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Allgemeiner Anzeiger : 12.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191601129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19160112
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19160112
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-12
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.01.1916
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- In cler Strypa. — Der Höhepunkt der russischen Offensive. — Der Strypa-Fluß scheint auf die Ruffen eine große Anziehungskraft auszuüben, denn schon mehrfach wurden hier erbitterte Offensiven der Russen angesetzt. Bereits Anfang Sep tember 1915 hatten die Russen auf derselben Frontstrecke vom Styr bis zur beßarabischen Grenze mit starken Kräften eine Offensive unter nommen. Sie wurden damals am 4., 5. und 6. September zurückgeworfen. General Iwanow, der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte an dieser Stelle, setzte aber unausgesetzt wäh rend mehrerer Tage ohne Rücksicht auf seine ungeheuren Verluste am Sereth-Fluß stets mit überlegenen Kräften wieder an. Damals wogte der Kampf hin und her. Am 8. September gelang es den Russen über den Sereth vorzu- dringen, sie mußten aber am 9. September ihre Stellungen wieder räumen, bis sie am 11. September durch Einsetzung ungewöhnlich starker .Kräfte wieder den Sereth-Fluß behaupten konnten Unsere Verbündeten Truppen zogen sich darauf hin an den westlich davon gelegenen Strypa-Fluß in die vorbereiteten Stellungen zurück, wo sie auch den Ansturm stärkster russischer Kräfte auszu halten vermochten. Es kam an der Strypa nun mehrfach zu den heftigsten russischen Versuchen, unsere ostgalizische Front ins Wanken zu bringen. Die Russen wurden aber bei Buczacz, wo auch jetzt wiederum die russischen Angriffe einsetzten, erheblich - geschlagen. Unausgesetzt warfen sie neue Kräfte ins Feuer, bis am 18. September die russische Offensive an der Strypa zusammenbrach und der Feind mit der Räumung des ganzen Gefechtsfeldes an den Sereth zu rückwich. Es waren damals die heftigen Kämpfe, die zur Entlastung Serbiens von den Russen unternommen waren. Wenige Tage später kam es nördlich von der Strypa bei Nowo-Alexiniez an der russischen Grenze wieder zu neuen Offen- siv-Veyuchen, die am 26. September mit einer schweren Niederlage der Russen endeten. So blieb die Lage drei Monate lang in der Schwebe. Die Russen versuchten nur noch hin und wieder durch Artilleriefeuer ihre Anwesen heit in größerem Umfange bemerkbar zu machen, ohne daß es zu größeren Kämpfen kam. Erst jetzt nahmen sie an derselben Stelle ihre Offen sive aufs neue auf. Seit 8 Tagen versuchen sie mit den stärksten Kräften vorzubrechen. Wieder ist es die Strypafront und das ganze Gelände nördlich und südlich davon, wo General Iwanow seine schon so oft zusammengebrochenen Bemühungen um die Durchbrechung der öster reichisch-ungarischen Front noch einmal aufzu nehmen versucht. Nachdem General Iwanow anfangs nur in Beßarabien vorzudringen ver suchte, um gegen Czernowitz Raum gewinnen zu können, erweiterte er vom 29. Dezember an seinen Angriff auf der ganzen Front bis hinauf zum Zusammenfluß des Styr mit dem Kor- min-Bach. Besonders kam es zu heftigen Kämpfen bei Buczacz und bei Usciezko. Gegen die mittlere Strypa wurden 4—5 mal unausgesetzt in Stärken bis zu 15 Reihen die Angriffe vor getrieben. Nun richtete sich der Vorstoß bis