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Allgemeiner Anzeiger : 24.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190306245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19030624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19030624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-24
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.06.1903
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Pfeile,! Mgefl ttr >atte sich einer Gruppe Bekannter mit ° * ivüs * ie °ch^n waren seit jenem Fest vergangen, n, von Schellbach befand sich während der ckichk An Zeit in keiner glücklichen Stimmung. Brautstand hatte ihr die erhoffte Seligkeit L'tve ^bracht. Paul war so ganz anders ge- ' Sie hatte ihn sich nach ihrer Weise sollen und mußte jetzt die Erfahrung i ?.!' daß er als Bräutigam unlenksamer war Höflich und aufmerksam blieb er ' °ber Elises hervortretende Herrschsucht s 1>"5 te er nicht. hatte sie einen pracht- 2, Schmuck von ihm erhalten, dessen Wert weit überstieg, die sie ihm einst Das Geschenk machte ihr keine M /ch fühlte bei dessen Überreichung förm- er ihr nichts schuldig sein urit der feinen Empfindung des lre ^uem heiß- , gegenüber er wohl nicht so " Paul liebte sie nicht! Das und , hatte es immer gewußt. Sie u sich eigentlich doch nur durch eine List n Nü-Jülicher Bitterkeit, aber sie sagte kein Wort ind Schweigend wendete sie sich dem Aus- ;en Ls Ü des Zimmers zu. , enEej^n den Zügen der alten Dame malte sich esen, ^Wiger Kampf. Sie streckte die Hand aus, hlt. M Hedda zurückzuhalten, ein leiser Hauch n ihren Lippen, aber Hedda sah und te, nicht mehr. Sie war schnell in den Saal nveMBeim Baden im Genfer See ertrunken A wie kurz gemeldet, der 25jährige Leutnant vom Feldartillerie-Ngt. in Lands- terg a. W., einSohn des bekanntenBerlinerGroß- j^ustiielleu gleichen Namens. Der junge Offizier, der in, September d. mit der Tochter eines ert ^bayrischen Generalmajors in München seine ^genan Hochzeit feiern wollte, hatte vor kurzem seine gwAarnison mit einem dreimonatigen Urlaub ver- -v fit lassen, den er in der Schweiz verbrachte. Er chntziiichng die Nettnngsniedaille am Bande, da er in Ierlin ein Kind, das dem Überfahren nahe en Ma>ar, an der Ecke der Straße Unter den Linden tow and der Friedrichstraße vom Tode gerettet VerÜMe. vor^- Uiiglücksfall. Auf der Straße zwischen Uein-Sleinheim und Hanau scheuten die Pferde Anes mit Langholz beladenen Wagens vor Willem voriiberfahrenden Eisenbahnzüge und ^Tell ^vngen auf das Trottoir über. Drei auf dem- Lei a!^eu gehende Kinder konnten sich noch retten, -/iw 11 jähriges Mädchen wurde indes überfahren Zeit 1 Unterirdische Gänge. In der berg- werde, tuenden Stadt Lichtenstein (Kreish. Zwickau) a Repe>"i man unter dem Schlosse sowohl wie unter Fels'^ Stadt selbst weit ausgedehnte Gänge ge- en diinnden, deren ehemalige Bestimmung noch nicht esetzt bfiorscht ist, die aber bergbaulichen Zwecken n wefiW gedient haben können. Dian kommt in ertrifflGänge vom Schloßhofe aus über drei in härtefpMchtliche Tiefe führende Treppen, die sehr Als Dl benutzt worden sein müssen, denn die finenEsbinstufen sind erheblich ausgetreten. In zwei as Bungen finden sich in regelmäßigen Abständen mte iDgemauerte Nischen. Die Gänge