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In wenig Worten, aber vollLmmen wahrheitsgetreu, erzählte er die nächtliche Szene im Waltz, den Versuch des Mordgesellen, in die Hütte zu dringen, und wwer ihn durch einen Schuß nieder gestreckt hatte. „In jener schauerlichen Mimte beherrschte mich vor Allein der Gedanke," fuhr Doktor Roling mit bebender Stimme fort, „daß der Mörder, der den treuer Genossen in Not und Gefahren heimtückisch umgebracht hatte, ncht, wie er mich glauben machen wollte, vom Hunger überwältig, kanibalifchen Gelüsten nachge geben, sondern dem treuen Dieser die ihm von uns anvertraute Summe gestohlen, sich Dir iniDeiner Hilflosigkeit nicht nahen durfte. Ich hatte ihn gewarnt ud ihm gedroht, wenn er je wagte, unsere Schwelle zu überschreiten würde ich ihn niederschießen wie einen Hund, lind ich hielt Wog." „Bist Du sicher, daß Du ih zu Tode getroffen hattest?" „Ohne Beweise wird ihr diese Versicherung kaum genügen. Sollte ich mich darin täuschen und sie einwilligen, Deine Frau zu werden, wünsche ich Dir von Herzen Glück." Trevor verließ den Freund in der Absicht, mit dem nächsten Zuge wieder nach Gilford zu fahren. 16. Das stille Glück, das Doktor Rolling bisher in der Nähe seiner Braut empfunden hatte und die Aussicht auf eine gemeinsame frohe Zukunft, waren jetzt durch neue Zweifel und Sorgen getrübt.. Sein Gemüt war von dem Geheimnis schwer bedrückt, daß der Mann, den er erschossen hatte, der Vater des von ihm so heiß geliebten Mädchens war. Merkwürdigerweise schien Lucie seine tiefe Ver stimmung nicht zu gewahren, wogegen ihm eine Veränderung in ihrem Wesen auffiel. Wyndham in äie sUisle. Nach der Zeichnung von M. Flashar. .Frau und dons ziehen, bereitet sen für km?" „Selbst wenn die Wunde Mt unmittelbar tödlich war, muß er bald daran gestorben sein, llas ich zuletzt von ihm sah, war, daß seine Faust, die den Fensstrahmen gepackt hielt, sich löste, ich, und wir hal ten uns Beide ge nau an die von Dir empfangenen Vorschriften." — „Ist Frau Wynd- Ham auch darauf bedacht, nie in zu Rate Sag', wer die Spei den Kran „Sollte ein Verdacht gegen mich in ihrer Seele aufgestiegen sein?" fragte er sich, „doch nein, ihre Liebe zu mir hat keinen Wandel erfahren. Es muß etwas Anderes sein, was sie so schwer mütig macht." — „Beunruhigt Dich etwas, Lucie?" erkundigte er sich am Abend, als sie, was jetzt so oft ge schah, wieder wie geistesabwesend vor sich hinstarrte; „bist Du um Dei nen armen Groß vater besorgt? Es scheint ihm nicht so gut'zu gehen wie vor hrei Wo chen. Ich muß Dir sogar beken nen, daß sein ge genwärtiger Zu stand mir ein Rätsel ist; ich ver mag keine Ursache dieses plötzlichen Rückschrittes zu entdecken. Wenn in einigen Tagen keine Besserung eintritt, werde ich einen der berühm testen Aerzte Lon- das Letzte, was ich horte, daß ersijt einem Schmerzgeheul dröhnend niederstürzte. Mir schwanden d, Sinne, und ich brach ohnmächtig zusammen. Daß ich dann an eui. Gehirnentzündung erkrankte und lange zwischen Tod und Lebm Dankte, ist Dir bekannt. Als ich wieder zum Bewußtsein erwajo, konnte ich mich anfangs auf Nichts besinnen. Erst nach löste sich die Erinnerung an jenen Auftritt im Walde aus verworrenen Vorstellungen, die meine Seele durchfluteten." „Würdest Du den Mensches Mistet haben, wenn Du gewußt hättest, welche Rolle er im Lebsi Deiner Schwester spielte?" „Im ehrlichen Kampf, ohn Bedenken" „Du warst das Werkzeug Vorsehung, Julius, an Deiner Stelle würde ich ganz ebenso gehudelt haben wie Du. Die Haupt sache ist, daß er nicht mehr lebtch„d Deine Schwester frei ist!" Doktor Rolling zuckte schaui^d zusammen. „Was!" rief er, „Du willst verraten, das ihr Mann durch meine Hand den Tod sth, Du willst mein grausiges Ge heimnis verraten?" „Gestatte mir wenigstens, itz. s^n, daß er ihr auf Erden nicht mehr begegnen kann, daß tot ist." einem nicht Pein- lich sauberen kupfernen Gefäß zu kochen?" — „Wir besitzen gar kein kupfernes Geschirr. Wie kommst Du auf diese Frage?" ' „Großpapa hat in der letzten Zeit öfter über Uebelkeit geklagt, ein Umstand, den ich mir nicht erklären kann." „Wäre es Dir lieb, wenn ich die Speisen für Großpapa selbst bereitete?" „Sehr lieb. Noch angenehmer wäre es mir, wenn Du Alles, was für Großpapa bestimmt ist, in dem Zimmer neben dem des alten Herrn auf einem Spirituskocher zurecht machtest. Auf diese Weise kannst Du ihm stets sofort reichen, was er zu haben wünscht.. Wird Dich die unausgesetzte Pflege, deren Großpapa jetzt bedarf, nicht zu sehr ermüden?" „Wo denkst Du hin? Auch steht mir unser alter Wyndham, der Großpapa seit fünfundzwanzig Jahren bedient, treu zur Seite." „Und hast Du volles Vertrauen zu ihm?" „Vertrauen?" wiederholte Lucie mit verwunderter Mene. „Ich kenne die Wyndhams, so lange ich lebe, und habe mich genug- sam davon überzeugt, wie treu ergeben sie dem Großvater sind. Was sollte mich veranlassen, ihnen zu mißtrauen?" (Fortsetzung folgt.)