zur Festung Dubno hin, so daß die ganze Front von Dubno bis hinunter nach Süden an die beßarabische Grenze die gewaltigsten Vorstöße der Russen sah. Den ungeheuren Verlusten entsprechend, welche die Russen hier erlitten haben, sind sie mit großer Truppenzahl und guter Artillerievorbereitung hier in die Schlacht gezogen. Die Offensive war, wie man daraus erkennen kann, sowohl was die Menschenmassen, als auch was die Munitionsversorgung anbe trifft, in jeder Beziehung gut vorbereitet. Nachdem mehrere Monate lang sich die Er mattung bei den Russen bemerkbar gemacht hatte, die sie infolge der schweren Niederlagen des Sommers 1915 befallen hatte, zeigen sie jetzt ihren Verbündeten wieder zum ersten Male, daß sie wieder in ziemlicher Kraft auf dem Plan sind. Wie früher, so hat es sich auch jetzt wiederum gezeigt, daß den Russen zwar weder Menschen noch Kriegswerkzeuge fehlen, daß sie aber trotzdem nie wieder zu der Kraft des Vor ¬ stoßes gelangen können, die sie bei Beginn deS Krieges infolge ihrer rechtzeitigen Kriegs vorbereitung und infolge ihrer großen Menschen- zahl erlangt haben.<Z-nn«t- o.». i. d. M.) verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mit. Zemurbehörde zugelassene Nachrichten.) Frankreichs Achtzehnjährige. Pariser Blätter melden, daß die Einzieh ung der Jahresklasse 1917 am 5. Ja nuar begonnen hat. Bis zum 11. Januar werde der Jahrgang planmäßig eingezogen sein. Die Blätter widmen den jungen Rekruten weh mütige, patriotische Begleitworte und ermuti gende Bilder. * Die englischen Verluste bei Loos. Der Maasbode' erfährt aus London: Tennant teilte in Beantwortung einer Anfrage im Unterhause mit, daß dieGesamtverluste an der We st front zwischen dem 25. Sep tember und 8. Oktober waren: Offiziere: 773 tot, 1288 verwundet, 317 vermißt; Mann schaften: 10 345 tot, 38095 verwundet, 8848 vermißt. — Hiernach haben also dieGesamt - Verluste der Engländer in der Schlacht bei Loos 2378 Offiziere und 57 288 Mannschaften, also 59 666 Mann be tragen. Italiens Preis. In Ergänzung der Meldung der .Neuen Zürcher Nachrichten' über die Garantieklausel in der Beitrittserklärung Italiens zum Londoner Abkommen wird aus guter Quelle berichtet, daß im Londoner Ab kommen noch ein zweiter Punkt enthalten ist, nach dem Italien für seinen Beitritt zum Ab kommen von England zwei Milliarden Lire erhält. * Die serbischen Heerestrümmer. Ein hoher serbischer Offizier, der von Skutari gekommen ist, meldet, daß dieWiederher- stellung der serbischen Armee un geheure Fortschritte macht. Im Norden Albaniens gehen die Kämpfe mit den bulgarischen AbteUungen weiter. Die Serben haben außer ordentlich schwer zu bekämpfende Stellungen ein genommen. Man erwarte nur Munition und Kriegsmaterial, um mit der neuen Offensive zu beginnen. — Dieser Meldung steht die des Berichterstatters der ,Neuen Zürcher Zeitung' in Rom gegenüber, worin es heißt: Das serbische Heer ist wenigstens für eine gewisse Zeitperiode nicht imstande, irgendwelche militärische Wirksam keit auszuüben. Der Rückzug durch das unwirt liche albanische Gebiet, dem es völlig an Fahr straßen fehlt, hat jene tapferen Offiziere ge zwungen, all ihr wertvolles Artilleriematerial, das einem kämpfenden Heer unentbehrlich ist, aufzugeben. * Russische Schlappe in Persien. Nach Meldungen aus türkischer Quelle haben die Russen in einer Stärke von mehr als 2000 Mann die Ortschaft Scheno in Perfisch - Aserbeidschan angegriffen, die