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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittr .h und Sonnabend, ilbonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" rierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark iv Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All» gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Vz1I Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,n Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags S Uhr angenommen. Schristleilung, Druck und Verlsg von A. Llhllvig, Bretnig. Nr. 36. Mittwoch den 6. Mai M3. 13. Jahrgang. Oertlickes und Sächsisches. Bretuig. Bei der am 1. Mai d. I. stattgefundenen Arbeiter-Zählung wurden hier orts gezählt: männliche Personen: über 21 Jahre 178, von 16—21 Jahren 29, von 14—16 Jahren 13, unter 14 Jahren 3; weibliche Personen: über 21 Jahre 76, von 16—21 Jahren 42, von 14—16 Jahren 9; zusammen 350 Personen und zwar 223 Männliche und 127 weibliche. — Die Bekanntmachung betreffend Ab änderung des Wahlreglements für die Reichs- tagswahlen wird im „Reichsanzeiger" ver öffentlicht. Die vom alten Wahlreglement abweichenden Hauptbestimmungen haben fol genden Wortlauts: Es ist entweder durch Be reitstellung eines oder mehrerer Nebenräume, die nur durch das Wahllokal betretbar und unmittelbar mit ihm verbunden sind oder durch Vorrichtungen an einem oder mehrere» von dem Vorstandstische getrennten Neben tischen Vorsorge dafür zu treffen, daß der Zähler seinen Stimmzettel unbeachtet in den Uschlag zu legen vermag. Der Wähler, Melcher seine Stimme abgeben will, nimmt UVN einer durch den Wahlvorftans in der Nähe des Zugangs zu dem Nebenraum oder Nebentische aufzustellenoen Person einen ab gestempelten Umschlag an sich- Er begibt sich sodann ln den Nebenraum oder an den Neben tisch, wo er seinen Stimmzettel unbeachtet in den Umschlag steckt, tritt an den Vorstanbs- tffch, nennt seinen Namen, sowie auf Erfordern seine Wohnung, und übergiebt, sobald der Protokollführer den Namen in der Wähler- liste gefunden hat, den Umschlag mit dem Stimmzettel dem Wahlvorsteher oder dessen Vertreter, der ihn sofort ungeöffnet in die Wahlurne legt. Der Wahlvorsteher hat da rauf zu halten, daß die Wäyler in dem Neben raum oder an dem Nebentische nur solange oerweilen, als unbedingt erforderlich ist, um den Stimmzettel in den Umschlag zu stecken. Bischofswerda, 4. Mai. Gestern Sonntag Nachmittag gegen 4 Uhr entstand iw hiesigen Stadtwalde in Abteilung V, am Schmölner Wege gelegen, ein Waldbrand. Zirka 1 Scheffel 10-jähriger Fichtenbestand stel dem Feuer zum Opfer. Durch energisches Eingreifen der Freiwilligen Feuerwehr und vieler Spaziergänger konnte der Brand aus das angegebene Terrain beschränkt werden. Die Stadtwaldung ist schon seit Jahren ge gen Brandschaden versichert. Wie der Walo- brand entstanden, ist noch unaufgeklärt. Bei der großen Dürre, die jetzt in den Wäldern herrscht, sollte doch Jedermann mit dem Feuer so behutsam als nur irgend möglich umgehen. Ein noch brennend weggeworfenes Streichhölz chen kann den größten Schaden ar.richten. — Also Vorsicht und strenge Aussicht! — Am gleichen Tage früh 2 Uhr wurde die Wirt schaft des Maurers Heinrich Kluge in Ram menau, sowie früh 4 Uhr die Heinrichsche Wirtschaft in Burkau durch Feuer vernichtet; Sonntag