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Allgemeiner Anzeiger : 04.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190303048
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-04
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 04.03.1903
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politische Aunälckau. Deutschland. * Der Kaiser hat den Regierungs-Präsi denten v. Waldow in Königsberg zum Ober- Präsidenten der Provinz Posen er nannt. *Der Kaiser einen Neudruck der Gewehr-Schießvorschrift für die Fußartillerie genehmigt, wodurch die bisherige gleiche Vorschrift ungültig geworden ist. In der neuen Vorschrift gelangt die Wichtig keit des Schießens mit dem Gewehr für die Fußartillerie zum vollen Ausdruck, da diese Waffe sich selbst zu schützen hat und einer be sonderen Bedeckung durch Infanterie nicht bedarf. *Jn München erregt es Aufsehen, daß der Prinz-Regent Luitpold sich bei der Feier des 40 stündigen Gebets am Ascher mittwoch durch den Prinzen Ludwig vertreten ließ. Gerüchte, daß der Prinz-Regent regie rungsmüde sei, tauchen immer wieder auf. Man spricht von einem Rücktritt am 12. März, dem Geburtstage, und erwägt bereits eine Ver fassungsänderung, um dann den Prinzen Lud wig zum König zu proklamieren. (?) *Jn der Donnerstags-Sitzung des Bundes rates wurde dem Ansschuß-Antrage betr. die Erweiterung des Freihafengebiets in Hamburg die Zustimmung erteilt. * Gegen die Ansetzungder Reichtags wahlen auf die erste Juniwoche führt die ,Köln. Ztg.' einen Umstand ins Feld, der bisher noch nicht hervorgehoben wurde, nämlich die Abhaltung ... des großen Sängerfe st es in Frankfurt a. M., für das auch das kaiserliche Paar seine Anwesenheit zugesagt hat. An diesem Sängerfeste werden aus allen Gauen unseres Vaterlandes Tausende und Abertausende von Wählern teilnehmen, die durchweg dem Mittelstand und den staatserhaltenden Parteien angehören. Sie alle würden bei den Wahlen fehlen, und dadurch wäre gerade der Sozial demokratie der größte Dienst geleistet. * Die deutsche Einfuhr war im Januar mit 3 203 699 Tonnen um 236 743 Tonnen, die Ausfuhr mit 3149758 Tonnen um 675 500 Tonnen größer als im Januar 1902. * Die F e l d p o st n a ch W e st i n d i e n ist, da die dortigen Wirren beendet sind, jetzt wieder aufgehoben worden. Wie das Reichspostamt bekannt macht, können Post sendungen an und von Personen der Besatzung der deutschen Kriegsschiffe in den westindischen Gewässem nicht mehr als Gegenstände der Feldpost befördert werden, sondern es gelten für den Postverkehr mit diesen Schiffsbesatzungen von jetzt ab wieder die im Verkehr mit den deutschen Kriegsschiffen im Auslande allgemein bestehenden Portosätze. *Jn Berlin ist am Mittwoch nach der Schablone des Bundes der Landwirte ein „Bund derKaufIeut e", der in derselben Weise die Interessen des Kaufmannstandes, wie der erstgenannte die der Landwirtschaft vertreten will. (Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe.) *Jn der Begründung der dem Preuß. Ab geordnetenhause zugegangenen Eisenbahn- vorlage wird darauf hingewiesen, daß für die Provinzen Posen und 'Westpreußen besonders hohe Mittel zum schleunigen Ausbau notwendiger Bahnen vorgesehen sind, um die deutsche Ansiedelung nach Möglichkeit zu fördem. Hiervon dürfe eine wirksame Unter stützung und Kräftigung des Deutsch tums in diesen Provinzen mit Recht erwartet werden. — Auf die östlichen Landesteile über haupt entfallen von den 15 geplanten Neben bahnen elf, für die 35,3 Millionen von ins gesamt 52,8 aufgewendet werden sollen. * In Neu-Breisach wurde, wie die ,Frkf. Ztg/ meldet, ein im Fortifikationsbüreau angestellter Zeichner, namens Müller, unter dem Verdachte des Landesverrats ver haftet. Das französische Kriegsministerium war in den Besitz von Photogrammen der Forts bei Geiswasser gelangt, wovon die deutsche Re gierung Kunde erhalten hatte. Man stellte Nachforschungen an, welche schließlich auf einen K Trnggold. 