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Allgemeiner Anzeiger : 18.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190311184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19031118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19031118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-18
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.11.1903
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politische K^mäsebAU. Deutschland. * Wegen der fortdauernden Besserung im Befinden des Kaisers werden die Bulletins nicht mehr täglich ausgegeben werden. *Am Donnerstag haben die Ur- wahlenzum p re u ß i s ch en L a nd t a g e stattgesunden. Nach dem, was bisher über den Ausfall sestgestellt werden konnte, wird sich das Stärkeverhältnis im neuen Landtage nur wenig ändern. Höchstens werden die Nationalliberalen ans Kosten der Konservativen einige Sitze ge winnen. Die Sozialdemokratie hat zwar in allen großstädtischen Wahlbezirken einen starken Stimmenzuwachs erhalten nnd wird bei der Wahl in Breslau sogar ausschlaggebend sein; aber sie dürften kaum ein eigenes Mandat ge winnen. * Der Muird - und Zahnpflege der Truppen ganz besondere Fürsorge zu widmen, ist nach dem ,Hann. Cour' den Sanitäts offizieren des 16. Armeekorps durch Korpsbefehl aufgegeben worden. Infolgedessen werden von den Ärzten bezw. den Lazarettgehilfen eigene Jnstruktionsstunden über dieselbe abgehalten. * Polenblättern zufolge plant die größere Hälfte der polnischen Studierenden des Posener Priesterseminars ihren Austritt aus dem Seminar wegen des ihnen auserlegten Zwanges, die Vorlesungen der Akademie zu besuchen. *JnderbayrischenAbgeordneten- kammer wurde ein Antrag Nißler eingebracht, die bayrische Regierung möge im Bundesrat auf eine Änderung des Gesetzes über den Reichs- invalidenfonds wirken, dahingehend, daß alle Kriegsveteranen, deren Erwerbsfähigkeit auf weniger als ein Drittel herab gesetzt ist, soweit sie unterstützungsbedürftig sind, die im Gesetze vorgesehenen Beihilfen erhalten. Es sei auch in W ürt t e m b e r g ein gleicher Antrag angenommen. Baumann (Zentr.) be antragt einen Zusatz zum Antrag Nißler, in dem ausgesprochen wird, daß die Beihilfen s o- fortzu gewähren find, die Auszahlung an die Berechtigten vom Tage der Anerkennung ihrer Berechtigung beginnt und daß der Mehr aufwand, soweit der Jnvalidensonds nicht ausreicht, aus allgemeinen Reichsmitteln zu decken ist. * Zum Au fst ande der Bondelzwar ts in D e u t s ch - S ü d w e st - A s r i k a meldet das ,Reutersche Bureau' über Kapstadt: Nach einem Bericht aus Swakopmund vom 11. d. find 300 Mann mit 5 Geschützen unter der Führung des Hauptmanns v. Fiedler auf dem Marsche von Windhoek nach Warmbad. Die Truppenabteilung schließt 115 Witbois und Bastards ein. Eine andere Abteilung, die sich aus Buren freiwilligen zusammensetzt, nähert fich Warmbad von Ukamas aus Der Sammelpunkt der Feinde ist unbekannt. Frankreich. * Der russische Botschafter in Paris, Fürst Urussow, versicherte einem Vertreter der,Nowoje Wremja', der ihn über den Stand des russisch- französischen Bündnisses befragte, die Form habe sich geändert, indessen werde das Wesen des Bündnisses nicht davon berührt. Ter englische Botschafter in Paris, Monson, äußerte zu demselben Gewährsmann, die englisch-französische Annähe rung habe in Petersburg durchaus nicht be unruhigt. Dieser Umstand ermutige zur Hoff nung, daß in absehbarer Zeit auch eine eng lisch-russische Annäherung zustande kommen könne. * Ministerpräsident