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Allgemeiner Anzeiger : 26.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190308264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19030826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19030826
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-26
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.08.1903
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Ir M ^uf den Schnellzug Berlin Königs- ren. wurde zwischen Schneidemühl—Konitz ein ihnen M abgefeuert. Die Kugel prallte von der ngerSpeisewagens ab. Auf jener Strecke berM M derartiger Unfug bereits wiederholt ergE^n, ohne daß der Täter bisher ermittelt Mch ;«ei, konnte. NpeB 8i„ Automobil stürzte zu Bonafouh bei miger Almgen einen Abhang hinab und wurde zer- >it eiMNUert. Zwei Insassen des Fahrzeugs sind e SMd>» verletzt worden. 3" n» Gorze, dem Orte, ans welchem Metz die Wasserleitung sein Wasser geliefert 'st der Typhus ausgebrochen. Bisher e W nei,„ Fälle festgestellt. voll eines Patermordes! In Hattmatt und K M geriet ein junger Alaun mit seinem Streit und riß im Zorn sein Gewehr n ^r Wand. Bevor er aber auf den Vater I," konnte, entlud sich die Waffe und der M tötete den Sohn selbst. w Ml,, verhängnisvolle Kahnpartie. Die vier- dic Urige Tochter des auf dein Kriegsschiff z bW?»" in Oslasieu sich befindenden Linien- rland!N^apitäns v. Böckmann, welche in Waid- iß'g ihrer Schwester und einer n M^Endcrin, Blitz Laford, eine Kahnparüe unter- IjßffeN ^-n hatte, stürzte ins Wasser und ertrank, einen E Isländerin, welche das Mädchen retten aEE^'- ebenfalls um, während die ältere Rus n' ^^ster sich mit großer Mühe retten konnte. ' doch, den Tiroler Alpen trat abermals verD Mr Wettersturz mit Schneefall bei empfind- ich i^ E-a xju. Thereses Geheimnis. Die Pariser Zei- nere, > Ä ,Lauterne' s„cht über Therese Humberes t, iw" Atüatzjgw Enthüllungen Ausschluß zu geben, hätte General Bazaine in Mexiko ein N Verhältnis Mr einer Eingeborenen ge- i.Und Therese und Romain seien Bazaines ^tl' A»iine Kinder. Der General hätte aber auch ^'.rechtmäßige Kinder aus einer ersten Ehe ,r Tochter eines mexikanischen Regierungs- --Mk, M Diese legitimen Kinder seien die l j„I Fjords, deren einen Therese in Bordeaux rer ^Mens erwartete. Zu seinen mexikanischen c^c-Mn hätte Bazaine, welcher ja in den ^^l^Wen Verhältnissen starb, sich niemals be- r dürfen, nach dem Falle von Rietz schon ^d gar nicht. Die Millionen aber exi- tayachlich. (Das ist nur einer von den M Nomauen, die jetzt über die Herkunft der "bB Therese" durch die französische Presse sie eindr >heiai( habcw. st b; "s, ist le" l' it. di-i nid da- z wuw auSw^ » ^ine hartnäckige Schwiegermutter. Der Maiann Niarcel Lecoeur zu Paris hat das Mück, eine Schwiegermutter zu besitzen, die A Made keiner hervorragend liebenswürdiger Maktcreigenschaften erfreut. Vor einigen ^Ucn zog die Schwiegermutter zu ihm unter Vorwande, ihrer Tochter bei der bevor- ^"iiden Entbindung zur Seite stehen zu Men. <Aie riß nun sofort das Kommando ganzen Hauses au sich. Lecoeur hatte nn- Mesetzt mit ihr zu kämpfen, um sich seine Mchche Unabhängigkeit zu wahren. Am ... i K Tie Beamten und Arbeiter der Pariser " g ^dtbahn nahmen am Mittwoch abend in 2 al-Versammlung eine Tagesordnung an, in die Gesellschaft für das kürzlich erfolgte ... p i^ahnunglück verantwortlich gemacht wird , a'ä Änderungen hinsichtlich des Materials und "2 ?. Personals verlangt werden. Ferner wird M höheren Polizeibeamten des Seine- . - i P «Meinents allzu große Gefälligkeit gegen die ' i/- Schaft vorgewocfen und ihre Ersetzung durch gefordert. s hcr-l L"? ">cht beilegen dürfe, nin i. ehen. so würde seine Jai hten- k in N ugei'd gl s,if -i?