von türkischen Truppen und Freiwilligen besetzt worden war. Sie wurden jedoch zurückgeworfen und bis in die Umgegend von Urmia verfolgt, wobei sie schwere Verluste erlitten. PoNlifcbe KunäKbau. Deutschland. *Die türkische Sondergesandt schaft unter Führung des Generals Zekki Pascha, des Vertreters des Sultans im kaiser lichen Hauptquartier, überreichte bei einer Audienz dem König von Württemberg die höchste türkische Kriegsauszeichnung, die Jmtiazmedaille. * Zugleich mit dem Staatshaushaltsplan für das neue Rechnungsjahr wird der preußische Finanzminister am 13. d. Mts. die Steuervor lage betreffend Erhöhung der Zuschläge zur Einkommen- und Ergänzungs Soläene Schranken. 22j Roman von M. DierS. GorUe»ung> Den ganzen Morgen pfiff er die unglaub lichsten und unkenntlichsten Melodien, aber das störte ihn nicht. Er zählte die Stunden, dann die Minuten bis zur Austragung der Post sachen und als der Mann endlich kam, ging er iüm bis auf die Freitreppe entgegen, nahm ihm nur oen einen Brief, den er sofort erkannte, ab und ohne sich daran zu kehren, daß der Mann hinter ihm, der sich so wenig verstellen konnte, herschmvizelte, ging er geradenwegs um das Herrenhaus herum in den prächtig allen wild verwachsenen Park. Ja — nun schien die Sonne durch die Blätter! So wars gerade recht. Er hatte das Pfeifen nun doch eingestellt. DaS Herz schlug ihm bis an den Hals, als er oen Umschlag anseinanderriß. Er las die Worte und dann las er sie ganz ruhig noch eiumal. „Das ist doch nicht wahr," murmelte sr. „Das kann ja gar nicht sein." Das war die erste Empfindung, die er da bei halte. Noch in seiner vollen Unglaublichkeit stand das, was gekommen war, vor ihm. Er sah noch immer auf die Zeilen und all mählich wurde sein Blick starr, und ein leises Zillern überflog seinen Körper. Er preßte die Lippen zusammen, er hatte das Gefühl, als käme plötzlich ein starker, körperlicher Schmerz über ihn, den er mit größter Willensanstrengung ertragen müsse. So saß er eine ganze Weile stumm. Ein plötzlicher Schreck riß ihn auf. Es war wie ein Erwachen aus Betäubung. Jetzt sah er alles klar - alles klar. Es war nichts damit. Sie wollte ihn nicht. Er hatte sich also getäuscht. Nein — es war nichts damit. Durch die Blätter flirrten die Sonnen strahlen. Vogelgezwitscher im Gebüsch. Und oben durch die Wipfel lugte der klarblaue, lachende Spätsommerhimmel. Er sah um sich, Wildheit lag in seinem Blick. Höhnten sie ihn nicht, alle diese sonnigen Farben und Töne —? Mit einem Ruck sprang er auf. Das Papier knisterte in seiner geballten Hand. Unmöglich — unmöglich erschien es ihm, das so hinzu nehmen. Das so einfach anzuerkennen, das Entsetzliche, das alles zerstörte — alles, alles! Irgend etwas tun — etwas Gewalt tätiges — diese graue Mauer zu zerschmettern, die sich wie ein atemraubender Alp vor ihm auf richtete — und mit wilder Faust sein Geschick zwingen — Aber es stand vor ihm — grau, kalt, unbe weglich. Und wie ein namenloses Grauen, empfand er das, was seiner wartete: das blaffe, hilflose, nutzlose Dulden — 10. Magda hatte gedacht, die Wohnung des alten Fräuleins mit den Möbeln, die nun ihr ge hörten, zu behalten. Sie stellte auch keine Stück anders. Mit liebevoller Pietät bewahrte sie ängstlich den Charakter dieser Räume, als könne die eigentliche Besitzerin ieden Taa rurückkeüren. steuer in Preußen einbringen. Es handelt sich dabei lediglich um ein Kriegssteuer gesetz, das mit dem