unter dem ßeln stehen mit denen unter der Stadt in entferi^bindung. Einer derselben läuft in einen nicht n fünWz anderthalb Bieter weiten, gegen fünfzehn noch Meter hohen Turm aus, der an der Erdober- M)e glatt mit Steinen überdeckt ist. Die n" L<^lforschungen über die Entstehungszeit und in mw- Zweck dieser unterirdischen Minen, die mit d?r Z>>>nem gewaltigen Aufwand von Arbeits- e8 lock -si hergestellt sein müssen, werden eifrig fort- indelt be Kr. Zigeunerplage. In dem Dorfe Zasutowo vE' Wreschen kam es kürzlich zwischen einer ie auWennerbande und Dorfbewohnern zu einem hegten Streit. Die Baude hatte gegen Abend tikän^? i>em Gasthause Rast gemacht und musizierte Berles- wobei sie Eintrittsgeld erhob. Die Dorf- uun E^°hner, die gehofft hatten, es würde für ihr men eine kleine Vorstellung geben, verlangten S^is^ch einer Vorstellung. Die Zigeuner hingegen KMk ^rten besondere Bezahlung, welche ihnen in- -irma verweigert wurde. Als dann die Truppe u>.. Erlaubnis in einer im Neubau begriffenen ui Scheune ihr Nachtlager aufschlug, kam die Wut ine n>c^ Dorfbewohner zum Durchbruch. Man forderte oröf/^ Bande auf, die Scheune zu verlassen, und Mintens, °ls dies nicht geschah, wie das ,Pos. TZ iiMibt, mit Steinen gegen die geschloffenen l iMk?^unentore. Nun aber kamen die Männer I-S M, und schossen mit Revolvern auf dre sich ,, Biii-- Ziehenden Bewohner, ohne jedoch jemand /den E' lreffen. Als dann noch durch Steinwürfe ie Fenster im Wagen der Zigeuner zertrümmert dort V^en waren, schcß man aus einem der Fenster lbeieilfi'^ einem Gewehr heraus. Im Duukel ber icht entkam dann die Bande, fortwährend u M schießend. Es fielen im ganzen en (B fitste. 11 Gcglü'n Arsenal zu Woolwich explodierte lich e's'Ä. Donnerstag morgen ein Lydditgeschoß mit ch es s , Pfund Ladung. Neun Gebäude wurden hem vsMrt. Nach Mitteilungen des britischen eiche, ^^Ministeriums wurden 15 Personen getötet, ach Drden vermißt, 17 wurden verwundet. Nach haude^eren Meldungen sind noch vier Personen veiblE ^or Verletzungen erlegen. >ßteui^ Monte Carlo hat wieder einmal ein n iM . >/M)enopfer gefordert. In San Vittoria fand erstm", einem Olbaum die Leiche eines vor- gen Meideten Biannes, der sich erhängt hatte, en. ihm wurde eine Eintrittskarte der Spiel- ig. Sefunden, auf welcher die Worte standen: ne vv ?meniand ist schuld an meinem Tode; ich scheide daß Willig aus dem Leben, nachdem ich im ruhew cvMsaal mein ganzes Vermögen verloren habe, en. H verzeihe allen. Ludwig Maitrechen aus Köln. (Der Familienname scheint vom ,Secolo^ nicht ganz richtig wiedergegeben zu sein.) Über serbische Familien-Beziehungen wird geschrieben: „Der soeben zum König von Serbien gewählte Prinz Peter Karageorgiewitsch ist durch seine verstorbene Gemahlin, einer Tochter des Fürsten von Montenegro, mit dem König von Italien, dem Großfürsten Peter Nikolajewitsch von Rußland, dem Herzog Georg v. Leuchtenberg, dem Prinzen Franz Joseph v. Battenberg und der Erbprinzessin Militza, geb. Herzogin Jutta v. Meckleuburg-Strelitz, verschwägert, deren Familienbeziehungen selbst wieder zu fast allen europäischen Kaiser-, Königs- und Fürstenfamilien hinüberleiten. Durch seinen Bruder Arsen, der bisher in Paris lebte, ist König Peter auch mit dem kaiserlichen Haus von