^ch immer „Kaiser Lebaudy". Nach Nß"' ö Meldung von den kanarischen Inseln über- ' Mn die spanischen Behörden die neu« Jacht, Klängst Lebaudy angekauft hat und die sich im Ma von Luz befindet. Lebaudy ist an Land ge igen mw unternimmt Ausflüge in Begleitung eM Arztes und seines Sekretärs. Er nennt ien! ' bz^iser von Oronellen. Die spanischen Be- ichteF ^°cir haben ihm mitgeteilt, daß Oro eine - Lösche Besitzung sei und daß er sich diesen M"" nicht beil"g"" Sollte er darauf i,Men, so würde seine Jacht mit Beschlag be- Si werden. es ;r TeA Lagen te er üneii I lbwehr als A egt, ai° ozesses,, hatten i wie ck ir stand it in chtsg^' .iefördck -r Hast! i waft'^uaie unv vre Lianen uver >em vwyes mmiy r.Na'N . ."Uen sah, wurde sie unwillkürlich von Teilnahme ergriffen. ' schlum Sie trat dichter an ihn heran M mahnte ihn, sich mehr zu beherrschen, nicht " Vorsicht außer acht zu lassen. u Von dieser Äußerung fürsorglicher Teilnahme M/ine Person, die er bereits verloren zu haben Miete, wohltätig berührt, geriet er plötzlich in üien förmlichen Glückstaumel. Er zog sie trotz ihres Sträubens an seine Mst und küßte sie, obgleich sie ihn mit dem Mehrend vorgehaltenen Ellbogen fortzudrängen i,M. Immer wieder und wieder drückte er Ne Lippen auf ihren Scheitel. , Das Publikum schenkte diesem Gefühls- Mbruch des jungen Mannes, der von vom- als unschuldig Verdächtigter angesehen ß, bei seinem Erscheinen auf der Straße mit -eÄltt" sr der Sympathie begrüßt worden war, ' mvige Teilnahme. ten W-ki»/Soist's recht," sagte ein alter Mann mit N' Schurzfell; „drücke sie ordentlich ans ' E es ihr, ihre Haltung zu bewahren. Sie ^te es nicht und durfte sich jetzt nicht von M innersten Empfinden beherrschen lassen, sie die Resultate der furchtbaren Arbeit, - si'ste durch Lüge und Verrat geleistet und die Mgen Lohn gefordert hatte, nicht mit einem Mage vernichten wollte. Sie durfte es ihm t nicht zeigen, was sie empfand, wenn sie ^ Aufmerksamkeit des zahlreich versammelten l )V^Mikums, das sich vor dem Gerichtsgebäude filteu- Minmengefunden hatte, nicht erregen wollte. ..Mit innerem Widerwillen hatte sie seine dar- ^otenen Hände ergriffen. Als sie aber zu ihm vm tsie die Tränen über sein blasses Antlitz Montag kam es so weit, daß Lecoeur der Schwiegermutter erklärte, entweder sie oder er müsse den Platz räumen. „Ich sterbe eher, be vor ich meine Tochter verlasse," erklärte diese und — eilte auf ihr Zimmer, um mit einem Revolver einen Selbstmordversuch zu machen. Der Schwiegersohn ließ sie ruhig gewähren- aber seine junge Frau wurde in solchen Schrecken versetzt, daß sie schwer erkrankte und schnell in eine benachbarte Klinik gebracht werden mußte. Die Schwiegermutter, nach dem Ver sagen ihres Manövers und nach der Wirkung desselben auf