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Allgemeiner Anzeiger : 19.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190211191
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19021119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-19
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.11.1902
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KEschr Kuv-lcha». Deutschland. * Der Kaiser hat am 15. d. den Besuch bei seinem königlichen Onkel abgebrochen und ist nach Clüton Lowther, dem Schlosse des Earls os Lonsdale, abgereist. *Jn den letzten Tagen haben, wie die ,Nat.- Zig/ bestätigt, wiederum Besprechungen des Reichskanzlers mit Abgeord neten stattaefunden, am Dienstag mit Mt- gliedern der Mehrheit, am Mittwoch mit national- liberalen. Nach allem, was man darüber hört, stehen aber die Dinge auf dem alten Fleck; die Beschlüsse über die Mindestzölle find der Stein des Anstoßes geblieben, der sie bisher gewesen, und außerdem haben die Zentrums- Mitglieder vergeblich einen neuen Versuch ge macht, die Bewilligung von Diäten behufs Ermöglichung der dauernden Beschlußfähigkeit der Mehrheit zu erlangen. *Das Reichs-Eisenbahnamt hat einen neuen Entwurf über die Verladung und Beförderung von lebenden Tieren auf Eisenbahnen cingebracht; neben Wünschen der Landwnischa't wird insbesondere der Tier schutz berücksichtigt. * Gutem Vernehmen nach find die Vorbe reitungen zu einem Gesetzentwurf für kauf männische Schiedsgerichte so weit gediehen, daß alle früher geltend genachten Bedenken und entgegerstehenden Schwierigkeiten als beseitigt angesehen werden dürfen. * Dem braunschweigischen Landtag ist am Donnerstag eine Regierungsvorlage zuge- gangen zur authentischen Auslegung des Regent schaftsgesetzes von 1879. Nach dieser Vorlage wird das Regentschaftsgesetz aus drücklich dahin ausgelegt, daß bei einem etwaigen Wechsel in der Person des erbberech igien Thronfolgers die Regentschaft nicht aufzuhören hat, sondern so lange bestehen bleibt, bis ein an der aktellen Ausübung der Regierung nicht behinderter erbberechtigter Thronfolger die Reg e rung an tritt. *Nach dem jetzt vollständig vorliegenden Resultate der hessischen Landtags- Wahlen verlieren die Nationalliberalen von ihren bisherigen 21 Manda en sechs, behalten also im neuen Landtage nur noch 15, so daß fie nicht mehr in der Lage find, mit irgend einer der übrigen Fraktionen allein eine Mehrheit zu bilden. Zu jeder Majoritätsbiidung werden in Zukunft minsestens drei Fraktionen zusammen halten müssen. Den bedeutendsten Zuwachs hat die freifinnige Partei zu verzeichnen, fie wächst von zwei Mitgliedern auf fünf an. Die Sozialdemokraten behaust en ihren Besitzstand mit sechs Mandaten. Die entschiedene Luke zählt somit jetzt statt der bisherigen acht Köpfe deren elf, zu denen noch mindestens drei Partei lose kommen. Das Zentrum behält 7 Sitze. "Der ausschweifenden Nachricht eines italieni schen Blattes über Aeußerungen des Gouver neurs von Deutsch-Ostafrika ist ein Dementi alsbald gefolgt. Der Gouverneur Graf Götzen hat telegraphisch erklärt, daß er nur von dem Vorkommen goldhaltiger Quarze gesprochen habe. Oesterreich-Ung»«,. *DaS österreichische Abgeord netenhaus war om Donnerstag der Schau platz wüster Szenen. Nrch einem heftigen Wort- wechsel zwischen den Abgg. Größt uno Sehnal gerieten Deutsche und Tschechen ins Handgemenge, daS auch nach der not wendig gewordenen