfürsorge, die notwendiger weise eine allgemeine Volksfrage werden mußte, haben nicht die weitesten Kreise ihre Aufmerksam keit geschenkt. Und doch kann auch hier nur die Allgemeinheit helfen. Verfügungen und Er lasse, Androhung und Verhängung von Strafen können allein nicht helfen, die erzieherische Or ganisation der Allgemeinheit ist dazu in ernster Linie berufen. Wir dürfen es ruhig sagen: Die Kinder horte, die allerorts eingerichtet sind, um die sich selbstüberlassenen Kinder zu beherbergen, haben sich nicht überall bewährt. Sie waren zu sehr belastet, als daß sie nicht hätten zu einer ge wissen Kasernierung führen müssen. Die Jugend aber braucht neben der straffen Zucht Liebe und verständnisvolles Erfassen der einzelnen Persön lichkeit. Hier erwächst dem Kämpfer hinter der Front eine herrliche Aufgabe. Tut euch überall zu Jugendausschüssen zusammen, mit einem Herzen voller Geduld und Liebe, führt die sich selbst überlassenen Kinder zu Spiel und Froh sinn in den Wald, in die Natur hinaus, laßt sie satt werden an euren Tischen, bringt ihnen Teilnahme entgegen in allem was ihre Seelen und Herzen bedrängt. Es handelt sich nicht dämm, ein verlorenes Geschlecht zu retten, sondern eine selbstverständliche Begleiterschei nung des Krieges zu beseitigen. Das Vater land, seine zukünftige Menschheit ruft euch zu Paschitsch auf Korfu von allen Freunden ver lassen sitzen. — So muß es kommen! * verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mil. Zenvirbehörde zugelassene Nachrichten.) 801» VVV Gefallene in Frankreich. In einem Artikel, der sich gegen einen Theater direktor richtet, schreibt der sranzösische Schrift steller Brisson, daß Frankreich bis Ende 1915 nicht weniger als „800 000 trauernde Familien", d. h. ebensoviel Gefallene hatte. Brisson ist nicht der erste beste. Er ist eine jener Pariser Persönlichkeiten, die viel wissen, viel hören, und der nun hier, im Feuer des Streites, harmlos das schwere Geheimnis aus plaudert. * Englische Friedenserwägungen. Der englische Schriftsteller Wells .macht im ,Daily Chromels sehr merkwürdige Ausführungen, die deshalb bemerkenswert sind, weil zum ersten Male auf englischer Seite vom Frieden geredet wird, von einem Frieden, wie er sich gestalten muß, wenn der jetzige Krieg bis zur völ ligen Erschöpfung der beiden großen streitenden Parteien fort gesetzt würde. Die ,Kölln. Volksztg." meint, Wells wolle seinen Landsleuten den Gedanken nahelegen, ob es für sie noch Vorteil biete, den Krieg fortzusetzen, wenn schließlich beide Teile nichts anderes mehr erreichen können, als daß sie sich weiter erschöpfen, ohne Hoffnung, daß das Verhältnis der Erschöpfung zugunsten Eng lands noch zu verbessern ist. Das verlassene Serbien. Die ,Voss.-Ztg/ erfährt von ihrem Amster damer Korrespondenten, daß die Negierungen des Vierverbandes schon wochenlang darüber streiten, wer Serbien die nötigenVor- schüsse leisten soll, da die serbische Regierung außerstande ist, den dringendsten Bedürfnissen nachzukommen. Auf der eiligen Flucht der ser bischen Regierungsmitglieder sind die serbischen Staatsgelder „nicht ganz zuverlässig verwaltet worden", so daß nicht unerhebliche Summen davon fehlen. Frankreich und Italien haben der serbischen Regierung geantwortet, daß