Volltext Seite (XML)
UlMemer Anzeiger. Amtsblatt fiir dir Krtsbehörbe und den Gemeinberal zu Vretnig nsai-'Unreiatr iür die Okkitz i-len GkiKkSSrssort, Hauswaide. .Hraakentdal »nd Umgegend Der Allgemeine Anzeiger erscheint (wöchentlich zwei Via! Mittwoch und Sonnabend IbsunementSprei» inkl. des allwöchentlich deizegebenen „Illustrierten Unterhaltung-blau-«" vi rteljährlich ad Schalter 1 Mark, bei freier Zusenduna durch Bote« in» Hau» l Mark r' Pfennige, durch di» Poft I Wark exkl. Bestellgeld. — — Inserat, bitten wir für die Mittnw»-Hmr,. er bi« Dienstag vormittag ' Inserate, die 4 gespaltene Korpi,szeile 10 Psg., im amtliche« Teile 20 Psg., sawi» Bestellungen auf den Ai gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsdottn jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wieder» Holungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Ubr. tn, die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag Ubr eimm-nden. Kckriftleitung. Vruck unö Verlag vvn N. Kchuvig, Bretnig. 2Z4 Jahrgang. Mittwoch, öen 31. Dezember 1913. Nr- M. Oeffentliche Bekanntmachung. Veranlagung des Wehrbeitrags. Auf Grund des 8 36 des Reichsgesetze« über einen einmaligen außerordentlichen Wehrbei trag vom 3. Juli 1913 (R.G.B. S. 505) werden alle im hiesigen Gemeindebezirke wohnenden Personen, die ein Vermögen von mehr als 20000 Mark oder die bei mehr als 4000 Mark Einkommen mehr als 10000 Mark Vermögen besitzen, oder die Personen mit solchem Vermögen und Einkommen zu vertreten haben, aufgefordert, die Vermögenscrklärung nach dem vorgeschriebenen Vordruck in der Zeit vom 10. Ian«ar Kis einschließlich 31. Januar 1014 an die unterzeichnete Gemeindebehörde schriftlich unter der Versicherung abzugeben, daß die An gaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht sind. Uebcr das Vermögen von Kindern, auch wenn es der elterlichen Nutznießung unterliegt, sind von gesetzlichen Vertretern besondere Vermögenserklärungen abzugeben. Die oben bezeichneten Personen sind zur Abgabe der Vermögenserklärung verpflichtet, auch wenn ihnen eine besondere Aufforderung oder ein Vordruck nicht zugegangen ist. Auf Verlangen werden die vorgeschriebenen Vordrucke von heute ab von der unterzeichneten Gemeindebehörde kosten los verabfolgt. Die Einsendung schriftlicher Erklärungen durch die Post ist zulässig, geschieht aber auf Ge fahr des Absenders und deshalb zweckmäßig mittels Einschreibebriefs. Wer dir Frist zur Abgabe der ihm obliegende» N^msgrnsrrklärnng versäumt, ist gemäß 8 38 des Gesetzes mit Geldstrafe bi« M SOO Mark z«r Abgabe anMhalten» auch hat er eine« Anschlag vo« 8 bi» 10 "/g Kes grschnldetr« Mehrbeitrags verwirkt. Wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben in der Vermögenserklärung sind in de« FH 56 bis 58 des Gesetzes mit Geldstrafen und gegebenen Falles mit Gefängnis bi* ?