Frankreich, den Bonapartes, ver wandt, denn Prinz Arsen Karageorgiewitsch hei ratete eine Prinzessin Demidow, zu welcher Familie der verstorbene Gemahl der greisen Farbige beschränkt. Es sind Fälle vorgekommen, in welchen auch Weiße, die wegen irgend eines gering fügigen Vergehens in die Hände solcher Leute ge rieten, auf gleiche Weise Jahre hindurch ihrer Frei heit beraubt und zu härtestem Frondienst verdammt wurden. Nach den Bundesgesetzen können solche Verbrechen mit einer Geldbuße von nicht weniger als 1006 und nicht mehr als 5000 Dollar oder mit Gefängnis von 1 bis zu 5 Jahr geahndet werden. Gericbtsballe. Allenstein. Vor dem hiesigen Schwurgericht bat die Verhandlung in dem Prozesse gegen die Besitzersfrau Przhgoda, die beschuldigt ist, ihre vier Ehemänner vergiftet und den fünften zu vergiften versucht zu haben, stattgefunden. Die Angeklagte be stritt ihre Schuld, wurde aber dreier Gattemnorde für schuldig befunden. Es wurde dreimal auf Todes strafe und Ehrverlust erkannt. Mainz. Der 18 jährige Maschinenschreiner Magnus Anton Detrois aus Montigny, zuletzt in Sablon wohnhaft, stand, des Mordes angeklagt, vor schaff unbefugt ohne polizeiliche Genehmigung be trieben worden sei. Gegen seine Verurteilung legte G. Revision beim Kammergericht ein, welches indessen das Rechtsmittel als unbegründet zurückwies und ausführte, die Vorentscheidung sei ohne ersichtlichen Rechtsirrtum ergangen. „RönigUcke" Einkommen. b. Petersburger Nachrichten zufolge, schreibt ein New Hsrker Blatt, soll der ,Almanach Hachette' von dem Preßzensor beschlagnahmt worden sein, weil er eine vergleichende Tabelle über die Einkommen der europäischen Herrscher enthält. Die in Frage kommende Liste ist eine illustrierte Seite, auf der sich die Photographien der ersten europäischen Herrscher mit ihrem auf die Minute berechneten Einkommen befinden. Der Zar von Rußland steht dabei an erster Stelle, und sein Einkommen wird auf 324 Mk. iu der Minute angegeben. Wenn die Angaben KNäer von äen Berliner Beickstagswaklen. Vor dem Wahllokal. Der„schwarzeMann"alsReichstagswähler. Prinzessin Mathilde Bonaparte, Anatole Demi dow, Principe di San Donato, gehört. Zu dem Hause Savoyen leiten auch die Beziehun gen zu den Bonapartes noch einmal hinüber, da die Herzogin-Witwe von Aosta, geb. Prin zessin Lätitia Bonaparte und die verwitwete Prinzessin Klotilde Bonaparte, geb. Prinzessin von Savoyen, zum kaiserlichen Hause von Frankreich gehören. Die Familienbeziehuugen des neuen Königs von Serbien sind somit ganz andere, solider und gestaltungsfähiger als die jenigen der jetzt ausgerotteten serbischen Kon kurrenz-Dynastie der Obrenowitsch. Madame Olga Maurojeui, die Oberhosmeisterin der Königin von Rumänien, ist übrigens nicht die Schwester König Milans, sondern die Schwester seiner Mutter." Verkappte Sklaverei. Auf Ersuchen des Justizdepartements der Ver. Staaten haben Bundes- Geheimpolizisten die Untersuchung eines schmählichen Systems freiwilliger Dienstbarkeit, welches in aus gedehntem Maße gegen Neger in der Gegend von Montgomery, Alabama, angewandt worden ist, be gonnen. Ein Mann namens Robert Franklin, der aus diesem System viel Geld herauszuschlagen wußte und in einem Falle einen Neger ein ganzes Jahr- lang fcsthielt und