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verließ, und Sie berufen sich auf diese Person, von der Sie nicht einmal Missen, ob sie lebt, als Zeugin für die Identität des vier jährigen Mädchens mit der jungen Dame, Ihrer Braut/' „Ich werde noch andere Zeugnisse ins Treffen - führen. Wie ich Ihnen bereits sagte, bewohnten Herr Horaz von Malden und seine Frau während der wenigen Jahre ihrer Ehe ein Haus in Holborn. Ihre Kleine wurde dort geboren und nach vier Jahren unmittelbar von Holborn nach dein Hause.in der Bondstraße ge bracht, wo sie unter der Obhut des alten Herrn Wilburg aufwuchs. Das Datum ihrer llebersiedelung von Holborn wird zü dem Datum ihrer Ankunft in der Bondstraße passen, auch wäre es sonderbar, wenn wir in Holborn nicht Leute finden sollten, die sich der plötz lichen Abreise des Kindes erinnerten und auf das Datum schwören könnten." „Was beschwören einwandsfreie Zeugen nicht Alles! Sie er wähnten vorhin den Namen Wilburg. Ist der, von dem Sie sprachen, ein gewisser Noland Wilburg?" „Nein, es war der Vater dieses Roland, den ich meinte." „Eine übelbeleumdete Familie, soweit ich mir nach den Be ziehungen zwischen Roland Wilburg und meinem verstorbenen Klienten, Herrn Horaz von Malden, ein Urteil bilden kann." „Von Roland Wilburg, der gestern im Krankenhause starb, läßt sich nicht viel Gutes sagen, aber sein Vater ist ein braver Mann, und er ist es, der Lucie erzog und aus gewissen Briefen von Horaz von Malden an Roland entnahm, daß Lucie die Tochter Maldens ist." „Roland Wilburg ist tot, und diese Ansprüche werden erst nach seinem Tode erhoben?" „Ich verzichte auf eine Fortsetzung unserer Unterhandlungen und werde mich an einen Anwalt wenden, der höflicher und weniger mißtrauisch ist." „Seien Sie doch nicht so empfindlich, Herr Doktor. Bitte, nehmen Sie gefälligst wieder Platz, und lassen Sie uns die Sache in aller Ruhe besprechen. Von der Familie Malden stehe ich nur noch mit Fräulein von Malden, der Tante Horaz von Maldens in Verbindung." „O, diese Dame muß schon sehr alt sein." „Gegen achtzig. Würden Sie mir gestatten, die Briefe durch zusehen, die »Lie vorhin erwähnten?" „Ich habe sie mitgebracht," entgegnete Doktor Rolling, dem Anwalt das Briefbündel und das Medaillon mit den beiden Bildern überreichend. „Ja, das ist die wohlgetroffene Photographie Horaz von Maldens," rief der Anwalt, die Bilder in der geöffneten Kapsel betrachtend. „Und das sind seine Briefe?" Doktor Andly las sie sorgfältig durch. „Diese Briefe haben für Ihre Angelegenheit toenig Wert," sagte er endlich. „Es ist nirgends mit Bestimmtheit ausgesprochen, daß es sich um ein Kind Horaz von Maldens handelt." „So werde ich noch überzeugendere Beweise herbeischaffen müssen," rief Doktor Rolling ärgerlich. „Ich werde nach Holborn gehen und den Besitzer des Hauses ausfindig machen, in dem die Maldens wohnten, die Kinderfrau, den Arzt, der sie behandelte, und Glied an Glied reihen, bis die Kette der Beweisführung ge schlossen ist, die Lucie Malden zu ihrem Recht verhelfen soll. Wie lange, bitte, überlebte Horaz von Malden seinen Onkel Reginald?" „Fast zehn Jahre. Ein Jahr nach Reginald von Maldens Tode heiratete der Neffe ein junges Mädchen aus