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Allgemeiner Anzeiger : 16.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190309169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19030916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19030916
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-09
- Tag 1903-09-16
-
Monat
1903-09
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.09.1903
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SkÄnregelmästigkeitcn bei einer Abschluft- lhereiMng. Bei der Abgangsprüfung an der mgen Wn Landesbaugewerkschule zu Darmstadt im da« s,ch jüngst Unregelmäßigkeiten ereignet, ilten, Pohl noch weitere Folgen nach sich ziehen hre und es wahrscheinlich machen, daß das mit P staatliche Examen für nichtig erklärt ammemn muß. Soweit bis jetzt seststeht, find htenss» Schüler der Anstalt nachts in das nämlWWlokal in der Neckarstraße eingebrochen gesteh heben die von ihnen am Tage zuvor an- rterbrMgten Probearbeiten und diejenigen solcher der Müler, die als besonders begabt galten, ge- luswam. Die guten Arbeiten haben sie dann 'e ZM zu Hause kopiert und in der Morgenfrühe in B erneuten Einbruch mit den Nacharbeiten stew Mr an Ort und Stelle geschafft. 'M^nrch die funken der Lokomotive eines der sogenannten Kanonenbahn ist in omm M bei Belzig ein großes Schadenfeuer ent- " indem die Einfriedigung des Fischer- "I i ^^lengrundstückes dadurch in Brand ge- stch auf die Mühle und auf 6 große t^^Me übertrug. Da in dem Orte .Mrmangcl herrschte, wurden die 6 Gehösle Erntevorräten ein Raub der Flammen, A» das Dorf jetzt einem rauchenden Trüm- dw Mausen gleicht. n Kul.^^'cher Unfall während der Turn- s»leits^.' Ein bedauerlicher Unglücksfall er- sich während der Turnstunde des LÜ^Turnvereins „Vorwärts" in Treuen- Bei d» Stellung einer Pyramide in bc!U junger Mann so unglücklich zur Erde, Mit E > schwere Verletzungen erlitt, die den Tod uunli^i^ichtung eines Gattenmörders. In urkt '^."rülken wurde der am 15. April d. wegen d schu'iß, Mordes zum Tode verurteilte Bergmann dio^^nin mittels Fallbeil durch deu Scharf- Engelhard ans Magdeburg hingerichtet. Mvaiu hatte im Dezember v. seine Frau mit ^^"ii Beil erschlagen, um seine Geliebte heiraten " I0NM. internationalen Wettschwimmen 'MZzia, das am 7. und 8. d. unter reger seitens erstklassiger Schwimmer aus Mich, Ungarn, Italien und Deutschland im MMina-Seebade stattfand, gewann Bruno ."0 tzAarz vom Berliner Schwimmklub „Borussia" Meiste, schäft von Europa sowohl im Brust- «ich im Rückenschwimmen. Marineskandalaffäre wird aus bt gemeldet. Der Kommandant eines Unter- Mies in Cherbourg hat sieben nicht gemachte „HdjjMrten ungerechnet, um persönlich höheren A erhalten. Ein Seekadett, dem 20 Frank ausgezahlt worden waren, hat deren , miMMMe verweigert und so den Betrug bekannt M Offiziere, die mit dem betreffenden 4?"Mdanten den Feldzug nach Madagaskar ' haben, erzählen, er habe damals auf kleinen Schiffe der Königin Ranavalo sses . , Pi2^°iMaIwarengeschäft eröffneHd zu unge- Preisen verkauft. ick h'M^ine Familientragödie wird aus Paris erSl^V^t. Der Buchhalter Tirmarche, dessen ertMMm und drei Kinder wurden mit Sricken llnrEMp ^rrgebunden in einem Teiche bei Abbö- 100^^ als Leichen gefunden. Tirmarche gab in hinterlassenen Briefe an, daß sein allzu Gehalt ihn und seine Familie allerlei n Es "^Mngen ausgesetzt habe. hatte ^8,^1 seltsamer Reservist. Unter den zu einer KorM VHen Übung eingczogenen Reservisten, die sich bei dem dritten französischen Genie- m Arras zu melden hatten, befand sich -0 / V ^ssen