« sechs Monate« bedroht. Gibt ein Beitragspflichtiger bei der Ueranlagnug r«m Mehrbeitra» oder in der Zwischenzeit seit dem Inkrafttreten des Gesetzes bei der Nerantagnng ;« einer direkten Staats- oder Gemeindesteuer U^rmsge« oder Einkommen an, da« bisher der Kesteuerung durch den Staat oder die Gemeinde entzöge» worden ist, so bleibt er von der landesgesetzlichen Strafe und der Verpflichtung zur Nachzahlung der Steuer für frühere Jahre frei. Als Beitragspflichtiger im Sinne dieser Vorschrift ist jeder anzusehen, der nach §8 10 und 11 des Gesetzes die Voraussetzungen der subjektiven Beitragspflicht erfüllt, ohne Unterschied, ob er nach der Höhe seines Vermögens oder Einkommens Wehrbeitrag wirklich zu entrichten hat oder nicht. Wegen der Vorauszahlung von Beiträgen wirb auf die Bestimmungen in 8 51 Abs. 2 des Gesetzes verwiesen. Freiwillige Beiträge werden von der hiesigen Ortssteuereinnahme angenommen. Bretnig, am 30. Dezember 1913. Dev Gemeindevovstand. Zum neuen Jahre. Heut, wo da» Jahr zur Rüste geht, Da muß man fröhlich singen, Drum laßt, ob sich der Erball dreht, Jetzt laut die Gläser klingen. Da« alte Johr — ein gutes Jahr — Das neue? — noch viel bester! Nun her den Punsch, recht stark und klar, Heut meidet die — Gewässer! Der Punsch, das ist ein Hauvtkujon, Gemischt aus guten Sachen, Den tranken unsre Alten schon; Wir wsllen's auch so wacher. Seht, wie der dawpst! — Kommt nun heran, Stoßt an, wie's alter Brouck ist; Der Punsch, er zeigl's uns deutlich an, Daß alles — Schall und Rauch ist! Das Leben ist voll Bitternis, Doch gibts auch heitre Stunden, Das haben alle wir gewiß Im alten Jahr empfunden. — Im Punsch auch Pomeranzen sind Und dennoch schmeckt gar süß er! Also, die Gläser her geschwind; In Ström»» heule fließ er. Ja, weil das Jahr zur Rüste ging, Woll'n wir das Glas erheben: Solch Neujahr ist ein gutes Ding, Wohl dem, der's darf erleben! Doch'« alte Jahr war gleichfalls gut Und, wem's nicht war nach Wunsche, Der mög' es, daß es friedlich ruht, Begießen stark mit Punsche! Jahreswende — Schicksalswende? Die alten Römer haben die Zeit in der Gestalt des Janus dargestellt, einem nach »or- Närt« und einem nach rückwärts blickenden. Ein Bild, das wir in der Stunde der Jahres wende am tiefsten zu verstehen vermögen. Denn in dieser Stunde schauen auch wir rück wärts und vorwärts. Freilich, es gibt Menschen, die beide« nicht tun, weil sie beides fürchten. Fürchten sie etwa das Nachocnken? Wir aber nicht, und so schweift unser Blick zurück heute. An dem gewaltigen Steinhaufen bleibt er heften, den sie zusummengetragen und ausgetürmt haben und geweiht haben auf Leipzigs alter Walstatt. Da« Jahr der großen Erinnerungen, der Jahr hundertfeiern nimmt Abschied. Noch einmal mahnt es uns, aus den unerhörten Ereignissen jener grundstürzenden Zeit von 1813 zu lernen, was bitter nötig ist. Noch einmal klagt es eindringlich: Ihr habt zu viel gefeiert, zu wlvig gelernt! LUU v^s neue Iahe üustem Vorwurf Recht geben? Wir wollen unsere Gedanke» «eilen lassen bei der Erinnerung von 1813. Was war jenem erlösenden Sturmjahr vorangegangen? Die schauerliche, schmachvollste Erniedrigung unsere« Vaterlandes! Wie war diese möglich geworden? Walter Bloem gibt darauf folgende Antwort: „Gleichgültige Abkehr breiter Massen vom Dien» der Gesamtheit, Ichsucht, Rennen nach Genuß, FrirdenSduselei und unmännliche Scheu vor dem freien Wort, dem kalten Eisen, der rücksichtslosen, selbstlosen Opsertat, das waren die Ursachen zum Untergang gewesen! Und wie wertet derselbe Mann die gewaltigen Ereignisse der Freiheitskrieges? Im Blick aus jene schmachvollen Dinge fährt er fort: Das alles