ersten Friedensetat wieder außer Kraft tritt. Die durch dieses Gesetz be gründeten steuerlichen Mehrleistungen, die eine sehr erhebliche, besonders die zu den höchsten Sätzen veranlagten Einkommensteuerstufen scharf in Anspruch nehmende Erhöhung der geltenden Steuerzuschläge bedingen, haben also nur vorübergehende Geltung und werden nach Wiedereintritt normaler Friedensverhältnisse entbehrlich, da dann alsbald die Aufgabe einer organischen Neuordnung der direkten Staats steuern erneut in Angriff zu nehmen ist. *Dem Vorgehen des preußischen Justiz ministers über die Stellung von Gnaden anträgen bei den vor Erlaß des Gesetzes vom 11. Dezember 1915 wegen Zuwider handlungen auf Grund des 8 9b des Gesetzes über den Belagerungszustand erkannten Gefängnisstrafen folgen jetzt auch die Justizministerien der übrigen Bundesstaaten. Die Strafvollstreckungsbehörden haben darnach von Amts wegen sämtliche noch nicht durch Strafvollstreckung erledigten Fälle daraufhin zu prüfen, ob es der Billigkeit entspricht, Gnaden erweise zugunsten des Verurteilten zu befür worten. Eine solche Befürwortung soll überall dort erfolgen, wo anzunehmen ist, daß das Gericht nicht auf Gefängnisstrafe erkannt haben würde. Italien. * Die sozialistisch-reformistischen Abgeordneten beschlossen, Salandra um schleunige Ab Hilfs maßnahmen gegen oie Getreidenot und die Kohlennot zu ersuchen. Der ,Avanti' verhöhnt dafür die Reformisten. „Diese Hanswurste", sagt er, „erteilen erst Salandra Generalvollmacht und stimmten für Salandras Finanz- und Steuerpolitik, fordern mit Geschrei die Unterdrückung der Opposition und predigen Ausdehnung des Krieges, und jetzt klagen sie, daß das Getreide zu teuer sei. Aber das italienische Proletariat wird sich nicht betören lasten." Balkanstaaten. *Die französische Regierung hat die griechische Regierung benachrichtigt, daß sie ihr zehn Millionen Frank als Vor schuß auf die Anleihe zur Verfügung halte, über welche augenblicklich verhandelt werde. — Zehn Millionen Frank ist in der heutigen Zeit nicht viel Geld. Es fragt sich: was soll Griechenland dafür leisten? *Die türkische Regierung bereitet einen Gesetzentwurf vor, durch den das gegen wärtig geltende Zeitrechnungssystem, das zu Verwirrungen Anlaß gebe, ab geän dert wird. Der Gesetzentwurf nimmt für das bürgerliche Jahr den Gregorianischen Kalendex mit dem 1. Januar als Jahresbeginn an, das Finanzjahr wird indessen immer am 14. März beginnen. Die arabische Zeitrechnung mit dem Mondjahr wird als geistliche Zeitrechnung bei- behalten. *Der rumänische Ministerrat hat die Aufstellung einer Zentralkommission für die Einfuhr beschlossen, die sich mit allen, mit dem Jnlandsverbrauch zusammen hängenden Fragen befassen wird. Die Kom mission wird die Bedürfnisse des rumänischen Handels und der Industrie, sowie Maßnahmen für die Erleichterung der Warenbeschaffung und die Zahlungs-Bedingungen studieren. Sie bildet ein Gegenstück zu der Zentralkommission ür den Verkauf und die Ausfuhr von Getreide. Amerika. * Die Regierung . der Ver. Staaten hat aus Neutralilätsgründen beschlossen, ihren See offizieren keinerlei Erlaubnis zu erteilen, an der von dem englischen Ministerpräsidenten vorge schlagenen Untersuchung des „Bara- long"-Falles oder Vorbringen vor einem Schiedsgerichtshof teilzunehmen. Afrika. *Jn Anbetracht der schreienden Ungerechtig keiten, denen die unter französischer Herrschaft stehenden Mohammedaner Algeriens