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Allgemeiner Anzeiger : 03.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190306033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19030603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19030603
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-03
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.06.1903
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Ihre ganz verkohlten - den Trummern ge- ermei^n eines Rennfahrers. Aus dem ,Berl. Tgbl.' gemeldet: om Mittwoch stürzte der „Mcister- e sür Bayern", Georg Fichtner aus eschlcPI^M" '"'t dem Rade und war auf der chlbatt 'A. M ichte. , Pocken m Strasburg. Bis jetzt deteir ^d m Straßburg 14 Pockenfälle festgestellt s cr morden. Sämtliche Schrilkinder sind bereits ge- ilschli-impft, auch viele Erwachsene lassen sich inipfen. <ssen, i-^ch i" der Kaserne wurde ein Pockenfall fest- cht gestellt. wer HA Ein Eisenbahnschaffncr als Dieb. Auf sene ?er Eisenbahnstrecke Wien-Krakau wurden wieder, ßiger?ue aus Krakau gemeldet wird, aus dem Ge ier; 1'äck der Gräfin Skarzinska Schmucksachen im keile von 60 000 Kronen gestohlen. Als Dieb ein Schaffner ermittelt worden. Uber ein Eisenbahnattentat aus einem efN'Mkwürdigen Grunde wird aus Gitschin be- gMtet: Gegen den nach Prag fah enden Per- ^»enzug wurde unweit Weikersdorf bei Trau- NonieilM" ein Anschlag verübt, indem bei einer s, I.^degung des Geleises eine Schiene ausgeschraubt tand-icM^- Es gelang, den Zug noch rechtzeitig c^c!^ Stehen zu bringen und so ein Unglück zu n7. ^erhülen. Den Nachforschungen der Gen- AM/ .?^rie gelang es bald, den Urheber des An- A O^ages in der Person des Aushilfswächters 'Alton Tuma ausfindig zu machen und zu ver- Men. Tuma sollte zur Waffenübung ein- ., und kani, da er Geld benötigte, auf den inmtt' eine Eisenbahnschiene abzuschrauben M " Md dann den Zug noch rechtzeitig auf die m ' iiÄdende Gefahr aufmerksam zu machen, um ch dadurch eine Belohnung zu sichern. Die . weisenden des Personenzuges hatten tat- schlich für den Retter Tuma eine Kollekte ver- von Mallet, die 40 Kronen ergab. Tuma wurde > eingeliefert. 0^ Über den Brand in der Zitadelle zu Ms, bei dem drei Frauen ums Leben kamen «d L6 Personen noch schwer verletzt wurden, per Mrden jetzt noch folgende Einzelheiten ge- K mEeldet: 's. Der im nördlichen Flügel des Gebäudes woh- offnel .'"de Jntendanlnr-Offizier Saloms hatte zur Hoch- l ihr N ikirer Tochter an 45 Personen eingeladen. Ein die -"r der Wohnung befindlicher großer Naum war 's Pri'G Jestsaal eingerichtet worden; der Saal war ZUM dichtem Zierrat und Gewinden und Papier- ae HikMchcn geschmückt. Eine von den letzteren fing brennen, setzte den benachbarten Saalschmuck Ai'. M die Stoffbckleidungen in Brand, von dort griff r a auf die Holzwände über, und so stand in fer befugen Augenblicken der Saal in Flammen. Die durch Mü an der Hochzeitstafel; ein lähmendes Ent- teu Men entstand zunächst. Dann drängten und stürzten auf die einzige gewundene Dachbodentreppe zu; „/ üblichen Gäste behinderten wegen ihrer langer mit Schleppen, die den anderen unter die Zarowißegeriet das Entkommen so sehr, daß inzwischen rtscha'/» Heuer ^ch die einzige Treppe erreichen konnte, eigew^ Männ^ suchten nach einem Ausweg auf ein en der auch gefunden tvurde; sic mußten