Unterbrechung der Sitzung aufs neue auSzubrechen drohte. Schließlich gelang eS einigen Abgeordneten, ihre erregten Parteigenossen zu beschwichtigen und auf ihre Plätze zurückzubringen. *Jm ungarischen Reichstage sprach der oppositionelle Abgeordnete Pichler über Sol- datenmißhandlungen im ungarischen Heere. Ec führte statistische Daten an, wonach im Bereiche deS 10. Armeekorps Przemysl im Jahre 1901 nicht weniger als 80 Selbstmorde, 70 Selbstverstümmelungen schweren Grades, 12 Selbstmorde unter Offizieren und 40 Wahn- finnsfälle unter gemeinen Soldaten vorgefallen seien. Ein Soldat habe infolge der erlittenen Mißhandlungen Sprache und Gehör verloren. 725 Soldaten seien zu Zuchthaus und schwerem Kerker verurteilt worden. Diese Statistik wirft ein grelles Schlaglicht auf die Zustände im ungarischen Heere. * In polititschen Kreisen Ungarns bildet das Auftauchen einer neuen Militär- Affäre den Gegenstand lebhafter Erörte rungen. W-e aus Szegedin gemeldet wird, hat der Orerst des Regiments Baron Fejervary zwei Untero fizieren in der Reserve die schrift liche Verständigung zukommen lassen, daß ihre Ernennung zu O fizieren unmöglich sei, da fie Wr-M«rr-g Lrirdrich August von Gldenburg feiert am 16. d. seinen 50. Geburtstag. Gerade dar letzte Jahrfünft seines Lebens hat dem Fürsten in feinem Hause die Erfüllung seiner Wünscht, die Sicherstellung der direkten Erbfolge, gegeben und ließ ihn an der Seite seiner zweiten Gemahlin, der Herzogin Elisabeth zu Mecklenburg, ein ungetiübteS Familtenglück finden. 1897 wurde ihm der Erb- großherzog Nikolaus, 1901 die Herzogin Ingeborg Alix geboren. Der Großherzog ist bekannt als eifriger Förderer unserer Marine. Aus eigenen Mitteln Hai er ein Schulschiff ausgerüstet und allent halben durch Wort und That sein Streben sür Er weiterung unserer Flotte gezeigt. dcrdeutschenSprache nicht mächtig seien. Die Angelegenheit dürfte von der UaMLngiz- keitsparlei im Abgeordnetenhause zur Sprache gebracht werden. Frankreich. "Die französische Kammer erteilte am Donnerstag der Regierung in der Flotten- frage ein Vertrauensvotum. Luxemburg. * Staatsminister Wchen teilte am Donners tag in einer Abteiluugrfitzung der Kammer die Grundzüge des Vertrages mit, der am Diens tag in Berlin -wischen dem Deutschen Reich und Luxemburg über die Ver längerung des Zolloereinsvertrages und des Beiriedes der Wilhelm-Luxemburg-Bahn bis 1959 unterzeichnet wurde. Der Zollvertrag ist der gleiche wie bisher. Der Bahnver - trag enthält eine Reihe neuer Bestimmungen. Italien. * Zwischen dem König von Italien und dem Sultan fand am Donnerstag aus Anlaß des Geburtstages des Königs Viktor Emanuel zur Besiegelung der Versöhnung nach Beilegung des Konfliktes wegen der Vorgänge im Noten Meer ein herzlicher Depeschenwechsel statt. Spante«. "Sagasta scheint sein neues Mini sterium doch unter Dach und Fach bring-n zu können: er selber wird das PMsium, General Weyler unseligen Manischen Ange denkens das Heerwesen übernehmen. Amerika. "Die Regierung von Mexiko beringte auf Antrag des Ministers für das KultuS- wesen die obligatorische Einführung der deutschen Sprache in staatlichen höheren Lehranstalten Mexikos und die Aufhebung des Unterrichtszwanges für die französifche Sprache vom 1. Januar 1903 ab. "In Venezuela wird durch einen Erlaß des Präsidenten Castro Caracas wieder zur Hauptstadt und zum Sitz der Regie rung bestimmt. Die Zerstreuung der