und Tunesiens seit der französischen Besitzer greifung ausgesetzt sind, haben in Berlin wei- Aber in dieser Umgebung, mit seiner Er innerung an Tod und Tränen, mit der Ver bitterung im Herzen wurde sie innerlich alt. Sie hatte kein Leben mehr vor sich, und vor dem was hinter ihr lag, schloß sie erschauernd die Augen. Langsam schlichen die Tage dahin, ohne irgend ein Tun, das ihren Geist beschäftigte. Wenn sie morgens erwachte, graute ihr vor dem, endlosen Tage, der nun wieder kam, und abends, wenn sie ihr Lager aufsuchte, fand sie lange keinen Schlaf, in den sie sich vor ihren quälenden Gedanken retten konnte. Wie ausgebrannt war ihr Leben, leer, gänz lich leer. Hin und wieder raffte sie sich auf, um auszugehen, aber sie kam nur müder und zer schlagener zurück. Und allmählich in dem trost losen Einsiedlerdasein ihrer Tage bildete sich eine Scheu in ihr aus, Menschen zu sehen, überhaupt nur Stimmen zu hören. Draußen war ein grauer Regentag. Tropfen prickelten an die Scheiben und die sonnenlose Helle erfüllte das Gemach. Magda saß in Fräulein von Kleists großem Armstuhl, sie hatte ein Buch in der Hand, aber sie vermochte dem Inhalt der Zeilen nicht zu folgen. Da kam die alte Anna und meldete einen Herrn, der sie zu sprechen wünsche. Seinen Namen habe er nicht nennen wollen, er sei ein „Freund" des gnädigen Fräuleins. Magda zuckte empor. Nur ein einziger Ge danke durchfuhr sie und nahm Besitz von ihrem Denken. All das erstorbene, ertötete Leben in ihr erhob sich wieder in heißer Angst. Ihr war, als müsse sie die Lände ausitrecken. Nein, nein. lende einflußreiche Scheichs die Gründung eines Ausschusses vorbereitet, der für die Unab hängigkeit Algeriens und Tunesiens arbeiten soll. Die Führer der Bewegung sind Scheich Saleh Ascherif Attunisi, ein Nachkomme der Familie des Propheten und islamischer Gelehrter, den die französische Gewaltherrschaft zum Ver- lassen seines Landes veranlaßt hat, und der ehe malige Kadi aus Tunis, Scheich Ismail Sefahi. Asien. * Zuverlässige Nachrichten bestätigen das Gerücht, daß Japan von den Ver bündeten, die sich zur Offenhaltung der Tür in China und der Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes verpflichtet hatten, mit der Vormundschaft über China beauf tragt worden ist. Daß kurz vorher Grey sich noch zur Politik der offenen Tür in China be kannte, sollte wohl nur eine Beruhigungspille für die englischen Kaufleute in Ostasien sein, denen von der Verschacherung an Japan etwas zu Ohren gekommen sein konnte. Zweifellos bestehen schon viel festere Abmachungen mit Japan, als Grey vermuten lassen wovie. Gegen Amerikas Waffenausfuhr. Senatsdebatte in den Ver. Staaten. Trotz des Ersuchens des Präsidenten, die öffentliche Erörterung des Unterseebootskriegs zu unterlassen, solange die Verhandlungen mit Osterreich-Ungarn in Schwebe sind, entwickelte sich im Senat die aufsehenerregendste Debatte seit Eröffnung des Kongresses, im Anschluß an die Erklärung des Senators Jones: daß Amerikaner, die auf Schiffen der Kriegführenden reisen, damit einen Mangel an Patriotismus bekundeten. Senator Ogorman pflichtete dieser Auffassung bei und fügte hinzu, daß Konsul Mc Neely, der mit der „Persia" unterging, besser getan hätte, Rat anzunehmen und nicht zu fahren. Ihren Höhepunkt erreichte die Debatte, als Senator Works in einer leidenschaftlichen Rede erklärte, die amerikanische Regierung sei moralisch verantwortlich für das „Lusitania"-Unglück, da sie Passagieren auf einem Schiff zu fahren ge stattete, das, wie sie wußte, eine- Ladung von Munition führte. Der Redner verlangte mit aller Entschiedenheit ein Verbot der Waffen ausfuhr, indem er die Neutralität Amerikas als heuchlerisch bezeichnete. Senator Lodge und andere führten aus, daß ein solches Verbot eine unneutrale Handlung wäre und Amerika tatsächlich zum Verbündeten Deutschlands machen würde. Senator Reed verteidigte die Munitionslieferungen, denen die günstige Wirtschaftslage zuzuschreiben sei. Senator- Stone, Obmann des Ausschusses für die aus wärtigen Angelegenheiten, versuchte vergeblich die Debatte, die für die wachsende Strömung zu gunsten des WaffenaussuhrverLots bezeichnend war, abzuschneiden. Jedenfalls ließen die vielen Reden erkennen, daß die Senatoren über die Frage der Reisen von Amerikanern auf Schiffen der Kriegführenden nicht einer Meinung sind. Wäh rend einige für Schritte der Regierung eintraten dagegen, daß amerikanische Bürger ihre Regierung durch Reisen auf Schiffen Kriegführender un gerechtfertigterweise in Verwicklungen brächten, hielten andere dafür, daß nach dem Völkerrecht Amerikaner an Bord solcher- Schiffe, wenn sie nur unbewaffnet wären, ebensoviel Rechte hätten wie auf neutralen Schiffen. Senator O'Gorman lenkst- die Aufmerksam keit auf die Tatsache, daß seinerzeit die Ameri kaner aufgefordert worden seien, Mexiko zu ver lassen, obgleich niemand die Tatsache bestritten habe, daß Amerika der Meinung war, Ameri kaner hätten ein Recht, nach Mexiko zu gehen. Redner wies darauf hin, daß, wegn die Regie rung eine Warnung unter dem gleichzeitigen Vorbehalt ihrer Rechte und der Rechte ihrer Bürger erließe, dadurch jedem Einwande begegnet werden könne. Die lebhafte Debatte, die ohne Abstimmung schloß, ward durch zwei Beschlußanträge herbei geführt, zur Verhinderung der Ausgabe von Pässen an Amerikaner zur Reise auf Schiffen der Kriegführenden und zur Einschränkung des Pastagierverkehrs auf Schiffen mit Kriegs- munitwn. Ich kann nicht! Ich will ihn nicht sehen! Ich kann es nicht ertragen. — Aber kein Laut kam über ihre Lippen. Die alte Anna, die dies apathische Wesen von ihrer jungen Herrin gewöhnt war, ging hinaus, um den Besucher hereinzulassen. Einen Moment setzte Magdas Herzschlag aus, alle ihre Sinne spannte» fick in namen loser, qualvoller Erwartung. Als der Fremde herantrat, erkannte sie ihn erst nicht. Es flimmerte ihr vor den Augen, und dann --- konnte sie es kaum erfassen, daß der, der da stand, nicht er war, den sie er wartet hatte — sondern ein ganz anderer: Hugo Sehling. Der erstarrte Herzschlag setzte wieder ein, und der Schreck von vorhin, die furchtbare Auf regung tobte in seinen wilden Schlägen. In diesem Augenblick war Magdalene völlig un fähig, die Situation zu überblicken. Was sie mit diesem Manne erlebt hatte, erschien ihr als ein so fernes, verschwommenes Bild, daß sie es kaum in Zusammenhang mit der Gegenwart brachte. Ihr Schweigen, in dem nicht einmal eine Abwehr lag, berechtigte ihn zum Nähertreten. Sie hörte einen Schwall von Worten, der sich über sie ergoß. „Eben erfahren — beklagens werter Todesfall — gnädiges Fräulein so allein und schutzlos — meine Mama schickt mich — Hilfe anzubieten —" „Aber ich brauche ja gar keine Hilfe," sagte Magda. Ihr Sinn war zu müde und kraftlos, um sich auch jetzt irgendwelche Nachgrdanken zu
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