aus dem nach d, °l, der sich an der Treppe aufgestaut hatte, die ru wiMuen einzeln heransreißen und sie hinaustragen, wm M kenh konnten sich die Frauen hier in der Not >hren laugen Gewändern bewegen; einzelne urcy raueu mußten schließlich noch aus den Fenstern ann 'N ein ein Stockwerk tieferes Vordach springen und dort auf den Hof, wo die Soldaten, die alar- ereinlE "wrden waren, inzwischen Matratzen aus- llri hatten. Ein Soldat fing die Braut IN Armen auf; sie ist ziemlich unversehrt davon- während der Brautvater, die Braut- rrg ' ^"°r und ^we jüngere Schwester stark verbrannt rrfnn-M Ej„e ^iige Frau und drei Mädchen im Alter wela? 18—20 Jahren konnten nicht gerettet werden. " wurden von dem Qualm betäubt und kamen Non Ä den Flammen um. Ihre ganz verkohlten in linden '°"rden morgens unter den Trümmern ge- ^egen die Grobheit. Eine „Nationale dok.Einigung zur Unterdrückung der groben i oeis^" ist eine neue Liga in England, die s^,nj^°r einen seltsamen Namen, aber ein sehr ein Urogramm hat. Diese Liga, an deren mm Mitglieder der hohen Geistlichkeit und Aristokratie stehen, hat ihre Tätigkeit damit mimel''^?"rn, daß sie in den Bermietungsbüreaus, i elUht " Fabriken, in den Werkstätten Plakate bisbe^ Dringen lassen, auf denen die Arbeiter, Mirkli^Mngestellten und die Diener aufgefordert ^n, grobe Worte und Flüche zu vermeiden. —Al) 'MNMen sich auch einige für ihr Liebes- - wollte Fritz fortan nur als Toten keiner törichten Hoffnung Nauin -u A. ? als könne sie ihn jemals Wiedersehen, k kürze süße Wahn von Liebe und Glück Ee U°rbei für immer! MA Notar war fteundlich genug, Hedda " km ungsbriefe an einige Familien seiner . ^hchüst mitzugeben. So ausgerüstet trat M A Mge Mädchen die Reise in die Residenz kW hoffte unv versprach sich nicht viel, M. mA' hatte den festen Mut, sich eine Lebens- zu erzwingen und sah furchtlos dem siKMf ums Dasein entgegen. en^ * » * Ancm kleinen Mansardenstübchen saß an ^^.Wi'ikertag ein junger Mann emsig Die Einrichtung des Zimmers war aufs M" M Milchigste beschränkt; in dem eisernen che» . Meckerte nicht das kleinste Flämmchen und hatte sich in seinen dünnen "M .hAock Hullen müssen, um einigermaßen vor Exgeschützt zu sein. lkäA;t d war Paul; er sah blasser und schmaler ww r -'M um seinen Mund lag ein harter Zug, M fremder Gast in diesem hübschen, 's Mk'M gewesen war. Seit zwei Jahren junge Mann dieses Leben der An- d'^7« und Entbehrung. Wie oft hatte er ul .Mcheu i ^'dsem elenden Dasein ein Ende zu -f A Ewe. Regung der Scham hielt ihn >e,7^ ^Uniaßw von diesem unseligen Entschluß 'l'M> M daun Heddas dunkle Augen vor ihn vorwurfsvoll anblickten. — Nein ET . Ferner wird die Liga auch einen Feldzug gegen die groben Worte bei den Droschkenkutschern unternehmen. Eine eigenartige Wette ist kürzlich zwischen einigen Mitgliedern der Londoner Fondsbörse geschlossen worden, von denen einer behauptete, er werde Goldstücke für eine Kupfer münze feilbieten und sie nichi los werden. In zerlumpten Kleidern und schäbigem Hute, schmutzigen Händen, entsprechend geschminktem Gesicht und roter Nase stellte er sich an Rinn steine der belebten Edgware-Road auf und hatte etwa 60 neugeprägte Sovereigns auf einem schwarzen Brette liegen, die er laut als Spiel marken zu einem Penny und schließlich das Dutzend für einen Penny ausbot, ohne während Der