Volltext Seite (XML)
Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger siir die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All- bt, Rabatt nach Nebereinkunst. Schrisileilung, Druck imö Verlug von N. Slhurig, Bretnig. Nr. 32. Mittwoch den 22. April >903. 13. Jahrgang. mar i 13 Liese ngs- isten Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittag« S Uhr angenommen. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwo, und Sonnabend. ... „Z.» „ 7- . .. .! onnementsprers inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatteü" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten lnteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir 0 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. ' Rabatt nach Nebereinkunft. Der Schneesturm. Ein verheerendes Unwetter hat am letzten onnabend, Sonntag und Montag nicht nur mz Sachsen, sondern einen großen Teil — Deutschlands uno Europas heimgesucht. Aus llen Himmelsrichtungen laufen Nachrichten on der ungewöhnlichen Wut des Unwetters w über die gewaltigen Schäden ein, die es ' »gerichtet hat. Von der Gewalt des aufge- Uvvf ^nen Sturmes und den Mafien des nieder- muß 'gangenen Schnees zeugen nicht nur die " tten Betriebsstörungen auf den Eisenbahnen, : Fab , Schiffsverkehr und bei den Telegraphen- sstalten, auch die niedergebrochenen Bäume Nicht Aeste, zertrümmerten Fensterscheiben und " ^'abgerissenen Dachziegeln bilden Beweisstücke „Nur on der Stärke des Unwetters. kalte» N^n h^len Kampf mit den entfesselten lementen hatten die Eisenbahnen zu bestehen, ifen? eberall gab es Zugsverspätungen und sogar t, dic chlreiche Zugsrerwehungen und groß war Braut je Zahl her Linien, worunter auch die Linie ' v'"' lrnsdorf-Kamenz, welche am Montag infolge We" Schneeverwehungen gesperrt werden mußten. Der von Kamenz am Montag morgens in der Richtung Arnsdorf mit zwei iaschinen abgelassene Personenzug ist bei der ! dacl USfahrt von Bischheim nach Pulsnitz in üschheim im Schnee sitzen geblieben, in .eicher Weise konnte ein darauffolgender Zülerzug nur bis Bischheim geführt werden. > u^ 'er Personenzug wurde später wieder nach ^„.Amenz zurückbefördert. Aehnlich ging es n Paffagieren des 5^ Uhr von Kamenz 'gelassenen ersten Frühzuge» nach Bischofs- d^erda, welcher infolge starker Schneeverweh- j „ j.' agen kurz vor Rauschwitz sitzen blieb und -schließlich nur mit vieler Mühe bis Rausch- itz gebracht werden konnte. Der Versuch, n Zug nach Kann uz zurückzubringen, heiterte an unterdessen zwischen Rauschwitz ad Elstra eingetretenen Verwehungen. Ein betrübender Ungtücksfall mit tätlichem »«gange, der mit dem Unwetter im Zusammen- steht, ereignete sich am Sonntag abend vor 8 Uhr auf der Strecke Großröhrs- Worf-ÄrnSdorf. Der Hilfsseuermann Busch >au» Copitz hatte aus genannter zweigleisiger MStrecke mit einer Lokomotive durch Schnee- Mehen Bahn zu brechen, wobei eine Entgleisung Mrsolgte. Busch, der in nächster Zeit als Mündiger Feuermann angestellt werden Zollte, Mar nun mit anderen Beamten an der Loko- Motive beschäftigt, als auf dem aderen Glerse Mer Personenzug ankam. Infolge des Sturm- Mehenles hatte Busch den Zug nicht bemerkt Wnd da er auf demselben Gleise stand, wurde Mr überfahren. -Die hierbei erlittenen schweren Mopfverletzungen führten den baldigen Tod Mes Unglücklichen herbei. An seiner Bahre eine Witwe