ihre Tochter aufgebrachter als je gegen ihren Schwiegersohn, erklärte, nun erst recht bleiben nnd ihm die Hölle heiß machen zu wollen. Locoeur mußte sich schließlich an den Polizeikommissar wenden, der nach hartem Kampfe die Schwiegermutter zum Kapitulieren zu zwingen wußte. Einbrnchsicheres Depot. Bei dem Polizei kommissar des Faubourg Montmartre (Paris) forderte dieser Tage ein Herr V . . . eine An zahl von Schmucksachen im Werte von 30 000 Frank zurück, die er vor einem Monat verloren haben wollte, und die ein Herr Leo D . . . der Polizei als Fnndobjekt ausgeliefert hatte. Nun wurde aber festgestellt, daß Herr Samuel V . . . im vorigen Jahre die Schmucksachen um die gleiche Zeit verloren und daß auch damals Herr Leon D ... sie gefunden hatte, der übrigens der Diener des Verlierers ist. Dieser gestand zu, diesen Trick angeweudet zu haben, um seine Schmucksachen auf dem Polizei depot während seiner Badereise einbruchsicher bewahrt zu wissen. Der Kommissar erklärte dem schlauen Herrn, daß die Polizei in Zukunft der gleichen Vertraulichkeiten sich nicht gefallen lassen könne. Der deutsche Jockei Leo Kremplin erschoß sich in Newmarket aus Gram darüber, daß er seit seiner Ankunft in England so wenig Rennen geritten hatte. Über einen findigen Telegraphcnboten wird ans Sherfield berichtet. Dort hatte ein Herr mit seiner Braut verabredet, daß beide sich zu einer bestimmten Zeit an dem Spring brunnen in Picadilly Circus treffen wollten. Die Dame war in letzter Stunde verhindert zu kommen und wußte nicht, wie sie dem Geliebten Nachricht geben sollte. Schließlich schickte sie auf gut Glück ein Telegramm ab mit der Adresse: Herrn L . . . am Springbrunnen, Picadilly Circus. Der Adressat wartete eine gute Viertelstunde an der bezeichneten Stelle und war eben im Begriff, wegzugehen, als ein Telegrapheuhote an ihn herantrat mit der Frage: „Sind Sie Herr L. . . .?" Der Angeredete bejahte und war nicht wenig erstaunt, das Te gramm mit der merkwürdigen Adresse ein- gehyMgt zu bekommen. „Woher wußten Sie, daß daS Telegramm sür mich war?" sragte er den Boten. „Ich habe zehn Minuten hier ge standen, und da Sie aussahen, als erwarteten Sie etwas, so glaubte ich, ich könnte einmal mein Glück versuchen." Es versteht sich von selbst, daß der Bote sür seine Findigkeit belohnt wurde. Die unglückliche Lütticher Ballonfahrt hat sür einen der Beteiligten ein schlimmes Nachspiel gehabt: Dr. Delcominette, der sich durch einen Sprung auf das Dach eines Hauses rettete, war seit dieser Zeit von großer Nervosität befallen. Am Mittwoch begab er sich zu einer Freundin, und nach einer kurzen Eifersuchtsszene tötete er diese durch einen Schuß in die Schläfe, worauf er Selbstmord beging. Mehrere hundert Eisberge wurden in diesem Sommer im Nordatlantischen Ozean beobachtet; überhaupt scheinen in diesem Jahre schon vom Früh jahr an die Eisberge, die den nördlichen Teil des genannten Ozeans unsicher machten, außergewöhnlich groß gewesen zu sein. Dieses Eis kommt zum größten Teil von der Baffins-Bai her und treibt in der Richtung auf Neufundland zu. Die Kapitäne einiger Schiffe berichten, daß sie kürzlich 50 bis 100 Eisbergen auf einer einzigen Fahrt begegneten, und einige von diesen waren bis 200 Fuß hoch. Da