Zopf ist bekanntlich erst durch die Man- dschus im 17. Jahrhundert eingeführt worden. GericktskaUe. Aurich. Der frühere Bürgermeister von Schwedt, Bernhardt, ist von der hiesigen Strafkammer wegen Urkundenfälschung und Unterschlagungen zu 1 Jahr 6 Monat Gefängnis verurteilt worden. B. war früher Bürgermeister in Schwedt a. O., zuletzt war er Büreau-Hilfsarbeiter in Wilhelmshaven, dort hatte er seine Verfehlungen begangen. Breslau. Die hiesige Strafkammer verurteilte den Redakteur der sozialdemokratischen,Volksmacht' Ludwig Nadlof, welcher das Rundschreiben eines katholischen Pfarrers in Berlin um milde Gaben für Der Hruppenübungsplatr ru VöberitL ein großer Zapfenstreich von der gesamten Musik des Gardekorps ansgeführt, ferner > Kaisers, der im Döberitzer Lager übernachtete. Eine eine große Gefechtsübung unter dem Kommando des ! Truppenschau beschloß die Festlichkeiten. war dieser Tage in einen Festplatz umgewandelt, im Truppcnlager erhoben sich Ehrenpforten und Flaggen masten, die Baracken waren mit Girlanden geschmückt zu Ehren des Kaiserbesuchs aus Anlaß der Denksteins-Ein ¬ weihung Friedrichs des Großen. Hier erhebt sich südlich des Hasenheidenbcrgs, wie unsere Karte zeigt, der beinahe 12 Meter hohe Denk stein, bestehend aus braunem, polierten Granit, auf drei Sandsteinstufen. Auf der Vorderseite liest man die In schrift: „Friedrichs II-, des Großen Majestät lag hier vor 150 Jahren mit seinem Heere bereit zum Kamps und Sieg." — Nicht weniger als 44 000 Mann waren damals unter Friedrich II. zu den größten Manövern, die je vor dem siebenjährigen Kriege ausgeführt wurden; die Ab sperrung war sehr streng. — Zum Gedächtnis an jene Zeit wurde am Abend vor der Denksteinseinweihung der ausbedungenen zwei Stunden unter den Tausenden, die an ihm vorübergingen, auch nur einen Käufer zu finden. Die Wette war gewonnen. Wie es heißt, soll der Versuch wiederholt werden; wie, wann und wo ist nicht bekannt geworden. Tas Spielzeug des Millionärkiudes. Es dürfte wohl kaum ein zweites Kind geben, das zum Seilspringen ein so schönes Seil be nutzen könnte, wie es ein amerikanischer Multi millionär jüngst seiner sechsjährigen Enkelin ge schenkt hat. Einer der reichsten Industriellen in Pittsburg, Pennsylvanien, hat dieses Seil anfertigen lassen, dessen Griffe in massivem Golde und mit Edelsteinen verziert sind, während das Seil selbst aus einem besonderen Hanf gemacht ist und fast einen Dollar für den Zentimeter gekostet hat. Das luxuriöse Spiel zeug hat denn auch 2400 Mk. gekostet. Die Frage ist nur, ob das Kind sich mit diesem kost baren Seil besser vergnügt als die anderen, die den erstbesten Strick dazu nehmen müssen. Der chinesische Zopf soll abgeschafft werden. In der /Münch. Allg. Ztg/ lesen wir: „Europa war erstaunt, als aus China die Nachricht kam, die chinesischen Schönen fänden keinen Gefallen mehr an zu kleinen Füßen. Eine grundslürzende Neuerung in den chinesischen Sitten und Gebräuchen kündigte sich damit an. Wie die Frauen ihre Füße zu klein, so finden die Männer ihren Zopf zu lang, und sie wollen sich nunmehr der europäischen Haartracht anbe quemen. Die chinesischen Zeitungen bringen die Nachricht, daß vom ersten Tag des dritten Monats an an die Bewohner des himmlischen Reiches die Aufforderung ergehen wird, ihren Zopf abzuschneiden, jenen traditionellen