Sklavenarbeit verrichten ließ, steht bereits unter Anklage. Das System ist lange Zeit von gewissen Richtern im Einverständnis mit solchen Personen, die farbige Arbeiter zu haben wünschten, angewandt worden. Das Verfahren ist folgendes: Ein armer Neger wird auf eine nichtige Anklage einem Richter vorgeführt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Strafe wird dann von einem Weißen bezahlt, wofür der Bezahler ein Anrecht auf die Arbeits leistung des Sträflings hat. Als täglicher Verdienst werden dem Farbigen nur einige Cents, dagegen eine elende Beköstigung und Bekleidung zu den höchsten Preisen angerechnet; gleichzeitig wird jeder Tag, an dem er nicht arbeitet, also auch jeder Sonntag, von seinem Verdienst abgerechnet. Eine Strafe von 10 Dollar nebst Kosten kann unter Umständen einen Frondienst von einem Jahre nach sich ziehen. Irgend welche Widersetzlichkeit gegen den Fronherrn wird durch neue Strafen gebüßt, so daß die Sklaverei kein Ende hat, wenn es nicht dem einen oder andern gelangt, bei guter Gelegenheit zu entkommen. Der artiger Frondienst rst übrigens nicht lediglich auf dem hiesigen Schwurgericht. Der Angeklagte hat am 1. April in Sponsheim bei Bingen seine Tante, das 72 jährige Fräulein Steiner, als sie die Hergabe eines größeren Geldbetrages ver weigerte, betäubt und dann erdrosselt. Detrois brachte die Leiche in den Keller des Hauses. Nachdem er 5000 Mark an Geld gestohlen und ruhig zu Mittag in dem Häuschen der Ermor deten gegessen hatte, flüchtete er. Er hielt sich kurze Zeit in St. Johann, Trier und Koblenz auf. In Koblenz kaufte er sich ein Motor-Zweirad und fuhr damit über Mainz nach Frankfurt. Hier logierte er sich unter falschem Namen ein. Das ge stohlene Geld hatte er Lis auf einen Betrag von 1300 Mk. in Gesellschaft leichtsinniger Dirnen öurch- gcbracht. Am 15. April wurde er in Frankfurt vrrhaftet. Vor dem Untersuchungsrichter gestand er sofort ein, daß er den Mord mit Überlegung aus geführt habe. Einige Stunden vor der Tat sei ihm der Gedanke gekommen, weil die Tante ihm einen verlangten größeren Geldbetrag verweigert habe. Der Angeklagte wurde, wie vorauszusehen war, zum Tode verurteilt. Nürnberg. Das hiesige Schwurgericht ver urteilte die 27 jährige geistesschwache Dienstmagd Magdalena Lehner, welche ihr eigenes einjähriges Kind in die Pegnitz warf und umbrachte, nach Ver neinung der auf Mord lautenden Schuldfrage wegen Totschlags zu sieben Jahr Zuchthaus. 88 Stralsund. G. war der Vorsitzende eines Arbeiterkastnos. Die Mitglieder des Kasinos ver sammeln sich in einem Lokale, welches vom Vorstand des Kasinos gemietet und auf Kosten der Mitglieder des Kasinos unterhalten worden ist. Die Einnahmen aus der Kasinowirtschaft wurden nicht an die Mit glieder der Vereinigung verteilt, sondern zur Unter- terhaltuug des Kasinos verwandt. Der Vorsitzende des Kasinos war nun in Strafe genommen worden, weil im Kasino ohne polizeiliche Erlaubnis die Schankwirtschaft betrieben worden sei. G. beantragte gerichtliche Entscheidung und betonte, es handle sich hier um eine geschlossene Gesellschaft, welche eine Konzession gemäß 8 33 der Gewerbeordnung nicht nachzusuchen brauche. Das Landgericht sprach den Angeschuldigten auch srei. Auf die Revision der Staatsanwaltschaft