war der innere Feind, der besiegt werden mußte, ehe die Nation sich zusammen- fiiden konnte zum verzweifelten Ansturm gegen äußere Bedrückung. Nicht in Schlachten und Siegen bestand der eigentliche Sinn, die letzte Weihe jener einzigen Erhebung des deutschen Volke«: die sittliche Wiedergeburt, dis innere Gesundung und Erlösung des ganzen Volks körpers war die eigentliche BesreiungStat, der LiegeStag von Leipzig war nur die Bestätigung und Vollendung dieser inneren Entkncchlung. Es ist seltsam, unsere Gedanken können nicht loskommen von dem düster-ernsten Hin weis darauf, daß der sittliche Zustand des heutigen deutschen Volkes eine beklemmende Aehnlichkeit habe mit dem Verfall vo« 1813. Seht euch doch unser Volk von heute an: tagsüber hingegeben dem Fieber des Erwerbs lebens, nachts dem Rausche der jähen Ent spannung nachsetzend, und seht die klaffenden Riffe, die da« Dassin der Nation durchziehen, die Abgründe der Lebensführung und des Empfindens. Sind nicht dieselben verderblichen Strömungen vorhanden; Abkehr.der Massen vom Dienst der Gesamtheit, Ichsucht, Rennen nach Genuß, unmännliche Scheu vor dem freien Wort und der rücksichtslosen, selbstlosen Opsertat? Wer weiß denn, ob die Jahreswende nicht eine Schicksalswende bedeutet? Noch hat da» unheimliche Feuer aas dem Balkan den Welten brand nicht erzeugen können! Wird uns das kommende Jahr davor verschonen? Und wenn e» kommy da» welterschütternde Ringen, wiro unser Volk e» siegreich bestehe» können? Uns deucht, wir haben Grund genug, darnach zu frage», wie die innere Fäulnis in unserm Volke aurzuheben ist! Und wieder lehrt die Geschichten Die Kraft unserer Heiden ven 1813 ersteht uns nur au« der sittlichen Wieder geburt! , Deshalb stehen auch mahnend für alle Zeilen im Völkerschlacht-Denkmal ote vier Koloffalfiguren, welche die Stützen de» deut schen Volke» darstellen: die Tapferkeit, die Opfersreudigkeit, die gesunde Volkskraft und Vie Glaubensstärke! Jahreswende! Das ernste Erinnerungsjahr weicht! Haben wir feine mahnende, warnende Stimme überhört? Jahreswende — Schicksalswende! Das Jahr I9I3 hat unser Volk vor eins Entschei dung gestellt. Je, nachdem sie gefallen ist, ist unsere Zukunft. Heißt sie Losung: Mit Gott! so ist Stärke und Freiheit unser Schicksal. Taumeln wir weiter im Kur» her Jchliebe und der Genußsucht, — nun wir kennen zur Genüge da» Geschick des Reichs der römischen Cäsaren! Oertliches und SäÄMches . Bretnig. Der Vorstand der hiesigen Ortskrankenkasse wählte am Sonnabend den Leberwarensabrikanlen Herrn Paul Seifert zu seinem Vorsitz-nben und den Werkführer Herrn Otto Richter zu dessen Stellvertreter. Bretnig. Wie aus dem Anzeigenteile zu ersehen ist, ist es Herrn Eisold mit vieler Mühe gelungen, den ollerneuesten Film „Das deutsche Turnfest in Leipzig" für Neujahr zu gewinnen. Oec Film ist 1000 Meter lang. Die Vorstellungen beginnen nachmittags. 