die Frage der Unterstützung zwischen den Verbün deten noch nicht geregelt sei. Rußland und England gaben dagegen überhaupt keine Antwort, so daß König Peter und der Ulan auf der Kruppe. Die Zähne sammengebissen. Zwischen den Ohren Gauls hindurch maß er mit den Augen Entfernung. Keine zehn Minuten — klapperten die Hufe auf dem Kopfsteinpflaster des Gutshofes. „Den Krümperwagen anspannen. Wer so- §orge um die Jugend. Je länger der Weltkrieg dauert, desto mehr tritt unter seinen Begleiterscheinungen eine hervor: Die zunehmende — ganz gelinde gesagt — Disziplinlosigkeit der Jugend, insbesondere der Knaben im Alter von 12—14 Jahren. Und wenn auch in erster Linie die Großstadt diese Erscheinung zeitigt, so kommen doch nachgerade aus allen Teilen des Reiches die gleichen Klagen; aus kleinen wie aus größeren Städten, wie auch aus Landgemeinden. Und wenn man sich auch nicht die Anschauungen der Schwarzseher zu eigen macht, die da von einer drohenden Verwahrlosung einer ganzen Gene ration reden und schreiben, io darf man doch nicht an der Frage interesselos vorübergehen. Sie ist lebten Endes eine Frage, die das ganze. Volk angeht; denn auf den Schultern unserer Jugend ruht die Zukunft, um deretwillen unsere VLtc-r, Brüder, Gatten und Söhne dem Feinde dir freie Brust entgegen werfen. Hier die Dinge auf sich beruhen lassen und auf die ausgleichende Arbeit der Zeit zu rechnen, hieße leichtfertig auf Kräfte Verzicht leisten, deren das Vaterland nicht entraten kann. Nicht umsonst sind in allen Teilen des Reiches bereits kräftige Gegenmaßregeln ergriffen worden. So sind Landesbehörden wie in Baden, Bayern und andere mehr schon seit Monaten gegen abendliches Hcrumtreiben der Schuljugend und den Zigarettenunfug der Jugendlichen einge schritten. Auch mehrere Generalkommandos stichen bereits mit teilweise recht scharfen Er lassen dem Nbel zu steuern. Damit aber darf es nicht sein Bewenden haben. Ist diese Frage eine Frage der Allgemeinheit, so wird es not wendig sein, daß sich auch die Allgemeinheit nrit ihrer Lösung beschäftigt, daß sie Mittel und Wege finden hilft, die dem Übel radikal ab helfen. Beim Ausbruch des gewaltigen Krieges, als eine glühende Begeisterung alle Volkskreise durchwehte, schien auch ein neuer Geist die deutsche Jugend erfaßt zu haben. Man denke an die freiwilligen Helferdienste, zu denen sich gerade unsere 12—14jährigen drängten, wiesiefich Leim Sammeln von Gold, Metall- und Woll waren betätigten, wie sie teilnahmen an der regelmäßigen Versorgung unserer Soldaten mit Liebesgaben. Aber inzwischen ist dieser ideale Geist, wsnn nicht verweht, so doch ver- pflüchtigt. Nicht nur, daß die allgemeine geistige und seelische Zerfahrenheit außerordentlich Zugenommen hat wird das Wirken der Schule ebenso schwer wie erfolgarm gestaltet. Bedenk licher ist das Heraufschnellcn der Straftatziffern für die genannten Altersstufen. Hier entrollt eine Erhebung der Zentrale für Jugendfürsorge schlimme Bilder. Die Straffälligkeit der 12- bis 14 jährigen steigt nm 20, 50, ja in einzelnen Quartalen und Städten um 100",<>; es wird Klage geführt über Diebstahl, auch Bandendieb stahl, Vernichtungswut, Körperverletzungen, Miß brauch und Unmäßigkeit in Nikotin und A'ohol. Fragen wir uns nach den