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Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Ibonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" lerteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark v Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag r/z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,I1 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Lagen nur bis vormittag» 9 Uhr angenommen. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All» gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemein-erat zu Bretnig Schriftleilung, Druck und Verlag von N. Zchuvig, Bretnig. Nr. 54. Mittwoch den 8. Juli 1903. 13. Jahrgang. iM DaS Befinden deS Papstes. Rom, 6. Juli. Während der Nacht dem Papste zweimal etwas Fleischbrühe gereicht, Gegen Tagesanbruch ließ der Papst i" einen Leynstuhl tragen, in dem er (>1^.W saß, als um 8^ Uhr die Aerzte Dr. Capponi und Dr. Mazzoni erschienen. Das i gesamte Personal des päpstlichen Vorzimmers hatte die Nacht gewacht. ! In der Peterskirche wurde die erste Messe >dt z« "on dem Pönitentiar des Ordens der Kon- liegcn »entualen gelesen, der das Privilegium hat, leudc» -KI Bette des Papstes die Gebete zu verrichten, ' Km der Todeskampf beginnt. Die Konven- haben bisher keine Weisung erhalten, glmidMch für diese Aufgabe bereit zu halten. -Ost Rom, 6. Juli. Dem Giornale d'Jtalia Wlge ist es nicht ausgeschlossen, daß der -ii der! Papst noch k—6 Tage leben könne. )pcr» ' -- Oertlickes und SäckfisckeS. Bretnig. Zu den diesjährigen Kaiser- ^aaövern erhält auch unser Ort Einquar- derung und zwar die 5. Eskadron des Kubischen Dragoner-Regiments Nr. 8. Für A Unterbringung desselben ist der 5. und 6. „i «Xgust vorgesehen worden. — Die diesjährigen Ergänzungswahlen derc» WIN Sächsischen Landtage betreffen 31 Man- n-süd- d-te; davon waren bisher 19 konservativ, 8 3 Kammerfortschrittler, 1 Wil- ^dt w Drei Kandidaten verzichten auf eine ünnd, i Wiederwahl. ?.cin^ Großröhrsdorf. Für zwei Tage, ö- und 6, August, ist im hiesigen Orte die 4- Eskadron des preußischen Dragoner-Regi« ^ents Nr. 8 unterzubringen. — Vergange- Freitag nachts l^i2 Uhr wurde das i rum Bernhard Haufe'schen Bauergute ge- Mige Seitengebäude durch Feuer teilweise jchin' zerstört. Dem verheerenden Elemente fielen dabei über 300 Zentner Heu und ein Kutsch wagen zum Opfer. H auswalde. (Sparkaffenbericht) Im Wvnat Juni wurden bei der hiesigen Spar kasse in 31 Posten 2922 Mark 80 Pf. ein- ^rahlt und 3 neue Bücher ausgestellt. Da ngen erfolgten 4 Rückzahlungen mit 1610 Mk „Ei» Kamenz. Ein hoffnungsvolles Bürsch- 4en scheint der 10jährige Schulknabe K. hier werden, denn demselben wurden innerhalb °er letzten 14 Tage 6 Diebstähle, darunter °rei Uhren- und ebensoviele Gelddiebstähle, bachgewiesen,i welche derselbe in der Rosen- . 