wurde aber die Vorentscheidung aufgehoben und die Sache an das Landgericht zurück verwiesen. Nach der erneuten Verhandlung wurde darauf G. zu einer Geldstrafe verurteilt, da er dafür verantwortlich zu machen sei, daß die Kasinowirt ¬ erobert, und wenn er sie dies auch nicht fühlen ließ, sie hatte stets das Empfinden, daß er in dieser Sache klar sah. Sie fühlte sich gereizt, geärgert, so oft sie nur Hedda erblickte, denn ihr schrieb sie den größten Teil der Schuld an Pauls .Kälte zu. Er sprach nur selten mit Hedda und dann nur wenige Worte; aber Elise hörte doch nicht auf, ihn mit Eifersüchteleien zu verfolgen, die er stets mit leichtem Spötteln abwehrte. Und gerade diese kalte Ruhe rief ihren ganzen Zorn wach. Es lag ihm offenbar gar nichts daran, wie sie über ihn dachte ! Es war ihm gleich gültig, daß sie an seiner Treue zu zweifeln begann! Auch heut befand sich Elise von Schellbach in unfreundlicher Stimmung. Der trübe Regen tag paßte so recht zu ihrer Laune, die sich immer mehr verschlechterte, je weiter der Zeiger an der prachtvollen Standuhr vorrückte. Die Stunde, zu der Paul gewöhnlich kam, war schon längst vorüber und er noch nicht da! Gestern abend im Theater hatte sie mit ihm Streit gehabt. Sie hatte behauptet, er blicke so auffallend in die Loge der Amerikaner hin über, daß alle Leute es bemerkten. Während der Kommerzienrat im Hintergründe der Loge mit einem Bekannten plauderte, war es zwischen den Verlobten zu einem regelrechten Zank gekommen. Das Ende desselben war, daß Paul blaß vor Erregung aufstand und, heftiges Unwohlsein vorschützend, das Theater verließ. Als sie zu Hause allein in ihrem Zimmer war, kam die Angst über sie, er könne das Band lösen, das ihn an sie gefesselt hielt. Aber nein, das konnte nicht sein, so töricht war er doch nicht, eine so vorteilhafte Partie auf zugeben, und dann — durch einen solchen Aufsehen erregenden Vorgang wäre seine ganze hiesige Stellung in Frage gestellt worden. Nein, er mußte wieder gut werden, zu ihr zurückkehren, und am nächsten Morgen schickte sie nach seiner Wohnung, um nach seinem Befinden fragen zu lassen. Der Diener hatte den Herrn Ministerial- Sekretär nicht zu Hause getroffen und Elise atmete erleichtert auf. Er^war also nicht krank und würde am Abend zur gewohnten Stunde kommen. Und jetzt diese Pein der Erwartung, es war nicht mehr auszuhalten! „Wenn ich mit ihm allein bin, dann kann ich ihm das alles besser sagen," flüsterte sie vor sich hin, in nervöser Hast ihre Hände ver schränkend. „Er muß mich lieben lernen, — ja, er muß, — jenes Mädchen darf nicht immer und ewig zwischen uns stehen!" Sie beugte den Oberkörper leicht vor und lauschte. „Er kommt!" frohlockte sie, zu dem Spiegel eilend, um ihr Haar in Ordnung zu bringen. Als Paul eintrat, saß seine Braut in einem Sessel, das Gesicht halb verdeckt von einem großen Album, in dessen Anschauen sie ganz versunken schien. Er war langsam eingetreten, aber als er sah, daß Elise von seinem Kommen keine Notiz nahm, machte er unwillkürlich eine Bewegung zur Tür zurück. Im nächsten Augenblick ließ sie das Album finken und blickte ihn scheinbar erstaunt an. „Llh, des Almanachs richtig sind, empfängt der Zar 324 Mk. in der Minute, 19 440 Mk. in der Stunde, 466 560 Mk. täglich