Combes kündigte am Donnerstag im Senat an, die Frage wegen Trennung der Kirche vom Staat werde wahrscheinlich im Jahre 1901 im Laufe der gewöhnlichen Tagung dem Parla mente unterbreitet werden und die Regierung werde zeigen, daß sie der ungewissen und ver worrenen Lage ein Ende machen wolle, die, wenn sie weiter fortbestehen bleibe, die morali sche Ruhe des Landes gefährden würde. Die Ankündigung rief g r o ß e S e n s a t i o n hervor. Balkanstaate«. *Der Stand der Balkanfragen hat fich ungeachtet der Diplomatie in nichts ge ändert. Der Widerstand des Sultans gegen das Mürzfteger Programm hat noch keineswegs nachgelassen, trotz aller Warnungen und Raffchläge von befreundeter Seite. Wie Österreich und Rußland diesmal den" Padischah Herumkriegen wollen, darüber ist noch immer nichts Sicheres bekannt geworden. Die In struktionen, auf die der österreichische und russische Botschafter ziemlich lange haben warten müssen, sind nunmehr endlich in Konstantinopel einge troffen. Man versucht es danach noch einmal mit gütlichen Vorstellungen im Mdiz-Kiosk. Amerika. * Während der letzten Zeit haben in New Jork über 5000 polnische, italienische und un garische Arbeiter Fahrkarten zur Rück reise nach Europa genommen. Diese Richard Schmidt-Cabanis ch. Rückwanderung ist die Folge der umfassenden A rb e i t e r e n t l a ssu n g e n bei den großen Eisenbahnen, die aus Ersparnisrücksichten er folgten. *Der Panamakanalbau wird in Washington offenbar bereits als b e s ch l o s s e n e und gesicherte Sache behandelt. Der Generalstab, so wird aus Washington gemeldet, erwog die Entsendung von Truppen nach dem Isthmus und Bogota zum Schutze der Gesandtschaft während des Kanal baues. Es soll eine Verstärkung der Gar nisonen Colon und Panama geplant sein. Afrika. * Aus Marokko bringt das ,Bureau Reuter' wundersame Nachrichten. Nach den letzten Meldungen aus Fes herrscht dort Ruhe; der Sultan entläßt seine Truppen, beschränkt so die Staatsausgaben und verbessert die Finanz lage. Die Straßen zwischen Fes und Tanger sind sicher, Europäer und Karawanen, die bares Geld transportieren, verkehren jetzt zwischen Fes und Tanger. (Ob das alles wahr ist? Und wie geht's denn dem Bu Hamara?) Asten. *Antirus fische Vereinigungen in Japan sollen unterdrückt werden, weil sie Japan nur schädigen, indem Rußland dadurch begründeten Voiwand zur Stärkung seiner Stellung in Port Arthur uud Wladi wostok und Vermehrung seiner Garnison in der Mandschurei erhalte. Schon jetzt hat Rußland dadurch eine geradezu despotische Stellung im fernen Osten erlangt. *Ein ernster japanisch-russischer Zwischenfall wird aus Korea gemeldet. Wie das russische Blatt ,Nowy Kray' aus Tschemulpo meldet, überfielen dort 800 japanische Hafenarbeiter 26 aus der Stadt zurückkehrende Matrosen des russischen Kanonenboots „Bobr". Die Angreifer hatten verschiedene Waffen ; die Matrosen verteidigten sich mit den Fäusten, warfen die Angreifer zurück und erreichten ihren Kutter- een Steinhagel folgte ihnen. Viele Matrosen wurden ver wundet. Da den Javanern schien, daß einige Russen in der Stadt ? . ückgeblieben seien, drangen zweihundert mit Buten und Säbeln bewaffnete Japaner in die europäische Niederlassung ein, durch suchten die russischen Häuser und umlagerten sie die ganze Nacht. Die Konsuln leiteten eine Untersuchung ein. Die Japaner, die darüber erbittert waren, daß zwei von ihnen bei dem Überfall tödlich ver wundet und andere übel zugerichtet waren, versagten der Obrigkeit den Gehorsam und machen, wie es heißt, stark bewaffnet den Kai unsicher, indem sie jeden Russen zu erschlagen droben. Die Matrosen nahmen bei dem Überfall den Japanern verschiedene Waffen ab. