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18t«. . Nr. 3. Wurmen« Unterdaltungrblan. Erscheint jede Woche. V«laa Stndt und Land Max Wunoermann, Berlin W. 3V MLnch<n«r^l- ße SL. —— Unsere Herrle lm felüe. ° Von Musketier Ernst Koppe. Bautz Krach! — — Die Wölbung über dem Sanitäts- uniecstand ist zu einem Erdtnchter eingesunken. Eine „Dicke eingewichst!" — Schatter, Wellblechzacken, Sand, Brettersparren, Granatsplitter — alles unentwirrbar scheinend und darunter liegen sie, die den gefährdeten Kameraden erste Hilse leisten sollen. Laßt die Tommys drüben ruhig funken; hinauf aus die Deckung; Spaten her! — Gott sei Dank, Luft ist da! Dem Unterarzt ist leider das linke Bein zertrümmert. Der Sanitäter, — so nennt ihn jeder Kamerad, trotz aller Gegenbefehle — rappelt sich durch das Trümmerwerk. Bur verschüttet; aber er röchelt schwer, also innerlich verletzt. Schade um den kleinen, fixen Kerl, hier im Unterstand. Nachts im Feuerregen schien er kugelfest, wenn er immer wieder einen Kameraden auf feinen kräftigen Armen yereinholte. Weiter schaufeln! Es kommen noch einige Mannschaften mit geringeren Minenverletzungen zum Vorschein. Sie haben jedenfalls weniger gelitten, weil sie im Eingang standen und sich gerade verbinden lassen wollten, als der Bolltreffer krepierte. Auch der junge Engländer nicht, der wegen seines Oberschenkel- bruchs noch nicht abtransportiert war und seit sechs Tagen im Doktorbau lag Eigentümlich, was er für einen glatten Durch schutz von unserem Gewehr hat, während die gegnerischen Waffen ost schmutzige Wundsetzen verursachen. Was steckt nicht alles in den mörderischen HandgranatenI Krumme Krammen und rostige Sämhnägel sind noch am häufigsten. . . . Dann die Explosiv- gesckosse: Beim Aufschlagen der länglichen Insanteriebolzen reitzt erst der innere Kupferzünder das übrige Vollmantelgeschöß im Körper auseinander. Die Granatsplitter andererseits kommen brennendheitz hernieder und schmerzen selbst in kleineren Wunden entsetzlich, weil sie Weich- und Hautteile versengen. In größeren Wundflächen steckt manchmal sogar der Messingzünder, mit Ningen und Skala beinahe 1 Kilo schwer. Schrapnellmurmeln lassen sich unter der Haut fühlen. Wenn auch Zersetzungen da bei selten sind, so doch Knochenbrüche desto häufiger, durch das plötzliche Kugelaufschlagen oder Niederfallen des Körpers. Gas vergiftungen — ja die bilden hier im Westen ein großes trau riges Kapitel für sich. „Im Osten kämpft ein tapfres Heer, im Westen stehr die Feuerwehr", so kohlten vor der feindlichen Westoffensive die Soldaten in neuester Singart. Was hat der lange Stellungskrieg alles heroorgebracht an Waffenlist und Vernichtungstechnik. Unsere Larven und die englischen Smoke- helmets bringen ein tierisches Gepräge in das soldatische Aus sehen der Kämpfer, doch bewährt sich diese Erfindung. Die Glasscheiben können allerdings leicht splittern, wenn Steine oder Erdklumpen dagegen fliegen. Hat aber die Mannschaft ihre Larve vom linken Brustknopf nicht flink genug herunter, so ist die Betäubung meist unabwendbar. Wer durchkommt, hat lange mit Husten und Erbrechen zu Kämpfen. Lähmung und Lungen entzündung sind dabei zu erwarten, obgleich es auch in vielen anderen Fällen überraschend gut abgegangen ist. Was es überhaupt festzustellen gibt an ungemütlichen Ver wundungen, wovon der Laie nicht einmal eine Ahnung des Schreckens hat, ist zunächst die unaufhörliche Arbeit der Sammel stelle. Dieser Verbandplatz liegt an einigermaßen geschützter Stelle; so könnte man wohl sagen, wenn nicht die Ruinen selbst die unausbleibliche Gefährdung trotz Roter-Kreuzsahne gen Himmel Klagen würden. „L'e8t la Zuerre." Hier mutz alles schnell gehen, um wirkliche Hilse in Massenleistung darbieten zu können. Das militärische Verbandpäckchen hat wenigstens die Kameraden vor Verblutung und Verunreinigung geschützt. Mit diesem Notverband sind sie dann zum Transportplatz gekommen. Hier gibt's Hilssschienen, Strohlager, Binden und Verbände. Denn im ersten Schmerz bindet der Soldat wohl auch die ver wundete Hand zur Faust geballt zusammen oder die Kaineraden wickeln zur Blutstillung großer Beinwunden entfach die Hose mit ein. Bietet sich noch Gelegenheit, so erhält jeder Verwundete hier schon die Tetanuseinspritzung gegen Wundstarrkrampf, sonst im nächsten Lazarett. Hier im Norden Frankreichs sind diese erfreulich bequem gelegen. Selbst Medikamente Haven uns die Feinde bei der Räumung zurücklassen müssen. Amerika hat da auch geliefert, also nicht bloß die immer mangelnde und reichlich verpulverte Munition für Feindesgeld und Wucherzinsen. Uns kostet ein Antitetanussläschchen 2 Mark, ein Gipsverband etwa 15 Mark; was mögen die Verbündeten da alles zur Wert vermehrung der amerikanischen Ausfuhr beigetragen haben! Die Autos kommen und laden die Verwundeten am Verbandplatz ein. Bei größeren Transporten laufen sie zu sammengekoppelt; ein Führungswagen mit Fahrleitung voraus, der die Verteilung in die einzelnen Lazarette obliegt. Wird