und 170 294400 Mark jährlich. So fabelhaft groß diese Summe erscheint, und so sehr er damit auch allen ande ren europäischen Herrschern voraus ist, so kommt sein Einkommen dennoch dem des amerikanischen Multimillionärs John D. Rockefeller oder des südafrikanischen Magnaten Alfred Beit nicht gleich. Beide sollen etwa gleich reich sein. Ihr Einkommen beträgt annähernd 400 Mk. in der Minute, 24 000 Mk. stündlich, 576 000 Mk. täglich und 210 240 000 Nik. jährlich. Es gibt zwölf amerikanische Millionäre, die leichter als der Zar Millionen in barem Gelds vorzeigen könnten. So wird Rockefellers Vermögen auf 1200 Mill. Mk. geschätzt, und sein Besitz am „Standard Oil Trust" beläuft sich allein auf 200 Mill. Mk. Mr. Russell Sage, der Millionär makler, ist 400 Mill. Mk. wert, und Mr. Jay Gould 320 Mill. Mk. Im ganzen beziehen die amerikanischen Finanzkönige weit größere Ein kommen als die europäischen Herrscher, wie folgende Liste der sechs reichsten Amerikaner zeigt: John D. Rockefeller 210 240 000 Mk.; Andrew Carnegie 100 Mill. Mk., Rusfell Sage 36 Mill. Mk., W. A. Clark (Kupferkönig) 32 Mill. Mk., George I. Gould 24 Mill. Mk., I. Pierpont Morgan 20 Mill. Mk. Buntes Allerlei. Zwei Vereinsmitglieder. Ein Herr war zur Abwickelung mehrerer Geschäfte in einem Einspänner auf Zeit gefahren und schickte sich nach beendigter Tour an, dem Kutscher das Fahrgeld und ein Trinkgeld zu geben, wobei er beiläufig bemerkte: „Eigentlich hätten Sie etwas schneller fahren können." — „Mein Pferd ab hetzen?" meinte der Kutscher, „niemals! Ich bin Mitglied des Tierschutzvereins." — „Und ich," sagte der Fahrgast, indem er das Trink geld wieder einstcckte, „ich bin Mitglied des Mäßigkeitsvereins und daher Feind der Trink- du hier, Paul," sprach sie verwundert; ,war denn niemand da, um dich anzumelden?" Der junge Mann zuckte ungeduldig die Achseln. „Du selbst hast doch gleich bei Beginn unseres Brautstandes dem Diener für mich jede Anmeldung verboten." „Wirklich, ich vergaß," sagte fie, das Album auf einen Tisch legend. Paul war an sie herangetreten und zog ihre Hand an seine Lippen. Es war ein kühler Kuß, den er auf diese schlanke, weiße Hand drückte, und auch in seiner Stimme lag nicht der geringste Klang von Zärtlichkeit, als er sagte: „Ich bitte dich, mein Späterkommen zu ent schuldigen, ich war mit Geschäften überhäuft." Elife hatte das Gesicht halb von ihm ab gewendet; jetzt drehte sie es ihm wieder zu und ihre starren Augen fest auf ihn richtend, bemerkte sie spöttisch: „Von deinem gestrigen Un wohlsein scheinst du ganz hergestellt zu sein." „Wie du siehst," versetzte er kalt. Sie mochte eine andere Antwort erwartet haben, denn sie nagte heftig an der Unterlippe, ein Zeichen, daß sie mit etwas nicht so recht zu frieden war. Eine peinliche Pause entstand. Paul hatte seiner Braut gegenüber Platz genommen; sein gesenkter Blick schien das Teppich muster zu seinen Füßen zu betrachten. Elise sah ihn verstohlen von der Seite an. Er war so hübsch mit seinem offenen freund lichen Gesicht, dem welligen blonden Haar und dem weichen kurzen Vollbart, seine Haltung war so zwanglos und doch so vornehm, nein, fi- mochte ihn keiner andern gönnen. H- rs Fortsetzung folgt.)
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