mit drei Kindern. Busch Mar 40 Jahre alt. M) ie Meinung eines Fachmannes. I Von geschätzter fachmännischer Sette wird Mer Wiener „N. Fr. Pr." geschrieben: Viel- Mach hört man die Ansicht aussprechen, daß Mn solches Wetter, wie wir es in den letzten Magen erlebt haben, ganz und gar ungemöhn- >ch und noch nicht dagewesen ist. Dieser Mei- Ming muß man scharf entgegeutreten, wenn Man eine Tabelle über die letzten Schnee- Me der Jahre 1861 bis 1900 (vierzig Jahre) Mtrachlet. Einige Daten, die dieser Tafel Mtnommen sind, mögen vielleicht vvn Interesse Min. In dieser Periode von 40 Jahren trat ^er letzie Schneefall siebenundzwanzigmal nach dem 31. März, sünfzehnmal nach dem 14. April, fünfmal nach dem 1. Mat und zwei mal nach dem 15. Mai ein. Man sieht also, daß ein Schneefall am 17. April für den Fachmann nichts Ueberraschendes hat. Aber auch die Menge des gefallenen Schnees kann nicht als eine ganz außergewöhnliche bezeich net werden. Es ist vom 17. auf den 18. dieses Monats eine Niederschlagshöhe von 13,1 Millimetern auf der Hohen Warle verzeichnet worden. Dies bedeutet die Höhe, mit der der geschmolzene Schnee den Booen bedecken würve. Die wirkliche Schneetiefe ist an nähernd zehnmal so groß — also rund 13 Zentimeter. Diese Niederschlagshöhe wurde ebenfalls schon einige Male bedeutend über troffen. Die größte Schneemenge, die seit vierzig Jahren im Frühling gemessen wurde, fiel in der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1885; die Niederschlagshöhe betrug damals 51 Millimeter, die Schneehöhe also über einen halben Meter. OertliÄeS und Sächsisches. Bretnig. Am 19. April tagte in Dresden der Turnausschuß de« Meißner Hoch- land-Turngaus, um in Sachen des am 14. Juni in Oderneukirch stattfinoenden Gauturn- feste» die nötigen Bestimmungen zu treffen. Danach soll am Festsonntag früh '/,7 Uhr ein nach der deutschen Wettlurnordnung ge wertete» Einzelwettturnen (Dreikampf) am Reck, Barren und Pferd abgehalten werden. Vorm. ^11 Uhr Turnen der Stabübungen, welche die Sachsen in Nürnberg zur Vor führung bringen werden. Hielan schließt sich ein von sämtlichen Stabturnern auszusühren- der Dauerlauf von 500 Metern. Mittags »/z1 Uhr Aufstellung zum Festzuge. Nach Ankunft auf dem Festplatze erfolgt sofort der Aufmarsch und die Vorführung der allge meinen deutschen Stabübungen für Nürnberg und alsdann die Sieger-Verkündigung vom Wettturnen. Hierauf findet ein Probeturnen der Gauriegen für Nürnberg am Reck und Tisch und während und nach demselben Ver- eins-Riegenturnen statt. Ein allgemeines Kürturnen oder dergleichen bildet den Schluß des turnerischen Teile». Dresden, 20. April. Die beiden Königl. Amtthauptmannschasten von Dresden haben die für Sonntag den 3. Mai seitens der Sozi aldemokraten geplanten Masse numzüge heute untersagt. — Se. Exzellenz der Generalleutnant und Kommandeur der 3. Division Nr. 32 Hingst ist in Genehmigung seines Abschiedsgesuches init Pension und der Erlaubnis zum Fort- tragen der Generalsuniform mit den vorge schriebenen Abzeichen zur Disposition gestellt worden. Se. Majestät der König hat dem Ge nannten da» Großkreuz des A^brechtsordens verliehen. Zum Kommandeur der 3. Division Nr. 32 ist Se. Exzellenz der Generalleutnant von der Armee von Stieglitz ernannt worden. — Ein fatales Abenteuer erlebte vorige Woche ein Soldat der Dre»dner Garnison. Derselbe