bekanntlich immer nur ein Neuntel der ganzen Eismasse aus dem Wasser heraus sieht, und die übrigen acht Neuntel unter dem Spiegel der See verborgen bleiben, so waren daS also Eismassen, die eine Tiefe von 2000 Fuß besaßen. Die Gefahr, die diese Berge für die Schiffahrt bedeuten, sind natür lich außerordentlich groß, da sie aus der Ferne schlecht zu erkennen sind, und das Messen der Wärme des Wassers bietet auch keinen absolut sicheren An haltspunkt, da sehr häufig, wenn die Strömung entgegengesetzt ist, das Wasser bis dicht an den Berg heran keine besondere Abkühlung zeigt. Auch in diesem Jahre sind mehrere Zusammenstöße vor gekommen, aber im ganzen waren sie doch erfreu licherweise weniger als in anderen Jahren. 6er LektskaUe. Dresden. Wegen Beleidigung des Königs Georg wurde der Redakteur der hiesigen ,Sächsischen Arbeiterzeitung' und des ,Volkssreundes' Nitzsche zu drei Monat Gefängnis verurteilt. Die Beleidigung wurde in einem Artikel gesunden mit der Überschrift: „Was König Georg zum Ausfall der Wahl gesagt oder nicht gesagt hat." 88 Magdeburg. Nach einer Polizeiverordnung vom Jahre 1874 dürfen in Magdeburg nach 10 Uhr abends Gesangsaufführungen ohne polizeiliche Er laubnis in Wirtschaften nicht stattfinden. K. und Genossen hatten in einer Wirtschaft noch nach 10 Uhr abens gesungen, ohne daß eine polizeiliche Erlaubnis eingeholt worden war. Zu ihrer Verteidigung machten die AügeschuWigten geltend, die in Rede stehende Polizeiberordnung könne nicht als rechts gültig angesehen werden, denn sie stehe mit Vor schriften des Reichs-Strafgesetzbuches, insbesondere mit 8 360 f11) a. a. O. in Widerspruch. Das Schöffengericht verurteilte aber die Angeschuldigten zu Geldstrafen und die Berufung wurde vom Land gericht verworfen, da die betreffende Polizeiverord nung rechtsgültig und in 8 6ä des Polizeiverwaltungs gesetzes vom 11. März 1850 ihre gesetzliche Grundlage finde. Auf die Revision der Angcschuldigten wurde aber die Vorentscheidung aufgehoben und die Sache zur anderwciten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zurückverwiesen. Das Kamu ergcricht erachtete zwar die erwähnte Verordnung sür rechts gültig, nahm aber an, daß die Feststellung des Aorderrichtcrs nicht ausreiche, um den Tatbestand der Polizeiverordnung zu erfüllen. Ein Singen von Liedern sei noch keine Gcsangsaufführung, wenn die Lieder spontan gesungen werden; eine Gesangsauf- sührung setze eine geplante Veranstaltung voraus. Sm HestLmentslckwinäel L iL Lumbert. Aus Detmold wird dem ,Hann. Kour.' über einen Testamentsschwindel berichtet. Urheber ist der Klavierhändler Pütz in Detmold, der bereits verhaftet und beschuldigt ist, eine Anzahl von Leuien in Detmold um erhebliche Beträge, die insgesamt sich auf mehr als 50 000 Mk. be laufen sollen, betrogen zu haben. Vor längerer Zeit ließ sich Pütz in Detmold nieder, erteilte anfangs Klavierunterricht und befaßte sich später mit dem Klavierhandel. Der Herr lebte auf großem Fuße, war ein eifriger Sportsmann und gebrauchte daher viel Geld. Um das zu be schaffen, wurde ein besonderer Plan zur Aus führung gebracht. Auf der Bildfläche erschien nämlich ein „Onkel" aus der Rheinprovinz, von dem es hieß, daß er schwer reich sei. In den Kreisen, die später übers Ohr