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Allgemeiner Anzeiger : 30.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190305305
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19030530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-30
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.05.1903
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politische Aunälckau. Deutschland. *Jn Gegenwart des Kaisers ist am Dienstag abend in Danzig das Linienschiff „.I" vom Stapel gelaufen und durch den Fürsten Hohenlohe-Langenburg auf den Namen „Elsaß" getauft worden. — Nachdem der Monarch dann den schwarzen Leibhusaren inLangsuhr einen Besuch abgestattet hatte, fuhr er nach Potsdam zurück. * Einen Ausspruch des Kaisers über die Notwendigkeit des konfessio nellen Friedens innerhalb der deutschen Bevölkerung teilt der bayrische Zentrnmsführer Frh. v. Hertling in einer Wahlversammlung zu Münster mit, wo er diesmal als Nachfolger des verstorbenen Frh. v. Heereman für den Reichstag kandidiert. Er glaube, sagte Frh. v. Hertling, nicht indiskret zu sein, wenn er hier auch einmal öffentlich ausspreche, was er bisher nur im engeren Kreise erzählt habe, nämlich daß der Kaiser in einem Gespräch einmal zu ihm gesagt habe: „Wir können uns doch nicht wie unsere Altvordern über religiöse Fragen die Köpfe einschlagen, wir müssen doch friedlich miteinander leben!" * Prinz Heinrich, dessen ihm unter stehendes Geschwader an der spanischen Küste bei Vigo kreuzt, ist in Madrid zum Besuche des Königs Alfons eingetroffen. t. *Jm Hinblick auf die bevorstehende Diamanthochzeit des Großherzogs vonMecklenburg-Strelitz und seiner Gemahlin, Auguste, geb. Prinzessin von Groß britannien (Tochter des Herzogs Adolf von Cambridge), hat der greise Landesfürst fol gende öffentliche Kundgebung erlassen: „Es naht der Tag, an welchem vor 60 Jahren der Erzbischof von Canterbury in der Schloßkapelle von Buckingham-Palace in London die Hand der teuren Großherzogin für immer in die meine legte, und lange haben wir uns darauf gefreut, dies sel tene Fest der Diamanthochzeit zusammen begehen zu können. Leider haben wir uns entschließen müssen, auf eine Feier desselben zu verzichten, so schmerzlich wir dies auch empfinden — eine solche ist durch den schwankenden Zustand meiner Gesundheit ausge schlossen. Unser Dank aber an alle diejenigen bleibt derselbe, welche sich dieses Tages haben freundlichst erinnern wollen. Friedrich Wilhelm." Das hohe Paar wurde am 28. Juni 1843 getraut; der Großherzog steht gegenwärtig im 84., die Großherzogin im 81. Lebensjahre. * Ein Meldeamt für deutscheSchulen im Auslande hat der Verband deutscher Schulen in Rumänien in einer Eingabe an den Reichskanzler gefordert. Dazu wird bemerkt, daß bereits in zwei facher Weise mr ein solches Meldeamt gesorgt ist. Amtlich versorgt das Preuß. Kultusministerium die deutschen Auslandsschulen, die sich melden, mit Lehr kräften, privatim tut das die LehrervermittelunaS- stelle des Deutschen Auslandschulvereins (Berlin, Landgrafenstrabe 7), die ebenfalls in den Stand gesetzt ist, über die Tüchtigkeit jedes Bewerbers zuverlässige Auskunft zu geben und bereits über 400 Bewerbungen entgegengcnommen hat. Frankreich. *Dcm Marineminister Herrn Pelletan geht in der Weinlaune häufig die Zunge durch! In einer Rede, welche er in Paris auf einem Bankett des Vereins ehemaliger Seeleute hielt, führte er aus, das Fehlen entscheidender Er- fahrungen mache das