Aufrührer dauert fort. "Die bolivianische Regierung organisiert eine neue Expedition nach Acre. 2000 Mann sollen dorthin abgehen. Afrika. "Die aufständischen Kabylen in Marokko haben bei Benider eine Nieder lage erlitten. Sie sandten darauf eine Ab ordnung an den Gouverneur von Tetuan, die um Verzeihung bitten sollte. Die Reisenden, welche die Kabylen verhaftet halten, wurden in Freiheit gesetzt. Nunmehr ist Ruhe eingetreten. Ans dem Reichstage. Der Reichstag beriet am Donnerstag über den Antrag Atcbbichler auf Abänderung der Geschäfts ordnung dahin, daß bei namentlichen Abstimmungen der laute Zuruf ersetzt wird durch die Abgabe von Abstimmungskarten. Zu diesem Antrag Aichbichler sind nicht weniger als 19 soziatdemokratsiche Amende ments eingegangen. Zunächst begründete Abg. Spohn kZenir.) kurz den Antrag. Abg. Singer beantragte Uebergang zur einfachen Tagesordnung. Der An trag wurde in namentlicher Nostimmung abgelehnt und die Debatte über den Antrag Aichbichler weiter geführt. Nachdem ein von der Rechten und dem Z'Nirum gestellter Schlutzantrag in namentlicher Ab stimmung angenommen, beantragten die Sozial demokraten über ihre 22 Zumtzanträge zum Antrag Aichbirbler ebenso viele namentliche Abstimmungen, doch wurde nach längerer Getchäfrsordnungs-Debatte der Gegenantrag der Majorität, über sämtliche sozialdemokratische Abänderungtianträge summarisch zur Tagesordnung überzusgehen, angenommen und darauf die Weiterderatung vertagt. Am 14. d. wird die Diskussion über den Antrag Aichbichler auf Abänderung der Ge schäftsordnung fortgesetzt und gemäß dem Donnerstags-Beschlusse zum Antrag Spahn zu nächst die Frage verhandelt, ob die sozialdemokrati schen Aenderungsanträge durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt werden sollen. Für Tagesordnung spricht Abg. v. Tiede mann (sreikonl.), welcher aussllhrt, diese 19 An träge seien entschieden eine Verhöhnung der Unter zeichner des Antrages Aichbichler, sie wollten auf Umwegen Wieder die namentliche Abstimmung in die Geschäftsordnung hineinbringen. Abg. Südekum (soz.): Der Zorn hat Sie zur Einbringung des Antrages Aichbichler verleitet, und der ist immer ein schlechter Berater. Der Zorn hat Sie auch geleitet bei diesem Anträge auf Ueber gang zur Tagesordnung, den wir nach wie vor für nicht zulässig halten. Daß unsere Amendements eine Verhöhnung der Mehrheit bedeuten, ist eine ganz unhaltbare Behauptung. Herr Spahn hat ja selbst zugestcmden, daß der Antrag Aichbichler Lücken habe, diese wollten wir mit unseren Amendements auS'üllen. Unter großer Unruhe beginnt die namentliche Ab stimmung über den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung über die sozialdemokratischen Amende- mentS. Während Vizepräsident Graf Stolderg- Wernlgerode die Schrinsührer zum Namensaufruf ausfordert, beginnt der Aog. Thiele (soz.) zur Frage stellung zu sprechen, hört aber auf, nachdem der Präsident eS als Irrtum erklärt, daß er ihm daS Wort erteilt habe. Der Antrag v. Normann wird sodann mit 1S4 gegen 76 Stimmen bet zwei Enthaltungen an genommen. Abg. Südekum: Herr Präsident, ich habe mir erlaubt, schriftlich einen Antrag auf Uebergang zur einfachen Tagesordnung über den Antrag Aichbichler einzureichen. Präsident Graf Ballestrem: Dieser Antrag ist durchaus unzulässig. Er ist deshalb nicht publi ziert worden, weil er direkt gegen die Geschäfts ordnung verstößt. Abg. Südekum hält daran