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung gingen nach Tschemulpo bas Panzerschiff „Poltawa" und einige Minenboote ab. Var „nicht finkende Schiff". d. Als einen der größten Fortschritte der Schiffsbaukunst kündigen englische Blätter das „nicht sinkende Schiff" an. Das System wurde in den letzten Tagen an dem Schiff der Ham- burg-Ameüka-Linie „Deutschland" praktisch vor- geführt. Die hydraulischen Sicherheits-Scholten türen, die das Untergehen der Schiffe ver hindern, sind der Lösung des Problems am nächsten gekommen, wasserdichte Abteilungen auf Schiffen herzustellen. Die Erfindung stammt von Mr. Rilston aus Ayrshire (Schottland), dessen Idee durch die vereinten Bemühungen der Schiffbauer Mrs. Stone u. Komp, und des Norddeutschen Lloyd verbessert worden ist. Elek trizität, komprimierte Luft und Dampf boten alle mehr oder weniger Ubelstände bei ihrer Verwendung für eine solche Einrichtung. Der Erfinder benutzt den hydraulischen Druck. Im Stcuerraum auf Deck ist — so schildern die ,Daily News' die Einrichtung — ein Hebel, der eine Kontrolle über die hydraulische Kraft aus übt, die in Röhren komprimiert ist; letztere stehen in Zusammenhang mit dem Schließen von 23 Schottentüren, die senkrecht in Rinnen funktionieren. Längsseits geht eine elektrische Verbindung. Wenn dem Schiff ein Zusammen stoß oder irgend eine ernste Gefahr begegnet, so setzt der diensttuende Offizier im Steuerraum den elektrischen Strom in Gang, und ein Gong oder eine Glocke ertönt anhaltend in jeder wasserdichten Abteilung, um jeden Matrosen oder andern Arbeiter, der in solch einem Raum arbeitet, zu warnen, damit er flieht. Fünfzehn Sekunden darauf läßt die hydraulische Kraft die Türen jeder Abteilung herab, so daß die Ab teilungen völlig wasserdicht sind und das Schiff nicht sinken kann. Im Fall, daß jemand von der Mannschaft dadurch in einer Abteilung ein geschlossen wird, kann er sich selbst befreien, indem er einen der Hebel in Bewegung setzt, die an jeder Seite der Schottentür angebracht sind. Wenn durch irgend einen unglücklichen Zufall die Türen weder insgesamt vom Steuer raum aus noch einzeln geschlossen worden find, so hebt die Wasserflut Bojen aus, die automatisch die Türen schließen. Uin-esunterschiebungr-prozeß. Der Prozeß Kwilecki brachte am Donnerstag noch nicht das erwartete Gutachten der Sachverstän digen über die Ahnlichkeitsfrage. Der Erste Staats anwalt Steinbrecht gab aber folgende Erklärung: „Gestern hat die Kommission zur Prüfung der Ahnlichkeitsfrage ihre Untersuchung vorgenommen. Bedauerlicherweise haben bereits mehrere Blätter, obgleich die Untersuchung unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfand, über das angebliche Resultat berichtet, aber in einer Weise, daß nur das mit geteilt wurde, was zugunsten der angeklagten Gräfin spricht, während alles übrige, was zu ihrem Nachteile ausgelegt werden kann, fort- gelassen ist. Ich wiederhole, es ist diese einseitige Wiedergabe bedauerlich; denn die Herren Ge schworenen könnten sich dadurch beeinflussen lassen. Selbstverständlich wird das Ergebnis der Unter suchung den Herren Geschworenen unterbreitet werden, und sie werden auch aus eigener An schauung ein Urteil zu fällen haben; ich bitte aber die Herren Geschworenen, sich nicht vorher durch derartige Zeitungsnachrichten beeinflussen zu lassen." Die eigentliche Sitzung, die