Ursachen dieser be trübenden Erscheinung, so klingt die Antwort: Als Ursachen der Vergehen werden bezeichnet: Mangel an Aufsicht daheim, Unregelmäßigkeit im Schulbetrieb, Erhöhung der Gelegenheit zu Unredlichkeit, Wechsel im Lehr- und Dienst personal und Nachahmung des Soldatenwesens. Und schließlich sind diese Erscheinungen aus der Menschennaüir erklärlich. Junge Menschen sind jetzt häufig an Stellen tätig, die bisher reife - Männer innehatien. Junge Burschen sind, be sonders in Großstadt und Industriezentren, an die Stelle von erfahrenen Männern getreten. Und wenn sie sich auch in der Arbeit be währten, den Knabengcist, der noch, in ihnen braust und gärt, konnten sie nicht sofort abtun. Er zog sie zu den Jüngeren, die sie wiederum mit jenem Geiste erfüllten, den sie aus der Arbeitsstätte mitbrachten und mit dem die Jugend sich eben nicht ohne Gefahr auseinander setzen kann. Dazu kommt, daß manche, die plötzlich Geld verdienten (und verhältnismäßig viel), mit dem Besitz nichts Rechtes anzusangen wußten. Nicht eine schwere Sittenverderbnis, wie so mancher gemeint, hat unsere Jugend heimgesncht, stand er Brigitte von Steinrott gegenüber. . Die hatte ihn vom Fenster aus in den M jagen sehen, seine herrischen Befehle gehört mw war, irgendein Jagdunglück ahnend, herunter" gekommen. „Gnädiges Fräulein!" Hans Scharm? grüßte konventionell. Die leise Betäubung w? vorhin war vollständig von ihm gewichen. D, rasende Ritt hatte ihm die Stirn gekühlt. bitte nm Verzeihung, wenn ich hier so form!"- eindringe. Aber " „Ist irgend etwas Passiert, Herr Grat fragte sie. Und ihre Augen öffneten sich ' 'Er nickte. „Jawohl, Madiges Fräulein. Ich hab .,, eben — ein Telegramm bekommen, —- Vater — ist tot." . Sid wurde vor Schreck bleich bis in Lippen. Sie griff unwillkürlich nach ff Haird. " ' Durazzo haben österreichische Zweidecker 25. Januar die Stadt bombardiert, während horsamen Gast jetzt um Auslieferung des Kugel vorrats ersuchen müssen. „Denunziant!" zuckte es dem Ulan durch das Hirn. In seine Augen kam ein kaltes Glitzern. „Die Herren werden es verständlich finden," sagte er scharf, „wenn ich es ablehne, mir von " Da stutzte er. Schüttelte ungläubig den Kopf. Sah schärfer hin „Ihr Franz kommt, Scharrehn!" sagte Luhn- Mwas, der neben ihn getreten war, als sich der Wortwechsel zu entwickeln schien. Und dann leiser: „Da ist etwas passiert!" Der andere hatte sich schon aus dem Kreise der neugierig Aufsehenden, gelöst und ging eilig dem Burschen entgegen, der, auf den Hals der „Brunhilde" gebeugt, m scharfem Tempo auf ihn zu jagte. Zwei Schritte vorher parierte er den Gaul, sprang herunter und nahm die Hacken zusammen. „Herr Graf waren kaum eine halbe Stunde fort —." Sein Atem flog. Und damit reichte er Scharrehn ein Tele gramm hin. Der riß es auf. Überflog die beiden Zellen Dann sah er den Ulanen an, der noch immer regungslos vor ihm stand. Wandte den Kopf ein wenig zu der Erlaucht, die inzwischen heran- pesche aus der hängenden Hand: warf einen Die „Brunhilde" zitterte wie Espenlaub, hatt- kürzen Blick darauf; zuckte zusammen. „Scharrehn — Ihr Vater " „Ja," sagte der Leutnant langsam und strich sich mit einer schweren Bewegung über die Süru. „Mein Vater — Albrecht Grona tele graphiert ja — heute