fest, daß der An trag auf Uebergang zur Tagesordnung auch nach Schluß der Diskussion gestellt werden könne. Präsident Graf Ballestrem erwidert, er könne dem Vorredner nicht folgen, denn 8 53 der Geschäftsordnung besage ausdrücklich: Im Laufe derselben Diskussion dürfe der einmal verworfene Antrag nicht wiederholt werden. Die Beratung des Antrages Aichbichler sei noch nicht beendet, denn es stehe noch die Abstimmung bevor. Deshalb wider spreche daS Verlangen des Abg. Südekum der Geschäftsordnung. Abg. Südekum ersucht, seinen Antrag der Entscheidung des Haufes zu unterbreiten. Präsident Graf Ballestrem gibt diesem Er- suchen statt. Bei der Abstimmung erheben sich aber nur die Sozialdemokraten zu Gunsten des Antrages Südekum. Nun erfolgt die Abstimmung über den Antrag Aichbichler, der mit 187 gegen 78 Stimmen ange nommen wird. DaS HauS tritt darauf in die Fortsetzung der zweiten Beratung des Z o lltarifg e s e tz es ein. Präsident Graf Ballestrem: Mein« Herreni Wir hätten jetzt eigentlich die Abstimmung über 8 9 vorzunehmen. Es ist mir indessen soeben ein Antrag deS Abg. Brömel zugegangcn, über die zu diesem Paragraphen gestellten Anträge der Abgg. Frh. v. Wangenheim und Herold zur einfachen Tages ordnung überzugehen. Dieser Antrag ist zulässig nach dem Beschluß, den das HauS am DonnerStag gefaßt hat. Darauf begründet Abg. Brömel feinen Antrag. Nachdem Abg. Spahn kurz gegen den Antrag gesprochn, findet über diesen die erste namentliche Abstimmung nach dem durch den Antrag Aichbichler festgestellten Verfahren statt. Nach etwa 20 Minuten kann der Präsident daS Ergebnis mittetlen. Der Antrag Brömel ist mit 197 gegen 71 Stimmen bei drei Enthaltungen ab gelehnt. Hierauf erfolgen die Abstimmungen zum 8 9 de» Zolltarifgesetzes. Der Antrag Herold, ent gegen dem KommissionSbeschluß die Eirfuhrscheine nicht auch auf Sämereien und Saaten auSzudehnen, wird angenommen. Ueber den sozialdemokratischen Antrag, die ge- mischen Transitlager nicht von einem BrdürsniS ab hängig zu machen, wird namentlich abgesiimmt. Die Ablehnung erfolgt mit 196 gegen 71 Stimmen. Die Abstimmung nahm diesmal zwölf Minuten in Anspruch. Weiler wird namentlich abgestimmt über den sozialdemokratischen Antrag, die gemischten Lager wenigstens nicht von einem dringenden, sondern nur von einem Bedürfnis überhaupt abhängig zu machen. Der Antrag wird abgelehnt mit 197 gegen 67 Stimmen. Weiter werden die Anträge v. Wangenheim, Brömel und Goihein abgelehnt und der Paragraph schließlich in der durch den Antrag Herold modi fizierten Fassung angenommen. Nach Erledigung des 8 9 gibt es einen Zwischen fall, indem sozialdemokratischerseitS gegen den Schrift führer Himburg der Vorwurf erhoben wird, die Stimmkarten nicht ordnungsgemäß etngesammelt zu haben. Als Abg. Himburg hiergegen protestiert, ruft ihm Abg. Antrick (soz.) zu: „Nicht wahr!" und erhält einen Ordnungsruf. ES folgt dann die Beratung des 8 10. Dieser läßt Zollkredite zu, begrenzt sie aber auf drei Monate. Ein Antrag Albrecht will die Stundung der Zölle auf sechs Monate zulassen. — Der Ab satz 2 des Paragraphen hebt die Zollkredite für Getreide, Hülsenfrüchte, Raps, Rübsen, Müllerei- und Mälzerei-Erzeugnisse gänzlich auf. Ebenso für Sämereien und Saaten. Etn Antrag Brömel und ein Antrag Albrecht wollen dielen Absatz ganz streichen- Ein Antrag Herold will den Sämereien und Saaten Zollkredite zugestehen. Abg. Fischbeck (frs. Vp.) tritt