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,1 ^ub, befand Gustav sich aus der Reise nach der Schweiz. Ein Megramm lief ihm voraus: „Übermorgen gebe ich Dir persönlich Antwort." — — — — — — — Einige Monate später brachte die leitende Zeitung der Stadt folgende Notiz: I „Wie wir mit Bedauern vernehmen, hat der Direktor des städtischen Elektrizitätswerkes seine Stellung gekündigt, um einem Aufe zu folgen, der von einer großen süddeutschen Handelsstadt ihn ergangen ist. Es war freilich vorauszusehen, daß wir Herrn Direktor Wernitz nicht lange würden den Unsrigen nennen Können, da derselbe, seit die hiesigen Einrichtungen sich so vor- süglich bewährt haben, als eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Elektrotechnik gilt — als eine Kraft, der ein größerer Wirkungskreis gebührt, als ihm naturgemäß hier beschieden än kann. Unsere besten Wünsche begleiten ihn auf sein neues lrbeitsseld. Bei dieser Gelegenheit dürfen wir wohl verraten, >aß Herr Direktor Wernitz eine Tochter unserer Studt als Gattin i sein neues Heim einführen wird. Ls ist die Witwe de« im ongen Jahre aus so traurige Weise verunglückten Herrn Artur stank, eine Tochter des -bei der älteren Generation noch in Uten: Andenken stehenden weiland Fabrikanten Marbach." — Ende. — ver König, ein Nadrnngr-, Senntt- nna Heilmittel. Von E. Kellrr. Unter den verschiedenen Nahruugs- und Genußmitteln gibt s kein anderes, das im Verhältnis zu seinen schätzenswerten kigenschaften so wenig beachtet wird wie der Honig. Nicht klein st die Zahl derjenigen, die bedauerlicherweise von dem Werte und Ar Wirkung des Honigs keine Ahnung haben, und so viele, die vohl wissen oder wissen können, wie schätzenswert der Honig st, stehen ihm gleichgültig oder mit ausgesprochener Abneigung legenüber — die einen, weil sie ihn so „aufdringlich süß" finden, Ke andern, weil sie einen schwachen Magen haben oder zu haben llnuben. Vor saurem oder gärendem Honig sollte man sich stlerdings hüten, guter, reiner Honig ist nicht allein angenehm An Geschmack, sondern auch leicht verdaulich, nahrhaft und stilkräftig. Er sollte daher nicht allein von gesunden, sondern Ach von magenkranken Personen — und von diesen erst recht - ausgiebig genossen werden. Mit Fug und Recht kann man !en Honig geradezu als „flüssiges Gold", als „Lebenselixier" Azeichnen, und, wenn in der Bibel von dem gelobten Lande, " den: „Milch und Honig fließt", gesprochen wird, so ist dies in viel höheres Lob, als wir übermoderne, in der Lebensweise Allständig auf Abwege geratene Menschen verstehen können. Süßigkeiten gehören hauptsächlich zu den Stoffen, welche asch ins Blut übergehen und daher irgendwelchen Krästeverlust chnell beheben und ausgleichen. Die vornehmste und ergiebigste älter ihnen ist der Honig, er geht ganz unvermittelt und fast ollständig ins Blut über und wird nicht etwa, wie beispiels weise der Rohrzucker, erst durch die Nieren und die Leber erarbeitet. Durch Versuche wurde festgestellt, daß von einem klogramm Honig nur etwa ein Gramm nicht ins Blut übergeht. Die vorzüglichen diätetischen und medizinischen Wirkungen üben ihren Grund u. a. in den dem Honig eigentümlichen räuren, die die Speichelabsonderung fördern und damit die Verdauung erleichtern. Die volle, aus wissenschaftlicher Grundlage uhende Erkenntnis dessen wie überhaupt die von dem hohen Lerte des Honigs nach verschiedenen Richtungen hin gehört erst euerer Zeit an, obwohl man den Honig schon von altersher hätzt. Sein Wert als wichtiges und bekömmliches Nahrungs-, renuß- und Heilmittel kann nicht ost genug hervorgehoben werden. Erfreulicherweise vergrößert sich dann auch, wenn auch Ar noch langsam, der Kreis derjenigen, die den Honig richtig inschätzen und dementsprechend ausnützen, die regelmäßig und ern ihr Honigbrot oder Honigbutterbrot essen, die sich Kaffee, -ee oder Milch mit Honig versüßen und deren Zucker nur der >onig ist — nicht zu ihrem Schaden. Kinder haben eine Vorliebe für das Süße, und dieser Ang ist naturgemäß. Von allen Süßigkeiten ist ihnen aber eine bekömmlich und zuträglich wie der Honig. Man sollte inen davon so viel geben als sie nur wollen, nur nicht zu viel uf einmal, lieber öfter in mäßigen Gaben. In der Regel tritt bei Kindern, denen der Honig überhaupt nicht vorenthalten wird, ein größeres Verlangen nach