nacht das ist doch Unsinn — das ist doch ganz unmöglich — ganz unmöglich..." Hinter ihm war es still geworden. Instinktiv Witterte man irgendeine Katastrophe. „Los, Scharrehn," sagte die Erlaucht, „machen Sie, daß Sie fortkommen. Ich be sorge das übrige hier." Er faßte ihn unter den Arm. Da kam Bewegung in den andern. Mit einem kurzen Ruck machte er sich frei, ließ den Drilling fallen, den er noch immer in der Hand Auf eigner Scholle. -st Roman von Guido Kreutzer. (Fortsetzung.) Der erste Trieb wurde abgeblasen: — sechs- nndsiebzig Hasen und der Fuchs eben. Wenn das so weiterging, konnte man an diesem Tage eine Rekordziffer rechnen. Als sich die Schützen so langsam wieder zu- 'o.mmenfandcn, hagelte es auf Scharrehn ironische Glückwünsche und versteckte Anspielungen. Er batte ja den ersten Fuchs im Kessel geschossen, ging also, nach altem Jagdaberglauben, heimlich ans'Freiersfüßen. „Wenn Sie einen mit allem Komfort der Neuzeit und allen Errungenschaften der Hygiene ausgestattetcn Freiwerber brauchen sollten, Graf," meinte Herr von Ruppert, mehrfacher Millionär und Gutsnachbar von Lrerow, „dann bitte ich, mich vorzumerken. Ich habe auf diesem Gebiete geradezu bestechende Erfolge aufzuweisen und beanspruche nur eins vom Hundert vom Rein gewinn." Und in das fröhliche Gelächter hinein ent gegnete Paul Burger mit scheinbar bester Laune:' „Ich befürchte nur, Herr von Ruppert, in diesem schwierigen Falle würde selbst Ihre Er fahrung elend Schiffbruch leiden. Denn Graf Scharrehn hat den Rotrock mit der Kugel ge schossen." Einen Moment wurde es still. Jeder verstand die Bedeutung dieses anscheinend bnrmlosen Einwurfs: — es war im Kesseltreiben verboten, die Kugel zu gebrauchen; und nach Fug und Recht Hütte der Jagdherr den unge- gekommen war. „Luhn-Alwas," sagte er schwerfällig; und sein Gesicht sah alt aus. „Luhn-Alwas... ich... , mein " Knecht zu, während er den Gaul hart an der Lener nahm ihm kurz entschlossen die De- Rampe des Herrenhauses zum Stehen brachte. „Trocken abreiben und nichts zu trinken geben," sagte der junge Offizier noch und wunderte sich nicht einmal, daß er in diesem Augenblick überhaupt noch daran dachte. Dann drehte er sich um. Die zwei Mimstem bis der Wagen vorfuhr, wollte er sich einfach auf die Freitreppe setzen, gar nicht erst ins Haus gehen. Als er um die Fliederbüsche bog, die die > kiesbestreute Auffahrt der Rampe flankierten, Jahren auf den europäischen Konflikt gewark^ der es ihm ermöglichen würde, diese Sehnsucht zu verwirklichen, und die Vergewaltigung kleiner Völker, an der es sich selbst so gern beteiligt, wenn es seinen Interessen entspricht, hat mb seinen Kriegsgründen ebensowenig etwas zr tun, wie der Schutz seiner Freiheit und Unab hängigkeit Politische Kunäsckau. Deutschland. *Der Aufenthalt des Reichsschatz sekretärs Dr. Helfferich in Wies gab, wie halbamtlich erklärt wird, Gelegenheit zu einem eingehenden Meinungsaustausch mit den österreichischen und ungarischen Staats männern über alle mit der finanziellen Krieg- . führung zusammenhängenden Angelegenheiten ! sowie zu einer allgemeinen Aussprache über die gemeinsamen Wirtschaftsfragen. ! Der Austausch der Gesichtspunkte über die beiderseits ergriffenen und weiterhin zu er- ! greifenden Maßnahmen