Ankunft großes Aufsehen erregte. Er , MMlich mit einem dreijährigen Kinde, einem bei j, auf dem Arme in die Kaserne und brachte wNi ein altes Pferd mit, das ihm bei seinem 'e AMtj» Ml als SchiffSzieher gute Dienste leistet und sein t „VermögenSstiick" bildet. Der Mann ist Witwer, stü^ Verwandten, der sich nm das kleine hätte kümmern können, und es sand sich . il SW," Mensch, der 28 Tage lang den alten Gaul EM ztMMt oätte. In dieser Notlage faßte der Re- chliilMMi einen energischen Entschluß: er nahm Kind nit cE b,. M zum Korps mit, in der Hoffnung, daß em ^'MMegiment schon für ihren Unterhalt sorgen e Und seine Hoffnung wurde nicht getäuscht. °>e Militärbehörde, von der traurigen Lage des . giorGnM erhielt keine Antwort. Die Haus- ;hr richtete ihre Blicke forschend auf ihres m^stcht, der seine Augen immer noch auf mtfe< Mier geheftet hielt. ' wahr, Ihr werdet mir helfen, das ffehMMMken meines Mannes völlig rein zu n und mir beistehen, die Schuldigen zu : MiH.M und vor den Richter zu schleppen. Um armen Waise willen," sie lüftete die 8 hölHM und wies nach dem schlafenden Kinde, 'in unschuldiges Haupt ungerechte Schmach erdnsltz habt ^bannen, steht Ihr mir bei, — WM M ja so verlassen." >ben kch^iegi Euch nicht auf, liebe Frau," mahnte bisHM Martin. „Wir werden Euch gesund utfahMMn, und dann werdet Ihr Eure Sache in nehmen. Mit Rat will ich Euch itterM'y. »Mehr verlange ich ja nicht," hauchte die ffaltew »F e dankbar und reichte ihre Hände hin. 'M mich nicht!" >s »Das werden wir nicht. Jetzt aber schlaft, en. MU scheint Fieber zu haben; Eure Hände find n FiEM und trocken. Reichen Sie ihr etwas seht der Limonade, Frau Brand, und lassen ! nicMM die Quacksalberin wieder holen," ordnete llachn«^ Martin noch an, ehe er daS Krankenzimmer auf alte Frau wurde geholt. Mt Umficht M dem ihr eigenen Verständnis für eine der- llnahNM'ge Savage was fix all' die geringfügigen sa wichtigen Anordnungen für die L ^°n Mutter und Kind. '0 U m nds sprach Rosa wieder vor, sich nach Befinden der Schwägerin erkundigend. Sie armen Teufels hörte, sorgte sie dafür, daß das! kleine Kind gut untergebracht und ernäbrt würde, und verpflichtete sich auch, das alte Pferd 8 Tage lang durchzufüttern. Pest in Marseille. Die verdächtigen Er krankungen in Marseille, deren seuchenartiger Charakter anfangs offiziell abgeleugnet wurde, haben sich nun doch als Pestfälle herausge stellt. Spelterinis Ballonfahrt wiederum verschoben. Mit dem Antritt der Alpenfahrt Spelterinis war es auch am Donnerstag wieder nichts. Der Luftschiffer hat in unerklär- sicher Unentschlossenheit die beste Gelegenheit am Mittwoch verpaßt. Während der in Zermatt weilende Meteorologe Dr. Maurer den günstigsten Südwestwmd mit 42 Kilometer Ge schwindigkeit und vollständig klaren Alpen konstatierte, war Spelterini nicht zum Ausstieg zu bewegen. Nun ist das Wetter umgeschlagen. Telegramme melden von vielen Seiten Regen, die Alpen sind bedeckt und die Einheimischen prophezeien deu Eintritt einer Schlechtwetter periode. Die Fremden, die Spelterinis Aufstieg mitansehen wollten, verlassen jetzt Zermatt in ihren Erwartungen getäuscht. Ein furchtbares „Vendetta-Duell" ist im Kanton Neuenburg von zwei Neapolitanern ausgefochten worden. Die beiden Männer, von denen der eine in Neuenburg, der andere in St. Gallen wohnt, sind seit langem verfeindet, und sie beschlossen, miteinander zu kämpfen, bis ein Gegner gefallen wäre. In einer abge schlossenen Lichtung traten sie einander mit langen Messern bewaffnet und bis auf die Taille entkleidet gegenüber. Beide waren stark und