der Landtagswahlen wegen nur bis um 1 Uhr mittags dauerte, wurde mit dem Gutachten der Schreibsachverständigen aus gefüllt. Im Prozeß Kwilecki traten am Freitag mehrere Entlastungszeugen auf, u. a. auch die Amme, d.e dem kleinen Grafen die Brust gegeben haben will. Nach ihrer Ansicht hatte die Gräfin, als sie zu die!» gerufen wurde, den Eindruck einer Wöchnerin macht. Auch das Kind hielt sie entschieden für cin neugeborenes. Eine Reihe weiterer Zeuginnen, die bei der Geburt behilflich gewesen sein wollen und die Gräfin während des Wochenbettes gepflegt habe», werden nicht vereidigt, da gegen sie bereit? das Verfahren wegen Begünstigung und Meineid eingeleitet worden ist. Für den weiteren Verlaus deS Prozesses wurde folgendes Arbeitsprogrami» entworfen: Am Montag sollen die medizinische» Sachverständigen ihre Gutachten abgeben, am Dien?' tag wollen dann die Vertreter der Staatsanwalt schaft plädieren, und daran soll sich das Plaidoyer des Justizrats Wronker schließen. Am DonnersA würden dann die übrigen Verteidiger plädieren und der Schluß der Verhandlung würde am letzten Tage der Woche zu erwarten sein. Von unä fern. Richard Schmidt-Cabanis, der bekamt humoristische Schriftsteller, ist, 65 Jahre alt, am Donnerstag in Berlin gestorben. Eine fatale Überraschung wurde eiB Anzahl Studenten der Dresdener Technische» Hochschule bereitet. In einem bekannten Enn blissement außerhalb des Weichbildes der Stadl sachten verschiedene Studenten Bestimmung^' mensuren aus. Mitten in der Paukarbeit er« schien Plötzlich die Polizei aus der Bildfläche und gebot Einhalt. Die Paukenden wurde» samt und sonders von den Gendarmen, die i» Zivil erschienen waren, notiert und müssen/B nunmehr Anfang nächsten Monats wegen Hel" ausforderung zum Zweikampf und AnualM desselben vor dem Landgericht verantworten. Wüste Auftritte fanden kürzlich im Sitzung?' saale des Dresdener Landgerichts statt. E>» „schwerer Junge" hatte sich wegen Einbruchs-7 wegen dieses Verbrechens hatte er schon den nahe sechs Jahre im Zuchthaus gesessen — verantworten. Als die Richter sich zur Le' ratung zurückzogen, versuchte er ins Beratungs' zimmer einzudringen und konnte nur mit MW davon abgehalten werden. Kaum halten die beiden handfesten Gerichtsdiener wieder as die Anklagebank gesetzt, als er mit wildem K»' schrei aufsprang, mit einem Satz an den RiM' iisch stürzte und dort sämtliche Akten auf d»» Fußboden schleuderte. Nachdem er noch mehl^ Stühle über den Haufen geworfen, erfaßte »> sämtliche auf dem Verteidigertisch stehende Tinte»' fässer nnd schleuderte sie in den Zuschauerrau^ Die Anwesenden stoben entsetzt auseinander! wohl an zehn Personen mußten sich die Tinte»' flut vom Gesicht und von der Kleidung wischt Erst mittels eines stärkeren Aufgebots v»» Gerichlsdienern gelang cs, den Tobenden fesseln und auf seinen Platz zurückzubringen. Die verwechselte»« Bilder. Die Bürger' meisterstelle der Stadt Hachenburg (Westerwald war ausgeschrieben, und einhundertundvier Le" Werber sandten ihr Bild mit dem betreffende» Bewerbungsschreiben der Stadtverwaltung »E Die Entscheidung fiel auf einen Hem' Mayen, aber als die Stadlväter sich anschiM»- die übrigen einhundertdrei Bilder ihren Original wieder zu übermitteln, ergab sich nach,^ ,Franks. Ztg.', daß die Bilder in den Schreibe» alle verwechselt waren. Es bleibt nun nichb anderes übrig, als die Kiste mit den Bilde»" der Reihe nach an die 103 Kandidaten senden, damit sich jeder sein Konterfei miede» misslichen könne. So werden die Bewerbe