ebenbürtiger Familie, das ihm eine etwas tyrannische Frau gewesen sein soll. Sie schenkte ihn: zwei Söhne und eine Tochter. Die drei Kinder starben noch vor den Eltern, die Frau noch zwei Jahre vor ihrem Mann. Horaz von Malden starb ganz plötzlich, ohne ein Testament hinterlassen zu haben. Nach dem Testament seines Onkels beerbte Josef von Malden den Vetter, wenn dieser kinderlos aus dem Leben schied." „So gehören die Maldenschen Güter von rechtswegen Lucie?!" „Gewiß, wenn Sie beweisen können, daß sie die eheliche Tochter Horaz von Maldens ist. Betrauen Sie mich getrost mit dieser An gelegenheit, ich werde für die Sache thnn, was in meinen Kräften steht. Die Briefe werde ich sofort abschreiben lassen, die Originale nehmen Sie gleich wieder mit." „Ich würde sehr gern Fräulein von Malden sprechen, die alte Dame, als deren Gesellschafterin Luciens Mutter nach Eng land kam." „Augenblicklich ist sie in Brighton. Wenn Sie wünschen, gebe ich Ihnen einen Empfehlungsbrief an sie mit." „Ich nehme Ihr freundliches Anerbieten mit Dank an. Morgen fahre ich in Begleitung meiner Braut nach Brighton. Sie ist dem Bilde Judith Pigeons so wunderbar ähnlich, daß sie der alten Dame zweifellos auffallen wird." Der Anwalt und Doktor Rolling schieden im besten Ein vernehmen, Andly nicht siegesgewiß, aber bereit, all' seinen Scharf sinn für das Recht der benachteiligten Waise anzustrengen, der Arzt voll Zuversicht auf gutes Gelingen. ! 35. Dankmar Wilburg vernahm die Nachricht von dein Tode seines Sohnes mit der Standhaftigkeit eines Römers, doch unter dieser scheinbaren Ruhe verbarg sich der tiefste Schmerz. Die Er innerung des alten Mannes kehrte zu längst vergessenen Tagen zurück, zu einer Zeit, wo das hübsche, kluge Gesicht des Kindes ihm der einzige Hoffnungsstern am freudlosen Horizont war. „Wie geriet der Knabe nur so schnell auf Abwege?" fragte er sich. „War es angeborene Schlechtigkeit oder der böse Einfluß seiner Blutter?" Ein Schmerz blieb ihm erspart. Er erfuhr nicht, daß der Sohn, den er einst so innig geliebt, versucht hatte, ihn durch Gift aus den: Wege zu räumen. Daß Roland nahe daran gewesen, zum Vatermörder zu werden, wußte er, denn er hatte das Messer ge sehen, das der Sohn gegen ihn erhoben, aber selbst diesen Angriff konnte er für eine unüberlegte, in einem Anfall von Raserei be gangene That halten. Lucie, die wieder bei ihm war, bemühte sich, ihn von seinen trüben Gedanken abzulenken. „Du bist ein gutes, liebes Kind," sagte er, bemerkend, was sie ini Sinne hatte. „Du bist immer aufrichtig und treu gewesen." „Ach, mein Großpapa," erwiderte sie, „ich glaubte zu thun, was recht war, wich aber von der geraden Linie der Pflicht ab. Ich muß Dir endlich bekennen, daß Du durch mein Verschulden bestohlen wurdest." „Unsinn, mein Kind, Du scheinst zu Phantasieren." „Nein, nein, Großpapa, ich sage Dir die reine Wahrheit," seufzte Lucie und erzählte ihm dann, wie sie dem wegmüden Wan derer Obdach gewährt, und wie er ihr Vertrauen mißbraucht hatte. „Weine nicht, Lucie," beruhigte er sie, „ich bin Dir nicht böse. Vielleicht hätte ich mich selbst dazu verleiten lassen, ihm zu glauben, wenn er mich so lange gebeten hätte. Also mein Sohn war es, der mich bestohlen