43 z Roman von Anna Seyffert-Klinger. (NorNktmiao „Sie sehen mich untröstlich," sagte schluchzend die Baronin. „Mein Mann fühlte fich heute morgen so wohl, daß er eine halbe Stunde mit mir im Garten spazieren ging; als ich ihn dann verließ, befand er fich unter der Obhut eines treu erprobten Dieners." „Ich hatte eine erregte Unterredung mit dem Herrn Baron," bemerkte Klarius ruhig, „ich hatte keine Ahnung, daß er leidend war." „Auf welche Weise stellte fich die Ohn macht ein?" fragte der Arzt, Klarius scharf fixierend. Er erwiderte den Blick mit aller Gelassen heit. „Der Herr Baron sprach erregt, da quoll plötzlich ein Blutstrom aus seinem Munde und er brach bewußtlos zusammen." „Wenn Sie eine Differenz mit dem Herrn Baron gehabt haben, so darf er jetzt weder Ihre Stimme hören, noch dürfen Sie fich ihm zeigen, es könnte in diesem Falle der Tod un mittelbar eintreten." „Was mich hierher führt, kann ich auch mit der Frau Baronin erledigen," bemerkte Klarius, seine Stimme unwillkürlich dämpfend, „der Herr Baron braucht mich gar nicht wieder zu Gesicht zu bekommen." „Um so besser." Der Arzt traf seine An ordnungen und empfahl fich dann. „Sie wünschen mich zu sprechen, Herr Klarins," sagte die Baronin nervös, „vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, fich in wenigen kleinen Kreis von Personen führten, welche die Photogramme geliefert haben konnten. Aus diesem Kreise wurde alsdann der Zeichner Müller ermittelt und verhaftet. Frankreich. *Der Fehlbetrag des französischen Budgets für 1901 beläuft sich auf 125 Mil lionen, desjenigen für 1902 auf 129 Millionen; das diesjährige weist bereits 29 Millionen Defizit auf. Zur Deckung desselben scheint eine Anleihe unvermeidlich zu sein. Holland. *Die auf Aus stände von Eisen bahnangestellten bezüglichen drei Gesetz entwürfe, welche der Ministerpräsident Dr. Kuyper in der Zweiten Kammer einbrachte, liegen jetzt gedruckt vor. Es wird u. a. bestimmt, daß Staatsbeamte und alle in einem öffentlichen Dienstzweige oder im öffentlichen (Nsenbahn- dienste beschäftigte Personen, die sich weigern, Arbeiten, welche sie unternommen haben oder zu denen sie durch ihren Dienst selbst ver pflichtet sind, auszuführen, mit 6 Monat Gefängnis bestraft werden können; die Strafe kann, wenn Zusammenrottung von zwei oder mehr Personen vorliegt, für die Schuldigen und die Führer des Aufstandes bis auf 4 Jahr Gefängnis erhöht werden. Die jetzige Eisenbahn-Kompanie des Heeres soll so organisiert und verstärkt werden, daß sie den Dienst auf einigen Strecken, wenn auch nur in beschränktem Maße, ausführen kann. * Von einer Einmischnng Deutschlands in die niederländische Au s st a n d s fr a g c faseln nach wie vor holländische Blätter. So unsinnig derartige Nachrichten sind, verdienen sie doch als Zeichen des unüberwindlichen Mißtrauens nnd der unfreundlichen Gesinnung beachtet zu werden, von dem die Niederländer nach wie vor gegen das Deutsche Reich beseelt sind. So schreibt jetzt der holländische ,Telegraaft: In wohlunter richteten Kreisen, und darunter sind zunächst zn verstehen Kreise, die ein feines Gefühl haben für die Ereignisse hinter den Kulissen und für Strö mungen in den obersten Schichten, ist wohl hin reichend bekannt, daß doch etwas vorliegt mit Deutschland; daß die deutsche Regierung durch den Mund ihres Gesandten im Haag unsere Regierung ernstlich an ihre Verpflichtung gemahnt hat, namentlich auch dafür zu sorgen, daß der inter nationale Verkehr fortan unbehindert und gesichert bleibt und ebenso der Postberkehr. Balkanstaaten. * Uber das macedonische Reform projekt lautet in Sofia das allgemeine Ur teil abfällig. Die Macedonier erklären auch