wird, wie mit Sicher- Leit erwartet werden darf, hier wie dort gute Früchte zeitigen. Es bedarf keiner Hervor- , Hebung, daß die Unterhaltungen die erfreuliche Übereinstimmung der Ansichten über die Fähig keit und den Willen der Verbündeten zum . Durchhalten in dem Finanz- und Wirtschafts krieg erneut bestätigt haben. * Den Verordnungen vom 3. und 15. August s 1914 an alle im Auslands befindlichen wehr pflichtige «Deutschen zur Nückkehrin die Heimat ist jetzt eine weitere Aufforde rung zur Rücklehr gefolgt, die sich an die jenigen Deutschen wendet, die am 30. Juni 1914 in Elsaß-Lothringen ihren Wohn sitz oder dauernden Aufenthalt hatten und nach diesem Zeitpunkte das Reichsgebiet verlassen haben. — Kurz vor dem Kriege verließen eine . Reihe Elsaß-Lothringer ihre Heimat und ver einzelte von ihnen haben im Auslande eine deutschfeindliche oder landesverräterische Tätig keit entfaltet. Mit der jetzigen Aufforderung soll die Möglichkeit gegeben werden, diese Elemente, und solche Personen, die der Auf forderung zur Nückkehr schuldhaft keine Folge leisten, ihrer Staatsangehörigkeit für verlustig zu erklären. Italien. * Der amtliche Bericht, der das bisherige ' Z eich nun g s er g e b n is auf die italienische . Anleihe. mit 2Vs Milliarden angibt, wird von niemandem ernst genom- ! men. Man weiß zu gut, daß dieser Ver- j öffentlichung nur Werbezwecke zugrunde ! liegen und daß bisher kaum 30 ff» dieser an gegebenen Summe in barem Gelds eingezahlt f worden ist. Außerdem entfallen mehr als die ! Hälfte dieser Zeichnungen auf die Städte Mailand l und Genua und auf die englische Beteiligung. Balkanstaaten. * Unter großen Feierlichkeiten sand die Bei setzung des verstorbenen Thronfolgers Jussuf Jzzedin in Konstantinopel statt, k Das diplomatische Korps wohnte vollzählig der nach den Hofgebräuchen vor sich gehenden ! Zeremonie bei. In den Straßen, die der Zug j berührte, bildeten unabsehbare Menschenmengen ' Spalier. Hinter deni Sarge schritt als erster j der jetzige wahrscheinliche Thronerbe, Prinz Wahid-Eddin-Effendi, der jüngste Bruder des regierenden Sultans, geboren am 12. Januar ! 1861. Der Sultan nahm wegen seines hohen > Alters und der kürzlich erst überstandenen ' Krankheit an der Feier nicht teil. * Nach einer Meldung des ,Pester Lloyd' ' aus Bukarest darf das neue Geschäft, betreffend Lieferung von 100 000 Waggons rumä nischen Getreides, vorzüglich Mais, an ! die Mittelmächte als geordnet gelten. * In der bulgarischen parlamentarischen ' Adreß-Kommission gab Ministerpräsident Ra doslawow Erklärungen über die! Lage ab, die er als sehr befriedigend schilderte. Er hob die Vorteile des Bündnisses i mit den Mittelmächten für Bulgarien und dessen künftiges wirtschaftliches Gedeihen hervor und s beantwortete alle Fragen der Mitglieder zur Zufriedenheit der Kommission. der serbische Kronprinz sich darin be fand. Es verlautet, daß eine Bombe das Haus, in welchem sich serbische Offiziere be fanden, vernichtete, von denen 20 getötet fein sollen. Die Stadt hatte bedeutenden Sach- fchaden zu verzeichnen. Poincare reäet wiecker. Präsident Poincarö hielt in Anwesenheit zahlreicher Offiziere und Parlamentarier bei einem von dem Blatte ,Journal' veranstalteten Feste für die mit dem Kriegskreuz