nachts halb 12 Uhr entstand wieder um in Rammenau Feuer und brannte eine große Scheune des Gutsbesitzers Hartmann und die unmittelbar danebenstehende Wirt schaft von August Kluge total nieder. Letz terer büßte alle» ein, nur das Vieh konnte gerettet werden, versichert hatte Heinrich Kluge.nicht. Der mutmaßliche Brandstifter, ein Arbeiter Oswald aus Obersteina, ist ver haftet worden. Demitz - Th., 3. Mai- Ein bedauerlicher Unglucksfall ereignete sich am Sonnabend Vormittag in dem der Firma C G. Kunath gehörigen Steinbruch Bolbritz 2. Der oaselbst beschäftigte Steinardeiter Böhme aus Sohland a. d. Spree ergriff, anstatt der Wasserflasche, die mit Schwefelsäure gefüllte Beizflasche und trank daraus. Innerlich schwer verbrannt, stürzte er zu den wenige Schritte entfernten Brunnen, wo er zusammensank. Herr Dr. med. Raettig, hier, welcher zur Hilfeleistung herbeigeeilt war, ließ den Verunglückten ins Bischofswerdaer Stadtkrankenhaus transportie- ren- Radeberg, I. Mai. Goldsucher trieben in letzter Zeit auf jenem Feldgrundstücke der Schmiedefeld, auf dem Ende März d. I. — wie schon mehrfach früher — wieder zwei goldene Dukaten aus alter Zeit aufgefunden worden waren, ihr Wesen, um weitere Teile des daselbst nach alter Sage vergrabenen Schatzes zu heben. Die Bemühungen sind auch nicht erfolglos gewesen, denn tatsächlich rst noch eine Anzahl derartiger altertümlicher Goldstücke gefunden worden. Man vermutet allgemein, daß die Goldstücke einem Massen grabs aus der Schlacht am 12. Mai 1813 zwischen Russen und Franzosen entstammen. Dressen, 3. Mai. Nach mehrwöchent licher Abwesenheit kehrte heute mittag Se. Majestät der König aus dem Süden, wo er Erholung von schwerer Krankhert und seelischer Erschütterung gesucht, nach Dresden zurück. Ein herrlicher, goldener Maientag zeichnete den Einzug des Monarchen aus. Dazu prangte ganz Dresden, im besonderen aber die von Sr. Majestät bei der Fahrt nach dem Residenz- schlaffe zu berührenden Straßen, in festlichem Flaggen- und Blumenschmuck; vielseits waren entsprechende Schaufenster - Dekorationen zu bewundern, von denen einzelne geradezu ent zückende Ansichten gewährten. Selbst Straßen bahnwagen, Omnibuse, Elbschiffe rc. zeigten Flaggen- und Fähnchenschmuck. Eine prächtige Ehrenpforte mit dem sächsischen Wappen im Bilde zierte den Eingang zur Pragerstraße. Ganz gewaltig aber war der Menschenverkehr; fast „ganz Dresden" war unterwegs, außerdem brachte jeder vormittag einlaufende Zug enorme Menschenmaffen von auswärts. Sie alle wollten ihrem Könige huldigen; wiebeschämend wirkte beim Anblick dieser lebenden Mauern der Gedanke an die von gewisser Seite ge flissentlich verbreitete Nachricht, all die Be geisterung, all die Kundgebungen der Freude beruhten auf künstlicher Mache. Die Ankunft Sr. Majestät erfolgte mittags 12 Uhr aus dem Hauptbahnhose, woselbst sich zahlreiche distinguierte Persönlichkeiten zum Empfange eingefunven hatten. Den weiten Platz vor der Empfangshalle füllten etwa 6000 Damen in Frühjahrs-Toiletten. Beim Hinaustreten aus dem Bahnhofsgebäude brachte Oberbür- germeister Geh. Finanzrat a. D. Beutler ein dreifaches Hoch auf den Monarchen aus, das von den Frauen begeistert ausgenommen wurde. Während dann die Anwesenden die Sachsenhymne sangen, begab sich der König, dem 75 junge Damen voranschritten, zu