für den An trag Brömel ein, die Schädigung darlegend, welche der Gclrridehandel durch Aushebung der Zollkredite erfahre. Abg. Haase (soz.) äußert sich in gleichem Sinne und empfiehlt zugleich die Stundung auf sechs Monate. Abg. Brömel befürwortet ebensalls seine« Antrag, der berechtigte Hand-lSmteressen wahre, ohne den landwirtschaftlichen Interessen auch nur tm mindesten zu nahe zu treten. Abg. Graf Schwerin-Löwitz (kons.) hält allen diesen Antragstellern vor, daß der Getreide handel ja schon genügend durch die Emfuhrscheine be günstigt sei, indem dadurch der Zoll, der bei der Etnfilhr gezahlt werde, bei der Ausfuhr zmückerstattet Werde. Da könne doch nicht noch die Stundung der Zölle verlangt werden. Abg. Herold (Zentr.) befürwortet seinen An trag, woraus die Debatte schließt. Der Antrag Albrecht aus sechsmonatig« Kredite Wird abgelehnt, der Antrag Herold angenommen. — Der Antrag Brömel-Albrecht, Absatz 2 zu stretchen, Wird in namentlicher Abstimmung mit 183 gegen 61 Stimmen abgelehnt. Hierauf wird die Weiterberatung vertagt. -s : Uo» Uah und Fern. Die Kaiserjacht „Meteor »i die be kanntlich eben erst in Amerika hergestellt worden K Trnggold. 14) Roman von Anna Seyffert-Klinger. Gortsetzun,.1 „Ich glaubte mich zu täuschen, als ich dich aus dem Hotel kommen sah!" entgegnete Heinrich in leichter Verlegenheit. „Was für Be kanntschaften hast du denn dort?" setzte er fragend mit leicht begreiflicher Neugier hinzu. „Baron AlberS ist ein alter Bekannter von mir," gab KlarinS lässig zurück, „ich komme öfter mit ihm zusammen. Doch was mich heute herausführt, das ist etwas ganz Beson deres. Es handelt sich um ein Unternehmen, bei dem wir unter Umständen Hunderttausende verdienen, so zu sagen unser Schäfchen ins Trockene bringen können. „Du solltest dein Kapital, wie ich es mit dem meinigen pethan habe, sicher anlegen, an statt es sogleich wieder in einer Spekulation aufS Sp.el zu setzen!" meinte Hemrich warnend. K arius sah ihn lachend an. „Du willst mir wobt weismachen, daß du kein Geld mehr flüssig hast, mein Junge? Suche mir doch nichts aulzubinden. Du hast deinen Kauf vertrag noch nicht unterzeichnet, ich weiß es auS ganz sicherer Quelle/ „Es ist jedoch gerade so gut, als wäre der letzte Akt bereits vollzogen. Die Verhandlungen find soweit gediehen, daß an ein Zurückweichen weder von der einen, noch von der anderen Seite zu denken ist/ „Das wirst du dir noch sehr überlegen. Ich rechne bestimmt auf dein Kapital, doch nicht autz Eigennutz, fordern aus aufrichtiger Freund- schaft für dich! Ich finde auch einen anderen Teilhaber —" „So bitte ich dich, wende dich an jenen und nimm meinen wohlgemeinten Wunsch für bestes Gelingen eures Unternehmens. Mich aber lasse aus lern Spel! Ich*eigne mich nicht zum Spekulanten. Ich unterschätze den Wert des Geldes keineswegs, trage jedoch ebenso wenig nach dem Besitz von Reichtum Verlangen. Ich bin dir wirklich dankbar, Oskar, daß ich durch deine Anregung ein so schönes Kapital erlangt habe. Lassen wir es bei dem einen Versuch bewenden, ein zweiter würde zweifellos miß lingen/ „Du ungläubiger Thomas, was soll ich nur beginnen, um dich zur rechten Zeit zu einer gegenteiligen Ansicht zu belehren! Ich bin ein Sonntagskind, mir mißlingt überhaupt nichts. Was ich will, das kann ich auch. Und ich will reich werden, das Geld ausstreuen dürfen wie Asche! Was nützen einem Menschen, welcher das Leben in