sehnig und bearbeiteten einander so lange, bis sie Seite an Seite im Grase zusammen stürzten. Man glaubt, daß nur der eine Kämpfer wieder genesen wird; in diesem Falle wird ihm wahrscheinlich der Prozeß wegen Mordes gemacht werden. Das Goethe-Denkmal in Rom. Die Stadtverwaltung von Rom hat am Donnerstag beschlossen, dem Gemeinderat den Vorschlag zu unterbreiten, daß die vom Kaiser Wilhelm ge schenkte Goethestatue im Garten der Villa Borghese aufgestellt werde. Wegen Diebstahls ist in Vichy der russische Graf Rode verhaftet worden; er soll Nihilist sein. Ein bedauerlicher Ungliicksfall ereignete sich bei Kopenhagen. Vier Personen unter nahmen eine Bootfahrt; eine Dame verlor den Hut und stürzte, als sie ihn ergreifen wollte, ins Wasser. Ihr Verlobter versuchte sie zu retten, ging aber mit ihr unter, sodaß beide er tranken. GericdtskaUe. Gleitvitz. Der Agent WycziSk, welcher sich als Zeuge vor dem hiesigen Schöffengericht weigerte, deuych zu sprechen, obwohl er der deutschen Sprache mächtig ist, wurde wegen Ungebühr vor Gericht zu drei Tagen Haft verurteilt und sofort verhaftet. Kiel. Das Marine-Kriegsgericht verurteilte den Korvettenkapitän Berger vom Neichsmarineamt zu fünftägiger Gefängnisstrafe wegen Mißbrauchs seiner Dienstgewalt, den Kapitänleutnant Memminger zu zweitägigem Kammerarrest wegen Abstattung falscher Dienstmeldungcn und Ausstellung unrichthger Dienst zeugnisse. Berger war Kommandant, Memminger erster Offizier des Kreuzers „Geier" in Ostasien. Die Verhandlung fand wegen Gefährdung der militärdienstlichen Interessen unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Der Mailer als Aleiämann. Wie bekannt, begibt sich Kaiser Wilhelm am 12. September nach Ungarn, um als Gast des Erzherzogs Friedrich von Österreich in den aus gedehnten Jagdrevieren von Böllye, wo er im Jahre 1897 zum letzten Male gepürscht hat, einige Tage zu jagen. Aus diesem Anlasse bringt der Hester Lloyd' interessante Mittei lungen aus dem Jägerleben Kaiser Wilhelms. So vielseitig Kaiser Wilhelm sonst in allem, was den Geist beschäftigt, so ganz und voll ständig wird er zum Jäger, sobald es die Aus- i wurde aber nicht vorgelassen, da die Kranke, welche die Nähe des Mädchens zu fühlen schien, in halb irren Reden heftig gegen ihren Eintritt protestierte. Niedergeschlagen trat Rosa den Heimweg an. Man hatte sie diesmal nicht aufgehalten, war ihr kühl und förmlich begegnet. Am nächsten Tage hatte der Zustand der Müllerin einen bedenklichen Charakter ange nommen. In der Nacht hatte sich ein Schüttel frost eingestellt. Ein hitziges Fieber war ge folgt, das trotz aller angewendeten Mittel — und die Hausapotheke Herm Martins um faßte auch Chinin und ähnliches — nicht weichen wollte. Bedenklich schüttelte dre Alte den Kopf, sie war diesem Zustand gegenüber offenbar ratlos. Abends trat eine kleine Besserung ein, so daß die Pflegerin den kurz zuvor gemachten Vor schlag Herrn Martins, den Arzt zu holen, wieder verwarf. In der Nacht verschlimmerte sich aber das Befinden der Kranken wieder und wurde gegen den Morgen so besorgniserregend, daß die Wärterin, auf das höchste bestürzt, Herm Martin wecken ließ und ibn bat, sofort den Arzt zu holen, fie könne die Verantwortung nicht mehr allein tragen. Karol spannte die Pferde an und fuhr mit dem Schlitten zur Stadt. Herr Martin und seine Haushälterin, die durch die Nachricht von der bedenklichen Ver schlimmerung m dem Zustande ihres Schütz lings auch aus ihrer Ruhe aufgestört war, blieben wach. Frau Brand hatte das Kleine, das heftig schrie und die Kranke störte, auf den