8affe und im Ortsteile Viehweide teils durch möw! Emsteigen, teils durch Erbrechen der be- Reffenden Räume verübt hat. Von den müßt gestohlenen Uhren hat der geständige jugend- iwct! liche Verbrecher zwei gänzlich demoliert, M! wahrend sich die dritte noch unversehrt in seinem Besitze befand. Von dem gestohlenen Z jst Gelbe im Betrage von zirka 15 Maik hat einer " sich Näschereien rc gekauft. Eine exem- die pl-rischo Strafe für den Missetäter wäre am — Der 19 Jahre alte Töpfergsselle Oskar Mai aus Kamenz, der, wie gemeldet, am 9. enst Apul seinen Wandergenoffen im Walde bei ?ud)i -Falkenberg überfiel, ihn durch 13 Messerstiche hm- >m Kopf und Gesicht schwer verletzte und so- ldmc beraubte, wurde vom Schwurgericht die Aargau zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. . Radeberg, 4. Juli. Infolge Selbst icr ^»zandung kam heute nacht in dec dritten stunde im Eisengießereigebäude der Firma Geißler, Glasformenfabrik, Goldbachstrabe, Feuer aus, das einen Teil des Dachstuhles zerstörte. Gestern wurden in dem Gebäude Gießereiarbeiten vorgenommen, und die warme Temperatur des Tages in Verbindung mit der kolossalen Hitze, die die flüssig glühenden Eisenmaffen erzeugten, dürften zu einer Selbstentzündung der brennbaren Gebäude teile und der auf dem Boden lagernden Holzmodelle geführt haben. Das Feuer hat sich dann nach Feierabend ungestört entwickeln können, bis Rauch und Flammen aus dem Giebel hervordrangen. Die schleunigst alar mierte Feuerwehr war so schnell zur Stelle, daß die Arbeiten zur Eindämmung des Feuers von Erfolg begleitet waren und nur ein Teil des Dachstuhles und der Inhalt des Bodenraumes vernichtet wurden. Langebrück. Im hiesigen Kurbade hielt am vergangenen Sonntag die Gruppe Rade, berg vom Elbgau-Sängerbunde ihr Gruppen- Konzert ab. Geboten wurden Maflenchöre und Einzelgesänge. Besonderen Beifall ern teten die Vorträge des Männergesangvereins Radeberg und de» Männergesangvereins „Efchebach"-Radeberg. Aber auch die Maffen- chöre erfreuten sich allgemeinen Anklanges. Dresden, 3. Juli. Unter der Wucht des erdrückenden Beweismaterials hat der des Raubmordes beschuldigte Kutscher Grellmann am heutigen Nachmittag gegenüber dem Unter suchungsrichter ein Geständnis abgelegt Es kann demnach kein Zweifel mehr darüber ob walten, daß er den 17-jährigen Baugewerken- schüler Fritz Schubart erwürgt und jberaubt hat. Vor einigen Tagen erhielt seine in der Ziegelei von Kleinert beschäftigte Ehefrau von ihren, Ehrmann aus der Untersuchungshaft einen Brief, in welchem er sie um ihren Be such bat und die Hoffnung aussprach, als unschuldiger Mann bald der Freiheit zurück gegeben zu werden. Die Frau Grellmann beantwortete den Brief dahin, daß sie ihn im Gefängnis nicht besuchen werde, da sie jeder Aufregung aus dem Wege gehen wolle. Habe er seine Familie lieb und sei schuldig, so möge er sein Gewissen durch ein Geständnis er leichtern. Sei er unschuldig, dann werde die Gerechtigkeit bald den Mörder offenbaren. Wahrscheinlich unter dem Einfluß dieses Brie ses wurde Grellmann von Gewissensbissen ge peinigt und gestand seine Mordtat einem Mitgefangenen ein. Diesem beschrieb er auch den Ort, wo er die geraubten 850 Mk vergraben habe. Nachdem der in sein Ver trauen gezogene Zellengenosse hiervon dem Staatsanwalt Mitteilung gemacht, begaben sich am Freitag mittag der Staatsanwalt, der Untersuchungsrichter, ein Gefangeneninspektor mit dem Untersuchungsgefangenen nach der Kleinertschen Ziegelei in Coschütz, wo Grell mann eine kleine Wohnung inne hatte. In einem Schuppen hatte Grellmann Kaninchen gehalten und unter Brettern die geraubte Summe, dem Baumeister Fichtner gehörig, vergraben. Der Gefangene entfernte die Bretter und förderte sehr bald das Geld zu tage. Es war noch unangerührt und befand sich in Gold- und