Zopf, der dadurch, daß die Haare fest zusammenge bunden werden, viel zum mandelförmigen, ge schlitzten Augenschnitt der Chinesen beiträgt." den Bau der Berliner Bonifaciuskirche kritisiert hatte, wegen Beschimpfung der katholischen Kirche zu zwei Monat Gefängnis. Über ein heiteres Abenteuer der Königin-Witwe von Holland lesen wir in einem belgischen Blatte: „Während des Auf enthalts, den sie jüngst in Brüssel nahm, begab sich die Königin-Witwe Emma auch nach Villers, um die Ruinen der alten Abtei zu besuchen. Dieser Ausflug war reich an überaus lustigen Zwischenfällen, die weiter erzählt zu werden verdienen, zumal da sie absolut wahr sind. Die Königin war von ihrer Hofdame Fräulein van den Poll und vom Baron van den Berg be gleitet. Nach der Besichtigung der Abtei begab sich die Königin mit ihrem Gefolge in ein Gasthaus, dessen Besitzer Herr L. ... als drolliger Kauz weit und breit bekannt ist. Nach dem die Herrschaften gegessen hatten, trat der Gastwirt zu ihnen heran und fragte, ob sie zufrieden wären. Als die Königin bejahte, kreuzte Herr L. die Arme und sagte nachdenk lich: „Wie ist mir denn, Frauchen, — haben wir beide uns nicht schon irgendwo gesehen?" — „Schon möglich," erwiderte die Königin lachend, „ich war schon einmal hier, und es ge fällt mir hier sehr gut." Baron van den Berg fragte dann, ob es nicht möglich wäre, zu einer Fahrt durch die Umgegend einen Wagen zu haben. „Ich habe wohl Pferd und Wagen," antwortete der Gastwirt, „aber denkt euch, ich habe keinen Kutscher. Wenn ihr aber selbst fahren wollt, will ich euch gern mein Gespann anvertrauen, denn ihr scheint mir ehrliche Leute zu sein." Baron van den Berg lehnte höflich ab, da er nicht verantwoulich sein wolle, wenn den Pferden etwas passieren sollte. Da rief der Wirt in einem Anfall von Edelmut und Gefälligkeit: „Nu, was sagt ihr, wenn ich euch einen Feigling sollte sie ihn nicht nennen dürfen! Wäre er damals Irma gegenüber nicht so feig gewesen, wer weiß, wie alles gekommen wäre. Hedda hätte ihn nicht von der Schwelle ihres Hauses gestoßen; sie mit ihrem festen, ent schlossenen Wesen würde ihm gut zugesprochen, ihn aufgerichtet haben, wenn seine Kraft zu er lahmen drohte. Er selbst hatte sein Glück ver scherzt, und doch fragte er sich wieder oft zagend, ob das wirklich Liebe sei, was er für jenes selt same Mädchen empfinde. Zuweilen erinnerte er sich an Inna, zwar nicht mit freundlichen Gedanken, aber er hatte doch Augenblicke, wo er nicht ohne weichere Regung an das schöne Mädchen mit den schwarzen Augen und dem goldig flimmernden Haar dachte. Dann kamen wieder die Sorgen um das elende Dasein — dieser aufreibende Kampf ums tägliche Brot und eine fieberhafte Angst bemächtigte sich seiner, er werde trotz aller Mühen nicht zu dem vorgesteckten Ziel ge langen. Durch Ünterrichtgeben und Schreibereien sür einen Rechtsanwalt fristete er sein Leben, nebenbei studierte er, aber woher sollte er das Geld für die letzten Prüfungen nehmen? Diese Sorge quälte ihn jetzt, wo er dem Ziel immer näher rückte, Tag und Nacht. Bei noch so großem Fleiß, konnte er diese für seine Verhältnisse hohe Summe nicht zusammen bringen, und auf einen Glückssall zu hoffen hatte er längst verlernt. Er legte die Feder nieder und rieb sich die erkalteten Hände. „Wie wohl täte mir ein wenig Wärme," murmelte