gehauen werden sollten und es auch wurden, verbreitete man die Nachricht, daß dieser „Onkel" eigens zu dem Zweck herübergekommeu sei, um seinen „Neffen", den Herrn Pütz, zu seinem Universalerben ein zusetzen. Da aber wahrscheinlich auf diesen Trick allein hin noch niemand bereit gewesen wäre, Geld zu geben, so inszenierte man ein Schauspiel, das allerdings geeignet war, jeg lichen Zweifel schwinden zu lassen, wenigstens bei solchen Leuten, die durch ausreichende Er fahrung noch nicht gewitzigt waren. Es wurde nämlich beim Detmolder Amtsgericht ein Testa ment zu Protokoll gegeben, nach dem Herr Pütz Alleinerbe seines „Onkels" werden sollte. Wie verlautet, wurde angegeben, daß das Vermögen des alten Herm sich auf rund 400 000 Mk. be ziffere. Nun, nachdem dies geschehen, flossen dem geriebenen Klavierhändler Gelder in Menge zu, für die dieser natürlich hohe Zinsen zu geben versprach. Der „Onkel" übernahm eine Sommerfrische in der Nähe Lemgos. Die Sache ging jedoch nur solange gut, bis einige Detmolder Gläubiger mißtrauisch geworden waren und ihr Geld zurückforderten. Geld hatte der Pütz nun zwar nicht, weshalb er es vorzog, schleunigst zu verschwinden. Die Staatsanwaltschaft machte ihn indes recht bald ausfindig und verfügte seine Verhaftung. Der „Onkel" erfreute sich noch einige Wochen der Freiheit, lebte auf Kosten anderer und suchte so viel wie möglich auS seiner Wirtschaft heraus zuschlagen. Schließlich hörte auch dies auf. Nun wurde die überraschende Tatsache bekannt, daß dieser „Onkel" so gut wie gar kein Ver mögen besaß, daß also die Erbschaftsgeschichte und alles, was damir zusammenhing, lediglich deshalb inszeniert worden war, um die Detmolder Geschäftsleute vertrauensselig zu machen, damit man sie um so besser betrügen konnte. Kuntes Merlei. Die Einführung des hundertteiligen Thermometers in den Schulen und anderen öffentlichen Anstalten, die vor einigen Jahren vom Preußischen Kultusminister angeordnet worden ist, veranlaßte neuerdings die allgemeine Anfrage, wie sich das neue Thermometer be währt habe. Einer der darauf erstatteten Berichte lautete kurz und treffend: „Das Klima ist hier orts dasselbe geblieben." Ku'lgLrilcbe Revolutionäre auf einem Bahnhofe an der türkischen Grenze zeigt ! daß ihnen jedes Mittel recht ist, um zum Ziele zu unser heutiges Bild. Man sieht es den Leuten an, ! gelangen. Herz, hast's lange genug entbehren müssen" — nnd die Menge lachte dem wohlgemeinten Zu spruch seinen Beifall. Durch das Erscheinen der Müllerin, die, von vier Männern begleitet, halb getragen, halb ge schleift, vor dem Portal erschien, erhielt die Szene einen tragischen Charakter. Seine Arme sanken schlaff herab und er schüttert trat er zurück, als er das verstörte, von: Wahnsinn entstellte Antlitz der Frau er blickte. „Das Messer, das Messer!" stieß sie von dieser Idee noch immer beherrscht, heiser hervor, während ihr irrer Blick stier ins Leere sah. Unterdessen war Rosa schluchzend auf den Wagen geklettert. Aus Strohbnndeln und Decken machte sie ein Lager für die Unglückliche zurecht, die von den Männern heraufgehoben wurde. Dann winkte sie Franz heran. „Du fährst mit uns," sagte sie bestimmt, „hilf sie mir festhalten." Er stieg auf, nahm die kreischende Müllerin in