war mit wohlhabenden Freunden mit dem nicht mehr ungewöhnlichen Mittel eines bequemen Automobils nach Bautzen gefahren Solange als möglich hielt man sich natürlich in dieser gastlichen Stadt auf, um dann in sausendem Tempo heimzukehren; um 12 Uhr nacht» läuft ja der gewährte Urlaub ab. Der UrlaubSpaß de» Soldaten liegt bei den Eltern in einem Dresdner Vororte und muß erst ge holt werden. Da, o Schreck, mitten auf öder Landstraße, noch 2^ Meilen von der lieben Kaserne entfernt, steht das Fahrzeug still! Das Benzin ging zu Ende. Mu Mühe schiebt man den kraftlosen Selbstfahrer in einen allbekannten Gasthof, in dem zu später Stunde noch einige fröhliche Zecher weilen, und mit dem Ruse: „Benzin, ein Königreich für etwas Benzin!" stürzt man in die Gaststube. So fort kommt die freundliche Wirtin mit einem Fläschchen herbei. Aber ihr Benzin reicht wohl zum Reinigen der Sonntagshandschuhe und allenfalls noch für den Shlips des ge strengen Eheherrn, nicht aber für den Durst de» Riesenvehikels. Da saust ein Radfahrer hinaus in die Nacht — in den Nachbarort. Vergeblich, da» gefährliche Benzin lagerte im Keller und der gewiffenhafteDrogist wagt nicht, er herauf zu holen. Die Mitternacht kommt immer näher. Da bringt der zweite der aus gesandten Radfahrer keuchend einen Riesen- dallon Benzin von 7 Kilo Inhalt herbeige schleppt. Die Fahrt geht weiter; aber die Tore der Kaserne haben sich längst geschlossen und mit trüber Miene seufzt der arme Soldat: „Wäre ich doch mit der Bahn gefahren und nicht mit diesem heimtückischen Aut!" — Herr Standesbeamter Oskar Weigert au» Dresden, bisher Gemeindevorstand von Löbtau, wurde zum Bürgermeister von Elster berg gewählt. Es lagen insgesamt 80 Be- werbungrgesuche vor. Freiberg, 18. April. Ein 3'/z Jahre alter Knabe in Freibergsdorf hatte vor mehreren Wochen ein Zehngrammgewicht aus Messing verschluckt. Am 27. Februar wurde das Ge wicht im Dresden-Friedrichstädter Kranken- Hause von Herrn Medizinalrat Dr. Lindner durch eine der schwierigsten Operationen, den Speiseröhrenschnitt, glücklich beseitigt. Am Karfreitag hatten die Eltern die Freude, ihr Kind als geheilt nach Hause holen zu können. Flöha, 18. April. Zur Warnung für Obstzüchter sei folgendes mitgeteilt: Um die Blutlaus gründlich zu vertilgen, hatte ein hiesiger Grundstücksbesitzer die Stämme seiner Aepfelbäume von unten bis oben mit Teer angestrichen. Da» Mittel hatte einen über raschenden Erfolg, er ist nicht nur die Blut laus, sondern auch seine schönen Aepfelbäume los geworden, denn letztere sind infolge des Teeranstrichs im Laufe des Winters abge storben. — Verschiedene Blätter brachten die Mit teilung, daß der zu 1 Jahr 3 Monaten Ge fängnis verurteilte vormalige Bankdirektor Exner in einem Coupee zweiter Klasse von Leipzig nach Zwickau transportiert worden sei. Hierzu wird nun in einem Leipziger Blatte bemerkt, daß ein solcher Transport nichts Ungewöhnliches ist. Jeder Verurteilte, wer e« auch sei, kann, wenn nicht besondere Erwägungen dem entgegenstehen, in dieser Weise nach dem Orte seiner Internierung gebracht werden, sofern er nämlich die Kosten für sich und seinen Transporteur bezahlt Namentlich werden hier Rücksichten auf den Verkehr und da» reisende Publikum maß gebend sein; eventuell müßte der zu Trans portierende rin ganzes Coupee für sich und den Begleiter bezahlen. Unter