Problem der natio nalen Verteidigung noch schwieriger. Es sei möglich, daß eine Seemacht, welche all gemein als die stärkste angesehen werde, in Wirklichkeit sich in einem Zustande der Min derwertigkeit befinde. Denn niemand habe bis jetzt einen Kampf mit modernen Kriegs mitteln gesehen. Der Minister fügte hinzu, um zu vermeiden, daß seine Worte falsch ausgelegt würden, wolle er ausdrücklich erklären, daß er England bewundere, und daß es ein Unglück für die Menschheit sein würde, wenn der zivilisatorische Einfluß dieser großen Mit arbeiterin Frankreichs gehemmt würde. Spanien. *Jn Madrid bildet sich gegenwärtig auf Anregung des Konsuls Dr. Perl und des PastorS Fliedner eine selbständige deutsche evangelische Gemeinde. InBarce - Iona wurde am 15. März der Grundstein zu einer evangelischen Küche gelegt. Düse darf nach dem Gesetze von außen mH cks Kirche kenntlich sein, keinen Turm und ^ine Glocken besitzen. Rußland. * Die besondere russische Konferenz für die Bedürfnisse der Landwirtschaft hat in Petersburg neun Sitzungen der Regelung des Getreidehandels gewidmet und eine Reihe von Maßnahmen in Vorschlag gebracht, von welchen die auf Vervollkommnung der land wirtschaftlichen Statistik und die Entwickelung des postalischen, telegraphischen und telephonischen Verkehrs bezüglichen von dem Kaiser ge nehmigt wurden. Gemäß diesen Beschlüssen wird bei der Anlage neuer Telephonnetze die Privatkonkurrenz zugelassen. Ferner werdenden Selbstverwaltungs - Institutionen für Telephon- Anlagen Erleichterungen gewährt und weiter für die Anlage internationaler Telephonlinien, besonders zwischen bedeutenden Handels-, In dustrie- und Börsenmittelpunkten, Zugeständnisse gewährt. Balkaustaaten. *Jn Konstantinopel macht man sich auch wieder auf eine Erneuerung der unan genehmen Zwischenfälle gefaßt. Einzelne Bot schafter haben die Maßnahmen zu ihrer Sicherheit außerordentlich verstärkt. In der ussischen Botschaft kasernieren ungefähr 150 ussische Marinesoldaten; etwa ebensoviel liegen in der französischen Botschaft, derc i Tore gänz lich geschlossen sind. In die französische und die russische Botschaft kann niemand ohne Legitimation eintreten. In weiterem Umkreise sämtlicher Botschaften ist wieder eine große Menge Polizei- und Geheimagenten postiert. * In Macedonien haben neue Banden kämpfe stattgefunden. Bei Mo- gila, nördlich von Monastir, wurde eine drei zehn Mann starke bulgarische Bande vernichtet. Außerdem wurden vier Dorfbewohner und zwei Frauen getötet. Eine große Bande setzte sich im Dorfe Smerdech am Prespasee fest. Die Insurgenten verbargen große Mengen Dynamit und Munition in mehreren Dorfhäusern. Eine türkische Truppe schloß das Dorf ein. Der Kampf begann am Donnerstag und dauerte dreißig Stunden. Mehrere Bomben explodierten und steckten das ganze Dorf in Brand. Nach der Löschung des Brandes wurden unter den Trümmern 150 Leichen gefunden. *Nach Konsularmeldungen aus Konstantinopel sollen einige Bulgaren aus den drei Wilajets nach Tripolis in Afrika verbannt werden. Nach türkischen Angaben erfolgen auch Verbannungen nach weit entfernten kleinasiatisch enGebieten. In maß gebenden türkischen Kreisen erwartet man seitens des neuen bulgarischen Kabinetts Versuche zur Besserung der Beziehungen und zur Lösung der Grenz- und anderer Fragen. *Die angebliche Züchtigung der Albanesen durch die türkischen Truppen stellt sich nach dem Merl. Tagebl/, wie man gleich argwohnte, als eine Farce und ein Fiasko