3 und enden abends 11 Uhr. Herr Eisold hat sich in dankenswerter Weise bereit erklärt, Len Reinertrag dem kiesigen Turnvereins zu gute kommen zu lassen. Wäre schon aus diesem Grunde eia volles Haus zu wünschen, so ist doch der Besuch dieser Vorstellungen auch insofern ga«z besonders zu empfehlen, als man einmal ein Bild von dem bisher größten deutschen Turnfest erhält. Darum am Neujahr: Alle, Erwachsene wie Kinder, in die „Klinke"! Schmiedefeld. Während Herr Wirt schaftsbesitzer und Steuereinnehmer Br. am Abende des 2. Feiertages im Erbgericht weilte, besuchten ihn unbekannte „Herren". Sie stiegen durch ein eingedrücktes Doppelfenster sm und wollten eben den Sekretär genauer untersuchen. Da kehrte der Hausherr zurück und die gestörten Dunkelmänner verließen schleunigst da» ungastliche Haus. Bautzen, 26. Dez. Auf der Linie Bautzen—Radibor—Löbau ist am Heiligen Abend, den 24. Dezember, abends 7 Uhr der von Wsißenoecg kommende Persanenzug auf Bahnhof Baruth auf einen rorl bittenden Güterzug von hinten aufgesahren. Die Loko motive des PeisonenmgeS wurde schwer be schädigt; die Puffer stad abgebrochen und die Maschine selbst ist zusammengevrückt, Der gleichen sind auch die nächstfolgenden G >ter- und Personenwagen bedeutend demoliert. Menschen sind nicht verunglückt; der Lokomotiv führer hat dadurch sein Leben gerettet, daß er im letzten Augenblicke der Gefahr von der Maschine abgesprungen ist. Da» Unglück ist dadurch geschehen, daß die ErnfahrtSweiche zum Bahnhose nicht richtig gestellt und auch nicht beleuchtet war; dazu kam noch, daß vollständige Finsternis herrschte. Um 8 Uhr traf bereit» ein HilsSzug ein, der die Reisenden nach Bautzen weiterbesörderte. — Großes Aussehen erregte am 26. Nov. d. I. die Verhaftung de» früheren Ober- kontrolleurS H-inrich Klemens Paul Sudthoff ter städtischen Straßenbahn in Zittau wegen schweren Diebstahls. Sudthoff bekleidete sein Amt seit dem 15. Oktober 1904 und be zog zuletzt 1900 Mark Jahresgehalt, er lebte in guten Verhältnissen. Außer seinem Außen dienst arbeitete er auch aller 8 Tage 1 Wachs lang in der Zeit von 1 dis 3 Uhr, wenn dis übrigen Beamten Mittagszeit hatten, schriftlich allein im Kontor der Straßenbahn. Dort wurde das in den Zahlkästen der Straßen bahnwagen eingekommene österreichische Geld rn einer verschlossenen Sammelbüchse aufbe- wshrt. Nach eigenem Geständnis hatte sich Sudthoff zu der Büchse selbst einen Nach, schlüssel angeferligt und seit Januar 191S voraus Geld gestohlen, nach seinen Angaben gegen 20 Kronen, um e« angeblich auf Spazier gängen jenseits der Grenze zu verwenden. Die Höhe des entwendeten Betrages ließ sich nicht feststellen, eine zuletzt vsrgenommene heimliche Kontrolle ergab jedoch, dsß er sich allein in der Zeit vom 13. bis 26. November 7 Klonen 3 Heller angeeignel hatte. Seiner bisherigen Unbescholtenheit wegen wurden von der Strafkammer d.« Landgerichts Bautzen mildernde Umstände als vorliegend angenom men, andererseits der grobe Verlrauen»bruch straserschwerend berücksichtigt. Sudthoff wurde zu acht Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt bei Anrechnung der Untersuchungshaft. Zittau. Eine WeihnachtSübecraschung bereiteten die hiesigen städttschen Kollegien au» eigenem Antrieb dem Oberbürgermeister Dr. Kül». Infolge seiner enolgic'chen Arbeit für Vie Stadt wurde ihm eirrstimmig eine GebattS- zulage von 2000 Mark zugesproch^n. Noch vor I^JoKrrli zeigte sich ber fei W h'. Dr. Külz' iunerhsiv der städtischen Kollegien eine starke Spaltung. Diese Spaltung ist j tzt, wie es der obige einstimmige Beschluß erweist, völlig geschwunden.