hat. Er ist tot, wir wollen ihm verzeihen und chn vergessen." Der alte Mann zog sich früher als gewöhnlich zurück, und als Doktor Rolling erschien, war er schon zu Bett gegangen, was dem jungen Arzt nicht angenehm war. Er berichtete Lucie über seine Unterredung mit dem Rechtsanwalt Andly und übergab ihr die Briefe und die Bilder ihrer Ellern. „In einigen Tagen möchte ich mit Dir einen Besuch bei Deiner Großtante, Fräulein von Malden, machen," schlug er ihr vor. „Hanna kann uns als Anstandsdame nach Brighton begleiten." „Ach, ja, es wäre mir eine große Freude, die alte Dame kennen zu lernen." Am nächsten Morgen erbat Doktor Rolling von Wilburg die Erlaubnis zu dem Ausflug nach Brighton. Nachdem ihm Alles mitgeteilt worden war, erklärte er sich einverstanden mit den von Rolling unternommenen Schritten und billigte es vollständig, daß Lucie sich ihrer Großtante vorstellte. „Werde ich aber durch die so veränderten Verhältnisse nicht meine Enkelin verlieren?" fragte er, „wird Fräulein Lucie von Malden sich des armen Antiquitätenhändlers nicht schämen?" „Ich mich Deiner schämen, Großpapa? Hast Du nicht all' die Jahre für mich gesorgt und mich erzogen, als wäre ich wirklich Deine Enkelin gewesen?" „Fitt Dich gesorgt!" wiederholte der alte Mann seufzend. „Ich glaube, es war umgekehrt. Du sorgtest für mich, Du warst der einzige Sonnenstrahl meines Hauses und hast Dich unbemerkt in mein Herz geschlichen, obwohl ich es mit aller Gewalt vor Dir zu verschließen versuchte." Tags darauf fuhren Doktor Rolling, seine Brant und seine Schwester nach Brighton, die Verlobten zukunftsfreudig und glück lich, Hanna, noch niedergebeugt von den jüngsten Erlebnissen, in trauriges Nachdenken versunken. Doktor Rolling und Lucie begaben sich zu Beatrix von Malden, Hanna wartete in einer nahe gelegenen Konditorei auf den Bruder und die Schwägerin. Eine Dienerin öffnete ihnen die Thür. Doktor Rolling über- gab ihr das Empfehlungsschreiben des Rechtsanwalts Andly und seine eigene Karte und fragte, ob Fräulein von Malden die Güte haben würde, ihn und seine Begleiterin zu empfangen. Die alle Person verschwand, kehrte aber nach wenigen Minuten, zurück und ersuchte die Herrschaften, sich nach dem Wohnzimmer zu bemühen. Fräulein von Malden, in einen Sessel zurückgelehnt, ihre lang stielige Lorgnette in der Hand, musterte die Gäste mit neugierig forschenden: Blick. „Treten Sie näher," meine Liebe," sagte sic, sich freundlich zu Lucie wendend. „Setzen Sie sich hier neben mich. Sie, Herr Doktor, nehmen wohl gegenüber Platz. Bitte, was bedeutet die wunderliche Geschichte, die mir Andly in seinem Brief erzählt? Mein Neffe Horaz und Judith Pigeon sollen mit einander ver- heiratet gewesen sein? Das scheint mir fast unmöglich!" „Und doch giebt das Kirchenbuch von St. James in Picca- dckn /cla ' m Hoi: Hu jür Adop Mijp mack das, den, deute 'Mutt eine Eros; 'st, 2 neu, ' siedel licke" nocl; l Mire illeick -/uns ich N sich di cruud lünei druck Mein Re-- mw!" seii, " her b mrd : ockm 'muck D urilicl einer ein m "Id b ÜMUM ch. UN 'M N Dl 'lichte wcku, ors e Nanu, ck vo ducke tüe lUUUU lenu .Nucke 'in, er etriiqe Di M da lllen. Lv „N Z Lv Dii alle ve äckßeu Tn i solgt Ilte il; Ob -umm