miteinander bekannt, und vielleicht gründen " einen Verein oder eine Gesellschaft m. b. H. Bewerbung um vakante Slellen. Ei» Licbesdrama uierkwürdiger Pl> Hai sich in München abgespielt. Eine Sprach' lehrerin, die sich von einem jungen Medizin» treulos verlassen glaubte, wollte sich mit Lys»» vergiften, das zu einem Hundebad bereit sta»»' Die Flasche wurde der Lebensmüden rechtzeiüS entrissen und zwar vom Vater des Mädchen?, der auf einen alarmierenden Abschiedsbrief nach München geeilt war. Darauf suchte der resolute Herr Papa den Treulosen in desse» Wohnung auf, ließ ihm seinen Stock fühlen U»» warf den unglücklichen Liebhaber schließlich au» seiner eigenen Wohnung hinaus und die Trepp» hinab. Das genügt! Oberst Mn vo: »im lieg »»ffe in ^tzlich ar >Mer mi leier Par »rch eim in des «sser ihi 'griff eil Mnschas versolgun Vielleie binde gel Nir Slras Eine Wlag >>e Wiei Mrs v werb Mdeszst »Werter »der gesti von einer aber voi die Woh denn ein leeren er Hinei schlaf ünner de Aenstcy Nöbeltn weiden ' »wüchier deinselbe einem dlebensz worden. Auf ein Dar dos kein Rassen sii ertru Da, in Dar gebraut dierbrau »ach ba ff Lenuebi lLinde) fleller v Re, Gaslein Amte s Postvor Aeamie »Nb sä Kopf, der Alt Vo nahm Smdtg der Pj, hoch ist sernen, ihm, di er das hatte, ' Turme, tehl ur einer .( Kopf r in Ge Menge A, Signet -wische daher!, mit sei Seit i immer Vernw Rann D zum ? Hjl ^auberklänge. 8 s Erzählung von E. Stage. lForlietz»ug.) Das regelmäßige Gesicht der Dame spiegelte so viel Herzensgüte und Freundlichkeit wieder, daß es auf den ersten Blick für sie ein nahm und ihr Gang war beinahe jugendlich leicht und graziös. Die eine Hand hielt ein mächtiges Schlüsselbund; mit der andern hatte sie Ilse umfaßt, deren prächtige Locken, so un gebunden wie einst, jetzt weit über den Gürtel des luftigen Gewandes heruiederfieleu. Keine Blume, kein Schmuck haftete an dem Kleide und doch erhöhte gerade diese Einfachheit den eigenen Reiz der lieblichen Erscheinung. Hell auf jubelte der Kleine, warf alle seine Bauten krachend ein und lief mit ausgebreiteten Ärmchen auf Ilse zu. Über ihr vergrämtes Ge sicht flog ein lichter Schein. „Nicht so stürmisch, mein Junge!" mahnte schmunzelnd der alle weißbärtige Oberförster und blies mächtige Wolken aus seiner langen Pfeife hervor. Zwischen den Bäumen des Waldes war nun auch Felix mit dem Gewehr über der Schulter sichtbar geworden. „Reich dem Onkel dein Händchen!" sagte Ilse, welche mit dem Kinde auf dem Arm ihm entgegen ging, nnd willig gehorchte dieses so gleich. „Es scheint, daß ich das meiste Talent zum ehrsamen „Onkel" besitze!" meinte Felix sar kastisch. Er sah schlecht aus uud dunkle Ringe zogen sich um die Augen. Sie strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn und blickte ihm innig ins Gesicht. Er drückte krampfhaft ihre Hand und schritt dann rasch ins Haus. Wohlgefällig schaute der Oberförster ihm nach. „Seit beinahe vierzehn Tagen kaum aus dem Walde herausgekommen! Ist das Muster eines strebsamen Forstmannes, Ihr Herr Sohn! Seine täglichen Aufzeichnungen verraten richtige, praktische Auffassung und gründliches Wissen!" Die Freude, die der Vater diesen Lobsprüchen gegenüber empfand, schien doch etwas geteilt zu sein! — — Der Tag verging allzu rasch in der trau lichen, erquickenden Waldeinsamkeit! Die Herren tauschten Erinnerungen aus ferner Jugend aus und Ilse schmiegte sich immer herzlicher an die alte Dame an. Seit beinahe dreißig Jahren lebte Fräulein Dorchen im Hause des Oberförsters Haider, der