heraus. Nirgends ist es zu einem wirklich ernsten Zusammenstoß gekommen, und wo die Truppen in Überzahl waren, zogen sich die Albanesenstämme in die Berge zurück. Von Unterwerfung ist keine Rede. Asten. *Von den Russen werden immer neue Vor wände herausgesucht, um die vertragsmäßige Räumung der Mandschurei, dieses für Rußland so bedeutsamen Mittelgliedes zwischen Sibirien und Korea, zn verzögern oder gar von neuem Truppen dahin zu werfen. Auf nichts anderes ist eine Wladiwostoker Depesche der ,Nowoje Wremja' berechnet, die besagt, der Abzug der russischen Truppen aus der Südmandschurei habe zunehmende Frechheit der Chunchusenbanden zur Folge, welche sich in größerer Zahl ver einigen. In den Provinzen Mukden und Kirin, besagt die Meldung weiter, fürchten zahlreiche Chinesen und Mandschuren für ihr Leben und Eigentum. Längs der Linie der ostchinesischen Bahn sammeln sich erwcrbsuchende chinesische Arbeiter; in Charbin befinden sich 40 000 Chinesen, 50 000 lagern längs des südlichen und nördlichen Abschnittes der Mandschurei bahn; das Zusammenströmen der Chinesen dauert noch fort. Vie Sicherheit -er Bahnübergänge läßt manches zu wünschen übrig und bei Kreuzungen zwischen Landstraße und Bahn geleise find schon häufig Unglücksfälle vorge kommen, weil beim Nahen eines Zuges die Schranken entweder nicht herabgelassen oder zur Nachtzeit aus einiger Entfernung nicht sichtbar waren. Eine neue Art von elektrischen Warnungssignal-Anlagen, die an der unbe wachten Niveau - Kreuzung der westfälischen Kleinbahn mit elektrischem Betriebe Neuhaus- Senne mit der eingeleifigen Staatsbahn Pader- born—Brackwede, nahe der Station Sennelager, angebracht worden ist, verdient allgemeine Be achtung, weil sie automatisch dem Wagenführer der elektrischen Bahn das Herannahen eines Zuges der Staatsbahn nicht nur durch ein Alarm-, sondern auch durch ein Sichtsignal ankün digt. Der Apparat wird ohne Mitwirkung von Menschenkraft unmittelbar durch den heran nahenden Zug in Tätigkeit gesetzt. Allerdings ist zum Betriebe einer derartigen Anlage elek trischer Starkstrom nötig, dessen Zuleitung je doch in der Nähe von Elektrizitätszentralen keiner Schwierigkeit begegnet. Das oben er wähnte Warnungssignal gleicht in der Form vollkommen dem gewöhnlichen Streckenläute werk, birgt aber in seinem eisernen Mantel einen kleinen schnellaufenden Elektromotor, welcher durch Zahnradübertragung und durch Ver mittelung von Winkelhebel und Zugdraht den Hammer eines Läutewerkes zum Anschlägen bringt, gleichzeitig treten durch den elekmschen Strom vier Glühlampen, von denen drei in einer großen Signallaterne angebracht sind, während die vierte auf der Station Sennelager als Kontrollampe dient, in Funktion. Das Motorläutewerk wird durch den herannahenden Zug mittels zwei Kontakten, die etwa 500 Meter vor und hinter der Kreuzung liegen, eingeschaltet, während ein dritter Kontakt unmittelbar bei dem Bahnüber gang eingebaut ist. Beim Befahren des ersten Kontaktes bringt der Zug das Läutewerk zum Ertönen und auf den weißen Scheiben der Laterne leuchtet die Inschrift „Zug kommt" auf. An der Kreuzung angelangt, schaltet der Zug mittels des zweites Kontaktes das Läutewerk und die Glühlampen wieder aus, und das Be fahren des dritten Kontaktes führt das auf der Station Sennelager aufgestellte Schaltwerk wieder in die Normalstellung zurück. Schalt werk und Schienenkontakte sind durch eine Draht- leitunq verbunden, während die Zuleitung des elektrischen