Fuß bis zur Einfahrt in die Pragerstraße. Hier bestieg Se. Majestät einen vierspännigen offenen Hofwagen a la Daumont und fuhr, eskortiert von einer Schwadron Garderriter, unter dem Geläute sämtlicher Glocken und nicht enven wollenden Hochrufen der auf beiden Straßenseiten Spalier bildenden Schul kinder, Vereine, Beamten und Privatpersonen nach dem Rathaus, woselbst der König den Wagen verlieb und vom Königszelt aus eine Huldigung der vereinigten Dresdner Gesang vereine entgegennahm. Zum Vortrag gelangte Wagners Chor mit Orchester „Im treuen Sachsenlande", ein hochinteressantes Werk, das seine Entstehung der Heimkehr des Königs Friedrich August aus England 1844 verdankt. Danach hielt Oberbürgermeister Beutler, in mitten der Mitglieder des Rats- und Stadt- verordneten-Collegiums, eine Ansprache an den Monarchen, die Freude des Sachsenvolkes bei der Rückkehr seines Königs und die Ver sicherung steter Treue in guten wie schlimmen Tagen gegen das angestammte Herrscherhaus Wettin zum Ausdruck bringend. Tiefbewegt dankte der Monarch, dem Oberbürgermeister herzlich die Hand drückend, für die rhm be reiteten Aufmerksamkeiten. Nunmehr bestieg der König wieder den Wagen zur Weiterfahrt nach dem Schlosse, auf dem ganzen Wege da hin immer wieder von neuen stürmischen Kundgebungen der Freude und des Patriotis mus begrüßt. Kurz darauf begab Se Ma- jestät sich nach Villa Strehlen, woselbst Familientafel stattfand. Dresden, 5. Mai. Nach neuesten Mel dungen ist die frühere Kronprinzessin von Sachsen in Lindau gestern Abend ^7 Uhr von einer Prinzessin entbunden worven. — Wie aus Dresden gemeldet wird, ist Rechtsanwalt Dr. Bernhardt, der wegen Be trugs zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, Freitag vormittag gegen eine Sicherstellung von 15 000 Mark aus der Haft entlassen morden. — Nachdem Herr Hofprediger Klemm zu Dresden, den vor etwa Jahresfrist ein Schlag anfall betraf und der seinen Wohnsitz von Dresden in die Lößnitz verlegt hat, infolge Krankheit von allen seinen Aemtern endgültig zurückgetreten ist, was in kirchlichen Kreisen schwer empfunden wird, hat das evangelisch lutherische Landeskonsistorium oas Kommissariat für das geistliche und das Lehramt in den Heil- und Strafanstalten des Kgr. Sachsen Herrn Geh. Kirchenrat Keller übertragen. Derselbe hat das Amt, welches seit der plötz lichen Erkrankung des Herrn Hofprediger Klemm bis jetzt vom Vizepräsidenten des evang. luth. Landeskonsistoriums Herrn Oberhofpre diger Dr. Ackermann interimistisch verwaltet worden ist, am 1. Mai übernommen Wie verlautet, schweben zur Zeit noch nicht, abge schlossene Verhandlungen, welche sich um die Erstreckung des Kommissariats auf einige noch nicht unter ihm stehende Anstalten drehen. Losch witz, 1. Mai. In selbstmörderi scher Absicht stürzte sich gestern nachmittag eine in Dresden wohnhafte Frauensperson, anschei nend ein Dienstmädchen, in der Gegend der Elbschlöffer in die Elbe. Die kühle Flut brachte sie indeß bald zur Vernunft und um Hilfe rufend, strebte sie wieder ans Ufer zu kommen, was ihr auch gelang. Mehrere Schiffer hoben das ohnmächtig gewordene Mäd chen auf und veranlaßten seine Ueberführung nach der Stadt. Wachwitz. Am 27. v. M. entstand hier ein großer Exzeß. Eine g.oße Anzahl Reservisten, welche die in Niederpoyritz statt gefundene