viel weitergehende Reformen für unannehmbar, wenn ihre Durchführung von den Mächten nicht garantiert werde. Die amtlichen Kreise schweigen, da keine offizielle Mitteilung des Projekts an Bulgarien erfolgt ist. Am schärfsten äußert fich bisher gegen die Reformen das Organ Karawelows ,Preporetzsi ,Das Blatt ,Wetscherna Poschta' nennt das Projekt einen „internationalen Zynismus" und predigt Krieg und Auf st and. Den noch ist zweifellos auch ein Teil der Mace- donier gewillt, die Durchführung der vorge schlagenen Reformen abzuwarten, bevor sie das Projekt ganz verwerfen. * Der Belgrader Appellationsgerichtshof bestätigte das Urteil gegen den Rechnungsrat Arsa Ala wantitsch. Dieser war wegen Teilnahme an dem Putschversuche, den sein Bruder Rade Alawantitsch im vorigen Jahre in Schabatz unternommen hatte, zu fünf Jahr Kerker verurteilt worden. * In Griechenland soll durch einen am Dienstag der Kammer vorgelegten Gesetzentwurf das Oberkommando, das bisher der Kronprinz inne hatte, abgeschafft und ersetzt werden durch Einrichtung eines einzigen Armeekorps, das den Kronprinzen zum Chef haben soll. Blätter in Athen behaupten, daß diese Maßnahme ohne Zustimmung des Königs getroffen sei. Afrika. * Chamberlain hat am Mittwoch Südafrika wieder verlassen. Bei der Abreise in Kapstadt wurden ihm enthusiastische Kundgebungen dargebracht. (Am 25. November Stunren wieder her zu bemühen. Ich bin jetzt fast außer stände —" „Ich bedaure sehr, in diesem Falle unhöflich erscheinen zu müssen, metne Angelegenheit er dulde! keinen Aufschub, auch bitte ich den Herrn Doktor an der Unterredung teilzunehmen." „Meine Verwandte kommen soeben von der Reise,' sagte Lisa unmutig, „wir trafen auf der Straße zusammen —" „Unsereiwegen beunruhige dich nicht, Kind," nahm jetzt Dr. Siemann das Wort, „wir haben starke Nerven. Und ich muß dem Herrn unbe dingt zustimmen; was ihn auch hierher führen mag, es ist am besten, wenn es seine Erledi gung umgehend findet." Klarius verbeugte fich mit unverhülltem Hohn. „Warte, du Großmogul," dachte er, „du sollst schon klein werden." „Dieser unheimliche Mensch I" dachte die Baronin; fie zitterte und bebte vor Aufregung. „Gewiß handelt es fich wieder um die alte, unselige Manuskript-Angelegenheit. Vielleicht bietet er uns die Handschrift für Geld an und dem Baron war der Preis zu hoch — ich gehe auf jedes Angebot ein." Das war beschlossene Sache bei ihr. Freilich steigerte fich ihre Spannung in zwischen bis zur Unerträglichkeit. „Ich bitte, mir in ein anderes Zimmer zu folgen," sagte fie, der Notwendigkeit fich fügend. Doch kaum sand fie die Kraft, die wenigen Schritte zurück zulegen, die Empörung gegen den Eindringling und das Mitleid mit ihrem schwer leidenden Gatten lähmten fie förmlich. Die Baronin wählte ein Zimmer, wo man trat Chamberlain in Portsmouth die Fahrt nach Südafrika an, am zweiten Weihnachtstag landete er in Durban.) Zus ciem Aeickstage. Der Reichstag erledigte am Donnerstag zunächst debattelos einige Petitionen. Sodann wurde die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern beendet bis auf einige in der Budgetkommission steckende Positionen des Extraordinariums. Eine längere Debatte über sozialpolitische Fragen entstand noch beim Kapitel „Reichsversicherungsamt". Auf Anregung des Abg. Crüger (frs. Vp.) terlte Staats sekretär Graf Posadowsky mit, der Gedanke, das Sparwesen mit den Jnvalidenversicherungsanstalten zu verbinden, sei lediglich in einer Zeitung aufqe- tancht. Die Regierung hätte auch nicht im entferntesten eine solche Absicht. Am 27. v. wird ohne Diskussion eine Anzahl Petitionen erledigt. — Darauf folgt die erste Be ratung der Novelle zum Krankenversiche rungs-Gesetz. Die Novelle bestimmt in der Hauptsache, daß das Krankengeld nicht, wie bisher, nur 13, sondern 26 Wochen gezahlt