Übung der Jagd gilt: die kraftvolle, elastische Gestalt spottet jeder Witterung, kennt keine An- '"rengung, kein Hindemis und keine Bequem lichkeit, wenn einmal ein Jagdzug beschlossen ist. Ein frischer, gesunder Humor würzt fast ausnahmslos das Jagdvergnügen des Kaisers, der auch bezüglich der ihm im freien Felde gebotenen Kost durchaus nicht wählerisch ist. Fröhlich übersprudelnd äußert sich das Tem- parament des hohen Jägers, wenn es ihm ge lungen ist, eine ganz außerordentliche Trophäe zu erbeuten. So telegraphierte der Kaiser, nachdem er am 28. September 1896 in Ro- minten einen kapitalen Geweihträger zur Strecke gebracht hatte, sofort in freudigster Stimmung an den Fürsten von Pleß: „Heute habe ich einen Zwanzigender geschossen, gegen den Deine Plesser Hirsche Waisenknaben sind." Der Kaiser richtet seine Büchse nie auf einen Edelhirsch unter zehn Enden. Wird aber die schwere Büchse einmal in Anschlag gebracht, und das geschieht immer blitzschnell, dann verfehlt die Kugel beinahe nie ihr Ziel und fitzt immer dort, wohin sie zu setzen die Absicht bestand. Kaiser Wilhelm bringt das Hochwild und über haupt alles, „was auf der Schake geht", ledig lich mit der Kugel zur Strecke. Mit dem Acht zehnender, den Kaiser Wilhelm am 19. Sep tember 1897 in Böllye streckte, ist ein Ge- schichtchen verbunden, das hier ins Gedächtnis gerufen werden soll: Der auf weite Distanz und bei noch mangelndem Büchsenlicht abgegebene Schuß wirkte nicht sofort tödlich und auch die zweitc,nochaufgrößereEntfemungentsendeteKugel hatte, wiewohl auch diese traf, nur den Erfolg, daß der schwerkranke Hirsch mit letzter Kraft sich in die dortigen schier endlosen Schilfbestände zurückzog. Dem reckenhaften Wilde dorthin zu folgen, war aus dem Grunde unmöglich, weil ein Kahn nicht zur Verfügung stand. Um die kapitale Trophäe nicht zu verlieren und einer schwierigen, vielleicht erfolglosen Nachsuche vor zubeugen, beredete der Kaiser seinen Leibjäger, den einzigen dort vorfindlichen Baum zu be steigen, von welchem erhöhten Standpunkte aus der schwerkranke Recke vielleicht den Fangschuß erhalten könnte. Vergebens versuchte der Leib jäger, die starke, knorrige Eiche zu ersteigen, da der oicke, astlose Stamm das Emporklimmen unmöglich machte. Rasch entschlossen beorderte Kaiser Wilhelm nun den Leibjäger, seine Schultern als Stützpunkt für den Ausstieg zu benutzen. Tatsächlich vollzog sich der Aufstieg in dieser Weise und der Leibjäger, der dem Achtzehnender von seinem erhöhten Standpunkte wirklich den Fangschuß geben konnte, mag Wohl mit heftigem Herzklopfen die schweren Wasser stiefel auf die Schultern des fürstlichen Jägers gesetzt haben, zumal der brave Grünrock sich selbst eines ziemlich bedeutenden Körpergewichts erfreute. Der rasche Entschluß und die sofort ausgeführte Ordre hatten zur Folge, daß der Edelhirsch nicht zu Holze geschossen wurde und das kapitale Geweih wirklich in den Besitz des Kaisers gelangt ist. Kaiser Wilhelm H. ist der einzige lebende Jäger, dem es, und zwar im Jahre 1897, gelungen ist, einen ungeraden Vier- undvierzigender zu strecken und mit diesem Schüsse einen Erfolg zu erzielen, der sich überhaupt kaum je mehr wiederholen wird. Durch Er beutung dieser Trophäe ist der in der Jäger welt fast sagenhaft gewordene, tatsächlich aber in Moritzburg in Sachsen existierende berühmte Sechsundsechzigender insofern fast übertroffen, als der Vienmdvierzigender Kaiser Wilhelms, was ausgesprochene Endenbildung anbelangt, das vorgenannte historische Geweih überflügelt. 