seine Arme, Rosa ergriff die Zügel und das kleine Wägelchen fuhr davon. * * „Gott sei Dank, sie schläft!" Mit diesen Worten, die sie mit dem Ausdruck der Erleich terung ausstieß, trat Rosa in das große Wohn zimmer in der Mühle, wo sie Franz zurück gelassen hatte, um die aufs äußerste erschöpfte Schwägerin im Schlafzimmer zu betten. „Wird sie auch nicht erwachen uird — Unheil anrichten?" fragte Franz besorgt. „Wenn sie es täte, wäre es nicht das beste?" gegensragte das Mädchen mit der Ruhe der Verzweiflung. „Was wird sie empfinden und wie soll es werden, wenn sie zur Vernunft er wacht und ihr Elend mit klaren Blicken über schaut?" „Rosa, habe Erbarmen und sprich nicht so trostlos!" Er hob seine Hände flehend zu dem jungen Mädchen empor, das zu ihm aus Fenster getreten war und finster in den weißen Flocken wirbel hinausblickte, der in der hereinbrechenden Dämmerung immer dichter und in immer ver- schlungeneren Figuren zur Erde schwebte. „Du hast so viel für mich getan, ich weiß — schweige, du hast Unmenschliches geleistet und wie eine Märtyrerin für mich gelitten. Vollende nun aber auch dein edles Werk und bleibe mir mit deinem Trost zur Seite." „Ich soll dich trösten!" — sie lachte bitter, — „o Franz, wie selbstsüchtig bist du!" „Ich habe mich nur falsch ausgedrückt, Ge liebte," sagte er leise und versuchte, sie zu um schlingen. Sie verhinderte es energisch und streifte seinen Amr hastig ab. „O, sei nicht hart!" bat er. „Was soll ich tun, um dich zu versöhnen? Die Qualen der Neue verzehren mich, alles will ich tun, was du verlangst, um meinen Fehltritt zu sühnen, dich zufrieden zu stellen." „Das kannst du nun und nimmer. Mein Glück, meine Hoffnung sind tot. Der Bruder mord, der mein Gewissen belastet, wird mich nie wieder frei aufatmen lassen!" „Du hast ihn doch nicht gemordet —" „Ein Wort hätte genügt —" „Um mich dem Schafott zu überliefern," fiel er bitter ein. „Noch ist's ja nicht zu spät, — gehe hin und zeuge wider mich —" „Wohl ist's zu spät; das unschuldige Opfer ist verblutet. — Finde dich jetzt mit deinem Ge wissen ab, ich werde auch mit meinem Schicksal fertig zu werden suchen." „Ja, der Himmel hat uns Hartes «tferlegt; aber gemeinsam wollen wir danach streben, unsere Zukunft so leidlich als möglich zu ge stalten. Nicht wahr, — Mädchen, du liebst mich noch?" Ein Strahl banger Erwartung zitterte in seinen Augen. „Der Schatten meines Bruders steht ewig trennend zwischen uns. Es ist mir, als habe sich eine Mauer zwischen uns aufgerichtet. Drum sei es gleich ausgesprochen, was ich beim Anblick der blutigen Leiche meines Bruders empfand: ich kann dein Weib nicht werden, glaub's mir, wir würden beide unsäglich elend sein." „Würde uns die Trennung glücklich und Geschehenes ungeschehen machen?" „Ignaz' Schatten verlangt eine Sühne. Indem ich freiwillig dem entsage, was ich mit Hintansetzung von Pflicht und Gewissen, mit Verleugnung aller Gefühle der Menschlichkeit er strebte, will ich ihn versöhnen." „Ich weiß eine bessere Sühne, Rosa," ent gegnete er leise. „Gründen wir der Unglück lichen gemeinschaftlich eine Heimat, — meinst du nicht auch, daß wir dem Toten dadurch ein edleres Andenken widmen?" B 7 (Fortsetzung folgt.)
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