Stromes nach dem Schaltwerk auf Station Sennelager und von diesem nach dem Läutewerk durch eine Kupferdrahtleitung erfolgt. Die ganze Anlage, von der Siemens u. Halske Aktiengesellschaft hergestellt, hat sich trotz ihrer Einfachheit bisher bewährt und ihre Einführung für unbewachte Bahnübergänge in der Nähe von großen Eisenbahnstationen mit elektrischen Zentralen dürfte wesentlich zur Sicherung des Verkehrs beitragen. c,Gen»o "Von uncl fern. Die Automobil - Fernfahrt Paris- Madrid, der seit Wochen ganz Frankreich das lebhafteste Interesse entgegenbrachte, hat am Sonntag begonnen, aber gleich im Anfang einen so verhängnisvollen Verlauf genonimen, daß sich der Minister des Innern Combes veranlaßt sah, ihre Forschung, soweit sie noch französisches Gebiet berührt, zu verbieten. Die Fahrt hat näm lich vom Start bis zur ersten Etappe dreizehn Opfer gefordert, indem vier Chauffeure und vier Passanten getötet, fünf Automobilisten schwer verletzt wurden. Die Einzelheiten dieser Unglücksfahrt sind so erschütternd, daß ihnen gegenüber die meisten der schweren Automobil unfälle aus der letzten Zeit fast unbedeutend erscheinen. Auch die spanische Regierung hat die Fahrt auf ihrem Gebiete untersagt. Eim Der Fürst von Monako ist gFmiMi auf einer Automobilfahrt von seinem ingelal bankfürstentum nach Paris erheblich, weft nicht lebensgefährlich verunglückt. -rtvier t. Der Kaiser hat der Loge „ZurM- nr Harfe" in Marienwerder (WestpreußMn Wc Anlaß ihres 100 jährigen Bestehens peorges einem kostbaren Rahmen gehaltenes Ei mit eigenhändiger Widmung und Untande ! als Geschenk zugehen kaffen. Stund t. Der deutsche Kronprinz als v' frevler. Von einer Jagdübertreturö M Kronprinzen wird mitgeteilt: Der hatte gelegentlich seines kürzlichen JagE beim Frh. v. Schorlemer auf Lieser, Mosel gerade einen feisten Bock - Plötzlich tauchte ein Förster auf und er den zufällig ohne Begleitung benM Thronfolger nicht kannte, dem Schützen E derb zu verstehen, daß er auf fremdes, 9 gebiet geraten sei Als kurze Zeit * ... ' einige Jagdgäste zu dem Kronprinzen ' und den Förster über die Persönlich!^ E „Jagdfrevlers" aufklärten, entschuldigte i^r Förster zwar, erklärte indessen, daß er tM-osy fitzer der Jagd, Oberförster Neuwins'" Thalfang, von dem Vorfall pflichhE Meldung machen müsse. So geschah zwischen ist dem Kronprinzen seine u, dieberei" von dem geschädigten JagdbesE ziehen worden. ,, um t. Urlaub für Prinzen. Auch Prinzen unterstehen der Dienstdisziplins T. . beweist folgende Meldung aus Kiel:^, Prinzen Adalbert von Preußen, des Paares drittältestem Sohne, ist in feinem charakter als Leutnant z. S. auf seinen vom 30. Mai ab ein fünftägiger Pfingst« bis einschließlich 3. Juni, an das köT^" Hoflager zu Potsdam bewilligt wordem^^ i übrigen wird der Prinz mit Ende dieses "Ä den Torpedokursus der Fähnrichs zur E Bord des „Blücher" beendet haben. Rückkehr vom Pfingsturlaub nimmt del; Es an dem Jnfanteriekursus beim 1. ^il. Der Prozest gegen vuffener. Der^j^ rich zur See Hüssener, der kürzlich in Einjährig-Freiwilligen Kanomer Hartma^ stochen hatte, stand am Dienstag veT^^,, Kieler Militärgericht. Der Angeklagte ft in^ die Tat ein, glaubte aber dabei im R^ wesen zu sein. Der Vertreter der Anklalft„,,^ antragte sechs Jahr Zuchthaus und AusA^ aus der Marine. Das Urteil lautete Jahr Gefängnis und Degradation. D^in,„11 Handlung war öffentlich. , Uber das historische Kostümfest, ft» die Künstlerklause in Wiesbaden am 2^^ in