6me ungarische ^eirats- schwinäelge leUlckaft, die den Gimpelfang im großen in deutschen Blättern mit Vorliebe betreibt, macht sich in den Anzeigenteilen der Zeitungen seit längerer Zeit recht bemerkbar — ein Beweis, daß trotz der mehr als durchsichtigen Gaunerei, die aus jedem Buchstaben leuchtet, das Geschäft seinen Mann ernährt. Im Inhalte dieser Annoncen spielt die sehr reiche Waise eine typische Nolle, da die Schwiegermutter als Beigabe fehlt, f Daß diese „Waisen", die bisweilen nur mit Rat der Pflegerin mit hinüber ins Wohn zimmer genommen. Sie hatte es sauber in einen Korb gebettet und saß gähnend und Wache haltend vor dem kleinen Lager. Herr Martin ging einsilbig und in fichtlicher Erregung hin und her. Bald sah er nach der Kranken, fühlte ihren Puls, bald trat er be folgt zu dem kleinen Schreihals, immer wieder mit Befriedigung die beruhigende Versicherung seiner alten Haushälterin anhörend, daß alle kleinen Kinder für ihre Lebenfähigkeit so schreiende Beweise beibrächten. „Da haben wir uns eine nette Suppe ein gedruckt, Brandchen, nich wahr? Hätte ich diese Unruhe und Unbequemlichkeiten vorausgeahnt —" Seufzend ließ er sich neben ihr auf das Sofa nieder. Jetzt war sie es, die seiner arg in die Enge getriebenen Menschenfreundlichkeit wieder zum Siege verhalf. „Jetzt wollen Sie ungeduldig werden, Herr Martin? Wenn wir so viel getan haben, können wir auch noch das weitere abwarten; ewig wird es ja nicht mit der Krankheit dauern, dann geht die Frau fort — und die kleine, süße Schreipvppe verläßt uns auch." „Sie wird nicht gesund werden," sagte Herr Martin sehr ernst und blickte nachdenklich auf seine verschlungenen Hände herab, — oder fchielte er nach dem schlafenden Kinde, das dem alten Paare zu Füßen in einem ovalen Korbe lag? „Wie kommen Sie darauf?" rief die alte Frau erfchrocken, „so schlimm steht's doch wohl nicht mit ihr? — das wäre ja entsetzlich für „Witwen" abwechseln, neben ihrem Millionen- reichtnrn auch Schönheit und sonstige liebens würdige Gaben besitzen, ist nicht wunderbar. Unter den zahlreichen Kavalieren aller Stände ist genügendes Material vorhanden, das der Lockung nicht zu widerstehen vermag, den Sturm auf das millionengespickte Herz der „schönen: Waise" oder „Witwe" zu wagen. Auf ihre „Meldung zur Stelle" wird ihnen bald Ant wort zu teil. DaS „Konsortium" scheint Filialen in Szabadka, Fiume, Baden bei Wien, Szegedin, Agram, Jaczberöny, Abbazia rc. zu besitzen, denn von dorther treffen Briefe der „reichen Damen" ein, die mit der Heiratsschwindel gesellschaft vereint auf den Gimpelfang aus gehen. Der Mittelpunkt ist unbedingt Buda pest, wo ein gewisser Kemöny, ferner ein Armin Fellner die Unternehmer sind; in Jaczberöny besorgt ein Mann namens Schreiber die Haupt geschäfte. Sie alle teilen dem sich meldenden Bewerber mit, daß die reiche Waise oder Witwe gerade eine solche Persönlichkeit zum Gatten wünsche, wie er sie repräsentiere. Bevor die als Gentlemen auftretenden Vermittler die erste Vorschußgebühr erheben, kommt es zwischen den heiratslustigen Parteien zu einer Zusammenkunft. Bei dieser spielt das Weib, das tatsächlich alle die äußeren angegebenen Reize besitzt, seine Rolle. Auch fie ist entzückt von dem zukünftigen Gatten, vor dem sie ent sprechend austritt. Alles scheint gesichert, und der in goldener Zukunft schwimmende Kavalier zahlt gern den gewünschten Vorschuß. Manch mal mag noch ein „Nachschuß" gefordert wer den .. . dann aber ist — der Rest Schweigen. Die reiche Partie, die Vermittler, der ganze Apparat verschwinden wie in der Versenkung. Der Bewerber um die reiche Braut scheut die Blamage