ausgezeich neten Soldaten eine Ansprache, in der er unter Betonung der Einigkeit und der Begeisterung des ganzen Volkes unter anderem nach längeren Ausführungen über die französische Geduld und den Kriegswillen Deutschlands und dessen Bru talität folgendes sagte: Frankreich will nicht sein Opfer werden, es will nicht gezwungen werden zu einer er niedrigenden Vasallenschaft, es will nicht nur seine politische Souveränität bewahren, son dern auch seine wirtschaftliche, moralische und geistige Unabhängigkeit; es will seine Kultur, leinen Geist und seine Sitten unberührt er halten. Wenn der Einsatz dieses Krieges für Frankreich furchtbar sei, so sei er es nicht minder für die Verbündeten Frankreichs, die eben falls nicht die Beute germanischer Gier werden wollten; ja selbst die Neutralen könnten, wenn sie eine klare Vorstellung von ihren dauernden Interessen hätten, dem Konflikte nicht gänzlich gleichgültig gegenüberstehen. Auch sie hätten alles zu fürchten von den hinterhältigen Eindring lingen, die in den von ihnen unterzeichneten Ver trägen nur Papierfetzen sähen und an der Ver nichtung kleiner Völker ein wildes Vergnügen sänden. Zum Schluß kam Poincars auf das Kriegs- Ziel zu sprechen und sagte: Wir wollen alle, daß der Frieden unserem Lande Freiheit, Arbeit und Wohlfahrt sichert. Damit aber unsere ein mütigen Wünsche sich verwirklichen, ist es nötig, daß der Friede, der unseren besiegten Feinden unsere Bedingungen vorschreibt, uns die Pro vinzen wiedergibt, die uns die Gewalt geraubt hat, daß dieser Friede das zerstückelte Frankreich unversehrt wiederherstellt und daß er uns ernst hafte Bürgschaften bietet gegen den kriegerischen Wahnsinn des kaiserlichen Deutschlands. Die Entrüstung des Herrn Poincars, die in dieser Rede wahrscheinlich unter dem Eindruck unserer letzten Luftschiffangriffe zu einem Wut ausbruch wird, den: die letzte Spur staatmänni- schen Geistes verlorengegangen ist, entspringt dem falschen Gedanken, von dem alle unsere Feinde ausgehen, wenn sie die Frage nach der Schuld an diesem Kriege erörtern. Aus welcher Äußerung, aus welcher Handlung irgendeiner verantwortlichen deutschen Persönlichkeit kann der Präsident der französischen Republik das Recht entnehmen, zu behaupten, daß wir Frankreich zu einer erniedrigenden Vasallenschaft zwingen, daß wir seine politische Souveränität, seine moralische, seine wirtschaftliche, seine geistige Un abhängigkeit vernichten wollen, daß unser Kriegsziel die Zerstörung seiner Kultur, seiner Sitten ist? Er weiß ganz genau, daß wir das nicht wollen. Aber er muß seinen Mitbürgern ein reden, daß wir nur um der Erreichung dieses Vernichtungswerkes willen den Krieg entfesselt haben, damit sie mit dem Mut der Verzweiflung weiterkämpfen. Und darum ist das einzige von den Kriegszielen Frankreichs, die Poincars nannte, das wirklich ernst zu nehmen ist, nicht der Schutz seiner Freiheit, Arbeit und Wohlfahrt, die nicht gefährdet waren, als man im Pariser Auswärtigen Amt die Frage des Herrn v. Schoen, ob Frankreich neutral bleiben wolle, verneinte, sondern die Eroberung von Elsaß-Lothringen, um derenwillen allein Frankreich sich an diesem Krieg beteiligt hat. Es hat seit fünfundvierzig
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