und um der Ruine Sonnenberg archeh^^ hat, wird berichtet: Uber dreihundert^ sonen wirken beim Einzuge des Kaisers viMni von Nassau in ebenso historisch strengchtM > schönem Kostüm mit. Der Kaiser halber M empfängt Gesandte, Bischöfe rc., belol^ Minnesänger (Franenlob), verurteilt Rastv^^ und spricht eine Angeklagte, die als Hexe l'h^ soll, frei. Das Festspiel-Drama ist kungsvoll verfaßt. Ein großes Volkssttze^ Ringelstechen, Zigeunerlager, TanzbudeiRc außerhalb der Burg anangiert. Alles »tzsss im Stil des 13. Jahrhunderts. Die O klause besteht erst fünf Jahre, hat ab< tüchtige Kräfte, die in Düsseldorf, Münchs Wien ähnliche Festspiele oft leiteten. Immer wieder Prosper Are»omRc Die Hannoversche Illg. Ztg.' teilt mit, Wallen bereits in allen Punkten vorbereitete UbEglen t des Prinzen Arenberg in die Maison dc^uunn in Schöneberg infolge der Mittcilunss^Sfl Hann. ,Allg. Ztg/ plötzlich umgestoßen sci^T Arenberg bleibt in Hannover im Gerichtsldeg^^ nis, bis die ganze Angelegenheit anfgekl^ Bei der Enthüllung des m Denkmals auf dem Neumarkt zu AWüSi wurden am Sonntag im Gedränge 2 schwer und 3 leicht verletzt. Femer angesehener Bürger von dem DaA'^rwäg, Hanfes auf den Neumarkt ab und wurd^gi verletzt. K k)er?ens stürme. 5j Roman von C. Wild. Das junge Mädchen halte das ganze Gärtchen geplündert, um den Sarg der Toten zu schmücken; keine Blume, keine Blüte war mehr zu sehen, der kleine Fleck sah so öde und leer aus, als hätte auch hier der Sensenmann seinen Einzug gehalten. Hedda saß in dem kleinen Stübchen beim Fenster und blickte traurig durch die Scheiben. Es war ein trüber unfreundlicher Tag; der Himmel war sert dem Morgen mit düstern Wolken umzogen gewesen und jetzt fing es zu regnen an — erst wenig und leise, dann immer stärker, bis dicke Tropfen mit Macht an die kleinen Scheiben schlugen. — Hedda dachte an Paul und seufzte. Wo mochte er jetzt wohl sein? Sie bereute es nicht, so hart gegen ihn gewesen zu sein; wenn er jetzt wieder vor ihr stünde, sie würde genau ebenso handeln, aber sie konnte den Gedanken nicht wehren, die sich in ewigem Kreislauf um ihn und die Tote drehten. Und je länger sie so dasaß und nach dachte, desto heißer und heftiger stiegen die Tränen aus ihrem Herzen empor, bis sie ihr die Lider näßten und die Augen füllten; da barg sie ihr Gesicht in beide Hände und schluchzte still in sich hinein. Es war ihr ein Trost, daß sie sich von Herzen ausweinen konnte. Darüber war die Dämmerung hereingebrochen, die Schatten der Nacht senkten sich herab, alles ringsum in einförmiges Grau hüllend; in Heddas einsamem Stübchen war es ganz dunkel geworden. Da ertönte an der Tür ein Pochen; erst leise, dann stärker. Das Mädchen fuhr empor, eine jähe Glut überflutete ihre bleichen, tränenüberftrömten Wangen. Sollte er es sein? War er zurückgekehrt, um noch einmal Abschied zu nehmen ? Mit zitternden Händen und fliegendem Atem tastete sie nach Licht. Nun brannte die Lampe, aber Hedda blieb zaudernd stehen. War es nicht besser, sie hielt ihre Tür verschlossen? Ein Ende mußte ja doch alles haben! Da ertönte das Pochen wieder, lauter, ungeduldiger — sie ver nahm auch draußen eine Stimme. Gewaltsam ihre Schwäche bezwingend, schritt sie zur Tür. Auf ihre Frage, wer draußen sei, antwortete eine heisere Summe: „Ich bin's — Eduard Winter, ich will meine Tochter Hedda sehen!" Die Lampe zitterte in des Mädchens Hand. Ihr Vater! Die ganzen langen Jahre hatte er sich nicht um sie gekümmert. Sie