und findet sich lieber in den Verlust des Geldes, ehe er durch eine Anzeige, bei der übrigens nicht ein Deut für ihn wiedcrzu- erlangen ist, seinen Namen auch noch der öffentlichen Lächerlichkeit preisgibt. Dennoch dürfte dem Schwindelkonsortium der Weg be hördlicherseits recht bald verlegt werden, da, wie das Herl. Tgbl.' zu melden weiß, die Staats anwaltschaft des Amtsgerichts I Berlin sich mit der Angelegenheit in Kürze befassen wird. Kuntes Allerlei. Krokodilmage«. Der Strauß und der Riesenhai sollen, wenn man dem englischen Blatte,King' glauben darf, nicht die einzigen Tiere sein, die einen ebenso großen wie furcht baren Magen besitzen. Auch das Krokodil soll mit einem hinsichtlich seiner Solidität und Elastizität ganz ebenso bewundernswerten Organ ausgestattet sein. Jäger, die vor kurzem am Ufer des Flusses Teluga ein großes Krokodil töteten, waren neugierig genug, ihm den Bauch und den Magen zu öffnen. Ihr Staunen war groß, als sie nach beendigter Operation eine Reihe der verschiedensten Gegenstände auf dem Rasen ausgebreitet sahen. Zuerst legten fie ein kleines Kalb beiseite, das der Saurier nicht hatte zu Ende verdauen können. Dann zählten fie: Einen Menschenschädel, eine silberne Uhr kette, Frauenschmuck aus Kupfer, eme mit kost baren Steinen besetzte Tabakdose, einen Nuß knacker, eine Eisenbahnfahrkaüe, eine Zigarren kiste, eine Flasche mit Mostrich und eine große Anzahl anderer Gegenstände von geringerem Umfange! Fehlte nur noch eine Wringmaschine und ein Leierkasten! Die Flasche mit Mostrich hatte daS kluge Tier wahrscheinlich nur deshalb verschluckt, um die Tabakdose und den Nuß knacker besser verdauen zu können! 5 * Abkühlung. Dichterling (stolz): „Was sagst du zu den Versen, die ich auf den Ge burtstag meiner Frau gedichtet habe?" — Sein Freund: „Beinah Scheidungsgrund." (Luft. Bi.-) Der kleine Lebensretter. Mutter und Wolfgang gehen an einem Teich spazieren. Da wirft die Mutter die Frage auf: „Nun, Wölf chen, was würdest du tun, wenn die Mama jetzt ins Wasser fiele?" — „Ei, des dät nix schade — ich weiß den Weg nach Haus!" war die prompte Antwort. fugend-) das arme Dingchen!" fuhr sie klagend fort und neigte sich voll Erbarmen über das Kind. Herr Martin sprang auf und verließ mit ein paar eiligen Schritten das Zimmer. Schlau blinzelnd sah Frau Brand hinter ihm her. „Eine Seele von einem Mann!" nickte fie bewegt. „Die Brand läßt nicht nach," neigte fie sich dann wieder über das Kind. „Gott ist mein Zeuge, daß ich nichts heißer wünsche, als die Genesung deiner armen Mutter, — sollte es aber anders geschrieben stehen, — dann — bleibst du bei mir, mein Goldkind, — ich lasse dich nicht aus meinen Händen, du liebes Kücken, und wenn sich die alte Brand auf ihre alten Tage allein wo in einem Kämmerchen nieder lassen soll! Ganz so schlimm wird's ja wohl nicht werden, mein Mäuschen, — so arm sind wir nicht, — wir hätten auch unser Auskommen — aber du bleibst mein! Ich glaube aber," fuhr sie mit stillem Lächeln fort, „der große, liebe Mann läßt nnS beide nicht mehr von sich Als Herr Mamn nach einer geraumen Weile wieder eintrat, fand er seine Haushälterin noch immer still sinnend über den kleinen Ein dringling gebeugt. „Das ist wohl so was für Sie?" spottete er gutmütig, „merkwürdig, die Weiber können doch ihre Art nicht verleugnen." „Denken Sie, ich habe keine Kinder groß gezogen? Wenn auch nicht groß gezogen, aber bis er wieder heiratete, habe iH die beiden Kinder meiner seligen Schwester bei mir gehabt." « 1» (FoiMvunq folgt.)
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