Süßigkeiten ein, das dann von den Eltern bekämpft wird, aber ganz mit Unrecht. Die Kinder treffen unbewußt das Richtige. Zunr Frühstück mit Honig ver süßte Milch dazu, ebenso wie beim zweiten Frühstück und beim Nachmittagsbrot, mit Honig bestrichenes Schwarzbrot, das kräftigt und stärkt die Knochen und macht aus blassen frische und rot wangige Kindergesichter. Leicht verdaulich, wie der Honig nun einmal ist, erzeugt er Wärnre und wirkt anregend auf Magen und Gedärme. Ein gut ausgebackenes, mit Honig bestrichenes Hausbrot ist für die Kinder in jeder Beziehung viel gesünder als die vielen Schokoladen, Bonbons usw., mit denen Kinder vielfach gefüttert und überfüttert werden und die oft von ganz fragwürdigem Werte sind. Ganz besonders die Kinder, welche eine blasse Gesichtsfarbe haben und infolge schnellen Wachsens schwächlich sind, sollten viel Honig bekommen. Erfahrene Leute behaupten sogar, daß schwächliche Kinder, denen man täglich nur einige Messerspitzen voll Honig in Vi Liter Milch gibt, sich in ganz kurzer Zeit wieder erholen. Das mag etwas übertrieben sein; undeschreibbar fest steht es aber, daß unter allen, hierfür in Anwendung gebrachten Mi^eln dem Honig eine der ersten wenn nicht gar die erste Stelle zukommt. Bei all diesen Vorzügen ist es nicht zu verwundern, daß der Honig von alters her auch einen großen Ruf als Heilmittel hat. Erfolgreiche Anwendung findet er besonders bei Katarrh, Husten und Heiserkeit, bei Verstopfung, bei allen -Wunden, besonders bei den durch Verbrennung oder ätzende Sachen entstandenen, bei Frostbeulen, rissiger Haut, gegen Flechten, Rheumatismus, Gicht und alle Krankheiten, die in der Säfte entmischung ihren Grund haben, ja sogar als Schlafmittel. Innerliches Mittel ist er in allen Fällen, bei manchen Krank heiten sogar ausschließlich, bei anderen nebenbei. Aeutzerlich angewendet wird er durch Bäder (Honigbäder), durch Honig auslagen (Kompressen und Pflaster) und in vielerlei Salben, deren Hauptbestandteil Honig ist und dies hauptsächlich als Geschwüre aufziehendes und öffnendes Mittel dienen. Gegen die ost so hartnäckige Verstopfung z. B. trinke man häufig heiße mit Honig versüßte Milch, und das Uebel wird bald gehoben sein. Bei Kindern ist die Anwendung viel fach folgende. Man schlägt frische Butter oder frischen Rahm mit Honig zu einer schaumigen Masse und gibt diese dem Kinde öfter teelöffelweise ein. Das Mittel ist als sehr wirksam erprobt, jedenfalls auch sehr angenehm. Wo Honigbäder angezeigt sind, wird einfach die entsprechende Honigmenge in Badewasser auf gelöst. Für Kompressen oder Pflaster wird der Honig aus reine Leinwand gestrichen. Für Honigsalben gibt es verschiedene Vorschriften. Gewöhnlich nimmt man dazu reines Leinöl, welches man (im Wasserbad) unter allmählichem Zusatz von Honig und oftmaligem Umrühren langsam kocht, bis das Ganze von zäher syrupartiger Beschaffenheit ist. Es versteht sich von selbst, daß es für den nutzbringenden und gesundheitlichen Genuß sowohl wie für die Verwendung als Heilmittel immer nur aus reinen Honig, auf Naturhonig ohne irgendwelche Zusätze ankommt. Darum ist begreiflicherweise mancher im langen Zweifel, ob er auch wirklichen, echten Honig vor sich hat. Es gibt nun allerlei einfache Vorschriften für die Feststellung der Reinheit oder Verfälschung des Honigs. Diese sind aber meistens nur von untergeordnetem Wert, insofern wenigstens, als sich durch sie geringere Fälschungszusätze, aber auch solche umpfangreicheren Beigaben die den Geschmack und Geruch nicht beeinträchtigen, nicht mit aller Sicherheit feststellen lassen. Die Untersuchung darüber, ob der Honig absolut rein ist oder nicht, liegt dem Chemiker ob. Wer sich aber einmal mit dem Honig befreundet hat, wird, sofern er nur genügend empfind same Geruchs- und Geschmacksnerven hat, bald mit ziemlicher Gewißheit den wahren Honig — sei er nun hellgelb oder dunkel braun, kandiert oder noch ziemlich flüssig — als Honig er kennen; er wird aber auch seinen Honig da einkaufen, wo er die Gewähr für einwandfreie Lieferung hat. Hauptsache bleibt vor allem, daß man sich mehr als bisher dem Bienenhonig, diesem Lebensspender und -Erhalter zuwendet. Wer dies mit Hintenansetzung von vielem andern, was fürs Leben unnötig und für die Gesundheit vielfach nachteilig ist, tut, wird es gewiß nie bereuen!