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Frau Marbach empfing die Kondolenzbesuche im Hause der jungen Witwe. Auch denjenigen von Herrn und Frau Geyer. Dora war vollständig geknickt. Zum erstenmal ließ sie ihren Mann das Wort führen. Und Geyer hatte Takt genug, sich bei dem Ausdruck seiner Teilnahme auf allgemeine Redensarten zu beschränken und aufzubrechen, sobald er schicklicherweise konnte. Dennoch hatte die Tortur für Dora schon zu lange gedauert. Noch ehe sie die Türe zum Flur erreichte, brach sie in heftiges Schluchzen aus Und es braucht nicht verhehlt zu werden, daß Frau Marbach diese Laute der Reue mit ungemeiner Befriedigung vernahm. Eine deutsche Iägerpatrouille an der Vogesenfront. Einige Wochen hielt Helene sich mühsam aufrecht. Dann aber brach sie zusammen. Der Arzt empfahl schleunigen Auf bruch nach dem Süden. Mit innerem Jubel vernahm Helene diese Verordnung. Unheimlich war ihr das fremde Haus, das sie bewohnte — in das sic eigentlich erst als Witwe eingezogen war. Niemals — das fühlte sie — würde es ihr zu einem Heim werden können. Und doch durste sie ihren Widerwillen gegen diese verschwenderisch für sie eingerichtete Wohnstätte niemand merken lassen, um nicht als lieblos, als pietätlos, als undankbar in das öffentliche Gerede zu kommen. Ende September reiste sie mit Käthe nach der Riviera, ihre Wohnung ihrer Mutter und Elise überlassend. Dort fand sie im Laufe des Winters Erholung und auch einen neuen Lebensmut. „Helene hat sich wunderbar verändert," schrieb Käthe in, Januar. „Nie sah sie besser aus; es ist eine Lust ihre gesunden Farben anzusehen. In ihrem Wesen jedoch erscheint sie mindestens zehn Jahre älter, als sie ist. Dos Erlebte hat sie merkwürdig gereift. Ihre Art, Dinge und Verhältnisse anzusehen — als ob alles unter ihr läge — ich muß häufig darüber erstaunen. Zu weilen, wenn ich sie sprechen höre, werde ich unwillkürlich an Wernitz erinnert. Doch müßt ihr Guck nicht vorstellen, daß ihre Gedanken etwa die Farbe der Trauer haben, worin sie umher geht. Eine Kopfhängerin ist nicht aus ihr geworden; vielmehr findet sie die Welt wieder schön und voll von offener und ver steckter Herrlichkeit. And dar'n hat sie recht. Wer sich davon überzeugen will, braucht nur hierherzukommen." And im März schrieb Käthe: „Noch denken wir nicht an die Rückreise. Zunächst — in etwa acht Tagen — siedeln wir nach Oberitalien über, an einen jener blauen Seen, die dort am Fuße der Alpen liegen. Weiter denken wir noch gar nicht. Nur eins ist sicher: den Einzug des Frühlings will Helene nicht zu Hause erleben, um sich nicht den Erinnerungen auszusetzen, die sich vom vorigen Zahre her für sie an diese Zeit knüpfen. Das ist ihr auch nicht zu verdenken." Und dann im Mai aus Gersau am Vierwaldstätter See: „Jetzt weiß ich gar nicht mehr, was aus uns werden wird. Helene hat ihren geschäftlichen Beistand dort beauftragt, ihr Haus zu verkaufen. Für Euch sei es doch zu groß, und was sie be treffe, so werde sie schwerlich die Heimat zum dauernden Aufent halt wählen. Mir kann's recht sein, namentlich solange sie mich bei sich haben mag. Ich glaube, niemand auf der Welt amüsiert sich so gut wie ein Paar unabhängige Frauen aus Reisen. Wir wenigstens leben wie Gott in Frankreich. Helene hat etwas an sich, das ihr alle Herzen geneigt macht. Überall befinden wir