wird. Ferner soll jetzt auch den Geschlechtskranken Krankengeld gezahlt werden, und außerdem erfährt die Wöchnerinnen-Unterstützung eine Ausdehnung von 4 auf 6 Wochen. Staatssekretär Graf Posadowsky: Bei der Verabschiedung des Jnvalidcn-Gesetzes forderte der Reichstag einmütig in einer Resolution, daß die Zahlung des Krankengeldes auf 26 Wochen ver- liGgert würde. Diesem Wunsche wagen wir jetzt Rechnung. Der vorliegende Entwurf enthält so große Vorteile, daß seine Erledigung dringend erwünscht ist. Der bisherige Zustand, daß mir 13 Wochen Krankengeld gezahlt wird, während die Jnvaliden- pension erst nach 26 Wochen gezahlt wird, kann im Interesse der Arbeiter nicht aufrecht erhalten werden. Die Differenz von 13 Wochen kann den Arbeiter in die größte Not bringen. Am besten wäre es wohl, wenn man das Kranken-, das Invaliden- und das Unfallversichcrungsgesetz in einem großen Arbeitcr- Fürsorge-Gcsctz vereinigte. Doch ist jetzt noch nicht die Zeit dazu. Der Reichstag wird sich einen schönen Ruhm erwerben, wenn es ihm gelingt, die mit der Novelle geplante Verbesserung noch durchzu setzen. Abg. Gamp (frcikons.) wundert sich darüber, daß die Regierung erst jetzt mit dem Entwurf ge kommen sei. Wenn der Bundesrat drei Jahre zu diesem Gesetz brauchte, könne man dem Reichstag doch nicht zumnten, daß er das Gesetz in vicrund- zwanzig Stunden erledige. Die Acrzte-Frage sei auch längst spruchreif und müsse bald erledigt werden, wie würden jetzt die Arzte von den sozial demokratischen Krankenkassen behandelt I Gegenüber dem niedrigen Arzte-Honorar könne man geradezu von einem Notstand der Arzte und von Hungcr- löhnen reden. Auf dem Lande brauche man keine obligatorische Krankenversicherung, denn die wägen die Landwirte im Herzen. (Lachen bei den So zialdemokraten). Durch solch ein törichtes Lachen schaffe man die Tatsachen nicht aus der Welt. (Präsident Graf Balleswem: In diesem hohen Hause lacht man nie töricht.) Slbg. Gamp (fortfahrend) führt aus, daß die ländlichen Arbeiter auf Jahres- konwakt angestellt seien und daß auch ohne Kassen zwang für sie gesorgt würde. Er beanwage, das Gesetz an eine Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen. Abg. Spahn (Zw.) dankt der Regierung für die Einbringung des Gesetzentwurfes und hofft, daß wenigstens die 26 wöchentliche Krankengeldzahlung Gesetz werden möge. Die Aufnahme der Geschlechts kranken in das Gesetz könne er nicht billigen. Wer sich durch geschlechtliche Ausschweifungen eine Ge schlechtskrankheit zugezogen habe, könne auch die Kosten dafür wagen. Abg. Molkenbuhr (soz.) führt aus, die Vor lage gehe seinen Freunden nicht weit genug. Wes halb schließe man immer noch die ländlichen Arbeiter von der Krankenversicherung aus? Grundsätzlich müsse die Krankenversicherung auf alle Arbeiter aus gedehnt werden, welche der Invalidenversicherung unterworfen seien. Was die Arztesrage anbelange, so sei die Behauptung ganz unzutreffend, daß die Arzte gerade durch die Krankenversicherung proleta- risiert worden seien. Bei Erhöhung des Arzte- honorars würden die Krankenkassen jedenfalls das Krankengeld für die erkrankten Arbeiter herabsetzen müssen. Ganz überflüssig und zweckwidrig sei das Fortbestehen der Gemeindeversicherung, sowie der Jnnungs- und der Betriebs- (Fabriks-) Kranken kassen. Keinesfalls dürfe, dem Verlangen Spahns entsprechend, auch künftig die Fürsorge für die Ge schlechtskranken unterbleiben, denn gerade dadurch treibe man diese Kranken den Kurpfuschern in die Arme. Slbg. v. Endemann (nat.