Silderstücken in einem Lei nenbeutel. Als die Ehefrau von der Auffind ung der Geldsumme erfuhr, schrie sie laut auf und wollte verzweifeln. Sie ist eine ar beitsame Frau und Mutter dreier Kinder. Der Brotherr Grellmanns, Herr Ziegeleibe sitzer Kleinert, hatte jahrelang diesem seinen Kutscher volles Vertrauen entgegengebracht und ihn niemals als einen unredlichen Men schen halten können. Auch andere Einwohner von Coschütz, die von Gr. gefahren worden sind, haben ihn immer für einen bescheidenen und ehrlichen Menschen gehalten. Infolge der nunmehr aufgefundenen Summe wird endlich bald eine Beruhigung der von Furcht erfüllten Gemüter eintreten. — Der Doppelmörder Speck aus Dresden ist am Montag nach einer aus Altona vor liegenden Mitteilung daselbst hingerichtet wor- den. Er war wegen Ermordung des Gen darmen Marcus in Dresden, den er durch drei Revolverschüsse tötete, nachdem er bereits in Altona einen Raubmord begangen und dieserhalb festgenommen werden sollte, vom Dresdner Schwurgericht zu 15 Jahren Zucht Haus verurteilt und dann zur weiteren Ab urteilung nach Altona gebracht worden. Das dortige Gericht verhängte die Todesstrafe über ihn. — Eine giftige Flüssigkeit muß in den letzten Tagen in Großenhain wieder einmal in die Röder gelassen worden sein. Un zählige tote Fische schwammen in der Röder, wodurch den Fischpächtern schwerer Schaden zugefügt worden ist. Die toten Tiere waren zum Teil von beträchtlicher Größe. Wo die die Fische vernichtende Flüssigkeit herrührt, ist unbekannt. — Durch Leichengeruch aufmerksam gemacht, sanden die Bewohner des Hauses in der Dresd ner Straße in Meißen den Malermeister Beuchel, der Witwer und kinderlos ist, tot in seiner Wohnung. Er hatte sich, vermut lich schon am vergangenen Montag, erschossen, ohne daß es bemerkt worden war. Seine Leiche war bereits stark in Verwesung über gegangen — Seit über acht Tagen ist von Langen- Hessen bei Werdau der Baumeister R. Dämm rich verschwunden. Der Mann war seit einiger Zeit in Zahlungsschwierigkeiten, so daß er von seinen Gläubigern arg bedrängt und mehrfach gepfändet wurde. Jetzt hat sich herausgestellt, daß Wechselschulden von 170,000 Mark vorhanden sind. Dämmrich hat sich nach Plauen begeben, um da, wie er vorgab, Stellung zu suchen. Er hat auch von Plauen aus an seine Frau geschrieben, von da ab hat man aber nichts wieder von ihm gehört. Man nimmt an, daß Dämmrich nach der Schweiz geflüchtet ist. — Ein schwerer Unglückssall, dem ein blüh endes Menschenleben zum Opser fiel, ereignete sich auf vem Dominium Berns bei Zittau. Während dort ein Knecht mit dem Aus strängen oer Pferde beschäftigt war, schlug eines derselben aus und traf den Mann so unglücklich an den Kopf, daß er tot zusam menbrach. — Höhlen hat man in letzter Zeit im Vogtlanve mehrfach entdeckt, sogar eine Tropf steinhöhle befindet sich an oer Straße von Kloschwitz nach Rößnitz, auf Kloschwitzer Rittergulsflnr. Sie ist reichlich 10 Meter lang und am Eingänge etwa Meter hoch; nach dem Hintergrunoe zu geräumiger wer dend, steigt die Höhe bis zu 5 Meter an. An der Decke der interessanten Höhle haben sich, da das von oben herabsickernde Wasser Kalksteinlager passiert, Stalaktiten, regelrechte Tropfsteingebiloe in Form von Zapfen und Bändern angefetzt. Obwohl Sie Tropfstein höhle von unverständigen „Forschern" mehr fache Beschädigungen erlitten hat, ist sie doch auisuchens- und besichtigenswert Auch bei Greiz wurde eine übermannshohe, in alters grauer Zeit jedenfalls durch Menschenhand ent standene Höhle entdeckt. Sie hat wegen gro ßer Nässe im Innern noch nicht völlig er forscht werden können, doch vermutet man, daß sie im Mittelalter einen geheimen unter irdischen Zugang zum Kloster St. Adelheid darstellte. Frankenberg, 1. Juli. In wunder, barer Weise vor dem anscheinend unvermeid- lichen Tode behütet wurde vor kurzem da» 7- jahrige Töchterchen des Restaurateur» Karl Seidel (Reichsseidelei) hier. Die Kleine hatte in kindlichem Unverstand versucht, von einem Fenster zum andern überzusteigen und war dabei aus dem Fenster in einer Höhe von 5 Stockwerken (19—20 Meter) in den gepflaster ten Hof hinabgestürzt. Trotz des furchtbaren Sturzes, der eine Zerschmetterung des Kinde» als unabwendbar erscheinen ließ, hatte das selbe nur eine starke Erschütterung des Kör pers, sowiejeinige Stauchungen davongetragen, wovon es sich aber inzwischen wieder völlig erholt hat, sodaß es in den nächsten Tagen den Schulbesuch wieder aufnehmen kann. — Der 8jährige Sohn des Gutsbesitzer- Emil Beyer in Niedergräfenhain vergriff sich am Montag sin der Küche am Teschin seines Vater», welches dieser in der Absicht, nach Staaren zu schießen, mit Schrot geladen hatte. Plötzlich entlud sich die Waffe und die Schrotladung drang der in der Küche beschäftigten Mutter des Knaben in den Hals. Die schwer verletzte Frau mußte sofort in ein Krankenhaus nach Leipzig über geführt werden. Plauen i. V., 3. Juli. Der Kopist Leonhardt, der den Betrag einer Reisespar, kaffe verschiedener hiesiger Ratsbeamten unter schlagen hatte und dann flüchtig geworden war, ist am Donnerstag hier in der elterlichen Wohnung festgenommen worden. Er war aüf seiner Flucht bis Zwickau gekommen, in folge Mangels an Barmitteln zog er es aber vor, wieder zurückzukehren. — Der Täufling auf dem Automobil. Ein seltsamer Anblick wurde am Sonntag den Paffanten des Kirchplatzes zu Reichenbach i. V. zuteil, wo ein schmuckes Automobil, mit einer fröhlichen Kindtaufsgesellschaft besetzt, wartete. Auf dem Vordersitz handhabte ge wandt der glückliche Vater in festlichem Ge wand und weißen Glacss das Steuerrad. Im geräumigen Hinterteil des Fahrzeuges hatte die Kinderfrau mit dem Täufling in den Armen, ferner die Taufzeugen Platz genom men. Der Weg zur Kirche wurde in flotter Fahrt zurückgelegt und ebenso kehrte das Ge fährt, nachdem der Taufakt vollzogen war, zum Kindtaufsschmaus nach Hause zurück. Chemnitz, 6. Juli. Der seit Mitte vorigen Monats von Oberwiesenthal verschwun dene Reisende Leopold Hörder aus Großhe ringen in Thüringen ist gestern auf dem Fichtelgebirge inmitten des Waldes als Leiche ausgefunden worden. Anicheinend liegt Raub mord vor. Heute Mittag wird sich eine Ge- richtskommifsion zur Feststellung des Tatbe standes an Ort und Stelle begeben. — Bei der Sprengarbeit in dem neu er richteten Bergwerk „Neue Hoffnung" zu Weiß bach bei Zwickau ist ein silberreicher Erzgang entdeckt worden. Leipzig, 4. Juli. In Eugen Diede richs Verlag wurden sämtliche Exemplare der Tolstoifchen Schrift „Du sollst nicht löten" (russische Ausgabe) w> gen Beleidigung des deutschen Kaisers beschlagnahmt.