nach langjähriger kinderloser Ehe das verwaiste Mädchen, die Schwester seiner angebeteten Frau, zu sich nahm, zur Zeit, als ihre beiden Brüder nach Australien sich einschifften. Sie hatten dort wirklich ihr Glück gefunden und waren reiche Farmer geworden. Nun boten sie auch der Schwester ein prächtiges Heim da drüben an; allein diese mochte sich nicht mehr trennen von Eichental. Es war beschlossen worden, nach dem Abend essen das am Strande stattfindende Konzert ge meinsam zu besuchen, welchem Vorhaben sich nur Felix, der dringende Arbeit vorschützte, zu ent ziehen wußte. « ch * Eine Menge von Badegästen war vor dem Slraudschloß erschienen, um sich an den herr lichen Klängen des allgemein beliebten Mufik- korps zu erfreuen. Die Abendluft wehte rein und milde und an allen Tischen auf dem weiten Perron sah man nur Gruppen fröhlicher Menschen vereint. Unten am Strande war's stiller geworden; vereinzelt bauten noch hier und dort kleine Knaben an gräbenumzogenen Vesten oder ver träumten Erwachsene einsam in Strandkörben die Zeit. In einen der letzteren hatte auch Ilse, deren schwache Nerven das laute Treiben unter den vielen Menschen krankhaft erregte, sich geflüchtet. Das Meer lag, vom Schimmer der untergehenden Sonne vergoldet, in majestä tischer Ruhe da und nur leise plätschernd schlugen kleine Wellen am Ufer an. In leisem Sinnen blickte Ilse auf die glanzvolle, unendliche Fläche. Ein Bild des Friedens erscheint sie noch eben, wer weiß, wie bald nicht schon der brausende Sturm aus tiefer Ruhe sie aufrütteln wird zu wildem Kampf! Wie zuzeiten am Strande der trockene Sand bei jeder Berührung erklingt, so auch heut, als feste Schritte darauf fich näherten, die, Ilse wohl bekannt, sie aus ihren Träumen rissen. »Ah — gnädiges Fräulein, befinden Sie sich wieder besser ?" Mit den Worten stand Graf Wehlen plötzlich dicht neben dem Strandkorb. Ihre Augen sahen an ihm vorüber ins Weite, als sie flüchtig das Haupt neigte. „Gestatten Sie, daß ich mich zu Ihnen setze?" Dabei deutete der Graf auf den noch leeren Platz an Ilses Seite. „O bitte!" Wie kühl die einladende Handbewegung war „Infolge einer Verabredung habe ich sÜ» Sie und Ihren Herrn Vater zu der morgen stattfindenden Aufführung des „Tannhäuser Karten besorgt", begann er freundlich. „Haben Sie dieselben erhalten?" Als sie ganz verwundert zu ihm aufblickte, setzte er erklärend hinzu: „Sie befanden sich in einem Strauß weißer Rosen." Wie Spott zuckte es um ihre Lippen. O, er wußte ja nicht wie all diese regelmäßigen Blumenspenden nicht eines Blickes von ihr g»' würdigt wurden: „Papa und ich sind schon am frühen Morgen zum Forsthaus Hinausgefahren und von dort nach hierher zurückgekehrt!" erwiderte sie lässig und schwieg. Er biß sich voll Unmut auf die Lippen, und doch reizte dieses Wesen ihn mächtig. Ob nichts imstande wäre, es zu erschüttern? — „Hören Sie vom Strandschloßflügel Klänge der Ball musik herüberdrängen? Im Saale wird heut die übliche Röunion gefeiert! Was meinen Sie — möchten wir nicht auch mal zusammen dort tanzens" Lächelnd versuchte er ihr ins Auge zu schauen. „Ich danke, Herr Graf, für so viel Ehre!" Er fuhr empor. „Außerdem bin ich wohl noch zu leidend, um tanzen zu können!" . Das klang nun doch versöhnlicher! Er sah ja den zuckenden Mund und ein eigenes GeW dräng „Won liebes W an I Wider die st Ruhe lausen Ihre sie to über" ligkeii wäre E Erklä regte herbe ihren wohl verär gestw ihrer Sie" als Arm weist daß hall! io le und
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