Kontrollversammlung besucht hatten, war in einem hiesigen Restaurant eingekehrt. Einer der Reservisten benahm sich derartig, daß er vom Wirte aus dem Lokal gewiesen werden mußte. Der Mann leistete jedoch dieser Weisung keine Folge, weshalb polizeiliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Doch auch da verlieb der Mann das Lokal noch nicht und mußte mit Gewalt hinausge bracht werden. Als er nach dem Gemeinde amts gebracht werden sollte, leistete er hart näckigen Widerstand und konnte nur mit größter Mühe im Arrestlokale untergebracht werden. — Die aufsehenerregende Entschließung der Meißner Stadtverordneten, den als Brand direktor von Meißen bekannten Herrn Oeser zur Niederlegung seines Amtes als Stadtver ordneter und Bezirksvorsteher aufzufordern, scheint die weitere Folge gehabt zu haben, daß er sein Amt als Vorsteher der „Schützen gesellschaft" niederlegte. Die „D. W." be richtet: Herr Oeser war als Branddirektor in die bekannte Wahlangelegenheit verwickelt, er hatte nicht die von seiner Feuerwehr be schlossene Abstimmung an den Wohlleiter ab- gesandt, sondern einen anderen Namen. Das hatte die Feuerwehr einer Nachbarsiadt auf gestochen, jedoch bestritt es Herr Oeser. Nach 4 Monate langem Beharren bei seiner Aus sage, er habe wie seine Feuerwehr gewählt, sagte er plötzlich, als er in die Enge kam, er habe den Stimmzettel schon vorher eingesandt auf einen anoeren Namen. Da Oeser auch dem Bürgermeister Dr. Ay die erstere Aussage gemacht hat, so wunderte man sich, daß dieser es so ruhig hingehen ließ. Es kam dann noch eine unangenehme Sache des Herrn Oeser mit Herrn Oberjustizral Dr. Frese hinzu, die ,sich auch mehrere Monate hinzog- In zwischen hatten nun einige Stadtverordnete von Meißen die Angelegenheit in die Hand genommen und den Antrag auf Amtsnieder» legung eingebracht. — Ein schrecklichesMbenteuer hat in Ostritz die Näherin Marie Krause in der Nacht zum Freitag durchlebt. Ein unbekannter Mensch, der eine Maske vor dem Gesicht trug, ist nachts gegen 1 Uhr durch das Fenster in die im Parterre gelegene Schlafstube des etwa 22 Jahre alten Mädchens eingedcungen, hat die in ihrem Bette Schlafende überfallen und dann geknebelt, in welchem Zustande das Mädchen früh ohnmächtig am Boden liegend aufgefunden wurde. Die weitere Untersuchung ergab, daß der Einbrecher 220 Mark bares Geld geraubt hat. Fräul. Krause ist nicht unvermögend, sie hatte die Absicht, in diesen Tagen 4000 Mark Sparkaffengelder flüssig zu machen, die ihr Bräutigam für Brauzwecke benötigte. Es ist wahrscheinlich, daß der Verbrecher von dieser Absicht Kenntnis erlangt und vermutet hat, daß die Abhebung der Summe bereits erfolgt sei, was jedoch nicht der Fall »ar. Der freche Einbrecher war mit einem grauen Anzug bekleidet. Nach ei ner anderen Meldung ist Fräul. Krause nicht im Bett überfallen worden, sondern von dem Geräusch erwacht, welches der Einbrecher im Nebenzimmer verursachte. Als Fräul- Krause tue Tür öffnete, wurde sie von dem Unhold gepackt und gefesselt. Zwickau. Die Gnadengesuche der bekannt» lich wegen gemeinschaftlichen Betrugs zu 1 Jahr beziehentlich 6 Monaten Gefängnis ver urteilten Fabrikanten Zwieger und Appreteur Clauß wurden vom König abgelehnt. Zwie ger verbüßt seine Strafe gegenwärtig in Bautzen, während Clauß noch auf freiem Fuße ist.