hatte es versucht, ihn zu vergessen, da sie seinem An denken keine liebende Erinnerung weihen konnte; was führte ihn hierher zurück, was wollte er von ihr? Sie zögerte noch einen Augenblick, dann schloß sie mit einem Gefühl namenloser Bitter keit die Tür auf. Da stand er vor ihr, genau wie sie es sich gedacht: halb Bummler, halb Bettler, mit einer gewissen schäbigen Eleganz gekleidet, die das Elend seiner ganzen Erscheinung nur noch schärfer hervortreten ließ. Eduard Winter taumelte herein; seine vom Lichtglanz geblendeten Augen starrten blöde nach der hohen, schlanken Gestalt, die vor ihm stand. viel zu schaffen machte." Hedda antwortete nicht; sie ergab sich darein, den bitteren Kelch bis zum letzten Tropfen zu leeren. „Komm herein," sagte sie nach einer Weile mit klagender Stimme, die Tür des Stübchens öffnend. Er schritt an ihr vorbei — hinein. Ein Ekel erfaßte sie, als er sie streifte. Er roch nach Spirituosen und seine mattglünzenden Augen bezeugten, daß er wieder seinem Lieblingslaster gefrönt habe. Allein sie bezwang sich ; er sollte kein Wort des Vorwurfs von ihr hören. Ge- bessen hätte es ihn ja doch nicht! Mit unbe weglichem Gesicht stellte sie die Lampe auf den Tisch und schob ihm einen Stuhl hin, sie selbst blieb mit über der Brust gekreuzten Armen vor ihm stehen. Eduard Winter setzte sich. Der volle Schein der Lampe fiel auf ihn. Einst mußte er ein wunderschöner Mann gewesen sein, das sah man heute noch trotz der deutlichen Spuren, die ein wüstes Leben in seinen Zügen zurückgelaffen. Auch in seiner Haltung zeigte sich noch etwas von dem Manne, der einst in besseren Kreisen gelebt haben mochte, und die Hand, die er auf den Tisch stützte, war, obwohl sonnengebräunt und nicht ganz rein, doch von tadelloser Form. Winter musterte neugierig die Erscheinung - - - - ssssss— „Hedda, meine Tochter?" stotterte er. ! seiner Tochter. Was war aus deo^gerufc „Die bin ich," sagte sie kalt. > schwarzen, trotzig blickenden Mädchen Er machte einen mißglückten Versuch, sie zu Eine Schönheit war sie nicht, aber umarmen; das junge Mädchen wich scheu zurück. ! interessant — zudem hatte sie etwas Worbe! „Nicht? Nun, auch gut!" grinste er. „Wir! Achtunggebietendes an sich. M beide find ja nie zärtlich zueinander gewesen. -- """ O, du warst eine böse kleine Hummel, die mir anggeoieienoes an pcy. „Mein Kind, du würdest eine hedd Tragödin abgeben," sagte er, seinen Raä laut aussprechend; „dieser Blick, die WLlichl tung, hast du nie daran gedacht, dich n zu widmen?" .^kea Hedda wendete sich halb von ihm, gut an ihre arme Mutter denken, die, d^chelt keim in der Brust, noch hatte Komö^M müssen. .„„„Di „Nein," sagte fie dann kurz, /TT se Einfall ist mir nie gekommen." di," „Ach ja, du hast kein Theaterbft geb Adern, deine Mutter hatte auch keins, ein Unglück für fie." . ^n In Heddas Brust wallten Zorn ?j pörung empor. Eduard Winter beu^, 'le nur mühsam zurückgehaltene Erregung ^ ? ' fuhr sich mit einer geckenhaften Bewcg^T/" das noch immer volle, obwohl scho» V graute Haar und sagte: . dj? „Sie war zu empfindlich, zu lew HT beim Theater muß man starke Nervc.^- „Meine arme Mutter ist an ggH ' " Herzen gestorben," brach Hedda mit...IT Augen los; „es ist besser, wir sch^ ihr, sonst vergesse ich, daß ich in er -gm Vater achten soll." , ich hch Winter zuckte schweigend die SM wollte es mit seiner Tochter nicht -I derben — vielleicht erinnerte er sich t
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