uns nach wenigen Tagen im Zentrum der Gesellschaft. Und noch nie haben wir die mindeste Unannehmlichkeit gehabt. Mich hält man für Helenens Gesellschafterin. Daraus mache ich mir natürlich nichts." Dieser Brief hatte ein Postskript: „Erzählt uns doch etwas von Wernitz. Im Vertrauen: ich wundere mich eigentlich darüber, daß er nichts von sich hören läßt. Sollte er sich Helene ganz aus dem Sinn geschlagen haben? Ich kann es mir kaum denken." Nein, das hatte Gustav auch nicht getan. Aber er glaubte, sich zurückhalten zu müssen. Sein Selbstgefühl verbot ihm, sich zum zweiten Male anzutragen. Und außerdem fehlte ihm jede Kunde, wie Helene gegen ihn gesonnen sei Sic war nicht mehr das schwankende, impulsive Geschöpf, das er einst zu sich zu ziehen versucht hatte. Das hatte er aus ihren und Käthes Briefen, die ihm nicht vorenthalten wurden, längst erkannt. Auf dem Wege, den das Schicksal sie geführt hatte, war sie, gelehrigen Geistes, durch Leiden geläutert, rasch selbständig geworden. Und Gustav vermutete, nachdem ihr die Liebe so viele Not gebracht, werde sie den Wunsch haben, fernerem Ungemach aus diesem Quell der Stürme zu entgehen. Alles deutete daraus hin: ihr behagliches Wanderleben in der Fremde, ihre Entäußerung des heimischen Besitzes. Mit der Vergangenheit wünschte sie, allem Anschein nach, zu brechen. Dennoch täuschte er sich. Ein Zahr war seit Arturs Tode verflossen, als der Postbote ihm eines Morgens einen Bries überreichte, der eingeschrieben war und den Stempel „Engelberg" trug. Dort weilte Helene mit Elise, die kürzlich ihre Sckwester abgelöst hatte. Nur von ihr konnte der Bries kommen, der mit solcher Vorsicht behandelt worden war. Gegen jede Möglichkeit, daß er in fremde Hände gelangen könnte, Chatte die Absenderin geglaubt, sich sichern zu müssen. Gustav ging in seine Dienstwohnung hinüber. Nrn dort war er sicher, nicht gestört zu werden. Und dann, den Brief uneröffnet aus den Tisch legend, durchwanderte er in Gedanken die beiden letzten Jahre seines Lebens, von da an, wo in der Marbachschen Wohnung die Bilder von Helene zuerst sein Interesse für sie erweckten. Jetzt begriff er nicht, wie er sich der Täuschung hatte hingeben können, daß er ihre Liebe gewonnen hätte. Da mals war die Zeit noch nicht erfüllt, unmöglich die Verbindung, die er erstrebte. Noch war Helenens Charakter unentwickelt, ihre Einsicht mangelhaft. Und seine eigene Neigung — ihr war noch ein gutes Teil der Pedanterie des Erziehers beigemischt. Sehr schmackhaft konnte sie nicht gewesen sein; er sah es ein. Trennen mußte sich, was sich nicht verschmelzen konnte. Geschehen war nur das Notwendige. Jetzt aber — war es denn inzwischen anders geworden? „Za!" antwortete Gustav aus innerster Überzeugung. Und nun nahm er den Bries aus und entfernte rasch den Umschlag. Mit pochendem Herzen las er; „Ein unbedachtsames Mädchen hat Dir einst ein Wort gegeben und gebrochen. Das Mädchen kannte sein Herz noch nicht. Vieles hat sich ereignen müssen, um es über sich selbst zu belehren. Das Mädchen ist darüber erst zur Frau, dann zur Witwe geworden. Und diese möchte Dir werden, was das Mädchen Dir doch nie hätte sein können. Laß mich bald wissen, ob sie darf. Helene." Am Abend desselben Tages, nach rasch genommenem Ur ¬ laub, be Teleywn Antwort. 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