er, „aber ich darf nicht meine Ausgaben überschreiten." Mit einem Seufzer wollte er sich wieder an seine Arbeit machen, als es heftig an die Türe pochte. Ehe Paul noch „Herein" rufen konnte, öffnete sich dieselbe und ein junger Mann trat in das Stübchen. Es war eine mittelgroße, gedrungene Gestalt, deren Kopf auf herkulischen Schultern saß. Das Gefichr war breit, mit einem entschieden an mutigen Zug; ein Wald von langen, schwarzen Haaren umgab dasselbe. Hinter buschigen Brauen aber leuchteten zwei Helle Kinderaugen hervor, so rein und klar, daß man sich unwill kürlich zu ihrem Besitzer hingezogen fühlte. Paul fuhr bei dem Eintritt des jungen Mannes freudig empor und rief, ihm beide Hände entgegenstrcckend: „Willkommen, tausend mal willkommen, Karl!" Die feinen, etwas mageren Hände des jungen Juristen verschwanden fast in den Löwen tatzen des Ankömmlings, der mit gutmütigem Lächeln den Gruß des Freundes erwiderte. „Wir haben uns volle acht Tage nicht ge sehen, Fritz," sagte er, sich auf den alten, gebrechlichen Stuhl niederlafsend, den ihm der Freund hinschob. „Ah," fuhr er fort, einen Blick auf die Arbeit des jungen Mannes werfend, „du schreibst wieder und hast wahr scheinlich die Absicht, den ganzen Wend zu schreiben — daraus wird heut nichts! Ich bin mit dem Borsatz hierhergekommen — dich heut zu entführen!" „Du, mich? Bist du so bei Kasse?" fragte Paul erstaunt. „Mensch, sich mich an und frage noch," rief der andere mit vergnügtem Lachen. selbst fahre?!" Dieses Anerbieten wurde dankend angenommen, und bald war der Wagen angespannt. „So, Liebchen, setzen Sie sich nur zu mir," sagte Herr L. . . . zur Königin. Die Königin tat, wie ihr besohlen, während der Baron und die Hofdame auf dem Rücksitze Platz nahmen. Und nun ging's fort! Eine solche Fahrt dürfte die Königin wohl noch nie mitgemacht haben, denn Herr X. . . ., der keine Ahnung hatte, wer seine Nachbarin war, erzählte ihr die bedenklichsten Witze nnd machte Späß chen, daß die Reisegesellschaft oft laut auflachen mußte. Als man ins Gasthaus zurückkehrle, wm' e Herr L. . . . noch intimer, und Baron w den Berg verlangte rasch die Rechnung, u die Sache anfing gefährlich zu werden. ' Königin nahm aber trotzdem an, als der le Gastwirt sich erbot, die Herrschaften, die mehr bezahlt halten, als er verlangte, aus lbarkeit noch nach der Station Ottignies wingen. Auf dem Bahnhof nahm man ichen Abschied, und Herr P. . . . fuhr nach e. Als er am nächsten Tage erfuhr, daß Dame, mit der er so fidel gescherzt hatte, die Königin-Mutter der Niederlande gewesen sei, sagte er gemütlich: „Für so „etwas Ähn liches" habe ich sie bald gehalten! Wer sollte sonst auch mehr bezahlen, als man von ihm fordert?!" Inleln 2U vermieten! In den großen englischen Zeitungen ist es nichts Seltenes, daß diese und jene Annonce den Verkauf und die Verpachtung einer Insel oder womöglich einer ganzen Inselgruppe an kündigt, und es kommt sogar vor, daß der britischen Krone unterstehende Eilande ver mietet werden. Natürlich zieht auch das Kolonialamt einen derartigen Weg vor, denn es würde wohl, wie es sonst in England Brauch ist, gar zu komisch sein, wenn Mr. Chamberlain an den Fenstern seiner offiziellen Residenz ein Plakat aushängen würde, auf dem der Mietspreis einer solchen Insel und ihre Lage verzeichnet stände. Viele der Inseln