-lib.) betont, daß man bei der immer steigenden Zahl der Geschlechts- Wanken diese in das Gesetz miteinbeziehen müsse, das Aechzen und leise Stöhnen des Schwer- kranken nicht hören konnte. „Es ist eine geschäftliche Angelegenheit, die Sie zu uns führt, Herr Klarius?" fragte fie dann, nachdem alle Platz genommen. Auch Käthe war geblieben, ohne den erstaunten Blick ihrer Schwägerin zu beachten. „Ohne Umschweife also," begann Klarius, „in meinem Besitz befindet fich, wie Ihnen be kannt sein dürste, die Handschrift des ver storbenen Prozessor Götte —" Käthes ungestümes Lachen unterbrach den Sprechenden. Er sah betroffen auf. Käthes Schelmenaugen blitzten ihn in unverhülltem Uebermut an. „Haben Sie auch genau nach gesehen oben in dem Bücherregal der kleinen, dunklen Bude, Herr Klarius S Jedenfalls wäre es schade, wenn Sie nur dieser Handschrift wegen die weite Reise nach Rom unternommen haben sollten." Die Baronin sah von einem zum andern. Auch ihr Bruder lächelte so eigen malitiös. Klarius war aschfahl geworden. Aus großen, entsetzten Augen starrte er die Doktorin an. „Also Sie — Sie waren es —" Das mochte gegen seinen Willen über seine Lippen kommen, er hätte die wenigen Worte gern zurückgezwungen, doch es war zu spät. „Jawohl, ich habe den alten Schmöker be seitigt, mein Herr, in Ihrem eigenen Kamin ist er in Flammen aufgegangen, reisen Sie nur heim, vielleicht findet fich noch der Aschenrest vor, wahrscheinlich aber ist er bereits nach allen Windrichtungen hin verflogen. „Es ist nicht wahr — darf nicht wahr um diese Krankheiten nicht in die Familie zu ver-s schleppen. Sehr bedauerlich ist es, daß man dies Arzte bei Ausarbeitung dieses Gesetzentwurfs nicht " gehört hat. Die Regelung des Verhältnisses der> Krankenkassen zu den Ärzten fehlt. Daher ist die Novelle überaus lückenhaft. Redner beantragt ebenfalls Überweisung der Vorlage an eine Kom-' Mission. Abg. v. Richthofen (kons.) protestiert gegen; die Unterstellung des .Vorwärts', als wollten dies Konservativen das Zustandekommen dieses Gesetzes! verschleppen. Seine Freunde wünschten vielmehr das! Zustandekommen des Gesetzes. Sie seien auch mit« allen drei Hauptpunkten der Vorlage einverstanden,» auch mit der Krankengeldgewährung an Geschlechts-s wanke. Die tatsächlichen Verhältnisse machten das; nun einmal notwendig, so sehr man das auch be-I dauern möge. Abg. Lenzmann (frs. Vp.) wünscht gleichfalls« das Zustandekommen des Gesetzes noch m dieser! Session. Mit den Hauptbestimmungen der Vorlage« erklärt sich Redner einverstanden. Einer Kommissions-i beratung bedürfe es eigentlich kaum, falls nicht irgend s wer die Absicht habe, durch Einbeziehung weiterer I streitiger Fragen das Gesetz für diese Session zu I verhindern. Da die Aerztefrage einmal angeregtt sei, so wolle aber auch er erklären, daß die freie i Arztwahl das Nichtigste sei. Abg. Hoffmeister (frs. Vgg.) erklärt sich mit den Hauptpunkten der Novelle einverstanden. Die I freie Arztwahl würde der Ruin der meisten Kranken kassen sein. Abg. Rösicke-Dessau (frs. Vgg.) spricht der Regierung seinen Dank aus dafür, daß sic in diesem Falle, um mit dem früheren Staatssekretär l v. Bötticher zu reden, „die Korinthen aus dem Platz" herausgcsncht habe. Er empfehle, die Kranken versicherung auch auf die landwirtschaftlichen Arbeiter auszudehnen. Abg. Raab (Antis.) drückt seine Frende aus über die drei wesentlichen Reformen, welche die Vor lage bringe, und wünscht, daß wenigstens noch die Handlungsgehilfen in die Krankenversicherung cin- bezoaen werden müßten. Staatssekretär Graf Posadowsky betont noch, die Lage der ländlichen Arbeiter sei zu ver schieden von der der anderen, sodaß deren Kranken versicherung seineMit nur durch besonderes Gesetz erfolgen könne. Wolle man das Gesetz, so solle man jetzt alle weitergehenden Wünsche zurückstellen. Mg. Arendt (frcikons.) erklärt noch, um irrigen Schlüssen aus den Gampschen Auslassungen vorzubeugen, auch seiner Partei liege die Verab schiedung dieses Gesetzes am Herzen. Hierauf geht die Vorlage an eine Kommission. »andla«. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Donners tag vom Eisenbahnetat das Kapitel „Besoldungen". Die Redner aller Parteien brachten Wünsche nach Gehaltsverbesserung und Rangerhöhung der Eisen bahnbeamten aller Kategorien zum Ausdruck. Minister Bndde sagte wohlwollende Prüfung und möglichste Berücksichtigung der vorgctragcnen Wünsche zu nnd wies auf die sehr erhebliche Vermehrung der Be amtenstellen sowie ans die erhöhten Zuschüsse für die Wohlfahrtscinrichtungen seiner Verwaltung hin. Nach allem, was in dieser Richtung geschehen und in Aussicht genommen sei, könne der Eisenbahn- verwallnng nicht der Vorwurf gemacht werden, daß sie cs an Wohlwollen für ihre Beamten und Arbeiter fehlen lasse. Am Freitag erledigte das Abgeordnetenhaus zu nächst die Etats des Herrenhauses und des Ab geordnetenhauses. In der darauf fortgesetzten Be- ratuna des Eifenbahnetats wurden von den Rednern aller Parteien zahlreiche lokale Wünsche, insbesondere bett. Bahnhossneubauten bezw. -Umbauten, geäußert. Der Etat wurde erledigt. Am Schluß der Beratung erklärte der Minister ebenso wie am Donnerstag ber der Erörterung der Beamtenbesoldungen, daß alle vorgetragenen Wünsche geprüft und nach Möglichkeit berücksichtigt werden würden. Von l^ak unä fern. Deutschland voran! Bei Gelegenheit eines internationalen Stelldicheins beim eng lischen Konsul zu Malaga wurde nach der Scheibe geschossen. Amerika, Deutschland, England, Frankreich und Spanien waren ver treten. Zum Schluffe schlug ein Amerikaner vor, es solle der beste Schütze jedes Volkes für seinen Staat je sechs Schüsse abgeben. Bei diesem Wettschießen ging Deutschland als glänzender Sieger hervor: der junge Spalding (invalider Garde-Schütze) schoß 70 Ringe, es folgte England, vertreten durch den 1. Offizier der Fregatte „Calliope", mit 48 Ringen und nach Frankreich und Spanien blieb Amerika mit 18 Ringen letzter. an fin Vt Lu rät km drc He Ml! S« Gc in rich tag der Fis zöf nm der Ku des Fis die son enb koli ein« kan crw nah vett von rich best im kne ein« Unl Bei auf Frc Sck 189 nan wm such Ber belp Ein beg« gesc sch» vor dürs Blä die St. Des zu verr ,Ng »fid fän; dur« Web kalt« mar The Thc W- begi und tut Bett Leer nur, sehe! die Ihn richte Hote Maj Mot f Auf > W— Tru< sein I" klang es wie ein Aechzen aus todwunder Brust. x Doch die Baronin war schon auf ihre '".r Schwägerin zugeeilt, um fie weinend und lachend Ubn zugleich zu liebkosen. „Also das hast du ge- Doch tban! Für deinen Mann, für mich! Käthe, Lewa Käthe, für diese Heidenthal werde ich dir nie genug danken können." Wen Der Doktor hatte fich erhoben. „Vermut lich wollten Sie eine Erpressung auf meinen Schwager ausüben und konnten nicht handels einig werden." Er trat dicht zu ihm heran: „Wenn der Baron stirbt, so haben Sie seinen Tod auf dem Gewissen." Er hatte so leise ge sprochen, daß die Damen, die ohnhin lebhaft plauderten, ihn nicht verstehen konnten. Klarius erhob fich taumelnd. Mit er loschenem Blick sah er vor fich hin; als er er kannte, daß ihn überhaupt niemand mehr be achtete, wankte er hinaus. „Verspielt — alles verloren —" das kam in mehrfacher Wiederholung von seinen Lippen, immer dieselben Worte, dumpf mit einer schreck lichen Betonung. Er stand wieder auf der Straße, jetzt selbst wie ein Schwerkranker. Er wankte vorwärts. Ins Hotel, wo Winkler ihn vielleicht bereits erwartete, um sein Kapital zu fordern? Wo zu jeder Stunde Depeschen für ihn eintreffen konnten immer desselben Inhalts, daß man Geld brauche? Geld! Aus der Erde konnte er es auch nicht stampfen. Zugeflogen war ihm ja das Katte schimmernde, allmächtige Gold in Riesenmengen, doch wie gewonnen, so zerronnen — es war ein, ! rechn L Es z wärt, borük A Tiber blitze, raune Nur leisen umstr ein Schlr I Klarn Hiobs große Sege; A Nacht
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