vollen Zügen genießen will, so ein paar armselige Kröten? Uno wie kannst du so kleinlich sein, dir an einer solchen Bettel summe genügen zu lassen? Einem st ebsamen Manne, sür den ich dich bisher doch stets ge halten habe, soll-e der Gedanke, ein eigenes technisches Büreau gründen zu können, doch etwas Verlockendes haben. Oder gehörst du zu denen, welche, um nur nicht selbständig denken und handeln zu müssen, ihr lebenlang geduldig die Schubkarre ziehen und die Säckel anderer füllen?" Die beiden waren während dieses leb haften, erregten Gesprächs weitergegangen. Der wechselnde Ausdruck in Heinrichs Zügen verriet, daß die Worte des anderen ihn keines wegs so ganz gleichgültig ließen. „Woran rührst du, Oskar!" sagte er Vor wurfsvoll. „Ein eigenes technisches Büreau? Das war der Traum meiner Jugend. Ich mußte, um an dem leidenschaftlichen Wunsche, dessen Erfüllung ja vollkommen ausgeschlossen erschien, nicht zu Grunde zu gehen, diesen Wunsch einfach in mir ertöten/ „Nun, desto eifriger solltest du die Gelegen heit ergreisen, um deine Ideen verwirklichen zu können. Sei doch nicht so schwerfällig. Du riskierst absolut nichts. Es handelt sich um ein Eisenbahnunternehmen, an dessen Gründung sich unsere vornehmsten Finanziers beteiligen. Ich selbst erhalte nur durch die Empfehlung des Baron Albers Atrien. Ich dachte zuerst an dich . . . Das Haus bleibt dir für später unbenommen, so leicht findet sich.kein Käufer dazu. Man wird es dir sogar billiger an bieten, sobald man bemerkt, daß dir an dem Zustandekommen des Geschäftes nichts gelegen ist. Also sei kein Frosch und biete dem Glücke die Hand. Wir können alles Nähere sogleich besprechen/ Als die beiden jungen Männer vor dem Hause in der Schloßstraße anlangten, das Hein rich bereits als sein Eigentum betrachtet Halle, war Heinrich schon sür das neue Unternehmen gewonnen. Oskars Bereosamkeit feierte wieder einmal einen unvergleichlichen Triumph. Heute verabschiedete er sich jedoch keines wegs, nun froh, den anderen überredet zu habcn, sondern schon von der Gartenpforte her begrüßte er Anni in seiner ein wenig burschiko sen, einschmeichelnden Manier, während fie herablassend und auffallend kokett den Gruß er widerte. Sie befand sich auf dem Balkon, und vor ihr lag ein aufgeschlagenes Buch, in dem fie eifrig gelesen zu haben schien, welches fie aber hastig zuschlug, sobald fie Oskars ansichtig wurde. „Geheimnisse?" fragte er keck, „darf man nicht erfahren, welche Lektüre Sie treiben?" Und ehe fie eS bindern konnte, hatte er den Titel des Buches gelesen. „Rembrandt als Erzieher! — O weh, da kann ich Ihnen nicht folgen!" „Wohin?" fragte fie lachend, „ich ver stehe von all dem geistvollen Zeug kein einzige? Wort." Nun lachten fie beide. „Und weshalb quälen Sie sich damit ab? Etwa unserem ge diegenen, aber ein wenig altfränkischen Heinrich zuliebe?" „Leider thue ich ihm nichts zuliebe — ich bin überhaupt viel zu gut für ihn!" rief Anni, „Winklers find wirklich gediegene Menschen, ihnen gegenüber erscheine ich mir stets recht klein und unbedeutend." „Das ist, verzeihen Sie, recht thöricht von Ihnen. Wenn wir alle nach einem und dem selben Schema so unausstehlich gediegen sein wollten, wie langweilig müßte die Welt sein. Zudem feiern Oberflächlichkeit und Leicht sinn überall ihre Siege. Ich lobe mir ein flottes, sorgloses Leben. Wer Freundschaft
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