liegen in weit entfernter Mleereseinsamkeit, wo ein Schiff alle Jubeljahre emsnal anlegt, Tele graphendrähte unbekannt M und auch das störende Klopfen des Briefträgers an der Haus tür nicht gehört wird. Auch Einbrecher sind dort nicht vorhanden, nnd ebensowenig spricht der lästige Steuereinzieher vor. Die englische Schatzkammer zieht aus solchen Eilanden all jährlich eine ganz nette Einnahme. Zwei un bevölkerte Sandbänke in der Mitte des Gelben Meeres, etwa zweihundert Meilen von Borneo, bringen England eine immerhin recht ansehn liche Summe ein. Sie sind an eine Guano firma vermietet, und in jedem Jahre sprechen chinesische Dschunken vor, um dem Schildkröten fang obzuliegen. Fünf andere Inseln in der Nähe der arabischen Küste sind ebenfalls ver pachtet Auch dort wird Guano gesammelt nnd zu guten Preisen verkauft. Die Weihnachts- Inseln bieten ein ergiebiges Feld für Perl muttersucher. Der Engländer spricht mit Stolz von seinem Vaterlande als einem Reiche, in dem die Sonne nie untergeht. Tatsächlich kann von keinem Briten verlangt werden, daß er alle die kleinen Inseln kennt, über die Britannia ge bietet. Selbst Lord Palmerston ließ sich bei der Übernahme der Amtsgeschäfte sehr oft die Lage mehrerer Inseln und Inselgruppen er klären, und es ist Tatsache, daß auch noch heute im Kolonialamte Leute sitzen — und darunter vielleicht auch Chamberlain selbst —, die sich über die genaue Schreibweise einiger Namen von weniger bekannten Eilanden orientieren müssen. (Mpz. N. N.-) Kuntes Allerlei. Angenehmes Hindernis. Frau: „Neunzig Jahre seid Ihr schon alt! Und war'tJhr d.nn niemals krank?" — Bauer: „Waar net mög lich g'wesen, gnä' Frau; wir hätten ja keinen Doktor im Ort g'habt." l,M-ggend j Abgeblitzt. Er: „Ich bitte Sie, nur einmal ein freundliches Gesicht!" — Sie: „Ja, sind Sie denn Photograph?" „In der Tat, du bist ganz neu gekleidet, du hast gewiß einen Treffer gemacht." „Nein, mein Sohn, dazu müßte ich erst in der Lotterie gespielt haben, und du weißt, daß mir bisher meine Mittel dies nicht gestatteten. Etwas besseres ist's, alter Junge! Ich habe ein Heft meiner Lieder an den Mann gebracht; — gib acht, in vier Wochen bin ich ein be rühmter Komponist." Der spöttische Zug, der bei den letzten Worten seinen breiten, bartlosen Mund ent stellte, wich einem halb wehmütigen Lächeln, als ihm Paul mit dem Ausruf: „Wie mich das freut!" nochmals beide Hände entgegen streckte. „Ach ja," sagte er nach einem kräftigen Händedruck, „Zeit war's, sonst hätte ich chei all' meinen Liebes- und sonstigen Liedern ver hungern können. Doch nun höre mich an. Ein Glücksfall zieht gewöhnlich den andern nach sich, das ist eine alte Sache, gerade so wie ein Un glück selten allein kommt. Vor drei Tagen treffe ich auf der Straße eine Tante von mir, von der ich seit Jahren nichts mehr gehört hatte. Sie erkennt mich sogleich und ist so liebenswürdig, mich zu sich' zu laden. Seit langem Witwe, lebt sie gänzlich unabhängig in einer kleinen deutschen Residenzstadt. Da sie aber eine große Mufikfrcundin ist, büngt sie alljährlich hier einige Wochen zu, um Konzerte und die Oper zu besuchen. Sie war entzückt, als ich ihr von meinem jüngsten Erfolge be richtete und wollte sogleich etwas von den Liedern hören." S- » (Fortsetzung folgt.)
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