der gleichen Voraussetzung kann er auch in der Droschke nach dem Gefängnis gefahren werden. Für den Transport Exners war da» Geld von sei ner Frau zur Verfügung gestellt worden, da Exner bekanntlich behauptet, er besitze nicht«. Natürlich Hal er auch sein „Gepäck" mitge nommen ; denn wohin sollte es führen, wenn jeder, der rechtskräftig verurteilt wird, das Gepäck, das er bei seiner Verhaftung besaß, an Ort und Stelle lassen wollte? Daß Ex ner im Landesgefängnis in derselben Weise behandelt wird wie jeder andere Gefangene und nicht im allergeringsten anders, ist selbst verständlich. — (Weiße Ostern im Schwarzwald.) Recht winterlich ging es zu Ostern im Schwarzwald zu. Davon erzählt die Postkarte eines jungen Leipzigers, des Sohnes einer angesehenen Augen arztes. Er hatte bis vor kurzem noch die Niko laischule besucht, um dann als Mulus ins badische Land zu ziehen. Am 1. April trat er als Einjähriger in das 5. badische Infam terie-Regiment Nr. 113 ein. Ostern brachte ihm den ersten viertägigen Urlaub. Der mußte ausgenutzt werden in Freiburgs herr licher Umgebung. Aber wie? Berg und Tal lag unter Schnee und Eis begraben, also galt e» einen Ausflug auf Schneeschuhen nach dem Feldberg zu machen Der im Ski-Lauf wohl geübte Sohn Les Mars und der Freiburger Alma mater unternahm die mühe- aber auch reizvolle Bergfahrt trotz des heftigen Schnee gestöber«, das Weg und Pfad zur Unkenntlich keit verweht hatte. Allein auf die Karte und den Kompaß angewiesen, gelang es dem mu tigen Ski-Läufer, nach neunstündiger Fahrt den Gipfel zu erreichen, von wo er die er wähnte Ansichtskarte absandte, die von tiefem außergewöhnlichen und interessanten Osteraus flug Kenntnis gab. Weniger glücklich und erfolgreich war ein zweiter junger Leipziger, der demselben Sport huldigt und ebenfalls den Feldberg befuhr. Er blieb unterwegs im Schnee stecken und mußte längere Zeit aus harren, bis ihm die willkommene Erlösung ward. — Der Raubansall gegen zwei bejahrte Frauen au» Görschnitz und den Gemshäusern bei Fröbersgrün im Vogtlands scheint doch noch ein Opfer zu fordern. Die Verletzungen der 63jährigen Handelssrau Künzel, die im Elsterberger Krankenhause untergebracht ist, sind so schwerer Natur, daß man um das Leben der Frau besorgt ist. Das Messer drang dicht neben der Schlagader tief in den Hal» ein. Den Attentäter hat man noch nicht fassen können. Zschopau, 15. April. Der unter dem Namen „Otternkönig" allgemein bekannte Ar beiter Findeisen, eine originelle Persönlichkeit, ist dieser Tage gestorben. Findeisen war ein passionierter Waldgänger und hatte in den letz ten Jahren Tausende von getöteten Kreuzottern eingebracht. Die dafür ausgemorssnen Fang prämien bildeten einen wesentlichen Teil seines Einkommens. Leipzig, 16. April. Bei dem Neubau der Kirche zu Kleinzschocher hat sich ein bedau erlicher Unglücksfall ereignet. Ein dort be schäftigter 16 jähriger Maurerlehrlmg trat auf dem im Innern der Kirche errichteten Gerüst fehl, stürzte aus einer Höhe von 9 m herab und war sofort tot. — Am Sonnabend abend haben fast sämt liche Tischlergehilfen in Plauen im Vogtlands, einige Hundert an Zahl, gekündigt. Die Ar beiter wollen infolge der gegenwärtigen flotten Bautätigkeit die Forderung um 20 Prozent Lohnerhöhung erzwingen. Die Meister wollen Gehilfen aus Dresden, Leipzig und Chemnitz engagieren.